| Titel: | Composition zum Waschen im See- und in anderem Wasser, worauf Eduard Heard, Chemiker zu St. Leonhard, Shoreditch, Middlesex, am 8. Mai 1826 sich ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. CXIV., S. 533 | 
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                        CXIV.
                        Composition zum Waschen im See- und in
                           anderem Wasser, worauf Eduard
                              Heard, Chemiker zu St. Leonhard, Shoreditch,
                           Middlesex, am 8. Mai 1826 sich ein Patent
                           ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Decbr.
                              1826. S. 323.
                        Heard's, Composition zum Waschen im See- und in anderem
                           Wasser.
                        
                     
                        
                           Meine Composition zum Waschen im See-Wasser besteht in
                              Folgendem. Zu einer sehr concentrirten Aufloͤsung von einem oder dem anderen
                              der Alkalien, die man Soda und Pottasche nennt, seze ich ebensoviel einer erdigen
                              Basis, dem Gewichte nach, zu; ich ziehe jedoch hierbei die Porzellan-Erde
                              (China clay) vor, und bediene mich derselben
                              gewoͤhnlich. Die alkalische Aufloͤsung und diese Erde werden zuerst
                              gehoͤrig unter einander gemengt, und dann in einer Muͤhle, wie jene,
                              auf welcher man Bleiweiß mit Oehl abreibt, gemahlen. Auf diese Weise erhaͤlt
                              man einen diken gleichfoͤrmigen Teig, wovon Ein Pfund auf 4 Gallons Wasser
                              (40 Pfund) hinreicht, um dasselbe hinlaͤnglich weich zu machen.
                           Meine Composition zum Waschen in ungesalzenem Wasser besteht in einer chemischen
                              Verbindung der obigen Alkalien, Pottasche und Soda, mit einer harzigen Basis; ich
                              ziehe hierzu, der Wohlfeilheit wegen, das gemeine Pech vor.
                           Irgend eine beliebige Menge desselben kann mit einer aͤzenden alkalischen
                              Aufloͤsung so lang gekocht werden, bis es die Consistenz eines sehr diken
                              Teiges annimmt, der im Wasser ganz aufloͤsbar ist: in diesem Zustande dient
                              diese Composition statt der gewoͤhnlichen Seife zum Waschen.
                           
                        
                           Anmerkungen des Patent-Traͤgers.
                           Man hat schon lang gewuͤnscht, im See-Wasser waschen zu koͤnnen.
                              Man hat, mehrere Versuche hieruͤber angestellt, und sie mißlangen alle, weil sie in ihrem Grundprincipe verfehlt waren.
                           Statt die Ursachen zu untersuchen, warum man mit Seife nicht in See-Wasser
                              waschen kann, versuchte man immer neue Seifen zu bilden, die diesem Zweke
                              entsprechen sollten, ohne das Wasser selbst einer vorlaͤufigen Behandlung zu
                              unterwerfen.
                           Die Zweklosigkeit dieser Bemuͤhungen beurkundet den Mangel aller chemischen
                              Kenntnisse bei diesen Versuchen.
                           Meine Untersuchungen, die ich vor zwoͤlf Jahren begonnen habe, waren anders
                              eingeleitet.
                           Sie begannen mit einer Analyse des See-Wassers; die Natur und die Menge der
                              salzigen Bestandtheile desselben wurde genau bestimmt, und dieser erste Schritt
                              fuͤhrte natuͤrlich zu den Mitteln, die am geeignetesten waren,
                              See-Wasser zum Waschen tauglich zu machen.
                           Die Gegenwart des salzsauren Kalkes und der salzsauren Bittererde zeigten sich als
                              die Hauptschwierigkeiten: sie zersezen nothwendig die Seife durch die hoͤhere
                              Verwandtschaft ihrer Sauren mit dem Alkali der lezteren.
                           Da nun zuerst im See-Wasser eine gewisse Menge Seife zerstoͤrt werden
                              mußte, um Alkali genug zu liefern, damit diese Saͤuren gesaͤttigt
                              werden koͤnnten, und da dadurch zu gleicher Zeit die fette Basis der Seife
                              frei wurde, und sich an das Leinenzeug anlegte, wodurch die Schwierigkeit bei dem
                              Waschen nur noch vermehrt wurde; so ward es auch offenbar, daß man zuerst auf
                              Zersezung dieser erdigen Salze denken mußte, ehe man Seife anwenden konnte.
                           Man bereitete demnach eine alkalische Aufloͤsung von einer gewissen
                              specifischen Schwere, und sezte dieselbe einer gewissen Menge See-Wassers so
                              lang zu, bis Saͤttigung eintrat.Polyt. Journal Bd. XXII. S. 365. A.
                                    d. R. Auf diese Weise erhielt man die Menge, die man von diesem Reagens braucht, um ein Gallon
                              See-Wasser zu saͤttigen, mit aller Genauigkeit bestimmt, und jeder
                              weitere Versuch gab gleiche Resultate.
                           Als man dieses Mittel auf der Flotte einfuͤhrte, wurde es mit Freuden
                              aufgenommen, indem es Reinlichkeit auf den Schiffen, und folglich auch Gesundheit
                              foͤrderte. Ungluͤklicher Weise veranlaßte aber die Form oder der
                              Zustand, in welchem dasselbe den Seeleuten anvertraut wurde, die nirgendwo Gefahr
                              sehen, und nur zu oft alle Vorsichts-Maßregeln vernachlaͤßigen, einige
                              Zufaͤlle, die da machten, daß man dieses Mittel endlich gaͤnzlich
                              aufgab.
                           Die alkalische Aufloͤsung in aͤzendem und sehr concentrirten Zustande
                              wurde oͤfters verschuͤttet, kam auf Wunden, Verlezungen etc. und
                              verursachte Schmerzen, Entzuͤndung etc., so daß der Gebrauch derselben auf
                              der Flotte endlich verbothen wurde.
                           Obschon ich also mich hier sehr taͤuschte, gab ich doch meine Untersuchungen
                              nicht auf. Ich lernte waͤhrend derselben, daß man auf Schiffen haͤufig
                              mit Harn und Pfeifen-Thon waͤscht, welchen lezteren man mit einer
                              Buͤrste auf dem Leinen reibt, und dann in dem See-Wasser
                              auswaͤscht.
                           Um dieses schmuzige, abscheuliche, und fuͤr den Zwek, zu welchem es bestimmt
                              ist, hoͤchst ungeeignete Verfahren zu verbannen, gerieth ich auf den
                              Gedanken, eine erdige aber mehr seifenartige Basis, als Pfeifen-Thon,
                              anzuwenden, welche zugleich den Schmuz wegnimmt und die alkalische Aufloͤsung
                              einsaugt, mit dieser einen Teig bildet, den man leicht bemessen und mit Sicherheit
                              behandeln kann, und der sich leicht im See-Wasser verbreiten
                              laͤßt.
                           So entstand die oben angegebene erste Mischung, die ihrem Zweke vollkommen
                              entspricht.
                           Wenn man diesen Teig mit der gehoͤrigen Menge See-Wassers mischt, so
                              entstehen dike Wolken in dem Wasser, theils durch die erdige Basis desselben, theils
                              durch die Kalk- und Bittererde des See-Wassers, die dadurch aus ihrer
                              kochsalzsauren Verbindung tritt. Man laͤßt diese Erden sich sezen, und zieht
                              das klar gewordene Wasser hierauf entweder mit einem Heber ab, oder gießt es
                              sorgfaͤltig ab, oder filtrirt es. Dieser erdige Niederschlag kann dann
                              wieder, und zwar mit besserem Erfolge, als Pfeifenthon, uͤberall angewendet
                              werden, wo man lezteren braucht. Das reine See-Wasser kann, mit allem
                              Vortheile, zur
                              Entfernung dieser Erde von den Stoffen, an welchen sie haͤngen blieb,
                              benuͤzt, und hierauf zur Vollendung der Waͤsche mit Seife auf die
                              gewoͤhnliche Weise gebraucht werden. Wo es moͤglich ist, das
                              See-Wasser vor der Anwendung desselben zu hizen, wird es gut seyn, indem die
                              in demselben enthaltenen Erden dadurch schneller zu Boden fallen, und das Waschen
                              leichter und schneller geschieht; indessen kann, mit dieser Mischung, auch mit
                              kaltem See-Wasser gewaschen werden.
                           Reisende auf langen See-Reisen, die feine Waͤsche mit sich
                              fuͤhren, sollten nur reines, auf obige Weise behandeltes, See-Wasser
                              zum Waschen verwenden, und den Bodensaz oder Niederschlag nie gebrauchen. Sie
                              duͤrfen nicht fuͤrchten, durch Waͤsche, die in solchem
                              See-Wasser gewaschen wurde, krank zu werden. Die Waͤsche bleibt hier
                              nicht so feucht, wie sie immer ist, wenn sie in gemeinem See-Wasser gewaschen
                              wurde: denn die erdigen Salze des gemeinen See-Wassers, die die Feuchtigkeit
                              aus der Luft anziehen, wurden hier zersezt und abgeschieden, und ziehen nicht mehr
                              die Feuchtigkeit aus der Luft an.
                           Die zum Waschen im ungesalzenen Wasser vorgeschlagene Harzseife wurde zwar schon
                              fruͤher gebraucht, nur wurde das Harz in geringerer Menge, zum 8. bis 16.
                              Theile, in Verbindung mit Fetten und Oehlen angewendet unter dem Namen gelber Seife; nie aber mir Alkali allein, und ohne alle
                              Verbindung mit Fett und Oehl. Seife ist eigentlich eine dreifache aus Fett oder
                              Oehl, Alkali und Wasser, bestehende Verbindung; was immer anderes noch nebenbei
                              derselben zugesezt wird, entweder um sie zu verfaͤlschen, oder um ihr eine
                              besondere Eigenschaft zu geben, ist fuͤr dieselbe fremdartig. Man kann also
                              obige Harzseife eigentlich nicht Seife nennen, indem sie
                              andere Bestandtheile hat, obschon sie in mehreren Eigenschaften mit der Seife
                              uͤbereinkommt: naͤmlich in der Aufloͤslichkeit im Wasser, und
                              dadurch, daß sie den Schmuz besser wegnimmt. Diese leztere Eigenschaft und der
                              wohlfeile Preis muß sie dort vorzuͤglich empfehlenswerth machen, wo man viel
                              Seife noͤthig hat, und uͤberhaupt dort, wo Geld sehr gespart werden
                              muß.