| Titel: | Ueber die Wasserleitungen in London. | 
| Fundstelle: | Band 29, Jahrgang 1828, Nr. LI., S. 191 | 
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                        LI.
                        Ueber die Wasserleitungen in London.
                        Aus dem Berichte der von Sr. Majestaͤt
                           ernannten Commissaͤre zur Untersuchung, wie diese Hauptstadt mit Wasser zu
                           versehen ist. Im Repertory of Patent-Inventions. Junius 1828. S. 385. und dem
                              Supplementhefte, Juli 1828.
                        Ueber die Wasserleitungen in London.
                        
                     
                        
                           Rom stand kaum einige hundert Jahre, als es Wasserleitungen
                              erhielt, deren Ruinen wir noch jezt bewundern, und London, (dieses Londinium, das wir schon aus Tacitus
                              Annal. 14) als copiâ
                                 negotiatorium et commeatu maxime celebre kennen) hat seit mehr als 2000
                              Jahren noch nicht Eine Wasserleitung erhalten, die nicht allenfalls mit jenen der
                              alten Roma, sondern auch nur mit jenen kleiner roͤmischen
                              Provincialstaͤdte, die Privatleute erbauten, (wie z.B. mit der noch heute zu
                              Tage bestehenden Wasserleitung des Staͤdtchens Nîmes, den
                              Pont-de-Gard, von C. Agrippa) wetteisern koͤnnten. Das Wasser
                              der Stadt London ist eines der schlechtesten irgend einer Stadt in Europa.
                           Der Koͤnig ernannte eine Commission, die der Stadt London zu gutem reichlichen
                              Wasser helfen sollte; die Commission schien voll gutem Willen, und hatte Großes im
                              Sinne, als der Staatssecretaͤr fuͤr das Hausdepartement derselben zu
                              wissen that, daß sie sich bloß auf Quantitaͤt und Qualitaͤt des
                              Wassers zu beschraͤnken habe, und ja nichts Neues und Besseres machen soll,
                              als bereits besteht.
                           Sie lieferte daher bloß folgenden Bericht, aus welchem wir hier einen
                              gedraͤngten Auszug mittheilen.
                           London wird an der Nordseite der Themse von folgenden fuͤnf
                              Wasser-Gesellschaften (Water-Companies)
                              versehen:
                           
                              
                                 The––––
                                 New-River-East-London-West-Middlesex-Chelsea-Grand-Junction-
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 Company.
                                 
                              
                           Die New-River-Company erhaͤlt ihr Wasser vorzuͤglich von
                              einer Quelle bei Chadwell, zwischen Hertford und Ware, ungefaͤhr 21 engl.
                              Meilen noͤrdlich von London, und auch aus einem Arme des Flusses Lea, der in der Naͤhe der Chadwellquelle
                              entspringt. Diese beiden Wasser werden in einem kuͤnstlichen, beinahe 40
                              Meilen langen Canale in vier große Behaͤlter in Clarkenwell (die unter dem
                              Namen the New-River-Head bekannt sind) geleitet, und es ist
                              dafuͤr gesorgt, daß kein Fisch und kein Unkraut in dieses Wasser kommt (!) Da
                              dieses Wasser fuͤr den Bezirk dieser Company nicht hinreicht, so hat man an
                              der Broken-Wharf, Thames-Street, eine Pumpmaschine, die Wasser aus der
                              Themse pumpt. Diese Company hat zwischen 66–67,000 Wasserabnehmer, welchen sie
                              taͤglich 13 Millionen Gallons Wasser (ungefaͤhr 2 Millionen Kubikfuß)
                              liefert. Die Menge Themsewassers, die hier hinzu kommt, ist unbedeutend.
                           Die Wasserwerke der East-London-Company (East-London-Water-Works) sind zu
                              Oldford am Flusse Lea;
                              allein da die Themse bei der Fluch ungefaͤhr Eine Meile uͤber diesen
                              Wasserwerken in den Lea tritt, und diese Werke ihr Wasser
                              vorzuͤglich zur Zeit der Fluth erhalten, so ist ihr Wasser so gut, wie
                              Themsewasser. Diese Company hat vier Wasserbehaͤlter, und ungefaͤhr
                              42,000 Abnehmer. Sie braucht taͤglich 6 Millionen Gallons oder
                              ungefaͤhr 950,000 Kubikfuß Wasser.
                           Die West (Middlesex Water-Works) sind an dem Ufer
                              der Themse am oberen Ende von Hammersmith, und
                              schoͤpfen ihr Wasser lediglich aus der Themse. Sie haben zwei
                              Behaͤlter, zu Kensington und am Little-Primrose-Hill, wohin sie
                              das Wasser durch die Maschinen zu Hammersmith treiben. Sie haben 15,000 Abnehmer,
                              die taͤglich 2,250,000 Gallons, oder ungefaͤhr 360,000 Kubikfuß Wasser
                              brauchen.Da vorzuͤglich waͤhrend der Fluth geschoͤpft wird, die
                                    den in die Themse fallenden Unrath von beinahe 1 1/2 Millionen Menschen
                                    aufruͤhrt, und diese Werke am aͤußersten Westende der Stadt
                                    liegen, so kann man die Reinheit dieses Wassers daraus ermessen. Eben dieß
                                    gilt auch von den benachbarten Chelsea Water-Works. A. d. Ueb.
                              
                           Die Chelsea Water-Works liegen gleichfalls am Ufer
                              der Themse, ungefaͤhr eine Viertelmeile oͤstlich vom
                              Chelsea-Hospital, und erhalten ihr Wasser lediglich aus der Themse. Sie haben
                              zwei Behaͤlter: einen in Hyde-Park, den anderen in Green-Park
                              bei Piccadilly. Sie versehen ungefaͤhr 12,400 Haͤuser, die
                              taͤglich 1,760,000 Gallons, oder beinahe 282,000 Kubikfuß Wasser
                              brauchen.
                           Die Werke der Grand-Junction Company sind
                              gleichfalls zu Chelsea in der Naͤhe des Spitales oͤstlich von
                              demselben. Sie nehmen ihr Wasser aus der Themse, und fuͤllen damit drei
                              Behaͤlter zu Paddington, aus welchem sie an 7700 Abnehmer versehen, die
                              2,800,000 Gallons, oder mehr als 450,000 Kubikfuß Wasser taͤglich
                              beduͤrfen.
                           Es werden also an der Nordseite der Themse, mit Einschluß der beiden Cities of London and Westminster, 144,000 Haͤuser
                              taͤglich mit 26 Millionen Gallons Wasser versehen. Im Durchschnitte braucht
                              jedes Haus 180 Gallons: der Bedarf ist aber hoͤchst ungleich, da die Abnehmer
                              der Grand Junction Company taͤglich 363 Gallons
                              per Haus brauchen. Mehr als die Haͤlfte dieses Wassers kommt aus der Themse,
                              und da es bedeutend hoch getrieben werden muß, wurden 15 Dampfmaschinen noͤthig, die
                              zusammen mit einer Kraft von 1105 Pferden arbeiten.
                           In Hinsicht auf Menge ist Alles reichlich versehen. Das Wasser laͤuft in
                              eisernen Roͤhren.
                           Die Suͤdseite von London wird, sammt Southwark, von drei Wasserwerken
                              versorgt:
                           
                              
                                 The
                                 Lambeth-
                                 
                              
                                  –
                                 South-London-
                                 
                              
                                  –
                                 Southwark-Water-Works.
                                 
                              
                           Die Lambeth-Wasserwerke liegen an der Themse zwischen der Westminster-
                              und Waterloobruͤke, und schoͤpfen ihr Wasser aus der Themse. Sie haben
                              keinen Behaͤlter. Das Wasser wird unmittelbar in die Hauptroͤhren
                              getrieben, und aus diesen 16,000 Abnehmern mitgetheilt, die taͤglich
                              1,244,000 Gallons brauchen, oder ungefaͤhr 200,000 Kubikfuß.
                           Die South-London Water-Works oder Vauxhall Water Works liegen in Kennington-Lane,
                              und haben ihre Maschine an der Vauxhallbruͤke uͤber die Themse. Sie
                              haben bloß Themsewasser und Behaͤlter fuͤr ihre oberen Maschinen. Sie
                              haben ungefaͤhr 10,000 Abnehmer, und brauchen taͤglich Eine Million
                              Gallons, oder ungefaͤhr 160,000 Kubikfuß.
                           Die Southwark Water-Works sind am Ufer der Themse,
                              zwischen der Southwark- und Londonbruͤke, und holen ihr Wasser mitten
                              aus der Themse. Sie haben ungefaͤhr 7000 Abnehmer, die taͤglich an
                              720,000 Gallons oder 115,000 Kubikfuß Wasser beduͤrfen.
                           Jede dieser drei Anstalten hat zwei Maschinen, deren Gesammtkraft 235 Pferden gleich
                              kommt. Sie liefern, wie wir sehen, im Durchschnitte 3 Millionen (oder 485,000
                              Kubikfuß) Wasser taͤglich fuͤr 33,000 Haͤuser.
                           Es fehlt auch hier nicht an Wasser, außer wenn Feuer auskommt, wo sich ein
                              bedauernswerther Mangel zeigt, der von Mangel an Behaͤltern
                              herruͤhrt.
                           London braucht demnach fuͤr seine Einwohner und fuͤr die in der Stadt
                              befindlichen Manufacturen taͤglich 29 Millionen Gallons, oder 4,650,000
                              Kubikfuß Wasser: und soviel hat es.
                           Was jedoch die Eigenschaften, die Guͤte, die Gesundheit dieses Wassers betrifft, so ist dieß
                              „eine Frage von der hoͤchsten Wichtigkeit,“ sagt die
                              Commission, „uͤber welche mit vieler Bitterkeit gestritten wurde,
                                 die dem Publicum auf verschiedene Weise dargestellt wurde, und die
                                 hoͤchst verwikelt ist, und die sorgfaͤltigsten Untersuchungen
                                 fordert. Wir sezten also alle Vorurtheile bei Seite, und untersuchten bloß die
                                 Thatsachen.“
                              
                           
                           
                              „Zuerst also vom Wasser der Themse.“
                              
                           Wir wuͤrden sehr gern aus den folgenden Blaͤttern, wie aus den
                              fruͤheren, einen bloßen Auszug liefern, wenn es uns nicht darum zu thun
                              waͤre, 1) unseren lieben Landsleuten auf dem festen Lande zu zeigen, daß ihre
                              Kaiser, Koͤnige und Fuͤrsten in Hinsicht auf eines der ersten
                              Beduͤrfnisse des Lebens Trinkwasser, weit
                              kraͤftiger und vaͤterlicher fuͤr sie sorgen, als in England
                              nicht geschieht, obschon, mit aller Ehrfurcht sey es gesprochen, unsere
                              Wasserleitungen in manchen Hauptstaͤdten den Wasserleitungen vieler
                              Doͤrfer in der Tuͤrkei durchaus nicht gleich kommen; 2) denselben zu
                              zeigen, daß in England, in dem Lande der gepriesenen Freiheit, eine Commission, die
                              der Koͤnig in wohlthaͤtiger Absicht ernannte, dem Koͤnige durch
                              Minister-Staats-Secretaͤr-Befehl, die Wahrheit nicht in
                              jener unumwundenen Sprache unterlegen durfte, in welcher sie jedes Mahl an den
                              Fuͤßen des Thrones wie vor die Thuͤre des Bauern gesprochen werden muß
                              – nudaque veritas. Es ist falsch, daß man
                              hoͤheren Ortes die Wahrheit nicht hoͤren will; Wahrheit ist gut Ding,
                              und Gutes ist uͤberall gut aufgenommen. Das Spruͤchlein: veritas odium parit, gehoͤrt zu jenen
                              Klugheitsregeln, durch die man reich und maͤchtig, aber nicht besser werden
                              kann: nur der scheut die Wahrheit, der gern durch Luͤge gewinnt. 3) denselben
                              endlich zu beweisen, daß die einfachste Sache von der Welt, eine Wahrheit wie diese:
                              „daß der Mensch doch wenigstens reines Wasser haben muß, wenn er
                                 fuͤr sein Vaterland als kraͤftiger Buͤrger arbeiten, als
                                 tapferer Vertheidiger der Rechte desselben sterben soll;“ eine
                              Wahrheit, die der gemeinste Mann von der Welt einsieht und fuͤhlt, ohne daß
                              er das Αριξον
                                 μεν ὑδωρ jemahls aus dem
                              Munde der Muse vernahm; daß mit einem Worte die anerkannte Wahrheit zur schwankenden
                              und jeden Entschluß fuͤr das Bessere laͤhmenden Unbestimmtheit wird,
                              sobald sie unter die Feder eines Clerk (eines Schreibers, Greffier) geraͤth, der Wahrheit und Irrthum so untereinander zu
                              ruͤhren gewohnt ist, wie er es mit der Tinte in seinem Tintenfasse zu thun
                              pflegt. Wir liefern daher eine woͤrtliche Uebersezung des folgenden Berichtes
                              der oben erwaͤhnten Commission und enthalten uns aller weiteren Anmerkungen
                              in der Ueberzeugung, daß unsere Leser sich mit uns wundern werden, wie man in der
                              ersten Hauptstadt Europens, die nun anderthalb Millionen Einwohner zaͤhlt, im
                              J. 1828 uͤber einen der wichtigsten Gegenstaͤnde des menschlichen
                              Lebens so denken und handeln kann.
                           
                              „Was nun das Wasser betrifft, das unmittelbar von dem Flusse hergeleitet
                                 wird, und keinem unmittelbaren Reinigungsprocesse unterworfen wurde, so leuchtet
                                 es zur Genuͤge ein, daß die Witterung auf die Reinheit dieses
                                 Wassers, das zuweilen so ziemlich rein und klar ist, zuweilen aber mit
                                 verschiedenen Stoffen, die mechanisch in demselben schweben und dasselbe mehr
                                 oder minder gefaͤrbt und truͤbe machen, beladen ist, auf eine
                                 materielle Weise wirken wird. Wenn es in dem lezteren Zustande, in Cisternen
                                 oder andere Behaͤlter in den Haͤusern kommt, ist es offenbar zum
                                 Gebrauche untauglich; wenn man es aber ruhen laͤßt, so bildet es eine
                                 gewisse Menge Niederschlages, und kann so zu den gewoͤhnlichen Zweken
                                 hinlaͤnglich klar werden. Dieser Niederschlag oder Bodensaz wird indessen
                                 die Quelle von manchem Unheile; er macht die Cisternen unrein, und fließt in
                                 jene Roͤhren ab, die sich an dem Boden derselben oder in dessen
                                 Naͤhe befinden. Durch die Bewegung, welche jeden frischen Zufluß des
                                 Wassers begleitet, wird dieser Bodensaz bestaͤndig aufgeruͤhrt,
                                 und wird so zur neuen Quelle der Verunreinigung der ganzen Masse, und obschon er
                                 vorzuͤglich aus erdigen Bestandtheilen besteht, die sehr fein zertheilt
                                 sind, kann er doch auch eine solche Menge von organischen Koͤrpern
                                 enthalten, daß, wenn diese zahlreich genug sind, vorzuͤglich bei warmer
                                 Witterung, ein Grad von Faͤulniß dadurch entstehen kann. Von diesem
                                 Bodensaze sammelt sich immer etwas, mehr oder weniger an, vorzuͤglich, wo
                                 das Wasser unmittelbar vom Flusse herkommt; und obschon einige Compagnien
                                 Behaͤlter besizen, die groß genug sind, um sie stets nur solches Wasser
                                 liefern zu lassen, das bereits zum Theile durch Absezen seines Bodensazes
                                 gereinigt wurde, so ist dieses ganze System doch immer noch sehr unvollkommen,
                                 und das Wasser wird meistens truͤbe geliefert. In einigen Faͤllen
                                 werden aber gerade diese Behaͤlter der Wassercompagnien, so
                                 nuͤzlich sie bei Feuersgefahr sind, dadurch fuͤr die Reinheit des
                                 Wassers nachtheilig, daß Schlamm sich in denselben anhaͤuft, was auch
                                 verhaͤltnißmaͤßig in den Haupt- und Nebenroͤhren
                                 geschieht.
                              
                           Bei weitem die groͤßte Zahl der uns vorgekommenen Klagen in Hinsicht auf die
                              Guͤte des Wassers entstand vorzuͤglich aus den so eben angegebenen
                              Ursachen; daher glaubten einige Compagnien diese Schwierigkeiten dadurch zu
                              beseitigen, daß sie das Wasser eine hinlaͤngliche Zeit uͤber ruhen
                              ließen, ehe sie das Publicum damit versahen, und dadurch haben sie, in einigen
                              Faͤllen, ihren Dienst auf eine materielle Weise verbessert. Wenn indessen,
                              entweder durch Landregen oder aus anderen Ursachen, der Fluß truͤbe und das
                              Wasser dik wird, koͤnnen sie diesem nicht so viel Zeit gestatten, als zur
                              Bildung' des Bodensazes nothwendig ist, und wenn auch dieser sich noch so vollkommen
                              bildet, so werden sie doch der Insecten„Insecten“ heißt es hier; waͤhrend es offenbar
                                    „Wuͤrmer“ heißen sollte; denn offenbar
                                    bilden die Insecten nicht den hundert tausendsten Theil der Thiere, die in
                                    diesem Wasser vorkommen. Sollte man glauben, daß in dem Vaterlande der Ellis so etwas sollte geschrieben werden
                                    koͤnnen? So geht es, wenn man in einem Lande das Studium der
                                    Naturgeschichte so sehr vernachlaͤssigt, als es auf den beiden
                                    Universitaͤten zu Oxford und Cambridge in den lezten 30 Jahren
                                    geschehen ist. Die Gesundheits-Commissaͤre wissen dann nicht
                                    mehr, was Insect und was Wurm ist. Moͤchten doch die Wuͤrmer
                                    bei lebendigem Leibe alle diejenigen belaͤstigen, die das Studium der
                                    Naturgeschichte, der Quelle des Wohles der Menschheit, so sehr
                                    unterdruͤken, als es in einigen Laͤndern, seit 30 Jahren so
                                    ministerielle Sitte ist. Wahrhaftig London braucht 2 Universitaͤten;
                                    eine fuͤr Insecten, die aͤndere fuͤr die
                                    Wuͤrmer. A. d. Ueb. dadurch so wenig los, daß diese vielleicht eben dadurch nur noch zahlreicher
                              werden. Dieß ist ein anderer billiger Grund zur Klage uͤber schlechtes
                              Wasser, vorzuͤglich in heißer Jahreszeit.
                           Um nun eine hinlaͤngliche Menge klaren Wassers frei von allen Insecten (!) und
                              allen schwebenden Stoffen zu erhalten, haben wir verschiedene Plane zum Filtriren
                              des Wassers durch Sandlager und durch andere Materialien in Betrachtung gezogen. Da
                              dieß in mancher Hinsicht ein wichtiger Gegenstand ist, freut es uns, daß wir es
                              vollkommen moͤglich gefunden haben, den ganzen Wasserbedarf zu filtriren, und
                              zwar mit so geringen Kosten, daß kein erheblicher Einwurf gegen diesen Plan gemacht
                              werden kann. Das Filtriren soll mit solcher Schnelligkeit geschehen, daß die
                              Regelmaͤßigkeit des Dienstes dadurch nicht im Mindesten leidet.Alle Achtung vor der Commission. Allein da wir aus der Erfahrung eines
                                    Ehrenmannes, des Herrn Mederer von Wuthwehr wissen, was es ist, fuͤr 20,000
                                    Mann Wasser filtriren; so fuͤrchten wir sehr, daß man hier 1 1/2
                                    Millionen Menschen, wie die Chemiker sagen, durch's
                                       Filtrum laufen laͤßt. A. d. Ueb.
                              
                           Man muß indessen bedenken, daß nur Insecten „(aber nicht Oxford und
                                 Cambridge)“ und die schwebenden Unreinigkeiten durch das Filtrum
                              abgeschieden werden, und daß, man mag was immer fuͤr Koͤrper zu den
                              Filtrirlagern waͤhlen, die Reinheit des Wassers, insofern dieselbe von
                              Stoffen abhaͤngt, die in demselben sich in einem Zustande von
                              Aufloͤsung befinden, durch kein im Großen anwendbares Verfahren des
                              Filtrirens verbessert werden kann. Wenn man also zeigen kann, daß das Wasser aus
                              jenen Stellen des Flusses, aus welchen die Compagnien dasselbe schoͤpfen,
                              entweder wirklich oder wahrscheinlich mit Stoffen verunreinigt ist, die darin
                              aufgeloͤst oder chemisch mit demselben verbunden sind, so folgt, daß das
                              vollkommenste Filtrirsystem nur eine theilweise Reinigung zu bewirken vermag.
                           Wir haben von dem Anfange unserer Untersuchungen an einen großen Theil unserer
                              Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand gewendet, und uns bemuͤht, genaue
                              Erkundigung uͤber denselben einzuziehen. Als wir aber die bereits
                              vorgenommenen Analysen mit diesem Wasser, die man uns mittheilte, mit jenen, die wir von
                              mehreren Individuen erhielten, deren Angaben in solchen Sachen von dem
                              hoͤchsten Gewichte sind, verglichen, fanden wir dieselben so sehr von
                              einander abweichend, daß wir zu keinem genuͤgenden Schlusse kommen konnten.
                              Wir entwarfen daher einen regelmaͤßigeren Plan fuͤr unser weiteres
                              Verfahren, der, wie es uns schien, den einzelnen Zweken unserer
                              gegenwaͤrtigen Untersuchung mehr entsprechend seyn sollte. Nachdem alle
                              Vorbereitungen zu diesem Ende getroffen waren, noͤthigte uns ein starker
                              Schnee, der zufaͤllig fiel, und auf das Flußwasser so maͤchtig wirkte,
                              daß wir nur sehr unsichere Resultate erhalten haben wuͤrden, die
                              Ausfuͤhrung unseres Planes fuͤr einige Zeit zu verschieben. Wir
                              warteten, bis der Fluß auf seinen mittleren Stand zuruͤkkehrte, und ließen
                              dann, unter persoͤnlicher Aufsicht des Secretaͤrs unserer Commission,
                              Wasser aus verschiedenen Stellen des Flusses zu verschiedenen Zeiten der Fluth
                              vorzuͤglich an jenen Plaͤzen schoͤpfen, wo die Compagnien ihr
                              Wasser herholen, und dann auch noch von hoͤher oben im Flusse gelegenen
                              Stellen, wo die Guͤte des Wassers durch die Fluth auf keine Weise mehr leiden
                              kann. Um den Zustand des Wassers der Themse zu London unter verschiedenen
                              Umstaͤnden vergleichen zu koͤnnen, nahmen wir spaͤter nach
                              einem starken und anhaltenden Regen, Wasser aus verschiedenen Stellen des Flusses;
                              ferner auch noch von solchen Plaͤzen, an welchen, wie man uns sagte, das
                              Wasser vorzuͤglich verunreinigt seyn soll. Da das Wasser an der Londoner
                              Werfte (London Dock) allgemein fuͤr besonders
                              gefaͤhrlich gilt, indem es sehr mit Kupfer von dem Beschlage der Schiffe an
                              dem Boden derselben verunreinigt seyn soll, nahmen wir auch Wasser aus dieser
                              Werfte, um zu sehen, ob diese Sage gegruͤndet ist, und zwar aus drei
                              verschiedenen Tiefen derselben.
                           Um ferner sicher zu seyn, daß alle diese verschiedenen Arten von Wasser so
                              sorgfaͤltig und genau als moͤglich, und zwar nach einem
                              gleichfoͤrmigen Systeme, gepruͤft werden, uͤbergaben wir
                              dieselben in die Haͤnde des Drs. Bostock, eines
                              Mannes, der durch seine ausgebreiteten Kenntnisse in der Chemie und durch seine
                              praktische Geschiklichkeit im Fache der Wasseranalyse vorzuͤglich zu einer
                              solchen Unternehmung geeignet war. In dem AnhangeDieser Anhang kommt hier nicht vor. A. d. U. wird man umstaͤndliche Nachricht uͤber seine Untersuchungen
                              finden, auf deren Genauigkeit wir allen Grund haben mit dem vollkommensten Vertrauen
                              zu bauen. In seinem uns mitgetheilten Berichte bemerkt er mit Recht, daß weit mehr
                              Zeit zu einer vollstaͤndigen wissenschaftlichen Analyse einer solchen Menge
                              verschiedener Arten von Wasser nothwendig gewesen waͤre, als wir ihm nicht
                              hierzu gewaͤhren konnten; indessen sind die Resultate, die er erhielt, zu dem
                              vorgenommenen Zweke, auf
                              welchen wir seine Aufmerksamkeit vorzuͤglich hinleiteten, vollkommen
                              hinreichend, naͤmlich: „auszumitteln, in wiefern das Wasser der
                                 Themse an und in der Naͤhe von London geeignet ist, in
                                 diaͤtetischer Hinsicht und zu verschiedenen anderen haͤuslichen
                                 Zweken verwendet zu werden.“
                              
                           Der Schluß, den er aus der ganzen Reihe seiner Untersuchungen zieht, ist in folgender
                              Stelle seines Berichtes enthalten.
                           
                              „Es scheint, daß das Wasser der Themse, wann es von allen fremdartigen
                                 Stoffen frei ist, sich in einem ziemlichen Zustande von Reinheit befindet, und
                                 nur eine maͤßige Menge salziger Substanzen enthaͤlt, die von der
                                 Art sind, daß es dadurch weder zum Hausgebrauche untauglich, noch der Gesundheit
                                 nachteilig wird. So wie es aber der Hauptstadt naͤher kommt, wird es mit
                                 einer Menge Unrathes beladen, wodurch es den Sinnen widerlich und zur Bereitung
                                 der Nahrung untauglich wird. Der groͤßte Theil dieser fremdartigen Stoffe
                                 scheint nur mechanisch demselben beigemengt, schwebt darin, und sezt sich durch
                                 bloße Ruhe zu Boden. Es gehoͤrt indessen eine bedeutend lange Zeit dazu,
                                 um eine vollkommene Abscheidung zu erhalten, und wegen des ganz eigenen Baues
                                 und der Feinheit dieser fremdartigen Theile ist dieser Bodensaz sehr geneigt
                                 durch eine leichte Erschuͤtterung sich wieder in dem Wasser zu
                                 verbreiten, so wie er, durch seine allmaͤhliche Anhaͤufung in den
                                 Behaͤltern offenbar den unangenehmen Geruch und Geschmak dieses Wassers
                                 vermehren, und die Neigung zur Faͤulniß befoͤrdern
                                 muß.“
                              
                           
                              „Was den groͤßten Theil dieses fremdartigen Stoffes in dem
                                 Themsewasser betrifft, der mechanisch demselben beigemengt ist, so laͤßt
                                 sich begreifen, daß eine Menge verschiedener zufaͤlliger Umstaͤnde
                                 an derselben Stelle und unter denselben Fluthverhaͤltnissen auf die Menge
                                 desselben Einfluß haben kann, und die Resultate unserer Beobachtung laufen
                                 hinlaͤnglich uͤbereinstimmend darauf hinaus, daß das Wasser bei
                                 niedriger Fluch am reinsten, bei halber Ebbe aber am meisten mit fremdartigen
                                 Theilen beladen ist. Es scheint indessen, daß ein sehr bedeutender Theil, wenn
                                 nicht die ganze Masse dieser fremdartigen Stoffe sich durch Filtrirung durch
                                 Sand, und noch besser durch eine Mischung von Sand und Holzkohle sich abscheiden
                                 laͤßt.“
                              
                           Die Untersuchung des Wassers von der Londoner Werfte (London-Dock) zeigte, daß es nicht die kleinste bemerkbare Spur von
                              Kupfer enthielt.
                           Wir bemuͤhten uns auch noch, von verschiedenen anderen Seiten Nachrichten
                              uͤber den Zustand und die Reinheit des Themsewassers, und uͤber die
                              Anwendbarkeit desselben zum Hausgebrauche uͤberhaupt zu erhalten. Aus diesen
                              Untersuchungen scheint uns erwiesen, daß die Guͤte des Wassers innerhalb
                              gewisser Graͤnzen, innerhalb des sogenannten Londoner Districtes, seit der
                              lezten zehn bis zwoͤlf Jahre eine allmaͤhlich zunehmende
                              Verschlechterung erlitt. Wir gruͤnden diese Meinung auf die rein erwiesene
                              Thatsache, daß die Fische aus dieser Streke des Flusses verschwanden, und zwar in
                              einem solchen Grade, daß die Fischerei von Putney Bridge bis Greenwich nun fast
                              gaͤnzlich zerstoͤrt ist, und auf den Umstand, daß die aus Holland
                              heruͤber eingefuͤhrten Aale jezt nur mit Muͤhe mehr in jenen
                              Gegenden der Themse am Leben erhalten werden koͤnnen, wo sie fruͤher
                              sich sehr leicht gesund erhalten ließen. Wir wissen auch von den
                              Fischhaͤndlern in London, daß es ihnen unmoͤglich ist, die Fische in
                              Wasser aus diesem Theile der Themse lang gesund zu erhalten.
                           Die Ursachen dieser Wirkungen sind vielleicht vorzuͤglich in der Vermehrung
                              gewisser Fabriken (unter welchen die Kohlengasfabriken sich vorzuͤglich
                              auszeichnen) zu suchen, durch deren Abfaͤlle der Fluß verunreinigt wird;
                              ferner auch in dem bestaͤndigen Hin- und Herfahren der Dampfbothe,
                              durch welche der Schlamm aufgeruͤhrt wird, und in der besonderen Eigenschaft
                              des Schlammes in diesem Bezirke. Auch der Umstand, daß die Haͤuser und die
                              Fabriken der Hauptstadt mit einer so großen Menge Wassers versehen werden, scheint
                              wesentlich mit der Zunahme der Unsauberkeit des Flusses in Verbindung zu stehen;
                              denn gegenwaͤrtig werden die Abfaͤlle thierischer und vegetabilischer
                              Stoffe verschiedener Art, die man ehevor aufsammelte und von Zeit zu Zeit als
                              Duͤnger ausfuͤhrte, ohne Unterschied durch die Kloakencanaͤle
                              in die Themse ausgefuͤhrt, und die Kloakencanaͤle selbst sind jezt
                              viel reiner gehalten, als ehemahls, da bestaͤndig eine große Menge Wassers
                              durch dieselben laͤuft; sie riechen auch jezt, wie bereits bemerkt wurde,
                              weit weniger als ehemahls, vorzuͤglich in jenen Gegenden der Stadt, wo ehevor
                              die meiste Neigung zur Stokung und folglich auch zur Faͤulniß Statt hatte. So
                              sagte man uns auch, daß das Wasser der Themse unmittelbar nach starkem Regen,
                              welcher alles, was in den Kloakencanaͤlen der Stadt enthalten ist,
                              auswaͤscht und vor sich her treibt, weit unreiner ist, als nach anhaltendem
                              trokenen Wetter, wo der Ausfluß aus den Canaͤlen sehr langsam geschieht, oder
                              gaͤnzlich stokt. Die Resultate der Versuche, die wir in dieser Hinsicht
                              anstellen ließen, beweisen diese Thatsache vollkommen. Die große Zunahme der
                              Bevoͤlkerung von London waͤhrend der lezteren Jahre, und der
                              Vorstaͤdte dieser Hauptstadt auf allen Seiten derselben muß nothwendig mit
                              einer verhaͤltnißmaͤßigen Vergroͤßerung der Menge fremdartiger
                              Stoffe, die in die Themse hinabgefuͤhrt werden, in Verbindung stehen.
                           
                           Es gibt noch andere Umstaͤnde, die auf die Brauchbarkeit des Wassers, mit
                              welchem die Hauptstadt jezt aus dem Flusse versehen wird, Einfluß haben; und obschon
                              der Einfluß derselben nicht so allgemein ist, darf er doch nicht uͤbersehen
                              werden. Hierher gehoͤrt z.B. die Lage der Saugeroͤhren der Maschinen,
                              die einigen Gesellschaften angehoͤren, in Hinsicht auf die Ausmuͤndung
                              der Kloakencanaͤle; die Menge todter Thiere, welche in und um London in den
                              Fluß geworfen werden; die Verunreinigung desselben durch die Abfaͤlle der
                              Schlachthaͤuser, und eine Menge anderer Umstaͤnde, die es nicht
                              noͤthig ist, hier einzeln aufzufuͤhren, und die sich in dem
                              Zeugenverhoͤre finden. Einige derselben haben wir im Detail untersucht, und
                              sorgfaͤltig den Mitteln nachgespuͤrt, durch welche die aus denselben
                              entstehenden Nachtheile vermindert oder gaͤnzlich beseitigt werden
                              koͤnnten. Es ist aber offenbar, daß, wenn die Eigenschaft des Wassers der
                              Themse uͤberhaupt in dem ganzen Bezirke, aus welchem es fuͤr den
                              Dienst der Stadt genommen wird, schlecht ist, einzelne Mittel zur Abhuͤlfe
                              oͤrtlicher Uebel verhaͤltnißmaͤßig unbedeutend sind; und
                              obschon leztere in dem Maße abnehmen, als wir weiter stromaufwaͤrts kommen,
                              so fuͤrchten wir doch, daß ihr Einfluß in Verbindung mit jenem anderer
                              verunreinigender Ursachen, so weit die Fluch hinanreicht, immer mehr oder minder
                              fuͤhlbar ist.
                           Wir haben die Angaben, die man in Hinsicht auf Ungesundheit des Themsewassers, in
                              sofern es von den Wassercompagnien geliefert wird, vorgebracht hat, gleichfalls
                              erwogen, und obschon wir, aus den wenigen Faͤllen, die man uns vorgelegt hat,
                              in welchen Krankheiten aus dieser Ursache entstanden seyn sollen, uns nicht zu
                              allgemeinen Schluͤssen berechtigt glauben, so denken wir doch, daß dieser
                              Gegenstand allerdings noch weitere Aufmerksamkeit verdient. Es muß immer eine
                              hoͤchst schwierige Aufgabe bleiben, entscheidende. Beweise fuͤr den
                              Einfluß einer Sache zu erhalten, die, obschon sie wirklich in einem gewissen Grade
                              als Ursache einer Unordnung in der Constitution des Koͤrpers wirkt, doch
                              vielleicht nicht kraͤftig genug ist, unmittelbaren und auffallenden Nachtheil
                              zu erzeugen. Man kann nicht laͤugnen, daß anhaltender Gebrauch
                              schaͤdlicher Ingredienzen in den Nahrungsmitteln eine Neigung zu Krankheiten
                              erzeugen kann, die nur erst dann wirklich ausbrechen, wann sie durch das
                              Zusammentressen anderer Ursachen gewekt werden; denn wir sehen deutlich einen
                              aͤhnlichen Einfluß von anderen Dingen, die nur eine gewisse Neigung zur
                              Krankheit veranlassen, und deren unmittelbare Wirkung daher immer aͤußerst
                              nachtheilig, verfielt und schwer zu entdeken seyn muß. Es ist offenbar, daß Wasser,
                              welches eine solche Menge fremdartiger Stoffe aufnimmt, als, wie wir sahen, nach der
                              Themse laͤuft, und welches so unrein geworden ist, daß Fische darin absterben, selbst wenn es durch
                              Filtriren gereinigt wird, nicht von allem Verdachte der Ungesundheit
                              uͤberhaupt vollkommen freigesprochen werden kann. Und in dieser Hinsicht
                              fuͤrchten wir, daß es keinen Grund geben koͤnne, um mit
                              Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß der Zustand des Wassers aus der Themse in dem
                              Bezirke von London irgend einer Verbesserung faͤhig ist.
                           Obschon der groͤßte Theil des Wassers, welches die neue Fluß-Compagnie
                              (New River Company) in die Stadt leitet, nicht
                              denselben beklagenswerthen Verunreinigungen unterliegt, so denken wir doch dessen
                              ungeachtet, daß dieses Wasser sich noch sehr verbessern laͤßt. Dem Mangel an
                              der gehoͤrigen Menge, der zu der Idee einer Maschine bei Broken Wharf
                              Veranlassung gab, koͤnnte man dadurch abhelfen, daß man erlaubte, einen Theil
                              des Wassers aus dem Flusse Lea, bei Lea Bridge zu nehmen.
                           Aber auch hier ist, wie in der Themse, das Wasser gelegentlich sehr schlammig, indem
                              es das Wasser der Abzugsgraben einer bedeutenden Streke Landes aufnimmt. Die Besizer
                              der an diesem Flusse liegenden Gruͤnde behaupten ein Recht zu haben, ihr
                              Abzugswasser dahin zu leiten, und die Compagnie kann gegenwaͤrtig diesem
                              Uebel nicht Abhuͤlfe leisten; sie hat auch keine Gewalt, die Leute zu
                              hindern, daß sie sich in ihrer Wasserleitung baden.
                           Sie wuͤrde diesen Nachtheilen mit Vergnuͤgen abhelfen, wenn man sie
                              hierzu in den Stand sezte; und wenn diese Nachtheile beseitigt wuͤrden, wenn
                              ein großes Filtrirungssystem angenommen wuͤrde, so wuͤrde das Wasser,
                              das die New River Company liefert, bedeutend verbessert
                              werden. Nicht bloß der große Bezirk der Hauptstadt, der von dieser Gesellschaft mit
                              Wasser versehen wird, wuͤrde dadurch sehr viel gewinnen, sondern das Publicum
                              uͤberhaupt, wenn die Versuchung, sich in dem offenen Canale des New River zu baden, durch die Errichtung von Badern in
                              der Nachbarschaft der Hauptstadt, zu welchen das Publicum unter gewissen Bedingungen
                              freien Zutritt haͤtte, beseitiget wuͤrde. Die New River Company hat sich freiwillig angeboten, eine hinlaͤngliche
                              Menge Wassers zu einer so offenbar und allgemein nuͤzlichen Anstalt zu
                              liefern.Sie verdient dafuͤr gewiß allen Dank; denn die Badeanstalten zu London
                                    sind schlechter, als irgendwo in der Christenheit, in welcher man
                                    uͤberhaupt kein menschliches Bad findet, das man nur bei
                                    Tuͤrken suchen muß. A. d. U.
                              
                           Wenn man nun die verschiedenen Umstaͤnde, auf welche wir aufmerksam machten,
                              und die offenbaren einzelnen Beweise, durch welche sie erwiesen und
                              erlaͤutert werden, so wie auch die Thatsachen, die aus unserer eigenen
                              Beobachtung und Erfahrung sich ergeben, erwaͤgt, so sind wir der Meinung, daß der
                              gegenwaͤrtige Zustand des Wassers, mit welchem die Hauptstadt versehen wird,
                              einer Verbesserung faͤhig ist und eine solche fordert; daß viele Klagen
                              uͤber die Beschaffenheit des Wassers sehr gut gegruͤndet sind, und daß
                              es aus anderen Quellen hergeleitet werden muß, als jene sind, zu welchen man jezt
                              seine Zuflucht genommen hat; daß endlich bei der Wahl derselben solche Maßregeln
                              getroffen werden muͤssen, daß man jederzeit der Reinlichkeit und der Reinheit
                              sicher ist.
                           
                              Verschiedene Vorschlage, von verschiedenen Individuen zu Erreichung dieses Zwekes
                                 vorgelegt, haben uns im Verlaufe unserer Untersuchungen beschaͤftigt.
                                 Eine vollstaͤndige Pruͤfung eines jeden Planes dieser Art in
                                 Hinsicht auf wirkliche Ausfuͤhrbarkeit wuͤrde aber nothwendig eine
                                 Aufnahme der Grundstuͤke, und die Bestimmung der Hoͤhepuncte in
                                 jedem dieser Plane erfordert haben. Die Glaͤnzen, die uns bei unserer
                                 Untersuchung angewiesen wurden, und die Art, in welcher man unseren Bericht
                                 abgefaßt verlangte, haben alle weitere Forschung uͤber diesen wichtigen
                                 Gegenstand, die wir anfangs beabsichtigten, und zu welcher wir die
                                 noͤthigen Vorkehrungen getroffen haben, ausgeschlossen. Weil wir jedoch
                                 aus diesem Grunde uns aller weiteren Bemerkungen uͤber die Mittel zur
                                 Abhuͤlfe der vorhandenen Uebel, so wie uͤber die sichersten
                                 Mittel, die Einwohner der Hauptstadt mit einer hinlaͤnglichen Menge guten
                                 und gesunden Wassers zu versehen, enthalten muͤssen, so koͤnnen
                                 wir unsere Arbeit nicht schließen, ohne die Wichtigkeit dieses Gegenstandes
                                 fuͤr das Publicum nach unserem Gefuͤhle kraͤftig
                                 auszudruͤken, so wie auch unsere sichere Erwartung, daß die genaueste
                                 Untersuchung hieruͤber nicht laͤnger mehr verschoben und
                                 competenten Richtern uͤbertragen werden wird. Da jedoch die Materialien,
                                 welche wir zur genaueren Untersuchung dieses Gegenstandes gesammelt haben,
                                 denjenigen nuͤzlich seyn koͤnnen, die denselben wiederholt
                                 untersuchen werden, so fanden wir es geeignet, sie in dem Anhange zu diesem
                                 Berichte einzuruͤken. Ein Theil einer Aussage, die eine dieser
                                 Gesellschaften bei uns machte, in Hinsicht auf vorgeschlagene
                                 Abaͤnderungen und Verbesserungen, und die nicht zur Bekanntmachung reif
                                 genug war, wurde auf Verlangen dieser Gesellschaft zuruͤkgegeben, indem
                                 sie sah, daß wir nicht die Vollmacht hatten, unsere Untersuchung soweit
                                 auszufuͤhren, als wir anfangs wollten.“
                              
                           Nun kommt eine lange englisch-juristische Schnoͤrkelei, die zehn Mahl
                              aͤrger ist, als jede deutsche, und fuͤr keinen verstaͤndigen
                              Leser Interesse hat, gegen welche jedoch die Commission selbst sehr maͤnnlich
                              auftritt, indem sie sagt:
                           „Wir erlauben uns“ (in diesem Streite von Compagnien, die Monopol mit Wasser treiben, daruͤber sich in ihre
                              gruͤnen Perruͤken geriethen, und keine neue Anstalt, die besseres und
                              wohlfeileres Wasser liefert, emporkommen lassen wollen) „nur die einzige
                                 Bemerkung, daß wenn auf der einen Seite die Erhaltung der gegenwaͤrtigen
                                 Wassercompagnien, von welchen das Publicum ohne Zweifel unendliche Vortheile
                                 erhielt, durch unbegraͤnzte Concurrenz neuerer Compagnien fuͤr
                                 Wasserlieferung gefaͤhrdet werden wuͤrde, auf der anderen Seite es
                                 jedem einleuchten muß, der die Sache gehoͤrig erwaͤgt, daß eine
                                 reichliche und unversiegbare Menge reinen Wassers eine Sache von der
                                 hoͤchsten Wichtigkeit fuͤr die Einwohner der Hauptstadt ist, an
                                 welcher ihr Leben haͤngt; daß die Lieferung eines fuͤr das Leben
                                 so unerlaͤßlichen Beduͤrfnisses nicht dem unbegraͤnzten
                                 Gutduͤnken von Compagnien uͤberlassen werden darf, die einen
                                 ausschließlichen Alleinhandel mit diesem Lebensbeduͤrfnisse treiben; daß
                                 endlich, so lang sie noch dieses Monopol treiben, ihr Verfahren einer
                                 kraͤftigen Oberaufsicht und Controlle unterliegen soll.So sah's in der ersten Hauptstadt Europens am 21. April 1828 in Hinsicht
                                       auf eines der ersten Lebensbeduͤrfnisse, auf Wasser aus. Die Clerks werden, so lang auch ihre Ohren sind,
                                       die Stimme der Menschheit nicht hoͤren, und so laut Y –
                                       haen, daß keine Stentorstimme vernehmbar werden kann; das deutsche
                                       Publicum darf nicht erwarten, daß diesem Berichte in England ein Erfolg
                                       gegeben wird, bis nicht ebenfalls eine Pest uͤber London kommt.
                                       A. d. U.
                                 
                              
                           P. M. Royet.
                           W. Th. Brande.
                           Th. Telford.