| Titel: | Ueber Bemessung des Zuges an Schornsteinen. Von Hrn. Leonh. Schwartz. | 
| Fundstelle: | Band 29, Jahrgang 1828, Nr. IV., S. 25 | 
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                        IV.
                        Ueber Bemessung des Zuges an Schornsteinen. Von
                           Hrn. Leonh.
                              Schwartz.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhausen. N. 4. S. 233.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Schwartz, uͤber Bemessung des Zuges an
                           Schornsteinen.
                        
                     
                        
                           Wenn die Kunst Feuerheerde zu errichten, noch nicht den
                              hoͤchsten Grad von Vollkommenheit erreicht hat, so ruͤhrt dieß großen
                              Theils von der Schwierigkeit her, die Menge der bei dem Verbrennen verbrauchten Luft
                              mit Genauigkeit zu bestimmen. Diese Schaͤzung sezt voraus, daß man die
                              Geschwindigkeit des Rauches kenne, und die bisher bekannten Verfahrungsweisen
                              dieselbe zu berechnen sind noch bis jezt unvollkommen, und zu schwer
                              auszufuͤhren, als daß sie in unseren Werkstaͤtten sich haͤtten
                              verbreiten koͤnnen. Ich habe einige Versuche angestellt, um ein leicht
                              anwendbares und einfaches Mittel zur Messung dieser Geschwindigkeit zu finden. Ich
                              darf mir nicht schmeicheln, meinen Zwek erreicht zu haben; meine Versuche koͤnnen jedoch
                              zur Vergleichung des Zuges verschiedener Schornsteine dienen.
                           Der Zug entsteht durch den Druk, welcher aus der Differenz zwischen der Dichtigkeit
                              des Rauches und der aͤußeren Luft hervorgeht. Diese Differenz ließe sich nach
                              der inneren Temperatur berechnen, die aber immer schwer zu bemessen ist, oder
                              koͤnnte auch unmittelbar durch ein Manometer erhalten werden. Dieses leztere
                              Mittel scheint mir in jeder Hinsicht den Vorzug zu verdienen. Das Manometer Fig.
                                 9–10, welches ich anwendete, besteht aus einer in Form eines Hebers
                              gebogenen Glasroͤhre. Ich habe einen Arm desselben unter einem rechten Winkel
                              gebogen, um denselben mittelst eines Pfropfens, B, am
                              Schornsteine anbringen zu koͤnnen, der ein kleines Loch zur Aufnahme
                              vorgerichtet hatte. Der Heber wurde mit 32gradigem Alkohol gefuͤllt, der mit
                              etwas Orcanette (Anchusa tinctoria) gefaͤrbt war.
                              Da die Dichtigkeit der Luft im Schornsteine, der inneren Luft, geringer ist, als die
                              aͤußeren, so zieht der Schornstein, und die Fluͤssigkeit steigt in
                              jenem Arme in die Hoͤhe, der mit dem Schornsteine unmittelbar in Verbindung
                              steht. Der Unterschied zwischen den Hoͤhen der Fluͤssigkeit in den
                              beiden Armen wird mittelst des beweglichen Maßstabes, A,
                              gemessen. Ich bediene mich des Alkoholes, weil ich deutlichere Unterschiede erhalten
                              wollte, als Wasser und Queksilber nicht gibt.
                           Dieses Instrument zeigte, am Grunde mehrerer Schornsteine angebracht, folgende
                              Druke:
                           
                              
                                   4
                                 Linien
                                 an
                                 einem
                                 Schornsteine
                                 von   40
                                 Fuß
                                 Hoͤhe.
                                 
                              
                                   6
                                    –
                                  –
                                    –
                                       –
                                  –
                                        60
                                  –
                                   –
                                 
                              
                                   6
                                    –
                                  –
                                    –
                                       –
                                  –   100
                                  –
                                   –
                                 
                              
                                 12
                                    –
                                  –
                                    –
                                       –
                                  –   100
                                  –
                                   –
                                 
                              
                           Diese Versuche lassen sich immer leicht anstellen; sie geben aber nur das Maximum des
                              Drukes. Um den mittleren Druk zu erhalten, muͤßte man das Gesez kennen, nach
                              welchem die Dichtigkeit des Rauches sich von der Basis bis zur Spize des
                              Schornsteines vermehrt. An dem sechszigfuͤssigen Schornsteine ließ ich in
                              gewissen Entfernungen von einander Locher durchschlagen bis zur Hohe von 40 Fuß, und
                              fand, daß der Druk von unten nach oben genau in dem Verhaͤltnisse von Einer
                              Linie auf 10 Fuß abnimmt, was demnach einen mittleren Druk von 3 Linien, fuͤr
                              diesen Schornstein gaͤbe. Nach diesem Resultate koͤnnte man den
                              mittleren Druk auf die Haͤlfte des Drukes stellen, den man unten am
                              Schornsteine wahrnahm.
                           Es ist wohl zu bemerken, daß der Druk auch von der Basis des Schornsteines bis zum Heerde
                              abnimmt, ohne jedoch ein bestimmtes Gesez zu beobachten.
                           Da man nun auf diese Weise den mittleren Druk erhalten kann, so duͤrste man
                              nur eine Tafel entwerfen, welche die Schwierigkeiten, die mit dem mittleren Druke
                              correspondiren, enthaͤlt, um die Bemessung des Zuges so einfach zu machen,
                              als moͤglich. Ich habe durch Versuche die ersten Zahlen der Tafel finden
                              wollen, und sehr oft die Geschwindigkeit des Rauches in dem sechszigfuͤssigen
                              Schornsteine gemessen, der sechs Linien am Alkohol zeigte, und am
                              hundertfuͤssigen Schornsteine, der 12 Linien zeigte. Im ersteren
                              durchlaͤuft der Rauch 81 Fuß in 6 Secunden, in dem zweiten durchlaͤuft
                              er denselben Raum in 3 Secunden.
                           Diese Versuche wurden jedoch nicht gehoͤrig abgeaͤndert, um zu
                              feststehenden Resultaten zu fuͤhren. Ich glaube sie indessen der Société industrielle mittheilen zu
                              muͤssen, in der Hoffnung, daß ein oder das andere Mitglied derselben
                              vielleicht dasjenige vollenden kann, was ich bloß hingeworfen habe.
                           
                        
                           Bericht des mechanischen Ausschusses uͤber das Mittel,
                                 welches Hr. Leonh. Schwartz zur Bemessung des Zuges in den Schornsteinen
                                 vorschlug.
                           Die Versuche des Hrn. Schwartz koͤnnten zur
                              Aufloͤsung der Aufgabe uͤber den besten Bau der Heerde eines Kessels
                              dienen, woruͤber die Société
                              Erkundigung bei den Fabrikanten des Oberrheines einzog, und in dieser Hinsicht ist
                              diesem Aufsaz von allgemeinem Interesse.
                           Der Ausschuß hat daher, um sich von der Richtigkeit der Angaben des Hrn. Schwartz zu uͤberzeugen, beschlossen, die Versuche
                              desselben unter seiner Beziehung zu wiederholen.
                           Hr. Schwartz sezt den Druk oben am Ende des Schornsteines
                              beinahe gleich, o, obschon noch ein Unterschied in der
                              Dichtigkeit, und folglich ein Druk auf das Instrument Statt haben muß. Der Rauch
                              behaͤlt auch noch, wenn er austritt, eine gewisse Geschwindigkeit, indem man
                              die Wirbel desselben schnell auf einander folgen sieht.
                           Die Versuche, die an dem Schornstein der Spinnmuͤhle der HHrn. Koͤchlin und Bruͤder angestellt wurden,
                              stimmen genau mit jenen des Herrn Schwartz.
                           Das Instrument zeigte
                           
                              
                                 unten am Schornsteine
                                 9
                                 bis
                                 10
                                 Linien. 
                                 
                              
                                 Ueber den Siedern hinter dem Heerde
                                 3
                                  –
                                   –
                                    –
                                 
                              
                                 Vorne am Heerde neben der
                                    Thuͤre
                                 4
                                  –
                                   –
                                    –
                                 
                              
                                 Bei 10 Fuß uͤber dem Eintritte der
                                    Zuͤge
                                 8
                                  –
                                   9
                                    –
                                 
                              
                                 Bei 20 Fuß uͤber dem Eintritte der
                                    Zuͤge
                                 7
                                 bis
                                   8
                                 Linien.
                                 
                              
                                 Bei 30   –
                                      –   –   –
                                      –   –
                                 6
                                  –
                                   7
                                    –
                                 
                              
                           Es ist eine feststehende Erscheinung, daß der Druk um Eine Linie fuͤr jede 10
                              Fuß Zunahme in der Hoͤhe abnimmt. Dieser Versuch wurde aber an demselben
                              Schornsteine gemacht, an welchem Hr. Schwartz seine
                              Versuche anstellte, und es fragt sich, ob dasselbe Gesez auch an anderen
                              Schornsteinen Statt hat. Es ist aber schwer, und beinahe unmoͤglich, den
                              Versuch in großen Hoͤhen anzustellen, und es waͤre doch sehr
                              interessant, denselben an dem oberen Ende des Schornsteines selbst anzustellen.
                           Folgendes Resultat erhielt der Ausschuß an dem Schornsteine des Herrn Dollfuß-Mieg zu
                              Dornach, der 100 Fuß Hoͤhe und uͤberall 30 Zoll in die Weite hat.
                           Das Instrument zeigte
                           
                              
                                 An der Thuͤre des Heerdes
                                 5
                                 bis
                                 –
                                 Linien.
                                 
                              
                                 Am Mantel (couloir) vorn am Heerde
                                 6
                                 –
                                 –
                                    –
                                 
                              
                                  –
                                       –    –
                                      ruͤkwaͤrts daselbst
                                 6 1/2
                                 –
                                 –
                                    –
                                 
                              
                                  –  Eintritte
                                    desselben in den Schornstein
                                 7
                                 –
                                 –
                                    – 
                                 
                              
                                 Unten am Schornstein
                                 8
                                 –
                                 9
                                    –
                                 
                              
                           In einer groͤßeren Hoͤhe hat man das Instrument nicht versucht.
                           Was die Geschwindigkeit betrifft, so gab der erste Versuch 130 Fuß fuͤr 10
                              Secunden; also 13 Fuß fuͤr eine Secunde bei einem Druke von 9 bis 10 Linien.
                              Bei dem zweiten Versuche werden 100 Fuß in 10 Secunden durchlaufen, was 10 Fuß auf
                              Eine Secunde gibt bei einem Druke von 8 bis 9 Linien.
                           Diese Resultate weichen von jenen des Herrn Schwartz ab;
                              wir muͤssen jedoch bemerken, daß die zur Bestimmung derselben angewendeten
                              Mittel uns nicht die Zuverlaͤssigkeit gewahrten, die zur Verwerfung des
                              Resultates seiner zahlreichen Versuche nothwendig gewesen waͤren.
                           Der Ausschuß ist daher der Meinung, daß dieses Instrument zur Bestimmung des Zuges
                              eines Schornsteines im Vergleiche zu einem andern und der Zuͤge im Vergleiche
                              zum Schornsteine dienen kann, ohne jedoch ein Mittel darzubieten, wodurch man die
                              Geschwindigkeit der Luft im Schornsteine ableiten, und darnach das Volumen Luft,
                              welches in einer gegebenen Zeit durch den Schornstein faͤhrt, berechnen
                              koͤnnte.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
