| Titel: | Kornmühlen nach sogenannter englischer Art, wie Hr. Benoist sie auf seinem Mahlwerke zu St. Denis bei Paris vorgerichtet hat. | 
| Fundstelle: | Band 26, Jahrgang 1827, Nr. I., S. 1 | 
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                        I.
                        Kornmuͤhlen nach sogenannter englischer
                           Art, wie Hr. Benoist sie auf
                           seinem Mahlwerke zu St. Denis bei Paris vorgerichtet hat.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement. N. 274. S. 101.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I. u. II.
                        Benoist, uͤber Kornmuͤhlen.
                        
                     
                        
                           Die sogenannte englische
                                 Mahl-Methode (mouture dite à
                                 l'anglaise) ist amerikanischen Ursprunges, und wurde nur in England
                              vervollkommnet. Sie verbreitet sich jezt in Frankreich, und ist in mehreren großen
                              Muͤhlen daselbst bereits eingefuͤhrt. Die Hauptvortheile, die man
                              durch diese Methode erhaͤlt, sind: 1) daß man weniger Zeit zum Mahlen
                              braucht, als bei der gewoͤhnlichen Art von Muͤhlen; 2) daß das Mehl
                              nicht angebrannt, nicht verdorben wird, da es sich hier weniger erhizt; 3) daß man
                              mehr und besseres Mehl durch diese neue Methode erhaͤlt; 4) daß das Mehl,
                              besser zertheilt, auch ein schmakhafteres und besseres Brod gibt.
                           Die Muͤhlsteine haben an diesem neuen Muͤhlwerke 45 Zoll, und arbeiten
                              mit 22 Zoll; sie laufen 120 Mahl in Einer Minute umher, und sind weder convex noch
                              concav. Das Richten derselben besteht nur darin, daß man sie immer vollkommen
                              horizontal stellt, und daß man ihre Furchen, die von dem Auge nach dem Umfange
                              hinlaufen. Einen Zoll breit, drei Viertel Zoll tief, und zwei Zoll weit von einander
                              entfernt sind, immer vollkommen gerade haͤlt. Die Entfernung der Furchen ist
                              nach Art des Kornes, das man mahlen will, verschieden, und vorzuͤglich auch
                              nach der verschiedenen Harte der Steine. Das Mehl kommt, wie bei dem
                              gewoͤhnlichen Grobmahlen, aus den Steinen heraus, faͤllt in einen
                              Kasten, und wird eingesakt; man laͤßt es in den Saͤlen zehn bis
                              zwoͤlf Tage lang sich erfrischen, und bringt es dann in eine
                              walzenfoͤrmige Beutel-Maschine aus Drahtgewebe, die innenwendig mit
                              Buͤrsten. versehen, und in drei Faͤcher getheilt ist, in welche die
                              drei verschiedenen Mehlsorten fallen.
                           
                           In Amerika, wo Menschen-Arme seltener sind, sucht man den Menschen so viel
                              moͤglich durch Maschinen zu ersezen. Man schoͤpft dort das Korn durch
                              ein Trograd in die obere Abtheilung der Muͤhle hinauf, oder durch
                              Roͤhren von der Form der archimedischen Schraube, und reinigt dasselbe
                              zugleich bei dieser Arbeit. Das Mehl kommt, beim Austritte aus den Steinen, in eine
                              Maschine, die es zerstaͤubt und zertheilt, und erst aus dieser in die
                              walzenfoͤrmigen Beutel, von welchen weg es alsogleich in Faͤsser
                              geschlagen wird. Oliver Evans, der dieses Mahl-System in seinem ganzen Detail
                              beschrieben hat, versichert, daß eine Muͤhle, die taͤglich 40 Tonnen
                              Mehl mahlt, nur zwei Menschen braucht; ehe brauchte man vier Menschen dazu. Als
                              Muster von Muͤhlen dieser Art kann man die Muͤhle, die Hr. Ellicot am Occoquam-Flusse in Virginien erbaute,
                              anfuͤhren. Sie ist im IX. Bd. der Annales des Arts et
                                 Manufactures S. 103 beschrieben.
                           Die englischen Muͤhlen zeichnen sich vor den amerikanischen durch ihre
                              Festigkeit aus; sie sind beinahe ganz aus Eisen, nehmen sehr wenig Raum ein, sind
                              aber in mechanischer Hinsicht vortrefflich gedacht, und in allen ihren Theilen
                              herrlich ausgefuͤhrt.
                           Die erste Sorgfalt des englischen Muͤllers ist darauf gerichtet, das Korn so
                              sorgfaͤltig als moͤglich von allen demselben beigemengten
                              Unreinigkeiten zu reinigen. Hierzu hat er Maschinen, die eben so schnell als genau
                              arbeiten. Eine der gewoͤhnlichsten Maschinen zu diesem Zweke ist ein
                              walzenfoͤrmiges Sieb aus starkem Metall-Gewebe, das schief geneigt und
                              innenwendig mit Buͤrsten versehen ist, und mit Krazern, die wie Reibeisen
                              durchloͤchert sind, und in Einer Minute sich 170 Mahl drehen. Das Korn
                              faͤllt oben in diese Maschine, wird mit einer außerordentlichen
                              Geschwindigkeit in derselben umhergedreht, und durch die Reibung, die es zwischen
                              den Waͤnden dieser Trommel erleidet, faͤllt es gereinigt durch.
                              Waͤhrend es durchfaͤllt, wirkt noch ein Faͤcher mit vier
                              Fluͤgeln auf dasselbe, der den Staub und alle fremden Theile davon jagt.
                           Obschon England mehrere Muͤhlsteinbruͤche besizt, bedient man sich doch
                              daselbst der franzoͤsischen, die alle erforderlichen Eigenschaften in sich
                              vereinigen. Da indessen diese Steine selten durchaus von gleicher Harte in ihrer
                              Masse sind, so waͤhlen die Englaͤnder Bruchstuͤke derselben,
                              die von gleicher Haͤrte sind, behauen sie in gehoͤriger Form,
                              fuͤgen und kitten sie mittelst Gyps zusammen, und bilden daraus einen Muͤhlstein,
                              den sie mit Reifen von Eisen befestigen. Die nicht mahlenden Flaͤchen dieser
                              Muͤhlsteine werden nicht geschaͤrft, sondern bloß mit Bruch-
                              oder Ziegel-Steinen, und mit Gyps ausgegossen. Die eigentliche
                              Schaͤrfung oder Zurichtung geschieht mittelst schieflaufender Halbmesser von
                              der gewoͤhnlichen Tiefe, die zwei bis zwei und einen halben Zoll weit von
                              einander entfernt sind. Der liegende Muͤhlstein ist in der Mitte mit einem
                              vierekigen oder sechsekigen Loche versehen zur Aufnahme der Buͤchse aus
                              Gußeisen, durch welche das Eisen laͤuft. Sie ist mit Widerlagen aus Kupfer
                              versehen, die durch Keile eingetrieben werden.
                           Das Eisen verbindet sich mit dem laufenden Muͤhlsteine mittelst der
                              Kruͤke (l'anile): diese bildet ein
                              gewoͤlbtes, in den Muͤhlstein eingelassenes, Stuͤk Eisen, in
                              dessen Mitte sich eine Hoͤhlung befindet, welche das zugerundete Ende des
                              Eisens aufnimmt. Auf diese Weise wird der Muͤhlstein in seinem Mittelpuncte
                              vollkommen im Gleichgewichte erhalten, und erlangt die Faͤhigkeit nach allen
                              Seiten hinzuschwanken, und sich etwas zu heben, wo er zu großen Widerstand
                              findet.
                           Das ermuͤdende Abheben des laufenden Muͤhlsteines, das Kehren und
                              Wiederaufsezen desselben, geschieht in England mittelst eines leichten eisernen
                              Krahnes, den man mit Leichtigkeit stellen, und den ein einzelner Mann regieren kann.
                              Er besteht aus einer großen senkrechten Schraube, die an ihrem unteren Ende zwei
                              gewoͤlbte eiserne Arme fuͤhrt, welche den Muͤhlstein umfassen,
                              und durch Bolzen an demselben festgehalten werden, die in Loͤcher an dem
                              Umfange desselben eintreten. Auf dieser Schraube ist ein mit einer weiblichen
                              Schraube versehenes Winkelrad aufgezogen, welches von einem Triebstoke getrieben
                              wird, dessen Achse von einer Kurbel in Bewegung gesezt wird. Wenn man nun den
                              laufenden Muͤhlstein abheben will, faͤngt man damit an, daß man den
                              Reiber und die uͤbrigen Theile auf demselben los macht, die gewoͤlbten
                              Arme mittelst der Zapfen darauf anpaßt, und nun die Kurbel spielen laͤßt. Die
                              Schraubenspindel dreht sich dann in ihrer Schraubenmutter, und hebt sich, und der
                              Muͤhlstein laͤßt sich, sobald er dadurch in die gehoͤrige
                              Hoͤhe gehoben wurde, leicht kehren und schaͤrfen, und durch
                              entgegengeseztes Drehen der Kurbel wieder auf seinen Plaz
                              zuruͤkfuͤhren.
                           
                           Bei dieser neuen Art zu mahlen erhizt das Mehl sich nur sehr wenig zwischen den
                              Muͤhlsteinen: indessen hat man doch die Vorsicht, dasselbe vor dem
                              Durchbeuteln aufzufrischen. In England geschieht Lezteres in Kisten, die zu ebener
                              Erde hingestellt sind; in America bedient man sich hierzu einer sehr sinnreichen
                              Maschine, durch welche man Zeit und Arbeit zugleich erspart.
                           Diese Maschine, die man den Frischer (rafraichisseur) nennt, besteht aus einem großen Rade von
                              10 bis 15) Fuß im Durchmesser, welches in Einer Minute ungefaͤhr vier Mahl
                              umlauft, und dessen Speichen und Felgen mit Kaͤmmen versehen sind, die
                              breiter als dik sind: die einen derselben Haufen das Mehl gegen den Mittelpunkt der
                              Welle hin an, die anderen schuͤtten es in den Rumpf der
                              Beutel-Maschine. Dieser Mechanismus ist so vorgerichtet, daß das heiße Mehl
                              immer gegen den Mittelpunct geschafft, und nur das abgekuͤhlte gegen den
                              Umfang geworfen wird, wo es durch Oeffnungen in dem Boden in die Ruͤmpfe der
                              Beutel-Maschine durchfaͤllt. Das Mehl wird mittelst einer Laufkette,
                              die mit Troͤgen versehen ist, welche dasselbe in dem Mehlkasten
                              schoͤpfen, zu dem Erfrischer hingeschafft.
                           Das Absondern der Kleie von dem Mehle geschieht in England durch eine andere
                              Beutel-Vorrichtung, als bei uns; man bedient sich hierzu bedekter Trommeln
                              aus Metall-Geweben von verschiedener Feinheit, nach den verschiedenen
                              Mehlsorten, dieman bereiten will. Diese Beutel-Trommeln sind schief geneigt,
                              und statt daß sie selbst sich drehen, dreht sich innerhalb derselben ein
                              Buͤrsten-System, das sich an dem Siebe reibt, und die Kleien
                              absondert. Der Theil des Metall-Gewebes, welcher oben an der Trommel zu
                              liegen kommt, ist der groͤbste; das zunaͤchst nach unten gelegene
                              daran anstoßende Metall-Gewebe ist feiner u.s.f.
                           Das Mahlwerk des Hrn. Benoist zu St. Denis bei Paris ist
                              eines der schoͤnsten und besteingerichtetesten in ganz Frankreich. Es hat 10
                              Gaͤnge oder Muͤhlstein-Paare, wovon vier nach
                              franzoͤsischer Art von 5 Fuß 5 Zoll bis 5 Fuß 10 Zoll im Durchmesser, die von
                              zwei Wasserraͤdern getrieben werden, und sechs nach englischer Art, von 4 Fuß
                              im Durchmesser, die auf einem eisernen Gestelle im Kreise angebracht sind, und von
                              einer Dampf-Maschine mit der Kraft von 20 Pferden getrieben werden. Diese Maschine wurde
                              sammt allem Zugehoͤre von den Mechanikern, HHrn. Aitken und Steele, gebaut, deren Talente die
                              Société d'Encouragement mit der
                              goldenen Medaille belohnte.
                           Wir sprechen hier nur von dem Mahlwerke nach englischer Art, da das
                              franzoͤsische die uͤberall bei uns gebraͤuchliche Einrichtung
                              hat.
                           Man sieht auf Tab. I. den senkrechten Durchschnitt,
                              und auf Tab. II. den Grundriß der englischen
                              Muͤhle mit dem Mechanismus, der die Muͤhlsteine in Bewegung sezt, die
                              im Kreise auf einem Gestelle aus Gußeisen, K, angebracht
                              sind, welches von Saͤulen, L, aus demselben
                              Metalle getragen wird. Diese Saͤulen ruhen auf einer festen Grundlage, M, von Steinen, die mit einem starken Bandwerke von
                              Gußeisen umgeben ist, auf welchem die Sokel der Saͤulen ruhen. Den
                              Mittelpunct nimmt ein großes Kammrad, H, ein, dessen
                              Zapfen aus hartem Holze sind. Es ist auf einer sechsekigen Welle aus Gußeisen, E, aufgezogen, die sich in einer Pfanne, S, dreht, und im ersten Stoke in einem Halsbande, F, laͤuft. Im zweiten Stoke tritt sie in einen
                              Muff, G, der ihr oberes Ende mit dem unteren Ende ihrer
                              Verlaͤngerung nach oben verbindet. Auf eben dieser Welle ist unter dem
                              Kammrade ein Winkelrad, D, befestigt, welches von dem
                              Zahnrade, D', getrieben wird, das auf der
                              Haupt-Triebwelle, B, aufgezogen ist. Leztere
                              steht mit der Dampfmaschine durch zwei Zahnraͤder, A, und, O, und eine Achse, P, in Verbindung. Beide drehen sich auf gegossenen
                              Lagern, N, die mit kupfernen Muscheln besezt sind.
                           Jedes Muͤhlstein-Paar besteht aus Steinen, die auf das
                              Sorgfaͤlligste ausgewaͤhlt, mit Gyps zusammengefuͤgt, und mit
                              starken eisernen Reifen umgeben sind. Der obere Muͤhlstein wird durch einen
                              Triebstok, I, welcher von dem Kammrade, H, getrieben wird, in Bewegung gesezt. Das Ende des
                              Eisens, J, der Muͤhlsteine dreht sich in einer
                              Pfanne, D', deren Lage durch die Drukschrauben, s, s, regulirt wird. Man hebt das Eisen durch einen
                              Mechanismus, von welchem wir weiter unten sprechen, und mit welchem, unter der
                              genauesten Beibehaltung des nothwendigen Parallelismus der beiden reibenden
                              Flaͤchen, leztere, so wie die Arbeit es fordert, einander naͤher
                              gebracht, und von einander entfernt werden koͤnnen.
                           Der untere unbewegliche Muͤhlstein, Z, liegt in
                              einer Schale, 
                              Y, die, damit sie leichter wird, ausgeraͤumt
                              wird, und auf einem dreiekigen Geruͤste, X, ruht.
                              Drukschrauben, n, n, druͤken auf die
                              Raͤnder des Muͤhlsteines, um zu hindern, daß er nicht in seiner Schale
                              wankt. Andere Schrauben, o, o, Fig. 1. Tab. I. dienen zur
                              vollkommenen Horizontal-Stellung desselben mittelst einer Wasserwage, die man
                              zu diesem Ende auf den Muͤhlstein legt.
                           Wir haben schon oben von dem Unterschiede gesprochen, der hinsichtlich des Zurichtens
                              oder Schaͤrfens der englischen und der gewoͤhnlichen
                              Muͤhlsteine Statt hat. Wir bemerken hier bloß, daß, nachdem man die
                              Oberflaͤche des liegenden Muͤhlsteines gehoͤrig gestellt hat,
                              man die Furchen in schiefer Richtung auf die Halbmesser ein Haut. Die Richtung der
                              groͤßten Furchen wird durch einen Kreis von 9 Zoll im Durchmesser bestimmt,
                              den man von dem Mittelpuncte aus beschreibt: ihre Verlaͤngerungen werden
                              Tangenten auf einen Kreis von 4 Zoll im Durchmesser, und die uͤbrigen Furchen
                              laufen parallel mit den ersten. Der laufende Muͤhlstein wird auf dieselbe
                              Weise geschaͤrft. Die Form der Furchen ist dreiekig und so vorgerichtet, daß,
                              wenn die Muͤhlsteine auf einander liegen, diese Furchen eine Art von
                              Parallelogramm bilden, und sich kreuzen. Der Zwischenraum zwischen zwei und zwei
                              Furchen wird mit einem eigenen Hammer behauen, um die Oberflaͤche der
                              Muͤhlsteine gehoͤrig rauh zu halten. Die Vertiefungen, die man dadurch
                              erzeugt, muͤssen sehr fein und zugleich sehr regelmaͤßig seyn: man
                              rechnet deren gewoͤhnlich 24 auf den Zoll, so daß sich deren 60 zwischen
                              jedem Furchenpaare befinden. Es gibt geschikte Arbeiter, die sogar 48 solche
                              parallele Vertiefungen mit außerordentlicher Regelmaͤßigkeit in Einem Zolle
                              einhauen koͤnnen. Durch diese Zurichtung des Steines wird das Korn, das auf
                              den Mittelpunct der Steine faͤllt, nicht bloß durch die
                              Centrifugal-Kraft gegen den Umfang derselben getrieben, sondern zugleich auch
                              durch die schiefe Richtung der Furchen dahin gezogen. Der Hauptvortheil bei dieser
                              Zurichtung der Muͤhlsteine nach englischer Art, die von der unsrigen ganz
                              verschieden ist, besteht darin, daß man ein feineres Mehl und groͤßere Kleie
                              erhaͤlt, die sich dann durch das Beuteln leichter absondern laͤßt.
                           Das Eisen, J, des laufenden Muͤhlsteines wird in
                              der Mitte des liegenden Muͤhlsteines durch ein Stuͤk Gußeisen
                              festgehalten, das man die Buͤchse (boitard)
                              nennt, und auf Tab. I. 
                              Fig. 5 und
                              6. im
                              Grundrisse und im Aufrisse sieht. Dieses sechsekige Stuͤk ist in die Dike des
                              Muͤhlsteines eingelassen, und wird darin mittelst hoͤlzerner Keile von
                              weißem Holze festgehalten, so daß sie Einen Zoll unter der Oberflaͤche
                              desselben steht. Sie ist, mit drei kupfernen Widerlagen, f',
                                 f' versehen, die, statt durch Schrauben angezogen zu werden, durch den
                              Keil, M', getrieben werden, den man in Fig. 7. besonders
                              dargestellt sieht. In diesen Keil paßt ein kruͤkenfoͤrmiger Bolzen,
                              N', Fig. 8., der an seinem
                              Ende eine Schraubenspindel bildet, und eine weibliche Schraube, oder ein Niet, V, aufnimmt. Wenn man diese Schraube dreht, so steigt
                              der Bolzen nieder, und zieht den Keil, M', der die
                              Widerlage als Unterlage befestigt. Die Zwischenraͤume zwischen den Widerlagen
                              sind mit geoͤhltem Werke, g', ausgefuͤllt,
                              wodurch das Eisen geoͤhlt wird. Die Buͤchse ist mit einem
                              kreisfoͤrmigen Stuͤke, h', bedekt, welches
                              mittelst Schrauben festgehalten wird, und mit einem Hute, i', der auf den vierekigen Theil des Eisens aufgestekt wird, um mit
                              demselben zu laufen. Dieser Hut hat einen Rand, der den hervorspringenden Theil des
                              Stuͤkes, h', bedekt, damit kein Staub in die
                              Buͤchse gelangen kann. (Siehe Fig. 2. Tab. II.)
                           Man sieht in Fig.
                                 3. Tab. I., die Kruͤke oder Krone, die den oberen Muͤhlstein
                              haͤlt, und mit sich fortdreht, und demselben zugleich in horizontaler, und
                              mit dem unteren Muͤhlsteine paralleler Lage zu bleiben gestattet. Sie ist aus
                              Gußeisen, gewoͤlbt, und an ihren beiden Armen mittelst Blei quer uͤber
                              das Auge eingelassen. Eine, im Mittelpunkte, k',
                              angebrachte Hoͤhlung nimmt das obere Ende des Eisens, J, von derselben Form auf, und ein vierekiger Zapfen, l', der unten vorgerichtet ist, nimmt den Reiber, O', auf. Das Eisen laͤuft vierekig durch eine
                              Gabel, K', Fig. 4. aus Gußeisen, die
                              in den Einschnitten, n', n', den unteren und den hohlen
                              Theil der Kruͤke aufnimmt, so daß, zu derselben Zeit, wo der obere
                              Muͤhlstein in seinem Mittelpunkte der Schwere oben auf dem Eisen, J, gehalten wird, dieses denselben in seiner drehenden
                              Bewegung mittelst der Gabel, K', fortreißt. Die Stellung
                              dieser Stuͤke muß das nothwendige Spiel unterhalten, damit der seiner eigenen
                              Schwere uͤberlassene Muͤhlstein immer im Gleichgewichte bleibt, und
                              frei nach allen Richtungen auf dem Gipfel des Eisens, J,
                              sich schwingen kann.
                           Diese Verbindung des Eisens mit der Kruͤke oder mit der Krone findet Hr. Benoist an seiner Muͤhle noch mangelhaft. Er
                              findet es schwierig, das Eisen in dem vierekigen Loche der Gabel, K', genau zu stellen, so daß es nicht wankt, und da,
                              zweitens, das Eisen zu tief unten gefaßt wird, so muß, bei dem mindesten Fehler im
                              Gleichgewichte, der Muͤhlstein auf der einen Seite sich mehr reiben, als auf
                              der anderen, wodurch er schnell abgenuͤzt wird, das Mehl sich erhizt, und die
                              Arbeit oft unterbrochen werden muß; zugleich werden dadurch auch kostbare
                              Reparaturen veranlaßt.
                           Hr. Benoist hat, um diesen Maͤngeln abzuhelfen,
                              folgende Verbesserung vorgeschlagen, die er nach und nach an allen seinen
                              Muͤhlen vorzunehmen gedenkt.
                           Das obere Ende des Eisens, J, ist mit drei
                              staͤhlernen Zungen versehen, die in correspondirende Furchen eingreifen,
                              welche in einem Muffe aus Gußeisen eingegraben sind, der genau auf das Eisen paßt.
                              Dieser Muff hat einen tieferen Quer-Einschnitt, in welchen der
                              gewoͤlbte Theil der Kruͤke sich einlegt. Durch diese einfache
                              Vorrichtung, die viele Aehnlichkeit mit der Muͤhle zu Maudsley hat, die Hr.
                              Leblanc beschrieb, zieht das Eisen, welches seine
                              runde Form in seiner ganzen Laͤnge behaͤlt, den Muff mit sich fort, so
                              wie dieser die Kruͤke, und leztere den Muͤhlstein. Man hat nun weder
                              ein Wanken, noch ein Brechen mehr zu besorgen, und, da die Fassung hoͤher
                              hinaufgeruͤkt wurde, so ist das Gleichgewicht des Muͤhlsteines
                              vollkommen sicher gestellt, und es wird auch weniger Kraft erfordert, um den
                              Muͤhlstein zu drehen.
                           Der sich drehende Muͤhlstein wird in Hrn. Benoist's
                              Mahlwerke mittelst eines Flaschenzuges gehoben. Zwei Menschen reichen zu dieser
                              Arbeit hin, und arbeiten sich eben so leicht und sicher, als mittelst eines
                              Krahnes.
                           Die Muͤhlsteine sind, wie gewoͤhnlich, mit dem hoͤlzernen
                              Aufsaze (dem Muͤhlbottiche) versehen, U, und
                              haben ihren Rumpf, a, in welchen das Getreide durch
                              einen Schlauch aus Leinwand gelangt, f; dieß
                              faͤllt dann in den Schuh am Rumpfe, d, der durch
                              den Reiber, O', eine Art zitternde Bewegung
                              erhaͤlt. O', ist naͤmlich mit einem
                              Triebstoke, e, versehen, der, waͤhrend er sich
                              dreht, immer an den Boden des Schuhes, der mit hartem Holze eingefaßt ist,
                              anschlaͤgt; das harte Holzerlaubt staͤrkere Schlaͤge, und gibt
                              zugleich groͤßere Dauerhaftigkeit. Die Lade-Schnur, t, dient zur Regulirung der Menge des Getreides, die durch
                              den Schuh geliefert werden soll: sie greift daher in eine Reihe von Einschnitten
                              oder Kerben ein, die auf der Walze, c, angebracht sind.
                              Um den Schuh mehr oder minder gegen den Triebstok, e,
                              anzulegen, bringt man die Schnur in eine von der senkrechten Flaͤche des
                              Schuhes mehr oder minder entfernte Kerbe. Sie ist unten, bei dem Mehlkasten, auf
                              einer mit einem Zahnrade versehenen Walze befestigt, so daß man sie immer in
                              gleicher Spannung erhalten kann.
                           Durch folgenden Mechanismus werden die Muͤhlsteine von einander entfernt, und
                              wird die Muͤhle, gestellt.
                           Wenn man eine große Menge Mehles zu mahlen hat, laufen alle sechs Gange zugleich; es
                              gibt jedoch Umstaͤnde, unter welchen es nochwendig wird, einen Gang oder
                              mehrere Gaͤnge außer Umlauf zu sezen. In diesem Falle muß die Verbindung mit
                              dem Kammrade unterbrochen werden, was auf folgende Weise geschieht.
                           Der Triebstok, I, greift frei in den
                              kegelfoͤrmigen Theil, E', des Eisens, J, wo er durch Zungen, u,
                              festgehalten wird, die in correspondirende Furchen in dem Mittelpuncte des Rades
                              einfallen. In dieser Lage, die in Fig. 1. Tab. I. durch
                              punctirte Linien angedeutet ist, wird der Triebstok von dem Eisen fortgerissen. Wenn
                              man ihn nun aus der Flaͤche des Kammrades, das ihn fuͤhrt,
                              herausbringen will, so dreht man die Kurbel, x, Fig. 2., auf
                              deren Achse sich ein Triebstok, y, befindet, der in ein
                              Winkelrad, h, eingreift. Dieses Rad ist auf einer
                              weiblichen Schraube, Z, befestigt, die laͤngs der
                              großen maͤnnlichen Schraube, R, auf- und
                              niedersteigt, und ein Querstuͤk, H', mit sich
                              zieht, welches mit dem Buͤgel, F'. Ein
                              Stuͤk bildet, dessen Arme frei durch das Stuͤk, l', laufen. Man begreift, daß, wenn man die Kurbel dreht, die weibliche
                              Schraube laͤngs der maͤnnlichen Schraube, R, aufsteigen, und das Querstuͤk, H',
                              mit sich ziehen muß, welches auch die Arme des Buͤgels, F', mit sich fuͤhrt, an welchen es befestigt ist.
                              Dann stoͤßt nun die Krone, G', die auf dem
                              Buͤgel sizt, den Triebstok, l, und macht ihn
                              uͤber den Kegel, E', heraustreten, und hebt ihn
                              folglich aus dem Kammrad, H, aus.
                           Wenn man die Muͤhlsteine von einander entfernen will, laͤßt man die
                              Schraube, R, in die Hoͤhe steigen, deren unteres
                              Ende in die hohle Saͤule, Q, tritt, auf welcher
                              der ganze Mechanismus ruht. Man bringt nun eine Kurbel an dem vierekigen Stuͤke, b', an, Fig. 2. Tab. I. auf
                              welchem der Triebstok, a' befestigt ist. Dieser
                              Triebstok greift in ein Winkelrad, i, ein, welches eine
                              Mutterschraube, e', fuͤhrt, die die
                              maͤnnliche Schraube, R, aufnimmt. Diese Schraube
                              hebt, wenn sie aufsteigt, die Pfanne, D, Fig. 10., die sie in der
                              Buͤchse, o', schiebt. Und mit ihr das Eisen, J, dessen Zapfen darauf laͤuft. Da die Entfernung
                              der Muͤhlsteine nie bedeutend ist, so tritt die Pfanne, D, nicht ganz aus der Buͤchse, in welcher sie
                              durch die Drukschrauben, s, s, festgehalten wird. Ein
                              Sperr-Rad, c', mit einem Sperrkegel, d', hindert den Triebstok, a', vor dem Zuruͤktreten.
                           Damit die Muͤhle immer in derselben Regelmaͤßigkeit fortlaͤuft,
                              wird es nothwendig, daß die in einander eingreifenden Zaͤhne immer mit
                              einander in Beruͤhrung bleiben. Die Zaͤhne der abgestuzt
                              kegelfoͤrmigen Raͤder, C, und, D, koͤnnten, in der Laͤnge der Zeit, aus
                              dieser Beruͤhrung kommen, oder durch die bedeutende Schwere der Welle, E, und ihrer Last koͤnnten sich Schwierigkeiten
                              in der Bewegung finden. Um diesen Nachtheil zu beseitigen, laͤßt man die
                              Pfanne, S, die auf den starken Bolzen, l, l, ruht, welche quer durch das hohle Fußgestell, T, laufen, auf- oder niedersteigen. Je nachdem
                              man naͤmlich die Bolzen-Keile, U, mit
                              einem Hammer tiefer ein- oder weiter zuruͤktreibt, hebt oder senkt man
                              die Pfanne, 8, und mit dieser zugleich die Welle, E, und
                              das Rad, D.
                           Die Zahl der Zaͤhne dieses Raͤderwerkes, welches die Bewegung von der
                              Dampfmaschine her der Muͤhle mittheilt, ist folgende:
                           1) Zahnrad, C, auf der Achse der Triebwelle, B, vier und achtzig Zaͤhne.
                           2) Winkelrad, D, auf der senkrechten Welle, E, zwei und siebenzig Zaͤhne.
                           3) Kammrad, H, hundert und sechs und dreißig
                              Zaͤhne
                           4) Triebstok, I, der Muͤhlsteine, vier und dreißig
                              Zaͤhne.
                           Das Verhaͤltniß der Geschwindigkeit der Triebwelle, B, zu den laufenden Muͤhlsteinen ist also
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 26, S. 10
                              
                           ungefaͤhr.
                           Da die Dampf-Maschine vier und zwanzig bis fuͤnf und zwanzig
                              Umdrehungen in Einer Minute macht, so wird die Triebwelle, B, waͤhrend
                              derselben Zeit eben so viele machen. Folglich wird die Geschwindigkeit der
                              Muͤhlsteine 24 × 4,66 = 111,84 Umdrehungen in Einer Minute. Die
                              Muͤhlsteine des Hrn. Benoist laufen in Einer
                              Minute hundert zehn bis hundert zwanzig Mahl um; eine Geschwindigkeit, die beinahe
                              doppelt so groß ist, als an den großen franzoͤsischen Muͤhlsteinen,
                              deren Durchmesser 5 Fuß 10 Zoll betraͤgt. Da aber die englischen
                              Muͤhlsteine nur 4 Fuß im Durchmesser haben, so verhalt sich ihre
                              Oberflaͤche, wie 1 : 2,25; woraus sich zugleich ergibt, daß man um Ein
                              Viertel weniger Kraft braucht, die englischen Muͤhlsteine zu bewegen, obschon
                              sie zweimal so schnell laufen, als die franzoͤsischen.
                           Alle Theile der Muͤhle des Hrn. Benoist sind so
                              fest als moͤglich, und bewegen sich stets in derselben Regelmaͤßigkeit
                              fort.
                           Hr. Benoist bedient sich zur Reinigung des Kornes einer
                              Art von Trompete (Tarare), die Hr. Gravier erfand. Sie besteht aus mehreren horizontalen Sieben und aus
                              Blaͤttern von Eisenblech, die wie ein Reibeisen durchloͤchert, und auf
                              einer Achse so aufgezogen sind, daß sie vier Fluͤgel bilden. Sie drehen sich
                              120 Mahl in Einer Minute. Nachdem das Korn durch die Siebe lief, faͤllt es
                              auf diese sich drehenden Blaͤtter, wo es durch die Schnelligkeit der Bewegung
                              stark geruͤttelt, und durch die Rauhigkeit des Reibeisens vollkommen
                              gereinigt wird. Nachdem es, noch innerhalb der Maschine, der Einwirkung eines
                              Faͤchers mit vier Fluͤgeln ausgesezt wurde, der sich 60 Mahl in Einer
                              Minute dreht, und wodurch alle Unreinigkeiten davon gejagt werden, faͤllt es
                              endlich gereinigt aus derselben heraus. Diese Maschine reinigt in Einer Stunde 5 bis
                              6 Saͤke Korn; sie ist in der 8ten Lieferung des Recueil des machines qui servent à l'économie rurale, par
                                 Mr. Leblanc beschrieben.
                           Die Mehlkasten unter der Muͤhle zur Aufnahme des Mehles konnten auf den Tafeln
                              nicht dargestellt werden, weil sie nichts Neues in ihrem Baue darbiethen. Die Kleien
                              werden von dem Mehle mittelst Buͤrsten in der Beutel-Maschine
                              geschieden, welche bedeutende Vorzuͤge vor den gewoͤhnlichen
                              Beutel-Kasten besizt, sowohl in Hinsicht auf Schnelligkeit der Arbeit, als
                              auf die Guͤte des Produktes. Sie unterscheidet sich von der oben
                              erwaͤhnten Beutel-Maschine dadurch, daß die, mit Metall-Gewebe
                              uͤberzogenen, Trommeln sich nach Einer Seite drehen, waͤhrend die innere
                              Vorrichung sich nach der entgegengesezten Seite dreht. Diese Verbesserung ist
                              wichtig, insofern sie eine vollkommnere Scheidung der Kleie von dem Mehle bewirkt,
                              welches, nach seiner verschiedenen Feinheit, in verschiedene unten angebrachte
                              Faͤcher faͤllt. Diese Beutel-Maschine kommt allerdings theurer,
                              als ein Beutel-Kasten, und auch ihre Unterhaltung ist kostbarer.
                           Jeder Gang der englischen Muͤhle bei Hrn. Benoist
                              mahlt in 24 Stunden sechszehn bis achtzehn Saͤke Getreide, den Sak zu 120
                              Kilogramm (2 Ztr. 40 Pfd. ungefaͤhr). Wenn also alle 6 Gaͤnge zugleich
                              gehen, kann er 100 Saͤke des Tages mahlen. Er konnte auf seiner Muͤhle
                              im Jahre 40,000 Sake oder 6,000 Hektoliter Korn mahlen.
                           Die Graupen mahlt er auf der franzoͤsischen Muͤhle, und laͤßt
                              sie fuͤnf bis sechs Mahl durchlaufen, bis alles Mehl durchgezogen ist. Er
                              waͤhlt dazu vorzuͤglich hart und rundkerniges Korn, wie man es um
                              Crépy baut.
                           
                        
                           
                              Erklaͤrung der Figuren auf Tab. I. u. II.
                              
                           Tab. I. Fig. A
                                 , zeigt die Kornmuͤhle zu St. Denis im senkrechten Durchschnitte auf
                              die Linie, A, B, des Grundrisses.
                           Tab. II. Fig. 1
                              u. 2. zeigt
                              nur drei Gaͤnge und den Mechanismus, der sie treibt.
                           Dieselben Buchstaben bezeichnen in allen Figuren dieselben Gegenstaͤnde.
                           A, gerades Rad aus Gußeisen, an der Trieb-Welle,
                              B, der Muͤhle gehoͤrig befestigt, C, Winkelrad auf derselben Welle. Die Kaͤmme
                              desselben sind aus hartem Holze, und in Looͤcher eingezapft, die hierzu auf
                              der kegelfoͤrmigen Oberflaͤche desselben vorgearbeitet wurden. D, Rad mit kegelfoͤrmigen Zaͤhnen, welches
                              von C, getrieben wird, und auf der senkrechten Achse,
                              E, der Muͤhle gehoͤrig befestigt ist.
                              Diese Achse ist ganz aus Eisen, und bildet ein achtseitiges Prisma. In ihrer Mitte,
                              in der Hoͤhe des ersten Stokwerkes, wird sie durch ein Halsband, F', festgehalten, und an dem Absaze des zweiten
                              Stokwerkes durch einen Muff, G, mit einer
                              Verlaͤngerung vereinigt, die bis an den Giebel des Daches des
                              Gebaͤudes reicht. H, Kammrad, dessen Zapfen
                              gerade und aus sehr hartem Holze sind. Es ist auf der Achse, E, aufgezogen, und greift in die Triebstoͤke, I, die auf dem Eisen der Muͤhle, J, befestigt sind. 
                              K, ist ein festes Gestell aus Gußeisen, in welchem der
                              ganze Mechanismus enthalten ist. Die sechs Gaͤnge oder sechs Paare
                              Muͤhlsteine ruhen auf eben so viel Saͤulen, L,
                                 L, aus Gußeisen, die auf einer festen Grundlage aus Stein, M, stehen, welche durch eiserne Baͤnder
                              festgehalten wird. N, N, Ruhelager aus Gußeisen, die mit
                              kupfernen Muscheln versehen sind, welche die Lager bilden, worin die liegenden
                              Wellen, B und, P, sich
                              drehen. O, Triebrad, welches auf der Achse, P, der Dampfmaschine aufgezogen ist, und das Rad, A, fuͤhrt. Q, Q,
                              hohle Saͤulen, welche den Mechanismus stuͤzen, der zum Stellen der
                              Muͤhle, und zur Entfernung der Muͤhlsteine von einander dient. Dieser
                              Mechanismus ist auf dieser Tafel nicht dargestellt, um nichts an Deutlichkeit zu
                              verlieren: man findet ihn auf Tab. I. – R, R. Schrauben, die in die Saͤulen, Q, Q, treten, und durch deren Beihuͤlfe man die
                              Hebung des Triebstokes, I, und des Eisens, J, bewirkt. S, Pfanne, die
                              das untere Ende der großen Welle, E, aufnimmt. T, hohles Fußgestell, in welchem diese Pfanne liegt. U, Muͤhlbottich. V,
                              Bruͤten zwischen den Saͤulen, L, L, die
                              den Eisen, J, als Stuͤzpuncte dienen.
                           a, Rumpf; b, Rumpfleiter;
                              d, Schuh; e, Triebstok
                              des Reibers; f, Schlaͤuche aus Leinwand, durch
                              welche das Korn in die Ruͤmpfe geschuͤttet wird; g, Saͤke, die sich in diese Schlaͤuche
                              leeren; h, Winkelrad auf der maͤnnlichen
                              Schraube, R, wodurch der Triebstok, I, ausgehoben wird, i,
                              anderes Winkelrad, wodurch die Entfernung der Muͤhlsteine hervorgebracht
                              wird, k, k, Drukschrauben zur Centrirung der Pfanne, S. l, l, Bolzen, die durch das Fußgestell, T, laufen, und mittelst welcher die Pfanne, S, gehoben oder gesenkt werden kann. m, staͤhlerner Wuͤrfel im Grunde der
                              Pfanne, auf welchem das Ende der Achse, E, sich
                              dreht.
                           Tab. II. Fig. 1
                              und 2.
                              allgemeiner Grundriß der Muͤhle, und der Muͤhlsteine.
                           Fig. 1.
                              Grundriß auf der Hoͤhe der Linie, C, D, des
                              Durchschnittes. Tab. I. Fig. A
                                 .
                           Fig. 2.
                              Grundriß der sechs Gaͤnge, unter den verschiedenen Ansichten gezeichnet, die
                              sie darbiethen.
                           X, Unterlage in Form eines Dreiekes, auf welcher die
                              Schale der Muͤhlsteine, Y, aus Gußeisen ruht.
                              Diese Schale ist
                              ausgeraͤumt, damit sie leichter wird. Z, unterer
                              oder liegender Muͤhlstein.
                           A', oberer oder laufender Muͤhlstein. B, der Muͤhlbottich, und die Rumpfleiter von
                              oben. C', Ansicht des Rumpfes, a, von oben. D', Pfanne zur Aufnahme des
                              Zapfens des Eisens, J. Sie befindet sich auf der
                              Bruͤke, V.
                           c, gefurchte Walze, uͤber welche die
                              Lade-Schnur laͤuft. n, n. Schraube, die
                              zur Centrirung des unteren Muͤhlsteines dient. o,
                                 o, andere Schrauben, um diesen Muͤhlstein horizontal zu stellen, p, Trichter des Auges. q.
                              Loch in dem Mehlbottiche. s, s, Drukschrauben, um die
                              Pfanne, D', zu stellen.
                           Tab. I. Detail dieser Muͤhlen.
                           Fig. 1.
                              senkrechter Durchschnitt durch die Achse der Muͤhlsteine, und durch den
                              Mechanismus, der sie treibt.
                           Fig. 2. die
                              große Schraube, R, und der Mechanismus, der sie in die
                              Hoͤhe treibt, einzeln dargestellt, und in einem groͤßeren Maßstabe
                              gezeichnet.
                           Fig. 3.
                              Kruͤke oder Krone, im Aufrisse und von oben.
                           Fig. 4. Gabel,
                              die die Kruͤke mit der Welle der Muͤhlsteine verbindet.
                           Fig. 5.
                              senkrechter Durchschnitt durch die Achse der Buͤchse.
                           Fig. 6.
                              horizontaler Durchschnitt durch die Buͤchse nach der Linie, E, F, der vorhergehenden Figur.
                           Fig. 7. Keil
                              der Buͤchse von vorne und feldwaͤrts.
                           Fig. 8. Bolzen
                              in Form einer Kruͤke, der sich in dem Keile stellt, von vorne und von der
                              Seite.
                           Fig. 9. oberes
                              Ende des Eisens, J.
                           Fig. 10.
                              senkrechter Durchschnitt der Pfanne, D', und der
                              Buͤchse, in welcher sie sich befindet.
                           E', kegelfoͤrmiger Theil des Eisens der
                              Muͤhlsteine, auf welchen der Triebstok, I, paßt,
                              F', Buͤgel mit Schiebern und Schrauben, die
                              durch die Bruͤke, V, laufen, und zum Heben des
                              Triebstokes, I, dienen, um ihn aus der Ebene des
                              Kammrades zu bringen. H', Querstuͤk, das auf den
                              Stangen des Buͤgels befestigt ist, und mit diesem auf und nieder steigt. I', ein anderes Querstuͤk, auf dem Schafte der
                              hohlen Saͤule, Q': J', Kruͤke oder Krone;
                              K', Gabel, welche die Kruͤke oder Krone des
                              Eisens, J, vereinigt. L',
                              Buͤchse. M', Keil, um die Widerlage der
                              Buͤchse anzuziehen. N', Kruͤkenbolz, der
                              in den Keil tritt. O', Reiber.
                           
                           t, Ladeschnur, u, Zunge des
                              Kegels, E', um den Triebstok, I, mitzuziehen, was mittelst correspondirender Furchen geschieht, die in
                              den Mittelpunct des Triebstokes eingegraben sind. v,
                              Mutterschraube, um den Bolzen, N', zu ziehen, und den
                              Keil der Buͤchse anzutreiben, x, Kurbel, um das
                              Winkelrad, h, mittelst des Triebstokes, y, zu drehen. z,
                              Mutterschraube des Rades, h, die laͤngs der
                              Schraube, R, auf und nieder steigt.
                           a', Triebstok, der das Winkelrad, i, fuͤhrt. Es ist auf einer Achse aufgezogen, die ein vierekiges
                              Stuͤk, b', fuͤhrt, an welchem eine Kurbel
                              angebracht ist. c', Sperrrad auf dieser Achse. d', Sperrkegel. e',
                              weibliche Schraube des Rades, i. f', Widerlage der
                              Buͤchse. g', Werk, welches in Oehl getaucht ist,
                              um das Eisen, J, zu schmieren. h', Stuͤk mit einem kreisfoͤrmigen Dekel, das uͤber
                              die Buͤchse koͤmmt. i, Hut, durch welchen
                              das vierekige Stuͤk des Eisens, J, durchzieht,
                              und der von demselben fortgezogen wird. Er hat einen Rand, der den hervorspringenden
                              Theil des Stuͤkes, h', bedekt, und hindert, daß
                              der Staub nicht in die Buͤchse kommt. k',
                              Hoͤhlung in der Kruͤke oder Krone, die das zugerundete Ende des
                              Eisens, J, aufnimmt. l',
                              hervorragendes vierekiges Stuͤk, auf welches der Reiber, O', paßt.' m', m',
                              vierekiges Loch der Gabel, durch welches der vierekige Theil des Eisens, J, durchzieht. n', n'. Einschnitte, in welche die beiden Arme der
                              Kruͤke sich einsenken. o' Buͤchse, in
                              welcher die Pfanne, D', auf- und
                              niedersteigt.Wir haben die im Bulletin de la
                                       Société gegebenen Abbildungen dieser Muͤhle
                                    mit der groͤßten Genauigkeit wieder gegeben, damit wohlhabende
                                    Muͤhlenbesizer nach diesen Abbildungen ihre Muͤhlen verbessern
                                    lassen koͤnnen. Die Muͤhlen in Nieder-Bayern
                                    beduͤrfen gar sehr einer Reform; nur in Ober-Bayern (im
                                    Oberlande) hat man schoͤnes Mehl, und selbst dieses ist nicht so
                                    schoͤn, wie das sogenannte Salzburger-Mehl. Ist es nicht traurig, daß in dem Lande, in
                                    welchem der herrlichste Weizen in ganz Europa gebaut wird, die Kunst aus
                                    demselben Mehl zu bereiten, so sehr vernachlaͤßigt ist, daß man sogar
                                    aus jenem Lande, das seinen Weizen aus Bayern holt, das seine Mehl muß
                                    kommen lassen, wenn man fuͤr seine Kinder gesunden Mehlbrei, oder
                                    fuͤr seinen Tisch schmakhaftes Bakwerk bereiten will? Es ist aber nun
                                    wirklich so. Ja, was noch mehr ist, wenn irgend ein verstaͤndiger
                                    Muͤller des Oberlandes sein feines schoͤnes Mehl in einer
                                    Stadt des Unterlandes verkaufen will, wo man oft Mist fuͤr Mehl hat,
                                    so darf er
                                    dieß nicht. Nicht einmahl feine Perlgraupen und Hafergruͤze
                                    koͤnnen die bayer'schen Muͤller machen: die Wirtemberger
                                    versehen ganz Bayern mit dem sogenannten Ulmer-Gerstel und mit
                                    Haber-Kern, und es gehen Tausende von Thalern jaͤhrlich
                                    dafuͤr in's Ausland. Woher kommt dieß? Die Soͤhne der
                                    Muͤller, die fast alle wohlhabende Vaͤter haben,
                                    schaͤmten sich in Bayern, und schaͤmen sich noch,
                                    Muͤller zu bleiben; sie wurden in fruͤheren Zeiten,
                                    Moͤnche, und jezt Juristen, um Richter und Raͤthe werden zu
                                    koͤnnen. In Bayern studirt der Sohn des Muͤllers nicht
                                    Mechanik, um das Muͤhlwerk seines Vaters, als kuͤnftiger
                                    Besizer desselben, zu verbessern; er lernt Messe lesen, oder die Pandekten
                                    aufschlagen, oder bleibt hoͤchstens dann beim Handwerke, wenn er
                                    nicht so viel Talent in sich verspuͤrt, als zum Treiben jener freien
                                    Kuͤnste noͤthig ist. So blieben und bleiben, (eine Menge
                                    Ursachen, die der Verbesserung der Muͤhlen von Seite des
                                    Muͤhlen-Rechtes [oder vielmehr Unrechtes] im Wege stehen, hier
                                    unberuͤhrt gelassen), die Muͤhlen in Bayern immer in jenem
                                    Zustande, in welchem sie im grauen Alterthume waren. Die
                                    oͤsterreichische Regierung erkannte die Wichtigkeit der Verbesserung
                                    der Muͤhlenwerke sehr gut, obschon ihre Muͤhlen besser sind,
                                    als die bayerischen, und schrieb den bekannten hohen Preis auf das beste
                                    Modell einer Muͤhle aus, der in diesem Jahre vertheilt, werden soll.
                                    Die großen Vervollkommnungen des Muͤhlenwesens in Preußen sind unsern
                                    Lesern bereits bekannt. Bei uns wurden die physischen und mathematischen,
                                    und technischen Wissenschaften bisher zu sehr vernachlaͤßigt, und
                                    sind auch noch jezt zu sehr vernachlaͤßigt, als daß das Land sich
                                    eines Vortheiles von dem unzureichenden Betriebe derselben erfreuen
                                    koͤnnte.A. d. Ueb.
                              
                           
                        
                     
                  
               
