| Titel: | Ueber eine monochromatische Lampe. | 
| Fundstelle: | Band 29, Jahrgang 1828, Nr. LIX., S. 224 | 
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                        LIX.
                        Ueber eine monochromatische Lampe.
                        Aus den Annales de Chimie. Mai 1828, S.
                              437.
                        Ueber eine monochromatische Lampe.
                        
                     
                        
                           Die Strahlen der meisten unserer kuͤnstlichen Lichter,
                              sie moͤgen weiß oder gefaͤrbt seyn, bestehen aus allen Schattirungen
                              des Prisma Man wußte seit langer Zeit, daß es moͤglich ist, sowohl die
                              comparativen Intensitaͤten, als selbst die Zahl der Elementarstrahlen, aus
                              welchen diese Lichter bestehen, dadurch bedeutend zu veraͤndern, daß man diese oder jene
                              Substanz dem brennenden Stoffe zusezt. Hr. Brewster
                              versuchte zu bestimmen, ob es nicht moͤglich waͤre, eine Flamme zu
                              erzeugen, aus weicher bloß gleichartige „(gleichfarbige?)“
                              Lichtstrahlen ausstroͤmen.
                           Dieser Physiker bemerkte, daß beinahe alle Koͤrper, welche auf eine
                              unvollkommene Weise brennen, wie Papier, Leinen- oder Baumwollengewebe etc.,
                              ein Licht ausstrahlen, in welchem die gelben Strahlen die vorherrschenden sind, und
                              zwar desto mehr vorherrschen, je feuchter diese Koͤrper sind, und glaubte,
                              daß er seinen Zwek erreichen wurde, wenn er die Verbrennlichkeit der verschiedenen
                              Koͤrper, die er pruͤfen wollte, schwaͤchte. Er waͤhlte
                              daher zuvoͤrderst den Alkohol, mengte diesen mit einer bestimmten Menge
                              Wassers, und fand, nicht ohne Verwunderung, daß die Aufgabe gelost war.
                           Die Flamme, die dieser geschwaͤchte Alkohol gab, war beinahe ein gleichartiges
                              gelbes Licht. Nachdem man sie mit einem Prisma zersezte, zeigte sie Spuren von
                              Gruͤn und Blau, aber weder einen Strahl rothen, noch einen Strahl
                              pomeranzenfarbenen Lichtes. Das Gruͤn und das Blau verschwand
                              gaͤnzlich, sobald man das Licht durch ein aͤußerst blaßgelbes Glas
                              betrachtete.
                           Uebrigens, sagt der beruͤhmte Physiker Edinburgh's,
                              ist die Ausstrahlung des gelben Lichtes waͤhrend des Verbrennens des
                              Alkoholes nach der Natur des Dochtes, und nach der Schnelligkeit, mit welcher der
                              Alkohol brennt, verschieden in Bezug auf seine Menge. Ein Stuͤk Schwamm, das
                              eine gewisse Menge hervorstehender Spizen darbietet, gibt bessere Resultate, als
                              jede andere Art von Docht. Es ist auch sehr gut, wenn man eine gewoͤhnliche
                              Lampe unter das Gefaͤß bringt, in welchem der Alkohol enthalten ist.
                           Wenn Hr. Brewster waͤhrend einer gewissen Zeit
                              uͤber eines starken Lichtes bedarf, so zuͤndet er den Alkohol
                              unmittelbar an, ohne allen Docht. Diese Fluͤssigkeit fließt nach und nach aus
                              dem Gefaͤße aus, in welchem sie enthalten ist, und kommt in eine
                              ausgehoͤhlte Platinnascheibe, welche mittelst einer gewoͤhnlichen
                              darunter gestellten Weingeistlampe sehr stark erhizt wird. Der Boden dieser Scheibe
                              hat eine gewisse Menge Erhabenheiten, damit die duͤnne Schichte Alkohol, die
                              sie dekt, auf mehreren Puncten ihrer Oberflaͤche stark erhizt wird. Diese
                              Vorrichtung hat indessen den einzigen Nachtheil, daß wenn die Fluͤssigkeit
                              eine laͤngere Zeit uͤber brennt, eine gewisse Menge nicht verdampften
                              Wassers sich mit einer sehr geringen Menge Alkoholes vermengt, den Boden des
                              Platinnagefaͤßes einnimmt, und dann diese Mischung nicht mehr brennen
                              laͤßt. Man kann aber dieses Wasser nur einem Schwamme wegschaffen, oder
                              einige Tropfen reinen Alkoholes zu demselben zusezen.
                           
                           Vielleicht wird es mancher Leser gut finden, wenn wir hier einige Versuche des Herrn
                              Herschel uͤber diesen Gegenstand
                              beifuͤgen, die Herr Brewster im Auge hatte.
                           Wenn der Schwefel mit schwacher Flamme brennt, so streut er alle Arten von
                              Lichtstrahlen um sich aus, vorzuͤglich aber violette und blaue. Wenn im
                              Gegentheile die Verbrennung rasch geschieht, wie wenn man ein Stuͤk Schwefel
                              in einen weiß gluͤhenden Tiegel wirft, ist das Licht durchaus
                              gleichfoͤrmig; es ist ein glaͤnzendes Gelb von so genau
                              begraͤnzter Brechbarkeit, daß man durch ein großes Prisma eben so genau, wie
                              mit freiem Auge, alle Undulationen der Flamme sehen kann. Sobald die Heftigkeit des
                              Verbrennens nachlaͤßt, zeigen sich schwache Streifen von Gruͤn und
                              Roth im Spectrum.
                           Man koͤnnte glauben, daß, um die Lebhaftigkeit des Verbrennens des Schwefels
                              zu unterhalten und dieselbe staͤtiger zu machen, es gut waͤre,
                              Salpeter beizusezen; allein, das Licht wuͤrde dann nicht mehr
                              gleichfoͤrmig seyn; man wuͤrde außer den violetten Strahlen auch eine
                              große Menge rothen Lichtes erhalten.