| Titel: | Bereitung des Baumöhles für Uhrmacher. Von Herrn Laresche, Uhrmacher zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 29, Jahrgang 1828, Nr. XXXVII., S. 127 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXXVII.
                        Bereitung des Baumoͤhles fuͤr
                           Uhrmacher. Von Herrn Laresche, Uhrmacher zu Paris.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, N. 284. S. 60.
                        Laresche's Bereitung des Baumoͤhles fuͤr
                           Uhrmacher.
                        
                     
                        
                           Man waͤhlt einen Oehlbaum, der fuͤr sich allein
                              soviel Oehl zu liefern vermag, als man braucht, und der das fetteste Oehl gibt. Die
                              Zeit der Reife der Oliven wird durch das Abfallen dieser Fruͤchte angedeutet;
                              wenn sie bereits vier bis fuͤnf Tage lang abfallen, pfluͤkt man mit
                              der Hand die noͤthige Menge derselben ab, und breitet sie an einem
                              kuͤhlen Orte auf einem Tuche aus, damit man sie leichter schaͤlen
                              kann. Man laͤßt sie vier bis fuͤnf Tage lang liegen, und legt die
                              schadhaft gewordenen bei Seite. Dann schaͤlt man eine Olive nach der anderen;
                              eine Arbeit, mit welcher man binnen 24 Stunden fertig seyn muß. Man bedient sich hierzu eigener Messer
                              mit kurzer und schmaler Klinge, ungefaͤhr von der Gestalt eines
                              groͤßeren Federmessers: die Klinge, die halbmondfoͤrmig ist, muß fein
                              und scharf zugeschliffen und gut gehaͤrtet seyn. Man darf nicht das Mindeste
                              von der Haut auf dem Fleische zuruͤklassen. Derjenige, der die Olive
                              geschaͤlt hat, wirft sie in einen irdenen Topf, und ein anderer nimmt sie aus
                              demselben, um das Fleisch vom Kerne zu loͤsen. Dieß geschieht dadurch, daß
                              man diese Frucht vor der Schneide eines kleinen Messers leicht dreht, und an einem
                              Ende anfaͤngt, an dem anderen aufhoͤrt. Nie darf die Schneide der
                              Klinge den Kern beruͤhren, weil das Fleisch weggeschnitten, nicht weggerissen
                              werden muß: je mehr man Fleisch am Kerne laͤßt, desto besser wird das Oehl.
                              Das weggeschnittene Fleisch wird in ein Gefaͤß geworfen, und kommt dann in
                              einen Moͤrser, in welchem es mit einem Stoͤßel aus hartem Holze
                              zerquetscht wird. Nachdem es zu einem Teige zerquetscht wurde, kommt es in eine Art
                              von Sak aus starker neuer Leinwand, der an beiden Enden offen ist. Nun dreht man den
                              Sak mittelst eines, an beiden Enden desselben angebrachten starken Stokes fest
                              zusammen, und windet ihn zwei Mahl wieder auf, um den Teig umzuruͤhren, den
                              man solang zusammendreht, bis nichts mehr durch den Sak durchfließt. Die ausgepreßte
                              Fluͤssigkeit laͤßt man erst durch ein Sieb, und dann durch
                              Loͤschpapier laufen, das inwendig mit einer diken Lage Baumwolle
                              ausgefuͤttert ist: die Baumwolle wird mittelst dreier oder vier Reifen aus
                              duͤnnem Holze an das Papier angedruͤkt. Das Filtriren muß an einem
                              kuͤhlen Orte geschehen, und die Filtrir-Apparate muͤssen unter
                              glaͤserne Gloken gestellt werden. Das Oehl kommt hierauf in
                              sorgfaͤltig geschlossene Flaschen, die man im Keller niedergelegt
                              aufbewahrt.
                           Man darf das Oehl erst, nachdem es einen ganzen Monat lang in den großen Flaschen
                              geruht hat, zum lezten Mahle filtriren. Da dieses Oehl noch nicht fluͤssig
                              genug ist, so hat Herr Laresche folgende Filtrirapparate
                              aus Lindenholz ausgedacht. Er laͤßt altes, vollkommen gesundes Lindenholz in
                              Bloͤke von 7 Zoll Laͤnge und 4 Zoll Dike spalten, sezt diese einen
                              Monat lang der Luft aus, und waͤhlt dann diejenigen, die keine Risse bekamen.
                              Aus diesen lezteren laͤßt er auf der Drehebank kegelfoͤrmige Becher
                              von der Dike eines Millimeters drehen, die ungefaͤhr ein Pfund Oehl halten.
                              Nachdem diese Becher hierauf sorgfaͤltig untersucht und gepruͤft, und
                              die schadhaften Stellen (wenn solche sich fanden) an denselben mit Siegellak
                              ausgebessert wurden, bringt man sie in glaͤserne Trichter und filtrirt das
                              Oehl durch. In 60 bis 64 Stunden geht ungefaͤhr ein Pfund Oehl durch. Dieser
                              Apparat ist kostspielig; denn ein solcher hoͤlzerner Filtrirbecher kann nur ein Mahl
                              gebraucht werden. Es bleibt uͤbrigens nur wenig Ruͤkstand in diesen
                              Bechern, und dieser sieht aus wie geronnenes Oehl. Diese Arbeit muß unter Glas
                              geschehen.
                           Die Flaschen, in welche man das Oehl nach dem lezten Filtriren gießt, muͤssen
                              sehr rein und troken seyn. Sie muͤssen alsogleich gestoͤpselt werden,
                              sobald sie gefuͤllt sind, und dann mit in Wasser geweichtem Pergament
                              verbunden und an einem kuͤhlen Orte aufbewahrt werden.
                           Die Société d'Emulation de Rouen hat Herr
                              Laresche den Preis fuͤr das beste Verfahren,
                              Oehl fuͤr die Uhrmacher zu bereiten, zuerkannt.