| Titel: | Ueber das Demant-Spalten, Schneiden und Poliren, über die Zurichtung, über das Fassen und über den Gebrauch der Demante zum Kupferstechen, zur Glaser-Arbeit und zum Schreiben; über Demant-Staub etc. Von Edmund Turrell, Kupferstecher. | 
| Fundstelle: | Band 26, Jahrgang 1827, Nr. III., S. 19 | 
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                        III.
                        Ueber das Demant-Spalten, Schneiden und
                           Poliren, uͤber die Zurichtung, uͤber das Fassen und uͤber den
                           Gebrauch der Demante zum Kupferstechen, zur Glaser-Arbeit und zum Schreiben;
                           uͤber Demant-Staub etc. Von Edmund Turrell, Kupferstecher.
                        Aus Gill's technical Repository. Jun. 1827. S. 1.
                              Aug. S. 66.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        (Im
                              Auszuge.)
                        Turrell, uͤber das Demant-Spalten, Schneiden und
                           Poliren.
                        
                     
                        
                           Ich habe das Demant-Schleifen bei einigen Juden
                              gesehen, die in dieser Kunst Meister sind, und werde jezt einige Bemerkungen
                              hieruͤber, so wie uͤber die Anwendung des Demantes und anderer
                              Edelsteine in einigen Kuͤnsten mittheilen.
                           Ich muß indessen vorlaͤufig um Nachsicht uͤber alle jene
                              Mangelhaftigkeiten bitten, die nothwendig dann entstehen muͤssen, wann man
                              Arbeiten im Detail beschreibt, mit welchen man sich nicht taͤglich selbst
                              beschaͤftigt.
                           Wenn man so viele Kuͤnste, die in unserer Insel bluͤhen, nach Belieben
                              sehen und studiren koͤnnte, so waͤren meine Bemerkungen
                              uͤberfluͤßig; allein, die verdienstvollsten Individuen sind bei uns
                              Jahrzehende lang in ihren Dachstuͤbchen eingeschlossen, und von Niemanden
                              gekannt, außer von denjenigen, die sie zu benuͤzen wissen. Hieraus folgt dann
                              nothwendig, daß ihre Kunst fuͤr sie, fuͤr die Mitwelt, und nur zu oft
                              auch fuͤr die Nachwelt und fuͤr Jahrhunderte, verloren ist durch die
                              Schaͤndlichkeit derjenigen, die, nicht etwa mit Schwarzen, sondern mit den
                              besten Koͤpfen und Haͤnden der Weißen den schaͤndlichsten
                              Sclavenhandel treiben. Ein empoͤrender, aber ein eintraͤglicher,
                              Handel: ein Handel mit Genien, die man hungern laͤßt, um sich mit ihrem Marke
                              zu maͤsten.
                           „Wenn ihr wissen wollt, wie die Meister-Werke der englischen Uhren
                                 bei uns auf die Welt kommen,“ sagt der hochw. Dr. Wilh. Pearson in Rees's Encyclopaͤdie, „muͤßt ihr in die
                                 finstersten Winkel und Gaͤßchen von London gehen, und dort unter die
                                 Daͤcher steigen, um zu sehen wie Leute, die keine Doctoren in
                                 Maͤnteln sind, wie ihr, die dem Publicum eben so wenig bekannt sind, als
                                 ihnen eure Theoreme, ihr Tagewerk mit Meisterwerken beschließen.“
                              
                           Ich hoffe, daß die Muͤhe, die man sich gegeben hat, und noch gibt,
                              wissenschaftliche Kenntnisse unter dem Publicum zu verbreiten, solche Bemerkungen
                              bald uͤberfluͤssig machen wird.Und auch die Muͤhe, uͤber die Hausthuͤren von Fabriken
                                    zu schreiben: „NO ENTRANCE“
                                    d.h. auf deutsch: „HIER DARF NIEMAND
                                          HEREIN;“ was auf so vielen engl. Fabriken steht. A.
                                    d. Ueb.
                              
                           Diese Verhaͤltnisse veranlaßten mich einige Bemerkungen uͤber das Spalten, Schneiden oder Schleifen und Poliren der Demante hier nieder
                              zu schreiben, und uͤber die Anwendung derselben in Kuͤnsten.
                           Der Demant ist unter allen Koͤrpern, die wir kennen, bekanntlich der
                              haͤrteste. Er laͤßt sich nur durch Reibung an einem anderen Demante in
                              bestimmte Formen bringen. Man findet ihn abgerundet und krystallirt: seine
                              urspruͤngliche regelmaͤßige Form ist das Oktaëder, dessen
                              Winkel ungefaͤhr 109° messen. Seine Flaͤchen sind
                              gewoͤhnlich krummlinig unter jeder Form des Krystalles: in den
                              Kuͤnsten taugt aber das Oktaëder am besten, und daher uͤbergehe
                              ich die uͤbrigen Formen.
                           Ueber das Spalten der Demante. So hart der Demant auch
                              ist, so kann er doch in mehrere Stuͤke gespalten werden, und zwar durch
                              Koͤrper, die weicher sind, als er selbst. Dieß geschieht aber nur mittelst
                              eines Schlages, und zwar in doppelter Absicht. Wenn Demante als Zierrathe
                              geschnitten und polirt
                              werden sollen, wird diejenige Flaͤche des Steines zur Tafel oder Vorderseite
                              gewaͤhlt, die die groͤßte ist. Da aber mehrere Demante zugerundet
                              sind, so muͤssen, durch Spaltung, die convexen Lagen weggeschafft werden,
                              wodurch die große Muͤhe des Abreibens oder Abschleifens erspart wird, und
                              zuweilen sogar Stuͤke gewonnen werden, die zu kleineren Demanten
                              zugeschliffen werden koͤnnen. Ein anderer Fall, in welchem der Demant
                              gespalten werden muß, ist der, wenn ein bedeutend großer Stein so gestaltet ist, daß
                              er sich in mehrere Stuͤke spalten laͤßt, deren jedes groß genug ist,
                              einen Demant von Werth zu geben, wenn es polirt wird, und zwar so, daß an den
                              Stuͤken mehr zu gewinnen ist, als an dem einzelnen Steine, wenn er ganz
                              bliebe. Allein, dieser lezte Fall tritt nur selten ein, indem der Werth des Demantes
                              mit der Groͤße desselben in einem ungeheuren Verhaͤltnisse zunimmt.
                              Wenn ein Demant jedoch, aus obigen beiden Gruͤnden, gespalten werden muß, so
                              spaltet man ihn gewoͤhnlich in sechs Stuͤke, indem der Durchgang der
                              Blaͤtter diese Spaltung beguͤnstigt.
                           Wenn nun von einem Demante ein Stuͤk abgeschlagen werden, d.h., der Demant gespalten werden soll (eine Operation, die Ueberlegung
                              und Kenntniß fordert), so wird er in einer Kugel von Kitt befestigt, die
                              ungefaͤhr die Groͤße einer Wallnuß hat, und der Kitt wird vorher
                              erwaͤrmt: der Stein wird so eingebettet, daß nur. jener Theil frei bleibt,
                              den man von demselben abschlagen will. Hierauf wird ein anderer ganzer Demant mit
                              einer scharfen Kante, oder ein Stuͤk, das von einem anderen Demante
                              abgeschlagen wurde, in einer anderen Kugel von Kitt so befestigt, daß nur die
                              scharfe Kante desselben aus dem Kitte hervorsteht. Mit dieser Kante reibt man eine
                              leichte Vertiefung in den Stein ein, den man spalten will, und saͤgt in
                              dieser, Demant in Demant, so lange fort, bis eine Furche entsteht, die die
                              aͤußerste Schneide eines stumpfen Barbier-Messers aufzunehmen vermag.
                              Auf dieses leztere fuͤhrt man mit einem Hammer einen schnellen, starken
                              Schlag, waͤhrend der Demant in gehoͤriger Lage gehalten wird, und auf
                              diese Weise sondert ein geschikter Arbeiter das verlangte Stuͤk mit
                              Leichtigkeit von dem zu spaltenden Demante ab.
                           Der Kitt kommt aus Holland, wo Demant-Schleifen und Poliren zuerst in Europa
                              getrieben wurde. Er sieht aus wie ein Kitt aus Pech und Harz, und sehr feinem Ziegelmehle,
                              ist aber weit mehr zaͤhe und klebend.
                           Wenn Ein Demant oͤfter gespalten werden soll, muͤssen alle obige
                              Operationen an demselben wiederholt werden, und nun erst kann der Stein geschnitten
                              oder geschliffen werden.
                           Man hat nun gesehen, daß der Demant, obschon unendlich haͤrter als Stahl, doch
                              durch denselben leicht gespalten werden kann, wenn ein gehoͤriger Schlag auf
                              denselben gefuͤhrt wird.
                           Ueber das Schneiden oder Schleifen des Demantes. Die
                              naͤchste Arbeit ist, den sogenannten Facetten (die immer Flaͤchen
                              sind), die gehoͤrige Form zu geben. In dieser Absicht kommt der Stein wieder
                              in den Kitt, der an dem Ende eines kleinen hoͤlzernen Stabes aufgesezt wird.
                              Man laͤßt nur denjenigen Theil des Demantes aus dem Kitte hervorstehen, der
                              eine Hauptflaͤche geben soll.
                           Wenn ein Demant-Schneider oder Schleifer nur einen einzigen Stein zu schneiden
                              oder schleifen hat, so muß er sich entweder mit einem anderen ganzen Demante, oder
                              mit einem Stuͤke desselben versehen, und dieser muß auf einem
                              aͤhnlichen Staͤbchen Holzes so aufgekittet werden, daß entweder der
                              ganze Stein, oder ein Theil desselben so hervorragt, daß er zum Abreiben der
                              Flaͤche des Steines, der geschnitten werden soll, taugt. Es ist aber selten
                              der Fall, daß man nur einen Stein allein zu schneiden hat, indem man sich bei der
                              großen hierzu noͤthigen Muͤhe immer darauf versieht, zwei Steine
                              zugleich schneiden zu koͤnnen, indem sich die beiden Steine
                              gleichfoͤrmig auf einander abreiben.
                           Wenn nun die beiden zu schneidenden Steine auf diese Weise auf den beiden
                              Staͤbchen ausgekittet sind, sezt sich der Arbeiter vor seinem Werktische hin,
                              auf welchem sich eine kleine, ungefaͤhr vier Zoll lange und drei Zoll breite,
                              und eben so viel Zoll tiefe Buͤchse aus Mahagony-Holz befindet. Die
                              Waͤnde dieser Buͤchse sind einen halben Zoll dik: also stark genug.
                              Die oberen Flaͤchen der vier Waͤnde dieser Buͤchse sind, jede,
                              mit einem staͤhlernen Rande versehen, und in dem Mittelpuncte einer jeden der
                              laͤngeren Seiten ist ein Stahlstift senkrecht befestigt; diese beiden Stifte
                              dienen den Staͤben als Stuͤzen, in welche die Steine eingekittet sind,
                              und welche waͤhrend der Arbeit fest darauf niedergehalten werden.
                           
                           Die beiden Steine werden nun mit bedeutender Kraft gegen einander gedruͤkt,
                              und die beiden Staͤbe zu gleicher Zeit fest gegen die staͤhlernen
                              Stifte, auf den beiden Kanten der Mahagony-Buͤchse gehalten, und jeder
                              Stab wird in verschiedener Richtung geschoben: die staͤhlernen Stifte dienen
                              hier den Staͤben als Mittelpuncte der Bewegung.
                           Durch dieses ununterbrochene Reiben der beiden Steine aneinander werden ihre convexe
                              Flaͤchen nach und nach rauhe flache Flaͤchen oder sogenannte
                              Hauptflaͤchen.
                           Da der Theil oder das Ende eines jeden Stabes, welches. den Demant eingekittet
                              enthaͤlt, nur Einen Zoll oder anderthalb Zoll uͤber den Stift hinaus
                              lang ist, auf welchem es sich an der Wand der Buͤchse stuͤzt, so sieht
                              man offenbar, daß es nur einen Kreis von diesem Durchmesser beschreiben kann. Der
                              andere Theil des Stabes aber, den der Arbeiter in der Hand hat, ist viel
                              laͤnger, so daß leztere dadurch Kraft wegen des laͤngeren Hebels
                              erhaͤlt, welche hier sehr noͤthig ist.
                           Die Buͤchse aus Mahagony-Holz hat eine duͤnne Platte aus
                              Messing, die genau in dieselbe paßt, und mit einer Menge kleiner Locher versehen
                              ist, die als Sieb dienen, und den feinen Staub durchfallen lassen, der sich durch
                              das Abreiben der Demante an einander erzeugt. Die Buͤchse ist mit einem Dekel
                              versehen, welchen der Arbeiter sorgfaͤltig uͤber dieselbe legt, so oft
                              er die Facetten untersucht, die er geschliffen hat.
                           Dieser feine Demant-Staub heißt Demant-Pulver, (Demant-powder),
                              zum Unterschiede von einem aͤhnlichen Staube, welchen man durch das Reiben
                              des Demantes in einem staͤhlernen Moͤrser mit einem staͤhlernen
                              Staͤmpel erhaͤlt, welchen man zu anderen Zweken benuͤzt.Einen Moͤrser hierzu hat Hr. Gill
                                    beschrieben im techn. Repos. VII. Bd. S. 52.
                                    (Polytechn. Journ. Bd. XVI. S. 302.)
                                    A. d. Ueb.
                              
                           Man untersucht die Facetten an dem Demante, indem man sie mit dem Speichel auf der
                              Zunge naß macht; vorher buͤrstet man aber den darauf noch anklebenden
                              Demant-Staub sorgfaͤltig mit einem kurzen Haarpinsel ab.
                           Es ist vielleicht uͤberfluͤßig zu bemerken, daß, wenn eine Facette auf
                              dem Demante vollendet ist, derselbe nun in einer anderen Lage auf dem Stabe
                              eingekittet wird, und zwar so, daß man wieder eine Facette reiben kann. Der Kitt
                              wird hierzu an einer
                              Kerze erweicht. Wenn nun alle Facetten auf diese Weise vollendet sind, so ist der
                              Demant geschniten oder geschliffen.
                           Ueber das Poliren der Demante. Hierdurch erhaͤlt
                              der Demant seinen allgemein bewunderten Glanz, wenn er in der Folge von dem Juwelier
                              gehoͤrig gefaßt wird.
                           Der Demant wird, zu dieser Arbeit, auf eine andere Weise befestigt. Ein kleiner,
                              halbkugelfoͤrmiger, kupferner Becher wird mit weichem Schlaglothe (powder solder) („oder wie Hr. Gill meint, mit irgend einem leicht schmelzbaren
                                 Metalle“ auf Kohlenfeuer gestellt, und, wenn dieses Schlagloch
                              vollkommen geschmolzen ist, wird der geschnittene Demant auf die Oberflaͤche
                              des geschmolzenen Schlagloches gelegt, und von dem Arbeiter so tief in denselben
                              eingesenkt, daß etwas von dem Schlaglothe ringsum uͤber den oberen Theil des
                              Metalles emporsteigt, so daß der Stein beinahe ganz in die Metall-Masse
                              eingehuͤllt wird. Man laͤßt nur die groͤßte Facette, die man
                              abgerieben hat, oben emporragen und unbedekt.
                           Wer mit dieser Arbeit nicht bekannt ist, erschrikt, wenn er sie sieht, und glaubt,
                              der Arbeiter verbrennt sich die Finger. Indessen laͤßt sich diese Arbeit nur
                              mit den Fingern verrichten, und der Arbeiter vollendet sie mit Leichtigkeit und
                              Schnelligkeit, ohne Schaden zu nehmen.
                           Auf dem Becher ist ein kupferner Stift senkrecht befestigt, so daß, wenn der Becher
                              umgekehrt wird, damit der Stein nach abwaͤrts kommt, dieser Stift sich
                              zwischen den Faͤngen einer starken, schweren, eisernen Zange faͤngt,
                              in welchen zwei aͤhnliche Stifte befestigt sind, die sie an ihrem
                              aͤußersten Ende stuͤzen, waͤhrend der Becher und sein Stift
                              (nach dem hollaͤndischen Kunstausdruke, de
                                 dop) einen dritten Fuß bildet, auf welchem die Stange ruht.
                           Mittelst dieser einfachen, und scheinbar rohen Vorrichtung kann die Lage der zu
                              polirenden Facette nach allen moͤglichen Richtungen gewechselt werden: ein
                              Umstand, der dem Arbeiter hoͤchst wichtig seyn muß. Denn, da der von dem
                              Becher aufsteigende Stift walzenfoͤrmig ist, so laͤßt er den
                              umgekehrten Becher leicht horizontal sich drehen, und da dieser Stift von Kupfer
                              ist, so laͤßt er sich auch leicht biegen, wodurch dann die Facette unter
                              jeden Winkel gebracht werden kann, den man verlangt, oder der erforderlich ist. Auch
                              dadurch laͤßt sich diese Vorrichtung sehr genau dem Beduͤrfnisse anpassen,
                              daß man unter den einen oder den anderen Stift der Zange, oder unter beide zugleich,
                              ein duͤnneres oder dikeres Papier, oder Pappendekel legt.
                           Wer fein geschnittene und polirte Demante besizt, wird sich wundern, mittelst einer
                              so einfachen Vorrichtung so scharf, so genau geschnittene, und so fein polirte
                              Facetten vollendet zu sehen.
                           Man wird natuͤrlich fragen, warum man keine der neueren Verbesserungen im
                              Maschinen-Wesen bei dieser Arbeit angebracht hat? Wir haben ja Goniometer,
                              die Bruchtheile eines Grades angeben, und wir haben alle Krystalle mit der
                              vollkommensten Genauigkeit nachbilden gelernt. Es fragt sich aber, ob diese
                              Verbesserungen hier auch wirklich nuͤzlich waͤren, da man mit diesem
                              einfachen Apparate so vollkommen arbeiten kann, als nur immer moͤglich ist.
                              Vielleicht mag auch dieß ein Grund fuͤr obiges Verfahren seyn, das wir
                              dasselbe von den Hollaͤndern erhielten, die, wenn man ihnen von einer
                              Verbesserung spricht, gewoͤhnlich zu sagen pflegen: „Laͤßt
                                 Herren Gut in Ruh!“
                              
                           Die Maschine oder Muͤhle, deren man sich gewoͤhnlich zum Poliren der
                              Demante bedient, besteht aus einem horizontalen Laufrade von 6 Fuß im Durchmesser.
                              Auf der ausrechten Achse dieses Rades ist eine Kurbel, die von einer
                              Verbindungs-Stange getrieben wird, welche an der Leiste eines
                              hoͤlzernen Schwung-Rahmens befestigt ist, der sich an einem Ende, wie
                              eine Thuͤre, auf Angeln oder Zapfen dreht, und bloß durch Huͤlfe Eines
                              Mannes, oder wenn viele Arbeit da ist, von zwei Maͤnnern im Schwunge erhalten
                              wird.Diese einfache und treffliche Vorrichtung, die Kraft eines Mannes zum Treiben
                                    einer Maschine zu benuͤzen, gleicht sehr den Ruderbothen, zumahl wenn
                                    der Arbeiter dabei sizt: diese Haltung des menschlichen Koͤrpers ist
                                    sicher diejenige, in welcher derselbe die hoͤchste Muskelkraft
                                    aͤußern kann. A. d. Hrn. Gill.
                              
                           Ein Laufband laͤuft von diesem horizontalen Rade uͤber eine Rolle von
                              ungefaͤhr zwei Zoll im Durchmesser, welche auf der senkrechten Achse einer
                              flachen kreisfoͤrmigen Scheibe, oder Platte von ungefaͤhr
                              zwoͤlf Zoll im Durchmesser aufgezogen ist. Diese Platte nennt man technisch
                              die Scheibe (skive).
                           
                           Die obere Oberflaͤche dieser Scheibe ist sehr flach und genau in einer
                              Drehebank abgedreht, und der Demant-Schleifer oder Schneider bereitet, oder
                              rauht sie auf folgende Weise zu.
                           Er reibt zuerst die ganze obere Flaͤche der Platte mit einem
                              gewoͤhnlichen Wezsteine, so wie die Schuster einen zum Wezen ihrer Kneipe
                              haben, haͤlt den Wezstein dabei aber immer in einer solchen Richtung, daß er
                              in derselben, bestaͤndig Tangenten eines Kreises von ungefaͤhr einem
                              Drittel Durchmesser der Scheibe bildet. Auf diese Weise wird die ganze
                              Oberflaͤche mit groben Furchen bedekt. Hierauf wird, auf eben dieser Scheibe,
                              uͤber der ganzen Flaͤche derselben, ein feinkoͤrnigerer
                              Wezstein in der Richtung der Halbmesser gestrichen, und dieß zwar so lange, bis die
                              ersten Furchen dadurch beinahe gaͤnzlich ausgetilgt sind, oder bis, um
                              eigentlicher zu sprechen, eine Art von Koͤrnung auf der Oberflaͤche
                              gebildet wird, die nach dem Systeme der Tangential- und
                              Radial-Bewegung erzeugt wurde.
                           Ich habe bei diesem lezteren Umstande so lange verweilt, weil man mir sagte, daß das
                              Gelingen der Arbeit sehr von der Genauigkeit abhaͤngt, mit welcher man diese
                              Richtungen beobachtet.
                           Hierauf muß die Scheibe mit dem Demant-Pulver belegt werden, welches man auf
                              obige Weise durch das Abreiben der Demante erhaͤlt; und diese Belegung
                              geschieht auf folgende Weise.
                           Nachdem die Scheibe auf folgende Art gehoͤrig zubereitet oder gekoͤrnt
                              wurde, wird sie in der Maschine (in der Muͤhle) befestigt, und etwas
                              Demant-Pulver mit Oliven-Oehl uͤber die gekoͤrnte
                              Oberflaͤche gestrichen, und die bereits polirte breite Facette mit dem Becher
                              und der Zange auf die Scheibe gebracht, und leztere mit dem gehoͤrigen
                              Gewichte beschwert. Wenn nun die Scheibe schnell gedreht wird, wird das
                              Demant-Pulver auf der Oberflaͤche derselben gleichsam in derselben
                              eingebettet, und der bereits polirte Stein wirkt so, als eine Art Polirer.Gerade so wird das sogenannte Rouge in die
                                    Oberflaͤche der Scheiben aus Zinn und Zink einpolirt, deren man sich
                                    zu Genf zum Schleifen und Poliren der Goldarbeiten bedient. A. d. O.
                              
                           Da dieß jedoch nur in dem Umfange eines schmalen Kreises Statt hat, außer, wenn die
                              Facette sich an einem sehr großen Steine befaͤnde, so wird es nothwendig den Stein in eine andere Lage
                              zu bringen, sobald jener Theil der Oberflaͤche der Scheibe, auf welcher man
                              denselben angewendet hat, hinlaͤnglich mit Demant-Pulver belegt ist.
                              Auf diese Weise wird die Arbeit wiederholt fortgesezt, bis ein hinlaͤnglicher
                              Theil der Scheibe zugerichtet ist, wo sie dann zum Poliren und Vollenden der
                              geschnittenen Demante fertig ist.
                           Nachdem der geschnittene Demant in seinem Becher befestigt, und dieser in die Zange
                              gebracht ist, kommt der Stein auf die Scheibe. Wenn nun diese in Umtrieb gesezt, und
                              der Stein dann alle 10 bis 15 Minuten untersucht wird, so wird man finden, daß die
                              Facette einen Theil ihrer grauen Farbe verloren hat, die sie durch das Schneiden
                              erhielt, und ein spiegelnder Glanz wird an der Stelle derselben zum Vorscheine
                              kommen, welcher bloß durch das in die Scheibe eingebettete Demant-Pulver
                              entsteht.
                           Indessen geht es nur so, so lange es gut geht; denn zuweilen geschieht es, daß,
                              nachdem man viele Zeit auf eine Facette verwendet hat, dieselbe nicht im Mindesten
                              polirt wurde. In diesem Falle muß der Arbeiter den Becher um seine Achse drehen, um
                              dadurch die Facette der Einwirkung der Scheibe unter einem anderen Winkel
                              darzubiethen. Es geschieht nicht selten, daß man eine Menge Winkel versuchen muß,
                              ehe die Scheibe auch nur eine Spur von Wirkung zeigt; dieß haͤngt
                              naͤmlich von dem Durchgange der Blaͤtter in dem Steine ab, und von dem
                              Krystallisations-Geseze.
                           Nachdem eine Facette polirt ist, wird der Demant umgekehrt, und wieder in dem
                              Schlaglochs so befestigt, daß eine neue Facette polirt werden kann; und so geht die
                              Arbeit fort, bis der Stein fertig wird.
                           Wenn der Demant in seinem grauen Zustande, so wie er vom Schneiden herkommt, auf die
                              Polirscheibe kaͤme, ohne daß ein bereits polirter Demant das
                              Demant-Pulver auf der Scheibe eingebettet und polirt haͤtte, so
                              wuͤrde er unmittelbar auf das Eisen der Scheibe wirken, und diese in Furchen
                              schneiden, ohne daß das Demant-Pulver auf ihn wirken wuͤrde, soviel
                              auch von demselben auf der Scheibe aufgetragen worden seyn mochte.
                           Ich muß hier bemerken, daß, wenn eine Facette einmahl Glanz oder Politur zu zeigen
                              beginnt, diese dann gleichfalls zum Auftragen des Demant-Pulvers auf der Scheibe,
                              wie ein bereits polirter Stein, dienen kann.
                           Es verdient ferner wohl bemerkt zu werden, daß man auf diese Weise Metall mit
                              Demant-Theilchen verbinden kann, (weil es auch noch andere Methoden zu diesem
                              Ende gibt), wodurch man Oberflaͤchen die Gestalt einer Feile verschaffen
                              kann, die dann auf Koͤrper wirken, gegen welche der bestgehaͤrtete
                              Stahl nichts vermag, und selbst der Rubin nichts.
                           
                        
                           Erklaͤrung der Figuren.
                           Fig. 1. Tab.
                              III. A, ist eine Buͤchse aus
                              Mahagony-Holz, wie sie der Demant-Schneider braucht. B, der staͤhlerne Rand rings um die Kanten dieser
                              Buͤchse. C, C, zwei staͤhlerne Stifte in
                              dem staͤhlernen Rande. D, die
                              Kupfer-Platte mit den kleinen Loͤchern, die als Sieb dient. E, E die beiden Staͤbe, an die beiden Stifte, C, C, angelegt, mit den Demanten auf denselben, die
                              geschnitten werden sollen. F, F die beiden
                              Kitt-Massen auf den inneren Enden der Staͤbe, in welchen die Demante
                              eingekittet sind.
                           Fig. 2. ein
                              Theil des Tisches au der Demant-Muͤhle. H,
                              ein Theil der Scheibe aus Guß-Eisen. I, die
                              Zangen, aus zwei aͤhnlichen Theilen, deren vordere Enden mittelst einer
                              Schraube, K, an einander gehalten werden. Sie werden
                              uͤberdieß auch noch durch zwei Stifte festgehalten, I,
                                 L, zwei Stifte, die die Stelle von Fuͤßen an den Zangen vertreten,
                              mittelst welcher die Zange auf dem Tische ruht: unter einem derselben ist ein
                              Stuͤk Pappendekel befindlich, M, wodurch der Fuß
                              gehoben wird. N, ist der Kupferdraht an dem Becher oder
                              Dop, O, in welchem sich der Demant, P, befindet, der polirt werden soll. Der Kupferdraht,
                              N, ist hier in der Lage gezeichnet, in welcher er
                              zwischen der Zange gehalten wird. Der Demant, P, ruht
                              auf der Scheibe, und soll auf derselben polirt werden.
                           Wir haben oben bemerktAugust. S. 66., daß der Demant krystallisirt, und in abgerollten Stuͤken (in
                              Geroͤllen) vorkommt. Wenn leztere zu klein sind, um mit Vortheil geschnitten
                              werden zu koͤnnen, oder wenn auch krystallirte Demante ein zu schlechtes
                              Wasser haben, so verkauft man sie als sogenanntes Demant-Bort (bort). Und dieses
                              Demant-Bort ist nun in den Haͤnden der Glasschneider, der Glaser, der
                              Siegelstecher, Zahnaͤrzte Kupferstecher, Steinschneider, Porzellankitter,
                              Modelsiecher fuͤr Calico-Druker, Stahl-Dreher und Graveurs ein
                              unendlich nuͤzliches Werkzeug geworden. Man bedient sich desselben auch zur
                              Verfertigung der Mikrometer auf Glas und Stahl und zu Ziehplatten, um dem
                              Feder-Drahte an Pendel-Uhren, Chronometern etc. die moͤglich
                              groͤßte Gleichheit zu geben, wie es Hr. W. Hardy
                              zu thun pflegt.
                           Ueber die Demante der Glasschneider und Glaser. Die
                              bekannte Anwendung des Demantes zum Glasschneiden hat in den neuern Zeiten die
                              Aufmerksamkeit einiger der ersten Physiker erregt. Wir wollen hier nur an den Aufsaz
                              des Hrn. Wollaston in den Philosophical Transactions erinnern.
                           „So allgemein der Gebrauch des Demantes zum Glas-Schneiden ist, und
                                 so alt er auch ist, so sonderbar ist es zugleich“, sagt Hr. Wollaston, „daß man diese sonderbare Wirkung
                                 des Demantes auf das Glas, und die Bedingungen, von welchen diese Wirkung
                                 abhaͤngt, noch nicht auf eine genuͤgende Weise erklaͤrt
                                 hat.“
                           
                              „Nicht jeder bemerkt den Unterschied, der zwischen Rizen und Schneiden Statt hat. Durch
                                 ersteres wird in das Glas eine rauhe Furche gezogen; durch lezteres ein kleiner
                                 Spalt, oder ein oberflaͤchlicher Sprung erzeugt, der von einem Ende der
                                 Linie, in welcher das Glas geschnitten werden soll, nach dem anderen fortgesezt
                                 wird. Ein geschikter Arbeiter bringt dann nur an dem einen Ende der Linie eine
                                 geringe Gewalt an, und der Sprung des Glases laͤuft von einem Ende zu dem
                                 anderen.
                              
                           
                              Jeder Koͤrper, der haͤrter als Glas ist, rizt dasselbe so gut, wie der Demant; der Demant allein schneidet es aber, und gewiß traͤgt die ihm
                                 allein eigene Harte hierzu bei.“
                              
                           
                              „Man hat mir gesagt, daß die Arbeiter, die Demante fuͤr die Glaser
                                 fassen, immer ungeschliffene krystallisirte Demante hierzu waͤhlen. Sie
                                 nennen sie Funken (sparks). Ich war nicht im Stande
                                 auszumitteln, worin der Vorzug des natuͤrlichen Demantes vor dem
                                 geschliffenen besteht.“
                              
                           „Ich verschaffte mir eine ganze Glaser-Furnitur von Demanten, um
                                 das Glas-Schneiden zu lernen; ich schnitt wohl tief mit denselben; ich
                                 konnte aber nicht die Richtung des Bruches des Glases in meine Gewalt
                                 bekommen.“.
                           
                           
                              „Wenn ich den Demant mehr schief auf der Oberflaͤche des Glases
                                 hielt, konnte ich zuweilen und zum Theile einen ordentlichen Schnitt erhalten;
                                 ich konnte aber den Strich nicht mit der gehoͤrigen Staͤtigkeit
                                 fortfuͤhren, und zum zweiten Mahle denselben mit derselben Wirkung
                                 wiederholen, so daß ich zur Ueberzeugung gelangte, die wahre Richtung
                                 muͤsse bei dem Glasschneiden innerhalb sehr enger Grenzen
                                 liegen.“
                              
                           
                              „Nachdem ich gefunden hatte, daß der Demant nach der Richtung einer seiner
                                 Kanten gefuͤhrt werden muß, und durch wiederholte Versuche mir einen
                                 Begriff von der Neigung desselben gegen die Oberflaͤche des Glases machen
                                 konnte, zog ich ihn in einem Rahmen auf, in welchem ich denselben unter jedem
                                 beliebigen Winkel neigen, ihn zugleich um seine Achse drehen, und nach seinen
                                 Kanten stellen konnte. Hier entdekte ich nun bald, worin der Unterschied
                                 zwischen einem natuͤrlich krystallisirten und einem geschliffenen Demante
                                 gelegen ist.“
                              
                           
                              „An einem kuͤnstlich geschliffenen Demante sind alle
                                 Flaͤchen, so viel moͤglich ebene Flaͤchen; folglich bildet
                                 die Kante, in welcher sie zusammenstoßen, eine gerade Linie. Bei dem
                                 natuͤrlichen Demante hingegen, und vorzuͤglich bei denjenigen
                                 Stuͤken, welche man zum Glasschleifett braucht, sind diese
                                 Flaͤchen alle gekruͤmmt; folglich ist auch die Linie, welche sie
                                 in der Kante bilden, in welcher sie zusammenstoßen, eine krumme Linie. Wenn der
                                 Demant so gestellt ist, daß die Linie des beabsichtigten Schnittes eine Tangente
                                 auf die Kante desselben in der Naͤhe ihres Endes wird, und wenn die
                                 beiden Seitenflaͤchen des Demantes, die diese Kante bilden, gleiche
                                 Neigung gegen die Oberflaͤche des Glases haben, so sind alle Bedingungen
                                 zum Schnitte des Glases erfuͤllt.“
                              
                           
                              Die Kruͤmmung der Kante ist indessen nicht bedeutend, und folglich sind
                                 auch die Grenzen der Neigung sehr beengt: wenn daher der Griff zu viel oder zu
                                 wenig gehoben wird, so druͤkt das eine oder das andere Ende der Krummen
                                 unter einen Winkel auf das Glas, und pfluͤgt eine unebene Furche in
                                 dasselbe. Wenn aber, im Gegentheile, der Demant in gehoͤrige
                                 Beruͤhrung mit dem Glase kommt, so entsteht ein einfacher Spalt,
                                 gleichsam durch den Seiten-Druk der anliegenden Flaͤchen, der auf
                                 jeder Seite gleich wirkt. Auf diese Weise werden die zunaͤchst gelegenen
                                 Theile der Oberflaͤche des Glases weiter von einander getrieben, als die
                                 Elasticitaͤt der unteren Theile desselben erlaubt, wodurch dann eine theilweise
                                 Trennung, oder ein oberflaͤchlicher Sprung entsteht. Wenn die
                                 Kruͤmmung der beiden Seitenflaͤchen des Demantes nicht sehr von
                                 einander verschieden ist, wird der Schnitt noch immer rein seyn: da aber dann
                                 der Spalt nicht rechtwinkelig auf die Oberflaͤche ist, so wird der
                                 dadurch entstehende Bruch immer gegen dieselbe geneigt seyn. Wenn man endlich
                                 versucht, das Glas in einer noch schieferen Richtung zu schneiden, so wird
                                 dasselbe an jener Seite oberflaͤchlich ausgesprengt, auf welche der Druk
                                 staͤrker war, und der Schnitt ist mißlungen.“
                              
                           
                              „Man sollte glauben, daß die Schwache des Glases, dessen ungeachtet
                                 dasselbe in der verlangten Richtung wuͤrde brechen lassen; allein dort,
                                 wo das Glas ausgesprengt ist, ist die Basis des Sprunges sehr breit; die Kraft,
                                 die man zum Brechen des Glases anwendet, verbreitet sich demnach daselbst
                                 uͤber eine breitere, Flaͤche, und kann von ihrer Richtung
                                 abspringen, waͤhrend sie, wenn der Schnitt gehoͤrig
                                 gefuͤhrt ist, sich nach und nach bloß auf Puncte beschraͤnkt, die
                                 in einer beinahe mathematischen Linie am Grunde des Schnittes liegen, und leicht
                                 von einem Puncte auf den anderen sich) fortpflanzt, da die
                                 Attractions-Kraft derselben bald nachgibt.“
                              
                           
                              „Die Tiefe, bis zu welcher der Sprung, den der Demant erzeugte, in das
                                 Glas dringt, braucht nur 1/2 Zoll zu betragen. Wenn man von dem Glase
                                 uͤber diesem Sprunge etwas wegschleift, so kann der Bruch von der Linie
                                 des Sprunges nach irgend einer anderen Richtung hin geleitet werden, wenn auch
                                 die Dike des Glases nur um 6/1000 vermindert wurde.“
                              
                           
                              „Da die Form der schneidenden Kante den Hauptumstand bildet, von welchem
                                 der Schnitt abhaͤngt, so vermuthete ich, daß man auch mit anderen Steinen
                                 von gehoͤriger Haͤrte Glas schneiden koͤnnte, wenn man
                                 ihrer Kante eine aͤhnliche krummlinige Form gibt. Ich formte einen
                                 Saphir, einen Rubin, einen Spinell, einen Bergkrystall, und noch andere harte
                                 Koͤrper auf aͤhnliche Weise zu, und fand, daß man mittelst eines
                                 jeden derselben einige Zeit uͤber Glas schneiden, d.h., einen reinen
                                 Sprung hervorbringen kann. Allein, obschon der Rubin so hart war, daß es lang
                                 herging, bis er in die noͤthige Form gebracht werden konnte, so dauerte
                                 die Schneide desselben verhaͤltnißmaͤßig doch nicht so lange. Ich
                                 bin geneigt, diesen Fehler an demselben seinem Korne, der Lage seiner
                                 Blaͤtter, die ungluͤklicher Weise schief war, zuzuschreiben. Es ist
                                 sehr wahrscheinlich, daß die außerordentliche Dauerhaftigkeit der Schneide des
                                 Demantes gewisser Maßen von dem Umstande abhaͤngt, daß seine Harte in der
                                 Richtung des natuͤrlichen Winkels des Krystalles groͤßer ist, als
                                 in jeder anderen, wie dieß auch bei mehreren anderen Krystallen der Fall ist,
                                 deren verschiedene Haͤrten in verschiedenen Richtungen sich leichter
                                 untersuchen lassen.
                              
                           Es ist kein Zweifel, daß die aͤußeren Blaͤtter des krystallisirten
                              Demantes haͤrter sind. Die Demant- Schleifer wissen dieß nur zu gut,
                              und fangen nie ehe an einen Demant zu poliren, so guͤnstig auch eine
                              Flaͤche desselben gelegen seyn mag, bevor sie dieselbe nicht an einem anderen
                              Demante abgerieben haben, um dadurch die aͤußere Blaͤtter-Lage
                              oder die Schale zu entfernen. Diese außerordentliche Haͤrte ist es, die den
                              Demant so sehr zum Glasschneiden und Rizen geeignet macht.
                           Ich habe bemerkt, daß, in allen Faͤllen, wo der Demant das Glas am Besten
                              schneidet, die schneidenden Kanten unter einem rechten Winkel auf einander aufgesezt
                              sind, und genau durch den Durchschnittspunct derselben laufen. Es scheint, daß jener
                              Theil einer dieser Kanten, der dem Durchschnittspuncte außerordentlich nahe ist,
                              derjenige Theil ist, welcher schneidet, und kein anderer. Ich weiß dieß aus
                              Erfahrung, und bei Pruͤfung eines guten schneidenden Demantes wird man dieß
                              gewiß so finden.
                           Um diesen Gegenstand deutlicher zu machen, habe ich hier Zeichnungen eines Demantes
                              im groͤßeren Maßstabe beigefuͤgt, in welchen derselbe unter obigen
                              Bedingungen dargestellt ist. Fig. 3. Tab. III. zeigt
                              den Demant von der Seite und vom Ende her gesehen, und Fig. 4. im Grundrisse.
                           In diesen Figuren ist, A, B, der gekruͤmmte
                              leitende Theil der schneidenden Kante des Demantes, und, D, in Fig.
                                 1. und, C, D, die Durchschnitts-Linie,
                              die die Linie, A, B, unter einem rechten Winkel
                              durchkreuzt. E, ist der nachfolgende Theil der
                              schneidenden Kante. Die Figur des Steines uͤberhaupt ist durch punctirte
                              Linien angedeutet, so wie seine Lage in einer Hoͤhlung des
                              Metall-Blokes, F, in welche er zuerst eingesezt,
                              und in welcher er dann mit hartem Schlaglothe eingeloͤthet wird.
                           Fig. 5. zeigt
                              den Demant eines Glasers von der Seite; Fig. 6. von der
                              Vorderseite; Fig.
                                 7. von der Endseite mit einem Dreh- oder Laufgefuͤge fuͤr den
                              Blok, F, wenn dieser mit dem Griffe, G, verbunden ist, was mittelst der Schraube, H, geschieht, die durch einen bis zur Haͤlfte
                              quer in dem metallnen Stiele eingefeilten Einschnitt laͤuft. Auf diese Weise
                              schneidet man weit leichter mit dem Demante, als wenn derselbe in dem Griffe
                              unbeweglich festgemacht ist. Das Lauf- oder Drehe-Gefuͤge
                              gestattet dem Bloke freies Spiel, und haͤlt die schneidende Kante des
                              Demantes parallel mit der Kante des geraden Lineales oder der Patrone, laͤngs
                              welcher dieselbe hingefuͤhrt wird. Der Arbeiter braucht hier nicht erst die
                              wahre Stellung des Demantes zu suchen, sondern hat bloß auf die gehoͤrige
                              Neigung des Griffes zu sehen, damit er weder zu senkrecht noch zu schief
                              gefuͤhrt wird, und nicht nach der einen oder nach der anderen Seite sich zu
                              sehr neigt, und außer der Linie schneidet. Dieß lernt sich bei einiger Uebung
                              leicht.
                           Ich will hier noch einer anderen Thatsache zur Erlaͤuterung dieses
                              Gegenstandes erwaͤhnen, die so ziemlich allgemein bekannt ist.
                           Glas laͤßt sich leicht in einer gegebenen Richtung theilen. Wenn man z.B.
                              einen in geschmolzenen Schwefel getauchten Faden um einen Kolben, oder um eine
                              Retorte an jener Stelle windet, wo man dieselbe absprengen will, und dann den
                              Schwefel anzuͤndet, so springt das Glas genau in der Richtung des Fadens.
                              Offenbar ruͤhrt dieß davon her, daß ein sehr kleiner Theil des Glases durch
                              die Hize ploͤzlich ausgedehnt wird, und so als eine Art von Keil wirkt, und
                              dadurch das Glas in der durch den entzuͤndeten Faden gegebenen Richtung
                              theilt.
                           Die Uhrglasmacher verfertigen ihre Uhrglaͤser, welche Kugelausschnitte sind,
                              auf folgende Weise. Sie legen ein fertiges Uhrglas, als Patrone, auf eine Glaskugel,
                              aus welcher sie ihre Uhrglaser aussprengen wollen, und fahren an dem Rande des
                              fertigen Uhrglases mit dem gluͤhenden Stiele einer glaͤsernen
                              Tabaks-Pfeife umher, geben dann der Kugel an der auf diese Weise erhizten
                              Stelle einen leichten Stoß oder Schlag, und das Uhrglas faͤllt dadurch auf
                              der Stelle aus der Kugel.
                           Einige Personen, mit welchen ich uͤber diesen Gegenstand sprach, glauben, daß
                              bei dem Glas-Schneiden Electricitaͤt mit im Spiele ist. Nach meiner
                              Ansicht wirkt der Demant hier zuerst als Polirer, und druͤkt einige
                              Glastheilchen zusammen, und bringt hierauf alsogleich die Wirkung einer Menge
                              unendlich kleiner Keile
                              hervor, die in das Glas eingetrieben werden. Die natuͤrliche Folge hiervon
                              ist, daß das, Glas sich in der Richtung der Linie trennt, in welcher der Demant
                              gefuͤhrt wird.
                           Hr. Baker bemerkt in seinem Werke uͤber das
                              Mikroskop, als einen herrlichen Beweis der hohen Vollendung, welche die Natur ihren
                              Werken gibt, daß, wenn man die Klauen der kleinsten Insecten an den Enden ihrer
                              Fuͤße mit einem starken Vergroͤßerungs-Glase betrachtet, man
                              sie an ihrer Oberflaͤche hoͤchst polirt finden wird, waͤhrend
                              die hoͤchste Politur, die die Kunst hervorzubringen vermag, immer noch
                              Unebenheiten bemerken laͤßt.
                           Ein Umstand, der Beachtung verdient, leitete mich auf diese Beobachtungen. Wenn man
                              mit der Kante eines geschliffenen und polirten Demantes von der feinsten Scharfe
                              kleine Eintheilungen fuͤr Mikroskope auf dem Glase macht, so sprengt und
                              splittert er augenbliklich, auch bei dem leichtesten Druke, die Oberflaͤche
                              des Glases: zum deutlichen Beweise, daß, wenn er auch noch so fein seyn mag, er zu
                              diesem Zweke nicht taugt, und seine Schneide zu rauh ist. Wenn man hingegen einen
                              natuͤrlichen Demant nimmt, dessen Oberflaͤche von dem Schleifer
                              unzerstoͤrt blieb, so kann man die herrlichsten Linien mittelst desselben
                              fuͤhren. Diese Linien sind zugleich so schoͤn an ihrer
                              Oberflaͤche polirt, daß, wenn sie hinlaͤnglich nahe an einander
                              gezogen werden, sie den Lichtstrahl zersezen, und das herrlichste prismatische
                              Farbenspiel erzeugen. Offenbar ruͤhrt dieß von dem hoͤchsten Grade der
                              Ebenheit oder Politur her, die nur an der Oberflaͤche des natuͤrlichen
                              Demantes gefunden wird.
                           Hr. Barton, an der k. Muͤnze, hat einige
                              außerordentliche Beispiele hiervon geliefert, indem er mittelst eines Demantes auf
                              hartem und polirten Stahl an 2000 Linien in einer Streke von Einem Zolle geschnitten
                              hat. Auch ich habe mit einem aͤhnlichen Demante sehr schoͤne
                              farbenspielende Stuͤke auf aͤhnliche Art aus Kronen-Glas
                              geschnitten.
                           Als Zusaz zu obiger Erklaͤrung des Demant-Schleifens und Polirens habe
                              ich hier noch Fig.
                                 6. beigefuͤgt, wo, im Durchschnitte, die Weise dargestellt ist, wie
                              die Demante mittelst Kittes auf den hoͤlzernen Griffen zum Abreiben oder
                              Schleifen derselben befestigt werden. Fig. 7. zeigt einen
                              anderen Durchschnitt des kupfernen Bechers, oder des sogenannten Dop, J, mit seinem Stiele, K, aus
                              Kupfer-Draht, mittelst dessen er in der Zange gehalten wird. L,
                              ist das schmelzbare Metall; M, der Demant, der zum
                              Theile in das Metall eingebettet ist, und zum Theile aus demselben hervorragt, wo
                              seine Flaͤche auf der Scheibe, N, ruht, und auf
                              derselben polirt wird.
                           
                              (Die Fortsezung naͤchstens.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
