| Titel: | Beschreibung meiner neuen Dampfmaschine mit sehr hohem Druke. Von Dr. Ernst Alban. | 
| Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] | 
| Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. XV., S. 87 | 
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                        XV.
                        Beschreibung meiner neuen Dampfmaschine mit sehr
                           hohem Druke. Von Dr. Ernst
                              Alban.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        (Beschluß der Abhandlung S. 1. in diesem Bande.)
                        Alban, Beschreibung seiner neuen Dampfmaschine mit sehr hohem
                           Druke.
                        
                     
                        
                           C. Calculation der Maschine.
                           Wenn ich die im Vorhergehenden beschriebene Maschine als eine von der Kraft von 10
                              Pferden angegeben habe, so liegt es mir nun noch ob, den Beweis dieser Behauptung zu
                              fuͤhren, so wie Regeln anzugeben, wie eine Maschine nach meinem Principe, und
                              ihre einzelnen Theile bei ihrem Baue, nach der jedesmaligen stipulirten Kraft, zu
                              berechnen seyen.
                           Schon oben habe ich bemerkt, daß ich den Normaldruk der Daͤmpfe in der
                              Maschine zu 600 bis 700 Pfund auf den Quadratzoll annehme, Hievon den Mittlern Druk,
                              als den, bei einer richtigen Calculation zum sichersten Ziele fuͤhrenden,
                              gerechnet, bestimme ich selbigen auf 650 Pfund und folgere daraus mit
                              Veruͤksichtigung des anzuwendenden Expansionsprincipes, der wirksamen
                              Staͤmpeloberflaͤche und der Geschwindigkeit der Staͤmpel,
                              folgende Resultate:
                           Da die Maschine mit 1/3 Fuͤllung der Stiefel arbeiten, und mit Dampf von 650
                              Pfund Druk auf den Quadratzoll in Thaͤtigkeit gesezt werden soll, so ist
                              zuerst der wirkliche mittlere Effekt auf die Staͤmpel in Pfunden auf den Quadratzoll
                              zu suchen. Dieser ergibt sich, wie bekannt, aus der Berechnung des
                              anfaͤnglichen Druks zu dem Druke, der auf den Staͤmpel nach Vollendung
                              seines jedesmaligen Laufes im Stiefel (bei dreifacher Ausdehnung in demselben)
                              bleibt. Seze ich nun den anfaͤnglichen Druk der Daͤmpfe vor der
                              Ausdehnung zu 650 Pfund, so verhaͤlt sich der Druk nach einer dreifachen
                              Ausdehnung wie folgt.
                           650/3 = 216,66 Pfund
                           oder um eine runde Zahl zu nehmen, zu 216 Pfund auf den
                              Quadratzoll der Staͤmpel. Zwischen beiden Graden des Druks ist die Mittelzahl
                              432 Pfund als wirklich anzunehmender effektiver Druk fuͤr den
                              Staͤmpel.
                           Da der Durchmesser beider Staͤmpel 3 Zoll betraͤgt, und als wirklich
                              effektive Oberflaͤche an denselben ihre Durchschnittsflache gerechnet werden
                              muß, so ergibt sich fuͤr jeden eine Flaͤche von 7,06 Quadratzollen.
                              Diese Summe mit dem berechneten Druke der Daͤmpfe von 432 Pfund auf den
                              Quadratzoll multiplicirt, gibt
                           7,06 × 432 = 3049, 92 Pfunde
                           absoluten Druks auf jeden Staͤmpel (beide
                              Staͤmpeloberflaͤchen sind naͤmlich voͤllig gleich, da
                              hier auf keiner derselben wie an den gewoͤhnlichen Kolbenmaschinen die
                              wirksame Oberflaͤche durch die Kolbenstange vermindert wird).
                           Ich habe die Geschwindigkeit der Maschine zu 60 Doppelhuͤben in der Minute,
                              und den einfachen Hub zu 18 Zoll angegeben. Hieraus folgt, daß der ganze, von den
                              Staͤmpeln in einer Minute zu durchlaufende, Weg betraͤgt:
                           2 × 18 × 60 = 36 × 60 = 2160 Zoll = 180
                              Fuß.
                           Dieser ganze von den Staͤmpeln in der Minute zu durchlaufende Weg mit dem
                              absoluten Druke des Dampfes auf die Staͤmpel multiplicirt, gibt ein
                              Kraftmoment der Maschine von
                           3049,92 × 180 = 548985,60 Pfunden.
                           Dieses Kraftmoment der Maschine mit 44000 als dem, von Watt bei Berechnung seiner Maschinen von niederm Druke angenommenenWatt nimmt das Kraftmoment eines Pferdes
                                    eigentlich nur zu 33000 an und rechnet die Zugabe von 11000 auf Verluste in
                                    der Maschine durch Hindernißlast, Friktion u.s.w. Die Erfahrung ergibt aber,
                                    daß er damit noch lange nicht auskommt und darum nimmt er zu einem Druke in
                                    seiner Maschine Zuflucht, der den der Atmosphaͤre nicht selten um 6
                                    Pfund auf den Quadratzoll uͤbersteigt. Rechne ich die Hindernißlast
                                    meiner Maschine zu einem Drittel ihrer absoluten Kraft, so macht sich ihre
                                    Berechnung nach Pferdekraͤften folgender Maßen:
                                    548985,60/33000 = 16,6 Pferdeskraͤften.Hievon, (was viel sagen will), 1/3 d.h. 5, 5 Pferdeskraͤfte auf
                                    Hindernißlast in der Maschine abgerechnet, bleiben 11,1
                                    Pferdeskraͤfte.Die meisten englischen Tabellen geben fuͤr eine Maschine von 10
                                    Pferdeskraͤften den effektiven Druk des Dampfes auf den ganzen Kolben
                                    nur zu 1718 Pfund an, ein Druk, der von dem effektiven auf meine
                                    Staͤmpel uͤbertroffen wird, wenn ich diesen auf zwei Drittel
                                    des absoluten seze., Kraftmomente eines Pferdes fuͤr die Minute, gibt einen Effekt der
                              Maschine von 12,47 Pferden.
                           
                           Man sieht hieraus, daß ich in Hinsicht der Kraft dieser Maschine keineswegs zu karg
                              gewesen bin, daß solche sogar nach den Grundsaͤzen einer Maschine mit niederm
                              Druke, in der die Hindernißlast doch weit bedeutender als bei einer Hochdrukmaschine
                              von so kleinen Dimensionen ausfaͤllt, berechnet, noch hoͤher als die
                              von 10 Pferden herauszubringen ist, vorzuͤglich wenn der Druk der
                              Daͤmpfe darin bis auf 700 Pfund auf den Quadratzoll und mehr gesteigert
                              wird.
                           Ein Generator zu einer solchen Maschine gebraucht, nach meinen Erfahrungen, zwischen
                              60 bis 70 Quadratfuße Feuerberuͤhrungsflaͤche an den
                              Metallgefaͤßen, und an 10 bis 12 Quadratfuß innerer
                              Verdampfungsflaͤche in den Entwikelungsroͤhren, was auf 2
                              zoͤllige Roͤhren berechnet, ungefaͤhr eine ganze
                              Roͤhrenlange von 26 bis 30 Fuß gibt.
                           Der Verbrauch der Maschine an Daͤmpfen von sehr hoher Pressung ergibt sich
                              sehr leicht aus den vorangehenden Angaben fuͤr die Dimensionen der
                              Staͤmpeloberflaͤchen und der Geschwindigkeit der Staͤmpel. Wenn
                              naͤmlich jene Oberflaͤche 7,06 □ Zoll haͤlt, und der Hub
                              18 Zoll betraͤgt, so ist in jedem Stiefel ein Raum von
                           7,06 × 18 = 127,08 Kubikzollen
                           mit Dampf zu fuͤllen. Da aber jeder Stiefel mit jedem
                              Hube nur um 1/3 seines Raumes mit Dampf gefuͤllt wird, so muß der Ansaz
                              folgender Maßen gestellt werden
                           (7,06 × 18)/3 = 42,36 Kubikzoll.
                           Dieß ergibt bei 60 Umgaͤngen der Maschine fuͤr die Minute einen
                              Dampfverbrauch von
                           42,36 × 2 × 60 = 5083,20 Kubikzollen = 2,94 Kubikfuß.
                           Multiplicire ich diese Anzahl Kubikfuͤße fuͤr die Minute mit 45 als
                              diejenige Anzahl von Atmosphaͤren, der ein Druk von 650 Pfund auf den
                              Quadratzoll entspricht, so ergibt sich, wenn ich keine Ruͤksicht auf eine
                              etwanige Ausdehnung sehr hochdruͤkender Daͤmpfe durch ihren
                              groͤßern Antheil freier Waͤrme nehme, eine Masse Dampf von
                              atmosphaͤrischer Pressung, von
                           2,94 × 45 = 132,30 Kubikfußen.
                           
                           Wenn ich nun auf etwanige Dampfverluste durch Verdichtung in der Maschine, durch
                              Undichtheit in ihren Gefuͤgen, durch den etwas groͤßern kubischen
                              Inhalt der Stiefel, deren Durchmesser den der Staͤmpel um 1/16 Zoll
                              uͤbertrifft, und endlich in den zu dem Stiefel fuͤhrenden
                              Ventilcanaͤlen und den schaͤdlichen Raͤumen der Stiefel rechne,
                              so kann man den Dampfverbrauch fuͤglich wohl auf 140 bis 150 Kubikfuß
                              fuͤr die Minute anschlagen.
                           Aus dieser Berechnung des Dampfverbrauchs laͤßt sich nun wieder leicht
                              diejenige Wassermenge bestimmen, die in den Generator sowohl waͤhrend eines
                              einzelnen Umganges der Maschine, als waͤhrend einer ganzen Minute verdampfen
                              muß, und darnach wieder der Durchmesser der Drukpumpe sowohl als ihr Hub
                              berechnen.
                           Da ein Kubikzoll Wasser so ziemlich 1 Kubikfuß Dampf von atmosphaͤrischer
                              Pressung liefert, so sind nach obiger Berechnung 150 Kubikzoll Wasser
                              waͤhrend einer Minute in den Generator zu foͤrdern. Dieß macht
                              fuͤr jeden Umgang der Maschine, also fuͤr jeden Hub der Drukpumpe, ein
                              Wasserquantum von
                           150/60 = 2,5 Kubikzoll.
                           Man halte gegen diesen Wasser- und Dampfverbrauch den einer Watt'schen Maschine von 10 Pferdeskraͤften, so
                              wird man den ungeheuren Unterschied zwischen lezterer und meiner Maschine auffallend
                              finden. Der Dampfverbrauch in meiner Maschine verhaͤlt sich naͤmlich
                              zu dem jener, die einen 18 zoͤlligen Cylinder hat und deren Kolben per Minute einen Weg von 192 Fuß zuruͤklegt, wie
                              132,30 zu wenigstens 311,34, wenn ich, (wohl gemerkt), den in der Watt'schen Maschine wirkenden Dampf als einfachen, von
                              dem Druke einer Atmosphaͤre annehme. Da solcher aber den
                              atmosphaͤrischen Dampf gewoͤhnlich noch um einige, nicht selten um 6
                              Pfund auf den Quadratzoll, uͤbersteigt, so darf man jenes Verhaͤltniß
                              mit allem Fug wie 132,30: 400 nehmen, woraus man ersieht, daß meine Maschine nicht
                              viel mehr als den vierten Theil des Dampfes einer Watt'schen Maschine bedarf, daß folglich schon eine sehr große
                              Brennmaterialersparung durch die Maschine allein, ohne Ruͤksicht auf den
                              Generator, erzielt werde.
                           Durch diese Calculation glaube ich meine fruͤhern Behauptungen, daß eine
                              Hochdrukmaschine immer mehr Vortheil gewaͤhre, je hoͤher man den Druk
                              der darin wirkenden Daͤmpfe treibt, recht in's Licht gestellt zu haben.
                              Moͤgen daher alle Gegner des Hochdrukdampfmaschinenprincips wohl
                              erwaͤgen, wie wenig alle jene ihre Gruͤnde Gewicht haben, die ich
                              fruͤher zusammen gestellt, gewuͤrdigt und widerlegt habe, und in
                              welchem Irrthume alle diejenigen leben, die da waͤhnen, alle Vortheile des Hochdrukdampfes
                              waͤren nur in seiner Entwikelung, aber nicht in seiner Verwendung in einer
                              Maschine begruͤndet. So hervorspringende Vortheile bei dieser Verwendung, als
                              die Calculation meiner Maschinen entwikelt, entkraͤften sogleich alle
                              Zweifel, die man gegen die erfolgreiche Anwendung der Hochdrukmaschinen in der
                              Ueberzeugung gesezt hat, daß der, in einer oͤkonomischen Entwikelung dieser
                              Daͤmpfe getraͤumte, Gewinn durch die Erfahrung nicht
                              bestaͤtiget werde, und moͤgen mich entschuldigen, wenn ich, im
                              lebhaften Gefuͤhle derselben, der Erfindung einer Maschine von sehr hohem
                              Druke so viele Zeit, koͤrperliche und geistige Anstrengungen widmete, zumal
                              wenn sich fand, daß die Maschine dabei in ein Duodezformat gebracht und ihre
                              Verfertigung auf kleinere Werkstaͤtten verpflanzt werden koͤnne,
                              welcher Umstand vorzuͤglich in Deutschland viel Gewicht hat, wo man nur an
                              sehr wenigen Orten mit allen Werkzeugen zur Fabrikation groͤßerer Maschinen
                              ausgeruͤstet ist.
                           Ich komme nun zur Bestimmung der Groͤßenverhaͤltnisse der Maschine,
                              vorzuͤglich der ihrer wirksamen Theile, in so ferne der, durch die
                              Daͤmpfe in der Maschine hervorzubringende, Effekt dadurch bedingt wird; so
                              wie zur Angabe der jedesmaligen noͤthigen und zwekmaͤßigen
                              Geschwindigkeit derselben, wenn die durch selbige hervorzubringende Wirkung nach
                              Pferdeskraͤften abgemessen wird. Ich fuͤge zur Erleichterung der
                              Uebersicht fuͤr den Baumeister eine Tabelle bei, auf welcher die Dimensionen
                              der Staͤmpel, Ventile, Dampf-, Zu- und
                              Ableitungscanaͤle, die Hoͤhe des Hubes der Staͤmpel, die Anzahl
                              der Umgaͤnge der Maschine etc. bei Maschinen von 1 bis 100
                              Pferdeskraͤften angegeben sind, und werde zugleich diejenigen Regeln bekannt
                              machen, die ich zur Berechnung aller dieser Gegenstaͤnde bei dem Baue einer
                              Maschine der Art in London befolgt habe.
                           Vorlaͤufig muß ich erwaͤhnen, daß ich, was die Bestimmung der
                              Staͤmpeldurchmesser, die Laͤnge des Hubes und die Anzahl der
                              Kolbenspiele oder der Umgaͤnge der Maschine betrifft, meine Angaben nach dem
                              Besten der in England, zum Baue der Watt'schen Maschinen
                              bestimmten, TabellenEine solche Tabelle findet man in den Jahrbuͤchern des polytechnischen
                                    Institutes in Wien. calculirt habe. Daß ich bei diesen Angaben zum Vortheile meiner Maschine
                              nicht zu karg gerechnet habe, moͤge die vorausgeschikte Calculation meiner
                              Maschine von 10 Pferdeskraͤften bewahrheiten.
                           
                           Tabelle uͤber die Dimensionen der Staͤmpel und
                                 Ventile meiner Maschine, so wie uͤber die Laͤnge ihres Hubes
                                 und ihrer Umgaͤnge in der Minute.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 91
                              Anzahl der Pferdeskraͤfte;
                                 Durchmesser der Staͤmpel in Zollen; Laͤnge des Hubes in Zollen und
                                 Fuͤßen; Anzahl der Staͤmpelspiele in einer Minute; Durchmesser des
                                 in jeden Stiefel fuͤhrenden Dampfcanals; Durchmesser der
                                 Entleerungscanaͤle am Stiefel; Durchmesser des Dampfventilkammer;
                                 Durchmesser der Entleerungsventilkammer; Durchmesser der Dampfroͤhre im
                                 Lichten; Innerer Durchmesser der Exhaustionsroͤhre; Durchmesser des
                                 Dampfcanals fuͤr das regulirende Ventil
                              
                           
                           Regeln zur Berechnung dieser Tabelle.
                           Um den Durchmesser des Staͤmpels zu finden, dividirt man den Durchmesser eines
                              Watt'schen Dampfmaschinencylinders fuͤr die zu
                              berechnende Anzahl von Pferdeskraͤften mit 6. Wenn also D diesen Durchmesser bezeichnet, so ist die Formel
                           D/6.
                           Um die Laͤnge des Hubes in Zollen zu finden, dividirt man den Kolbenhub einer
                              Watt'schen Dampfmaschine von der stipulirten
                              Staͤrke durch 5, und multiplicirt dann mit 2. Wenn also H die Hubhoͤhe jener Maschine in Zollen oder
                              Fußen bezeichnet, so ist die Formel
                           (H × 2)/5.
                           Um die Anzahl der Doppelhuͤbe in der Minute zu bestimmen, gilt folgende
                              Formel, worin A die bei einer Watt'schen Dampfmaschine uͤbliche Anzahl von Huben fuͤr
                              diese Zeit bezeichnet
                           A × 2 + A/4.
                           Den Durchmesser der in den Cylinder fuͤhrenden Dampf- und der aus
                              selbigen fuͤhrenden Entleerungscanaͤle habe ich auf diese Weise zu
                              bestimmen gesucht, daß ich bei dem Dampfcanale den Durchmesser der
                              Dampfstiefel-Staͤmpel mit 5, bei dem Entleerungscanale aber mit 3
                              dividire. Die auf diese Weise bestimmten Durchmesser geben fuͤr den
                              Zu- und Abfluß der Daͤmpfe ganz vorzuͤgliche Resultate, und
                              kann ich solche, als durch die Praxis bewaͤhrt, empfehlen. Ist der
                              Durchmesser dieser Canaͤle gefunden, so kann von jedem praktischen Mechaniker
                              sehr leicht die Groͤße der Ventile darnach angeordnet werden. Die Stiele
                              beider Ventile, sowohl des Dampf- als des Entleerungsventils, muͤssen
                              den Durchmesser des Dampfcanals haben. Bei diesem Durchmesser hebt der
                              Dampfventilstiel genau den Druk der Daͤmpfe auf das Ventil auf, so daß es
                              leicht aus seinem Siz gehoben wird. Die Hoͤhe der Dichtungsflaͤche muß
                              mit der Achse des Ventils immer einen Winkel von 45 Grad machen.
                           Bei Bestimmung der Luͤftungshoͤhe fuͤr die Ventile aus ihren
                              Sizen ist genau dahin zu sehen, daß der ringfoͤrmige Canal, der bei der
                              Luͤftung zwischen Dichtungsflaͤche des Ventils und seinem Size bleibt,
                              in seinen kleinsten Dimensionen wenigstens den Flaͤcheninhalt desjenigen
                              Canales (d.h. des Dampf- oder Entleerungscanales) habe, den das Ventil zu
                              oͤffnen und zu schließen bestimmt ist. Eine zu hohe Luͤftung der
                              Ventile schadet nicht, wohl aber eine zu geringe, indem den Daͤmpfen
                              dadurch der Weg nicht frei genug gemacht wird. Eine besondere
                              Beruͤcksichtigung verdient diese Erinnerung beim Entleerungsventile.
                           Die Weite der Ventilkammern muß so eingerichtet seyn, daß die Daͤmpfe keinen
                              Aufenthalt darin finden, und daß der ringfoͤrmige Raum zwischen Ventilkopf
                              und Kammerwand breit genug sey, um ihnen den Weg recht frei zu machen. Beide
                              Ruͤksichten sind aber vorzuͤglich wichtig bei der Entleerungskammer,
                              in welcher die Daͤmpfe sich moͤglichst schnell, bis zum Druk der
                              Atmosphaͤre herunter, ausdehnen sollen. Die zwekmaͤßigste Weite
                              fuͤr die Ventilkammern findet man, wenn man z.B. bei der Dampfventilkammer
                              den Durchmesser der Dampfstiefelstaͤmpel mit 7 multiplicirt und dann durch 18
                              dividirt, bei der Entleerungsventilkammer denselben aber mit 5 multiplicirt und
                              durch 8 dividirt. Wenn S also den Durchmesser der
                              Staͤmpel bezeichnet, so ergeben sich folgende Formeln:
                           
                              
                                 fuͤr die Dampfventilkammer
                                     fuͤr die
                                    Entleerungsventilkammer
                                 
                              
                                     (S ×7)/18
                                         (S ×5)/8
                                 
                              
                           Die von den Kammern in die Dampf- und Exhaustionsroͤhre
                              fuͤhrenden Seitencanaͤle muͤssen beinahe den Durchmesser der
                              Dampf- und Exhaustionsroͤhren haben, worauf bei Einrichtung der
                              Doppelkone Ruͤksicht zu nehmen ist. Das Exhaustionsrohr, worin die Dampfe nur
                              mit atmosphaͤrischem Druke stroͤmen, wird auf jeden Fall ohne
                              Doppelkone an den Seitencanal angedichtet. Am besten geschieht die Dichtung durch
                              einen etwas flach geschlagenen oder geplaͤtteten Ring von Kupferdrath, der
                              mit Flachs duͤnne umwikelt ist. Ein solcher Ring schließt selbst bei sehr
                              hohem Druke ganz dicht. Ich gebrauche dergleichen Ringe bei Drukpumpen viel, um
                              Saug- und Steigroͤhre an selbige zu dichten. Sie haben den Vortheil,
                              daß sie immer ihre Form behalten und daher durch das Andraͤngen der
                              Fluͤssigkeit oder des Dampfes in den Roͤhren nicht beschaͤdigt
                              oder herausgeworfen werden koͤnnen.
                           Was die Hoͤhe der Ventilkammern betrifft, so braucht diese nie bedeutender zu
                              seyn als bei der vorher beschriebenen Maschine. Alle dabei zu nehmenden
                              Ruͤksichten beschraͤnken sich auf folgende Punkte:
                           
                              1) Daß der aus der Dampfventilkammer fuͤhrende Seitencanal
                                 nicht zu tief herunter verlegt werde, damit
                              2) zwischen seinem untern Rande und der Stopfbuͤchse des
                                 Ventilstiels wenigstens ein Raum von 1 Fuß Hoͤhe fuͤr die darin
                                 befindliche Wassersaͤule bleibe.
                              
                           Die Hoͤhe der Entleerungs-Ventilkammer ist gleichguͤltiger, da
                              wegen des geringen Druks und der unschaͤdlichen Hize darin kein Raum
                              fuͤr eine hoͤhere Wasserschicht uͤber der Stopfbuͤchse
                              des Ventilstiel gespart
                              zu werden braucht. Sie kann sich in allen Faͤllen nach der Hoͤhe der
                              Dampf-Ventilkammer richten. Daß bei beiden Ventilkammern eine groͤßere
                              Hoͤhe als die angegebene nicht schaͤdlich sey, halte ich fuͤr
                              uͤberfluͤssig zu bemerken. Dieserhalb kann man sich bei Anordnung
                              derselben fuͤr groͤßere Maschinen ganz nach den uͤbrigen
                              Umstaͤnden accommodiren.
                           Zur Auffindung der innern Weite der Dampfroͤhren rathe ich, S, durch 3 zu dividiren, bei der
                              Exhaustionsroͤhre aber wenigstens 2/5 des Durchmessers der Staͤmpel zu
                              nehmen.
                           Die Oeffnung fuͤr das regulirende Ventil und ihr Durchmesser muß gleich seyn
                              dem Durchmesser des in den Stiefel fuͤhrenden Dampfcanals.
                           Was die Verhaͤltnisse der uͤbrigen groͤßern und kleinern,
                              wesentlichern und unwesentlichem Maschinentheile zu einander und zum Ganzen
                              betrifft, so richten sie sich nach der gegebenen Bestimmung des Hubes, der
                              Staͤmpeldurchmesser etc. etc.
                           In Ruͤksicht der Schwere der Schwungraͤder hei einem gegebenen
                              Durchmesser habe ich gefunden, daß die Berechnung derselben von Murray und WoodM. s. Bernoulli's Dampfmaschinenlehre und Ignaz Edlen von Mitis Handbuch der
                                    populaͤren Mechanik S. 130. – C. Iken uͤber die
                                    Erfindungen, durch Dampf und andere neue Mittel Schiffe in Bewegung zu
                                    sezen. Aus dem Engl. des Robertson Buchanan, S. 100. fuͤr meine Maschinen, die einen kleinern Hub und ein lebhafteres
                              Kolben- oder Staͤmpelspiel haben, viel zu groß sey, und daß man
                              fuͤglich auskomme, wenn man das durch die Murray'sche Formel erhaltene
                              Resultat durch 2 oder gar 3 dividirt. Lezterer Divisor ist da vorzuͤglich
                              nicht zu groß, wo in dem durch die Maschine zu betreibenden Werke schon Schwungkraft
                              liegt.
                           Was das in den Generator zu foͤrdernde Wasserquantum betrifft, so rathe ich
                              dem, durch das oben angegebene Calkuͤl gefundenem, Quantum in der Praxis 1/3
                              zuzugeben und darnach den Staͤmpel und den Hub der Drukpumpe zu berechnen.
                              Fuͤr alle Faͤlle ist es aber wuͤnschenswerth, durch
                              Verstellbarkeit des Zapfens an der Betriebsscheibe fuͤr die Drukpumpe den Hub
                              derselben beliebig vergroͤßern oder verkleinern zu koͤnnen. Der Nuzen
                              dieser Einrichtung faͤllt da recht in die Augen, wo man die Wirkung der
                              Maschine uͤber oder Unter den Normaleffekt bringen und laͤngere Zeit
                              erhalten will.
                           ––––––––––
                           Es sey mir nun noch erlaubt, einige wenige Worte uͤber die Vortheile zu sagen,
                              die meine Maschine in Hinsicht ihrer Construction und der Anordnung und
                              Ausfuͤhrung ihrer einzelnen Theile gewaͤhrt. Ich kann hier um so
                              kuͤrzer seyn, da ich manches davon schon in der fruͤher vorausgegangenen Darstellung ihres
                              Princips gesagt habe.
                           1) Der erste Vortheil, der bei meiner Maschine in die Augen faͤllt, ist, daß
                              sie einfach, nicht allein in ihrem aͤußern Habitus erscheint, sondern auch
                              wirklich einfach in ihrer Verfertigung und Aufstellung ist. Sie hat weder Balancier
                              noch Parallelogramm, weder Condensator, noch Luftpumpe. Der Dampf wirkt auf einen
                              einfachen cylindrischen Staͤmpel, dieser bewegt sich in kleinen Stiefeln und
                              ist durch einige wenige Stangen mit der Kurbel verbunden. Die Stiefel werden aber
                              auf eine sehr kunstlose Weise mit Dampf gefuͤllt und wieder davon
                              entleert.
                           2) Alle Organe der Maschine sind sehr klein und daher leicht, mit wenigern Werkzeugen
                              und in kleinern Werkstaͤtten zu verfertigen. Die Staͤmpel fuͤr
                              groͤßere Maschinen haben nur unbedeutende Durchmesser und keine große
                              Laͤnge, koͤnnen daher auf kleinen Drehbaͤnken abgedreht und
                              abgeschliffen werden. Die Stiefel sind leicht zu gießen und dicht und compakt
                              herzustellen, koͤnnen sehr gut in Sand gegossen werden, da ihr Aeußeres nur
                              sehr einfach ist und keine besondern Anstalten beim Formen erfordert. Auch sind sie
                              mit kleinern Bohrern ausgebohrt und vollendet und leicht in die Drehbank gesezt und
                              abgedreht, um das Ausstrahlen von Hize zu vermindern. Ihre Befestigung auf der
                              Gestellplatte geschieht bloß mit ein Paar Keilen, ohne viele Schrauben und Bolzen.
                              Sie enthalten wenig Metallmasse und wenig Gewicht, sind daher leicht und
                              wohlfeil.
                           Ueberhaupt ist an der ganzen Maschine die meiste Arbeit Dreharbeit, was fuͤr
                              die leichte und schnelle Vollendung jeder Maschine ein sehr wesentlicher Punkt
                              ist.
                           3) Die Maschine nimmt, nach Maßgabe ihrer Kraft, weniger Raum ein. Hievon gibt die
                              vorliegende Maschine von zehn Pferdeskraͤften den deutlichsten Beweis, da sie
                              nicht uͤber 8 Fuß lang, 3 Fuß breit und 4 Fuß hoch ist. Dieserhalb braucht
                              sie nicht eigne große Locale zur Aufstellung und diese koͤnnen wegen ihrer
                              Kleinheit fester gebauet werden.
                           4) Die Maschine ist weniger schwer und intransportabel, als die gewoͤhnlichen
                              Dampfmaschinen, weil sie keine großen Massen von Gußeisen, keine bedeutenden
                              Schwungraͤder, Gestellplatten etc. gebraucht. Sie wiegt im Ganzen nicht viel
                              mehr als der Balancier einer Watt'schen Maschine von gleicher Kraft allein.
                           5) Sie steht sehr fest und unerschuͤtterlich, alle mit Kraft arbeitenden
                              Organe sind, wie ich schon fruͤher bemerkt, dem Fußboden so nahe als
                              moͤglich gebracht und stehen mit dem Maschinengebaͤude in keiner
                              weitern schaͤdlichen Verbindung.
                           
                           6) Die Maschine verursacht weniger Kosten fuͤr Hanfliederung, Schmiere und
                              Oehl, da die Stopfbuͤchse fuͤr die Staͤmpel so klein und die
                              schluͤpfrig zu erhaltenden Flaͤchen an denselben, so wie in den
                              wenigen beweglichen Verbindungen zwischen den verschiedenen Theilen der Maschine, so
                              gering an Anzahl sind.
                           7) Die Maschine verliert wenig Kraft durch Nebenhindernisse und vorzuͤglich
                              durch Friktion. Diese ist wegen der geringen Anzahl und Groͤße der reibenden
                              Flaͤchen auf ein Minimum gebracht, so daß sie nach meinen bisherigen
                              Erfahrungen noch nicht den dritten Theil der Kraft der Maschine aufzehrt. Obgleich
                              Hanfliederungen fuͤr Staͤmpel mehr Reibung bringen, als Metallkolben,
                              so verliert dieser Umstand an meiner Maschine dadurch sehr an Gewicht, daß der
                              Durchmesser des Staͤmpels so klein ist, und daß seine Oberflaͤche
                              immer gehoͤrig durch Schmiere lubrificirt wird. Außer dieser Reibung haben
                              alle uͤbrigen Organe der Maschine sehr wenige. Die Steurung gebraucht einen
                              aͤußerst unbedeutenden, kaum in Rechnung zu bringenden, Aufwand von Kraft zu
                              ihrem Betrieb, und selbst die Drukpumpe reibt nicht mehr als den 40sten Theil des
                              von der Maschine hervorgebrachten Effectes auf.
                           Um hier ein recht auffallendes Beispiel aufzufuͤhren, will ich eine Berechnung
                              derjenigen Friktion liefern, die die Bewegung der Staͤmpel in den
                              Stopfbuͤchsen meiner Dampfstiefel verursacht und sie mit derjenigen in
                              Vergleich zu stellen suchen, die bei einer gewoͤhnlichen Watt'schen Maschine
                              von gleicher Kraft am Kolben im Dampfcylinder seiner Stange in ihrer
                              Stopfbuͤchse und des Kolbens und seiner Stange an der Luftpumpe Statt findet.
                              Man wird dann sehen, welche uͤberwiegende Vortheile meine Maschine bei diesen
                              Bestimmungen, wobei ich noch die Friction der kalten und warmen Wasserpumpe
                              uͤbergehe, gewaͤhre, indem ich diese als durch die, durch meine
                              Drukpumpe gegebene, Hindernißlast aufgewogen betrachten will, um so jeden Vorwurf,
                              meine Maschine bei dieser Calculation beguͤnstigen zu wollen, zu
                              entfernen.
                           Wenn meine Staͤmpel nach den oben angegebenen Bestimmungen 3 Zoll Durchmesser
                              enthalten und jede Liederung derselben in den beiden Stiefeln zusammengenommen eine
                              Hoͤhe von 3 Zoll hat, so ergibt sich daraus folgende Berechnung fuͤr
                              die Ausdehnung der reibenden Flaͤchen der Staͤmpelliederung: sie
                              betraͤgt naͤmlich
                           9, 42 × 3 × 2 = 56, 5 Quadratzolle;
                           9, 42 bezeichnet hier den Umfang der Staͤmpel, 3 die
                              Hoͤhe der Liederung und 2 die Anzahl der Stopfbuͤchsen, deren
                              Liederung sich an meinen Staͤmpeln in beiden Dampfstiefeln reibt.
                           Da nach Farey's Werk uͤber Dampfmaschinen, einem
                              der neusten und ausfuͤhrlichsten uͤber diese Maschinen in England
                              herausgekommenen, die
                              Reibung an den Kolben derselben auf eines Quadratfußes Oberflaͤche 288 Pfund
                              betraͤgt, so belaͤuft sich die Reibung meiner Staͤmpel in
                              beiden Stopfbuͤchsen auf
                           288/144 × 56,5 = 113,0 Pfunde
                           hiemit nun die oben angegebenen, an einer Watt'schen Maschine
                              Statt findenden Reibungen verglichen, so ergibt sich
                           
                              1) fuͤr den Dampfkolben in dem 18zoͤlligen Cylinder
                                 einer zehnpferdekraͤftigen Maschine, dessen Liederung gewoͤhnlich
                                 6 Zoll hoch genommen wird, eine reibende Flaͤche von
                              
                           56,5 × 6 = 339,12 Quadratzollen = 2,35 Quadratfußen und
                              fuͤr selbige eine Reibung von 2,35 × 288 = 666,80 Pfunden;
                           
                              2) fuͤr die 2zoͤllige Kolbenstange des
                                 Dampfkolbens, bei einer 6 Zoll hohen Liederung in der Stopfbuͤchse eine
                                 reibende Flaͤche von
                              
                           6,28 × 6 = 37,68 Quadratzollen,
                           und fuͤr selbige also eine Reibung von
                           288/144 × 37,68 = 75,36 Pfunden;
                           
                              3) fuͤr den Kolben der 9 Zoll im Durchmesser haltenden
                                 Luftpumpe bei 5 Zoll Liederungshoͤhe eine reibende Flaͤche
                                 von
                              
                           28,26 × 5 = 141,30 Quadratzollen = 0,98 Quadratfußen,
                           und fuͤr selbige eine Reibung von
                           0,98 × 288 = 282,24 Pfunden;
                           
                              4) fuͤr die 1 1/2zoͤllige Kolbenstange der
                                 Luftpumpe, bei 5 Zoll Liederungshoͤhe, eine reibende Flaͤche
                                 von
                              
                           4,71 × 5 = 23,55 Quadratzollen,
                           und fuͤr selbige eine Reibung von
                           288/144 × 23,55 = 47,10 Pfunden.
                           Da die Luftpumpe nur in der halben Entfernung des Dampfkolbens vom Hypomochlion des
                              Balanciers aufgehaͤngt ist, so sind die an derselben angefuͤhrten
                              Reibungen durch 2 zu dividiren, und darnach macht sich dann die Summe
                              saͤmmtlicher Reibungen zu
                           666,8 × 75,36 × [(282,24 × 47,10)/2] = 906,83
                              Pfunden.
                           Hievon die an meinen Staͤmpeln Statt findende Friktion
                              abgezogen, bleiben an Ueberschuß fuͤr die Watt'sche Maschine 793,83 Pfund
                              Reibung, was, beilaͤufig erinnert, gegen 5 Pferdeskraͤfte ausmacht,
                              die an solcher Maschine durch die groͤßere Reibung an oben genannten Theilen
                              verschlungen werden. Rechne ich hiezu noch den Widerstand der Atmosphaͤre,
                              den die Luftpumpe bei jedem Umgange der Maschine, wenigstens auf 1/6 der Zeit
                              desselben, zu uͤberwaͤltigen hat, so werden diese 5
                              Pferdeskraͤfte vollzaͤhlig und erscheinen bei meiner Maschine durch
                              Verminderung der bei derselben gegebenen Kolbenreibungen als ein Gewinn, der gewiß
                              manchem, der meine fruͤhern hierauf abzwekenden Andeutungen nicht beherzigt
                              oder verstanden hat, fabelhaft erscheinen mag, doch aber, wie die Rechnung beweiset,
                              in der Natur der Sache begruͤndet ist.
                           Die Vortheile der Anwendung von Staͤmpel und Stiefeln bei sehr hohem Druke,
                              statt der bei den gewoͤhnlichen Dampfmaschinen uͤblichen Kolben und
                              Cylinder, sind vorzuͤglich in folgenden Umstaͤnden
                              begruͤndet:
                           
                              a) Ein Staͤmpel ist solider und
                                 dauerhafter fuͤr eine Maschine mit sehr hohem Druke, als ein Kolben,
                                 dessen Stange, bei dem kleinen Durchmesser seines Cylinders, sehr schwach
                                 eingerichtet werden muͤßte, wenn sie nicht den groͤßten Theil
                                 desselben ausfuͤllen, und so den Effect der Daͤmpfe auf ihrer
                                 Seite des Kolbens zu bedeutend vermindern sollte.
                              b) Er ist einfacher und kunstloser,
                                 vorzuͤglich wenn man ihn mit Metallkolben oder Kolben mit sogenannter
                                 Metallliederung vergleicht. Zugleich gibt er bei kleinern Maschinen ohne alle
                                 weitere Huͤlfsmittel den besten Fuͤhrer fuͤr die
                                 Leitstangen ab, daß die Bewegung ihrer Enden stets in der Achse der Stiefel
                                 Statt finde. Wegen seiner Staͤrke widersteht er ihrem schiefen Druke auf
                                 das Vollkommenste. Diesen ihm mitgetheilten Druk nehmen aber die
                                 Stopfbuͤchsen mit ihrer Liederung auf, wodurch keine Reibung verursacht
                                 wird, die dem Staͤmpel und den Stopfbuͤchsen schaͤdlich
                                 werden koͤnnte.
                              c) Der Dampf trifft bei der Anwendung
                                 des Staͤmpels auf beiden Seiten desselben auf gleich große
                                 Oberflaͤchen, seine Wirkung ist daher sowohl beim Hin- als Hergang
                                 des Staͤmpels dieselbe.
                              d) Es ist eine Dichtung fuͤr
                                 denselben leichter bewerkstelligt, als an einem Kolben. Da diese Dichtung
                                 naͤmlich am Stiefel angebracht wird, und folglich mit diesem feststeht,
                                 so lassen sich an derselben leicht Apparate zur Vermeidung alles Dampfverlustes
                                 anbringen, und mit unbeweglichen Theilen der Maschine in Verbindung sezen, von
                                 welchen aus, wie wir oben gesehen haben, dieser Zwek befoͤrdert wird. Wie
                                 schwer wuͤrde eine Vorrichtung der Art, wie ich sie oben angegeben habe,
                                 an einem gewoͤhnlichen Kolben, der immer in Bewegung ist, zu realisiren
                                 seyn. Uebrigens halten Stopfbuͤchsen auch weit besser eine von der Hize
                                 muͤrbe gemachte Liederung, als Kolben, von denen sie sich bei der steten
                                 Bewegung eher abstreift. Auch ist der Wechsel der Hanfliederung bei
                                 Staͤmpeln und ihren Stopfbuͤchsen leicht bewerkstelligt. Man
                                 braucht bei selbiger die Cylinder-Dekel nicht abzunehmen, und kann den
                                 Staͤmpel in seiner jedesmaligen Lage lassen.
                              e) Man kann das Fett besser an einen Staͤmpel, als an die Kolben
                                 gewoͤhnlicher Dampfmaschinen bringen. Da dieses naͤmlich von außen
                                 auf dieselben applicirt werden kann, so sind keine besonderen Apparate
                                 noͤthig, selbiges in den Cylinder zu schaffen; Apparate, die bei den
                                 gewoͤhnlichen Hochdrukmaschinen wegen des, im Cylinder dem Einbringen der
                                 Schmiere widerstrebenden, Dampfdruks immer mehr oder weniger kuͤnstlich
                                 und complicirt sind. Zugleich wird das Fett bei der Application von außen nicht
                                 so verschmiert als in den gewoͤhnlichen Dampfcylindern, wo es
                                 groͤßten Theils mit den im Cylinder verdichteten Daͤmpfen
                                 zusammengequirlt und durch die Exhaustionsroͤhre ausgetrieben wird, noch
                                 ehe es seine Wirkung als lubrificirendes Mittel gehoͤrig gethan hat. Bei
                                 meiner Methode das Fett zu appliciren, bei welcher die Verschwendung jedes
                                 uͤberfluͤssigen Tropfens vermieden und der dennoch etwa
                                 verschwendete Tropfen noch wieder aufgefangen wird, muß der Fettverbrauch bis
                                 auf ein Minimum reducirt werden.
                              f) Zulezt ist mit der Anwendung des
                                 Staͤmpels auch noch die große Bequemlichkeit verbunden, daß man zu jeder
                                 Zeit beobachten kann, ob die zur Erhaltung seines dampfdichten Ganges dienenden
                                 Vorrichtungen ihren Dienst thun oder nicht, ob seine Liederung gut gepakt ist
                                 oder nicht, ob er mit Schmiere genug versehen sey oder nicht. Im Falle, daß an
                                 der Liederung naͤmlich oder an eben erwaͤhnten Vorrichtungen
                                 Unvollkommenheiten eintreten, ist dieß gleich an dem Hervordringen der
                                 Daͤmpfe bei der Liederung zu bemerken und man kann dem Uebelstande zur
                                 rechten Zeit abhelfen, waͤhrend bei Cylindermaschinen mit Kolben der Gang
                                 dieser keinesweges beobachtet werden kann und man nur durch den dadurch
                                 entstehenden Schaden dann erst darauf aufmerksam wird, wenn dieser durch seine
                                 Groͤße und Dauer schon recht in die Augen springt. Welcher unnuͤze
                                 Verlust an Schmiere bei den gewoͤhnlichen Dampfmaschinen dadurch
                                 entsteht, daß man keine bestimmten Zeichen fuͤr den Moment hat, wo der
                                 Kolben neuer Schmiere bedarf, und daher das Geschaͤft des Schmierens dem
                                 Erachten oft voͤllig unwissender, wenigstens doch unachtsamer und
                                 verschwenderischer Maschinenwaͤrter uͤberlassen werden muß, weiß
                                 jeder, der je Gelegenheit gehabt hat zu sehen, wie ruchlos und ohne alle
                                 Ruͤksicht solche Menschen gewoͤhnlich mit diesem Geschaͤfte
                                 umgehn.
                              
                           Was meine Steurung betrifft, so habe ich schon fruͤher bemerkt:
                           
                              a) wie bei ihr durchaus alle Reibung
                                 zwischen Metallflaͤchen vermieden ist. Dieserhalb arbeitet sie selbst bei der
                                 groͤßten Hize der Daͤmpfe sicher, genau und richtig und ist
                                 dauerhaft und stark. Die Abnuzung der Ventile, die stets in ihren Siz ohne
                                 Reibung fallen, ist fast gar nicht zu bemerken. Auch die Hebel zu Bewegung
                                 derselben mit ihren Frictionsrollen und die Nasen der Steurungswelle erleiden
                                 beim Gebrauch keine merkliche Beschaͤdigung. Leztere vorzuͤglich
                                 aus dem Grunde nicht, weil die Luͤftung der Ventile so wenig Aufwand von
                                 Kraft verlangt.
                              
                           Dann ist die Steurung aber
                           
                              b) auch hoͤchst einfach und ohne
                                 große Kunst zu verfertigen. Das Abdrehen und Einschleifen der Ventile von so
                                 kleinem Durchmesser ist ohne alle Bedeutung und versteht sich selbst ein
                                 ungeuͤbterer Arbeiter darauf. Es ist hier nicht noͤthig große
                                 Platten, wie bei Verfertigung der Zugventile (slides) dicht auf einander zu schleifen, und zu diesem Zweke eigene große
                                 geebnete Flaͤchen (surfaces) von Gußeisen
                                 oder Blei in den Werkstaͤtten vorraͤthig zu halten. Das
                                 naͤmliche gilt von der Verfertigung der Hebel, die weder fein
                                 geschlichtet, noch polirt zu seyn brauchen und zu ihrer Vollendung nichts als
                                 gewoͤhnliche Schmiede- und Schlosserarbeit verlangen.
                              c) Die Steurung erfordert erstaunlich
                                 wenig Schmiere. Die Anwendung der leztern beschraͤnkt sich allein nur auf
                                 die wenigen, an den Hebeln befindlichen, Charniere, auf die Zapfen der
                                 Friktionsrollen und der Steurungswelle, deren Bedarf an Oehl aͤußerst
                                 gering ist. Die Stopfbuͤchsen fuͤr die Ventilstiele halten nicht
                                 gut Fett und beduͤrfen dessen auch nicht, da die Reibung zwischen der
                                 Liederung und den Stielen bei der geringen Bewegung der leztern gering
                                 ist.
                              
                           Wenn ich fruͤher behauptete, daß meine Vorrichtung zur Fortpflanzung der
                              Kolbenbewegung auf die Kurbel eine geringe Reibung verursache, da sie nur wenig sich
                              an einander reibende Theile enthalte, daß sie mit großer Festigkeit doch eine
                              gewisse Beweglichkeit und Nachgiebigkeit verbinde, so glaube ich dieses durch die
                              vorausgegangene naͤhere Beschreibung derselben bewahrheitet zu haben, und ein
                              jeder Maschinenkundiger wird die Beweise fuͤr diese meine Behauptungen aus
                              der Construction sehr leicht selbst zu fuͤhren wissen, ohne daß ich besonders
                              darauf aufmerksam mache.
                           So wird mir auch keiner in Widerrede seyn, wenn ich die neue Art der Bewegung des
                              regulirenden Ventils, durch eine an seinem Stiele angebrachte Schraube mit drei
                              Gaͤngen, als eine wesentliche Verbesserung eines solchen Ventils halte, indem
                              durch selbige der Druk der Daͤmpfe gegen den Kegel des Ventils so sehr
                              gemildert und seine
                              Bewegung in dem Maße erleichtert wird, daß selbst ein kleiner Gouverneur zur
                              Regulation desselben hinreicht. Eine laͤngere Erfahrung hat uͤber den
                              Werth dieser Verbesserung vollkommen entschieden, so daß auch von dieser Seite kein
                              Zweifel uͤber die Wahrheit ihrer Vorzuͤge uͤbrig bleibt.
                           ––––––––––
                           Ich schließe hiemit die Beschreibung meiner Dampfmaschine mit sehr hohem Druke. Der
                              Kenner wird finden, daß ich viel Fleiß und Nachdenken daran verwandt habe und
                              gestehen muͤssen, daß eine solche Maschine nicht allein moͤglich in
                              der Ausfuͤhrung, sondern auch ohne großen Aufwand von Sach-Werkzeug
                              und Baukenntniß, so wie von bedeutenden Kosten, herzustellen sey. Wenigstens glaube
                              ich den Beweis geliefert zu haben, daß eine Maschine der Art in ihrer
                              Ausfuͤhrung keine unuͤberwindlichen praktischen Schwierigkeiten in
                              sich fasse und durch diesen Beweis den Muth aller derer von Neuem anzufachen, die
                              durch Hrn. Perkins groͤßten Theils
                              verungluͤkte Versuche den Glauben an das Gelingen und die Vortheile eines
                              solchen Unternehmens verloren haben. Nach meiner Ansicht behaͤlt diese
                              Maschine auch ohne meinen Generator, den ich von jeher als den unwesentlichern Theil
                              meiner Verbesserungen im Felde der Dampfmaschinen angesehen habe, ihren vollen
                              Werth, indem sich viele Generatoren denken lassen, die selbige ohne alle Gefahr mit
                              dem gehoͤrigen Dampfdruke in Bewegung sezen und diejenigen Vortheile an
                              derselben bewaͤhren koͤnnen, die die Verwendung sehr
                              hochdruͤkender Dampfe auf Maschinen uͤberhaupt verheißt. Vielleicht
                              daß ich in der Folge mit der Beschreibung meines Dampf-Entwikelungsapparates
                              noch die anderer Entwikelungsapparate fuͤr Dampf von sehr hohem Druke
                              verbinde, deren Bild mir schon lange vorgeschwebt hat. Auch wird sich spaͤter
                              schon Gelegenheit finden, alle meine Plaͤne zur Verbesserung der
                              Hochdruk-Dampfmaschinen naͤher zu entwikeln. Moͤge mein
                              Vaterland sie schonender beurtheilen, als das Ausland in seinem Stolze es gethan
                              hat. Dann wird die Hoffnung, daß ich ein Mal fuͤr diese wichtige
                              Angelegenheit wieder zu wirken im Stande seyn werde, mich nicht verlassen und mir
                              Freudigkeit geben, diesem gluͤklichen Zeitpunkte mit Geduld und Ausdauer
                              entgegen zu harren.
                           Stubbendorf im Monate April 1828.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
