| Titel: | Ueber künstliches Ausbrüten des Geflügels in Oefen, welche mit warmem Wasser geheizt werden, das beständig in denselben circulirt, und bei welchen das Feuer mittelst eines Pyrometers regulirt wird: eine Beheizungsart, welche sich auch bei Treibhäusern, Glashäusern etc. anwenden läßt. Von Hrn. Bonnemain. | 
| Fundstelle: | Band 29, Jahrgang 1828, Nr. XXXIII., S. 115 | 
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                        XXXIII.
                        Ueber kuͤnstliches Ausbruͤten des
                           Gefluͤgels in Oefen, welche mit warmem Wasser geheizt werden, das
                           bestaͤndig in denselben circulirt, und bei welchen das Feuer mittelst eines
                           Pyrometers regulirt wird: eine Beheizungsart, welche sich auch bei Treibhaͤusern,
                           Glashaͤusern etc. anwenden laͤßt. Von Hrn. Bonnemain.
                        Nach dem Dictionnaire technologique und auch in Gill's technological
                                 Repository. Februar 1828.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Bonnemain, uͤber kuͤnstliches Ausbruͤten des
                           Gefluͤgels in Oefen.
                        
                     
                        
                           Seit laͤnger als 2000 Jahren bruͤtet man in
                              Aegypten die jungen Huͤhner mittelst eigens dazu erbauter Oefen aus, die man
                              Mamals nennt, ohne daß man, wie gewoͤhnlich,
                              die Eier den alten Huͤhnern unterlegte. Im Dorfe Bermé heizt man zu
                              gewissen Zeiten des Jahres diese Oefen bloß mit Lampen, und bebruͤtet fremde
                              Eier fuͤr Geld. In unserem Klima laͤßt dieses Verfahren sich nicht
                              anwenden, und man muß sich einer anderen Methode bedienen. Hr. Reaumur hat viele sinnreiche Beobachtungen uͤber
                              kuͤnstliches Bruͤten angestellt, Hr. Bonnemain war aber der erste Physiker, welcher, nachdem er alle
                              Umstaͤnde bei dem
                              kuͤnstlichen Bebruͤten genau studirte, Eier im Großen mittelst eines
                              eigenen Apparates auf eine gluͤklichere und sicherere Weise
                              ausbruͤtete, als es bisher selbst in den besten Huͤhnerstaͤllen
                              nicht moͤglich war.
                           Hrn. Bonnemain's Apparat besteht 1) aus einem
                              Erwaͤrmer (calorifère), in welchem heißes
                              Wasser umherlaͤuft; 2) aus einem Regulator, durch welchen immer eine
                              gleichfoͤrmige Temperatur unterhalten wird;Diese beiden Vorrichtungen hat die Société d'Encouragement in ihrem Bulletin, N. 242 herausgegeben, und wir haben
                                    sie bereits im polytechn. Journ. B. XVI, S. 285 mitgetheilt. A. d. R. und 3) in einem Ofen, der bestaͤndig in der gehoͤrigen
                              Bruͤtwaͤrme gehalten wird, und neben welchem sich auch eine
                              Huͤhnersteige befindet, um die Thierchen in den ersten Tagen nach ihrem
                              Ausfallen gehoͤrig zu erwaͤrmen.
                           Der Erwaͤrmer ist so eingerichtet, daß er die Hize des Feuers allen Theilen
                              des Ofens mittelst Roͤhren, durch welche heißes Wasser laͤuft,
                              mittheilt. Fig.
                                 1–5. zeigt ihn im Grundrisse, Durchschnitte und Aufrisse. Er besteht aus
                              einem kupfernen walzenfoͤrmigen Herde, A, mit
                              einem Roste, B, welcher ihn von der Aschengrube trennt.
                              Dieser Herd ist ringsumher mit Wasser umgeben, welches in dem hohlen
                              walzenfoͤrmigen Kessel, c, enthalten ist. Dieser
                              Kessel hat 5 Roͤhren, durch welche die Flamme, der Rauch und die erhizte
                              Luft, die aus dem Feuer aufsteigt, herumlaͤuft, so daß der groͤßte
                              Theil der Hize derselben vor ihrer Entweichung durch den Schornstein dem Wasser
                              mitgetheilt wird.
                           Ein Vorstoß oder eine Verbindungsroͤhre, D, die
                              oben auf dem Kessel angebracht ist, wie man in Fig. 10. sieht, bildet
                              eine Verbindung zwischen dem Inneren des Kessels und der senkrechten Roͤhre,
                              D, G, welche mit der horizontalen Roͤhre, E, F, vereint ist, an welche eine lange
                              Querroͤhre angeloͤthet ist, in welche eine gerade Zahl von
                              Roͤhren, 6, 8, 10 etc. paßt. Diese Reihe von Roͤhren geht durch die
                              Scheidewand in den Ofen, und zwar in einer sanft geneigten Lage, und tritt an der
                              entgegengesezten Seite heraus, wo diese Roͤhren sich wieder kruͤmmen,
                              und 8 bis 9 Zoll tiefer wieder in den Ofen treten, durch denselben durchziehen, bei
                              der Scheidewand heraustreten, dann wieder sich biegen und durch den Ofen gehen, und
                              so zwei bis drei Mahl durch den Ofen laufen. Die letzten beiden Mahle laͤßt
                              Hr. Bonnemain sie durch eine Art von
                              Huͤhnersteige, O, P, Q, laufen, die mit einem
                              Schafpelze austapezirt ist, unter welchem die jungen Thierchen sich schuͤtzen
                              und waͤrmen. Diese Reihe von Roͤhren vereinigt sich dann wieder mit
                              einer anderen Querroͤhre, H, am Boden des Ofens,
                              wo sie wieder mit einer anderen Roͤhre verbunden wird, die an einer Seite des
                              Kessels in denselben hinabfuͤhrt, und wieder bis an den obersten Theil
                              desselben emporsteigt, und so zum Fuͤllen und Ausleeren des Kessels dienen
                              kann. In diesem Falle muß man aber zwischen der Muͤndung der Roͤhre
                              und dem Boden des Kessels eine kupferne Kapsel mit 3 Fuͤßen anbringen, so daß
                              das erhizte Wasser nicht unmittelbar gegen die Oeffnung kommt, und die Wirkung
                              seiner Siedekraft verliert. Es ist auch sehr gut, wenn man um diese Roͤhre
                              auf der ganzen Streke, in welcher sie durch das Wasser laͤuft, eine doppelte
                              Huͤlle aufloͤthet, die mit Luft gefuͤllt ist, um dadurch zu
                              verhuͤten, daß das Wasser nicht wieder ehe heiß wird, als es in den Kessel
                              kommt, wodurch der Umlauf desselben leiden wuͤrde. Eine offene Roͤhre,
                              K, auf dem hoͤchsten Puncte der
                              Roͤhre, G, laͤßt die in dem Wasser
                              enthaltene Luft entweichen. Die andere Roͤhre, L,
                              die in den unteren Theil des Kessels eingefuͤgt ist, die aber selbst
                              uͤber die oberste Umlaufsroͤhre emporragt, hat oben einen Trichter,
                              durch welchen der Kessel mit Wasser gefuͤllt wird.
                           Fig. 1. zeigt
                              den Erwaͤrmer (calorifère) im Aufrisse von
                              außen.
                           Fig. 2. ist
                              ein Grundriß des oberen Theiles desselben mit abgenommenem Dekel.
                           Fig. 3. ist
                              ein senkrechter Durchschnitt, der die Zuͤge oder Roͤhren darstellt,
                              durch welche die Producte der Verbrennung ziehen.
                           Fig. 4. ist
                              ein Grundriß in der Hoͤhe des Rostes.
                           Fig. 5. ist
                              ein Durchschnitt des Ofens mit seinem Schornsteine.
                           Fig. 6. ein
                              Seitenaufriß des Regulators, und ein Durchschnitt der Roͤhre, welche die
                              eiserne Stange umhuͤllt.
                           Fig. 7.
                              Zifferblatt und Hebel des Regulators, von oben gesehen.
                           Fig. 8. das
                              Schieber- oder Registerthuͤrchen von vorne.
                           Fig. 9.
                              dasselbe im Durchschnitte.
                           Die vier lezten Figuren sind in drei Mahl groͤßerem Maßstabe, als die vorigen.
                              Dieselben Buchstaben bezeichnen in allen Figuren dieselben Gegenstaͤnde. a, ist der Feuerherd. b, der
                              Rost. c, die Aschengrube. d,
                              das Thuͤrchen zu derselben. e, e, Roͤhren,
                              durch welche der Rauch etc. von dem Herde aufsteigt durch die Oeffnung, f. g, g, andere Roͤhren, durch welche der Rauch
                              etc. aus den Roͤhren, e, e, niedersteigt. h, eine weitere Roͤhre, welche als Schornstein
                              dient, durch den die Producte der Verbrennung abgeleitet werden, welche durch die
                              Roͤhren, i, i, in dieselbe gelangen, und durch
                              die Roͤhren, g, g, herabgestiegen sind. l, das aͤußere Gehaͤuse des
                              Erwaͤrmers. Der ganze Raum zwischen demselben und den aͤußeren Seiten
                              der Roͤhren und des Herdes ist mit Wasser gefuͤllt. m, die Muͤndung einer correspondirenden Oeffnung
                              zum Anzuͤnden des Feuers und zur Reinigung des Herdes. n, der Dekel des Ofens. s, der Schieber
                              fuͤr den Luftzug (das sogenannte Register) zur Unterhaltung des Feuers in der
                              Buͤchse, t, welche nach außen hervorragt. Das Register dreht sich
                              auf der Achse, u, und wird durch den Draht oder durch
                              die Stange v, in Bewegung gebracht. x, ist eine eiserne Stange, deren unteres Ende in eine
                              maͤnnliche Schraube ausgeschnitten ist, die in eine weibliche messingene
                              Schraube, y, paßt, welche am Boden einer bleiernen
                              Roͤhre befestigt ist, an deren oberem Ende sich eine kurze vierekige
                              Roͤhre aus Messing, z, befindet, welche auf den
                              Fang, a', des gekruͤmmten Hebels, b', wirkt. Die vierekige Roͤhre laͤuft
                              durch eine gleichfalls vierekige Oeffnung, damit die bleierne Roͤhre sich
                              nicht drehen kann.
                           Nachdem Alles auf obige Weise vorgerichtet ist, wird der Dekel, n, des Ofens, Fig. 1., abgehoben, und
                              dieser bis zur Haͤlfte oder auf zwei Drittel mit Holzkohlen oder mit Holz
                              gefuͤllt. Der Dekel wird dann wieder aufgesezt, und die Muͤndung des
                              Ofens, m, geoͤffnet, und durch dieselbe das Feuer
                              angezuͤndet. Wenn das Feuer brennt, wird das Thuͤrchen bei, m, geschlossen, dafuͤr aber das Thuͤrchen
                              der Aschengrube, d, geoͤffnet, bis ein
                              hinlaͤnglicher Zug hergestellt ist, wo dann alle Oeffnungen geschlossen
                              werden. Die Producte der Verbrennung, die sich aus dem Feuer entwikeln, treten bei
                              der Oeffnung, f, in die beiden aufsteigenden
                              Roͤhren, e, e, steigen dann durch die
                              Roͤhren, g, g, nieder, und gelangen durch die
                              Elbogenroͤhren, i, i, in die große Roͤhre,
                              h, und aus dieser in den Schornstein.
                           Diese gasartigen Bestandtheile geben dem Wasser waͤhrend ihres Durchganges
                              durch die Roͤhren einen großen Theil ihrer Waͤrme und treten endlich
                              sehr abgekuͤhlt bei dem Schornsteine aus.
                           Es laͤßt sich leicht begreifen, wie das in dem Erwaͤrmer erhizte Wasser
                              in Folge seiner geringeren specifischen Schwere in der Roͤhre, D, aufsteigt (Fig 10.), und so in fortschreitender
                              Bewegung durch alle Roͤhren laͤuft, bis es daselbst eine
                              correspondirende Menge Wassers durch die Rohre, R, in
                              dem unteren Theile des Kessels wieder in diesen zuruͤkfuͤhrt. Wenn
                              diese Art von kreislaufender Bewegung einmahl begonnen hat, haͤlt sie so lang
                              an, als das Wasser in dem Erwaͤrmer erwaͤrmt wird, indem die
                              Temperatur nie in allen Theilen des Apparates gleich ist. Es ist auch offenbar, daß
                              eine solche gleichfoͤrmige Temperatur nie entstehen kann, indem
                              bestaͤndig Waͤrme von der aͤußeren Oberflaͤche der
                              Roͤhre entweicht: indessen wird doch die Temperatur der Luft in dem Ofen so
                              erhoͤht, daß sie nur wenig von der Temperatur der Roͤhren selbst
                              abweicht, die durch den Ofen ziehen, und da die Biegungen der Roͤhren außen
                              am Ofen nur wenig Flaͤche darbieten, die von der sie umgebenden Luft
                              abgekuͤhlt werden koͤnnte, so kann die Umlaufskraft, die sich stets
                              wie der Unterschied zwischen der Temperatur des Wassers verhaͤlt, welches in
                              den Erwaͤrmer aus- und einfließt, nie bedeutend vermindert werden,
                              selbst nachdem dem eine
                              große Menge Waͤrmestoffes entwikelt wurde, außen an dem Ofen verloren ging,
                              und selbst fuͤr die Huͤhnersteige, O, P,
                              verwendet wurde. Je mehr das Wasser in den lezten Biegungen der Roͤhre
                              abkuͤhlt, desto lebhafter wird der Umlauf desselben, und folglich auch desto
                              gleichfoͤrmiger die Waͤrme in allen Roͤhren, die den Ofen
                              heizen, und in der Luft in dem Ofen selbst seyn. Um den Verlust der Waͤrme so
                              viel moͤglich zu verhindern, wird der Erwaͤrmer, so wie alle Theile
                              desselben, die der Luft ausgesezt sind, mit Tuch-Enden umhuͤllt. Auf
                              diese Weise unterhaͤlt Hr. Bonnemain in seinen
                              Oefen eine Temperatur, die selten um einen halben Grad Reaumur abweicht, und ist
                              auch im Stande, diese Temperatur in allen Theilen des Ofens auf jenen Grad zu
                              erhoͤhen, der zum Ausbruͤten am besten taugt, und diesen Grad von
                              Waͤrme bestaͤndig zu unterhalten. Lezteres bewirkt er durch seinen Feuerregulator.
                           Die Wirkung dieses Regulators gruͤndet sich auf die ungleiche Ausdehnung der
                              Metalle durch die Waͤrme. Eine eiserne Stange, x,
                              Fig. 11.,
                              ist unten in eine maͤnnliche Schraube zugeschnitten, die in eine weibliche
                              Schraube aus Messing, y, paßt, welche in einer bleiernen
                              Roͤhre eingeschlossen ist, deren oberes Ende sich in einen messingenen Ring,
                              z, endet.
                           Die bleierne Roͤhre ist an der Seite einer der Roͤhren, g, in das in dem Erwaͤrmer enthaltene Wasser
                              getaucht. Da Blei bei derselben Waͤrme sich mehr ausdehnt als Eisen, und die
                              eiserne Stange in der bleiernen Roͤhre stekt, so wird diese mehr ausgedehnt
                              als jene. Wenn die Temperatur bis zum gehoͤrigen Grade erhoͤht ist, so
                              kommt der Ring, z, durch die Verlaͤngerung der
                              Roͤhre in Beruͤhrung mit dem Fange, a', an
                              dem kuͤrzeren Ende des gekruͤmmten Hebels, a',
                                 b', d'. Wenn aber die geringste Vermehrung der Hize die Roͤhre noch
                              mehr verlaͤngert, hebt der Ring, z, den Fang in
                              die Hoͤhe, und der Arm, d', steigt, weil er weit
                              laͤnger ist, desto tiefer nieder. Diese Bewegung wird einem im Gleichgewichte
                              und unter, d', stehenden Hebel, e', in der Naͤhe seiner Achse mitgetheilt, und dieser Hebel, e', theilt seine Bewegung dem Drahte, v, mit, welcher das Register, s, herablaͤßt, und so den Zutritt der Luft zum Feuer entweder
                              gaͤnzlich aufhebt oder vermindert. Die Verbrennung geschieht also dann
                              langsamer, und die Temperatur faͤllt folglich um etwas; die bleierne
                              Roͤhre verkuͤrzt sich, kommt außer Beruͤhrung mit dem Fange des
                              Hebels, a', b', d', und das Gegengewicht, g, an dem Hebel, e', hebt
                              das andere Ende in die Hoͤhe, und oͤffnet das Register, s, wodurch die Luft freieren Zugang erhaͤlt, und
                              die Verbrennung wieder rascher vor sich geht.
                           Indessen reichte bei dem großen Wechsel der Temperatur der Luft obige Vorrichtung noch nicht
                              hin, die Temperatur gleichfoͤrmig zu unterhalten. Um dem Einflusse dieses
                              Wechsels zu begegnen, hat Hr. Bonnemain an dem oberen
                              Ende der Stange, die die Bleiroͤhre des Regulators haͤlt, einen Zeiger
                              angebracht, der so vorgerichtet ist, daß er diese Stange dreht, und folglich auch
                              die Schraube, y, an dem unterm Ende, so daß dadurch die
                              bleierne Roͤhre gehoben oder gesenkt wird. In lezterem Falle wird der Fang au
                              dem kuͤrzeren Ende des Hebels, a', b', d', frei,
                              oͤffnet das Register, und bringt die Temperatur hoͤher, als die
                              bleierne Roͤhre es nicht erlaubt haben wuͤrde, und diese Temperatur
                              kann unterhalten werden. Wenn man aber die Stange hebt, indem man den Zeiger auf die
                              entgegengesezte Seite dreht, so oͤffnet das Register sich weniger, und es
                              wird eine weit niedrigere Temperatur erzeugt. Es laͤßt sich also auf diese
                              Weise die Temperatur nach Belieben bestimmen, die man erzeugen will, d.h. die das
                              Wasser auf seinem Umlaufe durch die Roͤhren des Erwaͤrmers erhalten
                              soll. In dieser Absicht hat Hr. Bonnemain unter dem
                              Zeiger ein graduirtes Zifferblatt angebracht, auf welchem die Worte: „mehr Hize“
                              „weniger Hize“ die Richtung
                              anzeigen, die man dem Zeiger geben muß, um die eine oder die andere dieser Wirkungen
                              hervorzubringen.
                           Hrn. Bonnemain's Erwaͤrmer kann, mit
                              Abaͤnderungen, in Treibhaͤusern zur Erwaͤrmung der Treibbeete,
                              um fruͤhe und spaͤte Spargel, Erbsen, Gurken, Melonen etc. zu
                              erzeugen, verwendet werden, woruͤber man bereits Beweise gelungener Versuche
                              im botanischen Garten zu Paris (Jardin du Roi) sah. Auch
                              in Orangerien, zum Beheizen der Zimmer, und vorzuͤglich in Stuben, wo es sich
                              um Unterhaltung der Alkohol- und Essiggaͤhrung handelt, wo
                              Candiszuker, Weinstein etc. krystallisirt wird, ist er sehr nuͤzlich.
                           Um Huͤhner in dem bereits beschriebenen Ofen auszubruͤten, wird Feuer
                              in dem Erwaͤrmer angezuͤndet, und mittelst des Regulators die
                              Bruͤtwaͤrme hervorgerufen. Man legt nun die Eier auf die Stellen, M, M, Fig. 10., die unter den
                              Roͤhrenreihen hinlaufen. Es ist gut, wenn man am ersten Tage nicht mehr als
                              den zwanzigsten Theil der Stellen mit Eiern belegt, und 20 Tage lang taͤglich
                              ein Zwanzigstel zusezt, so daß am 21sten Tage der groͤßte Theil der am ersten
                              Tage eingelegten Eier ausgebruͤtet seyn wird, und man auf diese Weise
                              taͤglich beinahe dieselbe Zahl von jungen Huͤhnern erhaͤlt: man
                              kann sich indessen hier nach Beduͤrfniß und Jahreszeit richten.
                           Waͤhrend der ersten Tage des Bebruͤtens, dieses mag kuͤnstlich
                              oder natuͤrlich geschehen, verduͤnstet der groͤßte Theil des in
                              dem Eie enthaltenen Wassers durch die Schale, und wird durch etwas Luft ersezt, die dem Thiere zum
                              Athemholen nothwendig ist.Weiß Hr. Bonnemain mit Gewißheit, daß die
                                    Huͤhner im Eie athmen, oder geht es ihm wie den Portugiesen, die da
                                    glauben, daß Maria und Jesus schon im Mutterleibe sprachen, also auch
                                    athmeten, und zwei große Folianten (die diksten Baͤnde der mageren
                                    portugiesischen Literatur) mit den Gespraͤchen fuͤllten, die
                                    diese heiligsten Personen schon im Mutterleibe fuͤhrten? A. d. U. Da nun die Luft, die die Eier in der Bruͤtstube umgibt, bei dieser
                              Temperatur entweder sehr troken oder nur wenig feucht ist, so wuͤrde das
                              junge Thier im Eie dadurch sehr leiden, und am Ende zu Grunde gehen durch diese
                              Trokenheit. Der waͤsserige Dunst, den die alten Voͤgel waͤhrend
                              des Bruͤtens von sich geben, beugt diesem Nachtheile zum Theile vor, reicht
                              aber bei trokener Witterung kaum hin: die Hennen scheinen dieß zu fuͤhlen,
                              und deken bei trokener Witterung die Eier mit Erde zu.
                           Beim kuͤnstlichen Ausbruͤten stellt man Wasser in flachen
                              Schuͤsseln, N, N, auf die Stellen, um die Luft
                              immer feucht zu halten.
                           Die ausgebruͤteten Huͤhnchen kommen aus dem Ofen in die Steige, O, P, wo sie mit Hirse gefuͤttert werden. Man
                              bringt diejenigen, die an einem und demselben Tage ausgefallen sind, immer in einer
                              eigenen Abtheilung zusammen, um sie gehoͤrig nach dem Alter zu
                              fuͤttern.
                           Die Vortheile des kuͤnstlichen Ausbruͤtens der Huͤhner oder der
                              Huͤhnermanufactur sind nicht zu berechnen.Es ist fuͤrwahr unbegreiflich, daß das kuͤnstliche
                                    Bebruͤten der Eier, das die Aegypter schon zu den Zeiten Herodot's fabrikmaͤßig betrieben, bisher
                                    von keinem Volke nachgeahmt wurde. Da dieses Gewerbe in Aegypten die
                                    Beschaͤftigung der gemeinsten Leute war und noch ist, so scheint es
                                    doch wahrlich keine Hexerei zu seyn. Man tadelt vergebens unseren Himmel;
                                    denn jeder Heizer kann bei uns ein Zimmer auch bei den
                                    gewoͤhnlichsten Oefen so heizen, daß das Thermometer in demselben
                                    kaum Differenzen von 2 Graden gibt. Es gehoͤrte nur einige
                                    Aufmerksamkeit dazu, und die Sache wuͤrde, auch mit einer weit
                                    einfachere Vorrichtung als die des Hrn. Bonnemain, sicher gelingen, wenn man sich ernsthaft damit
                                    beschaͤftigen wollte. Man wird es vielleicht einst bei uns versuchen,
                                    wenn das Brennholz bei uns so theuer seyn wird, als in Aegypten, wo man es
                                    nach dem Lothe kauft. A. d. U.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
