| Titel: | Ueber englische Papier-Sorten. Von Hrn. Wilh. Baddeley , dem jüngern. | 
| Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. XXIV., S. 130 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXIV.
                        Ueber englische Papier-Sorten. Von Hrn.
                           Wilh. Baddeley
                           Da unsere deutschen Papier-Fabrikanten sich nicht schaͤmen, die
                                 Namen englischer Fabriken in ihren Wassermarken nachzumachen, so wird es ihnen
                                 vielleicht nuͤzen, hier wenigstens die Formate der englischen Papiere
                                 kennen zu lernen. A. d. U., dem juͤngern.
                        Aus dem Mechanics' Magazine. N. 289. S.
                              22.
                        (Im
                              Auszuge.)
                        Baddeley, über englische Papier-Sorten.
                        
                     
                        
                           Hr. Wilh. Baddeley liefert am a. O. eine Beschreibung der
                              vorzuͤglichsten englischen Papier-Sorten.
                           Er theilt sie in drei Classen: Schreib- und Zeichen-Papier,
                              Druk-Papier, und Pak-Papier.
                           Das Schreib- und Zeichen-Papier wird entweder mit geflochtenen Drathformen geschoͤpft, in welchen
                              die Drathe in groͤßerer oder kleinerer Entfernung parallel neben einander
                              laufen und von anderen Drathen, die in weiteren Entfernungen gleichfalls parallel
                              neben einander stehen, quer durchschossen werden; (auf dem auf diese Weise
                              geschoͤpften Papiere sind die Spuren des Drathes sichtbar, wenn man das Blatt
                              Papier gegen das Licht haͤlt): oder man schoͤpft es mittelst Formen,
                              die aus feinem Drathe gewebt werden, und an solchem Papiere sieht man keine Spur von
                              der Form. Ersteres ist das gewoͤhnliche Schreib- und Zeichen-Papier (laid papier),
                              lezteres Velin-Papier
                              (wove paper).
                           Das gewoͤhnliche Schreib-Papier wird meistens mittelst SchmaͤlteDieß ist, wie Vater Bekmann schon vor 50 Jahren
                                    bemerkte, die allerheilloseste Methode, dem Papiere eine blaue Farbe zu
                                    geben. Schmalte ist blaues Glas; der feine
                                    Glasstaub schleift die Spize der Feder so schnell weg, daß, wenn man eine
                                    reine Handschrift schreiben will, man alle 4–5 Zeilen die Feder neu
                                    schaͤrfen muß. Dadurch faͤllt die Schrift aber immer ungleich
                                    aus. Da man heute zu Tage eine Menge wohlfeilerer und zwekmaͤßigerer
                                    blauer Farben besizt, die durch den Alaun, der zum Leimen genommen werden
                                    muß, durchaus nicht leiden, so waͤre es ein Mal Zeit, die
                                    verderbliche Schmalte aus den Papier-Muͤhlen fuͤr immer
                                    zu verbannen. Noch eine andere schaͤndliche Methode, das
                                    Hauptwerkzeug einer guten Papier-Muͤhle (eine gute Presse von
                                    dem Druke einiger Atmosphaͤren, wodurch das Papier seine Zartheit und
                                    Glaͤtte erhaͤlt) zu umgehen, das sogenannte Glaͤtten
                                    mit Glaͤttsteinen, verdient gleichfalls fuͤr immer
                                    verbannt zu werden, zumal wenn man sich bei diesem Glaͤtten zugleich
                                    des Talges bedient, wie es hier und da geschieht. Die Tinte greift auf
                                    solchem Papiere nicht an, laͤßt, wie man sagt aus, und die Schrift
                                    wird ungleich. Gute Pressen sind das Erste, was man unseren
                                    Papier-Muͤhlern dringend, nebst feineren Filzen, zu empfehlen
                                    hat. A. d. U. geblaͤut, die man dem Zeuge schon in der Buͤtte zusezt.
                           
                           Von Velin hat man aber zwei Sorten: blaues Velin und gelbes Velin: zu ersterem wird
                              der Zeug wieder mit Schmalte geblaͤut: lezteres hat die reine Farbe der
                              Lumpen, nur in hoͤherem Weiß durch die Bleiche. Velin-Zeichen-Papier ist immer von der lezteren Sorte; Schreib-Papier vom
                              Imperial bis Demy-Format von der ersten. Wenn man von den zahllosen Sorten
                              von Post-Copier-
                              und Foolscap-Papier
                              eine oder die andere verlangt, muß man immer dazu sezen: ordinaͤres (laid), gelbes Velin (yellow wove), blaues Velin (blue
                                 wove). Bei allen anderen Sorten, von Demy aufwaͤrts, ist Velin- und Zeichen-Papier (wove and drawing), so wie ordinaͤres und
                              Schreib-Papier (laid and writing) gleichbedeutend oder synonym. Wenn man
                              kein anderes bezeichnendes Wort beifuͤgt, versteht man immer ordinaͤres Papier (laid). Hier ein Verzeichniß der Papier-Sorten dieser Classe nebst
                              ihrer Groͤße und ihrem Gewichte im RießEin Rieß haͤlt 20 Buͤcher, wovon 18 aus ganzen
                                    unbeschaͤdigten 24 Bogen, 2 aber aus 20 Bogen beschaͤdigtem
                                    Papiere sind, deren eines oben, das andere unten liegt, um die dazwischen
                                    liegenden Buͤcher gegen die Eindruͤke der Schnur und andere
                                    Beschaͤdigungen zu sichern. Wenn die beiden aͤußeren
                                    Buͤcher ganz und unbeschaͤdigt sind, so heißt das Rieß ein ganzes Rieß (all
                                       insides). Ein Rieß Druk-Papier hat 21 1/2 Buͤcher von
                                    24 unbeschaͤdigten Bogen, und ist ein volles
                                       Rieß (perfect ream). A. d. O..
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 131-132
                              Namen; Groͤße in Zoll;
                                 Gewicht in Pf.; Antiquarian; Double Elephant; Atlas; Colombier; Imperial;
                                 Elephant;; Super Royal; Royal; Medium; Demy; Extra großes dikes
                                 Post-Papier; Do Do duͤnnes Do; Do Do Bank Do; Großes dikes Do; Do
                                 Mittel Do; Do duͤnnes Do; Do Bank Do; Extra dikes Do; Dikes Do; Mittel
                                 Do; Duͤnnes Do; Bank Do; Copy; Square Foolscap; Extra thick Do; Foolscap;
                                 Post
                              
                                 
                                 Diese englischen National-Namen lassen sich nicht uͤbersezen.
                                    A. d. U.
                                 
                              
                           
                           Das Magazine gibt nun die Wassermarke von Imperial, Super-Royal, Royal, Medium, Demy, Post,
                                 Copy, Foolscap, und Post in Holzschnitten, die
                              unsere Papier-Macher zur beliebigen Nachmachung im Originale nachsehen
                              moͤgen.
                           Hr. Baddeley sagt, daß er weder die Entstehung, noch die
                              Periode des ersten Gebrauches dieser Wassermarke kenne, aber vermuthe, daß bei der
                              ersten Einfuͤhrung derselben vielleicht eine andere Bedeutung, als
                              gegenwaͤrtig, denselben gegeben seyn mochte. Noch jezt erkennt man indessen
                              genau die urspruͤngliche Groͤße der verschiedenen Papier-Sorten
                              an diesen Marken, und sieht daraus, wieviel allenfalls davon weggeschnitten wurde.
                              Velin-Papier hat keine solche Wassermarken. Post-Papier wird selten im
                              Folio-Formate verkauft, sondern in Quart gefalzt und beschnitten, zuweilen
                              sogar in Octav, als Handbuch-Papier (note
                                 paper).
                           Druk-Papier. Unter
                              dieser großen Classe von Papier-Sorten steht das sogenannte Kupferplatten-Papier,
                              Plate-Paper, oben an. Dieses Papier hat
                              dieselbe Groͤße, Schwere und Qualitaͤt, wie das bereits beschriebene
                              Zeichen-Papier, nur
                              ist es weicher, indem es nicht geleimt wird. Plate-Paper ist nicht kleiner als Medium; hat naͤmlich die Groͤße der Platten eines
                              sogenannten Demy book. Dieses Papier wird zum Abdruken
                              von Kupferplatten verwendet; wenn jedoch der Abdruk der Platte illuminirt werden
                              soll, muß Zeichen-Papier genommen werden, das in der technischen englischen Sprache in
                              dieser Hinsicht hard paper genannt wird, waͤhrend
                              das gewoͤhnliche Plate-paper mit dem Namen
                              soft platt bezeichnet wird.
                           Hier eine Liste von Drukpapier-Sorten, deren Groͤße und Gewicht hoͤchst
                              verschieden ist:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 132
                              Namen; Groͤße in Zoll;
                                 Gewicht in Pf.; Large News (großes Zeitungs-Papier); Small Do (keines Do
                                 –); Royal; Medium; Demy; Short (or Music) Demy; Copy; Crown; Foolscap;
                                 Post
                              
                           Die drei lezten Sorten werden gewoͤhnlich in Doppel- (double) Format verfertigt. Die Drukpapiere sind
                              gewoͤhnlich alle eine Art gelbes Velin (yellow wove), und
                              werden nicht so stark wie Schreib-Papier, sondern nur etwas geleimt, indem
                              sie sonst nicht stark genug waͤren.
                           Die dritte Classe von Papier-Sorten begreift die Pak-Papiere (wrapping or packing papiers), und enthaͤlt eine zahllose Menge von
                              Papier-Sorten, die sich unter folgende Abtheilungen bringen lassen: Patronen-Papier (Cartridge Papers); blaues
                                 Papier (blue Papers); Hand-Papier (Hand
                                 Papers) braunes Papier (brown Papers).
                           Patronen-Papier (Cartridge
                                 Papers).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 133
                              Namen; Groͤße in Zoll;
                                 Gewicht in Pf.; Square Cartridge (vierekiges Patronen-Papier); Double
                                 Crown Do; Elephant Do; Common size Do; Royal Do; Demy Do; Foolscap Do
                              
                           Blaue Papiere (Blue
                                 papers).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 133
                              Namen; Groͤße in Zoll;
                                 Gewicht in Pf.; Blue Elephant; Royal Denny Double Crown; Royal Denny Double
                                 Foolscap; Royal Denny Double Royal; Royal Denny Double Denny
                              
                           Hand- (oder weiß-braune) Papiere (Hand- (or white
                                 brown) Papers).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 133
                              Namen; Groͤße in Zoll;
                                 Gewicht in Pf.; Elephant; Thick Royal Hand; Thin Do Do; Carling; Lumben Hand;
                                 Middle Do; Small Do
                              
                           Braunes Papier (Brown Papers).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 133
                              Namen; Groͤße in Zoll;
                                 Gewicht in Pf.; Imperial Cap; Bay Do; Kentish Do; Small Do; Double four Pound;
                                 Small Do
                              
                           Außer obigen Papier-Sorten gibt es noch andere, die sich unter keine der
                              obigen Abtheilungen bringen lassen. Nur Einiges uͤber die wichtigeren unter
                              denselben. Zuerst vom Loͤschpapiere oder Fließpapiere (blotting
                                 paper). Man verfertigt es in drei verschiedenen Formaten, naͤmlich Medium, Post und Foolscap, und von verschiedener
                              FarbeDas englische Loͤschpapier ist meistens roth
                                       gefaͤrbt. Man bedient sich in England beinahe nie des
                                    Streusandes, dessen Gebrauch in einem Briefe fuͤr eine grobe Unart
                                    gilt. A. d. U., Schwere und Feinheit. Loͤschpapier,
                              vorzuͤglich das ungefaͤrbte, wird haͤufig in chemischen
                              Laboratorien gebraucht, vorzuͤglich zum Filtriren: man verfertigt jedoch eine
                              eigene Papier-Sorte zu diesem Ende unter dem Namen Filtrir-Papier (filtering paper). Es hat gewoͤhnlich die Groͤße des Double Crown-Papieres und einen diken wolligen
                              Koͤrper. Das sogenannte Seiden-Papier (Tissue Paper) ist
                              bekannt genug: es hat das Format des (Crown Papiers,
                              sowohl double als single und
                              demy). Eine besondere Sorte dieser Papier-Art
                              ist das sogenannte Copier-Postpapier (Copying post); es ist vollkommen
                              ungeleimt, und aͤußerst fein und alle Feuchtigkeit einsaugend: man bedient
                              sich desselben zum Copieren der Briefe. Zu diesem Ende wird dieses Papier etwas
                              befeuchtet, und auf den mit der bekannten Copier-Tinte (Copying ink)
                              geschriebenen Brief gelegt; man gibt beyde Blaͤtter unter eine gute Presse.
                              Wenn sie aus derselben herauskommen, hat man eine diplomatisch genaue Abschrift (ein
                              Fac Simile), das man in das Copierbuch legt, und das
                              alles weitere langweilige, muͤhevolle und kostspielige Copieren erspart. Die
                              Schrift erscheint zwar umgekehrt; sie laͤßt sich aber am Spiegel oder durch
                              Uebung leicht lesen, und ist die moͤglich genaueste diplomatische Abschrift
                              einer Urkunde, uͤber deren Aechtheit kein Streit Statt haben kannBeinahe jedes Wechselhaus in England (in Deutschland nur manches) hat eine
                                    solche Copier-Presse. Wenn man diese Art zu copieren auch in den
                                    Bureaux oder sogenannten Kanzelleien einfuͤhren wollte, wie viel Zeit
                                    und Geld ließe sich nicht fuͤr manches Land, das unter seinen
                                    Schreibern beinahe erliegt, ersparen! A. d. U..
                           Das sogenannte Littress ist ein weiches
                              Patronen-Papier in zwei Formaten, Royal und Foolscap, und wird bloß fuͤr Karten-Fabrikanten
                              verfertigt.
                           Unter den verschiedenen Kraͤmer-Papieren kommt ein dikes,
                              blaͤulich purpurfarbiges, Papier unter dem Namen Zuker-Papier (Sugar blues) vor; man hat davon folgende Sorten:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 134
                              Namen; Groͤße in Zoll;
                                 Gewicht in Pf.; Large Lump; Small Do; Single Loaf; Powder Do; Double Do
                              
                           Von den braunen Papieren gibt es verschiedene Sorten zu
                              verschiedenen Zweken; unter diesen verdienen das große grobe Pak-Papier, das
                              unter dem Namen Manchester Paper bekannt ist, das Papier zum Schiffsbaue
                              (das sogenannte Sheating paper), und das
                              Hutmacher-Papier (tip paper) in die Huͤte,
                              besonders bemerkt zu werden.
                           Zwischen der Classe des Druk- und Pak-Papieres ist jedoch keine
                              feststehende Graͤnze, indem man sich auch des feinsten Drukpapieres als
                              Pak-Papier bedient, und mehrere Sorten des lezteren, absichtlich schlechter,
                              zu Pak-Papier fabricirt werden, wie z.B. das Double
                                 Crown und Demy fuͤr Kraͤmer und
                              Hutmacher. Auch bei dem sogenannten Hand-Papier
                              gibt es Abweichungen. Die erste Sorte desselben, Elephant, wird fast ausschließlich zu Papier-Tapeten bestimmt, und
                              in dieser Hinsicht in verschiedener Qualitaͤt verfertigt. Das schoͤne
                              Karmesin und Atlas Tapeten-Papier (crimson and satin
                                 hangings) fordert Druk-Papier von der feinsten Qualitaͤt, das
                              man nimmermehr unter Hand-Papier bringen kann.
                              Doch auf solche Abweichungen konnte nicht Ruͤksicht genommen werden.
                           Farbige Papiere. Ihre Anzahl ist Legion: sie zerfallen
                              jedoch in zwei sehr natuͤrliche Abtheilungen: naͤmlich in solche, die
                              in der Buͤtte oder spaͤter erst gefaͤrbt werden, und in solche,
                              welche von Modehaͤndlern oder eigenen Fabrikanten aus weißem Papiere
                              verfertigt werden. Zu den ersteren gehoͤrt das sogenannte
                              Crayon-Papier (crayon papers) fuͤr
                              Zeichner etc.; das gefaͤrbte Papier fuͤr Buchbinder zu den
                              Buͤcherdekeln aus gefaͤrbtem Royal und Demy Drukpapier, und das schoͤn gefaͤrbte
                              Post- und Seiden-Papier, das die Damen so sehr schaͤzen. Zu den
                              zweiten gehoͤrt z.B. gefaͤrbtes Double
                                 Crown- und Demy-Drukpapier zu
                              farbigen Anschlags-Zetteln; gefaͤrbtes Foolscaps zu marmorirtem (marble)
                              Cypressen- (Cypres) und Maroquin-Papier
                              (Morocco) und zu dem Gold- und
                              Silber-Papier, auch zu jenen Papieren, die wie Holz und Schildkroͤte
                              gemahlen werden. Hierher gehoͤrt auch noch das wunderschoͤne Papier,
                              das eine Nachahmung des sogenannten Buhlwork ist.
                           Mehrere Papiere sind im sogenannten Doppel- (Double) Formate, wie bei dem Drukpapiere gesagt wurde. Die Groͤße
                              eines solchen Doppel-Formates erhaͤlt man, indem man das kleinere Maß
                              verdoppelt. So hat z.B. Crown-Papier 20 Zoll
                              Hoͤhe auf 15 Zoll Breite. Doppel- oder Double-Crown wird also 30 Zoll
                              Hoͤhe und 20 Zoll Breite haben. Dieß gilt von jedem anderen
                              Doppel-(Double) Formate.