| Titel: | Ueber Mittel gegen den Mehlthau oder Honigthau und die Blattläuse im Hopfen. Von Thom. Carpenter. | 
| Fundstelle: | Band 29, Jahrgang 1828, Nr. XC., S. 303 | 
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                        XC.
                        Ueber Mittel gegen den Mehlthau oder Honigthau
                           und die Blattlaͤuse im Hopfen. Von Thom. Carpenter.
                        Aus Gill's technical Repository. Julius 1827. S.
                              14.
                        (Im Auszuge.)
                        [Carpenter, Ueber Mittel gegen den Mehlthau oder Honigthau und die
                           Blattlaͤuse im Hopfen.]
                        
                     
                        
                           Hr. Carpenter, ein sehr
                              aufmerksamer Beobachter und Besizer eines der besten Mikroskope in England,
                              bemerkte, daß die weiblichen Blattlaͤuse gegen Ende Sommers eine Art feinen
                              Gewebes bilden, in welches sie ihre Eier legen, und daß dieses Gewebe von den
                              hinzukommenden Maͤnnchen, die mit Fluͤgeln versehen sind, in die Luft
                              gefuͤhrt und so auf Baͤume verpflanzt wird, die sie nicht selten als
                              sogenannter Mehlthau verheeren; daß diese Blattlaͤuse in den westlichen
                              Umgebungen Englands, von Kew her, bei Tottenham, zuweilen so haͤufig in der
                              Luft schweben, daß sie ganze Wolken zu bilden scheinen.Man wird sich hieruͤber nicht wundern, wenn man bedenkt, daß Réaumur schon vor beinahe 100 Jahren
                                    gefunden hat, daß Eine Blattlaus in der fuͤnften Generation 5904
                                    Millionen, 900,000 Nachkommen hat, und daß sie in einem Jahre oft 20
                                    Generationen zaͤhlt. (Vergl. Kirby und Spenca's Entomologie. I. S. 176.) A. d. O.
                              
                           Im J. 1822 zog eine solche Wolke am 3. October an einem schwuͤlen Tage
                              uͤber Tottenham, und die Thierchen fielen in solcher Menge auf die Pflanzen,
                              daß man buchstaͤblich sagen konnte, es regnete Blattlaͤuse. Dieser
                              Blattlausregen erstrekte sich beinahe auf 18 engl. Meilen; von Tottenham bis
                              Hertford. Im folgenden Jahre hatte dasselbe Phaͤnomen schon im Junius Statt,
                              und die Baͤume, auch ein Apfelbaum im Garten des Hrn. Carpenter, waren in wenigen Tagen bedekt mit Mehlthau, und alle
                              Blaͤtter davon gekraͤuselt. Da erschienen aber auch die
                              Frauenkaͤfer, legten ihre Eier auf die vom Mehlthaue ergriffenen
                              Baͤume, und die Raupen, die in wenigen Tagen aus diesen Eiern auskrochen,
                              fraßen die verheerenden Blattlaͤuse.In den Gegenden, wo die Blattlaͤuse so haͤufig sind, vermehren
                                    sich auch die Frauenkaͤfer auf eine furchtbare Weise.
                              
                           Hr. Carpenter empfiehlt nun als Mittel gegen den Honig und
                              Mehlthau in Hopfengaͤrten, durch Kinder Frauenkaͤfer sammeln und nach
                              den Hopfengaͤrten verpflanzen zu lassen.
                           (Da Hr. Carpenter fand, daß die Blattlaͤuse auf
                              Rosen haͤufig von einem Ichneumon angestochen sind, der seine Eier in den
                              Bauch derselben legt (wir bedauern, daß er die Art dieses Ichneumons nicht
                              entomologisch bestimmt angegeben hat), so wundert es uns, daß er nicht auch
                              Aufmerksamkeit auf die Ichneumonen selbst empfohlen hat. Es ist uͤberhaupt auffallend, daß
                              unsere Oeconomen und Entomologen das Studium und die Vermehrung und Wartung und
                              Pflege der als Raupenvertilger so aͤußerst nuͤzlichen Ichneumonen so
                              sehr vernachlaͤssigen konnten. Diese Thiere sind das einzige Mittel, dessen
                              die Natur sich im Großen, aber ganz im Stillen, zur Vertilgung der
                              schaͤdlichen Raupen bedient. Wir hoͤren mit jedem Jahre immer mehr und
                              mehr uͤber die Verheerungen der Raupen klagen, die sich in dem Maße
                              vermehren, als man mehr Obstbaͤume pflanzt, und die Voͤgel von
                              denselben zu verscheuchen sucht; wir haben aber noch nie gehoͤrt, daß irgend
                              ein Oeconom Ichneumonen-Schwaͤrme in seinem Obstgarten zur
                              Schuͤzung der Obstbaͤume gegen Raupen angelegt haͤtte.
                              Ueb.So fanden sich im J. 1826 zu Brighton und in der Nachbarschaft so viele
                                    Frauenkaͤfer, daß die Einwohner fuͤrchteten, es wuͤrde
                                    die Pest auf dieselben folgen muͤssen. Die Kaͤfer zogen sich
                                    aber alle nach den Hopfengaͤrten. A. d. O.