| Titel: | Ueber eine von selbst erfolgte Verbrennung des Scherbenkobaltes (Fliegengiftes) von Hrn. Boullay. | 
| Fundstelle: | Band 26, Jahrgang 1827, Nr. XLI., S. 163 | 
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                        XLI.
                        Ueber eine von selbst erfolgte Verbrennung des
                           Scherbenkobaltes (Fliegengiftes) von Hrn. Boullay.
                        Aus dem Journal de Pharmacie. Sept. 1827. S.
                              433.
                        [Boullay, uͤber eine von selbst erfolgte Verbrennung des
                           Scherbenkobaltes.]
                        
                     
                        
                           Die Substanz, welche im Handel unter dem Namen Scherbenkobalt
                              (Naͤpfchenkobalt) vorkommt, ist, wie man schon lange weiß, nichts als
                              gediegenes Arsenikmetall, das durch ein wenig Eisen, und oft auch durch eine Spur
                              Schwefel verunreinigt ist, und sich an der Luft, besonders wenn sie feucht ist, sehr
                              schnell zu veraͤndern scheint; die Oberflaͤche dieses Arsenikmetalles
                              wird bald schwarz, indem sie den metallischen Glanz verliert, und die Masse selbst
                              wird durch Laͤnge der Zeit mehr oder weniger pulverig, indem der Arsenik sich
                              in das Suboxyd umaͤndert. Zuweilen schreitet die Oxydation noch weiter vor,
                              und dann wird der Scherbenkobalt graulichweiß.
                           Wegen der Benennung, welche dieses Mineral gewoͤhnlich fuͤhrt,
                              haͤlt man es nicht fuͤr Gift, und achtet nicht auf die Gefahren,
                              welchen man sich aussezt, wenn man davon Gebrauch macht. Man stellt es
                              gewoͤhnlich, mit Wasser uͤbergossen, auf Tellern in den Zimmern hin,
                              wodurch es sich bekanntlich schnell in weißes aufloͤsliches Arsenikoxyd
                              umaͤndert, und dieß zwar in der Naͤhe von Speisegeraͤthen und
                              Nahrungsmitteln, womit dann das vergiftete Wasser in Beruͤhrung kommen kann.
                              Sollte man die fragliche Substanz zu solchen Zweken nicht verbiethen?In Deutschland ist dieses nach tausendfaͤltigen
                                    Ungluͤksfaͤllen geschehen. A. d. R. Folgende Thatsache macht uns noch mit einer anderen Gefahr bekannt.
                           Unlaͤngst erhizte sich Scherbenkobalt, welcher durch mechanische Mittel
                              gepulvert worden war, in dem Etablissement der HHrn. Menier und Cp. bei Noisiel, so sehr, daß er Feuer fieng. Die Verbrennung,
                              welche anfangs langsam war, bemerkte man erst nach Verlauf von zwei bis drei Tagen,
                              in dem Augenblike, wo man die gepulverte Substanz in das Magazin zu Paris brachte.
                              Er war damals sehr heiß und leuchtend, so wenig er auch aufgeruͤhrt worden
                              war. Man glaubte, um diesen Pyrophor, der wie Lemery's
                              Vulkan (aus Schwefel und
                              befeuchtetem Eisen) brannte, zu erstiken, duͤrfte man ihn nur bedeken, und in
                              die Kuͤhle stellen, und kuͤmmerte sich dann nicht mehr darum.
                           Einige Tage darauf ließ Hr. Adrien, mein Schwiegersohn,
                              davon 20 Pfund wegnehmen, um sie zu verschiken; sie wurden abgewogen und verpakt,
                              ohne daß man die Verbrennung, welche wieder zuruͤkgekehrt war, gewahrte;
                              schon die darauf folgende Nacht stekte dieses Kobaltpaket die Gegenstaͤnde,
                              womit es in Beruͤhrung war, und dadurch auch das Magazin in Brand, welches
                              mit dem ganzen Hause ein Raub der Flamme geworden waͤre, wenn nicht durch die
                              eiligste und kraͤftigste Huͤlfe mit einem Verlust von einigen Tausend
                              Franken, ein solcher, der außerordentlich groß und ungluͤkselig zu werden
                              drohte, verhuͤtet worden waͤre.
                           Ich glaube dieses Ungluͤk bekannt machen zu muͤssen, um die
                              Aufmerksamkeit derjenigen zu weken, welche mit dem Scherbenkobalte umgehen
                              muͤssen. Er muß ohne Wasserzusaz in geringer Quantitaͤt und mit der
                              Vorsicht gepulvert werden, daß nicht durch zu starke Stoͤße sich die
                              Temperatur erhoͤhen kann. Man muß ihn außerdem in verschlossenen
                              Gefaͤßen aufbewahren, so daß davon der Luftzutritt, die Feuchtigkeit und alle
                              brennbare Substanzen abgehalten werden. Dann sollte man ihn auch nicht mehr in
                              kleinen Quantitaͤten, obgleich er zum Vertilgen der Fliegen sehr wirksam ist,
                              verkaufen; diese Insekten plagen uns zwar waͤhrend des Sommers sehr; sollte
                              man sie aber nicht auf eine andere Art zu vertilgen suchen, als mit dem
                              Scherbenkobalte, der uns selbst den groͤßten Gefahren aussezt? –