| Titel: | Rettung bei Schiffbruch, durch Herstellung einer Verbindung mit dem gestrandeten Schiffe. Von Herrn W. Thorold, zu Milton bei Wymondham in Norfolk. | 
| Fundstelle: | Band 29, Jahrgang 1828, Nr. VI., S. 29 | 
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                        VI.
                        Rettung bei Schiffbruch, durch Herstellung einer
                           Verbindung mit dem gestrandeten Schiffe. Von Herrn W. Thorold, zu Milton bei Wymondham in
                           Norfolk.
                        Aus dem Register of Arts and Journal of Patent
                                 Inventions. Nro. 29. S. 68.
                        Auch in den Transactions der
                           Sociéty of Arts.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        (Im
                              Auszuge.)
                        Thorold's Rettungsvorrichtung bei Schiffbruch.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich verdankt man der Society of
                                 Arts die besten und zwekmaͤßigsten Rettungsmittel von Menschenleben
                              bei Schiffbruͤchen. Schon im J. 1791 erhielt Hr. J. Bell, Sergeant bei der Artillerie, eine Belohnung fuͤr die Idee,
                              die er hatte, eine Haubize mit einem Seile vom Verdeke auf das Ufer zu werfen, wenn
                              das Schiff in der Naͤhe desselben strandet, und dadurch eine Verbindung
                              zwischen Schiff und Ufer herzustellen. Allein, nur wenige Schiffe versahen sich mit
                              einem solchen Rettungsmoͤrser, und oͤfters ist man im Sturme, wo die
                              See uͤber das Verdek schlaͤgt, auch nicht im Stande einen solchen
                              Moͤrser abzufeuern.
                           Herr Capitaͤn Manby zu Ya'mouth kehrte Hrn. Bell's Idee um, und brachte den Rettungsmoͤrser am
                              Ufer an. Die Vorzuͤge des Rettungsapparates des Hrn. Manby, sind allen Menschenfreunden unter den Seeleuten in allen
                              Laͤndern bekannt: aber weniger bekannt ist es vielleicht, daß es Herrn Manby, der anfangs nur die große goldene Medaille von der
                              Society of Arts, spaͤter aber auch die
                              Aufmerksamkeit der Regierung erhielt, in einem, Zeitraume von 18 Jahren (vom J.
                              1808–1826) gelungen ist, bloß an der kleinen Kuͤste von Norfolk
                              mittelst seines Apparates von 48 daselbst gestrandeten Schiffen nicht weniger als
                              332 Menschen zu retten.
                           Wo Hr. Manby selbst Hand anlegte, ging gewoͤhnlich
                              alles sehr gut; allein, seine Geschiklichkeit im Wikeln des Seiles besaß nicht
                              jeder, und Standort, Wind, Nacht etc. veranlaßten manches Mißlingen des
                              Rettungsversuches. Herr Hase, zu Saxethorp in Norfolk,
                              der fuͤr Capitaͤn Manby einen messingenen
                              Moͤrser goß, stellte zuerst bei Cromer einen Haspel oder eine
                              kegelfoͤrmige Winde auf, die Manby's Koͤrbe
                              fuͤr das Seil ersezen sollte. Dieser Haspel konnte unter jedem Neigungswinkel
                              aufgestellt werden, und das Seil wand sich leichter und sicherer ab. Man bediente
                              sich seit dieser Zeit immer dieses Haspels, und mit Vortheil.
                           Herr Thorold verbesserte nun diesen Haspel oder diese
                              Winde, und erleichterte das Auf- und Abwinden des Seiles auf demselben. Er
                              stellte ihn, zugleich mit dem Nochmoͤrser, auf eine Art von Laffete mit Raͤdern, so
                              daß man den Apparat schnell an Ort und Stelle hinbringen kann, wo man ihn braucht.
                              Allein, man kann leider nicht uͤberall hin fahren,
                              wo man ihn braucht, und in dieser Hinsicht ist Hrn. Manby's und Hase's Apparat, der tragbar ist,
                              unter solchen Umstaͤnden vorzuziehen.
                           Die Figur 5
                              zeigt einen Seitenaufriß dieses Karrens, von welchem das Rad auf der Seite des Auges
                              aufgenommen ist. Der Moͤrser ist zum Abfeuern hergerichtet. Die Achse des
                              kegelfoͤrmigen Haspels ist in einem starken hoͤlzernen Kreuze
                              angebracht, das auf den Balken, b, b, mittelst vier
                              Bolzen befestigt ist. Diese Balken sind bei, c, mit dem
                              Karren mittelst eines Gewindes verbunden. d, ist eine
                              eiserne Leiste mit Loͤchern, die als Elevator dient: sie ist an die Balken,
                              b, festgeschraubt, und wenn man einen an der Seite
                              des Karrens angebrachten Stift in eines dieser Loͤcher stekt, so bleibt der
                              Haspel unter einem bestimmten Winkel geneigt. An jeder Seite des Karrens ist eine
                              Kette, e, e, an demselben und an den Balken, b, b, befestigt, der dadurch festgehalten wird. Wenn der
                              Haspel senkrecht steht, so koͤmmt der Stift in das unterste Loch des
                              Elevators, d. Bei, f, ist
                              ein beweglicher Ring und Griff einer Kurbel, die hier nicht dargestellt sind. g, ist eine Leitungsstange, die sich auf Zapfen in dem
                              Balken, b, b, dreht. Innerhalb des Kurbelringes ist ein
                              Haken. Wenn der Strik ein Mahl um denselben umgeschlagen wird, so dreht sich der
                              Haspel ein Mahl um, und das Seil wird durch die Leitungsbuͤchse, h, um ein paar Haͤlter gezogen, die hier nicht
                              angezeigt sind.
                           Wenn der Moͤrser abgefeuert werden soll, wird die Leitungsstaͤnge, g, in die hier angezeigte Lage zuruͤkgeworfen,
                              und die Kurbel weggenommen. Da der Druk der Leitungsstange auf diese Weise beseitigt
                              ist, steigt das Seil durch seine Elasticitaͤt empor, und wirft wei oder drei
                              seiner obersten Windungen ab; die naͤchste Windung wird aber von einem
                              Gehuͤlfen, der den Finger auf dieselbe legt, bis zu dem Augenblike
                              festgehalten, wo abgefeuert wird, in welchem Augenblike dann der Finger in die
                              Hoͤhe gehoben werden muß. Der Moͤrser kommt einige Ellen (Yards) von
                              dem Haspel gegen das Ufer hin, und das Seil ist an der Bombe befestigt. Eine
                              Klammer, n, haͤngt an dem Balken, b, wodurch die lezte Windung des Seiles auf dem Rande
                              des Kegels festgehalten wird, wenn man mit dem Apparate faͤhrt: der Rest des
                              Seiles ist auf dem Gestelle, o, o. Ein anderes Seil auf
                              einem aͤhnlichen Haspel ist hinten am Karren aufgepakt, und vorn auf der
                              Achse ist ein Behaͤlter fuͤr das Wurfgeschuͤz, dessen Form man
                              in Fig. 9
                              besonders dargestellt sieht.
                           Zum Aufwinden des Seiles und Abfeuern braucht man 1 1/2 Minuten. Herr Thorold hat uͤber die Brauchbarkeit dieser seiner Vorrichtung
                              Zeugnisse beigebracht, und von der Society, in deren
                              Sammlung das Modell derselben aufbewahrt wird, die silberne Vulcan-Medaille
                              erhalten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
