| Titel: | Neues chirurgisches Instrument zur Herausschaffung des Steines aus der Harnblase ohne Blasenschnitt, welches Isaias Lukins, Mechaniker, ehemahls zu Philadelphia, jezt in Adam-Street, Adelphi, Middlesex, Lithontriptor nennt, und worauf er sich am 15. Sept. 1825 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 26, Jahrgang 1827, Nr. XXVI., S. 113 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXVI.
                        Neues chirurgisches Instrument zur
                           Herausschaffung des Steines aus der Harnblase ohne Blasenschnitt, welches Isaias Lukins, Mechaniker,
                           ehemahls zu Philadelphia, jezt in Adam-Street, Adelphi, Middlesex, Lithontriptor
                           nennt, und worauf er sich am 15. Sept. 1825 ein
                           Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts. Jul. 1827. S.
                              251.
                        Lukins's, neues chirurgisches Instrument.
                        
                     
                        
                           Dieses Instrument soll eine Verbesserung an dem neu erfundenen
                              Lithontriptor des Dr. Civiale zu Paris seyn, durch
                              welches der Stein ohne Blasenschnitt aus der Harnblase geschafft werden kann. Das
                              Instrument des Dr. Civiale besteht bekanntlich aus einem
                              geraden walzenfoͤrmigen Katheter aus Silber oder aus anderem Metalle, in
                              welchem sich eine andere staͤhlerne Roͤhre befindet, an deren Ende
                              drei gekruͤmmte elastische Arme oder Faͤnge angebracht sind, welche,
                              so lange sie in dem Katheter eingeschlossen sind, dicht an einander liegen, sobald
                              sie aber aus demselben vorgeschoben werden, sich durch ihre Elasticitaͤt von
                              einander entfernen, und so eine Art von Gehaͤuse bilden, in welches der Stein eintritt. Die
                              Arme oder Faͤnge schließen sich dann um den Stein, den sie
                              einhuͤllten, an, wenn der Operateur die aͤußere Roͤhre gegen
                              sich zieht, und nachdem der Stein auf diese Weise befestigt wurde, werden Bohrer und
                              Feilen durch die Roͤhre eingefuͤhrt, um den Stein noch weiter zu
                              zerkleinen.
                           Die Verbesserungen, die der Patent-Traͤger an diesem Instrumente
                              gemacht haben will, sind in Fig. 19. dargestellt. Sie
                              bestehen in vier elastischen Armen mit feinen Stahlfedern, die an den Enden zweier
                              Arme mittelst Gewinden angebracht sind, und welche Federn in Form von Schlingen
                              durch Augen an dem Ende der beiden anderen elastischen Arme uͤber einander
                              laufen, und von da durch die Hoͤhlung der Roͤhre so weit sich
                              fortsezen, bis sie den Griff erreichen, und durch ein kleines Querloch aus der
                              Roͤhre in einem Halsbande hervortreten, das sich zwischen dem Griffe und dem
                              Ende des Instrumentes schiebt.
                           Durch das Zuruͤkziehen des Halsbandes koͤnnen die elastischen Arme
                              leicht an einander gebracht, und dieser ganze Apparat leicht durch den Conductor
                              oder Katheter in die Blase gebracht werden, wo die Arme aus einander fahren. Wenn
                              dann der Operator die Federn vorwaͤrts schiebt, bildet sich eine Art von Korb
                              um den Stein durch die obigen Schlingen-Federn, und der Stein wird von
                              demselben aufgenommen. Die Federn werden nun dicht angezogen, und mittelst einer
                              Schraube in dem schiebbaren Halsstuͤke befestigt. Bohrer mit vierekigen
                              Spizen werden nun laͤngs der Federn durch die Roͤhre
                              eingefuͤhrt, und die Steine dadurch in kleinere Stuͤke zertheilt. Die
                              Bohrer selbst sind mit einem kleinen Halsbande versehen, um jede Unvorsichtigkeit
                              bei Anwendung derselben zu vermeiden.
                           Ein anderes Instrument, der Enten-Schnabel genannt, ist in Fig. 21. dargestellt, an
                              welchem man zuruͤkbleibende Stein-Stuͤkchen beseitigt. Auch
                              dieses Instrument wird durch die Roͤhre oder den Katheter eingefuͤhrt.
                              Es besteht aus zwei Metall-Roͤhren, wovon die eine in der anderen
                              stekt: die aͤußere hat zwei elastische Arme oder
                              loͤffelfoͤrmige Schnaͤbel, die sich nach auswaͤrts
                              oͤffnen, und an ihrer Basis duͤnner sind. Ein kleiner Ring oder ein
                              Halsband umfaßt diesen Schnabel, und laͤßt ihn an seinem Ende offen. Die
                              innere Roͤhre hat zwei duͤnne Arme, die innenwendig an dem Ringe oder
                              Halsbande angebracht
                              sind, so daß, wenn man diese Roͤhre vorwaͤrts schiebt, das Halsband
                              sich bis an den Schnabel hinschiebt, und die Steinstuͤke einschließt, so daß
                              man sie dann aus der Blase ausziehen kann.
                           Fig. 19.
                              zeigt die korbfoͤrmige Zange. Fig. 20. den Katheter,
                              dessen eines Ende trichterfoͤrmig ist: er ist ungefaͤhr 10'' lang, a, a, ist die korbfoͤrmige Zange, b, b, b, b, sind die elastischen Faͤnge oder Arme
                              von verschiedener Laͤnge; c, c, die Gewinde, an
                              welchen die Federn angebracht sind, d, zeigt die
                              Kreuzung dieser Federn, e, e, sind die Augen, durch
                              welche diese Federn in die Roͤhre zuruͤkkehren. f, ist das Loch, durch welches die Federn heraustreten. g, das schiebbare Halsband, an welchem die Federn
                              befestigt werden. h, eine kleine Schraube zur
                              Befestigung des Halsbandes. i, der Griff; k, das Halsband, mit einer Schraube, um den Katheter an
                              seiner Stelle zu erhalten, a, in Fig. 21. ist die
                              Enten-Schnabel-Zange; b, die
                              Schnaͤbel; c, die innere Roͤhre; d, die aͤußere Roͤhre; e, das Halsband an den Armen der inneren Roͤhre
                              zum Schließen des Schnabels; f, der Ring oder der
                              Griff.
                           Der Patent-Traͤger hat noch verschiedene Abaͤnderungen dieses
                              Instrumentes angegeben, die es hier uͤberfluͤßig waͤre zu
                              beschreiben.Es ist wahrhaftig mehr, als crimen laesae
                                       humanitatis, auf ein chirurgisches Instrument ein Patent zu nehmen
                                    oder zu ertheilen. Durch diese Verbesserung ist Civiales Instrument nicht verbessert, und, insofern ein Operator
                                    ein Mahl mit einem gewissen Instrumente zu operiren gelernt hat, und an das
                                    Instrument gewohnt ist, ist es unmoͤglich dieses Instrument
                                    fuͤr ihn zu verbessern. Er wird, wenn das Instrument wirklich
                                    verbessert wurde, mit seinem urspruͤnglich schlechteren Instrumente
                                    besser operiren, als mit dem verbesserten; und dieß bloß deßwegen, weil er
                                    an sein Instrument gewoͤhnt ist. Mehrere Franzosen haben Hrn. Civiale die Prioritaͤt seiner Erfindung
                                    bestritten. Auch ein Bayer, der. k.
                                    oͤsterr. Stabs-Arzt, Dr. Max Braun, hat in der Salzburger med. chir. Zeit. schon im J. 1808 ein Instrument
                                    beschrieben, durch welches der Stein in der Blase in einen Sak gebracht, und
                                    dann mit chemischen Aufloͤsungs-Mitteln behandelt werden kann.
                                    A. d. Ueb.