| Titel: | Ueber die Bereitung des Magisterium Bismuthi (Schmink-Weiß); von Hrn. Menigaut, Apotheker zu Sainte-Livrade. (Lot et Garonne.) | 
| Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. CXVI., S. 538 | 
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                        CXVI.
                        Ueber die Bereitung des Magisterium Bismuthi (Schmink-Weiß); von Hrn.
                           Menigaut, Apotheker
                           zu Sainte-Livrade. (Lot et Garonne.)
                        Auszug eines Schreibens an Hrn. Planche. Aus dem Journal de
                                 Pharmacie. Jaͤner 1827. S. 7.
                        Menigaut, uͤber die Bereitung des Magisterium
                           Bismuthi.
                        
                     
                        
                           Als ich neulich Magisterium
                                 Bismuthi zu bereiten hatte, wollte ich die Zusammensezung dieses Salzes
                              bestimmen, und die Umstaͤnde ausmitteln, die die Bildung desselben
                              beguͤnstigten. Ich stellte in dieser Hinsicht eine Reihe von Versuchen an,
                              die mich auf folgende Resultate fuͤhrten.
                           1) Die kaͤufliche Salpeter-Saͤure wirkt, bei der Temperatur der
                              Atmosphaͤre, sehr kraͤftig auf den Wißmuth. Das Resultat dieser
                              Wirkung ist, außer einer starken Entbindung von Waͤrmestoff, und einer
                              gewissen bestaͤndigen Menge von Stikstoff-Deuteroxyd, eine
                              Fluͤßigkeit, welche bei ihrem Erkalten eine gewisse Menge prismatischer
                              Krystalle fallen laͤßt, die beinahe die Haͤlfte des Gewichtes der
                              ganzen Masse bilden. Diese Krystalle sind neutrales salpetersaures Wißmuth, oder
                              Krystalle, deren Konstitution sich hinsichtlich der respectiven Menge ihrer
                              Bestandtheile nach dem allgemeinen Typus der salpetersauren Salze verhaͤlt.
                              Der fluͤßige Theil ist ein saures salpetersaures Wißmuth, welches durch seine
                              Gegenwart die Aufloͤsung einer gewissen Menge des neutralen Salzes
                              erleichtert.
                           2) Die daruͤber stehende Fluͤßigkeit, oder diese Aufloͤsung des
                              neutralen salpetersauren Wißmuths in dem sauren mit etwas Wasser gemengten Salze
                              truͤbt sich, und scheidet eine glimmerartige Materie aus, so daß die
                              Fluͤßigkeit beinahe das Aussehen eines Kalkwassers erhaͤlt, das mit
                              Wasserstoff-Deuteroxyd gemengt ist. Wenn man noch etwas mehr Wasser zusezt,
                              wird die Fluͤßigkeit beinahe milchig werden, und ein sehr weißes Pulver
                              fallen lassen. Dieses bereits sehr bekannte Pulver ist ein basisches salpetersaures
                              Wißmuth von bestimmter und bestaͤndiger Mischung; die daruͤber
                              schwimmende Fluͤßigkeit ist ein anderes Nitrat, von gleichfalls bestimmter
                              Mischung, die aber die große Menge Saͤure nicht fest werden laͤßt.
                           3) Wenn man dem Wasser, von welchem man den basisch salpetersauren Wißmuth
                              abgeschieden hat, oder der Aufloͤsung des sauren salpetersauren Wißmuthes, sie mag concentrirt
                              oder verduͤnnt seyn, ein kaustisches oder kohlensaures Alkali zusezt, so
                              erhaͤlt man als Niederschlag ein salpetersaures Wißmuth, niemahls aber einen
                              basischen salpetersauren oder kohlensauren Wißmuth.
                           4) Die Krystalle, welche durch Erkaltung der Wißmuth-Aufloͤsung in
                              Salpeter-Saͤure gebildet werden, zersezen sich, wenn sie mit
                              ungefaͤhr 80 Theilen ihres Gewichtes Wasser geschuͤttelt werden, und
                              verwandeln sich zum Theile in basischen unaufloͤsbaren salpetersauren
                              Wißmuth, und zum Theile in sauren salpetersauren im Wasser aufgeloͤsten
                              Wißmuth. Eine geringere Menge Wassers wuͤrde die Krystalle nicht alle
                              vollkommen zu zersezen vermoͤgen.
                           5) Salpetersaurer Wißmuth, mag er nun durch unmittelbare Einwirkung der Saͤure
                              auf den Wißmuth, oder durch Einwirkung des Wassers auf den krystallisirten
                              salpetersauren Wißmuth entstehen, wird durch keine Menge Wassers, mit welcher man
                              denselben mengt, veraͤndert. Daher die Nothwendigkeit, nur die
                              unumgaͤnglich noͤthige Menge Salpetersaͤure dem Wißmuthe
                              zuzusezen, um die groͤßte Menge dieser weißen Schminke zu erhalten.
                           6) Der basisch salpetersaure Wißmuth besteht aus Einem Atome
                              Salpeter-Saͤure und aus vier Atomen Wißmuth-Oxyd, und kann
                              folglich Nitras quadribismuthicus, salpetersaurer
                              Wißmuth mit vier Atomen Wißmuth, genannt werden. Er enthaͤlt 0,15
                              Saͤure.
                           Um mich des Verhaͤltnisses der Bestandtheile des basischen salpetersauren
                              Wißmuthes zu versichern, gab ich in eine kleine, sehr duͤnne, und an ihrem
                              Ende in eine Glasroͤhre ausgezogene Retorte 92 Grane. Magisterium Bismuthi, welches vorlaͤufig mittelst des Dampfes von
                              siedendem Wasser in einem Porzellan-Gefaͤße getroknet wurde. Die
                              Retorte wog 169 Gran, und mit den 92 Gran Magisterium,
                              261 Gran. Ich hizte die Retorte mittelst einer Weingeist-Lampe so lang in
                              Rothgluͤhhize, bis nichts mehr aus derselben uͤberging. Als hierauf
                              die Operation geendet, und das Gefaͤß erkaltet war, wog sie nur mehr 247 1/2
                              Gran: es gingen demnach 13 1/2 Gran eines fluͤchtigen Koͤrpers davon,
                              der nichts anderes als Salpetersaͤure stylt konnte, indem die Daͤmpfe
                              alle Eigenschaften derselben besaßen. Der Versuch wuͤrde noch zwei Mahl
                              wiederhohlt: ein Mahl in einer Glasroͤhre auf gluͤhenden Kohlen, dann in
                              einer zweiten, der vorigen aͤhnlichen, Retorte. Da ich in beiden Versuchen
                              dieselbe Menge Magisterium anwendete, erhielt ich immer
                              durchaus dieselbe Menge Ruͤkstandes und Verlustes. In diesen beiden Versuchen
                              wog ich nur die Ruͤkstaͤnde, und, um mich zu uͤberzeugen, daß
                              ich Alles, was in den Gefaͤßen enthalten war, gehoͤrig gesammelt
                              hatte, schnitt ich die Roͤhre ringsumher an jener Stelle ab, die der
                              Ruͤkstand einnahm, und nahm alles Pulver heraus. Die Retorte leerte ich
                              zuerst aus, und brach sie dann, und sammelte sorgfaͤltig alle Theile des
                              Pulvers, die an den Waͤnden derselben hingen.
                           Da ich bei allen diesen Versuchen immer 13 1/2 Gran Verlust hatte, so glaube ich mit
                              Recht schließen zu koͤnnen, daß dieß wirklich die wahre Menge
                              Salpetersaͤure ist, die in 92 Gran Wißmuth-Magisterium enthalten ist,
                              und daß die Ergaͤnzungs-Zahl hierzu, oder 78 1/2 Gran, die Menge
                              Wismuth-Oxyd ausdruͤkt, die mit dieser Saͤure in Verbindung
                              steht. Wenn man nun 13 1/2 – durch 6,77, 26 oder 27 durch 13,5452, das
                              Gewicht des Atomes Salpeter-Saͤure nach den Tafeln des Berzelius,
                              theilt, so erhaͤlt man 2 als Quotienten. Ebenso, wenn man 78 1/2 durch 9,8692
                              oder 157 durch 19,7384 theilt, erhaͤlt man so ziemlich 8 als Quotienten. Die
                              Atome dieses Salzes verhalten sich also: : 2 : 8, oder : : 1 : 4.
                           Wenn man nun 4 Atome Basis auf 8 Atome Saͤure in diesem Salze rechnet, so
                              ergibt sich nach den Tabellen des schwedischen Chemikers, daß 92 Theile
                              Wißmuth-Magisterium aus 13,47 Saͤure und aus 78,33 Oxyd bestehen; was
                              die Erfahrung beinahe vollkommen bestaͤtigt.
                           Es gelang mir, die Mischung des Wißmuth-Quadrinitrates kennen zu lernen, indem
                              ich dem destillirten Wasser, welches zur Zersezung des krystallisirten Nitrates
                              diente, etwas fluͤßiges Ammonium im Ueberschusse zusezte. Indem ich das
                              niedergeschlagene Wißmuth Hydrat sammelte, wusch, und die
                              Absuͤß-Wasser aufbewahrte, den Niederschlag troknete, dann bei der
                              Flamme einer Weingeist-Lampe in einer kleinen Retorte hizte, gab mir das
                              uͤbergegangene Wasser die Mischung des Hydrates, und der Ruͤkstand die
                              Menge des Oxydes, die in der Fluͤßigkeit, welche ich pruͤfte,
                              enthalten war. Dieses Oxyd wog 81 Gran, das uͤbergegangene Wasser 9 Gran, und
                              die Menge salpetersauren Ammoniums, die ich durch Verdampfung der Fluͤßigkeit erhielt, war
                              4 1/2 Quentchen. Diese Fluͤßigkeit verdampfte bis auf den lezten Tropfen,
                              ohne sich nur im Mindesten zu truͤben. Wenn man annimmt, daß 4 Atome
                              Salpeter-Saͤure mit 81 Granen Wißmuth-Oxyd verbunden sind, so
                              haͤtte die erhaltene Menge salpetersauren Ammoniums 4 Quentchen 41 Gran seyn
                              muͤssen. Die Erfahrung gibt 5 weniger, und man sieht, daß diese Menge sehr
                              leicht in Dampf verwandelt worden, oder an dem Gefaͤße, in welchem die
                              Verdampfung geschah, haͤngen geblieben seyn konnte.
                           7) Das saure salpetersaure Wißmuth entsteht aus der Verbindung Eines Atomes
                              Wißmuth-Oxyd und aus vier Atomen Salpeter-Saͤure. Man kann es
                              Quadrinitras bismuthicus
                              (Wißmuth-Quadrinitrat) nennen. Es enthaͤlt 8,73 Saͤure.
                           8) Bei Bereitung des Wißmuth-Magisteriums im Großen kann man von dem Oxyde
                              dieses Quadrinitrates großen Vortheil erhalten, wenn man es durch ein Alkali
                              niederschlaͤgt, troknet, und neuerdings mit der geringsten Menge
                              Salpetersaͤure behandelt.Die Menge des Wismuth Oxydes in der sauren Fluͤßigkeit, die durch
                                    Einwirkung des Wassers auf die Aufloͤsung des Wißmuthes durch die
                                    Salpeter-Saͤure entsteht, verhalt sich zu der Menge, die sich
                                    zur Bildung des basischen salpetersauren Wißmuthes ausscheidet,
                                    ungefaͤhr wie 2 : 5. A. d. O.
                              
                           9) Wenn ich die saure Aufloͤsung des Oxydes dieses Metalles in der
                              Salpeter-Saͤure Wißmuth-Quadrinitrat nenne, so kommt dieß
                              lediglich davon her, daß sie die Ergaͤnzung der Bildung des basisch
                              salpetersauren Wißmuthes ist, und weil ich keinen Grund fand, derselben diesen Namen
                              zu versagen, indem er nicht die gewoͤhnlichen Eigenschaften dieser Salze
                              besizt.