| Titel: | Ueber die Untersuchung mit Oehl abgeriebener Stoffe, (Oehl-Farben) von Hrn. Henry, Chef der Central-Pharmacie. | 
| Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. CIX., S. 504 | 
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                        CIX.
                        Ueber die Untersuchung mit Oehl abgeriebener
                           Stoffe, (Oehl-Farben) von Hrn. Henry, Chef der
                           Central-Pharmacie.
                        Aus dem Journal de Pharmacie. Novbr. 1826. S.
                              596.
                        Henry, uͤber die Untersuchung mit Oehl abgeriebener
                           Stoffe.
                        
                     
                        
                           Man weiß seit langer Zeit, daß die Farbenverkaͤufer und
                              diejenigen, welche die Gebaͤude bemahlen, die zum Bemahlen des Bauholzes und
                              der Zimmer bestimmte Oehl-Farbe aus einem Gemenge von basisch kohlensaurem
                              Blei (Bleiweiß) und Lein-Oehl zu bereiten pflegen. Man weiß auch, daß sie dieser
                              Substanz basisch kohlensauren Kalk (Champagner Kreide) einverleiben, und dieses
                              Gemenge auf einer Platte von hartem Steine vermittelst eines Laͤufers reiben.
                              Diese Substanz, vollstaͤndig zerrieben, und mit weißen Oehlen, Lein-
                              oder Terpenthinoͤhl angeruͤhrt, constituirt die Oehlfarbe.
                           Man hat oft bemerkt, daß die Mahler aus Gewinnsucht die Quantitaͤt der Kreide
                              in den Oehlfarben so sehr vermehrten, daß der Ueberzug von dieser Substanz, der
                              Wirkung der Luft und des Regens bestaͤndig ausgesezt, in wenigen Jahren
                              weggenommen war.
                           Die General-Administration der Spitaͤler, aufmerksam gemacht, durch die
                              kurze Dauer gewißer Mahlereien, und das bestaͤndige Verlangen sie zu
                              erneuern, hat der Ursache dieses Aufwandes nachgeforscht, und sich durch die
                              Versuche, welche bei der Central-Pharmacie angestellt wurden,
                              uͤberzeugt, daß ihre schlechte Qualitaͤt der wahre Grund der gegen die
                              Bemahler der Gebaͤude erhobenen Klagen war.
                           Alle mit Oehl abgeriebenen Substanzen, welche zum Bemahlen der Etablissemente der
                              General-Administration der Civil-Spitaͤler angewandt werden,
                              werden an die Central-Pharmacie geschikt, und nach einer genauen Analyse
                              werden sie entweder angenommen oder abgewiesen, und im ersteren Falle hat ein
                              Aufseher uͤber ihre Anwendung zu wachen.
                           Wir haben es daher fuͤr nicht uninteressant gehalten, hier die verschiedenen
                              Methoden, welche wir bei der Analyse befolgen, anzugeben, und diejenige, welche dem
                              Zweke am meisten entsprechend befunden wurde, mitzutheilen, im voraus
                              uͤberzeugt, daß es nuͤzlich ist, durch das Bulletin der Arbeiten der
                              Société de Pharmacie, Alles bekannt zu
                              machen, was auf die chemische Analyse Bezug hat, so wie auf die Gegenstaͤnde,
                              woruͤber die Pharmaceuten berathschlagt werden koͤnnen.
                           Ehe wir aber in die Sache eingehen, wollen wir die Aufmerksamkeit noch einmahl auf
                              die ersteren Substanzen lenken, welche die Farben bilden muͤssen. Man wendet,
                              um sie zu erhalten, basisch kohlensaures Blei (Bleiweiß) an. Dieses Salz wird zu
                              Clichy bereitet, oder man bezieht es auch aus Holland durch den Handel. Das Bleiweiß
                              von Clichy ist gewoͤhnlich rein, aber es enthaͤlt zuweilen, wie das
                              aus Holland, eine gewisse Quantitaͤt schwefelsauren Baryt; in der That jedoch weniger (wenn
                              anders dasjenige, welches uns eingeschikt wurde, aus der Fabrik von Clichy kommt).
                              Wir werden weiter unten die Analyse anfuͤhren, welche wir davon gemacht
                              haben.
                           Die Arbeiter behaupten, daß sie Kreide zusezen muͤssen, damit die Mahlerei
                              mehr Geschmeidigkeit bekomme; nach Hrn. d'Allarmi koͤnnen sie
                              oͤfters bloß ein Zwoͤlftel zusezen fuͤr die Mahlereien, welche
                              zu großen Verzierungen bestimmt sind. Aber, unter diesem Vorwande gehen viele Mahler
                              uͤber diese Quantitaͤt. Wir glauben, was uns betrifft, daß sie sich
                              der Muͤhe entledigen koͤnnen, diesen Zusaz zu machen, um so mehr, da
                              die Kreide sich nicht gut mit dem Oehle vereinigt, und der Wirkung des Regens nicht
                              widerstehen kann.
                           Da wir bei unseren Untersuchungen die Absicht haben, die relativen
                              Quantitaͤten von Bleiweiß und Kreide zu bestimmen; so haben wir folgende
                              Verfahrungsarten befolgt.
                           Sechszig Grammen Oehl-Farbe, wurden in der Waͤrme mit einem
                              Ueberschusse von mit ihrem Gewichte Wasser verduͤnnter Salpetersaͤure
                              behandelt. Sie vertheilten sich darin sehr leicht mit Aufbrausen, indem sie einige
                              salpetrige Daͤmpfe verbreiteten. Nachdem sie eine Viertelstunde aufgekocht
                              worden waren, wurde die Aufloͤsung mit Wasser verduͤnnt. Sie bildete
                              eine durchsichtige Fluͤßigkeit, welche auf ihrer Oberflaͤche von einer
                              gelblichen fetten Substanz bedekt wurde, die sehr stark nach Salpetersaͤure
                              roch.
                           Die vollstaͤndige Aufloͤsung des Bleiweißes in der
                              Salpetersaͤure zeigte in lezterem die Abwesenheit von schwefelsaurem Baryt
                              und schwefelsaurem Blei an, welche oft im Handel mit Bleiweiß vermengt vorkommen.
                              Der schwefelsaure Baryt ist in der Salpetersaͤure gar nicht
                              aufloͤslich, und wenn das schwefelsaure Blei, in hydratischem Zustande, sich
                              darin auch aufloͤst, so geschieht es doch nicht, wie wir uns
                              uͤberzeugt haben, wenn es getroknet worden ist, besonders wenn die
                              Salpetersaͤure nicht concentrirt ist. Die salpetersaure Aufloͤsung
                              wurde filtrirt, um die fettige Substanz abzuscheiden, welche Consistenz erlangt
                              hatte; das Filter wurde ausgesuͤßt, und die Aussuͤßewasser mit den
                              ersteren Portionen der Fluͤßigkeit vereinigt; das Ganze wurde hierauf in zwei
                              Theile getheilt, und jeder besonders behandelt, um vergleichbare Resultate zu
                              erhalten.
                           1) Der erste Theil der salpetersauren Aufloͤsung wurde mit einem Ueberschuße von
                              kohlensaurem Kali versezt; die ersten Zusaͤze verursachten Entbindung von
                              Kohlensaͤure; in der Folge aber geschah die Zersezung ruhig und ohne
                              Aufbrausen, Resultate, welche sich aus dem Umstande erklaͤren lassen, daß man
                              einen hinreichend großen Ueberschuß von Salpetersaͤure angewandt hat; es
                              bildete sich ein reichlicher weißer Niederschlag, welcher auf einem Filter
                              gesammelt, ausgesuͤßt, getroknet und gewogen wurde.
                           Der Niederschlag, wog getroknet 27 Grammen. Durch Schwefelwasserstoff wurde er
                              schwarz, und mit den concentrirten Saͤuren brauste er auf. Er bestand
                              offenbar aus reinem kohlensaurem Blei, wenn die Farbe keine Kreide enthielt. Im
                              Gegentheile aber bestand er aus einem Gemenge von kohlensaurem Blei und kohlensaurem
                              Kalk. Die Bildung dieser beiden Salze geschieht durch den Austausch der Basen und
                              Saͤuren zwischen dem salpetersauren Blei und kohlensauren Kali einerseits,
                              und dem kohlensauren Kali und salpetersauren Kalk andererseits.
                           Es war nun noch die wahre Natur des Niederschlages zu bestimmen. Zu diesem Ende wurde
                              er in Salzsaͤure aufgeloͤst, und durch einen Ueberschuß von
                              Schwefelwasserstoff niedergeschlagen, welcher alles Bleioxyd abschied. Die filtrirte
                              Fluͤßigkeit truͤbte sich nicht durch kleesaures Ammoniak. Sie enthielt
                              also keinen Kalk; da jedoch der kleesaure Kalk in den Saͤuren aufloslich ist,
                              und da seine Aufloͤsung besonders leicht erfolgen muß, wenn er erst gebildet,
                              noch in gelatinoͤsem Zustande ist, so haͤtte er durch die
                              uͤberschuͤssige Salzsaͤure wieder aufgeloͤst werden
                              koͤnnen. Um in dieser Hinsicht keinen Zweifel uͤbrig zu lassen, so
                              aͤnderte man den Versuch ab. Nachdem man das Blei abgeschieden hatte,
                              saͤttigte man den Ueberschuß der Saͤure vor der Anwendung des
                              kleesauren Ammoniaks. Die Fluͤßigkeit blieb klar. Die in Untersuchung
                              genommene Substanz bestuͤnde nach den so erhaltenen Resultaten aus 27 Theilen
                              reinem Bleiweiße, und 3 Theilen einer fetten Substanz.
                           2) Der zweite Theil der salpetersauren Aufloͤsung wurde mit Ammoniak
                              gefaͤllt. Es entstand ein weißer Niederschlag von Bleioxydhydrat, welcher
                              abfiltrirt und ausgesuͤßt wurde.
                           Die Fluͤßigkeit wurde durch kleesaures Ammoniak nicht gefaͤllt, und
                              enthielt folglich keinen Kalk. Der Schwefelwasserstoff gab ihr eine schwache braune
                              Farbe, aber ohne sie zu truͤben.
                           
                           Wir haͤtten nur auf zweierlei Art diese Erscheinung erklaͤren
                              koͤnnen; naͤmlich durch die Annahme, daß die Faͤrbung der
                              Fluͤßigkeit von Schwefel-Blei herruͤhrte, oder von der Bildung
                              einer geringen Quantitaͤt geschwefelten schwefelwasserstoffsauren Ammoniaks;
                              aber wir waren bald von der Unrichtigkeit dieser Hypothese uͤberzeugt; denn
                              die mit Schwefelsaͤure uͤbersaͤttigte Fluͤßigkeit sezte,
                              ehe sie mit Schwefelwasserstoff behandelt wurde, einen pulverigen weißen
                              Niederschlag ab, welcher nur schwefelsaures Blei seyn konnte.
                           Nimmt man nach der ersteren Ansicht die Bildung von ein wenig Schwefel-Blei
                              an, so muß, da die Fluͤßigkeit klar blieb, das Schwefel-Blei wegen
                              seiner großen Feinheit und der sehr geringen Quantitaͤt, welche davon
                              vorhanden war, in der Fluͤssigkeit innig suspendirt geblieben, oder auch
                              durch das schwefelwasserstoffsaure Ammoniak in Auflosung erhalten worden seyn.
                           Uebrigens ist die Quantitaͤt Blei, welche die Fluͤßigkeit
                              zuruͤkhaͤlt, so gering, daß man sie vernachlaͤßigen kann.
                           Das Bleioxydhydrat wurde in der Waͤrme in Salpetersaͤure
                              aufgeloͤst und seine Aufloͤsung durch einen Strom Schwefelwasserstoff
                              zersezt. Das Schwefel-Blei, auf einem Filter gesammelt und ausgesuͤßt,
                              wog 24,3.
                           Da das Schwefel-Blei aus 100 Blei und 15,45 Schwefel besteht; so hat man, wenn
                              man durch x die in 24,3 des Schwefelmetalles enthaltene
                              Quantitaͤt Blei ausdruͤkt, folgende Proportion:
                           
                              
                                 x : 24,3
                                 = 100
                                 :  115,45
                                 
                              
                                 also x
                                    
                                 = 24,3
                                 × 100
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                    115,45 = 21,0438.
                                 
                              
                           Diese Zahl 21,0438 stellt die Quantitaͤt Blei dar, welche in 24,3 des
                              Schwefelmetalles enthalten und darin mit 3,2562 Schwefel vereinigt ist.
                           Dieselbe Quantitaͤt Blei wuͤrde nun um sich in Protoxyd
                              umzuaͤndern, um die Haͤlfte weniger Sauerstoff aufnehmen, als sie
                              Schwefel aufnimmt, um das Schwefelmetall zu bilden. Die Quantitaͤt des
                              Bleioxydes wuͤrde also ausgedruͤkt durch
                           
                              
                                 21,0438 ×
                                 3,2562
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                     2 = 22,67.
                                 
                              
                           Da das kohlensaure Blei aus 100 Kohlensaͤure und 504,339 Oxyd besteht, so
                              ergibt sich die Quantitaͤt kohlensauren Bleies, welche durch 22,67 Oxyd gebildet
                              wird, aus folgender Proportion:
                           
                              
                                 x : 22,67
                                 = 604,339
                                 :  504,339
                                 
                              
                                 also x
                                    
                                 =   22,67
                                 × 604,339
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                    504,339 = 27,16
                                 
                              
                           Die Zahl 27,16, welche die in der Farbe enthaltene Quantitaͤt kohlensauren
                              Bleies angibt, stimmt bis auf einige Hundertel mit dem durch das erstere analytische
                              Verfahren erhaltenen Resultate uͤberein.
                           
                              
                                 Die
                                 analysirte Farbe besteht demnach aus
                                 
                                 
                              
                                 
                                 reinem Bleiweiße
                                   27
                                 
                              
                                 
                                 fetter Substanz
                                     3
                                 
                              
                                 
                                 
                                  –––
                                 
                              
                                 
                                 
                                   30
                                 
                              
                                 
                                 Oder auch aus reinem Bleiweiße
                                 100
                                 
                              
                                 
                                 fetter Substanz
                                   11,1
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 111,1
                                 
                              
                           Wir glaubten nun die Analyse noch nach einer anderen verschiedenen Methode vornehmen
                              zu muͤssen. Wir fingen damit an, die faͤrbenden Substanzen genau von
                              den fetten Theilen abzuscheiden; vermittelst des fluͤchtigen
                              Terpentinoͤhles und der Waͤrme gelang es uns alles mit den anderen
                              Substanzen vereinigte Oehl wegzunehmen, und wir schieden dann durch kochenden
                              Alkohol alle noch zuruͤckgebliebenen Theile des Oehles ab. Es ist
                              empfehlenswerth die Unterstuͤzung der Waͤrme anzuwenden, weil die
                              Wirkung dann schneller und vollstaͤndiger ist.
                           Hundert und fuͤnfzig Grammen sehr gleichartiger Farbe wurden zu drei
                              verschiedenen Mahlen mit dem fluͤchtigen Terpentinoͤhl behandelt, und
                              da von dem wesentlichen Oehle etwas zuruͤkblieb, so haben wir es mit
                              siedendem Alkokohle weggeschafft. Der Ruͤkstand wog getroknet 75 Grammen.
                              Diese Quantitaͤt wurde mit reiner Salpetersaͤure von 22 Graden
                              behandelt, und die Aufloͤsung zur Trokniß verraucht. Der Ruͤkstand
                              wurde im siedendheißen destillirten Wasser wieder aufgenommen, filtrirt und so lange
                              ausgesuͤßt, bis sich kein Niederschlag durch Schwefelwasserstoff mehr
                              bildete. Auf dem Filter blieb ein gelbliches Pulver zuruͤk, welches 1 Gramm
                              und 34 Centigrammen wog, und mit Salpetersalzsaͤure behandelt, sich zum
                              Theile aufloͤste. Diese Aufloͤsung war gelb, ein Ueberschuß von
                              Ammoniak brachte darin einen rostgelben Niederschlag hervor, aber wenn sie nur
                              neutralisirt wurde, entstand durch eisenblausaures Kali ein reichlicher schoͤnblauer
                              Niederschlag. Sie enthielt also Eisen, welches durch die Salpetersaͤure auf
                              die hoͤchste Oxydationsstufe gebracht worden, und in einem nur sehr schwach
                              saͤuerlichen Wasser unaufloͤslich geworden war; denn die filtrirte
                              Fluͤßigkeit, an deren Untersuchung wir nun gehen wollen, enthielt keines.
                           Diese filtrirte Fluͤßigkeit war sauer, gelblich, gab mit salpetersaurem Baryt
                              keinen merklichen Niederschlag, was beweißt, daß sie keinen schwefelsauren Kalk
                              enthielt. Sie gab bei der Pruͤfung einen reichlichen Niederschlag mit
                              uͤberschuͤßig zugeseztem schwefelsauren Natrum, und hierauf mit
                              kleesaurem Ammoniak.
                           Um die Quantitaͤt des Bleies zu erfahren, schlugen wir die Fluͤßigkeit,
                              welche schwach saͤuerlich war, mit einer Aufloͤsung von neutralem
                              schwefelsauren Natrum nieder. Den abgesezten Niederschlag suͤßten wir mit
                              durch Schwefelsaͤure schwach angesaͤuertem Wasser so lange aus, bis es
                              keinen Kalk mehr auszog.
                           Das abgesezte schwefelsaure Blei wurde hierauf getroknet, und als es durch das
                              Austroknen keinen Gewichtsverlust mehr erlitt, wurde die ihm entsprechende
                              Quantitaͤt des basisch kohlensauren Salzes bestimmt.
                           Wir hatten 39 Grammen und fuͤnfzig Centigrammen schwefelsaures Blei, welche
                              29,05 Bleioxyd enthalten (100 : 39,50 = 73,56 : x =
                              29,05), die 34,78 basischkohlensauren Bleies entsprechen (83,52 : 29,05 = 100 : x = 34,78).
                           Die Fluͤßigkeit, woraus das Blei gefaͤllt worden war, und welche allen
                              Kalk noch enthielt, wurde mit einem Ueberschuße von kleesaurem Ammoniak versezt. (Da
                              sie saͤuerlich ist, so muß man ein etwas alkalisches kleesaures Salz
                              anwenden.)
                           Wir haben einen Niederschlag von kleesaurem Kalke erhalten, welcher in einem
                              Platintiegel der Rothgluͤhhize ausgesezt, 21,92 Kalk gab, welche 38,88
                              kohlensaurem Kalke entsprechen.
                           Nach dieser Analyse war die Farbe in 150 Theilen zusammengesezt aus:
                           
                              
                                 Reinem basisch kohlensaurem Blei
                                   34,78
                                 
                              
                                               Kalk
                                   38,88
                                 
                              
                                               Eisen,
                                    Kieselerde u.s.w.
                                     1,34
                                 
                              
                                 Oehl, womit sie abgerieben war
                                   75,00
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 150,00
                                 
                              
                           
                           Oder in 200 Theilen aus:
                           
                              
                                 Basisch kohlensaurem Blei
                                   46,373
                                 
                              
                                 Kalk
                                   51,840
                                 
                              
                                 Eisen, Kieselerde u.s.w.
                                     1,787
                                 
                              
                                 Oehl, womit sie abgerieben war
                                 100,000
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 200,000
                                 
                              
                           Diese leztere Methode, welche complicirter zu seyn scheint, ist bei weitem genauer,
                              als die vorhergehende, und hat nicht das Mangelhafte der anderen; denn wenn man zum
                              Teige bleiglaͤttehaltiges Leinoͤhl anwendet, so erhaͤlt man
                              mehr Blei, und man schaͤzt dann den Werth des Bleiweißes nicht richtig; dazu
                              kommt noch, daß es oft schwer ist, dem Oehle alles Blei zu entziehen. Durch
                              uͤberschuͤßiges Ammoniak wird zuweilen nicht alles Blei
                              gefaͤllt, und die Ausscheidung des Bleies geschieht niemals
                              vollstaͤndig; die filtrirte Fluͤßigkeit enthaͤlt noch Blei,
                              obgleich Ammoniak in Ueberschuß zugesezt wurde (was ohne Zweifel von der
                              Concentration der Fluͤßigkeit herruͤhrt), daher man zum
                              Schwefelwasserstoff seine Zuflucht nehmen muß.
                           Wenn man nach der Faͤllung mit Ammoniak filtrirt, so truͤbt sich die
                              durchgegangene Fluͤßigkeit, weil das freie Ammoniak in Beruͤhrung mit
                              der Luft in das basisch kohlensaure Salz uͤbergeht und den Kalk
                              niederschlaͤgt.
                           Endlich, wenn man das niedergeschlagene Bleioxyd getroknet, und durch Rechnung die
                              ihm entsprechende Quantitaͤt des basisch kohlensauren Salzes gesucht hat, so
                              erhaͤlt man fuͤr dasselbe ein zu großes Gewicht, weil das Bleioxyd
                              Kohlensaͤure angezogen hat, wie wir uns dessen versichert haben. Wir bemerken
                              noch, daß, wenn man dieses Verfahren befolgen wollte, man die Fluͤßigkeit vor
                              der Praͤcipitation mit Ammoniak mit vielem Wasser verduͤnnen, und dann
                              auf die von uns so eben angegebene Art fortfahren muͤßte, oder, was noch
                              besser waͤre, man muͤßte nun in das andere Verfahren hineingehen, die
                              salpetersaure Aufloͤsung mit schwefelsaurem Natrum niederschlagen u.s.w.
                              Dieses Verfahren waͤre dann sogar eben so genau, als dasjenige, welches wir
                              empfehlen, wenn es nicht den Mangel haͤtte, immer das mit dem Oehle
                              verbundene Blei mit dem anderen auszuscheiden.
                           Wir haben nach der Methode, von der wir so eben gehandelt haben, auch andere Farben
                              untersucht, und in mehreren haben wir schwefelsauren Baryt gefunden, in anderen
                              schwefelsaures Blei,
                              selten schwefelsauren Kalk. Einige enthielten Kienruß, um dem Weißen mehr Glanz zu
                              geben.
                           Wenn die Substanz schwefelsaures Blei oder schwefelsauren Baryt enthalten sollte, so
                              bleiben diese unaufloͤslichen Salze im Filter zuruͤk, wenn man die
                              salpetersaure Aufloͤsung, welche schwach saͤuerlich ist, filtrirt, und
                              es ist leicht ihre Gegenwart darzuthun.
                           Was den schwefelsauren Kalk betrifft, so wuͤrde man ihn, wenn man ihn der
                              Farbe zugesezt haͤtte, ohne Zweifel nicht als solchen finden, er
                              wuͤrde auf das aufgeloͤste Blei wirken, schwefelsaures Blei und ein
                              Kalksalz erzeugen: daraus folgt, daß, wenn man bei der Analyse einer Farbe
                              schwefelsaures Blei finden wird, es schwieriger zu entscheiden seyn wird, ob dieses
                              Salz zugesezt worden, oder ob es durch doppelte Zersezung entstanden ist;
                              ebensowenig wird man in diesem Falle sagen koͤnnen, ob der Kalk, den man
                              erhaͤlt, von kohlensaurem oder schwefelsaurem Kalk, oder von einem Gemenge
                              dieser beiden Salze herruͤhrt.
                           Um aber keinen Zweifel uͤbrig zu lassen, haben wir auch noch mehrere Bleiweiße
                              untersucht, von denen die einen basisch kohlensaures Blei und ein wenig
                              schwefelsauren Baryt, die anderen wenig kohlensaures Blei und viel schwefelsaures
                              Blei enthielten.
                           Man findet in dem Dictionnaire technologique, St. IV.
                              Artikel Céruse, eine Abhandlung von meinem
                              werthen Freunde und Collegen, Hrn. Robiquet, worin dieser Gelehrte mit seiner bekannten Deutlichkeit
                              die verschiedenen Verfahrungsarten beschreibt, welche man in Deutschland, England,
                              Holland und Frankreich befolgt, um das basisch kohlensaure Blei zu erhalten,Uebersezt im polytechnischen Journale, Bd.
                                       XIV. S. 320. A. d. R. ferner die Gemenge, welche man in verschiedenen Laͤndern macht, und
                              unter dem Namen Bleiweiß in den Handel bringt.
                           Wir laden unsere Kollegen ein, diesen Artikel zu Rathe zu ziehen, welcher viel von
                              seinem Werthe verlieren wuͤrde, wenn wir ihnen davon einen Auszug geben
                              wuͤrden.Daß die mit Kreide so wie die mit Schwerspath und Kalkspath versezten
                                    Oehlfarben der Luft und dem Regen ausgesezt, schnell vergehen, ist eine bekannte
                                    Sache, allein die vorstehende Untersuchungsart ist viel zu complicirt, und
                                    nur wenige Leute, die ihre Holzarbeiten mit Oehlfarbe mahlen lassen, sind in
                                    der Lage die Anstrichfarbe vorher chemisch untersuchen zu lassen. Wer im
                                    Falle ist, viele Holzarbeiten und namentlich solche, welche der Luft und dem
                                    Regen ausgesezt werden, anstreichen zu lassen, der wird am beßten thun, die
                                    Oehlfarbe von gutem Bleiweiße und Leinoͤhlfirniße unter seinen Augen
                                    anreiben und anstreichen zu lassen. A. d. R.