| Titel: | Ueber Destillation der fetten Körper. Zweite Abhandlung der HHrn. A. Bussy und L. R. Le Canu. | 
| Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. CXI., S. 515 | 
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                        CXI.
                        Ueber Destillation der fetten Koͤrper.
                           ZweiteVergl. polyt. Journal. Bd. XVIII. S. 125.
                                 und die Versuche des Hrn. Dupuy Bd. XIX. S.
                                    318. und Bd. XXI. S. 340. A.
                                 d. R. Abhandlung der HHrn. A.
                              Bussy und L. R. Le
                              Canu.
                        Aus dem Journal de Pharmacie. Dec. 1826. S.
                              617.
                        Bussy's und Le Canu's, Abhandlung uͤber Destillation der
                           fetten Koͤrper.
                        
                     
                        
                           Die Versuche, deren Resultate wir in der ersten Abhandlung
                              bekannt machten, haben gezeigt, daß man bei der Destillation des thierischen Fettes,
                              des Talges, und mehrerer vegetabilischer Oehle, verschiedene Koͤrper
                              erhaͤlt, die man unter den Producten ihrer Destillationen noch nicht
                              bemerkte, und vorzuͤglich eine bedeutende Menge einer fetten und sauren
                              Materie, die merkwuͤrdige Eigenschaften besizt.
                           Diese Materie, die man nicht als eines der Resultate des verschlungenen Sauerstoffes
                              betrachten kann, weil sie sich sowohl im Wasserstoff-Gase, als in der Luft
                              erzeugt, ist in Hinsicht auf ihren physischen Zustand bedeutend verschieden, je
                              nachdem die angewendeten fetten Koͤrper verschieden sind, so zwar, daß sie,
                              wie die meisten Oehle, bei der gewoͤhnlichen Temperatur
                              halb-fluͤßig ist, und bei derselben Temperatur auch wieder fest, wie
                              Fett und Talg, waͤhrend ihr chemischer Zustand durchaus derselbe ist.
                           Man kann, mittelst Druckes und Alkohols, aus diesem Producte der Destillation zwei
                              verschiedene Saͤuren erhalten.
                           
                           Die eine hat Aehnlichkeit mit der Oehlsaͤure, und ist, wie diese, bei
                              0°, fluͤßig, und loͤst sich in allen Verhaͤltnissen in
                              Alkohol und Aether, selbst in der Kaͤlte, auf; die andere schmilzt zwischen
                              55 und 60°, loͤst sich in obigen Fluͤßigkeiten in
                              groͤßerer Menge nur bei dem Grade der Siedehize derselben auf, und bietet
                              alle Charaktere der Margarin-Saͤure dar. Obschon diese, durch die
                              Destillation erhaltenen Margarin-Saͤuren einige Unterschiede
                              hinsichtlich ihres Schmelz-Grades darbieten, je nachdem sie von diesem oder
                              jenem fetten Koͤrper herkommen, glaubten wir sie doch nur als bloße Abarten
                              einer und derselben Art betrachten zu muͤßen.
                           In der ersten Abhandlung haben wir die Wirkung der Hize nur auf jene fette
                              Koͤrper betrachtet, die aus Oleïne und Stearine gebildet sind. Es war
                              indessen interessant, die Unterschiede kennen zu lernen, welche andere Arten fetter
                              Koͤrper unter denselben Umstaͤnden darbieten, d.h., der Wallrath, der,
                              wie man weiß, die Eigenschaft besizt, Seife zu bilden, obschon er weder
                              Oleïne noch Stearine enthaͤlt, denn das EthalNB. nicht Kloster Ethal, bei Murnau in Bayern, wo einst aus Kaisers Ludwig IV.
                                       Gnade die Moͤnche Stearine aus sich bereiteten, und die 12
                                       verarmten Grafen, die sie sammt deren Frauen erhalten sollten, in
                                       Adipocir verwandelten.
                                 , und der krystallisirbare Stoff der Gallensteine, welcher unter allen fetten
                              Koͤrpern der einzige ist, der von Salze bildenden Basen nicht
                              veraͤndert wird. Dieß ist nun der Gegenstand dieser zweiten Abhandlung.
                           
                        
                           Destillation des Wallrathes.
                           Man weiß, daß reiner Wallrath, den Hr. Chevreul Cetine nennt, ein Stoff eigener Art ist, der von Alkalien
                              schwerer angegriffen wird, als die meisten uͤbrigen fetten Koͤrper;
                              der jedoch, durch eine hinlaͤnglich lang fortgesezte Beruͤhrung, im
                              Stande ist sich in Oehlsaͤure zu verwandeln, in
                              Margarin-Saͤure, und in eine von der Glycerine sehr verschiedene fette
                              Masse, die Hr. Chevreul Ethal
                              nennt, nach den beiden ersten Sylben der Woͤrter Aether und AlkoholWir muͤßen daher in der deutschen Sprache Aethal schreiben. A. d. Ueb.
                                 , wegen der Aehnlichkeit der Zusammensezung dieser drei Koͤrper.
                           
                           Schon Thouvenel, und nach ihm Hr. Chevreul, hat sich mit der Destillation des
                              Wallraths beschaͤftigt, und beide haben das destillirte Product als ein
                              Gemenge von Wallrath, der von empyreumatischem Oehle nicht veraͤndert wurde,
                              und von etwas sauerem Wasser betrachtet. Da aber Wallrath, wie wir sagten, im Stande
                              ist sich zum Theile in Oehl- und Magarin-Saͤure zu verwandeln,
                              wenn man ihn mit kaustischen concentrirten Alkalien behandelt, so konnte man sehr
                              natuͤrlich, nach der fruͤher bemerkten Analogie zwischen den Producten
                              der Destillation und der Seifen-Bildung anderer fetter Koͤrper,
                              voraussezen, daß Wallrath durch Destillation gleichfalls aͤhnliche
                              Saͤuren liefern koͤnnte, wie durch Seifen-Bildung. Um diese
                              Vermuthung zu pruͤfen, glaubten wir neuerdings die Producte der Destillation
                              des Wallrathes einer Analyse unterziehen zu muͤßen.
                           Wir bearbeiteten den Wallrath, wie wir die Oleïne und Stearine bearbeitet
                              hatten, so daß wir die Producte in den verschiedenen Epochen ihrer Bildung
                              abscheiden konnten, und erhielten aus 100° Grammen Wallrathes, der bei
                              450° schmelzbar war.
                           
                              
                                 80
                                 Gramm eines festen, farbenlosen,
                                    perlmutterartigen,bei 23° schmelzbaren Productes;
                                 
                              
                                 16
                                 Gramm eines, dem vorigen aͤhnlichen, Produktes,
                                    dasbei derselben Temperatur schmelzbar, aber durchetwas
                                    empyreumatisches Oehl etwas gelb gefaͤrbt war;
                                 
                              
                                   0,5
                                 Gramm eines gelben Stoffes, der von derselben
                                    Artzu seyn scheint, wie jener, den man bei Destillationder
                                    Oleïne und Stearine erhaͤlt;
                                 
                              
                                   1
                                 Gramm Kohle.
                                 
                              
                                 ––––
                                 
                                 
                              
                                 97,5
                                 Gramm im Ganzen.
                                 
                              
                                 ––––
                                 
                                 
                              
                           Die 2,5 Gramm Verlust ruͤhren großen Theils von den
                              entwikelten Gas-Arten her.
                           Nachdem das feste Product dieser Destillation von den lezten, durch das
                              empyreumatische Oehl gefaͤrbten, Massen abgeschieden war, erhizte man es in
                              einer Retorte mit destillirtem Wasser, um die fluͤchtigen Theile
                              abzuscheiden, die man darin vermuthen konnte, und behandelte denselben hierauf nach
                              und nach mit Wasser, siedendem Alkohol, mit Baryt und zulezt mit schwacher
                              Hydrochlor-Saͤure.
                           
                           Die waͤsserige destillirte Fluͤßigkeit verbreitete einen Geruch, der
                              demjenigen aͤhnlich war, welchen, unter gleichen Umstaͤnden, die
                              Producte der Oleïne und Stearine von sich geben; nur war derselbe weniger
                              stark. Sie enthielt eine geringe Menge Riechstoff ohne merkliche Spur eines
                              fluͤchtigen Oehles.
                           Das Absuͤßwasser, welches durch die Gegenwart der Essig-Saͤure
                              sauer wurde, enthielt keine Fettsaͤure (acide
                                 sébacique); denn es truͤbte sich nicht durch zugeseztes
                              essigsaures Blei, und ließ, nach vollendeter Abdampfung, keinen Ruͤkstand.
                              Alkohol, mit der ausgewaschenen Masse in Beruͤhrung gebracht, aus welcher
                              alle im Wasser aufloͤsbaren Bestandtheile beseitigt waren, erhielt die
                              Eigenschaft, Tournesol-Papier zu roͤthen, und schied die Masse in zwei
                              Theile, wovon der eine bei 36° im Alkohol beinahe unaufloͤsbar und
                              leichter war, als dieser; auf Tournesol-Papier nicht wirkte; auf der
                              Oberflaͤche in Form einer oͤhligen Fluͤßigkeit schwamm, etwas
                              gelblich war, und durch Erkaͤltung in eine feste, krystallinische, sehr
                              leicht schmelzbare Masse gerann, die man zwischen Loͤschpapier auspreßte.
                              Durch das Pressen sikerte eine oͤhlige Fluͤßigkeit aus, die in Alkohol
                              ganz unaufloͤsbar war, so wie in Aezkali, und die auf Tournesol nicht wirkte.
                              Als Ruͤkstand blieb eine feste, perlenmutterartige, bei 42°
                              schmelzbare Masse, die aus Wallrath bestand, der noch etwas Oehl enthielt.
                           Der andere in kaltem Alkohol aufloͤsbare Theil, welcher dieser
                              Fluͤßigkeit die Eigenschaft ertheilte, den Alkohol stark zu faͤrben,
                              wurde durch Abrauchen erhalten. Er war sehr sauer, etwas gelblich, schmolz bei einer
                              niedrigen Temperatur, und enthielt, außer der Oehl- und
                              Margarin-Saͤure, eine gewisse Menge Wallrath.
                           Um diese Substanzen einzeln darzustellen, schuͤttelte man zuerst das Gemenge
                              derselben mit Baryt-Wasser in Ueberschuß, um die Saͤuren zu
                              saͤttigen. Die Masse, die man dadurch erhielt, nahm man drei Mahl in
                              siedendem Alkohol auf, nachdem man vorher die waͤsserige Fluͤßigkeit,
                              die damit verbunden war, abgeschieden hatte. Der Alkohol loͤste etwas von den
                              Baryt-Salzen auf, und den groͤßten Theil des Wallrathes; er schied
                              aber nicht den mindesten Theil von Aethal aus, was um so mehr angemerkt werden muß,
                              als die Fluͤchtigkeit dieses Koͤrpers vermuthen ließ, daß etwas davon
                              zum Vorscheine kommen wuͤrde.
                           
                           Die Baryt-Verbindung gab, nachdem sie durch Alkohol ausgezogen, durch schwache
                              Hydrochlorsaͤure zersezt, und wieder mir Alkohol und Saͤure behandelt
                              wurde um die lezten Reste der Basen zu beseitigen, die sich nur mit der
                              groͤßten Muͤhe trennen lassen, und endlich vollkommen
                              ausgesuͤßt wurde, um alle Hydrochlorsaͤure zu entfernen, eine saure,
                              dichte, weiche Masse, die in siedendem Alkohol viel aufloͤslicher war, als im
                              kalten, und aus welcher man, auf die gewoͤhnliche Art durch Alkohol und
                              Pressen, die beiden Saͤuren abschied, aus welchen sie bestand.
                           Diese Saͤuren boten die Charaktere der Oehl- und
                              Margarin-Saͤure dar, mit dem geringen Unterschiede, daß leztere um
                              einige Grade leichter schmelzbar war, als reine Margarin-Saͤure. Die
                              Ursache hiervon war ohne Zweifel die Gegenwart von etwas Wallrath, den man durch
                              Alkohol nicht gaͤnzlich davon entfernen kann, indem er in dieser
                              Fluͤßigkeit nicht viel aufloͤsbarer ist, als der margarinsaure Baryt
                              selbst. Ein Beweis wenigstens, daß die Baryt-Masse noch Wallrath enthielt,
                              nachdem sie bereits oͤfters mit Alkohol behandelt wurde, ist dieß, daß, wenn
                              man dieselbe, statt sie mit Hydrochlorsaͤure zu zersezen, der Destillation
                              unterzog, man als erstes Product eine bedeutende Menge Wallrath erhielt, die sich
                              verfluͤchtigte, ehe die mit der Schwererde in Verbindung, getretenen
                              Saͤuren anfingen sich zu zersezen.
                           Das Product der Destillation des Wallraths kann, obigem zu Folge, als ein Gemenge
                              betrachtet werden, welches
                           1. aus Wallrath,
                           2. aus fluͤßigem farbenlosen Oehle,
                           3. aus Oehl-Saͤure,
                           4. aus Margarin-Saͤure,
                           5. aus Essig-Saͤure,
                           6. aus Wasser,
                           7. aus Riechstoff,
                           8. aus einer gelblichen Masse,
                           9. aus empyreumatischen gelblichen Oehle besteht.
                           Man findet darin weder Fett-Saͤure, noch fluͤchtiges Oehl, wie
                              in jenen fetten Koͤrpern, die aus Oleïne und Stearine bestehen, wohl
                              aber eine große Menge des Stoffes selbst, sey es nun daß er durch die Gasarten und
                              Daͤmpfe fortgerissen, oder vielmehr daß er verfluͤchtigt wurde.
                           
                           Diese Fluͤchtigkeit des Wallraths ist selbst Ursache, daß er bei Einwirkung
                              der Hize großen Theiles entweicht, und bei der Destillation nur eine geringe Menge
                              Saͤure liefert. Wenn man aber den vorher verfluͤchtigten Wallrath nach
                              Abscheidung der in der ersten Destillation gebildeten Saͤure neuerdings einer
                              zweiten und dritten Destillation unterzoͤge, wuͤrde man denselben
                              jedes Mahl in eine neue Menge Saͤure verwandeln, so daß man auf diese Weise
                              aus einer gegebenen Menge Wallraths durch Destillation eine Menge Oehl- und
                              Margarin-Saͤure erhaͤlt, die derjenigen, die man durch
                              Seifenbildung erlangt, weit naͤher kommt.
                           Diese Versuche beweisen also, daß Wallrath, obschon er nicht aus Oleïne und
                              Stearine besteht, bei der Destillation doch eben so gut Oehl- und
                              Margarin-Saͤure bildet, als bei der Seifen-Bildung, und daß
                              noch uͤberdieß das Aethal, obschon es sehr fluͤchtig ist, sich eben so
                              wenig in den Producten der Destillation findet, als die Glycerine, die nicht
                              fluͤchtig ist, sich nicht in den Producten der Destillation der Oleïne
                              und Stearine findet.
                           Es handelte sich nun nur noch darum, zu wissen, ob die fetten Koͤrper, welche
                              durch Einwirkung der Alkalien nicht in Saͤuren verwandelt werden
                              koͤnnen, wie die Cholesterine und das Aethal, durch Einwirkung der
                              Waͤrme sich nicht zu saͤuern vermoͤgen. Man haͤtte dieß
                              allerdings aus den Resultaten des Hrn. Chevreul selbst schließen koͤnnen,
                              weil er unter den Producten der Destillation dieser Koͤrper keine fetten
                              Saͤuren fand. Wir wuͤnschten aber die Versuche dieses geschikten
                              Chemikers zu wiederholen, und wir hatten die Beruhigung Resultate zu erhalten, die
                              mit den seinigen vollkommen uͤbereinstimmten. Wir wollen hier unsere Versuche
                              anfuͤhren, weil sie uns Gelegenheit zu einigen Beobachtungen gaben, die
                              vielleicht Interesse darbieten koͤnnen.
                           
                        
                           Destillation der Cholesterine.
                           Wir brachten drei Gramm vollkommen reine Cholestrine in eine glaͤserne kleine
                              Retorte, und erhizten dieselbe schnell bis zum Siedepuncte, damit sie so kurze Zeit
                              als moͤglich der Waͤrme ausgesezt bliebeWenn man, statt die Cholesterine schnell zu destilliren, sie lang der
                                    Einwirkung der Waͤrme ausgesezt laͤßt, zersezt sie sich
                                    groͤßten Theiles, und das Product der Destillation
                                    ist, statt fest zu seyn, fluͤßig, und enthaͤlt eine große
                                    Menge empyreumatischen Oehles. A. d. O.. Die Cholesterine schmolz, und entwikelte haͤufig Daͤmpfe,
                              die sich im Inneren des Recipienten in eine feste, im Anfange der Operation
                              farbenlose, am Ende derselben etwas gelbliche Masse verdichteten. Als
                              Ruͤkstand blieb nur ein Atom Kohle. Das erste uͤberdestillirte Product
                              loͤste sich, sobald es mit Alkohol in Beruͤhrung kam, mittelst
                              Waͤrme gaͤnzlich auf, ohne der Fluͤßigkeit die Eigenschaft zu
                              ertheilen das Tournesol-Papier zu roͤthen: bei dem Erkalten schlug es
                              sich in Form glaͤnzender Krystalle nieder, die ganz den
                              Cholesterine-Krystallen aͤhnlich waren. Die Aufloͤsung des
                              zweiten Productes, welche gleichfalls ohne merklichen Ruͤkstand von Statten
                              ging, roͤthete hingegen das Tournesol-Papier etwas; diese Eigenschaft
                              hing aber von der Gegenwart einer im Wasser aufloͤsbaren Saͤure ab,
                              hoͤchst wahrscheinlich der Essigsaͤure, die man in Hinsicht auf ihre
                              geringe Menge nicht sammeln konnte; denn, wenn man die alkoholische
                              Aufloͤsung durch Wasser niederschlug, wirkte der in Alkohol wieder
                              aufgeloͤste Niederschlag nicht mehr auf gefaͤrbte Papiere, und die
                              Eigenschaft, das Tournesol-Papier zu roͤthen, war nur mehr in der
                              waͤsserigen Fluͤßigkeit.
                           Man sieht hieraus, daß die Cholesterine, der Wirkung einer Hize ausgesezt, die sie zu
                              destilliren vermag, sich verfluͤchtigt, ohne fette Saͤuren zu geben,
                              wie dieß bei der Oleïne, der Stearine und dem Wallrathe Statt hat, und dieses
                              Resultat beweist unter Anderem, daß die Anomalie, welche die Cholesterine in
                              Beruͤhrung mit den Alkalien darboth, weniger ihrer großen Cohaͤsion,
                              als einer besonderen Anreihung ihrer Molekule zuzuschreiben ist, die, ohne Zweifel,
                              so verbunden sind, daß sie festere Zusammensezungen bilden, und weniger, als die
                              meisten anderen fetten Koͤrper, geneigt sind, sich in neue Zusammensezungen
                              zu verwandeln, die mit den Eigenschaften der Saͤuren begabt sind.
                           
                        
                           Destillation des Aethales.
                           Das Aethal, welches, zugleich mit der Cholesterine, die Eigenschaft besizt, von
                              kaustischen und concentrirten Alkalien nicht angegriffen zu werden, verhaͤlt
                              sich gegen die Einwirkung der Hize auf aͤhnliche Weise. Wenn man es, wo es
                              vollkommen rein ist,
                              destillirt, roͤthet das Product, welches man erhaͤlt, auf keine Weise
                              das Tournesol-Papier, und ist nichts anderes, als Aethal. Man muß jedoch,
                              hinsichtlich der Destillation dieses Koͤrpers, bemerken, daß man nicht zu
                              jeder Zeit ein vollkommen neutrales Product zu erhalten erwarten darf, wenn man
                              Aethal bearbeitet, das nach der gewoͤhnlichen Methode bereitet ist. Das
                              Aethal, welches wir auf diese Weise erhielten, hatte immer eine gewisse Menge
                              Baryt-Salz bei sich, so daß, wenn man es destillirte, diese Salze sich
                              zersezten, und einen Theil der Saͤuren entwikelten, welche sie enthielten. Um
                              ein gleichfoͤrmiges Resultat mit dem unsrigen zu erhalten, muß man damit
                              anfangen, daß man von dem durch die Destillation gewonnenen Aethal nur die ersten
                              Producte sammelt; dadurch erhaͤlt man reines Aethal, das man in der Folge
                              mehrere Mahle destilliren kann, ohne daß hierbei fette Saͤuren sich bildeten,
                              und selbst ohne bemerkbaren Verlust. Eine andere Ursache, welche hier Irrthum
                              veranlaßte, abgesehen von den vorhandenen Baryt-Salzen, ist diese, daß das
                              Aethal auch Wallrath enthalten kann. Da die vollkommenste Wallrath-Seife
                              nicht so, wie die uͤbrigen Seifen, im Wasser vollkommen aufloͤsbar
                              ist, wegen der großen Menge Aethales, die sie enthaͤlt, und die 400 auf 100
                              („400 pour 100“)
                              betraͤgt, indem dieses Aethal fuͤr sich in dieser Fluͤßigkeit
                              unaufloͤsbar ist; so folgt, daß man den Zeitpunct nicht mit Sicherheit
                              bestimmen kann, in welchem die Seifen-Bildung des Wallrathes, die ohnedieß
                              lange Zeit hergeht, vollendet ist; so daß es oͤfters geschieht, daß das
                              Product der Zersezung dieser Seife durch Saͤuren, statt bloß aus Oehl-
                              und Margarin-Saͤure und Aethal zu bestehen, Wallrath enthaͤlt.
                              Wenn man dann dieses Product behandelt, um das Aethal daraus zu scheiden,
                              loͤst der Wallrath, der durch die gleichzeitige Gegenwart dieses
                              Koͤrpers im Alkohole sehr aufloͤsbar geworden ist, sich in großer
                              Menge auf, und veraͤndert dadurch die Producte der Destillation des Aethales,
                              welches sich beigemengt befindet: wirklich liefert der Wallrath, der sich zum Theile
                              durch Einwirkung der Waͤrme zersezt, Oehl- und
                              Margarin-Saͤure, die sich in den Producten der Destillation mit dem
                              Aethale und einem Theile des verfluͤchtigten Wallrathes wieder finden. Dieß
                              ist die Ursache, warum die lezten Producte, welche man von Aethal, der mit Wallrath
                              gemengt ist, erhaͤlt, das Tournesol-Papier roͤthen, und nur
                              unvollkommen in Alkohol
                              aufloͤsbar sind, weil das Aethal, welches fluͤchtiger als der Wallrath
                              ist, sich zuerst verfluͤchtigt.
                           Man sieht also aus den angefuͤhrten Versuchen, daß die Destillation, so wie
                              wir es vermutheten, sehr gute Merkmahle geben kann, um die verschiedenen Arten
                              fetter Koͤrper zu unterscheiden, und daß diese Merkmahle nicht minder
                              allgemein, und nicht minder leicht darzustellen sind, als jene der Seifenbildung.
                              Sie bieten noch uͤberdieß das Merkwuͤrdige dar, daß sie mit denselben
                              bestaͤndig in Verhaͤltniß stehen. Denn wir haben gezeigt, daß
                              Waallrath, so wie Oleïne und Stearine, und uͤberhaupt alle fetten
                              Koͤrper, welche durch Alkalien, Saͤure faͤhig werden,
                              aͤhnliche Saͤuren bei der Destillation, wie bei der Seifenbildung,
                              liefern; waͤhrend die Cholesterine und das Aethal, die durch Alkalien
                              unveraͤnderlich sind, keine fetten Saͤuren bei der Destillation
                              bilden.