| Titel: | Einiges über den Terpenthin, den Copal und das Gummilak; von J. J. Berzelius. | 
| Fundstelle: | Band 26, Jahrgang 1827, Nr. XXXVI., S. 137 | 
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                        XXXVI.
                        Einiges uͤber den Terpenthin, den Copal
                           und das Gummilak; von J. J.
                              Berzelius.
                        (Aus Poggendorff's Annalen der Physik. Bd. X. S.
                              253.)
                        Berzelius, uͤber den Terpenthin, den Copal und das
                           Gummilak.
                        
                     
                        
                           Auf Veranlassung der von Unverdorben (Pogg. Annalen Bd. VII. S. 311.)
                              angegebenen Resultate, habe ich Versuche mit einigen Harzen angestellt, deren
                              Resultate ich hier mittheilen will. Der Terpenthin,
                              welcher eine Verbindung von Colophon mit Terpenthinoͤhl ist, verbindet sich
                              mit Alkalien, ohne daß das Oehl abgeschieden wird. Uebergießt man Terpenthin mit
                              einer Loͤsung von kaustischem Kali, so wird er aufgeloͤst, und es
                              scheiden sich weiße Schuppen aus der Fluͤssigkeit, die nichts anderes sind,
                              als die neue Verbindung, die in einer alkalischen Fluͤßigkeit
                              unloͤslich ist, und sich deßhalb vollkommen aufloͤst, wenn das Alkali
                              anfaͤngt gesaͤttigt zu werden. Die Loͤsung in Wasser kann
                              verdunstet werden, ohne daß das Oehl fortgeht. Sie hinterlaͤßt eine klare,
                              gelbe Masse, die bitter und brennend, aber nicht alkalisch schmekt.
                              Aufgeloͤst in Wasser, und vermischt mit kaustischem oder kohlensaurem Alkali,
                              scheidet sie sich aus, und sammelt sich oben auf, in Form einer zaͤhen,
                              klaren, gelbbraunen, stark alkalischen Masse, die noch viel Terpenthin
                              aufloͤsen kann. Wenn man Terpenthin mit concentrirtem kaustischem Ammoniak
                              behandelt, so wirken sie nicht bedeutend auf einander. In verduͤnntem
                              loͤst er sich aber in der Waͤrme zu einer klaren, gelbbraunen
                              Fluͤßigkeit, die beim Erkalten gelatinirt. Wird diese Gallerte in lauliches
                              Wasser eingeruͤhrt, so bildet sich eine dike Milch, die nach ein Paar Stunden
                              gesteht.
                           Dieß beruht darauf, daß der Terpenthin in zwei Theile zerfaͤllt, von welchen
                              der eine in der Fluͤßigkeit aufgeloͤst, der andere aber
                              gefaͤllt wird. Bringt man dieses gelatinirte Magma auf ein Filtrum, so geht
                              eine hellgelbe Fluͤßigkeit langsam durch und die Gallerte sinkt zusammen. Das
                              Durchgegangene enthaͤlt kein fluͤchtiges Oehl, und Saͤuren
                              faͤllen daraus ein Harz, das nach dem Schmelzen dem Colophon aͤhnlich
                              sieht, sich aber von diesem darin unterscheidet, daß es sich in kaltem Petroleum
                              nicht loͤst, im siedenden ein wenig, und daraus nach dem Erkalten
                              niederfaͤllt.
                           Die gelatinirte und abgetraͤufelte Masse verliert Ammoniak au der Luft, und
                              verwandelt sich in einen weit klebrigeren Terpenthin, als der fruͤhere.
                              Eingeruͤhrt in Wasser, mit freier Saͤure vermischt und destillirt,
                              geht das Terpenthinoͤhl in Menge uͤber, und hinterlaͤßt ein
                              Harz, das dem Colophon aͤhnlich ist, und sich mit brauner Farbe in Petroleum
                              loͤst, und in der Loͤsung bleibt. Das Ammoniak zerlegt folglich den
                              Terpenthin in zwei Harze, von welchen das eine, welches in Petroleum loͤslich
                              ist, das Oehl in Verbindung mit dem Alkali zuruͤkhaͤlt, und das andere
                              es verlaͤßt. Daß das Colophon vom Petroleum in zwei Harze zerlegt wird, hat
                              uͤbrigens schon fruͤher von Saussure
                              gezeigt. –
                           Wenn man eine Loͤsung von Terpenthin in Kali mit einem Erd- oder
                              Metallsalze faͤllt, so geht das Oehl mit in den Niederschlag ein. Dieser
                              Niederschlag wird erdig, und kann getroknet werden, ohne daß sich die Gegenwart des
                              Terpenthinoͤhls durch den Geruch verraͤth; wenn man ihn aber lange auf
                              der Zunge haͤlt, gibt das Oehl einen brennenden Geschmak. Bei der
                              Destillation mit Wasser wird das Oehl abgeschieden, aber weit langsamer, als wenn
                              man eine Saͤure zugesezt hat.
                           Der Copal verbindet sich auf gleiche Weise mit den
                              Alkalien. Kocht man Copal mit kaustischem Kali, bis dieß vollkommen
                              gesaͤttigt ist, so erhaͤlt man eine blaßgelbe klare
                              Fluͤssigkeit, die beim Erkalten weiß wird, sich truͤbt und gelatinirt,
                              wobei eine klare, gelbliche Fluͤßigkeit herausfließt. Der Copal ist dadurch
                              in zwei Harze zerlegt, von welchen das eine mit Kali eine in Wasser
                              schwerloͤsliche, das andere eine leichtloͤsliche Verbindung gibt. Es
                              ist sehr schwer, sie vollstaͤndig zu trennen. Das Harz der gelatinirten
                              Verbindung, mit einer Saͤure abgeschieden, bildet eine schneeweiße flokige
                              Masse, die + 40°
                              C. ertraͤgt, ohne zusammen zu baken. Das Harz der loͤslichen
                              Verbindung baͤkt bei gewoͤhnlicher Temperatur der Luft zusammen, und
                              wird gelblich. Der Copal im groben Pulver mit kaustischem Ammoniak befeuchtet,
                              schwillt darin zu einer gelatinoͤsen Masse auf, die sich vollstaͤndig
                              in Alkohol loͤst, aber unvollstaͤndig und milchig in Wasser. Dagegen
                              loͤst reiner Copal und das Copal-Ammoniak, welches mit Salmiak aus
                              Copal-Kali gefaͤllt wird, sich in einem mit Ammoniak vermischten
                              Alkohol nicht, nicht einmahl, wenn sie mit stark ammoniakalischem Alkohol von 0,81
                              gekocht werden. Da dieses einen Wink uͤber die Aufloͤsung des Copals
                              in Wasser zu geben schien, so versezte ich grob zerstoßenen Copal mit Ammoniak, bis
                              die Masse zu einer diken, durchscheinenden Masse angeschwollen war. Diese wurde bis
                              + 35° C. erhizt, mit Alkohol von 0,81, der bis ungefaͤhr 50° C.
                              erhizt war, und in kleinen Portionen hinzugesezt wurde, vermischt, und darauf
                              umgeschuͤttelt. Sobald die Masse ganz vertheilt war, wurde noch mehr
                              hinzugesezt, und auf diese Weise eine Aufloͤsung erhalten, die nur einen
                              geringen Bodensaz absezte, und ganz wasserklar und farblos wird. Es ist ein vortrefflicher Copalfirniß.
                           Das Gummilak wird sehr leicht von Alkalien geloͤst. Kaustisches Kali
                              loͤst es selbst in verduͤnntem Zustande und ohne Waͤrme. Mit
                              kaustischem Ammoniak uͤbergossen, und in einem bedekten Gefaͤße bei +
                              50° oder 60° digerirt, schwillt es zu einer dunkelrothen Gallerte auf,
                              die sich in Wasser loͤst, mit Zuruͤklassung eines weißen erdigen
                              Stoffes. Derselbe Stoff bleibt auch ungeloͤst nach Behandlung mit Kali.
                              – Kocht man Gummilak mit einer etwas concentrirten Lauge von kohlensaurem
                              Kali, so wird es erstlich weich und schmilzt als dann; die Fluͤßigkeit wird
                              roth, loͤst aber kein Harz auf. Die geschmolzene Masse ist
                              Gummilak-Kali, gemengt mit kohlensaurem Kali, und wird, nach Auswaschen mit
                              kaltem Wasser, endlich vollstaͤndig geloͤst. Vermischt man die
                              Loͤsung mit Salmiak, so erhaͤlt man einen Niederschlag, der neutrales
                              Gummilak-Ammoniak ist; dieß ist erdartig, und kann mit kaltem Wasser
                              gewaschen werden, faͤngt aber bald an, das Wasser zu faͤrben, wenn das
                              Salz ausgezogen ist. Im warmen Wasser von + 50° C. wird es gaͤnzlich
                              geloͤst. Verdunstet man diese Loͤsung, so bleibt eine klare,
                              durchsichtige Masse zuruͤk, die ganz dem Gummilak aͤhnlich ist, sich
                              aber nicht mehr in Wasser loͤst. Dieß ist eine Verbindung von Harz mit einem Submultipel der
                              ersten Ammoniakportionen, ein, so zu sagen, saures Salz. Es unterscheidet sich von
                              dem reinen Harze dadurch, daß es nach mehrstuͤndigen Einweichen in Wasser
                              aufschwillt, und nach her zusammenschrumpft wie bloßer Leim. Die Aufloͤsung
                              laͤßt sich als Lakfirniß gebrauchen, und hinterlaͤßt beim Troknen in
                              der Waͤrme einen sehr schoͤnen Ueberzug, der geschliffen und polirt
                              werden kann, und nicht von Wasser angegriffen wird, wenn dieß nicht mehrere Stunden
                              lang darauf stehen bleibt. Es ist glaublich, daß man davon in Zukunft eine vortheilhafte technische Anwendung machen
                                 kann.–
                              
                           Wenn man in eine Aufloͤsung von Gummilak-Kali Chlor leitet, so wird das
                              Gummilak gebleicht und gefaͤllt. Die gefaͤllte und gewaschene Masse
                              gibt mit Alkohol eine blaßgelbe Loͤsung, laͤßt aber dabei einen
                              gelatinoͤsen Stoff ungeloͤst zuruͤk, der John's Lakstoff ist, und durch neue Aufloͤsung in kaustischem Kali,
                              und durch Faͤllung mit Saͤure die Eigenschaften des Gummilaks wieder
                              annimmt. Wenn man das Gummilak-Kali mit einer Saͤure faͤllt, so
                              wirkt das Chlor nicht darauf, und der Niederschlag ist vollkommen loͤslich in
                              Alkohol. Der weiße Stoff, den die Alkalien ungeloͤst zuruͤk lassen,
                              hat mehrere ganz besondere Eigenschaften. Man hat ihn auf andere Art erhalten. Wachs genannt: aber er verbindet sich nicht mit Kalien,
                              wie Wachs, und laͤßt sich im luftleeren Raume unveraͤndert
                              uͤberdestilliren. In kochendem Alkohole geloͤst, gesteht die
                              Loͤsung zu einer halbdurchsichtigen, farblosen Gallerte.