| Titel: | Ueber ein Mittel, Luft aufzusammeln, welche kohlensaures Gas und Schwefelwasserstoffgas enthält. Von Herrn Gaultier de Claubry. | 
| Fundstelle: | Band 29, Jahrgang 1828, Nr. LXXXVI., S. 292 | 
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                        LXXXVI.
                        Ueber ein Mittel, Luft aufzusammeln, welche
                           kohlensaures Gas und Schwefelwasserstoffgas enthaͤlt. Von Herrn Gaultier de Claubry.
                        Aus den Ann. de Chimie. April 1828. S.
                              380.
                        Gaultier de Claubry, uͤber ein Mittel, Luft aufzusammeln,
                           welche kohlensaures Gas enthaͤlt.
                        
                     
                        
                           Wenn die atmosphaͤrische Luft nicht bedeutende Mengen
                              von kohlensaurem Gase enthaͤlt, kann man sie leicht mittelst Wasser
                              aufsammeln; wenn aber eine bedeutendere Menge dieses Gases oder des geschwefelten
                              Wasserstoffgases der Luft beigemengt ist, muß man zum Queksilber seine Zuflucht
                              nehmen, wenn man diese Luft genau analysiren will.
                           Man bediente sich zuweilen zu diesem Ende des Sandes, mit welchem man Flaschen
                              fuͤllt, die man dann an jenem Orte ausleert, wo man die Luft aufsammeln will;
                              allein man mengt hier zugleich eine nicht unbedeutende Menge andere Luft derjenigen
                              bei, die man analysiren will, und die Analyse wird ungenau. Man hat Oehl zu
                              demselben Ende vorgeschlagen, abgesehen aber, daß das Oehl eine bedeutende Menge
                              geschwefeltes Wasserstoffgas aufloͤst, verunreinigt dieses Oehl das
                              Queksilberbad, und macht die weitere Analyse mißlich und unangenehm. Man war also
                              beinahe gezwungen, wieder zu dem Queksilber zuruͤkzukehren.
                           Ich dachte, daß einige gesaͤttigte
                              Salzaufloͤsungen wahrscheinlich weniger Kohlensaͤure und geschwefeltes
                              Wasserstoffgas aufloͤsen wuͤrden, als das Wasser, und machte daher
                              einige Versuche, von welchen ich bloß jene Resultate angeben will, die Interesse
                              haben koͤnnen. Kohlensaͤure und geschwefeltes Wasserstoffgas wurden
                              einer gleichen Menge (dem Volumen nach) von folgenden gesaͤttigten
                              Aufloͤsungen bei einer mittleren Temperatur von 10° ausgesezt: einer
                              Temperatur, die man
                              sich durch Brunnenwasser immer verschaffen kann. Das Gas wurde fuͤnf Minuten
                              lang mit der Fluͤssigkeit und dem gemessenen Ruͤkstande
                              geschuͤttelt. Man erhielt
                           Kohlensaures Gas.
                           
                              
                                 Wasser
                                 100
                                 80
                                 20
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Natron
                                 
                                 do.
                                 do.
                                 
                              
                                 Salpetersaures Kali
                                 
                                 74
                                 26
                                 
                              
                                 Schwefelsaure Bittererde
                                 
                                 20
                                 80
                                 
                              
                           Schwefelwasserstoffgas.
                           
                              
                                 Wasser
                                 100
                                 92
                                   9
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Natron
                                 
                                 91
                                   9
                                 
                              
                                 Salpetersaures Kali
                                 
                                 92
                                   8
                                 
                              
                                 Schwefelsaure Bittererde
                                 
                                 52
                                 49.
                                 
                              
                           Verschiedene Mischungen atmosphaͤrischer Luft mit einigen Hunderttheilen
                              Kohlensaͤure und geschwefelten Wasserstoffgases wurden mit obigen
                              Fluͤssigkeiten 5 Minuten lang in Beruͤhrung gebracht. Schwefelsaure
                              Bittererde verschlang diese beiden Gase nur mit Muͤhe und nach lang
                              anhaltendem Schuͤtteln; die uͤbrigen Aufloͤsungen, so wie das
                              Wasser selbst, verschlangen sie aber viel schneller.
                           Wenn man dieselben Mischungen unter denselben gewoͤhnlichen Umstaͤnden,
                              unter welchen die Luft, die man analysiren will, gewoͤhnlich vorkommt,
                              sammelt, d.h. das Gas nur durch die Saͤule Fluͤssigkeit laufen
                              laͤßt, loͤst das Wasser, so wie die Aufloͤsung von
                              schwefelsaurem Natron, salpetersaurem Kali mehr oder weniger von den
                              aufloͤsbaren Gasen auf, je nachdem die Gasblasen mehr oder minder schnell
                              durchlaufen, immer aber eine bedeutende Menge. Die Aufloͤsung der
                              schwefelsauren Bittererde wirkt hingegen nicht auf dieselben.
                           Schwefelsaure Bittererde ist wohlfeil, uͤberall leicht zu haben,
                              waͤhrend Queksilber theuer ist und immer etwas von demselben durch das
                              Schuͤtteln verloren geht; die Aufloͤsung der schwefelsauren Bittererde
                              ist nicht viel schwerer, als das Wasser; ein Umstand, der, wenn man Luft aus großen
                              Tiefen herauf zu fordern hat, von Wichtigkeit ist. Die Commission, die mit
                              Untersuchung der Ausguͤsse von Amelot und am Canal St. Martin beauftragt war,
                              und um die Natur der in diesen Kloaken enthaltenen Luft zu untersuchen, dieselbe aus
                              einer bedeutenden Tiefe heraufholen mußte, hatte Gelegenheit, sich hiervon zu
                              uͤberzeugen. Der Apparat, der aus einem mit Queksilber zum Theile
                              gefuͤllten Gefaͤße aus Eisenblech bestand, in welchem der Hals einer
                              Flasche ruhte, die mit demselben Metalle gefuͤllt war, und die man mittelst
                              einer eisernen Stange heben kannte, die durch eine Roͤhre lief, und die
                              Flasche in das Queksilber tauchte, nachdem sie mit Gas gefuͤllt war, war
                              schwer zu handhaben, wenn die Tiefe nur einige Fuß betrug, und konnte nur mit
                              Muͤhe bei einer Tiefe von 25 bis 30 Fuß noch benuͤzt werden. Seit man Aufloͤsung von
                              Bittersalz braucht, holt man leicht Luft aus bedeutenden Tiefen. Ein Gegenversuch
                              mit Queksilber zeigte, daß die Luft durch die Bittersalzauflosung nicht litt.
                           Man loͤst, um eine kalte Bittersalzaufloͤsung gesaͤttigt zu
                              erhalten, gleiche Gewichttheile krystallisirtes Bittersalz, oder die Haͤlfte
                              desselben, wenn es verwittert ist, in Wasser auf; bei einer gelinden Waͤrme
                              geschieht die Aufloͤsung leichter.
                           In meinem Schreiben an Hrn. Gay-Lussac (polyt.
                              Journ. Bd. XXIII. S. 174) koͤnnte man
                              nach einem daselbst von mir gebrauchten Ausdruke glauben, daß die Idee zu den in der
                              Note angefuͤhrten Versuchen uͤber die Wirkung des
                              Kalkchloruͤres als Desinfectionsmittel mir angehoͤrt: sie
                              gehoͤrt Hrn. d'Arcet.