| Titel: | Ueber Beleuchtung. | 
| Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. XVIII., S. 105 | 
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                        XVIII.
                        Ueber Beleuchtung.
                        Aus den Vorlesungen, welche Hr. Clément-Desormes an dem
                           Conservatoire des Arts et Métiers zu Paris uͤber
                           technische Chemie haͤlt, im Recueil industriel, Januar 1829, S.
                              74.
                        Ueber Beleuchtung.
                        
                     
                        
                           Die Beleuchtungskunst ist nicht nur in Beziehung auf haͤusliche Oekonomie,
                              sondern auch wegen der zahlreichen Manufakturen, die einzig und allein die
                              Fabrikation der zur Lichterzeugung bestimmten Apparate und Substanzen zum Zweke
                              haben, von der hoͤchsten Wichtigkeit. Zu Paris allein nimmt dieser Gegenstand
                              jaͤhrlich eine Summe von 10 bis 12 Millionen Franken in Anspruch. Nach dieser
                              Schaͤzung kann man sich einen Begriff von der Masse der Capitalien machen,
                              die er in ganz Frankreich in Umlauf sezt und welche einer großen Anzahl
                              verschiedener Industriezweige den Unterhalt verschaffen.
                           Bei dem gegenwaͤrtigen Zustande unserer Kenntnisse ist das kuͤnstliche
                              Licht, wovon wir Gebrauch machen, immer das Resultat der Verbrennung. Es ist also
                              wichtig zu untersuchen, welches die erforderlichen Umstaͤnde sind, damit die
                              Verbrennung die groͤßtmoͤgliche Menge von Licht hervorbringt. Die
                              Verbrennung ist bekanntlich das Resultat der Vereinigung eines der Bestandtheile der Luft, welchen
                              man Sauerstoff nennt, mit gewissen Koͤrpern, die
                              man mit dem Namen Brennmaterialien bezeichnet.
                              Gewoͤhnlich ist die Verbrennung von Waͤrme- und
                              Lichtentwikelung begleitet; doch findet sie bisweilen auch unter solchen
                              Umstaͤnden Statt, daß Licht und Waͤrme entweder gar nicht oder in so
                              geringer Menge entwikelt werden, daß sie unsere Sinne nicht merklich affectiren. Die
                              Verbrennung der fetten Koͤrper entwikelt eine große Menge Licht und man
                              wendet sie auch gewoͤhnlich zur Beleuchtung an, weil sie auch noch die
                              verschiedenen Bedingungen in sich vereinigen, welchen ein brennbarer Koͤrper
                              Genuͤge leisten muß, wenn er sich zu diesem Gebrauch vortheilhaft eignen
                              soll.
                           Um die groͤßte Menge Licht zu erhalten, muß man die Temperatur des
                              verbrennenden Koͤrpers so viel als moͤglich erhoͤhen; denn die
                              Lichtentwiklung steht nicht mit der Quantitaͤt der erzeugten Waͤrme,
                              sondern mit der Hoͤhe der Temperatur in Verhaͤltniß. Um diesen Saz zu
                              beweisen und begreiflicher zu machen, hat Herr Clément folgende Versuche angefuͤhrt.
                           Wenn man in einem sehr bekannten Apparate, den man Calorimeter nennt. Ein Kilogramm oder Ein Pfund Kohle verbrennen
                              laͤßt, so wird sie durch ihre Verbrennung eine Menge Eis schmelzen, dessen
                              Gewicht das achtzig- oder neunzigfache desjenigen der Kohle seyn wird. Diese
                              Wirkung wird eben so gut Statt finden, wenn die Verbrennung sehr langsam erfolgt und
                              bei Tageslichte kaum sichtbar ist, als wenn sie rasch erfolgt und dabei eine große
                              Menge Licht entwikelt. Die Verbrennung des Alkohols zeigt dieselbe Erscheinung.
                           Es gibt Weingeistlampen (die sogenannten Davy'schen Gluͤhlampen), worin der
                              Docht mit einem spiralfoͤrmig gewundenen Platindrath umgeben, nur eine am
                              Tageslichte kaum sichtbare Flamme hervorbringt, obgleich der Platindrath
                              gluͤhend ist, waͤhrend in anderen verschieden eingerichteten Apparaten
                              die Verbrennung des Alkohols ein lebhaftes Licht entwikelt. In dem einen wie in dem
                              anderen Falle wird die Verbrennung gleich großer Mengen Alkohol eine gleich große
                              Quantitaͤt Waͤrmestoff hervorbringen, waͤhrend in dem ersten
                              Apparate fast gar kein und in dem zweiten sehr viel Licht erzeugt wird. Es geht also
                              aus diesen Versuchen offenbar hervor, daß das Licht nicht in Verhaͤltniß mit
                              dem entwikelten Waͤrmestoff, wohl aber mit der Temperaturerhoͤhung
                              steht, und daß desto mehr Licht hervorgebracht wird, je hoͤher die Temperatur
                              ist.
                           Die Groͤße der Flamme richtet sich nach dem Druk der Atmosphaͤre. Eine
                              Kerze, welche man auf dem Gipfel eines Berges anzuͤndet, gibt eine
                              groͤßere Flamme als wir an niederen Orten, wie in den Thaͤlern oder am
                              Meeresufer, zu sehen pflegen. Man hat daruͤber Versuche auf dem
                              Mont-Blanc angestellt und gefunden, daß auf dieser Hoͤhe die Flamme
                              ein betraͤchtliches Volum erlangt.
                           Aber die Lebhaftigkeit des Lichtes nimmt im Verhaͤltniß mit dieser
                              Vergroͤßerung der Flamme ab; denn die Temperatur steht in umgekehrtem
                              Verhaͤltniß zu dem Volum der Flamme, und je groͤßer sie also ist,
                              desto weniger hoch ist die Temperatur und desto weniger Licht wird auch
                              entwikelt.
                           Hieraus muß man folgern, daß die Flamme einer Kerze, welche in verdichtete Luft
                              gebracht wird, ihr Volum vermindert, waͤhrend die Intensitaͤt des
                              Lichtes sich vermehrt. In der That wurde auch, wie Hr. Clément bemerkt, hieruͤber ein Versuch von Hrn. Montgolfier, dem Erfinder der Luftballons, angestellt.
                              Dieser geistreiche Physiker stellte eine Kerze in einen glaͤsernen Recipient,
                              worin er Sauerstoffgas vermittelst einer Pumpe comprimirte und brachte so eine sehr
                              kleine Flamme hervor, die aber eine außerordentliche Lebhaftigkeit besaß.
                           Bei der Erleuchtung vermittelst fester Substanzen oder Oehl ist der Docht einer der
                              Haupttheile des Apparates, worin die Verbrennung vorgenommen wird. Seine Verrichtung
                              besteht darin, daß er die Flamme bestaͤndig mit Brennstoff speist. Zu diesem
                              Ende bildet man ihn durch die Vereinigung einer gewissen Menge sehr nahe an einander
                              gereihten Faͤden, die aus einer faserigen Substanz verfertigt werden, so daß
                              sie durch ihre Vereinigung eine Menge kleiner Roͤhren darstellen, worin sich
                              der Brennstoff durch die Wirkung der Capillaritaͤt hinaufzieht.
                           Damit sich diese kleinen Canaͤle nicht sehr bald verstopfen, ist es also
                              noͤthig, daß der Brennstoff sehr rein ist und keine fremde Substanz
                              enthaͤlt.
                           Als Argand die Lampe mit doppeltem Luftzug erfand, wandte
                              man als Brennstoff fuͤr die vervollkommneten Apparate – welche bald
                              die Erleuchtung mit Talg und Wachs verdraͤngten – nur Fischthran an;
                              als aber die politischen Verhaͤltnisse den Verkehr mit den Laͤndern,
                              welche uns die groͤßte Menge davon lieferten, unterbrachen, waͤre man
                              genoͤthigt gewesen, diese Beleuchtungsart aufzugeben, wenn Carcel, welcher spaͤter die Lampe mit
                              Uhrwerk-Bewegung erfand, nicht eine Methode aufgefunden haͤtte, die
                              Pflanzenoͤhle zu reinigen. Diese Entdekung hatte außerordentlich wichtige
                              Folgen, denn seitdem man Pflanzenoͤhle anwendet, hat sie Frankreich eine
                              ungeheure Summe erspart, welche man zur Bezahlung einer viel kostspieligeren
                              Substanz haͤtte verwenden muͤssen, die dessen ungeachtet nicht eben so
                              viel Licht hervorgebracht haben wuͤrde.
                           
                           In England wendet man jezt noch als Brennstoff fuͤr die Lampen den Fischthran
                              an, welcher drei Mal theurer als das Pflanzenoͤhl ist. Dieser Umstand hat
                              insbesondere in diesem Lande die Einfuͤhrung der Gasbeleuchtung
                              beguͤnstigt.
                           Das von Carcel erfundene Verfahren, um die Oehle Behufs
                              des Brennens zu reinigen, welches man auch heut zu Tage noch anwendet, besteht
                              darin, in das stark bewegte Oehl ungefaͤhr 2 Procent concentrirte
                              Schwefelsaͤure in sehr kleinen Quantitaͤten hineinzuschuͤtten,
                              das Gemenge mit einem Werkzeuge, welches man Kruͤke (rabot) nennt, umzuruͤhren, und dann die Saͤure einige Zeit
                              lang auf das Oehl wirken zu lassen. Man sezt dann sein doppeltes Volum Wasser zu,
                              ruͤhrt neuerdings und lange Zeit um, und laͤßt dann die ganze Masse
                              sich absezen. Das Wasser und die fremden Substanzen schlagen sich nieder und man
                              zieht sie ab, bis Oehl durch den Hahn auslaͤuft. Man gießt zum zweiten Mal
                              eine eben so große Menge Wasser hinein und bewegt das Gemenge, um die lezten
                              Antheile von Saͤure und fremden Substanzen, welche noch suspendirt in dem
                              Oehl enthalten seyn koͤnnten, wegzuschaffen. Man laͤßt absezen und
                              zieht neuerdings ab. Man braucht dann nur noch zu filtriren, um vollkommen klares
                              Oehl zu erhalten; die Kohlenfilter sind hiezu am tauglichsten.
                           Bei dieser Operation ist die Saͤure in zu geringer Menge vorhanden, als daß
                              sie auf das Oehl wirken koͤnnte, waͤhrend sie sich mit dem darin
                              enthaltenen Extractivstoff verbindet, ihn zersezt, verkohlt und so in Oehl
                              unaufloͤslich macht. Das Wasser, welches man in großer Menge hinzusezt,
                              bemaͤchtigt sich alsdann dieser Substanz und reißt sie mit sich auf den Boden
                              des Gefaͤßes. Es ist sehr wichtig, daß man nur sehr reines Wasser anwendet,
                              denn wenn es einige fremde Substanzen enthielte, welche nach der Reinigung noch
                              aufloͤslich waͤren, so wuͤrden diese in dem Oehl suspendirt
                              bleiben, und da sie nicht vollstaͤndig verbrennen, so wuͤrden sie bald
                              die capillaren Canaͤle, welche den Docht bilden, verstopfen und
                              beschmuzen.
                           Die Temperaturerhoͤhung beguͤnstigt die Reinigung des Oehles sehr, auch
                              werden mehrere Werkstaͤtten, wo man diese Operation ausuͤbt, mit Dampf
                              geheizt, weil dieses das bequemste und am wenigsten kostspielige Verfahren ist. Hr.
                              Clément hat sogar das Wasser in Dampfgestalt
                              in die Gefaͤße streichen lassen, worin die Reinigung vorgenommen wurde, indem
                              er eine Roͤhre hineintauchte, welche mit dem Dampfkessel in Verbindung stand,
                              und hat durch diese Anordnung sehr gute Resultate erhalten. Gewoͤhnlich
                              begnuͤgt man sich jedoch damit, das zu reinigende Oehl und die Filter in
                              Gefaͤße mit doppelten Waͤnden zu bringen und zwischen diesen beiden
                              Gehaͤusen den Wasserdampf circuliren zu lassenMan vergleiche hiemit Cordier's Vorrichtung zum
                                    Erwaͤrmen der Oehlsaamen, Polyt. Journ. Bd. XXXI. S. 237. und Wilk's Methode das Oehl zu reinigen ebend. S.
                                    236. A. v. R..
                           Nach dem Oehl ist der Talg eine derjenigen Substanzen, welche am haͤufigsten
                              zur Beleuchtung angewandt werden. Diese Substanz kommt in sehr vielen thierischen
                              Geweben vor. Zur Beleuchtung benuzt man nur diejenige, welche man von den
                              wiederkaͤuenden Thieren erhaͤlt, weil sie allein bei der
                              gewoͤhnlichen Temperatur eine feste Consistenz annimmt. Unter rohem Talg (Fleischertalg, suif en
                                 branches) versteht man solchen Talg, welcher noch in dem Zustande ist, wie
                              man ihn aus dem Thiere ausgezogen hat. In diesem Zustande ist der Talg in einer
                              großen Menge kleiner Blaͤschen enthalten, die ihn von allen Seiten umgeben.
                              Die geringe Sorgfalt, welche man in den Fleischbaͤnken auf die Erhaltung des
                              rohen Talges wendet, ist eine Hauptursache seiner Veraͤnderung und das
                              fehlerhafte Verfahren, welches man allgemein befolgt, um den Talg zu schmelzen, und
                              so aus den Blaͤschen, welche ihn enthalten, auszuziehen, verdirbt ihn noch
                              vollends und ertheilt ihm den so unangenehmen Geruch, welchen man ihm nie ganz
                              wieder entziehen kann und welcher die schlecht verfertigten Lichter auszeichnet. Das
                              Verfahren, den Talg auszuschmelzen, welches man noch vor wenigen Jahren allgemein
                              befolgte und welches noch an vielen Orten ausgeuͤbt wird, besteht darin, ihn
                              groͤblich zu zerschneiden und in stark erhizte kupferne Kessel zu werfen. Der
                              Talg kommt dann zwar in Fluß, geht aber nur aus denjenigen Blaͤschen heraus,
                              welche zerschnitten worden sind. Derjenige, welcher noch in die Gehaͤuse
                              eingeschlossen ist, welche nicht angegriffen worden sind, ist zwar ebenfalls
                              geschmolzen, was man an der Durchsichtigkeit der in dem Bade schwimmenden Massen
                              erkennt, aber er kann nicht anders heraustreten, als bei einer hohen Temperatur, die
                              auf die Haͤute, welche die Blaͤschen bilden, eben so wirkt, wie auf
                              alle thierischen Substanzen und sie zwingt sich so lange zusammenzuziehen, bis sie
                              durch die Wirkung des Talges zerspringen. Dieses Verfahren verdirbt den Talg durch
                              die hohe Temperatur, welcher er dabei ausgesezt wird. Die Schmelzstaͤtten, wo
                              es ausgeuͤbt wird, verbreiten einen unertraͤglichen Geruch, welcher
                              sich weit fortpflanzt und es noͤthig macht, daß man sie fern von Wohnungen
                              anlegt.
                           Die Parfuͤmeurs, welche zur Bereitung ihrer Schminkmittel ganz reines Fett
                              noͤthig haben, bedienten sich seit langer Zeit zum Ausschmelzen einer bessern
                              Methode. Sie zerrieben zuerst den rohen Talg und dann war eine gelinde Hize
                              hinreichend, um ihn fluͤssig zu machen und von den Haͤuten, welche ihn
                              einschlossen, zu trennen.
                           
                           Diese Methode ist noch immer die beste, welche man befolgen kann; sie besteht darin,
                              durch irgend ein mechanisches Mittel den rohen Talg zu zerreiben und ihn, wenn er in
                              eine Art von Brei verwandelt ist, einer Temperatur auszusezen, welche nicht
                              hoͤher ist, als das Schmelzen des Talges sie erfordert; um ihn von den
                              zerrissenen Blaͤschen abzuscheiden, treibt man ihn durch ein Sieb. Um die zu
                              dieser Operation erforderliche Hize zu erhalten, ist es sehr vortheilhaft, den
                              Wasserdampf anzuwenden und man bedient sich mit Nuzen solcher Kessel, welche mit
                              einem Mantel umgeben sind, in welchen man den Dampf hineinstreichen
                              laͤßt.
                           Man hat zur Reinigung des Talges aͤhnliche Verfahrungsweisen angewandt, wie
                              man sie zum Klaͤren der Pflanzenoͤhle befolgte, indem man dem
                              schmelzenden Talg eine geringe Menge Schwefelsaͤure zusezte. Diese Methode
                              scheint aufgegeben worden zu seyn.
                           In England hat man vorgeschlagen, an Statt der Schwefelsaͤure eine
                              Aufloͤsung von Gerbestoff, anzuwendenDa Hr. Clément die Quelle angab, woraus er
                                    das in England zum Reinigen des Talges angewandte Verfahren
                                    schoͤpfte, so wollen wir hier den Artikel der Revue Britannique mittheilen, wo dieses Verfahren aus einander
                                    gesezt ist. Es scheint nur zum Reinigen des Fischoͤhls (Fischthrans)
                                    ausgemittelt worden zu seyn; da aber der Talg ebenfalls eine thierische
                                    Substanz ist, so scheint es, daß dieses Verfahren auch auf ihn anwendbar
                                    seyn muß.Reinigung des Fischoͤhls. Der Zwek dieser
                                    Operation ist, dieses Oehl von den fremden Substanzen zu befreien, welche
                                    bloß im Zustande eines Gemenges darin aufgeloͤst oder suspendirt
                                    sind, und ihm den uͤbeln Geruch zu entziehen, welcher seine Anwendung
                                    so unangenehm macht. Hr. Davidson, Chirurg zu
                                    Glasgow, welcher eine lange Reihe von Versuchen uͤber diesen
                                    fuͤr die englischen Manufakturen so wichtigen Gegenstand angestellt
                                    hat, fand, daß aus dem Wallfischthran die oͤhligen Substanzen nach
                                    dem gewoͤhnlichen Verfahren abgeschieden werden koͤnnen, daß
                                    aber bei dem Thran der Robben, der Stokfische und der Seehunde eine
                                    vorlaͤufige Bearbeitung noͤthig ist. Da er Thierleim
                                    (Gallerte) enthaͤlt, welchen die Schwefelsaͤure nicht
                                    unaufloͤslich machen wuͤrde, so wirkt er durch eine
                                    Gerbestoffaufloͤsung auf diese Substanz, und schlaͤgt sie auf
                                    den Boden der Gefaͤße nieder. Es handelt sich dann nur noch darum,
                                    das Oehl von dem Wasser zu trennen, worin der Gerbestoff aufgeloͤst
                                    war, so wie von den fremden Substanzen, welche es noch enthalten
                                    koͤnnte: es ist fuͤr die jezt folgende gewoͤhnliche
                                    Reinigungsmethode vorbereitet.Wenn diese Operation beendigt ist, hat man diesen Oehlen noch den
                                    Faͤulnißgeruch zu benehmen, welchen sie durch die
                                    Fabrikationsprocesse angenommen haben und der sich mit der Zeit nur noch
                                    vermehrt hat. Diese Desinficirung bringt mehrere Vortheile,
                                    hauptsaͤchlich den, daß sie die Fabriken, worin man solche stinkende
                                    Thrane anwendet, und wo die Arbeiter genoͤthigt sind, sie zu
                                    handhaben und ihre nachtheiligen Ausduͤnstungen lange Zeit
                                    einzuathmen, gesund erhaͤlt. Man hat in England gefunden, daß das
                                    Stokfischoͤhl (Stokfischthran) wegen der betraͤchtlichen Menge
                                    Fettwachs (Margarinsaͤure, adipocire),
                                    welche es enthaͤlt, sich am besten zur Lederbereitung eignet. Ohne
                                    Zusaz dieser Substanz wuͤrde das Leder seine Geschmeidigkeit nicht
                                    lange behalten, das Fettwachs, welches bestaͤndiger und weniger
                                    veraͤnderlich, als das Leder, aber zu hart ist, als daß man es dem
                                    Leder einverleiben und es dasselbe gut durchdringen koͤnnte, kann nur
                                    vermittelst eines Oehles, wodurch es in Aufloͤsung erhalten wird,
                                    hineindringen. Das Stokfischoͤhl ist daher entschieden fuͤr
                                    die Gerbereien das kostbarste Oehl und mehrere Fabrikanten sind
                                    uͤberzeugt, daß es ihnen ganz unentbehrlich ist. Folgendes ist das
                                    Verfahren des Hrn. Davidson, um diesem Oehl so
                                    wie auch den anderen, welche nicht weniger stinken, den Geruch zu
                                    benehmen.Auf einen Zentner (quintal) Oehl nimmt man ein
                                    Pfund Chlorkalk, welches man in einer hinreichenden Menge Wasser
                                    aufloͤst. Wenn die Aufloͤsung vollkommen klar ist, mengt man
                                    sie mit dem Oehl, indem man sie stark bewegt: der Geruch wird dadurch zwar
                                    vollkommen zerstoͤrt, aber man erhaͤlt eine dike und weißliche
                                    Substanz, wovon man keine Anwendung machen koͤnnte. Man sezt dann
                                    drei Unzen Schwefelsaͤure zu, welche mit ihrem sechzehn- bis
                                    zwanzigfachen Gewicht Wasser verduͤnnt ist und laͤßt das
                                    Gemenge unter Umruͤhren gelinde kochen. Nach dem Kochen filtrirt man
                                    die Fluͤssigkeit noch heiß, um den gebildeten schwefelsauren Kalk
                                    daraus abzuscheiden; man laͤßt dieselbe erkalten und einige Tage
                                    ruhig stehen: man findet dann ein klares und geruchloses Oehl, welches man
                                    von dem darunterstehenden Wasser abscheidet. Hr. Davidson bemerkt, daß die zur Desinficirung eines Zentners Oehl
                                    erforderliche Menge Chlorkalk nach Verhaͤltniß seiner
                                    groͤßeren oder geringeren Faͤulniß verschieden seyn kann, und
                                    daß man daher immer etwas Chlorkalk-Aufloͤsung
                                    vorraͤthig haben muß, um davon so lange zusezen zu koͤnnen,
                                    bis das Oehl seinen Geruch gaͤnzlich verloren hat.Anm. des Rec. industr.. Da diese Substanz die Eigenschaft hat, die thierischen Substanzen
                              unaufloͤslich zu machen, so scheint sie den vorgesezten Zwek vollkommen
                              erfuͤllen zu muͤssen, sie ertheilt aber dem Talg einen sehr schwer zu
                              zerstoͤrenden Geruch. Man hat gesucht diesen dadurch wegzubringen, daß man
                              den geschmolzenen Talg mit Chlorkalk versezte.
                           Man wendet zur Beleuchtung auch zwei aus den Fetten ausgezogene Substanzen an, welche
                              man unter dem Namen Margarinsaͤure und Stearinsaͤure
                              (Talgsaͤure) kennt. Man kann sie durch zwei verschiedene Verfahrungsweisen
                              erhalten. Die erste ist die Verseifung. Sie besteht darin, den Talg mit Natron oder
                              Kali zu verbinden und so eine Art Seife zu bilden, welche man durch
                              Schwefelsaͤure zersezt. Die Margarinsaͤure, Stearinsaͤure und
                              Oehlsaͤure schwimmen dann auf der Oberflaͤche der Fluͤssigkeit,
                              worin die Schwefelsaͤure in Verbindung mit der zum Verseifen des Fettes
                              angewandten alkalischen Basis aufgeloͤst bleibt. Die fetten Saͤuren
                              scheidet man durch Decantiren ab. Sodann trennt man die Margarinsaͤure und
                              Stearinsaͤure von der Oehlsaͤure, welche nicht fest ist, indem man die
                              ganze Masse unter eine starke Presse bringt, welche an einem kalten Orte aufgestellt
                              ist.
                           Nach dem zweiten Verfahren erhaͤlt man die fetten Saͤuren durch die
                              Destillation; nach dieser Methode bringt man es aber nie dahin, ihnen die
                              glaͤnzend weiße Farbe zu bewahren, wodurch sich die durch Verseifung
                              dargestellten auszeichnen. Die Erfahrung hat auch gelehrt, daß ein Strom
                              Wasserdampf, welchen man in das Innere des Apparates richtet, worin die Destillation
                              vorgenommen wird, sie sehr beguͤnstigt und die Entbindung der Saͤuren
                              beschleunigt.
                           Hr. Gay-Lussac hat sich
                              mit der Fabrikation von Kerzen aus Margarin- und Stearinsaͤure
                              beschaͤftigt und seine Idee mit dem Scharfsinn und der Geschiklichkeit
                              ausgefuͤhrt, wodurch sich alle seine Arbeiten auszeichnen. Er hat Dochte auf
                              die Art construirt, daß sie sich beim Verbrennen drehten und immer außerhalb der
                              Flamme zu stehen kamen, wo sie sich verzehrten. Bei dieser scharfsinnigen Anordnung
                              brauchte man die
                              Lichter nicht zu puzen. Aber ungeachtet dieses Vortheiles und des schoͤnen
                              Lichtes, welches diese Kerzen geben, scheinen sie doch nicht in Aufnahme zu kommen.
                              Der hohe Preis, zu welchem sie immer verkauft werden muͤssen, wird dem
                              Aufschwung dieser Fabrikation immer das groͤßte Hinderniß seyn und der
                              Verlust, welcher durch die Abscheidung der Oehlsaͤure entsteht, die beinahe
                              werthlos ist und 40 Procent vom ganzen Gewichte des Fettes ausmacht, wird es nicht
                              gestatten, daß dieser Preis betraͤchtlich vermindert wird.