| Titel: | Analysen einiger Töpferwaaren, von Hrn. P. Berthier. | 
| Fundstelle: | Band 29, Jahrgang 1828, Nr. XV., S. 63 | 
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                        XV.
                        Analysen einiger Toͤpferwaaren, von Hrn.
                           P.
                              Berthier.
                        Aus den Ann. des Mines, 1827, S.
                              469.
                        Berthier's Analysen einiger Toͤpferwaaren.
                        
                     
                        
                           Die von mir untersuchten Toͤpferwaaren werde ich in
                              drei Arten eintheilen: 1) in Porcellanwaaren, 2) in eigentlich sogenannte
                              Toͤpferwaaren, und 3) in Tiegel.
                           Folgendes ist die Zusammensezung von vier Porcellanarten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 29, S. 63
                              von Sévres (1); England (2);
                                 Piémont (3); Tournay (4); Kieselerde; Thonerde; Kali; Natron; Kalk;
                                 Bittererde; Wasser
                              
                           1) Porcellanmasse fuͤr Tafelgeraͤthe ven Sévres, hart gebrannt; zu dieser Masse kommt:
                           
                              
                                 0,633
                                 geschlaͤmmte Porcellanerde (Kaolin) von
                                    Limoges;
                                 
                              
                                 0,105
                                 Quarzsand vom Erdhuͤgel Aumont;
                                 
                              
                                 0,052
                                 Kreide von Bougival;
                                 
                              
                                 0,210
                                 kleiner Sand, aus Porcellanerde durch Schlaͤmmen
                                    gezogen; dieser Sand ist ein Gemenge von Quarz mit Feldspath.
                                 
                              
                           Das Porcellan von Sévres ist bekanntlich von vorzuͤglicher
                              Qualitaͤt, und man verfertigt in Europa kein feuerbestaͤndigeres
                              (strengfluͤssigeres). In einem gefuͤtterten Tiegel der
                              staͤrksten Hize eines guten Probirofens ausgesezt, verlor es nichts von
                              seinem Gewichte; die Stuͤke haben ihre Form nicht veraͤndert, sondern
                              haben sich nur ein wenig untereinander verbunden, und ihre Eken haben sich
                              abgerundet.
                           Die Glasur fuͤr dieses Porcellan wird aus einer aus Quarz und Feldspath
                              bestehenden Gebirgsart bereitet, die man in ein sehr feines Pulver verwandelt;
                              dieses Pulver fand ich bestehend aus:
                           
                           
                              
                                 KieselerdeThonerdeKaliWasser
                                 0,7300,1620,0840,006
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 0,982.
                                 
                              
                           Es schmilzt zu einem vollkommen durchsichtigen und farblosen Glase: die chemische
                              Formel fuͤr dieses Glas ist sehr nahe KS⁶ + 5 AS⁴.
                           2) Porcellan von Worchester in England: die Masse wurde aus den Stampfmaschinen
                              genommen: sie ist vollkommen weiß; mit den Saͤuren braust sie nicht auf, was
                              beweist, daß der Kalk darin in aͤzendem Zustande ist; wenn man sie mit
                              Salzsaͤure behandelt, loͤst sich aller Kalk und der groͤßte
                              Theil der Bittererde mit ein wenig Thonerde auf; man fand darin kein Alkali.
                           3) Porcellan von Piémont; ausgetroknete Porcellanmasse. Die Basis dieses
                              Porcellans ist der Magnesit von Baldissero, welchen man mit verschiedenen mir nicht
                              bekannten Substanzen vermengt.
                           4) Weiches Porcellan von Tournay: man bereitet es aus Thon, Kreide und Soda; es hat
                              eine sehr leichtfluͤssige Glasur und ist fast immer mit blauen sehr
                              schoͤnen Zeichnungen verziert. Man verfertigt daraus die am wenigsten
                              gebrechlichen Tafelgeschirre, welche auch von den Speisewirthen sehr gesucht sind:
                              es ist aber sehr leichtfluͤssig.
                           Das Porcellan ist keine eigenthuͤmliche Verbindung in bestimmten und
                              unwandelbaren Verhaͤltnissen. Alle Toͤpferwaaren, deren Masse weich
                              und deren Korn fein ist, welche bis zum anfangenden Erweichen gebrannt worden sind,
                              und einen gewissen Grad von Durchscheinenheit annehmen, sind Porcellanarten, und man
                              kann das Porcellan auf tausend verschiedene Arten zusammensezen.
                           Toͤpferwaaren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 29, S. 64
                              Nevers (1); Paris (2); Gergovia
                                 (3); Kieselerde; Thonerde; Kalk; Eisenoxyd; Bittererde; Kali; Wasser
                              
                           1) Faience (Halbporcellan) von Nevers: die Masse ist blaßroth: man bereitet sie mit
                              einem Mergel, den man in reichlicher Menge in der Naͤhe der Stadt zwischen
                              den Schichten des Gryphitenkalks findet. Die Glasur dieser Faience ist ein weißes
                              Email, welches Zinn und Blei enthaͤlt. Wenn die Faiencemasse, wovon das Email
                              sorgfaͤltig
                              getrennt worden ist, in einem gefuͤtterten Tiegel auf 150 Grad erhizt wird,
                              schmilzt sie zu einem festen sehr durchsichtigen Glase, von der dunkelgrauen Farbe
                              des Kiesels: sie ist eben so zusammengesezt, wie der gewoͤhnliche Glasschaum
                              der Hochoͤfen.
                           2) Masse der in Paris von Hrn. Husson fabricirten braunen
                              Faience. Diese Masse besteht aus einem Gemenge von mehreren Thonarten, unter anderen
                              derjenigen, welche man bei Pantin graͤbt. Das Gemenge wird durch das Brennen
                              roth: man gibt ihm aber eine braune durch Manganoxyd gefaͤrbte Glasur. Diese
                              Toͤpferwaare hat die Eigenschaft, im Feuer vollkommen auszuhalten. In der
                              obigen Tabelle ist bei dem Wassergehalt eine gewisse Quantitaͤt
                              Kohlensaͤure und Schwefelsaure, welche mit dem Kalk verbunden sind,
                              inbegriffen.
                           3) Rothe Toͤpferwaare nach Art der etruscischen, wie man sie in den Ruinen von
                              Gergovia in der Naͤhe von Clermont (Puy
                                 de-Dôme) findet. Diese Toͤpferwaare ist leicht, fest,
                              hat ein sehr feines Korn und keine Glasur.
                           Auf dem Causse de Livernon, in der Naͤhe von
                              Figeac, (Dpt. du Lot) findet man einen rothen Thon,
                              womit einige Zeit lang eine sehr schoͤne Toͤpferwaare bereitet wurde,
                              welche derjenigen von Gergovia sehr aͤhnlich war: dieser Thon besteht
                              aus:
                           
                              
                                 KieselerdeThonerdeEisenoxydKalkWasser und
                                    Kohlensaͤure
                                 0,4900,2400,0620,0200,180
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 0,992.
                                 
                              
                           Man warf dieser Toͤpferwaare vor, sie habe nicht die erforderliche
                              Staͤrke; wahrscheinlich koͤnnte man diesem Uebelstande begegnen, wenn
                              man der Masse ein wenig Kalk zusezen wurde.
                           Ich habe das Vorkommen eines maͤchtigen Lagers von plastischem Thon bei Saint
                              Amand (Dpt. de la Nièvre) und der Umgegend in den
                              Ann. des Mines, Bd. VIII. S. 356 beschrieben. Dieses
                              Lager ist sehr weit verbreitet; man findet es bei Saint-Saveur und
                              anderwaͤrts wieder, und es wird sehr bedeutend benuzt; der Thon, welchen man
                              daraus erhaͤlt, wird von einer Menge von Toͤpfereien verarbeitet, die
                              vorzuͤglich bei Saint-Amand und Saint-Sauveur bestehen und den
                              Reichthum des Landes ausmachen.
                           Die Toͤpferwaare, welche man daselbst fabricirt, ist das sogenannte Steingut
                              (cuite en grès): es hart und sehr dauerhaft.
                              Alles, was bei Saint-Amand fabricirt wird, wird auf Fuhrwerken nach Neuvy
                              transportirt, und von da aus verkauft man es laͤngs der Loire bis nach Nantes
                              und den Landstrich, welchen der Canal Loing durchschneidet und sogar bis nach Paris.
                              Diejenigen, welche man bei Saint-Sauveur fabricirt, verkauft man nach Auxerre
                              und auf dem Lauf der Yonne. Zur Zusammensezung dieser Toͤpferwaare nimmt man
                              durchaus keine andere Substanz als Thon, dessen wesentliche Bestandtheile Kieselerde
                              und Thonerde sind; da dieser Thon aber immer mehr oder weniger durch gelben Oker
                              gestekt ist, findet man darin auch ein wenig Eisenoxyd.
                           Es gibt Stuͤke, welche man ohne Glasur brennt, es gibt aber auch andere,
                              welche man innwendig mit einer Glasur uͤberzieht: diese Glasur ist sehr
                              dauerhaft und fuͤr die Gesundheit unschaͤdlich: sie besteht aus einem
                              Gemenge von Hammerschlag, Kalk, Sand und Thon; sie ist glasig, durchsichtig und
                              dunkelbraun: ich habe davon eine gewisse Quantitaͤt auf dem Boden einiger
                              Toͤpfe, wo sie sich angehaͤuft hatte, gesammelt und bei der Analyse
                              gefunden
                           
                              
                                 KieselerdeThonerdeKalkBitterdeEisenoxydManganoxyd
                                 0,5580,0700,2080,0100,1240,030
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 1,000.
                                 
                              
                           Dieses ist ungefaͤhr die Zusammensezung des etwas eisenhaltigen Glasschaumes
                              der Hochoͤfen.
                           Jede Toͤpferei beschaͤftigt eine Familie: die Oefen haben die Gestalt
                              eines schiefen Gewoͤlbes;Diejenigen, welche diese Oefen speciell interessiren, finden eine gute
                                    Abbildung in den Ann. des Mines a. a. O., worauf
                                    wir sie verweisen. A. d. R. man heizt sie mit Reisigbuͤscheln, die man von einem
                              zwoͤlfjaͤhrigen Schlag erhaͤlt, wovon man das Klafterholz und
                              die zur Verfertigung von Reifen geeigneten Stuͤke wegnimmt. Im Durchschnitt
                              macht man darin jaͤhrlich 12 bis 15 Braͤnde: jeder Brand dauert acht
                              Tage zum Beschiken, Brennen und um die Waare erkalten zu lassen, und verzehrt 2000
                              Reisigbuͤschel. Als Product erhaͤlt man 14 bis 16 Handelsfuhrwerke:
                              man kann jaͤhrlich auf 200 Fuhrwerke rechnen, welche zu 30 Franken eine Summe
                              von 6000 Franken ausmachen. Da um Saint-Amand 22 Toͤpfereien sind, so
                              muß das ganze rohe Product wenigstens 30,000 Franken betragen: rechnet man zu dieser
                              Summe noch diejenige, welche durch den Verkauf des Okers und des Eisens eingeht,
                              welches leztere man auf einigen Haͤmmern bearbeitet, so findet man, daß diese
                              Industrie der Bevoͤlkerung dieses Bezirks eine Einnahme von ungefaͤhr
                              200,000 Fr. jaͤhrlich verschafft. Die kleine Stadt Saint-Amand ist
                              zwar von einem wenig fruchtbaren Boden umgeben, aber die Annehmlichkeit und Reinheit
                              der Luft sezt den
                              Reisenden in Verwunderung. Man zaͤhlt 7 bis 8 Toͤpfereien bei
                              Saint-Sauveur.
                           Tiegel und Baksteine.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 29, S. 67
                              von Hessen (1); Paris (2); England
                                 (3); Saint-Etienne (4); Remours (5); Boͤhmen (6); Creusot (7);
                                 Kieselerde; Thonerde; Eisenoxyd; Bittererde; Wasser
                              
                           1) Hessische Tiegel. Diese Tiegel werden aus einem an Thonerde sehr reichen Thone
                              verfertigt, welchen man mit viel Quarzsand vermengt; sie sind sehr
                              feuerbestaͤndig und halten, ohne zu springen, die staͤrksten
                              Temperaturwechsel aus; sie koͤnnen aber die geschmolzene Bleiglaͤtte
                              nicht lange Zeit halten, und zu manchen Zweken zeigt sich ihr Korn zu grob.
                           2) Pariser Tiegel aus der Fabrik von Beaufaye. Diese
                              Tiegel sind vortrefflich: im Laboratorium der Ecole des
                                 Mines wendet man keine anderen an, seitdem die Fabrik errichtet worden ist,
                              naͤmlich seit sieben bis acht Jahren; sie sind feuerbestaͤndiger als
                              die hessischen; sie halten eben so gut die Veraͤnderungen der Temperatur aus,
                              ohne zu brechen, und halten die Bleiglaͤtte viel laͤnger in Fluß. Sie
                              sind ohne Beimengung von Sand aus dem zum Theil gebrannten und groͤblich
                              gestoßenem, zum Theil rohem Thon der Ardennen in der Nahe von Namur verfertigt, und
                              damit ihre Oberflaͤche recht gleichfoͤrmig und glatt wird,
                              uͤberzieht man sie mit einer duͤnnen Schichte ganz reinen rohen Thons.
                              Man macht aus derselben Masse auch Treib- und Roͤstscherben, welche
                              sehr gut sind. Diese Fabrik ist um so vortheilhafter, weil Beaufaye alles auf Verlangen nach den ihm uͤberschikten Modellen
                              liefert, und weil er, in seiner Kunst sehr gewandt, das Verhaͤltniß zwischen
                              dem rohen und gebrannten Thon zwekmaͤßig abzuaͤndern versteht.
                           3) Stuͤk von einem nicht gebrannten, in England fuͤr eine
                              Gußstahlfabrik verfertigten Tiegel.
                           4) Masse, woraus man die Tiegel in der Gußstahlfabrik von Berardière bei
                              Saint-Etienne verfertigt.
                           5) Tiegel der Glashuͤtte von Bagneaux bei Nemours (Seine et Marne). Das analysirte Stuͤk kam aus einem Tiegel, welcher
                              gebraucht worden war, und wovon man das anhaͤngende Glas mit der
                              groͤßten Sorgfalt trennte: er war außerordentlich hart, hellgrau und mit
                              einer unzaͤhligen Menge kleiner blasiger Hoͤhlungen erfuͤllt,
                              was eine anfangende
                              Erweichung anzeigt; er ist aus Thon von Forges (Seine-Inferieure) verfertigt worden.
                           6) Tiegel von einer boͤhmischen Glasfabrik. Dieser Tiegel war gebraucht, und
                              man hat das anhaͤngende Glas mit der groͤßten Sorgfalt davon getrennt.
                              Die Masse ist hellgrau, ein wenig blasig, sehr hart, und man unterscheidet darin
                              eine Menge kleiner sehr weißer Koͤrner, ein Beweis, daß man zur Fabrikation
                              dieser Tiegel ein Gemenge mehrerer Erden anwendet.
                           7) Baksteine, deren man sich zum Bau des Schmelzungsraums der Hochoͤfen von
                              Crensot bedient: sie werden aus einem Gemenge von rohem und gebranntem Thon
                              bereitet, der aus der Umgegend von Perrecy und Montet kommt.