| Titel: | Neue Verfahrungsarten in der Seidenfärberei von Herrn Ozanam, Professor der Chemie u.s.w. | 
| Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. VII., S. 67 | 
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                        VII.
                        Neue Verfahrungsarten in der
                           Seidenfaͤrberei von Herrn Ozanam, Professor der Chemie u.s.w.
                        Aus dem Recueil industriel. Februar 1829, S.
                              155.
                        Ozanam neue Verfahrungsarten in der
                           Seidenfaͤrberei.
                        
                     
                        
                           1) Verfahren um die Seide aͤcht
                                 chromgelb zu faͤrben.
                           Man hat sich schon lange bemuͤht, das Chromgelb auf Seide zu befestigen, aber
                              bisher immer nur eine matte und schmuzige Farbe erhalten; das Verfahren des Herrn
                              Chevreul, mit allen von diesem gelehrten Chemiker
                              empfohlenen Details wiederholt, gab kein genuͤgendes Resultat. Nach folgendem
                              von Hrn. Dr. Ozanam abgeaͤndertem Verfahren
                              erhaͤlt man ein aͤchtes glaͤnzendes Gelb, welches den Alkalien
                              und den Saͤuren gleich gut widersteht, aber nicht dem schwefelichsauren Gase,
                              wodurch es ein wenig gebleicht wird.
                           Man entschaͤlt die Seide durch ein bloßes zweistuͤndiges Sieden,
                              waͤscht und windet sie aus. Man taucht dann die Straͤhne in eine mehr
                              oder weniger starke Aufloͤsung von basisch essigsaurem Blei (Bleiessig)Um basisch essigsaures Blei zu erhalten, kocht man 100 Theile Bleizuker mit
                                    120 Theilen Bleiglaͤtte in einer hinreichenden Menge Wasser. A. d.
                                    R., je nachdem man eine mehr oder weniger dunkle, gelbe Farbe erhalten will.
                              Nach Verlauf von zwei Stunden nimmt man sie heraus, laͤßt sie eine halbe
                              Stunde lang ausluͤften, waͤscht sie in Flußwasser und windet sie
                              aus.
                           Man bereitet sich hierauf ein Bad, worin man eine hinreichende Menge neutrales chromsaures Kali
                              aufloͤst (ungefaͤhr den fuͤnfzehnten bis zwanzigsten Theil vom
                              Gewichte der Seide); saͤuert es mit einem halben Glas Salzsaͤure an,
                              laͤßt die Seide bei der mittleren Temperatur eine halbe Stunde lang darin,
                              ringt sie uͤber dem Bade aus, waͤscht sie in einer schwachen lauwarmen
                              Seifenaufloͤsung und dann in Flußwasser aus.
                           Wenn man die Verhaͤltnisse des basisch essigsauren Bleies und des chromsauren
                              Kalis, welches leztere man immer mit Salzsaͤure ansaͤuern muß,
                              abaͤndert, so erhaͤlt man verschiedene gelbe Nuͤancen.
                           
                        
                           2) Verfahren um die Seide aͤcht
                                 gruͤn vermittelst Raymondblau zu faͤrben.
                           Nachdem man der durch ein einziges Bad entschaͤlten Seide ein mehr oder
                              weniger dunkles Raymondblau ertheilt hat, indem man nach der gewoͤhnlichen
                              Weise salpetersaures oder salzsaures oder weinstein-schwefelsaures
                              EisenoxydDie Bereitung dieses lezteren Salzes ist im polytechnischen Journale Bd. XXXI. S. 48. beschrieben. A. d.
                                    R. je nach der gewuͤnschten Nuͤance, und hierauf blausaures Kali
                              anwandte, unterzieht man sie sechs Stunden lang einer schwachen Alaunung, und
                              behandelt sie dann 20 bis 25 Minuten lang in einem 40 bis 45° C. (32 bis
                              36° R.) warmen Wau- oder Fisetholz-Bade, so daß die Farbe recht
                              gleichfoͤrmig wird. Man windet die Seide auf dem Bade aus, waͤscht sie
                              in Flußwasser aus und troknet sie.
                           
                        
                           3) Verfahren um die Seide aͤcht schwarzblau zu
                                 faͤrben.
                           Man kocht die Seide mit fuͤnfzehn Procent weißer Seife ein einziges Mal ab,
                              waͤscht sie in Flußwasser und ringt sie aus. Man kocht dann die
                              Haͤlfte ihres Gewichtes Gallaͤpfel zwei Stunden lang mit einer
                              hinreichenden Menge Wasser, gießt das Decoct durch Leinewand und druͤkt sie
                              aus: man laͤßt darin die Seide auf den Stoͤken achtzehn Stunden lang
                              bei gelinder Waͤrme einweichen, nimmt sie heraus, laͤßt sie eine
                              Stunde lang ausluͤften, und waͤscht sie dann in Flußwasser aus.
                           Man bereitet ein Bad von schwefelsaurem Eisenoxyd, oder noch besser von einem mit dem
                              zwanzigfachen Gewichte Wasser verduͤnnten weinstein-schwefelsauren
                              Eisenoxyde. Man haͤngt die Seide hinein, so daß das Schwarz recht
                              gleichfoͤrmig wird, laͤßt sie darin zwei Stunden lang weichen, und
                              nimmt sie heraus; man gibt fuͤnfzehn Minuten lang ein schwaches, aber fast
                              kochendes Seifenbad, wie fuͤr das Raymondblau; hierauf waͤscht man sie
                              sorgfaͤltig und in vielem Wasser aus. Nach dieser zweiten Operation windet
                              man sie aus und behandelt sie sodann drei Mal in einem Bade von blausaurem Kali, das
                              mehr oder weniger
                              stark ist, je nachdem man eine mehr oder weniger dunkle blaue Farbe erhalten will.
                              Dieses Bad muß die gewoͤhnliche Temperatur haben und mit sehr wenig
                              Salzsaͤure angesaͤuert seyn.
                           Wenn man diesem Schwarzblau eine schwache indigblaue Nuͤance ertheilen will,
                              so nimmt man die Seide durch ein Bad von Flußwasser, welches man mit 1/300
                              fluͤchtigem Alkali (fluͤssigem Ammoniak) belebt; man ringt sie aus und
                              troknet sie. An Statt der Gallaͤpfel kann man die Haͤlfte vom Gewichte
                              der Seide, Kastanienholz-Extract zusezen, welches 8° am
                              Araͤometer zeigt und zuvor mit seinem doppelten Gewichte Wasser
                              verduͤnnt worden ist. Dieses Bad gibt mit dem schwefelsauren Eisenoxyde schon
                              ein schoͤnes Schwarz.