| Titel: | Schreiben des Hrn. Jallu, des Sohnes, an die Redactoren der Annales de Chimie et de Physique über Runkelrüben-Zukerfabrication. | 
| Fundstelle: | Band 29, Jahrgang 1828, Nr. LXXXIII., S. 283 | 
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                        LXXXIII.
                        Schreiben des Hrn. Jallu, des Sohnes, an die Redactoren der Annales de Chimie et de Physique uͤber
                           Runkelruͤben-Zukerfabrication.
                        Aus den Annales de Chimie. Mai 1828. S.
                              427.Es ist merkwuͤrdig, daß bei einem Journale, welches zwei Redactoren von der bekannten Genauigkeit der Hrn. Gay-Lussac und Arago besizt, dieser interessante Aufsaz in der Inhaltsanzeige des
                                 Maiheftes sich nicht findet. A. d. U.
                           
                        Jallu, uͤber
                           Runkelruͤben-Zukerfabrication.
                        
                     
                        
                           In meiner doppelten Eigenschaft als Landwirth und als
                              Fabrikant des inlaͤndischen Zukers werde ich mir die Freiheit nehmen, einige
                              Bemerkungen den richtigen, aber vielleicht zu kurzen Betrachtungen, die Sie
                              uͤber Hrn. Crespel-Dellisse's Ansichten
                              uͤber das beste Verfahren bei der Runkelruͤben-Zukerbereitung
                              aͤußerten, beizufuͤgen. Hrn. Crespel-Dellisse's Schreiben an Hrn. Gay-Lussac ist in einem der Hefte ihres Journales abgedrukt.Und uͤbersezt im 1. Juniusheft des polyt. Journ. l. J. A. d. U.
                              
                           Wenn meine Bemerkungen Ihnen werth scheinen in Ihrem Journale gleichfalls aufgenommen
                              zu werden, so widme ich sie der Aufmerksamkeit jener großen Anzahl von
                              Maͤnnern, die heute zu Tage geneigt scheinen, ihre Bemuͤhungen mit den
                              unsrigen zu vereinigen, um diesen Zweig der Industrie auf jenen Grad von
                              Vollkommenheit zu bringen, deren er faͤhig ist.
                           Vor Allem muß man gestehen, daß, obschon die Fabrication des inlaͤndischen
                              Zukers noch in ihrer Kindheit ist; obschon noch viel zu thun uͤbrig bleibt,
                              wenn man allen in den Runkelruͤben enthaltenen Saft aus denselben ausziehen,
                              und zwar mit den mindesten Kosten ausziehen will; obschon unsere Maschinen,
                              ungeachtet der erstaunlichen Fortschritte, welche die
                              Runkelruͤben-Zukerfabrication seit einigen Jahren mittelst derselben
                              machte, noch weit von jenem Ziele sind, welches sie erreichen koͤnnen und
                              erreichen muͤssen, Frankreich nichts desto weniger Hrn. Crespel-Dellisse gewisser Maßen die erste Losung der schwierigen
                              Aufgabe, Runkelruͤbenzuker in Concurrenz mit dem Rohrzuker mit Vortheil zu
                              erzeugen, zu verdanken hat. Vor ihm und so zu sagen bis auf ihn waren die Kosten
                              dieser Fabrication immer hoͤher, als der Werth des Productes; er verdankt
                              dieses Resultat bloß seiner Beharrlichkeit in dem Verfahren Achard's.
                           Ehre und Lohn also Hrn. Crespel-Dellisse und seinen
                              Mitarbeitern fuͤr den unendlichen Dienst, den sie dem Akerbaue und dem ganzen
                              Lande erwiesen. Wenn man aber Hrn. Crespel-Dellisse diese Gerechtigkeit widerfahren laͤßt, weil
                              man sie ihm schuldig ist, folgt daraus, daß man seine Ansichten uͤber die beste Art der
                              Runkelruͤben-Zukerbereitung, so gewichtig sie auch scheinen
                              moͤgen, ohne Pruͤfung annehmen soll? Ich glaube nicht, und ich bin
                              gewiß, Hr. Crespel-Dellisse glaubt es eben so
                              wenig. Er will, so gut wie diejenigen Fabrikanten, die das Sieden der langsamen
                              Krystallisation vorziehen, zu der wohlfeilsten und ergiebigsten Verfahrungsweise,
                              Runkelruͤbenzuker zu erzeugen, gelangen.
                           Die Frage ist also: welche von diesen beiden Verfahrungsweisen fuͤhrt am
                              sichersten zum Zweke?
                           Hr. Crespel-Dellisse hat lang gezweifelt, daß
                              Dampfheizung mit Vortheil in Runkelruͤben-Zukerfabriken
                              eingefuͤhrt werden kann; er hat sogar gezweifelt, ob das Sieden je in aller
                              Welt gelingen koͤnne; er hat die HHrn. Blanquet
                              und Harpigny de Famars getadelt, die die ersten waren,
                              welche sich des Apparates von Taylor und Martineau zu London bedienten; er hat auch mich getadelt,
                              daß ich diese Herren nachahmte; allein als ein wohlunterrichteter Mann, der Sinn
                              fuͤr Wahrheit hat und dieser huldigt, nachdem er sie erkannte, hat Hr. Crespel-Dellisse sich dieses Jahr entschlossen,
                              seine Fabrik gaͤnzlich umzuaͤndern, und heizt gegenwaͤrtig mit
                              Dampf.
                           Er wird es mit dem Sieden eben so machen, wenn er eingesehen haben wird, daß es, wie
                              es mir scheint, erwiesen ist: 1) daß die langsame Krystallisation, wie Sie selbst
                              gegen ihn bemerkten, den dreifachen Nachtheil hat, die Erzeugnisse zu
                              verspaͤten (es gibt Zuker, die sechs Monate lang in den
                              Krystallisirgefaͤßen bleiben, waͤhrend der durch das Sieden erzeugte
                              in weniger als drei Monaten raffinirt und verkauft ist), ungeheuere
                              Waͤrmestuben erfordern, und fuͤr Krystallisirgefaͤße allein
                              eine Auslage von 25–30,000 Franken in mancher Fabrik veranlassen, endlich
                              noch eine andere Auslage fuͤr Kohlen nothwendig zu machen, die die Auslage
                              fuͤr Brennmaterial bei dem Sieden weit uͤbersteigt.
                           2) Daß diese langsame Krystallisation, weit entfernt anderthalb Procent Zuker mehr,
                              als durch das Sieden nicht gewonnen wird, zu geben, wie Hr. Crespel-Dellisse behauptet (sey es nun aus Irrthum oder aus
                              Uebersehen, wie es mir leicht zu erweisen seyn wird), im Gegentheile nicht so viel
                              Zuker gibt, als man durch Sieden mittelst des Dampfes erhaͤlt.
                           Ich beweise dieß auf folgende Weise:
                           Hr. Crespel-Dellisse sagt, nachdem er von diesem
                              Ueberschusse von 1 1/2 P. C. zu Gunsten der langsamen Krystallisation gesprochen
                              hat, daß er die Syrupe, die durch die Reinigung erhalten werden, nach dem Kochen in
                              die Waͤrmestube bringt, und daß sie noch einen Zuker von zweiter
                              Qualitaͤt geben. Hieraus folgt, daß ehe man einen Unterschied in Hinsicht auf
                              Menge zwischen den Producten aufstellen wollte, wenn es ja einen solchen gibt, man
                              nach meiner Ansicht dem ersten Producte des Siedens auch noch diesen Zuker von
                              zweiter Qualitaͤt haͤtte beifuͤgen sollen, den Hr. Crespel-Dellisse selbst versichert durch langsame
                              Krystallisation erhalten zu haben, welcher er die durch die Reinigung erhaltenen
                              Syrupe aussezte, statt sie zu kochen und wieder zu kochen, wie es einige
                              Fabrikanten, die mit Dampf sieden, zu thun pflegen, und die jedes Mahl zwar einen
                              Zuker von geringerer Qualitaͤt, zugleich aber auch den kostbaren Vortheil
                              erhalten, daß ihnen nach dem lezten Sude beinahe gar kein Syrup mehr uͤbrig
                              bleibt.
                           Ich will es indessen nicht wagen zu behaupten, daß man mehr Vortheile dabei hat, wenn
                              man alle Reinigungssyrupe kocht und wieder kocht, als wenn man sie ganz oder zum
                              Theile der langsamen Krystallisation unterzieht. Ich werde dieß seiner Zeit
                              untersuchen; es handelt sich gegenwaͤrtig nicht darum, und ich habe jezt nur
                              deßwegen davon geschrieben, um Hrn. Crespel-Dellisse zu beweisen, daß er bei Vergleichung der Mengen
                              beider Producte etwas uͤbersehen hat, naͤmlich einen wichtigen Theil
                              der Producte, die man durch das Sieden erhaͤlt.
                           Die einzige, fuͤr diesen Augenblik zu entscheidende, Frage ist immer nur, wie
                              wir sagten, diese: welches von diesen beiden Verfahren ist fuͤr den
                              Fabrikanten das eintraͤglichste?
                           Ich habe bereits auf die bedeutenden Nachtheile bei der langsamen Krystallisation
                              aufmerksam gemacht; wir wollen sehen, worin die vermeintlichen Vortheile derselben
                              nach Hrn. Crespel-Dellisse bestehen.
                           Es waͤre sehr zu wuͤnschen gewesen, daß Hr. Crespel-Dellisse, ehe er von den lezteren gesprochen, ehe er nach
                              einem Versuche im Kleinen, dessen Resultate im Großen immer ungewiß bleiben
                              muͤssen, behauptet hat, daß er auf diese Weise um anderthalb per Cent mehr
                              Zuker, als durch das Sieden erhaͤlt, uns gesagt haͤtte, wie viel die
                              HHrn. Fabrikanten, die so wie er, in Krystallisirgefaͤßen arbeiten, im Ganzen
                              Zuker aus einer gewissen Menge Runkelruͤben erhalten.
                           Hieruͤber laͤßt uns aber sein Schreiben an Hrn. Gay-Lussac in Ungewißheit; er spricht wohl von der Menge Landes,
                              die jeder Fabrikant bebaut, so wie auch von der Menge Zukers, die jeder daraus
                              gewinnt; er sagt uns aber nicht, aus wie viel Zentnern Runkelruͤben sie so
                              und so viel Zuker erhielten; und dieß ist die Hauptsache.
                           Wenn Hr. Crespel-Dellisse diese Gewichte angegeben
                              haͤtte, haͤtte er keine weiteren Versuche noͤthig gehabt; er
                              haͤtte nur die Menge unseres Erzeugnisses mit der seinigen vergleichen
                              duͤrfen, und alle Schwierigkeiten waͤren beseitigt. Er wird nicht
                              voraussezen, daß wir arbeiten, ohne unsere Producte zu berechnen, und ohne sie mit jenen zu
                              vergleichen, die er stets erhalten zu haben
                              versichert.
                           Entweder taͤuscht mich mein Gedaͤchtniß sehr, oder Hr. Crespel-Dellisse hat es zu einigen Personen, die
                              zu seinen Kenntnissen und zu seiner langen Erfahrung ihre Zuflucht nahmen, gesagt
                              (ich glaube sogar, daß er es irgendwo geschrieben hat), daß die Runkelruͤbe 4
                              bis 5 p. Cent ihres Gewichtes Zuker gibt.
                           Wenn nun die Fabrikanten, welche sieden, durch das Sieden gleichfalls 5 p. Cent des
                              Gewichtes der Runkelruͤben an Zuker erhalten und selbst noch mehr; worin
                              bestuͤnde der Vortheil bei der langsamen Krystallisation? Wenn ich Hrn. Crespel-Dellisse frage, wird er mir antworten:
                              mein Zuker ist schoͤner als der ihrige. Ich will es nicht wagen, gegen eine
                              solche Behauptung zu streiten; es waͤre mir indessen leicht, ihm gesottenen
                              Zuker zu zeigen, der dem Auge eben so sehr schmeichelt, als der schoͤnste
                              Zuker, den man durch langsame Krystallisation erhalten hat, der vielleicht vor jenem
                              sogar noch den Vorzug besizt, daß er mehr gereinigt ist, und regelmaͤßigere
                              Krystalle darbietet, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil der Druk, den man an
                              dem krystallisirten Zuker anbringen muß, denselben zwar weißer macht, ihm aber auch
                              zugleich das Koͤrnige nimmt.
                           Es entsteht nun auch ganz natuͤrlich eine zweite Frage, deren Loͤsung
                              eben so wichtig ist. Welche von diesen beiden Zukerarten gewaͤhrt dem
                              Raffineur mehr Gewinn?
                           Wenn ich demjenigen, was mir sehr geschikte Raffineurs zu Paris sagten, und was mich
                              meine eigene Erfahrung, so wie jene mehrerer inlaͤndischen Zukerfabrikanten
                              lehrte, trauen darf, so gibt der durch das Sieden bereitete Zuker mehr Gewinn, als
                              jener, der durch die langsame Krystallisation erhalten wird; er schmilzt schneller
                              im Kessel, gibt schoͤnere Klaͤrungen und weniger Syrup.
                           Um jedoch diese Aufgabe auf eine noch genuͤgendere Weise zu loͤsen,
                              sowohl in Hinsicht auf die Menge der erhaltenen Producte, als in Bezug auf die
                              Qualitaͤt der lezteren selbst, will ich Hrn. de
                                 Beaujeu sprechen lassen, einen unserer ausgezeichneteren Agronomen, der
                              sich seit 15 Jahren auf seinem Gute zu Viantuis bei Regmolard, Depart. de l'Orne,
                              mit Fabrication des inlaͤndischen Zukers beschaͤftigt.
                           Wenn die Vertheidiger der langsamen Krystallisation sich die Muͤhe geben
                              wollen, ihn zu besuchen; so werden sie an ihm einen Mann finden, der mit
                              gruͤndlichen und ausgebreiteten Kenntnissen im Gebiete des Akerbaues und der
                              Mechanik auch eben so schoͤne Kenntnisse in der Chemie verbindet; der zur
                              Foͤrderung der Runkelruͤben-Zukerfabrication eine zahllose
                              Menge von Versuchen angestellt hat; der der Academie des
                                 Sciences mehrere Aufsaͤze uͤber diesen Gegenstand eingesendet
                              hat, die viele
                              interessante Thatsachen und merkwuͤrdige Beobachtungen enthalten, und Hr. de Beaujeu wird ihnen sagen, was er mir vor wenigen
                              Monaten sagte: daß seine Runkelruͤben, aus welchen er den Zuker durch Sieden
                              bereitet, ihm nicht weniger als 5 p. C. ihres Gewichtes an Rohrzuker liefern; daß er
                              mehr Gewinn dabei hat, diesen durch Sieden erhaltenen Zuker zu raffiniren, als
                              jenen, der in Krystallisirgefaͤßen bereitet wurde; daß er in diesem Jahre
                              alle Fabriken im Norden besuchte, die er noch nicht kannte, und daß er nirgendwo so
                              schoͤne Producte sah, als bei Hrn. Houdard de
                                 Villers, dessen Fabrik, obschon eine der aͤltesten, noch jezt durch
                              ihre außerordentliche Einfachheit als Muster einer guten Fabrik aufgestellt zu
                              werden verdient; daß man an dieser Fabrik siedet (dieß war hoͤchst
                              wahrscheinlich der Grund, warum dieser alte Officier, der jeden Fremden mit aller
                              Gastfreundschaft aufnimmt, nicht, wie so viele andere, die krystallisiren, von den
                              Einsichten und von dem Rathe des Hrn. Crespel-Dellisse Gebrauch machen konnte); daß endlich die Hrn. Blanquet und Harpigny, deren
                              bereits erwaͤhnt wurde, eben so schoͤne Producte mit allem Vortheile,
                              wie Hr. Houdard, erzeugen.
                           Ich werde jezt diesem Berichte des Hrn. de Beaujeu noch
                              dasjenige beifuͤgen, was mich persoͤnlich betrifft, und was ich Hrn.
                              Crespel-Dellisse zu jener Zeit noch nicht
                              sagen konnte, wo ich das Vergnuͤgen hatte, die Veraͤnderung zu sehen,
                              die er in seiner Fabrik getroffen hat, indem ich damahls erst meine Arbeiten anfing,
                              und es gegen meine Gewohnheit ist, von Resultaten zu sprechen, ehe ich dieselben
                              genau kennen gelernt habe. Jezt aber, wo meine Fabrication vollendet ist, kann ich
                              Hrn. Crespel-Dellisse versichern, daß ich auf 84
                              Tagwerken, welche ich mit Runkelruͤbensamen bestellte, und wovon 10, obschon
                              ich sie zwei Mahl besaͤete, keinen Ertrag gaben, eine Million Kilogramme
                              Runkelruͤben erhielt (20,000 Ztr.), aus welchen ich, so gut wie die oben
                              erwaͤhnten Fabrikanten, 5 p. C. Rohzuker erhalten werde; die Syrupe, die noch
                              zur Auskochung uͤbrig bleiben, annaͤherungsweise geschaͤzt. Ich
                              will dem Verzeichnisse der von Hrn. Beaujeu
                              angefuͤhrten Fabrikanten, die 5 p. C. Rohzuker durch Kochen erhielten, noch
                              die Namen anderer Fabrikanten im Dept. Pas du Calais und in meiner Nachbarschaft
                              beifuͤgen, die gleichfalls sieden, und dieselben Resultate erhalten, was
                              uͤbrigens nicht mit der Angabe des Hrn. Crespel-Dellisse in seinem Schreiben an Hrn. Gay-Lussac uͤbereinstimmt.
                           1) Die HHrn. Clémendot und Guillebert de Beaumots, ersterer ein alter Apotheker aus der Hauptstadt,
                              lezterer ein wohlunterrichteter Landwirth, haben anfangs mir offenem Feuer und in
                              langsamer Krystallisation gearbeitet; nachdem sie aber im vorigen Jahre das
                              Ungluͤk hatten, abzubrennen, haben sie die Dampfheizung und das Sieden eingefuͤhrt, von
                              dessen Vortheilen sie schon fruͤher uͤberzeugt waren. Dieß ist nun
                              gerade das Gegentheil von dem, was Hr. Crespel-Dellisse in seinem Schreiben an Hrn. Gay-Lussac sagt. Da diese Herren mir aus bloßer
                              Gefaͤlligkeit erlaubten, ein ganzes Jahr lang in ihrer Schule Unterricht zu
                              nehmen, und mich wie ihren Sohn behandelten, da ich bei ihnen lernte, was ich jezt
                              ausuͤbe, so glaube ich meiner Aeußerung sicherer zu seyn, als Hr. Crespel-Dellisse es vielleicht nicht war.
                           2) Hr. Dumont, Apotheker zu Peronne, Hr. Petit, Gutsbesizer zu Courcelles, Hr. de Verines zu Bronchy, sieden gleichfalls ihren Zuker,
                              und erhalten 5 p. C. sehr schoͤnen Zuker. Hr. de Verines sagt sogar, daß er 5 1/2 p. C. erhaͤlt.
                           3) Eben dieß gilt von meinen Nachbarn, den HHrn. le Clerc
                              und de Villecholle.
                           4) Die HHrn. Harlé, Corne, de Brillemont und Leriez
                              de Roclaincourt bei Arras, deren herrliche bloß mit
                              Dampf geheizte Werkstaͤtte allen denjenigen offen stehen, die sich praktisch
                              in Erzeugung des Runkelruͤbenzukers unterrichten wollen, haben das Verfahren
                              der Runkelruͤben-Zukerbereitung mittelst Siedens dadurch noch
                              verbessert, daß sie sich zur Verminderung des Kohlenbedarfes der sinnreichen
                              Maschine des trefflichen Mechanikers, Hrn. Hallette,
                              bedienen.Polytechn. Journ. Bd. XXII. S.
                                       265.
                              
                           Wenn alle diese Beispiele, alle diese Thatsachen, von deren Bestand sich jeder
                              stuͤndlich uͤberzeugen kann, die Vertheidiger des
                              Krystallisationssystemes nicht sollten uͤberzeugen koͤnnen, so wird
                              Hr. Crespel-Dellisse wenigstens gestehen, daß man
                              durch dieselben zu zweifeln berechtigt wird, und daß es, fuͤr Individuen,
                              welche gegenwaͤrtig solche Fabriken errichten, schwer wird, zwischen den
                              beiden Verfahrungsweisen zu waͤhlen.
                           Ich kann dieses Schreiben, so lang es auch geworden ist, nicht enden, ohne diesen
                              Unternehmern einen Wink zu geben, den sie vielleicht Gelegenheit haben
                              koͤnnen zu benuͤzen; ich meine naͤmlich, daß sie sich in einem
                              groben Irrthume versinkt befinden wuͤrden, wenn sie, indem sie sich auf
                              Runkelruͤben-Zukerfabrication verlegen, glauben, daß sie an derselben
                              alle jene Vortheile finden werden, die Hr. Crespel-Dellisse sich bei derselben zu verschaffen weiß.
                           Man muß wissen, daß dieser Fabrikant das, was man Handelsgeist nennt, in vollem Maße
                              besizt; daß seine Erfahrung und sein Ruf, der sich beinahe durch ganz Europa
                              verbreitete, ihm die Gelegenheit verschaffte, viele Schuͤler zu ziehen, die
                              alle mit Dankbarkeit, viele mit Aufwand, den Vortheil anerkannten, unter einem
                              solchen Meister gelernt zu haben; daß er, wie er in seinem Schreiben an Hrn. Gay-Lussac selbst gesteht, von mehr als der Haͤlfte der
                              gegenwaͤrtigen Fabrikanten zu Rath gezogen wurde, deren Fabriken er errichten
                              half; daß er vielen derselben die zur Fabrikation noͤthigen Maschinen
                              lieferte; daß in anderen Fabriken, die unter seiner Leitung von Unternehmern
                              gegruͤndet wurden, welche wenig oder keine Erfahrung besaßen, diese sich
                              gluͤklich achteten, ihm einen Theil ihres Ertrages anzubieten und ihre
                              Fabriken mit Maschinen bestellt zu sehen, die in seinen Werkstaͤtten
                              gebraucht wurden; daß man nur dann erst die ungeheuere Menge von Kleinigkeiten bei
                              der Arbeit, die man zu uͤberwinden den Muth haben muß, und die Zahllosen
                              Hindernisse, die man zu uͤbersteigen hat, kennen lernt, wenn man selbst Hand
                              an's Werk gelegt hat; daß die wandelbaren Vortheile, die man durch Erzeugung des
                              Runkelruͤbenzukers erhaͤlt, bei weitem nicht von der Art sind, wie man
                              im Publicum allgemein glaubt, und daß es endlich nicht Jedermanns Sache ist, so wie
                              Hr. Crespel-Dellisse, zugleich ausgezeichneter
                              Kaufmann, gelehrter Landwirth, Fabrikant, Mechaniker und Chemiker in einer und
                              derselben Person zu seyn.Aus diesem Schreiben des Hrn. Jallu, so wie aus
                                    dem fruͤheren des Hrn. Crespel-Dellisse, erhellt indessen so viel, daß in dem
                                    unfruchtbarsten und kaͤltesten Departement Frankreichs, und gerade
                                    dort wo der Handel mit westindischem Zuker am lebhaftesten betrieben wird,
                                    an der Grenze von England und Holland, nicht bloß eine Menge von
                                    Runkelruͤbenzukerfabriken bestehen, sondern sich noch taͤglich
                                    vermehren; daß folglich, wenn auch nicht so viel Nuzen daraus hervorgeht,
                                    wie aus einer westindischen Zukerplantage, doch immer ein Gewinn dabei ist,
                                    der seinen Mann naͤhrt, und daß folglich, wenn diese Fabriken in
                                    einem der elendesten und theuersten Departements Frankreichs bestehen
                                    koͤnnen, sie auch in dem fruchtbaren und wohlfeileren Bayern bestehen
                                    koͤnnten, wenn man anders der Industrie des Landes unter die Arme
                                    greifen wollte. A. d. U.