| Titel: | Bericht des Hrn. Baillet, im Namen des Ausschusses der mechanischen Künste, über eine Abhandlung des Hrn. Artillerie-Hauptmannes Madelaine: Mittel die Dampfmaschinen mit Verdichtung an Orten zu benüzen, wo man wenig Wasser hat. | 
| Fundstelle: | Band 26, Jahrgang 1827, Nr. V., S. 37 | 
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                        V.
                        Bericht des Hrn. Baillet, im Namen des Ausschusses der mechanischen
                           Kuͤnste, uͤber eine Abhandlung des Hrn. Artillerie-Hauptmannes
                           Madelaine: Mittel die
                           Dampfmaschinen mit Verdichtung an Orten zu benuͤzen, wo man wenig Wasser
                           hat.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, N. 276, S. 187.
                        (Im
                              Auszuge).
                        Baillet's, Mittel die Dampfmaschinen mit Verdichtung zu
                           benuͤzen.
                        
                     
                        
                           Das hier angegebene Mittel ist in mehreren Puncten von
                              demjenigen verschieden, welches im Bulletin, December 1826, S. 376 (Polyt. Journ.
                              B. XXIV. S. 16) beschrieben wurde. Der
                              Hr. Verfasser hat sich desselben mit Erfolg bei einer Stein- und
                              Marmor-Saͤge in der Naͤhe der barière d'Enfer bedient, welche mit einer Dampfmaschine von der
                              Kraft von 6 Pferden getrieben wird. Es besteht bloß in Abkuͤhlung des
                              Verdampfungs-Wassers durch Verdampfung an der Luft. Das
                              Verdichtungs-Wasser wurde zu diesem Ende in einer Temperatur von 38 Graden mittelst einer Pumpe bis zu
                              einer Hoͤhe von 6 1/2 Meter in die Hoͤhe gepumpt; lief dann durch die
                              Dachrinnen des Gebaͤudes und durch ein Gitter und Sieb, dessen Oeffnungen nur
                              1 1/2 Millimeter weit waͤren, und fiel in Gestalt eines Regens auf eine
                              schiefe Flaͤche, die es in einen Behaͤlter in der Naͤhe der
                              Maschine leitete, wo es in einer Temperatur von 15 bis 20° ankam.
                           Der Verlust an Wasser, der dadurch entstand, so wie das wenige Wasser, welches man
                              zum Saͤgen selbst brauchte, betrug kaum Ein Zehntel desjenigen, welches
                              noͤthig gewesen waͤre, wenn man frisches Wasser genommen
                              haͤtte. Man ersparte also eigentlich neun Zehntel an Wasserbedarf, und einen
                              um so groͤsseren Theil an Triebkraft, als man das Wasser aus einer
                              bedeutenderen Tiefe haͤtte aufpumpen muͤssen.
                           Der Ausschuß hielt daher die Beschreibung dieser Vorrichtung der Aufnahme in das Bulletin werth, und wir theilen dieselbe im Auszuge
                              mit.
                           Die Steinsaͤge mußte, gewisser Verhaͤltnisse wegen, an der oben
                              angedeuteten Stelle (auf dem hoͤchsten Puncte in Paris) angelegt werden. Das
                              Wasser mußte aus einem 28 Meter tiefen Brunnen heraufgepumpt werden; man konnte sich
                              nicht darauf verlassen, daß der Brunnen immer Wasser genug geben wuͤrde; die
                              Maschine sollte Tag und Nacht fort arbeiten, und das Pumpen allein schon verschlang
                              wenigstens die Kraft von drei Menschen.
                           „Nachdem alle Versuche, das Verdichtungs-Wasser wieder zu
                                 benuͤzen, mißlangen, z.B. das Hinabschuͤtten des warmen Wassers in
                                 den Brunnen, das Aufbewahren desselben in weiten Behaͤltern, das
                                 Umherleiten desselben in seichten breiten offenen Behaͤltern etc.,
                                 gerieth ich“ sagt Hr. Madelaine
                              „auf die Idee, eine Art von Gradier-Haus zu errichten. Ich suchte
                                 das heiße Wasser zu zertheilen, die Beruͤhrungspuncte desselben mit der
                                 es umgebenden Luft zu vervielfaͤltigen, um eine staͤrkere
                                 Verduͤnstung zu erhalten, bei welcher ich nicht Verdampfung, sondern nur
                                 Abkuͤhlung des Wassers bezwekte. Da das Verdichtungs-Wasser eine
                                 hoͤhere Temperatur hatte, als die dasselbe umgebende Luft; da es keine
                                 merkliche Menge Salzes enthielt; so mußte die Verduͤnstung desselben zu
                                 jeder Jahreszeit, vorzuͤglich aber im Winter, wo die
                                 Gradier-Haͤuser beinahe gar keine Verduͤnstung erzeugen, indem die Sohle
                                 kalt ist und viel Salz enthaͤlt, staͤrker seyn als die der Sohle,
                                 und desto staͤrker, je mehr man das Wasser fein zertheilte, und mit der
                                 dasselbe umgebenden Luft in Beruͤhrung brachte.“
                              
                           Da zu dem Dienste der Saͤge eine gewisse Menge Wassers aufgepumpt werden
                              mußte, so machte man diese Pumpe etwas starker, und ließ sie, mittelst der
                              Dampfmaschine, dasjenige Verdichtungs-Wasser bis in die Rinnen des
                              Hausdaches, 6,5 Meter hoch hinaufpumpen, welches man nicht bei der Saͤge
                              brauchte, bei welcher man nur ein Sechstel desselben noͤthig hatte. Die
                              uͤbrigen fuͤnf Sechstel des Verdichtungs-Wassers wurden,
                              nachdem sie aufgepumpt waren, in den Dachrinnen umher geleitet, und in einem beinahe
                              rechtwinkeligen Behaͤlter aus Kupferblech von 2,5 Meter Laͤnge und 0,3
                              Meter Breite, dessen Boden mit einer Menge kleiner Loͤcher von 0,0015 Meter
                              im Durchmesser versehen war, eingelassen. Aus diesem Behaͤlter fiel es in
                              sehr feinen Faden auf ein eisernes Gitter mit laͤnglichen engen Maschen,
                              welches in schiefer Richtung und in Entfernung von einem Meter unter dem
                              Behaͤlter angebracht war, um das Wasser noch mehr zu zertheilen. Nach einem
                              Falle von ungefaͤhr 5 Meter erreichte das Wasser, in. Form eines Regens den
                              zu seiner Aufnahme bestimmten Boden, und wurde von da in einen Behaͤlter von
                              14 kubischen Metern Inhalt geleitet, der in der Naͤhe der Dampfmaschine
                              erbaut war. Hier wurde es neuerdings von der Luftpumpe der
                              Condensations-Maschine aufgenommen, und wieder in den
                              Verduͤnstungs-Apparat gebracht u.s.f. Da das
                              Verdichtungs-Wasser Reste von Talg, Fett, Oehl mit sich fuͤhrt, so
                              koͤnnte man es davon reinigen, wenn man es durch einen kleinen Bassin laufen
                              ließe, an welchem sich ein enges Gitter befindet, damit der kupferne
                              Behaͤlter oben am Dache an seinen Loͤchern nicht dadurch verlegt
                              wird.
                           Die Resultate, welche man waͤhrend 6 Monaten, als diese Vorrichtung im Gange
                              ist, erhielt, sind folgende. 10 kubische Meter kalten Wassers in dem
                              Behaͤlter, die aus dem Brunnen aufgepumpt wurden, reichten gewoͤhnlich
                              zum Dienste der Saͤge und der Dampfmaschine fuͤr 48 Stunden hin, ohne
                              daß man waͤhrend dieser Zeit die Pumpe Wasser aus dem Brunnen heraufpumpen
                              lassen durfte. Man wartete indessen nicht, bis der Behaͤlter ganz voll oder
                              ganz leer war, um die Pumpe wieder frisch in Thaͤtigkeit zu sezen. Das Wasser, das man
                              bei der Sage selbst brauchte, ging nicht ganz verloren. Nachdem es nach und nach in
                              kleinen Beken seinen Schlamm abgesezt hatte (einen Schlamm, der als magerer Kalk
                              benuͤzt werden konnte) wurde es wieder benuͤzt, so daß in der Sage
                              selbst nur der zwanzigste Theil des Wassers von jenen 10 kubischen Metern verloren
                              geht.
                           Die Temperatur des Verdichtungs-Wassers nach seinem Abfalle und seinem
                              Wiedereintritte in den Behaͤlter spielte zwischen der Temperatur der dasselbe
                              umgebenden Luft und 20, selten 25°, der Atmosphaͤre. Zuweilen war
                              seine Temperatur selbst unter jener der Luft, wenn diese troken und windig war. Da
                              die Verduͤnstung nicht immer gleichfoͤrmig seyn konnte, so mußte auch
                              der Verlust an Wasser verschieden ausfallen: 48 Stunden sind indessen das Minimum
                              fuͤr die Zeit, waͤhrend welcher die 10 Kubik-Meter hinreichten.
                              Je groͤßer uͤbrigens der Verlust an Wasser war, desto kaͤlter
                              ist es geworden, und desto weniger brauchte man zur Verdichtung. Es diente indessen
                              hierzu selbst noch bei einer Waͤrme von 20 bis 25°, wenn man durch den
                              Hahn mehr davon einließ. Nur bei ruhiger und sehr feuchter Luft ging das
                              Verduͤnsten langsam vor sich; eine sorgfaͤltige Zertheilung des
                              Wassers half jedoch diesem Nachtheile ab, wenigstens so, daß man im Dienste der
                              Dampfmaschine keinen Abgang bemerken konnte.
                           Die angewendete Dampfmaschine mit zwei Cylindern wirkte unter einem Druke von 2 1/2
                              Atmosphaͤren mit der Klappe. Sie brauchte (das Brennmaterial abgerechnet,
                              welches noͤthig war, um sie in Gang zu bringen) in jeder Stunde 36 Pfund (18
                              Kilogramm) Kohlen. Rechnet man nun den waͤhrend dieser Zeit gebildeten Dampf
                              zu 92 Kilogrammen, so mußte das zur Verdichtung desselben noͤthige Wasser auf
                              ungefaͤhr 2,160 Kilogramm oder 2,16 Meter in Einer Stunde geschaͤzt
                              werden.
                           Nach der bisherigen Erfahrung schaͤzt man, bei niedrigem Druke, auf 1
                              Kilogramm Kohle 5–6 Kilogramme dadurch erzeugten Dampf bei Kesseln aus
                              Gußeisen, und etwas mehr bei Kesseln aus geschlagenem Eisen. Da aber der Druk, der
                              hier auf die Oberflaͤche des Wassers Statt hat, 2 1/2 Atmosphaͤre
                              betraͤgt, und der Kessel Gußeisen ist, glaubt Hr. M. 92 Kilogramm Dampf auf
                              18 Kilogramm Kohlen rechnen zu koͤnnen, indem die Zahl 92 besser mit der
                              Menge Dampfes correspondirt, die waͤhrend einer gegebenen Zeit durch die beiden
                              Cylinder laͤuft. Man darf uͤbrigens auch nicht vergessen, daß das
                              Gewicht des erzeugten Dampfes von der Guͤte des angewendeten Brennmateriales,
                              von dem gehoͤrigen Baue des Ofens, von der Form und der Natur des Kessels und
                              von dem Druke, der waͤhrend des Siedens auf das Wasser Statt hat,
                              abhaͤngt. „Da dieser lezte Umstand der einzige ist, den man genau
                                 bemessen kann, so will ich versuchen, die Wichtigkeit desselben zu zeigen, indem
                                 man bisher noch nicht gehoͤrig beachtet zu haben scheint, daß man bei
                                 einem hoͤheren Druke mehr Kohlen verbrennen muß, wenn man eben so viel
                                 Dampf dem Gewichte nach erzeugen will, ja sogar allgemein in dieser Hinsicht
                                 einer entgegengesezten Meinung ist.“
                              
                           
                              „Ich muß hier zuerst bemerken, daß die Verdampfung als eine mechanische
                                 Operation betrachtet werden kann, und daß sie nur in einer Verruͤkung der
                                 materiellen Theilchen besteht, die desto schwieriger ist, wo der Raum bereits
                                 voll ist. Als Beweiß fuͤr den mechanischen
                                 Einfluß des Drukes auf die Verdampfung oder Ausduͤnstung will ich die leichtere Ausduͤnstung bei niedrigeren
                                 Temperaturen auf hohen Bergen anfuͤhren, die bei einer hohen Temperatur
                                 in einem Gefaͤße mit engem Halse weit schwerer
                                 von Statten geht. Sollte man hieraus nicht schließen koͤnnen, daß die
                                 Ausduͤnstung unter einem groͤßeren Druke langsamer seyn muß, oder
                                 daß, wenn sie schneller vor sich gehen sollte, das Wasser, welches den Dampf
                                 liefern soll, einer hoͤheren Temperatur ausgesezt werden muß?“
                              
                           
                              „Ich will noch eine andere Betrachtung beifuͤgen. Wenn man das Gewicht des Dampfes schaͤzt, welcher
                                 waͤhrend seines Durchganges durch die Cylinder einer Maschine von der
                                 Kraft von sechs Pferden bei niedrigem und mittlerem Druke dieselbe Triebkraft
                                 liefert, so findet man, daß es sich wie 3 : 5,68 verhaͤlt,
                                 waͤhrend das Verhaͤltniß der verbrannten Kohle wie 3 : 5 steht.
                                 Dieser Unterschied in der Menge des Dampfes erklaͤrt sich leicht durch
                                 die Sperrung, die abwechselnd spielt; es ist aber nicht minder wahr, daß der
                                 Verbrauch an Brennmaterial dem Gewichte des Dampfes angemessen seyn
                                 muͤßte, und daß er es nicht ist; daß aus der Rechnung ein Unterschied von
                                 1/14 zwischen dem Verhaͤltnisse 3/5,68 des Dampfgewichtes und 3/5 des
                                 Gewichtes des Brennmateriales hervorgeht, wenn der Druk 2 1/2
                                 Atmosphaͤren betraͤgt. Der Unterschied im Dampfgewichte
                                 wuͤrde noch groͤßer ausfallen, wenn man dasselbe unter einem Druke
                                 von 1 und von 4 bis 5 Atmosphaͤren vergliche. Vielleicht hat der Umstand
                                 dazu beigetragen, daß man diese Unterschiede als unbedeutend und unbestimmbar
                                 betrachtete, daß, da die Dichtigkeit des Dampfes in einem gewissen
                                 Verhaͤltnisse mit dem Druke waͤchst, das Gewicht desselben in
                                 gleichem Verhaͤltnisse mit der Dichtigkeit zunimmt, und folglich im
                                 Verhaͤltnisse des Drukes wachsen muß.“
                              
                           
                              „Ich habe uͤberdieß diese Annaͤherungen nur als sehr starke
                                 Muthmassungen aufgestellt, gegen welche man auf der einen Seite sagen kann, daß
                                 man nicht leicht zugeben wird, daß der Dampf eine geringere Temperatur haben
                                 sollte, als das Wasser, welches denselben liefert, und auf der anderen Seite,
                                 daß sich zwischen Maschinen von niedrigem und mittlerem Druke bei verschiedenen
                                 Kesseln und unter nicht immer genau bestimmtem und gleichfoͤrmigem Druke
                                 kein strenges Verhaͤltniß aufstellen laͤßt.“
                              
                           
                              „Hier noch einige bestimmtere Betrachtungen: wenn der Dampf eine
                                 hoͤhere Temperatur erhalten soll, so muͤssen nothwendig die
                                 Waͤnde der Kessel mehr erhizt werden; man muß denselben, damit sie im
                                 Stande sind, einem staͤrkeren Druke zu widerstehen, nothwendig mehr Dike
                                 geben; je staͤrker aber diese Dike seyn wird, desto groͤßer wird
                                 auch der Unterschied zwischen den Temperaturen der aͤußeren und inneren
                                 Flaͤche der Kessel seyn. Je weniger also Hize eingesogen und mit Nuzen
                                 verwendet werden kann, desto mehr wird davon durch den Schornstein und durch die
                                 Huͤllen verloren gehen.“
                              
                           
                              „Hieraus, scheint demnach zu erhellen: daß der Dampf
                                    nach und nach bei gleichen Gewichtmengen desselben desto mehr Brennmaterial
                                    fordert, je hoͤher der Druk ist, auf welchen man ihn bringen
                                    will.“
                              
                           
                              „Man muß bei dieser Gelegenheit wohl bemerken, daß, wenn es sich nur um
                                 Vermehrung der Spannung des Dampfes in einem verschlossenen Gefaͤße
                                 handelt, die hierzu noͤthige groͤßere Menge an Brennmaterial immer
                                 mehr und mehr abnehmen wuͤrde; allein bei der Dampfmaschine entweicht der
                                 Dampf in dem Maße, als er gebildet wird, und man muß ihn nicht bloß durch ein
                                 staͤrkeres Feuer ersezen, sondern auch durch ein solches in
                                 gleichfoͤrmigem Druke erhalten.“
                              
                           
                              „Hieraus wuͤrde folgen:
                              
                           
                           
                              1) daß Dampfmaschinen mit hohem Druke nur im Verhaͤltnisse der Ausdehnung
                                 des Dampfes mehr Brennmaterial erfordern, und vorzuͤglich, weil man die
                                 Sperrung desselben benuͤzt, die nicht nur den hoͤheren Aufwand an
                                 Brennmaterial ersezt, sondern auch dadurch hoͤhere Wirkung erzeugt, daß
                                 der Druk anfangs gleich sehr erhoͤht wird, und man dem Dampfe nach und
                                 nach gestattet, durch seine Ausdehnung bis auf einen Bruchtheil der
                                 atmosphaͤrischen Luft zu wirken.
                              
                           
                              2) daß, da man die Sperrung bei niedrigem Druke nicht benuͤzt, man dann am
                                 besten thut, den Dampf in einer Temperatur anzuwenden, welche jener von
                                 100° so nahe als moͤglich kommt.
                              
                           
                              3) daß eben dieß auch von den Dampf-Heizungsapparaten gilt, in welchen man
                                 sich darauf beschraͤnken muß, dem Dampfe einen
                                 solchen Druk zu geben, daß er schnell umlaͤuft, die Luft verjagt wird,
                                 und der verdichtete Dampf in dem ganzen Roͤhrenwerke leicht ersezt werden
                                 kann.“
                              
                           
                              „Ich habe bisher nur die Umstaͤnde betrachtet, die auf das Gewicht
                                 des Dampfes Einfluß haben muͤssen, welches von einer gewissen Menge
                                 Brennmateriales erzeugt wird. Es bleibt nun noch uͤbrig zu untersuchen,
                                 wie sich der Dampf selbst verhaͤlt, wenn er in dem Kessel der Einwirkung
                                 der Hize uͤber dem Wasserbehaͤlter, das ihn liefert, ausgesezt
                                 wird, wo er nur durch eine enge Oeffnung entweichen darf, sobald er einen
                                 gewissen Druk erlangt hat. Man gibt zu
                              
                           
                              1) daß ein gewisses Gewicht Dampfes in Beruͤhrung mit dem Wasser immer
                                 dieselbe Menge Waͤrme in sich haͤlt, der Druk und die Temperatur
                                 desselben mag uͤbrigens noch so verschieden seyn, oder, daß dieselbe
                                 Gewichtmenge Dampfes unter verschiedenem Druke die Temperatur einer gewissen
                                 Wassermenge um eben so viel Grade erhoͤhen muß. Wenn man nun hier
                                 bedenkt, daß die specifische Waͤrme des Dampfes nur 0,847/650 des
                                 gebundenen Waͤrmestoffes oder der Elasticitaͤt betraͤgt;
                                 daß die Waͤrme-Capicitaͤt des Dampfes in dem Maße abnimmt,
                                 als der Druk zunimmt; daß endlich unter gleichem Volumen die Dampfgewichte im
                                 Verhaͤltnisse der Temperaturen zunehmen; so wird man ohne Zweifel
                                 gestehen, daß alle diese Ursachen zu dem Saze fuͤhren: daß in denselben
                                 Gewichtmengen Dampfes die Mengen des Waͤrmestoffes unter verschiedenem
                                 Druke nur wenig verschieden seyn koͤnnen. Sind aber diese Mengen des
                                 Waͤrmestoffes absolut dieselben? Man kann annehmen, daß eben darum, weil
                                 die Unterschiede unbedeutend sind, man noch nicht im Stande war, sie durch
                                 Erfahrung und Versuche zu bestimmen, besonders, wo man mit Groͤßen zu
                                 thun hat, die einander nahe stehen; daß bei Temperaturen von 150° bis
                                 180° dasselbe Gewicht Dampfes nichts weniger mehr Waͤrme
                                 enthaͤlt, als bei 100, und noch mehr als bei 50°. Die neueren
                                 Beobachtungen des Hrn. Despretz (Traité de Physique) bestaͤtigen diese
                                 Ansicht. Wenn uͤberdieß die Menge des Waͤrmestoffes in allen
                                 Faͤllen dieselben waͤre, so muͤßte der Dampf nicht durch
                                 Zusammendruͤken verdichtet werden, wenn man aller Entziehung des
                                 Waͤrmestoffes von Seite des Gefaͤsses vorbeugt. Man kann als
                                 unbestreitbar annehmen, daß durch die Ausdehnung des Dampfes außer
                                 Beruͤhrung mit dem Wasser die Menge des Waͤrmestoffes noch weit
                                 weniger verschieden seyn muß, als wenn der Dampf in den Maschinen eingesperrt
                                 wird. Man gibt
                              
                           
                              2) zu, daß der Dampf sich wie die Gase verhaͤlt; daß, bei gleichen
                                 Gewichten, die Volume sich umgekehrt wie der Druk verhalten; daß die Ausdehnung
                                 gleichfoͤrmig ist etc. Dieß kann allerdings zwischen sehr engen Grenzen
                                 zugegeben werden; allein die Art, wie der Dampf erzeugt wird; die Leichtigkeit,
                                 mit welcher er sich verdichtet, entweder durch Verminderung der Temperatur, oder
                                 durch Zusammendruͤken, kann uns noch immer berechtigen anzunehmen, daß
                                 der Dampf in Beruͤhrung mit einem Wasserbehaͤlter den oben
                                 angefuͤhrten Gesezen bei allen Temperaturen eben nicht streng
                                 gehorcht.“
                              
                           
                              „Man muß uͤbrigens nicht vergessen, daß man, in Folge der
                                 Ausdehnung, in dem Verhaͤltnisse, als man mehr heizt, dasjenige an Kraft
                                 wieder hereinbringt, was man an Brennmaterial mehr ausgibt, indem man unter
                                 demselben Volumen kleinere Dampf- Gewichtsmengen in hoͤheren
                                 Temperaturen erhaͤlt.“
                              
                           
                              „Wenn man statt den waͤhrend einer gegebenen
                                    Zeit gebildeten Dampf von dem Kohlenverbrauche abzuleiten, was nie ein
                                 genaues Resultat geben kann, von dem Druke ausgeht, den der Dampf in dem Kessel
                                 oder in dem kleinen Cylinder haben muß, und man die Bewegung der Staͤmpel
                                 in Rechnung bringt, um das Volumen des Dampfes kennen zu lernen, das durch
                                 denselben durchgeht, so wird man finden, daß, wenn der Druk auf den
                                 kleinen Staͤmpel 2 1/2 Atmosphaͤren betraͤgt, der
                                 Durchmesser des großen Staͤmpels doppelt so groß als der des kleinen und
                                 gleich 0,325 Meter ist, der kauf der Staͤmpel gleich und 0,837 Meter ist;
                                 wenn ferner die Verbindung mit dem Kessel waͤhrend des ganzen Laufes des kleinen Staͤmpels offen
                                 bleibt, der Aufwand des Dampfes in Einer Minute 1
                                 Kil. 53 betraͤgt, wenn die Maschine 30 Kurbelumdrehungen macht, der Druk
                                 im großen Cylinder = 0,625 Atmosphaͤren ist, und Ein Kilogramm Dampf,
                                 unter diesem Druke, ein Volumen von 2,73 Meter einnimmt. Unter dieser
                                 Voraussezung wird die Gleichung 1,53 (650 – 38) = x (38 – 12) den Werth von x geben,
                                 welcher die Menge kalten Wassers von 12° ausdruͤkt, die zur
                                 Verdichtung von 1,53 Kil. Dampf und zur Zuruͤkfuͤhrung desselben
                                 auf eine Temperatur von 38° nothwendig ist. Es wird demnach x = 36 Kil. Wasser zum Einsprizen waͤhrend
                                 Einer Minute, oder 2,160 Kil. waͤhrend einer
                                 Stunde kommen.“
                              
                           
                              „Man muß nicht vergessen, daß ich hier nur die Grenzen zu bestimmen suche,
                                 und daß, da man in der Praxis die Schwierigkeiten nicht immer alle voraus sehen
                                 kann, es besser ist, wenn diese Grenzen unter dem wahren Ausdruke bleiben, damit
                                 man sie uͤberall anwenden kann. Da die praktischen Resultate keiner
                                 groͤßeren mathematischen Praͤcision faͤhig sind, als die
                                 Daten, die denselben zum Grunde liegen, so habe ich aus diesem Grunde die
                                 Bruͤche weggelassen, und mich nur sogenannter runder Zahlen
                                 bedient.“
                              
                           
                              „Man haͤtte also, nach den oben angegebenen Thatsachen, 2,16 Meter
                                 × 48 = 103,68 kubische Meter, fuͤr die ganze Dauer der Arbeit
                                 nothwendig gehabt, wozu das Wasser in dem Behaͤlter hinreichte. Die 10
                                 disponiblen Kubik-Meter waren aber nur 1/10 der 103,68
                                 Kubik-Meter, und da diese 10 Meter, mittelst des
                                 Verdampfungs-Apparates, dieselbe Wirkung hervorbrachten, als die 103,68
                                 Kubik-Meter, welche noͤthig gewesen waͤren; so folgt, daß,
                                 wenn man nur 1/10 des zum
                                    Dienste einer Maschine von mittlerem Druke und von der Kraft von 6 Pferden
                                    noͤthigen Wassers zur freien Verfuͤgung hat, man sicher seyn
                                    kann, daß diese geringe Menge Wassers hinreichen wird, um jeder
                                    Unterbrechung im Gange der Maschine vorzubeugen.“
                              
                           
                           
                              „Da ein Theil des Verlustes des Wassers (1/20 von obigen 10 Metern) dem
                                 Dienste der Saͤge selbst zuzuschreiben, und der Ueberrest im Maximum
                                 geschaͤzt ist, so kann man wohl annehmen, daß obige Grenze auch
                                 fuͤr den Fall passend waͤre, wo eine Quelle im Sommer Wasser von
                                 einer hoͤheren Temperatur als 12° am hundertgradigen Thermometer
                                 lieferte: dieß war naͤmlich die Temperatur des Brunnenwassers, dessen man
                                 sich hier bediente. Man muß jedoch dafuͤr sorgen, daß in keinem Falle
                                 noch ein anderer Verlust am Wasser, naͤmlich der, den das mechanische
                                 Hinwegnehmen desselben von der Luft erzeugt, eintritt: ein Verlust, der, wie wir
                                 sehen werden, wenigstens eben so groß ist, als derjenige, der durch
                                 Verduͤnstung entsteht.“
                              
                           
                              „Da nun 1/10 des zum laufenden Dienste nothwendigen Wassers ein praktisches Resultat ist, welches alle Arten von
                                 Verlust an Wasser in sich begreift, die durch verschiedene neben einwirkende
                                 Ursachen entstehen; da diese Ursachen auf eine groͤßere Wassermenge nicht
                                 anders einwirken koͤnnen; da sogar die Wirkung einiger derselben vielmehr
                                 ab als zunehmen muß, wie z.B. das Einsikern, und vorzuͤglich die
                                 Zerstreuung des Wassers durch die sie umgebende Luft, so muß das
                                 Verhaͤltniß zwischen der Menge Wassers, welche hinreichen wuͤrde, und zwischen derjenigen, welche man bei
                                 Dampfmaschinen von mittlerem Druke und von der Kraft von 6 Pferden braucht, um
                                 so mehr auch bei groͤßeren Maschinen von
                                 der Kraft von 10, 20, 30, 40 Pferden etc. gelten, die nach demselben Systeme
                                 gebaut sind. Man kann also als allgemeine Regel aufstellen, daß bei Maschinen
                                 von mittlerem Druke mit Sperrung mittelst des
                                 hier beschriebenen Verduͤnstungs-Apparates der Dienst derselben
                                 mit 1/10 des Wassers, dessen sie in jedem Falle beduͤrfen, eben so gut
                                 versehen werden kann, als wenn man die ganze Menge Wassers zur freien
                                 Verfuͤgung haͤtte.“
                              
                           
                              „Da Maschinen mit niedrigem DrukeDie Kraft dieser Maschinen muß nothwendig verschieden seyn, je nachdem
                                       die Temperatur des Dampfes sich mehr oder minder uͤber
                                       100° erhebt, und man die Sperrung mehr oder minder
                                       benuͤzt. Wo man immer aber keine Sperrung anwendet,
                                       muͤssen die Dimensionen des Cylinders immer fuͤr die
                                       Wirkung des Dampfes bei einer Temperatur von 100 bis 103°
                                       berechnet werden, weil man ohne Vortheil, und folglich mit Verlust an
                                       Brennmaterial, ohne Sperrung die Temperatur von 100 auf 112 oder
                                       114° erhoͤhen wuͤrde. A. d. O. eine groͤßere Gewichtsmenge Dampfes erfordern, um dieselbe
                                 Wirkung zu erzeugen, besonders wenn sie ohne Sperrung arbeiten, was bei kleinen Maschinen von
                                 der Kraft von 6 bis 8 Pferden nothwendig ist; so braucht man auch bei denselben
                                 mehr Verdichtungs-Wasser. So groß aber auch die Menge Wassers seyn mag,
                                 die man hier abzukuͤhlen hat, so laͤßt sich doch der Verlust auf
                                 dieselbe Weise schaͤzen, und es ist, nach Obigem, erlaubt zu behaupten,
                                 daß 1/10 des nothwendigen Wassers auch bei den großen Maschinen mit niedrigem
                                 Druke fuͤr jeden Fall um so mehr hinreichen muß, als es bei den kleinen
                                 zureicht.“
                              
                           
                              „Ja es laͤßt sich im Allgemeinen auf jedes
                                 Dampfmaschinen-System mit Verdichtung, es mag
                                 mit niedrigem, mittlerem oder hohem Druke gearbeitet werden, obige Regel
                                 anwenden, wenn die Menge des verbrauchten Wassers derjenigen Menge wenigstens
                                 gleich kommt, die man bei einer Maschine von der Kraft von 6 Pferden und mit
                                 Sperrung unter einem Druke von 2 1/2 Atmosphaͤren nothwendig hat; indem,
                                 uͤber diese Grenze hinaus, der Verlust an Wasser nur geringer ausfallen
                                 kann. Nur bei kleineren Wassermengen wird dieser Verlust
                                 verhaͤltnißmaͤßig groͤßer ausfallen. Man kann also von
                                 obiger Regel nur jene Maschinen ausnehmen, die mit der Kraft von 2 bis 4 Pferden
                                 mit mittlerem oder hohem Druke und mit Verdichtung arbeiten, und bei diesen
                                 wuͤrde die Grenze ehe auf 1/8 oder 1/9, als auf 1/10 fallen.“
                              
                           
                              „So viel uͤber die Grenze der Wassermengen verschiedener
                                 Dampfmaschinen mit Verdichtung. Die Frage laͤßt sich aber noch unter
                                 einem anderen Gesichtspuncte aufstellen; es handelt sich naͤmlich darum,
                                 zu wissen, welche absolute Menge Wassers in
                                 verschiedenen Faͤllen durchaus nothwendig ist?“
                              
                           
                              „Wenn die Temperaturen des Einsprizungs-Wassers und der Verdichtung
                                 bestimmt sind, so folgt, unter der Voraussezung, daß
                                 dieselbe Gewichtsmenge Dampfes unter was immer fuͤr einem Druke immer
                                 dieselbe Menge Wassers zur Verdichtung fordert (eine Voraussezung, die aber
                                 nicht ganz streng richtig ist), daß die Menge des nothwendigen
                                 Einsprizungs-Wassers sich wie die Dampf-Gewichtsmenge
                                 verhaͤlt. Da aber die dynamische Kraft gleichfalls in jedem Systeme und
                                 unter jedem Druke im Verhaͤltnisse zu der Dampf-Gewichtsmenge steht (abgesehen von
                                 allen Widerstanden, Reibungen, die gleichen Einfluß aͤußern); so kann man
                                 schließen, 1) daß fuͤr jede Art von Maschinen
                                 die nochwendige Menge Wassers im Verhaͤltnisse zu der Kraft der Maschine
                                 steht, so daß, wenn man diese Menge Wassers fuͤr eine Maschine von
                                 gegebener Kraft kennt, man hieraus die Menge ableiten kann, welche eine
                                 staͤrkere oder schwaͤchere Maschine unter gleichem Druke fordern
                                 wuͤrde. 2) daß man in dem Verhaͤltnisse weniger Wasser brauchen
                                 wird, als man die Sperrung besser benuͤzt, als der Druk hoͤher
                                 ist, und die Verhaͤltnisse der Maschine genauer hiernach berechnet
                                 sind.“
                              
                           
                              „Dieß vorausgesezt, wollen wir die Mengen Wassers fuͤr Maschinen
                                 von mittlerem und niedrigem Druke, von unserer Maschine von der Kraft von 6
                                 Pferden ausgehend, betrachten.“
                              
                           
                              „Man hat oben gesehen, daß, wenn man die Temperaturen des
                                 Einsprizungs- und Verdichtungs-Wassers auf 12° und
                                 38° sezt, die Maschine in jeder Minute 36 Kilogramm kaltes Wasser
                                 fordert. Theilt man diese Zahl durch 6, so kommt fuͤr jedes Pferd in jeder Minute 6 Kilogramm oder 6 Liter
                                 Wasser. Dieß waͤre demnach die Einheit, von welcher man ausgehen
                                 muͤßte, wenn man, nach Obigem, die Zahl 6 mit der Zahl der Pferde der
                                 Maschinen, die unter einem Druke von 2'/, Atmosphaͤren mit Sperrung
                                 arbeiten, multiplicirt.“
                              
                           
                              „Da der Durchmesser des Cylinders der Maschine mit niedrigem Druke von derselben Kraft (6 Pferde) 0,35 Meter, der Lauf
                                 des Staͤmpels 0,837 Meter, die Zahl der Umdrehungen der Kurbel in Einer
                                 Minute 30, und die Temperatur des Einsprizungs- und
                                 Verdichtungs-Wassers 12° und 38° ist, so wird die
                                 Dampf-Gewichtsmenge bei 100° fuͤr Eine Minute 2,84
                                 Kilogramm, und aus der Gleichung 2,84 (650 – 38) = x (38 – 12) die Menge Einsprizungs-Wasser fuͤr
                                 Eine Minute 67 Kilogramm, und folglich 11,2 Liter fuͤr jedes Pferd in
                                 jeder Minute.“
                              
                           
                              „Bei dem Verduͤnstungs-Apparate ist aber nur 1/10 dieser
                                 Wassermengen nothwendig. Dieß waͤre demnach fuͤr einen Fall 0,6
                                 Liter, und fuͤr den anderen 1,12 Liter fuͤr die dynamische Einheit
                                 oder fuͤr die Kraft Eines Pferdes. Man muß nicht vergessen, daß die Kraft
                                 eines Pferdes, als dynamische Einheit betrachtet, die bei verschiedenen
                                 Dampfmaschinen-Fabrikanten so verschieden angegeben wird, hier auf 65 Kilogramm geschaͤzt wird, welche in Einer Secunde Ein
                                    Meter hoch gehoben werden, wobei man nur die
                                 Haͤlfte der ganzen Wirkung als nuͤzliche Wirkung betrachtet.“
                              
                                 
                                 Die auf diese Weise bestimmte, wirklich wirkende, Kraft muß als Minimum betrachtet werden; denn bei gut besorgten
                                    Maschinen koͤnnte die nuͤzliche Wirkung zwei Drittel der
                                    ganzen Wirkung betragen, und man haͤtte folglich 87 Kilogr. statt 65.
                                    A. d. O.
                                 
                              
                           
                              „Hieraus erlaube ich mir den allgemeinen Schluß, daß uͤberall, wo man fuͤr die dynamische Einheit, oder
                                    fuͤr die Kraft eines Pferdes bei einer Maschine von mittlerem Druke
                                    fuͤr Eine Stunde 36 Liter Wasser zu seiner Verfuͤgung hat,
                                    oder 67 Liter bei Maschinen von niedrigem Druke, man des guten Ganges
                                    derselben eben so versichert seyn kann, als wenn man 360 oder 670 Liter
                                    waͤhrend derselben Zeit zur Verfuͤgung
                                    haͤtte.“
                              
                           
                              „Fuͤr jede andere dynamische Einheit wuͤrde die nothwendige
                                 Wassermenge noch in demselben Verhaͤltnisse, wie oben, seyn: z.B. wenn 52
                                 Kilogramm auf 1 Meter gehoben die Einheit waͤren, wuͤrden 29 Liter
                                 in Einem Falle und 54 Liter in dem anderen ausfallen, wobei man jedoch bemerken
                                 muß, daß fuͤr Maschinen von der Kraft von 2 bis 4 Pferden bei mittlerem
                                 Druke die Graͤnze, wie oben gesagt wurde, auf ein Achtel oder Neuntel,
                                 statt auf 1/10 des erforderlichen Wassers herabgeruͤkt
                                 wuͤrde.“
                              
                           
                              „Bei Bestimmung dieser Graͤnzen habe ich mich vielmehr uͤber
                                 den wirklichen Wasser-Aufwand gestellt, damit man sicher ist in keinen
                                 Irrthum zu verfallen. Die Maschine wurde hierbei als nicht sehr mangelhaft
                                 angenommen; denn, wenn bedeutende Fehler in derselben, falsche
                                 Verhaͤltnisse der Theile, zu starke Reibungen Statt hatten, so
                                 koͤnnte dadurch ein großer Theil der Kraft verloren gehen, und man
                                 wuͤrde bei weit mehr Verbrauch an Brenn-Material und Dampf doch
                                 eine weit geringere Wirkung erhalten, als man erlangen sollte.“
                              
                           
                              „Man wird vielleicht uͤber das Mißverhaͤltniß zwischen den
                                 Mengen des nothwendigen Wassers bei Maschinen mit mittlerem und mit niedrigem
                                 Druke erstaunen. Ich muß jedoch beifuͤgen, daß fuͤr Maschinen von
                                 niedrigem Druke die Grenze der Wahrheit weit naͤher geruͤkt ist,
                                 indem der Dampf hier nur zu 100° geschaͤzt wird, waͤhrend er bis auf 104,
                                 selbst auf 108° steigen kann, und bei diesen Temperaturen der Druk und
                                 das Dampfgewicht weit groͤßer seyn muß, ohne daß man vielleicht bei dem
                                 Baue der Maschine auf diesen Ueberschuß an disponibler Kraft gerechnet hat.
                                 Dieselbe Bemerkung gilt zum Theile auch von Maschinen mit mittlerem Druke, in
                                 welchen der Dampf zufaͤllig bis auf 3 Atmosphaͤren, oder 3 1/2
                                 Atmosphaͤren steigen kann.“
                              
                           
                              „Was die Sperrung betrifft, so wird diese desto mehr Wirkung
                                 aͤußern, je hoͤher der Druk ist, und desto mehr wird auch an Dampf
                                 und an Wasser erspart werden. So wird also, selbst von Maschinen mit Einem
                                 Cylinder angefangen, Vortheil dabei seyn, wenn man den Druk von Einer
                                 Atmosphaͤre auf Eine und Ein Viertel, und selbst von anderthalb
                                 Atmosphaͤren mit Sperrung auf zwei erhoͤht, vorzuͤglich
                                 wenn die Maschinen stark, und nicht, wie an Spinnereien, zu feinen und zarten
                                 Arbeiten bestimmt sind.“
                              
                           
                              „In Hinsicht auf Maschinen von mittlerem Druke wuͤrde, wenn man,
                                 statt auf 2 1/2 Atmosphaͤren zu rechnen, einen Druk von 3'/,
                                 Atmosphaͤre anbringen wollte, und die Durchmesser der beiden Cylinder
                                 darnach berechnet waͤren, Ersparung an Dampf und Wasser im
                                 Verhaͤltnisse der groͤßeren Expansion bis zu demselben Puncte
                                 einer halben Atmosphaͤre Statt haben.“
                              
                           
                              „Zwei Cylinder sind vortheilhaft bei hohem Druke, weil die Sperrung noch
                                 die Kraft durch ihre Ausdehnung in dem großen Cylinder vermehrt, und weil,
                                 worauf man bisher vielleicht noch nicht gehoͤrig achtete, die Sperrung
                                 mit eben so vieler Wirksamkeit arbeiten kann (wenn das gehoͤrige
                                 Verhaͤltniß zwischen den Cylindern hergestellt ist) ohne daß die
                                 Verbindung zwischen dem Kessel und dem kleinen Cylinder waͤhrend eines
                                 Theiles des Laufes der Staͤmpel unterbrochen wird; ein Vortheil, der um
                                 so schaͤzenswerther ist, als dann die Wirkung des Dampfes so zu sagen
                                 gleichfoͤrmig und die Bewegung viel regelmaͤßiger ist, als wenn
                                 die Verbindung mit dem Kessel weit eher unterbrochen wird, ehe noch die
                                 Staͤmpel ihren Lauf ganz vollendet haben; was uͤbrigens bei
                                 Maschinen mit einem Cylinder unerlaͤßlich ist, wenn man von der Sperrung
                                 Vortheil ziehen will.“
                              
                           
                              „Obschon, der Theorie nach, ein Vortheil dabei
                                 Statt hat, wenn man einen Druk uͤber drei Atmosphaͤren mit
                                 Sperrung und
                                 Verdichtung anwendet, so befiehlt doch die Praxis, diesen Gang nicht zu
                                 uͤberschreiten, wenn der Dienst der Maschinen gehoͤrig gesichert,
                                 und man nicht Unterbrechung der Arbeit zu erleiden und Gefahren zu
                                 fuͤrchten haben soll.“
                              
                           
                              „Nun kommen noch die Maschinen mit hohem Druke von 5–6
                                 Atmosphaͤren und einem einzigen Cylinder, ohne
                                    Verdichter, folglich ohne Luftpumpe: einfache Maschinen, von geringem
                                 Umfange, die wenig Plaz einnehmen, weniger kosten, und die auch noch mit Sperre
                                 vorgerichtet seyn muͤssen, um noch weniger Brenn-Material zu
                                 brauchen. Da diese Maschinen keinen Verdichter haben, so fordern sie nur wenig
                                 Wasser, indem man dasselbe nur fuͤr den Kessel braucht, und wenn man den
                                 Dampf außen auf eine einfache, zuweilen nuͤzliche, Weise verdichtete,
                                 dasselbe Wasser mit Ersaz eines geringen Verlustes wieder benuͤzen
                                 koͤnnte. Da ihr Gang aber nicht so fest ist, so fordern sie geschiktere
                                 Haͤnde, und mehr Sorgfalt. Nur bei Arbeiten, die oͤfters
                                 unterbrochen werden koͤnnen, gewahren sie wahre Vorheile, die man ihnen
                                 nicht leicht abstreiten wird: allein, sie sind nicht so sicher, wie die beiden
                                 vorigen Arten von Dampfmaschinen mit mittlerem Druke, und gewaͤhren auch
                                 nicht so viel Ersparung an Brennmaterial, da sie beide Sperrung haben.Es muß Ersparung an Brennmaterial bei den Maschinen mit hohem Druke, ohne
                                       Verdichter, Statt haben: 1) weil sie einfacher und ohne Luftpumpe sind,
                                       folglich das Verhaͤltniß der wirklich nuͤzlichen Wirkung
                                       zur Gesammtwirkung viel groͤßer seyn muß; 2) weil die Sperrung
                                       dazwischen kommt. In dieser lezteren Hinsicht waͤre bei Anwendung
                                       eines Drukes von 8–10 Atmosphaͤren mehr Ersparung, als bei
                                       Maschinen von mittlerem Druke. Allein bei Maschinen von so hohem Druke
                                       finden sich mehr Schwierigkeiten in der Anwendung, und, was wohl zu
                                       bemerken ist, die Maschine spielt dann mehr ungleich, und laͤßt
                                       sich, wegen der Ungleichheit in der Wirkung des Dampfes, nicht zu
                                       regelmaͤßigen Bewegungen anwenden. Die Verbindung mit dem Kessel
                                       muͤßte fruͤher abgeschnitten werden, wenn man nicht sehr
                                       große Flugraͤder braucht. Wenn man Maschinen mit hohem Druke ohne
                                       Sperrung brauchen wollte, so wuͤrde man eben soviel Brennmaterial
                                       noͤthig haben, als bei Maschinen mit niedrigem Druke. Wenn man
                                       die Wirkung der Ausdehnung des Dampfes nicht in Anschlag bringt, so
                                       waͤre, nach Obigem, der Verbrauch noch groͤßer. A. d.
                                       O. Wenn in der Praxis der Druk bei diesen Maschinen auf 5 oder 6
                                 Atmosphaͤren beschraͤnkt ist, was soll man von denjenigen denken, bei
                                 welchen der Dampf unter einem Druke von 40 bis 50 Atmosphaͤren arbeiten
                                 soll?.“
                              
                           
                              „Man hat noch andere Vorschlage gemacht; man hat Kohlensaͤure,
                                 Wasserstoffgas etc. als Triebkraft vorgeschlagen; man kann aber sagen, daß,
                                 waͤhrend man das Wasser, die gemeinste, die wohlfeilste
                                 Fluͤßigkeit durch andere Fluͤßigkeiten ersezen wollte, die weit
                                 hoͤher zu stehen kommen, und deren Eigenschaften nicht so leicht zu dem
                                 beabsichtigten Zweke taugen, oder die sich weit schwieriger anwenden lassen, man
                                 sich sehr weit von dem wahren Wege entfernte. Es geht auch in anderen
                                 Kuͤnsten so. Ideen, die sehr fruchtbare Resultate geben, erzeugen
                                 oͤfters gewisse augenblikliche Lichterscheinungen, die aber bald wieder
                                 unter den nuͤzlichen Anwendungen der urspruͤnglichen Ideen, die
                                 sich unterdessen allgemein verbreiteten, verschwinden.“
                              
                           
                              „Hr. Perkins, der sich mit Dampfmaschinen mit
                                 sehr hohem Druke beschaͤftigte, ließ sich durch die Kraft des Dampfes bei
                                 sehr hohen Temperaturen, die er gewaltigen zu koͤnnen hoffte,
                                 verfuͤhren, und wollte sie zum Werfen des Geschuͤzes verwenden. Er
                                 glaubte, Kriegs-Maschinen bauen zu koͤnnen, in welchen der Dampf
                                 unmittelbar auf das Geschuͤz wirken sollte, wie das durch die
                                 Entzuͤndung des Pulvers entwikelte Gas auf die Kugeln. Allein seine
                                 Phantasie eilte den Resultaten, die man erlangen kann, voraus. Es gelang ihm nur
                                 Flintenkugeln abzuschießen; Geschuͤz von bloß 4 Pf. Schwere vermochte er
                                 nicht mehr mit einiger Kraft zu schlaͤudern, wie ich in meiner Introduction à l'étude de l'artillerie
                                 und spaͤter noch im Journal des sciences
                                    militaires, 17 livr., erwiesen zu haben
                                 glaube.“
                              
                           
                              „Wenn man gezwungen ist zu gestehen, daß der Dampf bei dem
                                 gegenwaͤrtigen Zustande der Dinge unter sehr hohem Druke nicht
                                 gewaͤltigt werden kann; so ist es auch nicht minder ausgemacht, daß, wenn
                                 man ihn auch bei den niedrigsten Temperaturen, 100 und 120°, anwendet,
                                 man mittelst ganz gewoͤhnlicher Maschinen die groͤßte Kraft
                                 erhalten kann. Man darf in dieser Hinsicht nur die Durchmesser der Cylinder
                                 vergroͤßern. Auf diese Weise verfertigte man bereits wirklich
                                 Dampfmaschinen von der Kraft von 300 bis 500 Pferden. Um es dahin zu bringen,
                                 daß die Artillerie Geschuͤz mittelst Dampfes werfen kann, hat man noch
                                 große Schwierigkeiten zu beseitigen. Die Geschuͤze bilden nur kleine
                                 Massen, welchen eine sehr große Geschwindigkeit mitgetheilt werden muß. Mittelst
                                 der Dampfmaschinen kann man wohl ungeheuere Massen, aber nur mit einer geringen
                                 Geschwindigkeit, in Bewegung sezen. Diesen Schwierigkeiten suchte ich dadurch
                                 abzuhelfen, daß ich ein Flugrad (volant) von 20 bis
                                 25 Fuß im Durchmesser vorschlug, welchem mittelst eines Raͤderwerkes eine
                                 aͤußerst schnelle Bewegung mitgetheilt werden sollte. Eine 2–3 Fuß
                                 lange, starke, aber elastische, an dem Flugrade angebrachte Schaufel
                                 wuͤrde das Geschuͤz nach und nach aus einer Art von Rumpf, der mit
                                 der Achse des Flugrades in Verbindung ist, in Stuͤken von 4 bis 16 Pf.
                                 Schwere unter einem Winkel von 45° uͤber 120 bis 150 Toisen weit
                                 werfen. Wer die Kraft eines Flugrades kennen lernen will, betrachte nur
                                 dasjenige, welches zu Charenton an dem großen Hammer laͤuft: es hat nur
                                 zwischen 15 bis 16 Fuß im Durchmesser und dreht sich 70 bis 80 Mahl in einer
                                 Minute. Man konnte eine Festung gegen einen nahestehenden Feind mit dieser
                                 Vorrichtung gut vertheidigen;Die alten Ballistiker hatten noch bessere. Es ist in der That
                                       unbegreiflich, wie man bei dem nicht unbedeutenden Werthe eines Schusses
                                       bei Vertheidigung einer Festung gegen einen etwas naͤher
                                       angeruͤkten Feind die herrliche, einfache, wohlfeile, sichere
                                       Ballistik der Alten gaͤnzlich aufgeben konnte. A. d. U. ich habe sie nicht als Idee hingeworfen, sondern genau
                                 studirt.“
                              
                           
                              „Um eine Idee von der Kraft des Dampfes und den Vortheilen desselben zur
                                 Vertheidigung eines festen Plazes zu geben, will ich nur bemerken, daß eine
                                 Dampfmaschine von der Kraft von 6 Pferden in Einer Stunde 6000 Stuͤke von
                                 6–8 Pfund werfen koͤnnte; daß sie also eben so viel leisten
                                 wuͤrde, als 40 Steinstuͤke oder sogenannte Feuerkazen (Pierriers), die 20 bis 30 Mahl mehr kosten; daß man
                                 nur fuͤr 2 Franken Brenn-Material hierzu noͤthig
                                 haͤtte, statt 900 Franken fuͤr Pulver; daß 7 Mann an dieser
                                 Maschine so viel leisten koͤnnen, als 200 Mann; daß die Gestehungskosten,
                                 die Casematten mitgerechnet, sich wie 1 : 30 verhalten wuͤrden, und die
                                 Sicherheit im Dienste wie 1 : 80. (Journ. de scienc.
                                    militaires, 17 livr.)“
                              
                           Hr. Madelaine betrachtet nun den Einfluß, den die Groͤße der
                              Dampfmaschinen auf den Verbrauch des Wassers hat. „Obschon die Wirkung des
                                 Dampfes im Verhaͤltnisse zu der Oberflaͤche der Staͤmpel
                                 steht, und wenn, in einem Augenblike, eine doppelte Kraft erzeugt werden soll,
                                 unter gleichem Druke den Staͤmpeln eine doppelte Oberflaͤche
                                 gegeben werden muͤßte; so beweist doch die Erfahrung, in Hinsicht auf den
                                 ganzen Lauf der Staͤmpel und auf den Widerstand, den sie zu
                                 uͤberwinden haben, und der in der Natur der Maschine liegt, daß eine
                                 Dampfmaschine desto mehr Vortheil gewaͤhrt, je groͤßer sie ist,
                                 weil man, selbst bei niedrigem Druke, mehr Vortheil von der Sperrung ziehen
                                 kann; weil die mechanischen Widerstaͤnde, die Reibungen etc. dort weniger
                                 bedeutend sind, wo der Mechanismus nicht so complicirt ist. Es muß also hier
                                 Ersparung an Brenn-Material und Ersparung an Dampf Statt haben; weniger
                                 an jenem, als an diesem, weil große Oberflaͤchen schwer zu erhizen sind,
                                 und große Mengen Wassers nicht so leicht sich in Dampf verwandeln lassen. Da nun
                                 bei großen Maschinen an Dampf gewonnen wird, so wird man auch weniger Wasser in
                                 dieselben einzusprizen noͤthig haben, und die Graͤnze, ein Zehntel, wird immer desto weiter und weiter
                                 hinausgeruͤkt, je kraͤftiger die Maschinen sind.“
                              
                           
                              „Hierzu kommt noch, daß auch der Verlust, z.B. Verstreuung des Wassers,
                                 verhaͤltnißmaͤßig weniger bedeutend seyn muß; woraus dann die
                                 Wahrscheinlichkeit noch mehr hervortritt, daß bei Maschinen von 20, 40, 60
                                 Pferden die unerlaͤßlich erforderliche Menge
                                 Wassers unter die von uns angegebene Graͤnze fallen wird. Erfahrung
                                 allein kann indessen hier bestimmen, wie weit diese Verminderung reicht, und wer
                                 bei einer Maschine von der Kraft von 30 bis 40 Pferden einen aͤhnlichen
                                 Apparat, wie den hier beschriebenen, anwenden wollte, muͤßte die
                                 Thatsachen, welche die Praxis ihm liefern wird, sammeln, um neue
                                 Vergleichungs-Puncte zu erhalten, durch welche dann fuͤr jeden
                                 Fall die unerlaͤßlich nothwendige Menge
                                 Wassers bestimmt wird.“
                              
                           Es versteht sich von selbst, daß bei groͤßeren Maschinen, die Laͤnge
                              des beschriebenen Apparates verhaͤltnißmaͤßig vergroͤßert, oder der Fall
                              erhoͤht werden muͤßte.
                           –
                           
                              „Wenn man die Frage uͤber die Abkuͤhlung des
                                 Verdichtungs-Wassers unter einem anderen Gesichtspunkte betrachtet, so laͤßt sich,
                                 wenn die Temperaturen des warmen Wassers und des Einsprizungs-Wassers
                                 gegeben sind, der Verlust an Wasser in Folge der Verdampfung à priori bestimmen.“
                              
                           
                              „Es sey die Temperatur des heißen Wassers = 38°, und die der
                                 Einsprizung = 18°; so wird, bei unserer Maschine von der Kraft von 6
                                 Pferden, die Menge des Einsprizungs-Wassers in Einer Minute 49,72 Kilogr.
                                 betragen. Rechnet man hierzu noch das Wasser, welches durch die Verdichtung des
                                 Dampfes entsteht, so hat man 51,25 Kilogr. bei einer Temperatur von 38°,
                                 welche man, durch Verdampfung, auf eine Temperatur von 18°
                                 zuruͤkfuͤhren muß.“
                              
                           
                              „Wenn x = der Menge Wassers, die nach Abzug
                                 des durch Verdampfung verloren gegangenen Wassers uͤbrig bleibt; so wird
                                 51,25 Kilogr. – x den erlittenen Verlust
                                 ausdruͤken, welcher durch die Gleichung 51,25 × 38 = x × 18 + 650 (51,25 – x) bestimmt wird, wornach x = 49,72 K., und der Verlust = 1,53 Kilogr. waͤhrend Einer
                                 Minute, und 92 Kilogr. in Einer Stunde; so daß die 10 Kubik-Meter in dem
                                 Behaͤlter fuͤr einen Dienst der Maschine von 109 Stunden
                                 zureichten: was mehr als das Doppelte der Zeit betraͤgt, die die
                                 Erfahrung angibt, nach welcher 10 Kubik-Meter nur fuͤr den Dienst
                                 von 48 Stunden wirklich hinreichen.“
                              
                                 
                                 Auf diese Betrachtungen allein gestuͤzt, gab ich in einer Notiz
                                    uͤber Steinsaͤgen im Producteur,
                                    Januar 1826, 1/25 des nothwendigen Wassers als hinreichend zum Dienste der
                                    Dampfmaschinen an. A. d. O.
                                 
                              
                           
                              „Man wird sich diesen Unterschied erklaͤren koͤnnen, wenn
                                 man bedenkt, daß, abgesehen von dem Verluste an Wasser, welcher bei dem Dienste
                                 der Saͤge Statt hatte, man 1) noch einige Infiltrationen abrechnen muß,
                                 die durch alle moͤgliche Vorsicht doch nicht verhindert werden
                                 koͤnnen; 2) den Verlust an Dampf, welcher durch die
                                 Sicherheits-Klappen entweicht etc.; 3) die Zerstreuung der
                                 Wassertheilchen waͤhrend des Falles durch die Bewegungen der Luft. Da
                                 aber der Verlust durch Infiltration und durch die Klappen außerordentlich gering
                                 ist, und der Bedarf an Wasser zum Dienste der Saͤge nur 1/20, der 10
                                 Kubik-Meter betraͤgt; so muß man nothwendig schließen, daß der
                                 Verlust an Wasser durch Zerstreuung desselben in der Luft dem Verluste durch
                                 Verdampfung wenigstens gleich kommt, und daß man nicht Maßregeln genug ergreifen kann, um
                                 sich dagegen sicher zu stellen.“
                              
                           
                              „Man wird ohne Zweifel bemerkt haben, daß bei Berechnung des Verlustes
                                 durch Verdampfung dieser, nach den angegebenen Thatsachen, dem Gewichte nach
                                 gleich war der Menge Dampfes, welche der Kessel lieferte; so daß, abgesehen von
                                 dem uͤbrigen oben erwaͤhnten verschiedenen Verluste, das zur
                                 Verdichtung des Dampfes angewendete Einsprizungs-Wasser nur als Vehikel
                                 fuͤr den in Wasser verwandelten Dampf gedient hat, und sich desselben nur
                                 bemaͤchtigte, um der Atmosphaͤre genau so viel Dampf wieder zu
                                 geben, als der Kessel geliefert hat. Ja wenn man den Verlust durch die
                                 Verdampfung nur allein berechnet, so wird derselbe eine bestaͤndige
                                 Groͤße, die dem Gewichte des Dampfes gleich ist, die Temperatur des
                                 Einsprizungs-Wassers mag uͤbrigens noch so verschieden seyn. Man
                                 kann sich hiervon uͤberzeugen, wenn man in den obigen Rechnungen statt
                                 der Temperatur von 18°, eine Temperatur von 22°, von 14°
                                 nimmt. Man wird allerdings weniger Injections-Wasser bei 14°, und
                                 mehr bei 22° brauchen; allein, da das Gewicht des Dampfes, welches der
                                 Kessel liefert, eine bestaͤndige Groͤße ist, so wird man auch
                                 immer auf denselben Verlust von 92 Kil. in Einer Stunde fuͤr eine
                                 Dampfmaschine von der Kraft von 6 Pferden zuruͤkkommen, und das
                                 Verdichtungs-Wasser wird auf 38° bleiben.“
                              
                           Der Hr. Verfasser schließt mit Angabe einiger Vorsichts-Maßregeln, die man bei
                              Anwendung seines Apparates zu beobachten hat, und einiger Bemerkungen uͤber
                              die im Bulletin December 1826 (Polyt. Journ. B. XXIV. S. 16) erwaͤhnten Mittel.
                           „Ich habe“ sagt er „bereits bemerkt, daß man
                                 vergebens versuchte, das warme Wasser dadurch abzukuͤhlen, daß man
                                 dasselbe in offenen Leitungen umher laufen ließ. Es ist nicht mehr Vortheil
                                 dabei, wenn man dasselbe in einer Spiegelflaͤche
                                    auf eine Masse von Faschinen fallen laͤßt; denn, wenn man
                                 leztere auch noch so sorgfaͤltig legt, so werden die Aeste doch immer auf
                                 einander gedruͤkt, andere werden verruͤkt, die Luft wird weniger
                                 durchstreichen, das Wasser, das zwischen den Reisern durchstroͤmt; wird
                                 weniger zertheilt werden, das Holz wird die Temperatur des warmen Wassers
                                 annehmen, und die Verdampfung, die nur in dem Maße der Vertheilung der
                                 Fluͤßigkeit und der Beruͤhrung derselben mit der sie umgebenden
                                 Luft Statt hat, wird viel weniger bedeutend seyn.“
                              
                           
                              „Wenn man nur eine schwache Quelle zur Verfuͤgung hat, kann
                                 hoͤchstens Nachtheil dadurch entstehen, wenn man
                                    das Wasser derselben und das Verdichtungs-Wasser in denselben
                                 Behaͤlter leitet, wo man auf diese Weise eine groͤßere
                                 Abkuͤhlung erhalten wollte.“
                              
                           
                              „Man kann auch sehr zweifeln, ob es vortheilhaft und bequem waͤre,
                                 das warme Wasser bei seinem Austritte aus dem
                                    Verdichter durch eine Saug- und Druk-Pumpe aufzufangen, und
                                    dasselbe in einem Wasserstrahle in die Luft zu sprizen, und es hierauf in
                                    thoͤnernen Gefaͤßen aufzufangen etc.“
                              
                           
                              „Die Vorrichtung, die an eine der Mauern des Gebaͤudes angelehnt
                                 ist,Unter gewissen Umstaͤnden kann dieser Apparat auch
                                       gaͤnzlich isolirt werden; auf diese Weise wird, ohne mehr Plaz zu
                                       fordern, jedoch mit etwas mehr Kosten, der Luft freierer Durchgang
                                       gewaͤhrt, und die Verdampfung erleichtert, wobei jedoch die noͤthigen Maßregeln getroffen werden
                                       muͤssen, daß nicht durch Zerstreuung der Wassertheilchen zuviel
                                       Wasser verloren geht. Man koͤnnte dann dem Apparate die Form
                                       einer abgestuzten vierseitigen Pyramide geben, die aus vier
                                       Hauptpfeilern besteht, die unter einander verbunden sind, und auf welche
                                       Bretter in starker Neigung und in gehoͤriger Entfernung von
                                       einander aufgenagelt sind. Es waͤre gut, wenn man diese Bretter
                                       dort, wo sie aufliegen, beweglich machte, um dadurch den Zug der Luft zu
                                       reguliren, und noͤthigen Falls zu verhindern, daß nicht durch zu
                                       starken Zug Wasser verjagt wird. A. d. O. muß Vorzugsweise gegen jene Seite gestellt seyn, die den herrschenden
                                 Winden am meisten ausgesezt ist. Auf jeder Seite des Apparates muͤssen
                                 einige Baken aus Blech oder aus Brettern angebracht seyn, um zu
                                 verhuͤten, daß das Wasser nicht zerstreut oder verjagt wird,
                                 waͤhrend alle Vorkehrungen getroffen werden sollen, um dasselbe soviel
                                 moͤglich zu zettheilen. In dieser Absicht koͤnnen, statt eines
                                 Gitters, zwei oder drei angebracht werden, die in entgegengesezter Richtung
                                 geneigt seyn muͤssen.“
                              
                           
                              „Es ist nicht unumgaͤnglich noͤthig, daß das Wasser oben in
                                 den Dachrinnen umherlaͤuft, indem man auf diese Weise nur wenig an
                                 Abkuͤhlung desselben gewinnt. Die Rinnen dienen vorzuͤglich zur
                                 Benuͤzung des Regenwassers. Wenn man sie anwenden will, muͤssen
                                 sie flach und aus angestrichenem Bleche seyn, um die Verdampfung ein Mahl durch
                                 die breitere Oberflaͤche des Wassers und dann durch die
                                 Waͤrmeleitung des Metalles selbst zu beguͤnstigen.“
                              
                           
                              „Statt eines großen Behaͤlters kann man auch einen kleineren
                                 anlegen, so wie an dem Pump-Brunnen, wo dann die Pumpe waͤhrend
                                 der Arbeit der Maschine ununterbrochen spielen, und das verbrauchte und
                                 verduͤnstete Wasser ersezen kann. Dadurch wird zugleich auch das
                                 Einsprizungs-Wasser immer in einer niedrigeren Temperatur erhalten
                                 werden.“
                              
                           
                              „Da Kupfer und Messing in Beruͤhrung mit Wasser, zumahl bei einer
                                 etwas hoͤheren Temperatur, weit weniger leidet, als Eisen, so wird es gut
                                 seyn, wenn man zu den Rinnen, Gittern, Baken etc. diese Metalle statt des Eisens
                                 anwendet, da die Auslagen nicht viel mehr betragen, und diese Metalle immer
                                 ihren inneren Werth behalten.“
                              
                           
                              „Uebrigens muß man die Infiltrationen, und vorzuͤglich das
                                 Zerstreuen, Verjagen des Wassers soviel moͤglich
                                 verhuͤten.“
                              
                           –
                           Ersparung des Wassers bei Dampfmaschinen wird um so noͤthiger, als diese
                              gerade in jenen Gegenden, die wasserarm sind, am nothwendigsten werden.
                           Hr. Madelaine zeigt am Ende noch, welcher erstaunliche
                              Unterschied selbst bei kleinen Maschinen, die nur die Kraft von 6 Pferden haben,
                              hinsichtlich des Wassers und des Kohlen-Bedarfes bei verschiedenem Druke
                              Statt hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 26, S. 58
                              Kohle; Wasser; in Dampf; zur
                                 Einsprizung; Unerlaͤßlich nothwendiges Wasser; Bei mittlerem Druke von 2
                                 1/2 Atmosphaͤren; Bei niedrigem Druke von 1 Atmosphaͤre
                              
                           
                              „Da der Kessel mit Verdichtungs-Wasser gespeiset wird, so darf man
                                 das Wasser in Dampf nicht als verausgabt betrachten. Man sieht ferner aus dieser
                                 Tabelle, daß bei Maschinen von mittlerem Druke nicht nur Ersparung an
                                 Brennmaterial, sondern selbst an Wasser Statt hat, wo dasselbe gespart werden muß. Ferner muß
                                 man bemerken, daß obige Zahlen sich auf die Temperaturen von 12° und
                                 38° fuͤr das Einsprizungs- und Verdichtungs-Wasser
                                 beziehen, und daß fuͤr andere Temperaturen, wie 10° und
                                 50°, die Zahlen 2,160 Kil. und 4,020 Kil. viel geringer ausfallen, und
                                 dann nur 1,380 Kil. und 2,547 Kil. geben werden, woraus uͤbrigens noch
                                 erhellt, daß man Wasser ersparen kann, wenn man die Verdichtung auf 50 statt auf
                                 38° bringt, wobei nicht viel Kraft verloren geht, indem diese
                                 Temperaturen mit 0,120 und 0,062 Atmosphaͤren correspondiren. Die
                                 Temperatur des Einsprizungs-Wassers hat selbst weniger Einfluß, als die
                                 des Verdichtungs-Wassers, und koͤnnte ohne besonderen Nachtheil
                                 auf 15 bis 20° stehen, da dann die Temperatur des anderen einige
                                 Einheiten uͤber 38° steht. Diese wichtigen Folgen ergeben sich
                                 bloß aus Entwiklung der einfachen Gleichung 1,53 Kilogramm (650° –
                                 38°) = x (38° – 12°),
                                 wenn man die Zahlen 12 und 38 aͤndert.“
                              
                           
                              „Um die Menge des noͤthigen Einsprizungs-Wassers zu
                                 bestimmen nahm ich mit Hrn. Clément an, daß
                                 der Dampf 550° gebundenen Waͤrme-Stoff erhaͤlt, oder
                                 daß Ein Gramm Dampf von 100°, verdichtet und auf 0°
                                 zuruͤkgefuͤhrt, eine solche Menge Waͤrme-Stoffes
                                 fahren lassen muß, daß ein Gramm Wasser dadurch seine Temperatur von 0°
                                 auf 650° erhoͤht, oder daß 6,50 Gramm dadurch von 0° auf
                                 100° gebracht werden. Hr. Despretz hat aber
                                 aus mehreren Versuchen 540 als das Mittel gefunden, statt 550 (Siehe Annales de Chimie 1824). Bei Annahme der Zahl 540
                                 wuͤrde die Menge des noͤthigen Einsprizungs-Wassers kleiner
                                 werden, als die oben berechnete.“
                              
                           
                              „Ich habe versucht zu beweisen, daß der Dampf bei gleichen Gewichten
                                 merklich groͤßere Mengen Brenn-Materiales fordert, in dem
                                 Verhaͤltnisse, als man demselben einen hoͤheren Druk gibt. Wenn
                                 man annaͤhme, daß diese Mengen nur dieselben blieben, so wuͤrde
                                 daraus folgen (wie Hr. Clément schon in einer
                                 Abhandlung vom J. 1819 erwiesen hat), daß, wenn man die Sperrung nicht
                                 benuͤzt, man nur in sofern Ersparung an Brennmaterial bei hohem Druke
                                 erhielte, als man durch die Ausdehnung des Dampfes gewaͤnne; wenn aber
                                 dasjenige, was ich sowohl uͤber die Umstaͤnde, die hier Einfluß
                                 haben, als uͤber den Dampf selbst, vorgetragen habe, richtig ist; so wuͤrde der
                                 groͤßere Aufwand an Brennmaterial die Wirkung der Ausdehnung reichlich
                                 ersezen. Ich muß hier noch bemerken, daß, wenn ich dem Druke auf das Wasser
                                 waͤhrend des Siedens Einfluß zugestehe, ich nicht behauptet habe, daß
                                 sich mit der Zeit weniger Dampf bilden wird; sondern daß dasselbe, nach den
                                 angefuͤhrten Beispielen, sich weniger schnell entwikeln wird, und daß,
                                 bei dieser Verspaͤtung, nicht minder Kohlenverbrauch Statt hat, oder daß,
                                 wenn die Verdampfung alle verlangte Schnelligkeit erhaͤlt, diese nur
                                 durch groͤßeren Verbrauch von Brennmaterial erlangt werden
                                 kann.“
                              
                           
                              „Ich habe angenommen, daß Ein Kilogramm Steinkohlen 5 bis 6 Kilogramm
                                 Wasser von der gewoͤhnlichen Temperatur in Dampf verwandelt. Watt rechnet auf 6, bis 6,25 mit
                                 Newcastle-Kohle. Rumford rechnet auf 7
                                 Kilogramm. Wenn keine Waͤrme verloren ginge, so wuͤrde, nach Hrn.
                                 Clément, 1 Kilogramm Steinkohlen
                                 ungefaͤhr 10,8 Kil. Wasser von 0° in Dampf verwandeln, und nach
                                 den genauesten Versuchen des Hrn. Despretz, vermag 1
                                 Kilog. Kohle aus verkohltem Zuker (welche nichts Fremdartiges enthaͤlt),
                                 12,36 Kilogramm Wasser von 0° in Dampf zu verwandeln. (Annales de Chimie. 1823.) Hieraus erhellt, wieviel
                                 Hize verloren geht, und wieviel noch fuͤr bessere Benuͤzung
                                 derselben zu thun uͤbrig bleibt. Es waͤre sehr der Muͤhe
                                 werth, uͤber die Verdampfung unter verschiedenem Druke Versuche zum
                                 Behufe der Kuͤnste im Großen anzustellen.