| Titel: | Bericht des Hrn. Francoeur, im Namen des Ausschusses der mechanischen Künste, über einige Verbesserungen bei Verfertigung der Magnetnadeln, die Hr. Legey, Ingenieur und Mechaniker zu Paris, rue de la Planche N. 12, vorschlug. | 
| Fundstelle: | Band 26, Jahrgang 1827, Nr. LXXXVI., S. 375 | 
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                        LXXXVI.
                        Bericht des Hrn. Francoeur, im Namen des Ausschusses der mechanischen
                           Kuͤnste, uͤber einige Verbesserungen bei Verfertigung der Magnetnadeln,
                           die Hr. Legey, Ingenieur und
                           Mechaniker zu Paris, rue de la Planche N. 12,
                           vorschlug.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement. N. 277. S. 249.
                        Francoeur, uͤber einige Verbesserungen bei Verfertigung der
                           Magnetnadeln.
                        
                     
                        
                           Von der Guͤte der Magnetnadel haͤngt die
                              Sicherheit der Schifffahrt und des Lebens der Schiffenden ab. Sorgfalt bei
                              Verfertigung derselben
                              ist also hoͤchst wichtig, und verdient die Aufmerksamkeit der Physiker eben
                              so sehr, als der Kuͤnstler, die sie verfertigen. Ungluͤklicher Weise
                              verstehen die lezteren nur wenig Theorie, und verlassen sich zu sehr auf die
                              Geschicklichkeit ihrer Haͤnde, um den moͤglichen Fehlern bei der
                              Arbeit abzuhelfen, und so erhalten wir Magnetnadeln, die das groͤßte
                              Ungluͤk auf der See herbeifuͤhren koͤnnen. Man hat an der k.
                              Stabs-Schule (École royale
                                 d'Ètat-major) gefunden, daß unter fuͤnf und vierzig
                              Magnetnadeln aus den ersten Werkstaͤtten in Paris nicht zehn waren, die
                              dieselbe magnetische Abweichung zeigten, so daß Hr. Legey
                              die meisten derselben umarbeiten mußte.
                           Die Magnetnadel wird gewoͤhnlich in Gestalt einer laͤnglichen Raute aus
                              einem Stuͤke Stokuhrfedern ausgeschnitten. Man weiß, von wie vielen Ursachen
                              die Fehler in den Anzeigen dieses Instrumentes abhaͤngen, und unter diese
                              gehoͤren, vor Allem, Fehler im Stahle selbst, in seiner Haͤrtung, in
                              der Verfertigung der Kappe und der Form derselben, im Baue des Stiftes, um welche
                              sich dieselbe dreht. Der Arbeiter kann leicht, ohne Zeit und Muͤhe zu
                              verlieren, und folglich auch ohne den Preis der Arbeit zu erhoͤhen, mehreren
                              dieser Fehler abhelfen; die Fehler im Stahle selbst lassen sich aber nur durch
                              sorgfaͤltige Auswahl des Stahles beseitigen, und hierauf beschraͤnken
                              sich vorzuͤglich die Bemuͤhungen des Hrn. Legey.
                           Nach ihm soll man keine Uhrfedern zu Magnetnadeln nehmen. Dieser Stahl hat mehr oder
                              minder harte Laͤngenfasern, die man mit dem Hammer schlaͤgt, die
                              dadurch verschiedene Richtungen erhallen, und folglich auch ungleiche Dichtigkeit,
                              welche dem Magnetismus einen gekruͤmmten gewundenen Weg vorzeichnet; Schuppen
                              oder Blaͤttchen, die sich im Inneren heben, verwikeln denselben noch mehr.
                              Man koͤnnte allerdings diesen gegruͤndet scheinenden Bemerkungen
                              Manches entgegenstellen; indessen ist es durch Erfahrung erwiesen, daß jene Magnet
                              nadeln die besten sind, deren Fasern der ganzen Laͤnge des Stahles nach
                              parallel laufen, so daß man so viel moͤglich diese Richtung der Fasern zu
                              erreichen trachten muß. Die Physiker dringen schon seit langer Zeit auf die
                              Nothwendigkeit, alle moͤgliche Sorgfalt auf die Verfertigung dieser Nadeln zu
                              wenden, den Stahl gehoͤrig zu waͤhlen, und alle jene Nadeln
                              auszuschießen, die nicht lebhaft und regelmaͤßig schwanken, und deren beide
                              Pole nicht in einer
                              geraden Linie mit dem Mittelpuncte der Bewegung derselben liegen. Eine Magnetnadel
                              darf ferner keine Consequenz-Puncte (points conséquens) haben: wie
                              viele Arbeiter wissen aber, was diese Puncte sind, und daß keine Nadel gut seyn
                              kann, die solche Puncte hat. Kein Physiker hat noch ein sicheres Mittel angegeben,
                              diesen Fehler zu vermeiden.
                           Hr. Legey ist aus langer Erfahrung uͤberzeugt, daß
                              man ohne vieles blindes Umhertappen den Fehlern einer schlechten Magnetnadel nicht
                              abhelfen kann, und daß es besser ist, sie wegzuwerfen, als Zeit mit derselben zu
                              verlieren. Er gibt ein, wenn nicht vollkommen sicheres, doch sehr passendes Mittel
                              an, Magnetnadeln zu erhalten, die beinahe immer genau zeigen.
                           Er nimmt gewalztes Stahlblech, und zieht deutschen Stahl dem uͤbrigen vor; er
                              schneidet hiervon einen Streifen nach der Laͤnge ab, und strekt ihn auf der
                              Bank, um die Poren bis zum Bruche einander zu naͤhern. Aus diesem Streifen
                              schneidet er dann die Raute fuͤr die Magnetnadel. Nach seinen Bemerkungen
                              muͤssen die Fasern waͤhrend der Arbeit in paralleler Richtung
                              verlaͤngert werden. Hierauf haͤrtet er die Nadel, laͤßt sie
                              dann bis zur mittleren Haͤrte an, und polirt sie bis zum Heißwerden auf dem
                              Rade der Drehebank. Zulezt werden die Nadeln bis zur Saͤttigung an dem
                              Magnete gestrichen.
                           Dieses Verfahren ist einfach, vertheuert die Nadeln nicht, stimmt mit der Theorie und
                              mit dem gewoͤhnlichen Verfahren, und weicht nur in der Wahl und Zubereitung
                              des Stahles ab. Fast alle seine Nadeln stimmen sehr genau, und eine große Anzahl ist
                              aͤußerst genau. Er bedient sich zur Probe einer sehr bequemen Vorrichtung. In
                              einer runden Buͤchse ruht eine Kappe im Mittelpuncte eines Kreises auf einem
                              Stifte. Der Umfang des Kreises ist von 0 bis auf 30 oder 40 Grade vom Durchmesser
                              weg, eingetheilt. Dieser Kreis ist auf dem Boden der Buͤchse gezeichnet, den
                              man mit einem Spiegelglase bedekt, auf welchem gleichfalls ein Durchmesser und Grade
                              gezeichnet sind: die Mittelpuncte correspondiren senkrecht auf dem Stifte. Die
                              Nadel, welche probirt werden soll, hat ihr Auge durchbohrt, um spaͤter die
                              Kappe aufzunehmen. Man stellt sie auf die Kappe der Probierbuͤchse, bedekt
                              sie mit dem Spiegelglase, und beobachtet dann, ob die Schwingungen
                              regelmaͤßig sind. Wenn die Nadel in Ruhe tritt, dreht man die Buͤchse
                              und das dekende Glas so,
                              daß ihre beiden Durchmesser auf die Spizen der Nadeln fallen, um alle Parallaxe zu
                              vermeiden. Dann nimmt man, ohne die Buͤchse zu drehen, eine andere Nadel, von
                              welcher man bereits weiß, daß sie genau zeigt, um zu sehen, ob die magnetische Achse
                              mit der vorigen zusammenfaͤllt. Da man die zu probirende Nadel umwenden kann,
                              so kann man dann sehen, ob die Nadel in diesen beiden Lagen denselben Grad andeutet.
                              Bei diesen Proben darf, wie es sich von selbst versteht, weder Eisen noch Magnet in
                              der Naͤhe seyn.
                           Hr. Legey hat eine Idee, deren ich hier erwaͤhnen
                              muß, obschon sie mir nicht in der Theorie gegruͤndet zu seyn scheint; wenn
                              sie richtig ist, wird man ihm Dank dafuͤr wissen. Ehe er eine Nadel streicht,
                              versucht er sie in der Probir-Buͤchse, und findet da
                              gewoͤhnlich, daß sie zwei Pole hat. Mag dieß nun von der Bearbeitung
                              derselben, oder von irgend einer anderen Ursache herruͤhren. Hr. Legey findet es besser, die Nadel bei ihren
                              natuͤrlichen Polen zu belassen, als sie zu verkehren, und hiernach richtet,
                              er seine weitere Arbeit, sowohl das Streichen, als auch das Poliren auf dem Rade,
                              was immer nach der Richtung der Laͤnge der Nadel geschehen muß:
                              waͤhrend dieses Polirens haͤlt er den Suͤdpol in einer dem
                              Laufe des Rades entgegengesezten Richtung, damit der Nordpol immer dort bleibt, wo
                              er anfangs war. Er versichert, daß da durch die Polaritaͤt erhalten wird, was
                              ich nicht weiß. Ich will hieruͤber nicht urtheilen, weil man, der Theorie
                              nach, je der Spize der Nadel jeden Pol ertheilen kann. Ein merkwuͤrdiger
                              Umstand ist dieser, daß mehrere Nadeln sich vor dem Streichen in einer bleibenden
                              Richtung halten, die uͤbrigens nicht dieselbe mit derjenigen ist, die sie
                              nach dem Streichen annehmen. Ich habe dieß wahr gefunden, obschon ich mir die
                              Ursache hiervon nicht erklaͤren kann.
                           Hr. Legey bemerkte ferner, daß man zuweilen, wenn man eine
                              Nadel streicht, die eine falsche Abweichung hat, diese verbessern kann, wenn man sie
                              an jener Kante streicht, wo sie auslaͤßt, d.h., an jener Kante, die an der
                              Seite liegt, nach welcher die Nadel ziehen sollte, um in den magnetischen Meridian
                              zu gelangen. Ich fuͤhre dieß auf Hrn. Legey's
                              Versicherung an.