| Titel: | Untersuchungen über das Leitungs-Vermögen dünner Körper, welche der Einwirkung der Wärme ausgesezt sind, und Beschreibung eines neuen Berührungs-Thermometers. Von Herrn Fourier. | 
| Fundstelle: | Band 29, Jahrgang 1828, Nr. XLIV., S. 161 | 
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                        XLIV.
                        Untersuchungen uͤber das
                           Leitungs-Vermoͤgen duͤnner Koͤrper, welche der Einwirkung
                           der Waͤrme ausgesezt sind, und Beschreibung eines neuen
                           Beruͤhrungs-Thermometers. Von Herrn Fourier.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique. Maͤrz
                              1828. S. 291.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Fourier's Untersuchungen uͤber das
                           Leitungs-Vermoͤgen duͤnner Koͤrper.
                        
                     
                        
                           Die Abhandlung, welche ich der Akademie vorlege, hat zum Zwek,
                              die Resultate einiger neuerdings mit einem Beruͤhrungs-Thermometer
                              angestellten Versuche bekannt zu machen. Dieses Instrument zeigt die groͤßere
                              oder geringere Leichtigkeit an, womit die Waͤrme Blaͤttchen oder
                              duͤnne Blaͤtter verschiedener Koͤrper durchdringt; es dient so,
                              um die Huͤlsen, welche sich dem freien Durchlassen der Waͤrme
                              widersezen, nach Verhaͤltniß ihrer Leitungskraft aneinander zu reihen.
                           Wenn Koͤrper von verschiedener Natur sehr lange Zeit an einem und demselben
                              Orte verbleiben, und wenn die Temperatur des Umfanges, welcher diesen Raum
                              begraͤnzt, einen bestaͤndigen Werth erlangt hat und auch
                              behaͤlt, so werden alle diese Koͤrper die bestaͤndige und
                              eigenthuͤmliche Temperatur des Umfanges annehmen. Ein Thermometer, welches
                              auf die verschiedenartigsten Oberflaͤchen, zum Beispiel auf
                              Metallblaͤttchen, Gewebe aus Wolle, Baumwolle, Flachs, auf Filz oder andere
                              Substanzen gesezt wird, wird immer denselben Grad zeigen; beruͤhrt man aber
                              diese Substanzen, so wird die Hand sehr verschiedene Temperaturen fuͤhlen;
                              gewisse Oberflaͤchen, wie die der Metalle oder des Marmors, werden bei der
                              Beruͤhrung viel kaͤlter als andere scheinen, obgleich sie alle gleiche
                              Temperatur haben.
                           Der physikalische Grund dieser Thatsache ist allgemein bekannt. Es ist offenbar, daß
                              die Hand des Beobachters, weil sie waͤrmer als die beruͤhrten
                              Oberflaͤchen ist, schnell einen Theil ihrer eigenen Oberflaͤche fahren
                              laͤßt, welcher sich den umgebenden Massen mittheilt. Nun besizen aber die
                              verschiedenen Koͤrper das Vermoͤgen, die Waͤrme, welche sie
                              enthielten, aufzunehmen und fahren zu lassen, sehr ungleich; gerade dieses
                              Leitungsvermoͤgen nahm ich mir vor, zu beobachten und zu messen. Der Gebrauch
                              unserer Sinne ist allein schon hinreichend, um diese eigenthuͤmlichen
                              Eigenschaften zu unterscheiden; die Kunst kann sie aber noch viel merklicher machen,
                              und sie gibt uns, was wichtig ist, ihr genaues Maß.
                           
                           Einige Physiker und besonders Herr Leslie aus Edinburgh
                              und der Graf Rumford hatten, indem sie die Dauer des
                              Erkaltens der Fluͤssigkeiten in Gefaͤßen, welche mit verschiedenen
                              Umschlaͤgen bekleidet waren, beobachteten, uns gezeigt, welchen Einfluß der
                              Zustand der Oberflaͤche auf die Ausstrahlung und den Verlust der
                              Waͤrme haben. Die mathematische Theorie bietet verschiedene andere Mittel
                              dar, die Durchdringbarkeit der Koͤrper zu messen. Es ist hinreichend, wie ich
                              gezeigt habe, die veraͤnderliche Bewegung der Fluͤssigkeiten in
                              Gefaͤßen, welche sich in Materie und Dike unterscheiden, sehr genau zu
                              beobachten, oder den unwandelbaren Zustand, welcher nach einer gewissen Zeit
                              eintritt, zu bestimmen. Die Beobachtungen dieser Art werden mit der Zeit
                              schaͤzbare Tabellen liefern, welche die Eigenschaften aller Koͤrper in
                              Hinsicht auf die Waͤrme anzeigen. Der Gebrauch des neuen
                              Beruͤhrungs-Thermometers hat keinen so ausgedehnten Zwek. Er muß
                              diesen theoretischen Untersuchungen vorangehen und sie erleichtern, indem er eine
                              ziemlich genaue Kenntniß einer sehr großen Anzahl von Resultaten verschafft. Dieses
                              Instrument kann in zwei verschiedenen Formen verfertigt werden. Ich habe mit beiden
                              Versuche angestellt, und es schien mir nuͤzlich, einige dieser Beobachtungen
                              bekannt zu machen.
                           Ich ließ zuerst vor einigen Jahren das außerordentlich einfache Instrument, welches
                              ich jezt beschreiben will, verfertigen. Es besteht aus einem kegelfoͤrmigen
                              Gefaͤße von sehr duͤnnem Eisen, welches mit Queksilber gefuͤllt
                              und an seiner unteren kreisfoͤrmigen Basis mit einer mittelmaͤßig
                              diken Haut bekleidet ist. Ein Thermometer, dessen Kugel in das Queksilber getaucht
                              wird, zeigt jeden Augenblik die Temperatur der fluͤssigen Masse an; die Figur (1) zeigt
                              die verschiedenen Theile des Instrumentes; A, A, ist das
                              kegelfoͤrmige mit Queksilber gefuͤllte Gefaͤß; b, b, b, die biegsame Oberflaͤche, welche die
                              Fluͤssigkeit enthaͤlt; C, C, das innere
                              Thermometer, welches in das Queksilber taucht; D, die
                              Stuͤze, welche auf einer bestimmten Temperatur, z.B. derjenigen der Kammer,
                              worin man arbeitet, erhalten wird. Zuerst erhizt man nun und zwar einzig und allein
                              das kegelfoͤrmige Gefaͤß, A, bis auf eine
                              bestimmte Temperatur, die von 40 Graden (Centeskl.); alsdann, wenn man auf die
                              Stuͤze die duͤnne Platte oder das Blaͤttchen, dessen
                              Leitungskraft man messen will, gebracht hat, sezt man auf dieses Blaͤttchen
                              das kegelfoͤrmige Gefaͤß mit Queksilber; hierauf beobachtet man
                              sorgfaͤltig die fortschreitende Erkaltung, indem man die verflossenen Zeiten
                              und die entsprechenden Temperaturen bemerkt.
                           Das Gesez der Erkaltung wird durch eine Differenzial-Gleichung
                              ausgedruͤkt; der vollstaͤndige Ausdruk dieses Gesezes enthaͤlt
                              die fixe Temperatur der
                              Stuͤze, die der umgebenden Luft und einen Exponent, welcher von dem
                              Leitungsvermoͤgen der Substanzen abhaͤngt, die die Waͤrme
                              durchdringt. Man kann also das Maß dieses Vermoͤgens aus demjenigen der
                              fuͤr verschiedene Zeitwerthe beobachteten Temperaturen ableiten. Auf folgende
                              Art erhaͤlt man den Ausdruk fuͤr die Bewegung der Waͤrme. Wir
                              bezeichnen durch die Waͤrmemenge, welche waͤhrend der Zeiteinheit von
                              der Oberflaͤche des kegelfoͤrmigen Gefaͤßes in die Luft
                              ausstroͤmen wuͤrde, wenn die Groͤße dieser Oberflaͤche =
                              1 angenommen, die Differenz zwischen der Temperatur der Luft und der fixen
                              Temperatur der Oberflaͤche gleich 1 waͤre. Wenn nun α die wirkliche Temperatur des erhizten
                              kegelfoͤrmigen Gefaͤßes, S, die
                              Groͤße seiner Oberflaͤche und dt das
                              Element der verflossenen Zeit ist, erhaͤlt man
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 29, S. 163
                              
                           fuͤr die Quantitaͤt der Waͤrme, welche
                              waͤhrend des Augenbliks dt, von der
                              Oberflaͤche des Gefaͤßes in die Luft ausstroͤmt, wovon m die fixe Temperatur bezeichnet. Man mißt die
                              Waͤrmemengen, indem man bezeichnet, wie oftmahls sie eine gewisse als Einheit
                              angenommene Quantitaͤt enthalten; H bezeichnet
                              eine gewisse Anzahl dieser Einheiten.
                           Man bezeichnet durch h die Waͤrmemenge, welche
                              waͤhrend der Zeiteinheit die Einheit der Oberflaͤche durchdringen und
                              aus der erhizten kegelfoͤrmigen Masse A in die
                              Stuͤze D ausstroͤmen wuͤrde, wenn
                              die Differenz zwischen der Temperatur von A, und
                              derjenigen von der Stuͤze 1 (100 Centesimalgrade) waͤre. So ist,
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 29, S. 163
                              
                           die Waͤrmemenge, welche aus dem Gefaͤß in die
                              Stuͤze ausstroͤmt, deren fixe Temperatur durch n vorgestellt wird, wenn b die Groͤße
                              derjenigen Oberflaͤche ist, welche die Stuͤze beruͤhrt; es
                              druͤkt also
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 29, S. 163
                              
                           die Waͤrme aus, welche das Gefaͤß
                              waͤhrend des Augenblikes dt verliert. Wenn
                              man nun durch c die Waͤrme bezeichnet, welche,
                              wenn sie zu derjenigen, die die Masse A enthaͤlt,
                              hinzukommt, von der wir voraussezen, daß sie auf der Temperatur 0 ist, diese Masse
                              von der Temperatur 0 auf die Temperatur 1 bringen wuͤrde, so wird man die
                              Differizialgleichung
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 29, S. 163
                              
                           als Ausdruk der veraͤnderlichen Bewegung der
                              Waͤrme erhalten. Man integrirt diese Gleichung leicht, wenn man schreibt
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 29, S. 163
                              
                           denn wenn man diesen Werth dem α in der Gleichung (1) substituirt, so verificirt man die Gleichung
                              und hat nur die Bedingung
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 29, S. 163
                              
                           
                           Nun wollen wir durch αo, αθ, α2θ drei auf einander
                              folgende Temperaturen bezeichnen, welche man naͤmlich am Ende dreier
                              Zeitzwischenraͤume, wovon jeder gleich θ
                              ist, beobachtet und durch ρ den
                              Exponenten-Coëfficient
                           (hb + Hs)/c
                           bezeichnen, welchen man als unbekannt betrachtet, und man wird
                              daraus den Werth von ρ, welcher aus den drei
                              beobachteten Temperaturen abgeleitet ist, folgern koͤnnen, denn man hat:
                           αo = P + Q
                           αθ = P + Qe– ρθ
                           α2θ = P + Qe–
                                    2ρθ
                           also αo – αθ = Q (1
                              – e–
                                    ρθ)
                           αθ – α2θ = Qe– ρθ (1 – e–
                                    ρθ)
                           und
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 29, S. 164
                              
                           also ρ = 1/θ {log (αo – αθ)
                              – log. (αθ – α2θ)}
                           Daraus folgt, daß man den Werth von ρ oder
                           hb/c + Hs/c
                           durch folgende Regel erfahren wird: man muß die drei
                              Temperaturen αo
                              αθ
                              α2θ
                              beobachten, die hyperbolischen Logarithmen von αo – αθ
                              und αθ – α2θ nehmen und die Differenz dieser
                              Logarithmen durch die Zwischenzeit θ
                              dividiren.
                           Wenn man den Versuch mit einer gewissen dazwischen gelegten Substanz, welcher der
                              Coëfficient h zukommt, gemacht hat und mit
                              demselben Instrument mit einer anderen Substanz, welcher ein anderer
                              Coëfficient h' entspricht, den Versuch
                              wiederholt, und das Resultat mit dem ersteren vergleichen will, so bestimmt man
                              durch die so eben angefuͤhrte Regel, indem man bloß die Logarithmen der
                              Tabellen anwendet, die den unbekannten Coëfficienten
                           hb/c + Hs/c
                              
                           entsprechenden Groͤßen.
                           
                           Die Groͤßen Hsbe sind gemeinschaftlich, und
                              die beiden Resultate werden sich nur durch die Coëfficienten h und h' unterscheiden.
                              Pruͤft man also nach einander mehrere verschiedene Substanzen, welche man in
                              Hinsicht ihrer Leitungsfaͤhigkeit vergleichen will, und berechnet mittelst
                              der vorhergehenden Regel die respectiven Zahlen, welche man durch die mit demselben
                              Instrument gemachten Beobachtungen erhaͤlt, so wird man nicht die absoluten
                              Werthe der Coëfficienten h h'h''h''', u.s.w.,
                              sondern eine Zahlenfolge kennen, deren Zunahme der Zunahme der Werthe h h'h''h''', u.s.w. proportional ist. So koͤnnen
                              durch dieses Verfahren die verschiedenen Substanzen nach ihrer
                              eigenthuͤmlichen Leitungsfaͤhigkeit aneinander gereiht werden, was
                              diese Untersuchung bezwekt, und wenn die Leitungsfaͤhigkeiten der Substanzen,
                              welche man vergleicht, in gleichem Grade zunehmen, so werden die durch die
                              Beobachtung gegebenen Zahlen auch in gleichem Grade wachsen. Man braucht also nur
                              aus einer sehr großen Anzahl von Beobachtungen die gleich weit abstehenden Resultate
                              zu waͤhlen, um versichert zu seyn, daß die Leitungsfaͤhigkeiten der
                              Substanzen, welchen diese Zahlen entsprechen, auch nach demselben Geseze wachsen. Es
                              ist zu bemerken, daß der Coëfficient h nicht die
                              Waͤrmemenge ausdruͤkt, welche das duͤnne Blatt oder die
                              dazwischengelegte Huͤlse durchstreicht; er begreift auch die
                              Waͤrmemenge in sich, welche die biegsame Oberflaͤche durchdringt, die
                              unter dem Queksilber des kegelfoͤrmigen Gefaͤßes angebracht ist. Wenn
                              nun aber eine solche Groͤße zu allen Werthen, welche man vergleichen will,
                              hinzu addirt wird, so aͤndert sie an den Folgerungen, welche man daraus
                              herleitet, nichts. So wird die Zunahme der Zahlen, welche man durch die
                              logarithmische Regel erhalten hat, bestaͤndig der Zunahme der gesuchten
                              Coëfficienten proportional seyn.
                           Nun wollen wir den Fall betrachten, wo die Temperatur der Stuͤze der
                              Temperatur der Luft gleich waͤre, welcher die Verfahrungsweisen einfacher
                              machen und ihre Anwendung erleichtern wuͤrde. Wenn man bei dem vorhergehenden
                              Werthe von P, m = n macht, findet man P = m. Offenbar muß in diesem Falle die endliche
                              Temperatur des Gefaͤßes diejenige der Luft seyn. Wenn man also t in der Gleichung (2) als unendlich groß annimmt, so
                              findet man αoo = m. In der That wird dieses Statt finden,
                              wenn P = m. Die veraͤnderliche Temperatur α ist also m + Qe–ρt. Beobachtet man daher zwei auf
                              einander folgende Temperaturen, so wird man den Exponenten-Coëfficient
                              ρ bestimmen koͤnnen. Man wird haben
                              αo =
                              m + Q und α = m + Qe–ρθ und wenn, man fuͤr Q seinen Werth αθ – m, sezt:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 29, S. 166
                              
                           also ρ = 1/θ
                              [log. (αθ – m) – log. (αo – m)].
                           Man braucht also nur αoαθ zu beobachten und durch den Zeitraum
                              θ die Differenz der Logarithmen der Tabellen
                              von αo– m und αθ–
                                 m zu dividiren; der Quotient ist dem Werthe von ρ proportional, welcher ist
                           Hs/c + hb/c.
                           Uebrigens ist der Gebrauch des von mir beschriebenen
                              Beruͤhrungs-Thermometers unvermeidlichen Abweichungen unterworfen,
                              welche ohne Zweifel merkliche Differenzen zwischen der Theorie und der Beobachtung
                              herbeifuͤhren koͤnnten. Die Stuͤze behaͤlt keine ganz
                              bestaͤndige Temperatur bei; die in dem Gefaͤße enthaltene Masse,
                              welche sich erkaͤltet, ist nicht genau in dem Zustande, welchen die Theorie
                              voraussezt. Diese Ursachen, und andere, welche nicht erst angefuͤhrt zu
                              werden brauchen, muͤssen, wie ich glaube, in den Resultaten Differenzen
                              herbeifuͤhren, welche den aufmerksamsten Beobachtungen entgingen. In allen
                              Faͤllen aber wuͤrden die annaͤhernden Resultate, welche man
                              beim Gebrauche dieses Instrumentes erhaͤlt, hinreichen, um die verschiedenen
                              Umschlaͤge oder duͤnnen Blaͤttchen, welche man vergleichen
                              will, nach ihrer Leitungsfaͤhigkeit an einander zu reihen, was der Hauptzwek
                              dieser Untersuchungen ist. Man hat besonders die Leichtigkeit und Mannigfaltigkeit
                              der Beobachtungen zu beruͤksichtigen. Man wird fuͤr die erste
                              Temperatur αo– m einen gemeinschaftlichen Werth, 40
                              Centesimalgrade; und fuͤr θ eine bestimmte
                              Dauer, zehn Minuten waͤhlen; man wird die Temperatur αθ – m beobachten, welche das Thermometer nach
                              Verlauf von 10 Minuten anzeigt. Diese Werthe von αθ – m, welche nach der Temperatur der Substanzen,
                              welche die Waͤrme durchdringt, verschieden ausfallen werden, werden geradezu
                              und ohne Berechnung die Reihe der specifischen Leitungsfaͤhigkeiten
                              angeben.
                           Offenbar hat die Dike der dazwischen gelegten Platte auf die Temperaturen, welche man
                              beobachtet, Einfluß, und man koͤnnte diese Dike in Rechnung bringen, wenn man
                              die Grundsaͤze, welche ich in meiner Introduction
                                 à la Théorie de la chaleur aus einander gesezt habe, befolgen
                              wuͤrde; man betrachtet aber hier nur die vollstaͤndige und
                              zusammengesezte Wirkung, naͤmlich die Waͤrmemenge, welche, wenn sie die dazwischen
                              liegenden Oberflaͤchen durchdringt, von dem Queksilber in die Stuͤze
                              geht.
                           Wenn man das Blatt oder die Huͤlse, welche man zuerst gepruͤft hat,
                              durch einen duͤnnen Koͤrper aus einer anderen Materie ersezt, und
                              neuerdings die einer gegebenen Zeit entsprechende Temperatur-Erniedrigung
                              mißt, so findet man, daß leztere auf eine sehr merkliche Art wechselt, wie klein
                              auch der Unterschied zwischen den beiden Huͤlsen seyn mag. Es ist zum
                              Beispiel hinreichend, zu einem vorigen duͤnnen Blaͤttchen bloß ein
                              Blatt von ganz feinem Papier hinzuzufuͤgen, um einen merklichen Unterschied
                              in der Erniedrigung der Temperatur zu finden. Der geringste Unterschied in der
                              Qualitaͤt des dazwischen gelegten duͤnnen Koͤrpers zeigt sich
                              durch die Veraͤnderung, welche in dieser Erniedrigung der Temperatur Statt
                              findet, und diese Erniedrigung ist verhaͤltnißmaͤßig sehr
                              betraͤchtlich, wenn die Art der Substanz sehr verschieden wird; wenn man zum
                              Beispiel einen Stoff aus Leinwand durch Flanell oder Tuch oder auch nur ein
                              duͤnnes Tuch durch ein sehr dikes ersezt: diese Unterschiede waren leicht
                              vorauszusehen, weil sie uns schon durch das Zeugniß unserer Sinne angezeigt werden;
                              das Instrument aber dient nicht nur dazu, sie sehr empfindlich bei dem Messen zu
                              machen, sondern es leistet noch mehr, es gibt, was sehr wichtig ist, constante
                              Anzeigen, die immer wieder ebenso hervorkommen, wenn man dieselben Versuche
                              wiederholt. Es ist zu bemerken, daß diese Bestaͤndigkeit in den Resultaten
                              wesentlich von der Vollstaͤndigkeit der durch den Druk des Queksilbers auf
                              die duͤnne und biegsame Haut, welche es festhaͤlt, hervorgebrachten
                              Beruͤhrung abhaͤngt. Diese Bedingung, eine der Hauptschwierigkeiten
                              bei der Zusammensezung dieses neuen Instrumentes, war durchaus noͤthig, wenn
                              seine Anzeigen regelmaͤßig und auf eine große Anzahl von Koͤrpern
                              anwendbar seyn sollten, denn ohnedieß haͤtte man die verschiedenen Substanzen
                              nicht unter einander vergleichen koͤnnen, es sey denn, daß man ihnen
                              vorlaͤufig eine hinreichend ebene und gleichfoͤrmige
                              Oberflaͤche ertheilt haͤtte, damit die Beruͤhrung des
                              Instrumentes auf einer großen Anzahl von Puncten Statt gefunden haͤtte.
                           Ich habe nun gezeigt, wie man mit dem neuen Beruͤhrungs-Thermometer auf
                              eine annaͤhernde Weise das specifische Leitungsvermoͤgen messen
                              kann.
                           Bei diesen Versuchen muß die Substanz, welche man pruͤfen will, als ein
                              duͤnnes Blatt angewandt werden; man gibt ihr eine sehr kleine Dike, um den
                              Einfluß ihrer specifischen Waͤrme auf den Gang der Erkaͤltung zu
                              vermeiden.
                           Dasselbe Instrument dient auch, um die Beruͤhrungswaͤrme eines Koͤrpers
                              anzuzeigen, und mißt gewissermaßen die Empfindung von Waͤrme oder
                              Kaͤlte, welches diese Beruͤhrung erzeugt.
                           Fuͤr Versuche dieser Art braucht man nur die Temperatur dieses Instrumentes
                              auf die von mir angegebene Weise zu erhoͤhen, und es sodann auf eine dike
                              Masse der Substanz zu stellen, welche man pruͤfen will.
                           Man bemerkt die Anzahl der Grade, um welche sich die Temperatur waͤhrend einer
                              gegebenen Zeit, zum Beispiel fuͤnf Minuten, erniedrigt.
                           Diese Art, das Beruͤhrungsthermometer anzuwenden, hat auf merkwuͤrdige
                              Resultate gefuͤhrt. Die Verschiedenheiten in der Erniedrigung der Temperatur
                              sind fuͤr verschiedene Koͤrper sehr groß.
                           So habe ich zum Beispiel das erhizte Thermometer auf eine Eisenmasse von 8°
                              gestellt; ich stellte es sodann auf eine Masse von Sandstein von gleicher
                              Temperatur; der Unterschied in der Erkaͤltung betrug in beiden Faͤllen
                              ungefaͤhr fuͤnf Grade seit der zweiten Minute. Dieser Unterschied ist
                              noch merklicher, wenn man das Eisen mit dem Ziegelstein, und noch bei weitem mehr,
                              wenn man es mit dem Holze vergleicht.
                           Diese Versuche sind außerordentlich leicht: es ist nur noͤthig, daß die
                              Massen, auf welche man das Thermometer sezt, dieselbe Temperatur haben.
                           Die bei dieser Art von Versuchen hervorgebrachte Wirkung ist sehr verwikelt, und um
                              sie genau auszudruͤken, muͤßte man alle Umstaͤnde, welche sie
                              modificiren, beruͤksichtigen. Man koͤnnte sich jedesmahl, so oft man
                              auf diese Art Koͤrper, deren specifische Waͤrme man kennt, behandeln
                              wuͤrde, eine hinreichend genaue Kenntniß ihrer eigenthuͤmlichen
                              Leitungsfaͤhigkeit verschaffen.
                           Der Gebrauch des Beruͤhrungsthermometers gibt im Allgemeinen nur
                              annaͤhernde Werthe ihrer Leitungsfaͤhigkeit; es gibt aber eine sehr
                              große Anzahl von Koͤrpern, wie zum Beispiel die Ziegel, Steine, das Holz und
                              die Zeuge, wofuͤr diese Masse hinreichend sind.
                           Wir haben bemerkt, daß man noch ein anderes Instrument anwenden kann, um die
                              Leitungsfaͤhigkeit zu messen. Diese zweite Art zu experimentiren, macht die
                              Wirkungen noch merklicher; sie erfordert aber viel mehr Sorgfalt: anfangs hoffte
                              ich, daß es mir moͤglich seyn wuͤrde, einige dieser lezteren
                              Beobachtungen in Gegenwart der Akademie zu wiederholen; aber die außerordentliche
                              Schwierigkeit, sie in einer veraͤnderlichen und bewegten Atmosphaͤre
                              anzustellen, noͤthigt mich darauf zu verzichten; ich beschraͤnke mich
                              darauf, das Princip und einige Resultate anzugeben.
                           Dieser Versuch besteht darin, daß man, nicht wie bei dem ersteren, die auf einander folgenden
                              Erniedrigungen der Temperatur eines Koͤrpers, welchen man zuerst erhizt hat,
                              beobachtet, sondern die endliche und bestaͤndige Temperatur, welche die
                              Waͤrme hervorbringt, wenn sie verschiedene Koͤrper durchdringt.
                           Ich habe mir vorgenommen, diesen endlichen Zustand hervorzubringen, um daraus das Maß
                              der specifischen Leitungsfaͤhigkeiten abzuleiten, und bin bei der Einrichtung
                              des zu diesen Versuchen erforderlichen Apparates, durch einen sehr geschikten
                              Physiker unterstuͤzt worden, naͤmlich den Hrn. Colladon aus Genf, dessen Arbeiten die Akademie schon gekroͤnt hat,
                              und der mit Hrn. Sturm den im lezten Jahre fuͤr
                              die mathematische Physik ausgeschriebenen Preis gewann. Er war nicht nur so
                              guͤtig, die Verfertigung des Instrumentes zu leiten und seine Dimensionen zu
                              bestimmen, sondern er hat daran auch eine besondere Einrichtung angebracht, welche
                              ihm eigenthuͤmlich ist. Sie besteht darin, ein Queksilberkissen dazwischen zu
                              bringen, welches die Beruͤhrung der Stuͤze mit allen Puncten der
                              Huͤlse bestimmt.
                           Diese Methode, einen endlichen Zustand des Gleichgewichts hervorzubringen, hat den
                              Vortheil, Resultate zu geben, welche nicht von der specifischen Waͤrme der
                              dazwischen gelegten Substanz abhaͤngen. Man bringt diese Substanz oder
                              Huͤlse zwischen zwei Gefaͤße, wovon das eine untere, A, bestaͤndig auf der Temperatur von 100°
                              (Ctsk.) erhalten wird, waͤhrend das obere auf die Huͤlse gesezte
                              Gefaͤß, B, auf der Temperatur des schmelzenden
                              Eises erhalten wird.
                           Die Leitungsfaͤhigkeit der Einkleidung bestimmt die Waͤrmemenge, welche
                              aus dem Gefaͤße, A, in das Gefaͤß, B, geht; auf dem Boden des oberen Gefaͤßes, B, ist ein sehr empfindliches Luftthermometer, welches
                              die hervorgebrachte Wirkung mißt. Diese Luft, welche sich erhizt, ist in dem
                              metallischen Gehaͤuse, c, c, c', c', enthalten,
                              dessen unterer Theil, c, c, in Beruͤhrung mit dem
                              100° heißen Queksilberkissen ist, waͤhrend der andere Theil, c', c', in Beruͤhrung mit dem schmelzenden Eise
                              ist.
                           Da nun die in dem Gehaͤuse enthaltene Luft einerseits der Einwirkung des Eises
                              und andererseits derjenigen eines auf 100° erhizten Koͤrpers ausgesezt
                              ist, so nimmt sie eine fixe mittlere Temperatur an. Der gefaͤrbte Index, o, des Luftthermometers bleibt stehen, wenn die
                              Waͤrmemenge, welche in das Thermometer durch die Huͤlse dringt, genau
                              derjenigen gleich ist, welche es dem Eise mittheilt. Dieses Gleichgewicht bildet
                              sich in einigen Secunden: es ist der endliche Zustand, um dessen Beobachtung es sich
                              handelte.
                           Die von dem Luftthermometer angezeigte fixe Temperatur haͤngt offenbar von der
                              Temperatur der dazwischen gelegten Substanz ab. Wenn dieser duͤnne
                              Koͤrper der freien Mittheilung der Waͤrme sehr wenige Hindernisse in den Weg
                              legt, so ist die endliche Temperatur des Luftthermometers viel groͤßer, als
                              wenn die Waͤrme nur sehr schwer die dazwischen gelegte Huͤlse
                              durchdringt. In allen Faͤllen findet ein sehr einfaches Verhaͤltniß
                              zwischen der erlangten Temperatur und der Leitungsfaͤhigkeit des dazwischen
                              gelegten Koͤrpers Statt. Um dieses Verhaͤltniß auszudruͤken,
                              bezeichnen wir wie bei den vorhergehenden Versuchen durch h die Waͤrmemenge, welche waͤhrend der Zeit 1 von der Masse
                              der Stuͤze in das Innere des Luftthermometers durch die Einheit der
                              Oberflaͤche der Huͤlse dringen wuͤrde, wenn die Differenz
                              zwischen der Temperatur der Luft und des Eises 1 waͤre; und durch H die Waͤrme, welche waͤhrend der
                              Zeit-Einheit die Einheit der Oberflaͤche durchdringen wuͤrde,
                              indem sie von der oberen Oberflaͤche c'c'
                              des Luftthermometers in die darunter befindliche Eismasse gehen wuͤrde, wenn
                              die Differenz zwischen der Temperatur der Luft und des Eises 1 waͤre.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 29, S. 170
                              
                           sind also einer- und andererseits die
                              Waͤrmemengen, welche waͤhrend des Augenbliks dt aus der Stuͤze in die Luft durch die
                              Oberflaͤche b der Huͤlse ausfließen oder
                              von der Luft in das Eis durch den Umfang S der oberen
                              Oberflaͤche der Thermometer-Capacitaͤt hindurchgehen. (Um den
                              Ausdruk allgemeiner zu machen, bezeichnet man durch M
                              die fixe Temperatur der Stuͤze, und durch N die
                              fixe Temperatur der kalten Masse, in welche die Waͤrme ausfließt.) Nun ist
                              aber das Gleichgewicht hergestellt, sobald die von der Stuͤze mitgetheilte
                              Waͤrme genau die Waͤrme ausgleicht, welche die Capacitaͤt des
                              Thermometers dem Eise mitheilt; man hat also diese Gleichung
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 29, S. 170
                              
                           und das Verhaͤltniß
                           bh/Hs + (α – H)/Mα.
                           Es wird also hinreichend seyn, α zu messen, um das
                              Verhaͤltniß h/H der beiden relativen
                              Leitungsfaͤhigkeiten h und H, naͤmlich die gegenseitige Leichtigkeit des Ueberganges der
                              Waͤrme von der Stuͤze in die Capacitaͤt des Thermometers, oder
                              von dieser Capacitaͤt in die umgebende Masse zu kennen. Das
                              Verhaͤltniß b/s muß als bekannt betrachtet
                              werden; es veraͤndert sich nicht, wenn man die erste Huͤlse, welcher
                              der Coëfficient h zukommt, durch eine zweite
                              Huͤlse ersezt, welcher ein anderer Coëfficient h zukommt. Ebenso verhaͤlt es sich mit dem Coëfficient H, welcher sich gleich bleibt. Wenn man verschiedene
                              Koͤrper mit demselben Instrument pruͤft, wird die Temperatur 
                              α durch das Luftthermometer gemessen, welches auf
                              verschiedene Art eingerichtet seyn kann. Ich gebe hier nicht die auf dieses
                              Thermometer sich beziehende Berechnung, weil diese Berechnung, welche
                              uͤbrigens mit gar keiner Schwierigkeit verbunden ist, nach der
                              gewaͤhlten Construction desselben verschieden ist; in allen Faͤllen,
                              glaube ich, hat man dieses Instrument so eingerichtet, daß es sehr empfindlich wird,
                              und die Bedingungen genau untersucht, welche die Stellung des Index bestimmen. Was
                              die respectiven Werthe betrifft, die man M und N beilegen kann, und welche wir anfangs zu 1 und 0
                              angenommen haben, so haben wir durch wiederholte Versuche gefunden, daß die
                              Beobachtungen leichter und die Resultate bestaͤndiger werden, wenn die Zahlen
                              M und N weniger
                              differiren, zum Beispiel, wenn man M = 4/5 (80
                              Centesimalgrade) und N = (15 Cents. Grade) macht.
                           Wenn man nach und nach dasselbe Verfahren mit duͤnnen Koͤrpern
                              verschiedener Natur wiederholt, wird man verschiedene Resultate erhalten, je nach
                              der Natur der Substanzen, welche die Waͤrme durchdringt. Die Erfahrung hat
                              uns in der That gelehrt, daß diese Verschiedenheiten außerordentlich groß sind. Wenn
                              man nur ein einfaches Blatt Briefpapier, von dem duͤnnsten, welches man
                              erhalten kann, noch hinzufuͤgt, bringt es in der Stellung des Index einen
                              Unterschied von 20 Linien hervor. Fuͤgt man zu dem ersten Blatt noch ein
                              zweites von demselben Papier, so verruͤkt man den Inder noch um 25 Linien
                              mehr. Diese Verruͤkung, welche, wie bereits bemerkt wurde, in einigen
                              Secunden geschieht, wird sehr groß, wenn die dazwischen gelegte Substanz schwer von
                              der Waͤrme durchdringlich ist; sie betraͤgt fuͤr gewisse
                              Substanzen mehr als 100 Linien.
                           Wir haben sowohl mit dem einen als mit dem anderen Instrument eine sehr große Anzahl
                              verschiedener Substanzen gepruͤft, naͤmlich alle wichtigeren Arten von
                              Geweben, Haͤuten, Pelzfuttern, oder von Substanzen wie das Glas, der Glimmer,
                              die Blaͤtter verschiedener Metalle und die Resultate fuͤr jede
                              Substanz, je nach ihrem Gefuͤge oder ihrer besonderen Natur, verschieden
                              gefunden.
                           Wenn man die mittelst dieses lezteren Instrumentes (welches man
                              Beruͤhrungsthermoskop (thermoscope de contact)
                              nennen kann) erhaltenen Resultate mit denjenigen vergleicht, welche man mit dem
                              zuerst beschriebenen Instrument erhaͤlt, so bemerkt man, daß die durch das
                              Thermoskop so merklich gemachten Unterschiede auch bemerkbar werden, wenn man die
                              allmaͤhliche Erkaltung des Beruͤhrungsthermometers beobachtet; nur
                              werden mit dem ersteren Instrumente die Unterschiede nach der Zeit gemessen, und man
                              kann sie so auf eine eben so bequeme als genaue Weise bestimmen, wie vermittelst des
                              zweiten Apparates; die
                              Resultate sind weniger auffallend, aber auch bestaͤndiger, und da dieses
                              zweite Thermometer außerordentlich einfach construirt und leicht zu handhaben ist,
                              so eignet es sich sehr fuͤr den allgemeinen Gebrauch.
                           Dieses Instrument kann zu einer Menge interessanter oder nuͤzlicher
                              Untersuchungen dienen; es zeigt natuͤrliche Eigenschaften an, die man durch
                              den Gebrauch der Sinne allein nicht haͤtte entdeken koͤnnen: so hat es
                              mir zum Beispiel gedient, um die Richtigkeit einer Thatsache zu erweisen, die mir
                              schon lange wahrscheinlich war: daß naͤmlich die Waͤrmemenge, welche
                              durch mehrere auf einander gelegte duͤnne Koͤrper streicht, nach der
                              Reihe, in welcher man dieselben auf einander legt, verschieden ist; so habe ich
                              folgenden Versuch angestellt: ich habe das Beruͤhrungsthermometer auf die
                              marmorne Stuͤze gestellt, wovon es durch zwei Tuchscheiben getrennt war; die
                              Waͤrme mußte also durchdringen: Haut, Tuch, Tuch, Marmor. Nachdem ich die
                              allmaͤhliche Erkaltung beobachtet hatte, legte ich eine Kupferscheibe von der
                              Dike eines duͤnnen Blattes Papier auf den Marmor unter die beiden
                              Tuchscheiben; die Erkaͤltung des Thermometers innerhalb einer gegebenen Zeit
                              war geringer, als bei dem vorhergehenden Versuche; das Kupferblatt wurde sodann
                              zwischen die beiden Tuchscheiben gelegt; die Erkaͤltung war in derselben Zeit
                              gerade so groß, als wenn man, wie bei dem ersten Versuche, das Kupferblatt
                              weggelassen haͤtte.
                           Endlich legte ich die Kupferscheibe auf die Tuchscheiben unmittelbar unter die Haut
                              des Beruͤhrungsthermometers: in diesem Falle durchdrang die Waͤrme die
                              Huͤlsen in folgender Ordnung: Haut, duͤnnes Kupfer, Tuch, Tuch,
                              Marmor. Das Thermometer fiel tiefer, als wenn man die Kupferscheibe weggelassen
                              haͤtte. So erleichtert dieses Kupferblatt, wenn es dazwischen gelegt wird,
                              die Fortpflanzung der Waͤrme der Haut zu dem Tuch, und vermindert die
                              Fortpflanzung der Waͤrme des Tuches zu dem Marmor. Dieses sind die Wirkungen,
                              welche man waͤhrend der 10 ersten Minuten beobachtet; Resultate, welche nicht
                              einem gleichen Zeitraum entsprechen, darf man nicht mit einander vergleichen.
                           Ich werde nicht noch mehrere von den neuen Versuchen anfuͤhren, welche mit
                              diesen Instrumenten angestellt worden sind. Das Beruͤhrungsthermometer muß
                              als eine mit ihrem Thermometer versehene Hand betrachtet werden. Diese Versuche
                              koͤnnen die mathematische Theorie der Waͤrme nicht bereichern; aber es
                              verdient alles, was sich auf die technischen Kuͤnste und den allgemeinen
                              Nuzen bezieht, die Aufmerksamkeit der Akademie. Obige Beobachtungen sind in
                              wissenschaftlicher Hinsicht eben so interessant als diejenigen, welche zur
                              Bestimmung der specifischen Waͤrme verschiedener Koͤrper dienten: sie machen uns genauer
                              mit solchen physischen Eigenschaften bekannt, welche die Sinne zwar anzeigen, die
                              sie aber nicht messen: der Zwek der Instrumente ist uͤberhaupt auch dieser,
                              daß sie unser intellectuelles Vermoͤgen durch die Vervollkommnung unserer
                              Sinne verstaͤrken sollen.
                           Die Theorie der Waͤrme, in dieser Hinsicht den dynamischen Theorieen
                              vergleichbar, ist eben so gut auf das Weltsystem als auf die gewoͤhnlichsten
                              Verrichtungen des Lebens anwendbar; die Theorie hat uns unter anderem mit der
                              endlichen Wirkung bekannt gemacht, welche das Strahlen der Fixsterne hervorbringt.
                              Sie hat uns gelehrt, daß die Temperatur des Raumes, welchen unser Planetensystem
                              einnimmt, sehr nahe 40 Reaumur'sche Grade kaͤlter, als die Temperatur des
                              schmelzenden Eises ist. Dieselbe Theorie dient auch, um die erwaͤrmende Kraft
                              verschiedener Kleider, Deken, Gewebe zu messen und gestattet uns, noch unbekannte
                              natuͤrliche Eigenschaften der Koͤrper zu entdeken.
                           Ich will nun demjenigen, was ich uͤber diese neuen Versuche uͤber die
                              Leitungsfaͤhigkeit duͤnner Koͤrper gesagt habe, noch eine
                              theoretische Bemerkung uͤber die Beobachtungen beifuͤgen, welche dazu
                              dienen koͤnnen, um die Eigenschaften der Koͤrper zu messen.
                           Wenn die Substanzen, welche man pruͤfen will, sehr gute Waͤrmeleiter
                              sind, wie zum Beispiel die Metalle, bestimmt man ihr Leitungsvermoͤgen auf
                              die Art, daß man die fixen Temperaturen einer prismatischen Stange beobachtet, deren
                              Ende auf einer ziemlich gleichen Temperatur erhalten wird. Der Versuch hat gezeigt,
                              daß dieser endliche Zustand demjenigen entspricht, welchen die Theorie ergibt. Die
                              beobachteten Temperaturen bilden in der That eine abnehmende Reihe, woraus man den
                              numerischen Werth der Leitungskraft abgeleitet hat; man kann aber diesen Ausdruk
                              nicht auch auf solche Koͤrper, deren Leitungskraft sehr schwach ist, wie bei
                              dem Marmor, oder auf die Metalle anwenden, welche die Waͤrme leicht
                              durchdringt. Der Grund dieses Unterschiedes ist dieser: in den Koͤrpern,
                              welche die Waͤrme schlecht leiten, erlangen und erhalten die Molecule, welche
                              auf demselben auf der Achse des Prismas senkrechten Durchschnitt liegen,
                              bestaͤndige, ungleiche Temperaturen, welche sich schnell von der Achse bis
                              zur aͤußern Oberflaͤche vermindern; in den Koͤrpern aber,
                              welche bessere Waͤrmeleiter sind, wie das Gold, Platin, Kupfer, nehmen alle
                              Puncte desselben senkrechten Durchschnittes auf die Achse, ziemlich dieselbe
                              Temperatur an. Die Thatsache ist leicht zu begreifen, man koͤnnte sie
                              vorlaͤufig als bekannt annehmen; die analytische Theorie erklaͤrt sie
                              aber auch vollkommen, wie es der allgemeine Ausdruk zeigt, den ich schon
                              fruͤher fuͤr die gleichmaͤßige Bewegung der Waͤrme in
                              einem rechtwinklichen Prisma von beliebiger Dike aufgestellt habe; denn dieselbe
                              Aufloͤsung lehrt, daß wenn die eigenthuͤmliche
                              Leitungsfaͤhigkeit sehr schwach, oder die Dike der Stange sehr groß ist, die
                              Puncte von demselben normalen Durchschnitte sehr verschiedene Temperaturen haben. In
                              diesem Falle enthaͤlt der Ausdruk der Temperatur nicht nur die Entfernung von
                              dem Ursprung, sondern auch die Coordinaten jedes Punctes des Durchschnittes.
                           Man muͤßte also von dieser Formel Gebrauch machen, um die specifische
                              Leitungsfaͤhigkeit derjenigen Koͤrper zu bestimmen, welche diese
                              Eigenschaft nur in geringem Grade haben. Die Formel, welche man in den
                              Faͤllen, wovon es sich hier handelt, gebrauchen muß, ist die auf S. 406
                              meiner Théorie de la chaleur, und nicht die auf
                              S. 65 desselben Werkes. Der bemerkte Unterschied geht ausdruͤklich aus der
                              allgemeinen Aufloͤsung hervor. Man braucht nur der Groͤße y den Werth o in der Formel
                              von v (S. 400) zu geben, und in Beziehung auf z zwischen den Graͤnzen – l und + l zu integriren, um
                              einen der mittleren Temperatur proportionalen Werth zu finden.
                           Man muß vorzuͤglich die Gleichung tang. ε =
                              hl/k und die
                              Construction, wodurch man die Wurzeln dieser hoͤheren Gleichung
                              erfaͤhrt, beruͤksichtigen. Man sieht, daß der Werth der Temperatur das
                              Product hl
                              /k enthaͤlt, so daß, wenn die
                              eigenthuͤmliche Leitungsfaͤhigkeit k als
                              sehr schwach angenommen wird, dieser Fall sich nicht von demjenigen unterscheidet,
                              wo die halbe Dike des Prismas sehr groß ist; daraus folgt, daß wenn man den
                              Coëfficient k, das Maß der Durchdringbarkeit, als
                              sehr klein annimmt, die Temperaturen nicht wie die Glieder einer abnehmenden Reihe
                              abnehmen, was nur bei einer unendlich großen Entfernung von dem Anfang (Ursprung der
                              Waͤrme) Statt finden wuͤrde; die Temperaturen fallen anfangs sehr
                              schnell von dem Ursprung angefangen. Man sieht aus der, Seite 410 des
                              angefuͤhrten Werkes gegebenen numerischen Berechnung, daß man sich nur von
                              dem Anfange der Haͤlfte der Dike der Stange zu entfernen braucht, damit die
                              Temperatur des ersten Punctes sich auf 1/50tel ihres Werthes reducirt. Alle
                              Beobachtungen stimmen mit den so eben angefuͤhrten theoretischen Resultaten
                              uͤberein; sie zeigen, daß wenn die eigenthuͤmliche
                              Leitungsfaͤhigkeit sehr groß ist, die beobachteten Temperaturen abnehmen, wie
                              die Glieder einer abnehmenden Reihe; wenn aber bei solchen Koͤrpern, deren
                              Leitungsvermoͤgen sehr gering ist, der Versuch Welche gaͤbe, welche
                              durch eine Exponentenreihe vorgestellt werden koͤnnen, dann wuͤrde die
                              Beobachtung nicht mit der Theorie uͤbereinstimmen; in diesem Falle hat der
                              Ausdruk eine solche Form, daß man die untergeordneten Glieder nicht mehr
                              vernachlaͤssigen kann. Uebrigens sind in eben diesem Falle die beobachteten
                              Temperaturen zu gering, als daß man daraus das Leitungsvermoͤgen mit
                              Genauigkeit ableiten koͤnnte. Die Verfahrungsweisen, welche eine genaue
                              Theorie als die am meisten geeigneten bezeichnet, um das Leitungsvermoͤgen
                              solcher Koͤrper zu messen, welche diese Eigenschaft nur in geringem Grade
                              besizen, unterscheiden sich sehr von denjenigen, welche fuͤr die metallischen
                              Substanzen anwendbar sind; sie wuͤrden darin bestehen, die entweder
                              gleichfoͤrmige oder veraͤnderliche Bewegung der Waͤrme in
                              Gefaͤßen aus verschiedenen Substanzen zu beobachten, deren Dike man
                              verschieden abaͤndern muͤßte. Diese analytische Untersuchung steht in
                              Beziehung mit derjenigen, welche ich vor einigen Jahren in einem Mémoir
                              uͤber die Temperatur der Wohnungen abhandelte.
                           
                        
                           Beschreibung der beiden Instrumente, welche in der Abhandlung
                                 des Hrn. Fourier angefuͤhrt wurden.
                           Fig. 1.
                              Durchschnitt des Beruͤhrungs-Thermometers.
                           A, A, kegelfoͤrmiges Gefaͤß aus sehr
                              duͤnnem Eisen, mit Queksilber beinahe voll gefuͤllt; eine Rinne, g, g, um den unteren Rand, dient zum Festbinden der
                              Huͤlle, die das Queksilber enthaͤlt; oben im Kegel ist eine Oeffnung
                              mit einer kurzen Roͤhre, a, a, von 7–8
                              Linien im Durchmesser.
                           l, l, ist ein Korkpfropfen, der in diese Roͤhre
                              paßt. Er dient zur Befestigung des Thermometers, c, c,
                              in dem Gefaͤße, und hilft dasselbe in gehoͤriger Hoͤhe
                              erhalten.
                           Die Kugel des Thermometers, c, muß einige Linien
                              uͤber der Basis des Kegels, und ganz in das Queksilber des Gefaͤßes
                              eingesenkt seyn.
                           Die Huͤlle, b, b, b, muß eine weiche, geschmeidige
                              weiche, duͤnne Haut seyn. Die oben erwaͤhnten Versuche
                              uͤberzeugten uns, daß diese Haut sehr gut dazu taugt, weil die Haut die
                              Waͤrme besser, als jeder andere Stoff von gleicher Dichtigkeit leitet.
                           Man muß dafuͤr sorgen, daß diese Haut nicht schmuzig ist und nicht zu sehr
                              erhizt wird.
                           Wenn man sich dieses hoͤchst einfachen Werkzeuges bedienen will,
                              verfaͤhrt man auf folgende Weise.
                           Nachdem der Koͤrper, oder das duͤnne Plaͤttchen, mit welchem man
                              den Versuch anstellen will, auf einen marmornen Untersaz von der Temperatur des
                              Zimmers, in welchem man arbeitet, gestellt wurde, erhizt man das
                              kegelfoͤrmige Gefaͤß, indem man dasselbe auf ein Oefchen oder auf
                              irgend einen anderen erhizten Koͤrper stellt, und wartet, bis die Temperatur
                              sich auf 46 oder 47° gehoben hat. In dem Augenblike, wo das Thermometer
                              45° weiset, stellt man dasselbe auf die Huͤlle, und beobachtet
                              mittelst einer Uhr den Augenblik, wo es auf 40° sinkt, und bemerkt von Minute zu Minute
                              den Gang bis zur fuͤnften.
                           Wenn man den Versuch mit demselben Koͤrper wiederholt, und die Stelle
                              desselben auf dem Marmor wechselt, erhaͤlt man immer dasselbe Resultat, wenn
                              anders die Temperatur des Zimmers dieselbe blieb.
                           Wenn man sich dieses Instrumentes bedienen wollte, um genaue Versuche uͤber
                              die Leitungskraft steifer Blaͤttchen anzustellen, muͤßte man diese
                              nicht auf eine marmorne Unterlage stellen, wo die Beruͤhrung nicht vollkommen
                              waͤre, sondern auf ein aͤhnliches Queksilberkissen, wie jenes im
                              folgenden Apparate.
                           Fig. 2. Durchschnitt des
                                 zweiten Apparates, oder des Beruͤhrungs-Thermoskopes.
                           A, wuͤrfelfoͤrmiges Gefaͤß aus
                              duͤnnem Kupfer; es ist oben geschlossen und ganz mit Wasser voll
                              gefuͤllt. Das Wasser wird mittelst eines Trichters, e, voll gefuͤllt. Der Hahn, r, dient
                              zur Leerung des Gefaͤßes.
                           Auf dem Dekel ist eine kreisfoͤrmige Kapsel, v, v,
                                 v, aus duͤnnem Bleche aufgeloͤthet, welche ein kleines
                              erwaͤrmtes Queksilberbad enthaͤlt. Dieses Queksilber dient statt des
                              Kissens mittelst der Huͤllenhaut, b, b, b, die es
                              ganz und gar bedekt. Man bindet diese Huͤlle rings um die Kapsel, und der
                              Ring, dessen Durchschnitt man in, a, a, sieht,
                              haͤlt ihn gespannt. Das Queksilber, das gegen diese Huͤllenhaut
                              druͤkt, gibt ihr ganz die Gestalt eines convexen Kissens.
                           Man bringt das Queksilber in die Kapsel, und hebt es aus derselben mittelst eines
                              Naͤpfchens, g, und einer an der Seite
                              angebrachten eisernen Rohre, g, g. Die Hoͤhe des
                              Queksilbers in dem Naͤpfchen bestimmt die Spannung des Kissens.
                           Unter dem Gefaͤße, A, ist eine kleine Lampe, die
                              das Wasser in einer bestimmten Temperatur erhaͤlt, z.B. auf 100 oder auf
                              60°. Das innere Thermometer, i, dient zur Anzeige
                              der Temperatur, folglich auch zur Anzeige der Temperatur des Queksilberbades.
                           B, ist das obere Gefaͤß, welches Eis, oder noch
                              besser Wasser von einer bestimmten bleibenden Temperatur enthaͤlt, die wenig
                              uͤber jener des Zimmers, in welchem man arbeitet, erhaben ist. Das kleine
                              Thermometer, i, zeigt die Temperatur dieses Wassers
                              an.
                           Im Grunde des Gefaͤßes, B, befindet sich eine
                              metallne Hoͤhle, die man bei, c, c, c', c', im
                              Durchschnitte sieht. Dieß ist die Kugel des anzeigenden Thermoskopes. Die obere
                              Haͤlfte, c', c', springt am Boden des
                              Gefaͤßes, B, vor, und ist mit dem Eise oder mit
                              dem kalten Wasser in Beruͤhrung; die untere Haͤlfte ruht auf dem
                              erwaͤrmten Queksilberkissen.
                           
                           Die gekruͤmmte Roͤhre, t, t, t', t', die
                              mit dieser Hoͤhlung in Verbindung steht, macht die Ausdehnungen der Luft
                              sichtbar, welche in dieser Hoͤhlung enthalten ist.
                           Zu diesem Ende ist der obere Theil dieser Roͤhre, t,
                                 t, mit einer gefaͤrbten Fluͤssigkeit gefuͤllt, die
                              sich senkt, wenn die Luft in der Hoͤhlung sich erhizt und sich ausdehnt. Um
                              den Versuch anzustellen, hebt man das obere Gefaͤß, B, ab, legt auf das Kissen eine Scheibe aus dem Koͤrper, den man
                              pruͤfen will, und sezt das obere Gefaͤß wieder auf. Die untere
                              Oberflaͤche, c, c, des Luftraumes ist von dem
                              Kissen mittelst des Koͤrpers abgeschieden und erhaͤlt weniger
                              Waͤrme, und folglich nimmt die darin enthaltene Luft eine mittlere oder
                              weniger hohe Temperatur an. Der Zeiger, o, bleibt auf
                              einem hoͤheren Puncte.
                           Da dieser Apparat sehr schnell und deutlich zeigt, so kann er auch bei
                              oͤffentlichen Versuchen dienen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
