| Titel: | Versuche über Anwendung des Torfes aus den Mooren von Brêles, bei Beauvais, zur Hizung der Kessel der Dampfmaschinen. Angestellt im Junius 1826 von Hrn. Garnier, Marktscheider. | 
| Fundstelle: | Band 26, Jahrgang 1827, Nr. LXIV., S. 260 | 
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                        LXIV.
                        Versuche uͤber Anwendung des Torfes aus
                           den Mooren von Brêles, bei Beauvais, zur Hizung der Kessel der Dampfmaschinen.
                           Angestellt im Junius 1826 von Hrn. Garnier, Marktscheider.
                        Im Auszuge aus den Annales des Mines. I. Livraison 1827
                              von Hrn. Hachete im
                           Bulletin de la
                                 Société d'Encouragement. N. 277. S.
                              247.
                        Garnier's, Versuche uͤber Anwendung des Torfes.
                        
                     
                        
                           Der Torf von Brêles ist schwarzgrau, und besteht bloß
                              aus Pflanzenresten ohne alle erdige Beimischung. Er zieht sich bedeutend zusammen,
                              wenn er vollkommen troken geworden ist, um den dritten Theil. Man unterscheidet
                              sechs verschiedene Arten desselben: die beiden lezteren dienen bloß zur Asche. Das
                              Maß (la corde) der zweiten Sorte kommt auf 14 Franken 60
                              Cent., wiegt an 2000 Kilogramm, und haͤlt an 4500 Ziegel, deren jeder
                              ungefaͤhr ein kubisches Decimeter betraͤgt.
                           Die Dampfmaschine, an welcher die Versuche angestellt wurden, arbeitet bei Hrn. Halette und Comp. zu Arras mit hohem Druke und mit einer
                              Kraft von 20 Pferden. Sie braucht stuͤndlich fuͤr die Kraft Eines
                              Pferdes 2 1/2, Kilogramm gute Steinkohlen; also die Haͤlfte weniger, als eine
                              Maschine mit niedrigem Druke. Hr. Garnier fand, daß man
                              mit 2 Mahl so viel Torf eben so viel Dampf erzeugen kann, als wenn man. Steinkohlen
                              allein brennt. Das gestrichene Hektoliter Steinkohlen (dem Gewichte nach 80
                              Kilogramm) kostet zu Beauvais 4 Franken 50 Centim. 2000 Kilogramm Steinkohlen kosten
                              folglich 112 Frank. 20 Cent. Zwei Mahl so viel Torf kostet 29 Frank. 20 Cent.
                              Folglich verhalten sich die Kosten bei Erzeugung derselben Menge Dampfes mittelst
                              Steinkohlen und mittelst Torfes :: 1125 : 292, oder wie 4 : 1. Die Maschine
                              arbeitete bei Torfheizung eben so gut.
                           Hr. Garnier fand, daß man den Ofen eine Stunde lang mit
                              Steinkohlen heizen mußte, ehe die Maschine in Gang gelangte, und daß, wenn man dann
                              Torf statt Steinkohlen brennt, die Maschine in drei Viertel Stunden die
                              Geschwindigkeit erlangt, welche man in der Werkstaͤtte braucht. Man erspart
                              demnach bei der Torfheizung Zeit und Geld. Aus den Versuchen des Hrn. Garnier ergab sich ferner:
                           
                           1) daß der Heizer die Maschine leichter bei der Torfheizung bedienen konnte.
                           2) daß keine Schlaken auf den Roststangen sich bildeten.
                           3) daß die innere Wand des Ofens bei der Heizung mittelst des Torfes nicht so schnell
                              zerstoͤrt wurde, als bei Steinkohlenheizung; daß folglich die feuerfesten
                              Ziegel hier nicht so nothwendig sind.
                           4) daß, da der Flammenschlag bei der Torfheizung nicht so stark ist, die
                              Siederoͤhren mehr geschont bleiben, und ihre Berstung weniger zu besorgen
                              ist.
                           Die Gesellschaft erklaͤrt, daß Hr. Garnier,
                              Verfasser der gekroͤnten Preisschrift sur les puits
                                 artèsiens, der Industrie durch diese Versuche einen neuen und
                              wichtigen Dienst geleistet hat.Man will wahrscheinlich in Frankreich, wie es scheint, nicht wissen, daß man
                                    sich schon seit vielen Jahren in Deutschland, namentlich bei allen
                                    Dampfmaschinen in Berlin des Torfes zur Heizung
                                    der Kessel der Dampfmaschinen mit dem hier eben angegebenen guten Erfolge
                                    ausschließlich bedient. A. d. R.
                              
                           Die Gesellschaft wuͤnschte zu wissen, wieviel Dampf durch ein gegebenes
                              Gewicht Steinkohlen und Torf erzeugt werden kann, und wieviel Zeit in jedem Falle
                              hierzu noͤthig ist.
                           Hr. Garnier stellte die hierzu noͤthigen Versuche
                              mit Torfe von Brêsles und Steinkohlen von Valenciennes an einer Dampfmaschine
                              von mittlerem Druke und von der Kraft von 20 Pferden an; ließ die Maschine unter
                              gleichen Umstaͤnden, d.h. bei gleichem Widerstande und mit gleicher
                              Geschwindigkeit arbeiten, und fand, daß selbst unter Umstaͤnden, die der
                              Anwendung des Torfes unguͤnstig sind, indem der Ofen fuͤr
                              Steinkohlen- und nicht fuͤr Torf-Heizung berechnet war, zwei
                              Mahl so viel Torf als Steinkohle eben so viel Kraft gibt, als diese.
                           Hinsichtlich der Menge des, waͤhrend einer gegebenen Zeit durch gleiche
                              Gewichte Steinkohle und Torf verdampften, Wassers fand Hr. Garnier folgende Resultate, welche er 1) aus dem Hohlraume des kleinen
                              Cylinders der Maschine, 2) aus der elastischen Kraft des dahin gelangten Dampfes, 3)
                              aus der Zahl der Umdrehungen der Kurbel in einer gegebenen Zeit ableitete, und dann
                              fuͤr Eine Stunde Arbeit der Maschine berechnete.
                           
                           
                              
                                 Spannung des Dampfes in dem kleinen
                                    Cylinderbeinahe
                                 3 Atmosphaͤren.
                                 
                              
                                 Volumen des in Einer Stunde in
                                    diesemkleinen Cylinder verbrauchten Dampfes (4222Kubikfuß)
                                     144718 Liter.
                                 
                              
                                 Kilogramme Wassers, welche dieses
                                    Dampf-Volumen, bei einer Temperatur des Dampfesvon 135
                                    Grade am 100gradigen Thermometer,unter einer Spannung von 3
                                    Atmosphaͤrendarstellt
                                 253 Kilogramm,
                                 
                              
                                 Menge der zur Verdampfung dieser
                                    253Kilogramme Wassers verbrauchten Steinkohlen
                                   50 Kilogramm.
                                 
                              
                                 Menge des zur Verdampfung von ebenso
                                    viel Wasser noͤthigen Torfes
                                 100 Kilogramm.
                                 
                              
                           Hieraus ergibt sich, daß Ein Kilogramm Steinkohlen 5 Kilogramme Wasser in Dampf
                              verwandelt, und Ein Kilogramm Torf 2,50 Kilogramm.
                           Man weiß, daß nach der Theorie Ein Kilogramm guter Steinkohlen 10 Kilogramm Wasser
                              verdampfen muß. Es geht also in dem gegenwaͤrtigen Falle die Haͤlfte
                              der Hize verloren, was viel ist; und doch glaubt Hr. Garnier, daß beinahe alle gegenwaͤrtig in Umtrieb stehenden, und
                              nach einem anderen Systeme, als jenem des Hrn. Watt,
                              welches die HHrn. Halette und Comp. verbesserten,
                              gebauten Dampfmaschinen durch Ausstrahlung und durch andere Ursachen noch weit mehr
                              Waͤrme verlieren.