| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. XXVII., S. 143 | 
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                        XXVII.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Verzeichniß der zu London im Jahre 1829 ertheilten
                              Patente.
                           
                              Dem George Haben,
                                 Mechaniker zu Fronbridge in der Grafschaft Wilts: auf gewisse Verbesserungen an
                                 den Maschinen zum Dressiren des Tuches. Dd. 12. Maͤrz 1829.
                              
                           
                              Dem William Storey,
                                 Bleigießer und Glaser zu Morley, in der Pfarrer Batley, in der Grafschaft York,
                                 und Samuel Hirst,
                                 Tuchmacher ebendaselbst: auf gewisse Substanzen, welche in Verbindung mit
                                 einander mit sehr gutem Erfolg zum Walken Reinigen und Waschen des Tuches und
                                 anderer Fabrikate angewandt werden koͤnnen. – Dd. 10.
                                    Maͤrz 1829.
                              
                           
                              Dem Richard Hall,
                                 Schneider und Tuchhaͤndler zu Plymouth, in der Grafschaft Devon: auf eine
                                 Composition, die zu gewissen Fabrikaten oder Substanzen angewandt werden kann,
                                 aus welchen man Stiefel, Schuhe und verschiedene andere Artikel macht, Dd. 10.
                                    Maͤrz 1829.
                              
                           
                              Dem James Wills
                                    Wayte, Buchdruker zu Drury Lane, in der Grafschaft Middlesex: auf
                                 gewisse Verbesserungen an Buchdrukerpressen. Dd.
                                 19. Maͤrz 1829. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, April 1829,
                                 S. 256)
                              
                           
                        
                           Verzeichniß der erloschenen englischen Patente.
                           
                              Des Dudley Adams,
                                 Optikers und Verfertigers mathematischer Instrumente zu Fleet Street, in der
                                 City von London: auf gewisse Verbesserungen in der Verfertigung von
                                 Velin-Papier-Roͤhren fuͤr Teleskope und anderen
                                 optischen Theilen der Teleskope. Dd. 7. Maͤrz 1815.
                              
                           
                              Des Thomas Deakin,
                                 Eisenkraͤmers zu Ludgate Hill, in der City von London: auf eine tragbare
                                 Kuͤche, Dd. 7. Maͤrz 1815.
                              
                           
                              Des William Mitchell,
                                 Uhrmachers zu Glasgow, North Britain, und John Lawton, Fabrikant zu King Street, Snow
                                 Hill, in der City von London: auf ein Schloß und einen Schluͤssel, welche
                                 zu verschiedenen Zweken anwendbar sind. Dd. 7. Maͤrz 1815.,
                              
                           
                              Des William Wood,
                                 Schiffszimmermanns zu Shadwell, in der Grafschaft Middlesex: auf die Fabrikation
                                 eines Materiales und die Anwendung desselben, um Schiffe und alle anderen
                                 Fahrzeuge wasserdichter zu machen, welches Material er „adhesive felt“ nennt. Dd. 9.
                                    Maͤrz 1815. (Vergl. Repertory Bd.
                                 XXIX. S. 151.)
                              
                           
                              Der Elisabeth
                                    Beveridge, zu Hatton Garden, in der City von London: auf eine
                                 verbesserte Bettstatt. Dd. 14. Maͤrz 1815.
                              
                           
                              Des John Mills,
                                 Schnuͤrleibchen- und Miederverfertigers zu Holywell Street, und
                                 St. Clement's Church Yard, Strand, in der Grafschaft Middlesex: auf verbesserte
                                 elastische Schnuͤrbruͤste fuͤr Frauen und Kinder. Dd. 14.
                                    Maͤrz 1815.
                              
                           
                              Des Robert Dickinson,
                                 Esq. zu Great Queen Street, Lincoln's-in-fields, in der Grafschaft Middlesex: auf gewisse Verbesserungen in der Verfertigung von verschiedenen
                                 Geraͤtschaften, Werkzeugen, oder Artikeln, die man in mehreren
                                 Kuͤnsten und im gemeinen Leben gebraucht. Dd.
                                 14. Maͤrz 1815.
                              
                           
                              Des William Bell zu
                                 Edinburgh, North Britain: auf gewisse Verbesserungen an dem Apparat zum Copiren
                                 von Handschriften oder anderen Schriften oder Planen. Dd. 14. Maͤrz 1815.
                                 (Vergl. Repertory Bd. XXVII. S. 129.)
                              
                           
                              Des Jonathan Ridgway,
                                 Bleigießers zu Manchester, in der Grafschaft Lancaster: auf ein Verfahren, um
                                 Metallformen auf der Oberflaͤche von metallischen Cylindern oder Rollen,
                                 oder allen Cylindern oder Rollen mit metallischer Oberflaͤche, oder auf
                                 Metallbloͤken oder Bloͤken mit metallischer Oberflaͤche,
                                 oder auf flachen metallischen Platten aufzutragen und zugleich zu befestigen, um
                                 damit Muster auf Zeuge aufzudruken, welche aus Baumwolle oder Leinen oder beiden
                                 zugleich verfertigt sind. Dd. 14. Maͤrz 1815.
                              
                           
                              Des Thomas Potts,
                                 Verfertigers von Halbtuch, zu Batchworth Mills, Rickmansworth, in der Grafschaft Herts: auf die Verbindung und Anwendung schon bekannter Grundsaͤze, um
                                 sich reine, frische und warme Luft zu verschaffen. Dd. 14. Maͤrz 1815.
                                 (Vergl. Repertory Bd. XXVIII. S. 207.)
                              
                           
                              
                              Des Henry
                                    Houldsworth, Mechanikers zu Anderston, in der Naͤhe der City
                                 von Glasgow: auf eine Methode, um die Roͤhren, worin man den Dampf
                                 fortleitet, um Gebaͤude oder andere Plaͤze zu heizen, von Luft,
                                 oder von Luft und verdichtetem Dampf, zu entleeren, Dd. 18. Maͤrz 1815.
                                 (Vergl. Repertory Bd. XXVII. S. 67.
                              
                           
                              Des Charles Gent,
                                 Seidenspinners zu Congleton in der Pfalzgrafschaft Ehester, und Square Clark,
                                 Blechschmieds ebendaselbst: auf eine Methode, ein Rad und anderen dazu
                                 gehoͤrigen Apparat zum Abwinden der Seide zu verfertigen. Dd. 21.
                                    Maͤrz 1815.
                              
                           
                              Des Richard Smith,
                                 Eisenmeisters zu Tebbington House, in der Grafschaft Stafford: auf
                                 Verbesserungen im Schmelzen mineralischer oder metallischer Substanzen; und auch
                                 um alle rohen Metalle oder metallischen Koͤrper zu verfeinern und Eisen
                                 auszuschmelzen. Dd. 29. Maͤrz 1815. 
                              
                           
                              (Aus dem Repertory of Patent-Inventions, April
                                 1829, S. 253.)
                              
                           
                        
                           Ueber die englischen Patent-Geseze,
                           d.h. uͤber das Unverstaͤndige, Unmoralische und
                              Unrechtliche derselben, finden sich wieder zwei Aufsaͤze im London Journal, Jan. 1829, auf welche wir die
                              Continental-Nachahmer dieses die Menschheit entehrenden Systemes aufmerksam
                              machen wollen. Sie enthalten uͤbrigens nichts, was nicht bereits
                              daruͤber gesagt waͤre, und die Vorschlaͤge zur Verbesserung der
                              Patent-Geseze in einem derselben sind nichts anderes als Vorschlaͤge,
                              das Krumme so gerade zu machen, daß es doch krumm bleibt. Patente sind Monopole, und
                              Monopole sind Verbrechen der beleidigten Majestaͤt der Menschheit.
                           
                        
                           Uhrmacher-Schule zu
                              Châlons-sur-Marne.
                           Eine Gesellschaft wird zu Châlons-sur-Marne, wo sich
                              ohnedieß eine technische Schule befindet, eine eigene Schule fuͤr Uhrmacher
                              gruͤnden, an welcher der Zoͤgling, fuͤr jaͤhrlich 500
                              Franken, in Zeit von 5 Jahren Alles erlernen kann, was zu dieser so schwierigen
                              Kunst im ganzen Umfange derselben gehoͤrt. Der Zoͤgling
                              erhaͤlt, außer dem praktischen Unterrichte in allen Zweigen der Technik
                              dieser Kunst, auch Unterricht im Zeichnen und in allen Theilen der Mathematik. Diese
                              Schule wird mir einer Uhrfabrik verbunden, die 100 Arbeiter haͤlt, und
                              jaͤhrlich einen Netto-Ertrag von 27,500 Franken gibt. – Die
                              Idee, fuͤr schwierigere Kuͤnste eigene Schulen zu gruͤnden und
                              diese mit großen Fabrik-Anstalten dieser Kunst zu verbinden, auf diesen
                              Schulen Alles zu lehren, was zu dieser Kunst gehoͤrt (wie z.B. Mathematik in
                              ihrem ganzen Umfange in Verbindung, mit der Uhrmacherei), ist gewiß sehr
                              gluͤklich: allein es gehoͤrt zu dem Gedeihen solcher Anstalten, wenn
                              der Unterricht von dem Lehrlinge bezahlt werden soll, ein gewisser Grad von
                              Wohlstand und von industriellem Geiste im Volke, den man nicht in allen
                              Laͤndern findet. In Bayern, z.B., wo man den Jungen in die Lehre thut, um ihn
                              bei Hause aus dem Futter zu bringen, wuͤrde sich nicht leicht Jemand finden,
                              der, wenn er einen tuͤchtigen Uhrmacher aus seinem Sohne machen will, durch 5
                              Jahre jaͤhrlich 500 Franken (in Summe 2500 Franken) fuͤr denselben
                              bezahlt. (Vergl. Bulletin d. Scienc. techn. Janv. 1829.
                              S. 98.)
                           
                        
                           Beitraͤge zur Geschichte der Erfindungen.
                           Wir halten manches fuͤr neue Erfindung, was laͤngst bekannt, in Folge
                              der eingebornen Faulheit des menschlichen Geistes aber nicht nur nicht
                              benuͤzt, sondern sogar wieder vergessen wurde. Die Bibliotheca italiana liefert in ihrem Februar-Hefte des l. J.
                              (ausgg. am 26. Maͤrz) eine Reihe von Beweisen hieruͤber aus einem in
                              Deutschland nur wenig bekannten Werke eines Italiaͤners, Fausto Veranzio, der am Ende des 16ten Jahrhunderts
                              lebte. Dieses Werk fuͤhrt den Titel: „Machinae novae Fausti Verantii Siceni.“ Es ist in fuͤnf Sprachen geschrieben: latein,
                              italiaͤnisch, spanisch, franzoͤsisch und deutsch, und Deutsche,
                              Franzosen, Spanier und Italiaͤner haben drei hundert Jahre lang vergessen,
                              was ihnen ein Waͤlscher doch in ihrer eigenen Sprache laut genug vorpredigte.
                              Veranzio predigte ihnen, sie sollen Haͤngebruͤken bauen, Kettenbruͤken; ein Englaͤnder, in dessen Sprache er nicht
                              gepredigt hat, Cap. Brown, erbaute die erste
                              Kettenbruͤke erst 300 Jahre nach Veranzio's Tode.
                              Veranzio empfahl das Tret-Rad, an welchem der
                              Mensch auf der convexen Seite desselben tritt, als die brauchbarste Anwendung
                              menschlicher Kraft: die Englaͤnder allein haben seinen Rath in ihren
                              Straf-Arbeitshaͤusern befolgt, und endlich auch ein Franzose, Albert, an den Krahnen auf der Seine. Veranzio empfahl die Zugbothe, (bâteaux de remorque) als Barca
                                 rimurchiante mit Ruderraͤdern, die vom Strome selbst bewegt werden:
                              erst nach 300 Jahren befolgte man seinen Rath in Frankreich auf dem Rhone zuerst,
                              und dann auf der Seine. Veranzio empfahl tragbare eiserne
                              Muͤhlen; erst nach 300 Jahren hat Napoleon, der Unsterbliche, sie bei seiner
                              Armee eingefuͤhrt. Veranzio lehrte schon vor 300
                              Jahren die Kasten an Reise-Wagen so haͤngen, wie man sie seit einigen
                              Jahren an den Mail-Coaches in England gehaͤngt sieht. Veranzio verbesserte den Gebrauch des allerdings schon
                              vor ihm bekannten Fallschirmes, den aber erst dreihundert Jahre nach ihm Garnerin mit sicherem Erfolge anwendete. So groß ist die
                              Faulheit des menschlichen Geistes, daß er 300 Jahre bedurfte, um zu
                              Haͤngebruͤken, zu Tretraͤdern, zu Zugboͤthen, zu
                              tragbaren Muͤhlen, zu bequemen Kutschen, zu Fallschirmen zu gelangen, die man
                              ihm doch in fuͤnf Sprachen vorgepredigt hat. Wahrhaftig, die Natur hat ihm
                              mit Recht auf einer Seite den Affen, auf der anderen das Faulthier als seine
                              naͤchsten Nachbarn in der thierischen Schoͤpfung zur Seite gestellt!
                              Es waͤre der Muͤhe werth, eine neue Auflage des 300 Jahre alten
                              Tractates „de machinis novis F. Verantii“ zu veranstalten; es ist
                              nach 300 Jahren noch viel Neues darin zu finden.
                           
                        
                           Saltonstall's verbessertes Gewehr-Schloß.
                           Wir haben von diesem neuen Gewehr-Schlosse, welches alles unvorhergesehene
                              Losgehen der Flinten unmoͤglich machen soll, bereits im XXX. Bd. S. 314 Nachricht gegeben. Das London Journal of Arts bringt jezt erst dasselbe im Jaͤner-Hefte S.
                              221, und um nichts deutlicher und besser.
                           Da nun jaͤhrlich wohl uͤber 100 Menschen durch das unvorhergesehene
                              Losgehen der Gewehre auf eine, oft jaͤmmerliche, Weise um ihr Leben kommen
                              (wir zaͤhlten in England allein in 2 Monaten 12 Faͤlle dieser Art), so
                              waͤre es sehr der Muͤhe werth, daß die
                              Militaͤr-Gewehrfabriken und die wohlhabenderen Gewehrfabrikanten
                              uͤberhaupt sich ein solches Gewehr von Hrn. Nathaniel
                                 Saltonstall, Jun. zu Neu-London,
                              Connecticut, kommen ließen, und mit dem Rommershausen'schen in unserem Polyt. Journale
                              Bd. XXIV. S. 496. verglichen, um sich zu
                              uͤberzeugen, welches von beiden einfacher und wohlfeiler, sicherer und
                              bequemer ist.
                           
                        
                           Ueber Hrn. Christie's Zeichenfeder
                              als Schreibfeder.
                           Ein Leser schreibt uns uͤber Hrn. Christie's
                              Zeichenfeder, die wir aus dem Repertory of Arts im
                              lezten Maͤrz-Hefte mittheilten, Folgendes:
                           
                              „Ich verfertigte mir alsogleich eine solche Zeichenfeder, und war damit
                                 nicht bloß im Stande, so fein zu zeichnen, wie ich es bisher mit keiner
                                 Rabenfeder vermochte, und feinere und reinere Striche zu liniren, als es mir
                                 bisher mit keiner Reißfeder moͤglich war; sondern ich bemerkte auch sehr
                                 bald, daß, wenn man die unendlich feine Spize auf einem Wezsteine etwas
                                 zurundet, man mit einer solchen Feder besser und reiner schreiben kann, als mit keiner anderen. Die Zeilen, die ich Ihnen hier
                                 zu schreiben die Ehre habe, sind mit einer solchen Feder geschrieben, und ich
                                 darf hoffen, daß Sie an der Schoͤnheit und Reinheit dieser Schrift nichts
                                 zu tadeln finden werden.“
                              
                           
                              „Die Vortheile einer solchen Schreibfeder sind wahrlich nicht zu
                                 berechnen. Außer dem, daß man damit schoͤner und reiner schreiben kann,
                                 als mit keiner anderen, wird eine solche Feder nie matt, nie stumpf; sie bedarf
                                 keines Ausbesserns, keines Schneidens, und bleibt immer gleich scharf, gleich
                                 rein, gleich gut. Ich habe mit meinem ersten Versuche mit dieser Feder gewiß
                                 mehr als 2 Buͤcher Papier voll geschrieben, und die Feder schreibt, wie
                                 Sie sehen, noch so rein, wie bei dem ersten Striche, den ich mit derselben
                                 versuchte. Welcher unendliche Zeitgewinn, da man nun keine Zeit mehr mit dem
                                 langweiligen Federschneiden verlieren darf!“
                              
                           
                              „Ein nicht unbedeutender Vortheil beidem Gebrauche dieser Feder ist auch
                                 noch der, daß, da die Tinte mittelst derselben etwas tiefer in die
                                 Oberflaͤche des Papieres gelegt wird, kein Radiren, kein Ausbringen der
                                 Tinte mit Chlor oder Sauerkleesalz so leicht moͤglich ist.“
                              
                           
                           
                              „Eines muß ich jedoch bemerken. Dieses Non plus
                                    ultra einer guten Schreibfeder fordert eine
                                    leichte Hand Andruͤken duͤrfen Sie nicht, sonst bleiben
                                 Sie steken. Sie muͤssen, wenn Sie mit einer solchen Feder schreiben,
                                 dieselbe so leicht fuͤhren, als ob Sie zeichneten, und dann werden Sie
                                 zehn Mal schneller und schoͤner mit den drei Nadel-Spizen
                                 schreiben, als mit einer Feder aus irgend einem Federkiele, und kam' er auch aus
                                 dem Fluͤgel des Erzengels Gabriel selbst.“
                              
                           Man kann diese wohlfeile Zeichenfeder von dem Mechaniker Sebastian Muͤller in Augsburg beziehen.
                           
                        
                           Ueber Kalligraphie und die Nachtheile beim Unterrichte in
                              derselben.
                           Hr. Gill theilt in seinem Technological Repository, Januar 1829, S. 54, einen Auszug uͤber
                              Unterricht im Schoͤnschreiben aus einer hoͤchst interessanten kleinen
                              Schrift mit, die vor 7 Jahren (im Jahre 1822) ohne Namen des Verfassers unter dem
                              Titel: „Plans for the Government and liberal
                                    Instruction of Boys in large Numbers, drawn from Experience“
                              erschienDiese lehrreiche Schrift scheint wohl wenigen deutschen Schulmaͤnnern
                                    bekannt geworden zu seyn, so sehr sie es auch verdient haͤtte. Was
                                    der Hr. Verfasser uͤber Kalligraphie, oder vielmehr uͤber die
                                    Unterrichts-Methode im Schoͤnschreiben, vortraͤgt, ist
                                    leider nur zu wahr, und verdient um so mehr Glauben, als die
                                    Englaͤnder unter allen Voͤlkern der Erde die schoͤnste
                                    Handschrift schreiben. Auf die Englaͤnder kommen die Amerikaner und
                                    dann die Hollaͤnder. Unter den Deutschen haben die Oesterreicher
                                    (vorzuͤglich diejenigen, die in Piaristen-Schulen unterrichtet
                                    werden) die schoͤnste Handschrift. Die Franzosen schreiben im
                                    Durchschnitte hoͤchst mittelmaͤßig; am allerschlechtesten
                                    aber, und oft kaum leserlich, ist die Handschrift der meisten
                                    Italiaͤner. A. d. U..
                           Der Herr Verfasser dringt vorzuͤglich darauf, daß man die Jungen eine schoͤne Current-Schrift, eine laufende Hand, wie man zu sagen
                              pflegt (running hand), schreiben lehre, und sie nicht
                              durch kalligraphische Schnoͤrkel verderbe, daß man sie Buchstaben schreiben,
                              nicht mahlen lehre; daß man sie fruͤhe gewoͤhne, die Hand, wenn sie
                              schreiben, nicht bei jedem Worte, viel weniger bei jedem Buchstaben, vom Papiere
                              aufzuheben und mit derselben auf dem Papiere, wie ein Frosch auf der Wiese, umher zu
                              huͤpfen.
                           Wenn man den Knaben ja gestochene Vorschriften zum Nachschreiben in groͤßeren
                              Charakteren vorlegt, so muß diese groͤßere Schrift durch ein
                              Verkleinerungsglas gesehen eine schoͤne Currentschrift seyn, so wie umgekehrt
                              eine schoͤne kleine Currentschrift durch ein Vergroͤßerungsglas
                              betrachtet eine schoͤne große Schrift darstellen muß. Diese Probe halten
                              wenige sogenannte kalligraphische Vorschriften aus: die groͤßeren Schriften
                              werden, verkleinert gesehen, steif und krampfhaft, und die Currentschrift wird
                              vergroͤßert eine Reihe von Haken und Krazern.
                           Jungen, die man immer in großen Charakteren schreiben lehrt, dergleichen im gemeinen
                              Leben selten vorkommen, lernen selten, oder nur aͤußerst langsam, eine
                              schoͤne Current-Schrift. Die Haupterfordernisse einer guten
                              Currentschrift sind: daß sie leserlich, schnell geschrieben und schoͤn ist.
                              Es gibt scheinbar huͤbsch geschriebene Schriften, die nicht leicht leserlich
                              sind, und bei welchen der Schreiber vergessen zu haben scheint, daß man eine fremde
                              Schrift nie so leicht liest, als seine eigene. Wer schoͤn, aber langsam
                              schreibt, ist sich selbst und Anderen zur Last, und vermehrt noch den Zeitverlust,
                              den unsere abgeschmakte und unlogische abendlaͤndische Orthographie zugleich
                              mit den einfaͤltigen Zuͤgen uͤber uns verhaͤngte, und
                              eine Reform in den Buchstaben und in der Orthographie aller abendlaͤndischen
                              Voͤlker so unumgaͤnglich nothwendig macht. Die Tachygraphie wird und
                              muß nach und nach den Zeitwolf, der in unseren gegenwaͤrtigen
                              abendlaͤndischen Schriften und Schreibarten Jahre aus des Menschen Leben auf
                              die verderblichste Weise verschlingt, verjagen und verbannen. Man kann nicht so
                              leicht sagen, was dasjenige eigentlich ist, was eine Schrift schoͤn macht;
                              aber so viel ist gewiß, daß Niemand, der hoͤchst leserlich und zugleich sehr
                              schnell schreibt, eine schlechte Hand schreibt.
                           Leserlich und schnell schreiben ist demnach das, was gelehrt werden soll. Indessen
                              laͤßt man die Jungen Jahre lang in den Schulen große Schrift, die sie ihr
                              ganzes Leben uͤber nicht brauchen koͤnnen, schreiben lernen; wenn sie
                              diese schreiben gelernt
                              haben, lehrt man sie das Gelernte vergessen; denn sie sollen nun schnell, (Dictando) in kleineren Zuͤgen schreiben lernen,
                              wofuͤr sie keine Vorschriften finden, und die sie nicht gelernt haben. Die
                              Folge davon ist, daß Jungen, die in großer Schrift sehr huͤbsch schrieben,
                              wenn sie nun schnell (Dictando) schreiben sollen, sich
                              ein wahres Gekrizel angewoͤhnen. Wenn sie Talent und Geschmak fuͤr
                              schoͤne Currentschrift besizen, so bilden sie allerdings ihre Hand selbst
                              aus; wenn sie aber bloße „Erziehungs-Wesen“ sind, so
                              werden sie in kleiner Schrift ewig Krizler bleibenDer Uebersezer ist jedoch der Meinung, daß, wenn man die Jungen eine
                                    schoͤne große fließende Currentschrift
                                    lehrt, in welcher die Buchstaben gehoͤrig in einander
                                    uͤbergehen, wenn man ihnen nicht erlaubt jeden einzelnen Buchstaben
                                    zu mahlen, und sie gleich Anfangs anhaͤlt, schnell zu schreiben, sie
                                    in dem Maße schoͤn, leserlich und schnell die kleine Currentschrift schreiben
                                    werden, als sie große Currentschrift schnell und
                                    leserlich und schoͤn schreiben lernten. Je groͤßere
                                    Zuͤge die Hand zu machen bei Zeiten gewoͤhnt wird, desto mehr
                                    Schwung bekommt die Currentschrift. Wenn man mit kleiner Currentschrift den
                                    Unterricht im Schreiben anfaͤngt, wird der Lehrling immer, wie man
                                    sagt, eine Fuselschrift behalten.
                              
                           
                        
                           Hrn. Ibbetson's geometrische
                              Drehebank
                           hat im Mech. Mag. N. 294. S. 105.
                              wieder sehr schoͤne Muster zu Verzierungen von Ovalen gegeben, die unsere
                              Kupferstecher nicht nachstechen koͤnnen, und worauf wir Kattundruker
                              aufmerksam machen wollen.
                           
                        
                           Ungluͤkliche Versuche beim
                              Brunnen-Bohren.
                           Hr. Wilks zu Boston hat bei seinen Versuchen, Quellen
                              durch Bohren zu finden, 1800 Pfd. Sterl. (21,600 fl.) eingebuͤßt. Andere
                              gelangten bei ihrem ersten Versuche auf Quellen. „Daß einer ein Ding wohl
                                 koͤnne, hilft nicht; sondern alles liegt es an der Zeit und
                                 Gluͤk.“
                              Prediger Sal. 9. C. 11. V. (Galign. 4373.)
                           
                        
                           Hrn. Arago's Aufsaz uͤber
                              Dampf-Maschinen,
                           im Annuaire des longitudes, kommt
                              im Auszuge im Industriel. N. 10. III Ann. Februar 1829. S. 502 vor. Wenige Techniker werden
                              in einem rein astronomischen Werke eine Abhandlung uͤber die Seele des
                              heutigen Fabrik-Wesens, uͤber die Dampf-Maschine, suchen.
                              Indessen findet sich doch in diesem, zunaͤchst fuͤr die
                              franzoͤsischen Seeleute bestimmten, Annuaire des
                                 longitudines eine der trefflichsten populaͤren Abhandlungen
                              uͤber diesen Gegenstand, wie man sie nur von einem Mathematiker und Physiker,
                              wie der beruͤhmte Arago, erwarten kann. Wir
                              glauben die Uebersezer der groͤßeren englischen und franzoͤsischen
                              Werke uͤber Dampf-Maschine auf diese Fundgrube aufmerksam machen zu
                              muͤssen.
                           
                        
                           Sir J. Anderson's und W. H. James Dampfwagen.
                           Der Globe berichtet, daß die Hrn. Anderson und James einer, gelungenen Versuch
                              mit einem Dampfwagen angestellt haben. Der Cylinder hat nur Einen Fuß Laͤnge
                              und 3 1/2 Zoll Weite. Der Kessel ist gegen alles Springen vollkommen gesichert. Der
                              Wagen fuhr durch den Epping-Forst 4 engl. Meilen mit 24 Personen in einer
                              Geschwindigkeit von 15 engl. Meilen (7 1/2 bayrische Post-Stunden) in Einer Stunde. Auf dem Ruͤkwege fuhren 38 Personen
                              auf diesem Wagen. Der Wagen, der auf sehr unebenem Wege lief, ließ sich sehr leicht
                              leiten. (Galignan. N. 4376.)
                           
                        
                           Ueber Rauch verzehrende Oefen
                           bemerkt ein Hr. Joh. Leveque im Register of Arts N. 61. 10. Maͤrz 1829. S. 208,
                              daß nicht der hochverdiente Hr. Jak. Watt, wie in einer
                              der fruͤheren Nummern des Register of Arts
                              angegeben wurde, der erste Erfinder derselben ist; sondern daß der gute alte La Hire schon im J. 1699, (in dem Bande der Mem. de l'Acad. d. Sciences de Paris von diesem Jahre),
                              nach einer fruͤheren Erfindung eines Hrn. Delasme,
                              einen solchen Rauch verzehrenden Ofen beschrieben hat. Boerhave beschreibt diesen Apparat des Hrn. Delasme in seinen Elementis Chymiae, so wie
                              der unsterbliche Guyton Morveau in den Annales d. Chim. 1809.
                           
                        
                           Elsom's Patent-Ofen zu Bruͤssel.
                           Ein Hr. Elsom erhielt zu Bruͤssel ein Patent auf
                              einen Ofen, dessen Roͤhren sich wie die einzelnen Roͤhren an einem
                              Fernrohre aus einander ziehen lassen, so daß man dadurch den Ofen nach Belieben
                              groͤßer und kleiner machen und die Waͤrme nach Belieben an diese oder
                              jene Stelle im Zimmer hinleiten kann. Galignan. Mess. a.
                              a. O.
                           
                        
                           Kohlen-Monopol zu New-Castle aufgehoben.
                           Bisher bestand ein Verein der Kohlengruben-Besizer
                              zu New-Castle, durch welchen dieselben sich verbanden, die Kohlen um einen
                              bestimmten Preis zu liefern. Seit einige ehrliche Maͤnner sich von diesem
                              Vereine trennten, hat derselbe sich aufgeloͤst, und das Resultat war, daß der
                              Preis der Steinkohlen an der Grube um 4 Shilling der Chaldron fiel. Man sieht hier,
                              wohin das Zunftwesen fuͤhrt, das man selbst dort wieder einfuͤhren
                              will, wo es die Weisheit humaner Regenten, wie Joseph II., und Napoleon,
                              laͤngst verbannte. (Globe. Galignani Messeng. N.
                              4353.
                           
                        
                           Whiskey-Bereitung in Schottland.
                           General-Major Stewart erzaͤhlt im Quarterly Journal und im Regist.
                                 of Arts. N. 62. S. 224, daß einige schottische Bauern, um sich der
                              ungeheueren Abgabe der Brantweinbrennereien zu entziehen, ihren Brantwein, Whiskey, in Waͤldern und Felsenhoͤhlen
                              verstohlener Weise bereiten; daß sie unter freiem Himmel maischen muͤssen,
                              und daß dieser so Rips Raps bereitete Brantwein weit besser ist, und weit theuerer
                              bezahlt wird, als der in den ordentlichen Brennereien nach allen Regeln der Kunst
                              bereitete; daß sie zwar bei ihrem tumultuarischen Verfahren weniger Brantwein
                              erhalten, daß ihnen aber der geringere Ertrag an Menge durch hoͤheren Werth
                              ersezt wird. Man ließ diese Leute in einer ordentlichen Brennerei mit guten
                              Geraͤthen arbeiten, und ihr Whiskey ward so
                              schlecht, wie jener der gewoͤhnlichen Brennereien. Woher kommt dieß? –
                              Von dem schlechten Finanz-Systeme des Aufschlages. Vergl. die Anmerkung bei
                              Dubrunfaut's Bericht uͤber die
                              Brantwein-Brennereien zu Schiedam in Holland im 2ten
                              Maͤrz-Hefte l. J.
                           
                        
                           Wirthschaft bei Gas-Beleuchtung.
                           Nach einer Abhandlung des hochw. Hrn. W. Taylor, zu York,
                              (im Februar-Hefte des
                              Philosoph. Magazine) vergroͤßert ein
                              Stuͤk Drathgeflecht auf den glaͤsernen Rauchfang einer Argand'schen
                              Glaslampe gelegt die Flamme augenbliklich um das Doppelte, und das Licht um eben so
                              viel. Bei einer Argand'schen Oehllampe wird zwar die Flamme, aber nicht das Licht,
                              zuweilen dadurch verstaͤrkt. Daß dieser Versuch keine muͤssige
                              Spielerei ist, wurde am Mechanics Institute zu York im
                              Großen erwiesen. Dieses Institut brauchte in einem seiner Saͤle bei Sechs Argand'schen Gas-Lampen in drei Stunden 25 Minuten Einhundert Kubikfuß-Gas. Man versah die glaͤsernen
                              Rauchfange dieser Lampen mit Kappen von Drath-Gewebe, und erhielt das vorige
                              gewohnte Licht mit fuͤnfzig Kubikfuß Gas. (Register of Arts N. 62. 20. Maͤrz. S. 221.)
                           
                        
                           Ueber Mikroskope.
                           Bei aller Verehrung, die man vor Hrn. Amici's Mikroskopen
                              zu haben gezwungen ist, muß man gestehen, daß die englischen Optiker seit Baker tue Verbesserung des Mikroskopes nicht außer Augen
                              ließen, und daß Hr. Pritchard durch seine Demant-
                              und Sapphir-Mikroskope viel geleistet hat. Die bisher mit dem Mikroskope
                              vorgenommenen Verbesserungen sind indessen in einzelnen Heften verschiedener Journale zerstreut
                              und gehen gewoͤhnlich fuͤr Kunst und Wissenschaft verloren. Um diesem
                              Nachtheile abzuhelfen, um auf der einen Seite, die Optik, „(die Kunst klar
                                 zu sehen in unseren Tagen jesuitischer, theo-demokratischer
                                 Finsterniß)“ auf der anderen die Kenntniß der Erscheinungen der Natur
                              zu foͤrdern, haben Hr. M. Dr. Goͤring und
                              Hr. Andr. Pritchard, einer der ersten Optiker Englands,
                              sich vereinigt, eine Zeitschrift herauszugeben, welche lediglich fuͤr die
                              Verbesserung des Mikroskopes, und fuͤr neue Entdekungen mittelst des
                              verbesserten Mikroskopes, bestimmt ist. Diese Zeitschrift fuͤhrt den
                              Titel:
                           
                              „The natural History of several new popular and
                                    diverting Living Objects for the Microscope, with the phenomena presented by
                                    them under observation etc.; conjoined with
                                    accurate description of the latest improvements in the diamond, sapphire,
                                    aplanatic and amician microscopes and. instructions for managing them etc.
                                    To which is addes a tract on thee newly discovered Test Objects, illustrated
                                    by highly finished coloured engravings, from dravings of the actual living
                                    subjects, by C. R. Goring, M. D. and Andr. Pritchard. – Published by Pritchard, 18,
                                    Picket Street.“
                              
                           Das Werk ist herrlich, wird aber schwerlich einen deutschen Uebersezer und Verleger
                              finden, weil es herrlich ist; folglich dem Verleger Geld kostet; folglich –
                              keine Abnehmer findet. Man ist jezt in Deutschland in Verlegenheit eine gute Linse,
                              viel weniger ein gutes Mikroskop zu finden.
                           
                        
                           Beitrag zur Geschichte der
                              Baumwollenzeug-Fabrikation.
                           In einer englischen Zeitung vom J. 1723 findet sich folgender Artikel.
                              „Dienstag, 1. Jaͤner, 1723. Sonntags wurde ein Frauenzimmer in
                                 der Naͤhe von London-Wall, aufgegriffen, weil sie ein Kleid trug,
                                 das mit Galico garnirt war. Sie wurde vor den Magistrat gefuͤhrt, und da
                                 sie sich daselbst weigerte, das Strafgeld zu bezahlen, welches das Gesez
                                 fuͤr diesen Fall verhaͤngte, so uͤbergab man sie dem
                                 Kerkermeister. Wie wuͤrde dieses gute Frauenzimmer heute zu Tage gegen
                                 diesen Ausspruch des loͤbl. Magistrates appelliren koͤnnen, da wir
                                 im vorigen Jahre 29 Millionen Pfund Baumwolle einfuͤhrten! Was ist
                                 Manchester, ungeachtet dieser tollen Geseze, seit dem J. 1723 geworden! Spectator. Galignani. N. 4349.
                              
                           
                        
                           Ueber Platin.
                           Am 20. Nov. 1828 las Hr. Wm. Hyde Wollaston vor der
                              koͤniglichen Societaͤt der Wissenschaften zu London eine Abhandlung
                              uͤber eine von ihm erfundene Methode das Platin dehnbar zu machen. Der
                              Verfasser sezt in dieser Abhandlung die Verfahrungsarten aus einander, welche er
                              nach langer Erfahrung in der Bearbeitung des Platins, fuͤr die wirksamsten
                              haͤlt, um dieses Metall vollkommen dehnbar zu machen. Wenn man es durch
                              Aufloͤsen in Koͤnigswasser und Fuͤllen mit Salmiak reinigt,
                              uͤbersieht man es meistens, das in dem Erze enthaltene Iridium durch
                              gehoͤrige Verduͤnnung des Aufloͤsungsmittels abzuscheiden. Der
                              Verfasser bestimmt genau den Grad, bis zu welchem die Aufloͤsung zu diesem
                              Ende verduͤnnt werden muß und die Verhaͤltnisse, in welchen die Sauren
                              angewandt werden muͤssen. Man muß drei oder vier Tage lang, und zwar bei
                              einer allmaͤhlich verstaͤrkten Hize digeriren und das feine
                              pulverfoͤrmige Iridiumerz vollstaͤndig sich absezen lassen, ehe man
                              das Ammoniaksalz zusezt. Der so erhaltene gelbe Niederschlag muß gut ausgewaschen
                              und gepreßt, hierauf aber mit der groͤßten Vorsicht erhizt werden, damit das
                              Ammoniaksalz ausgetrieben wird und die Plalintheilchen moͤglichst wenig
                              Zusammenhang bekommen. Er muß dann in ein Pulver verwandelt werden, und zwar
                              dadurch, daß man ihn zuerst zwischen den Haͤnden reibt und sodann die
                              groͤberen Theile in einem hoͤlzernen Moͤrser mit einem
                              hoͤlzernen Laͤufer zerreibt, denn durch das Reiben mit irgend einer
                              anderen haͤrteren Substanz wuͤrden glaͤnzende
                              Oberflaͤchen entstehen, welche durch Erhizen nicht zusammengeschweißt werden
                              koͤnnen. Das Ganze wird dann gut mit reinem Wasser gewaschen. Bei diesem
                              Verfahren hat das mechanische Zertheilen in Wasser denselben Zwek wie das Schmelzen
                              durch Hize bei anderen Metallen; die erdigen Unreinigkeiten kommen durch ihre
                              groͤßere Leichtigkeit auf die Oberflaͤche des Wassers zu stehen und
                              die aufloͤsende Kraft des lezteren ersezt die Wirkung der Fluͤsse.
                           
                           Der graue Platin-Niederschlag, welchen man dadurch in Gestalt eines
                              gleichfoͤrmigen Teiges erhaͤlt, wird jezt in eine Form
                              eingedruͤkt, welche aus einem messingenen Gehaͤuse besteht, das sechs
                              und einen halben Soll lang ist und innenwendig sich gegen das Ende verengert, so daß
                              der gebildete Metallklumpen leichter herausgebracht werden kann. Das Platin wird
                              darin zuerst mit der Hand vermittelst eines hoͤlzernen Pflokes
                              zusammengedruͤkt, so daß der groͤßte Theil des Wassers ausgetrieben
                              wird. Es wird dann horizontal in eine eiserne Presse gelegt, worin es sehr stark
                              zusammengedruͤkt werden kann. Hierauf wird der Platinkuchen durch Kohlenfeuer
                              bis auf die Nothgluͤhhize erhizt, damit alle uͤbrig gebliebene
                              Feuchtigkeit ausgetrieben wird, sodann der intensivsten Hize eines Windofens
                              ausgesezt und endlich mit gewissen Vorsichtsmaßregeln, waͤhrend er noch heiß
                              ist, mit einem schweren Hammer geschlagen, um die Poren gut zu verstopfen. Der so
                              erhaltenen Barre kann wie jedem anderen Metall durch Erhizen und Schmieden eine
                              beliebige Form ertheilt werden. Sie kann dann zu Blech geschmiedet, zu Drath gezogen
                              und uͤberhaupt wie die meisten anderen dehnbaren Metalle verarbeitet
                              werden.
                           Daß obige Methode ein vollkommen dehnbares Platin liefert, ergibt sich daraus, daß
                              ein Platindrath von einem nach diesem Verfahren dargestellten Metall, ein
                              specifisches Gewicht von 21,5 hatte, waͤhrend ein aͤhnlicher Drath,
                              der aus einem Koͤnig dargestellt war, welchen der verstorbene Dr. Clarke vor dem Knallgasgeblaͤse vollkommen
                              geschmolzen hatte, nach dessen Angabe nur ein specifisches Gewicht von 21,16 hatte.
                              Einen anderen Beweis fuͤr die Vortrefflichkeit der von dem Verfasser
                              angewandten Methode liefert die große Zaͤhigkeit des so erhaltenen Platins,
                              welche sich durch Vergleichung der Gewichte ergab, die erforderlich sind, um aus
                              diesem Metall verfertigten Drath und Gold- und Eisendrath zu brechen. Diese
                              respectiven Gewichte verhielten sich in seinen Versuchen wie die Zahlen 590, 500 und
                              600.
                           Bei dieser Gelegenheit gab Hr. Wollaston auch noch ein
                              Verfahren an, um dehnbares Palladium vermittelst Schwefel darzustellen, so wie auch
                              um Osmiumoxyd in einem reinen, weißen und krystallisirten Zustande zu bereiten. (Aus
                              dem Philosoph. Mag. and Ann. of Philos. Jan. 1829. S.
                              65.
                           
                        
                           Hrn. Cox's
                              Perpetuum Mobile-Uhr,
                           in welcher die Bewegung mittelst Queksilbers unterhalten wird,
                              findet sich im Mech. Mag. N. 293. 21. Maͤrz l. J.
                              beschrieben, worauf wir die Liebhaber aͤhnlicher mechanischer Spielereien
                              aufmerksam machen wollen.
                           
                        
                           Ueber das Apollonicon der HHrn. Flight und Robson zu London
                           findet sich ein Aufsaz von Hrn. Davy im Mech. Magazine N. 294. 28.
                              Maͤrz S. 97, worauf wir die Redacteurs unserer musikalischen Zeitschriften aufmerksam machen zu muͤssen glauben,
                              indem derselbe mehr fuͤr ihre Blaͤtter, als fuͤr ein polytechnisches Journal geeignet ist.
                           
                        
                           Unterstuͤzung der Seidenzeug-Fabrikanten in
                              England.
                           Wir haben der Procession der Seiden-Fabrikanten in England und der
                              Versprechungen des Herzogs von Wellington
                              erwaͤhnt. Das Resultat dieser Versprechungen ist, daß franzoͤsische
                              Seidenzeuge fortan eingefuͤhrt werden sollen. – Da nun die Minister
                              nichts fuͤr diese Ungluͤklichen thun, so hat das Publikum einen Fond
                              zur Unterstuͤzung derselben gegruͤndet. Die Goldarbeiter der Stadt
                              London unterzeichneten allein 100 Pfund. Galignani.
                                 Mess. 4358.
                           
                        
                           Land-Feuer-Assecuranz (County-Fire-Office) in England.
                           Aus der im vorigen Monate abgeschlossenen Jahres-Rechnung ergibt sich, daß der
                              Fond dieser Gesellschaft sich bereits vervierfachte; daß sie den
                              Beschaͤdigten nur 20 pC. der jaͤhrlichen Einnahme zu bezahlen hatte,
                              und ihren Mitgliedern eben so viel an Interesse ihrer Einlagen bezahlen kann. Galignani. 4359.
                           
                        
                           
                           Vergleichung der Straßen und Canaͤle in England und
                              Frankreich.
                           In Frankreich sind kaum etwas mehr als 200 Meilen (lieues) fertige Canaͤle, und 250–300 angefangene, 38 lieues fertige oder im Baue stehende Eisenbahnen; 8000
                              lieues kleine Straßen und 7000
                              Departements-Straßen. England, dessen Oberflaͤche nur zwei
                              Fuͤnftel von jener Frankreichs betraͤgt, hat 9800 lieues Chausseen (turnpike
                                 roads), 12–1500 lieues Canaͤle,
                              und mehr als 100 lieues Eisenbahnen. Galignani. N. 4355.
                           
                        
                           Jaͤhrliche Kosten der Muͤnze in England.
                           Der k. Muͤnze wurden als jaͤhrliche Muͤnz-Kosten
                              erlaubt
                           
                              
                                 
                                 Pfd. Sterl.
                                      Fl.
                                 
                              
                                 
                                   10,000
                                 (120,000)
                                 
                              
                                 und zur Verfolgung der
                                    Falsch-Muͤnzer
                                     6,500
                                   (78,000)
                                 
                              
                                 
                                   ––––––
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                   16,500
                                 (198,000)
                                 
                              
                           (Galignani. a. a. O.
                           
                        
                           Drukkosten der englischen Staats-Buchdrukerei.
                           In einer der lezteren Parliaments-Sizungen wurde fuͤr Drukkosten
                           
                              
                                 
                                 Pfd. Sterl.
                                        Fl.
                                 
                              
                                 der Parliaments-Acten (Parliamentary-Printing)
                                   80,000
                                    (960,000)
                                 
                              
                                 der oͤffentlichen Bekanntmachungen
                                    (Public Records)
                                     8,200
                                      (98,400)
                                 
                              
                                 der Amts-Sachen (Public Departements)
                                   97,270
                                 (1,167,240)
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 143,470
                                 (2,225,640)
                                 
                              
                           jaͤhrlich bewilligt. (Galignani N. 4374.)
                           
                        
                           Porto von Calcutta nach England.
                           Man bezahlt im lezten August von Calcutta nach England fuͤr schwere Waaren
                              (deat wright) 30 Fl. (2 Pfd. 10 Shill.) fuͤr
                              die Tonne (20 Ztr.), fuͤr leichtere 48 bis 60 Fl. Von Bombay nach England nur
                              18 Fl. Dabei muͤssen englische Schiffer zu Grunde gehen. Times Galignani. 4321.
                           
                        
                           Wallfischfang der Schottlaͤnder.
                           Neun Wallfischfaͤnger zu Dundee kehrten Anfangs Novembers mit einer Beute von
                              1,800 Tonnen zuruͤk, die man zwischen 60 und 70,000 Pf. Sterl.
                              schaͤzt. (Scotsman. Galignani N. 4273.)
                           
                        
                           Leichen im Sarge vor Entwendung zu sichern.
                           Das alberne Vorurtheil, das man in England gegen Leichen-Oeffnungen hegt, und
                              das den Unterricht in der Medicin und Chirurgie in diesem Lande unendlich erschwert,
                              indem eine Leiche den Studierenden im Durchschnitte auf 10–12 Pfund
                              (124–148 Fl.) zu stehen kommt, veranlaßte seit einigen Jahren die Entstehung
                              einer eigenen Kaste von Leuten, die sich „Auferstehungs-Maͤnner“ (Resurrection-Men) nennen, und die Leichen der Begrabenen des Nachts
                              aus den Kirchhoͤfen heimlich oder mit Gewalt holen. Erst vor einigen Monaten
                              kam es auf einem Kirchhofe in England zu einem foͤrmlichen Gefechte zwischen
                              den „Auferstehungs-Maͤnnern“ und den Einwohnern
                              des Ortes, in welchem mehrere Individuen auf beiden Seiten schwer verwundet wurden.
                              Die Schrekens-Thaten des Irlaͤnders Burke
                              gingen gleichfalls aus diesem Vorurtheile hervor. Um nun die Leichen gegen alle
                              Angriffe der „Auferstehungs-Maͤnner“ zu schuͤzen, hat
                              Hr. Clemishaw, Buͤchsenmacher zu Easingwold, eine Vorrichtung in dem Sarge angebracht,
                              wodurch jeder, der es wagen wuͤrde, den Sarg oͤffnen zu wollen, auf
                              der Stelle niedergeschmettert wird, ohne daß die Leiche im Mindesten dabei leidet.
                              Es ist eine Art von Selbstschuß. Leeds Mercury. Galignani
                                 Messeng. N. 4355.
                           
                        
                           
                           Cultur des Bodens in Irland.
                           England hat mehr als 3 Millionen Morgen (Acres) unbebaut
                              liegendes Land, das bebaut werden koͤnnte, und 3 Millionen Bettler. (Atlas. Galignani. N. 4356.)
                           
                        
                           Ewige Erdaͤpfel.
                           Man baut jezt in England eine Erdaͤpfel-Sorte, die man ewige Erdaͤpfel nennt (everlasting Potatoe), weil sie das ganze Jahr uͤber
                              Fruͤchte, d.i. Knollen geben. Man legt sie gegen Ende May's, wenn man sie
                              nicht fruͤher will, nicht sehr tief, und nimmt sie nicht ehe, als bis man sie
                              braucht. Ehe Frost eintritt, wird die Erde, unter welcher sie sich befinden, mit
                              etwas Mist bedekt. Man kann dann (in England) um Weihnachten frische
                              Erdaͤpfel ausstechen, und die kleineren, die man allenfalls unter den
                              uͤbrigen findet, bis zum naͤchsten May zur Aussaat aufbewahren. (Gard. Mag. Regist. of. Arts. N. 62. S. 223.)
                           
                        
                           Zimmt-Cultur auf Zeylon.
                           Das Zimmt-Departement
                              auf der Insel Zeylon hat 25–26,000 Einwohner, die eine eigene Kaste bilden,
                              sich bloß mit Wartung und Pflege des Zimmtbaumes beschaͤftigen und mit
                              Zubereitung der Rinde desselben fuͤr den Markt. Die Zimmt-Ausfuhr aus
                              Zeylon betraͤgt nicht selten 6000 Ballen des Jahres, den Ballen zu 80 Pfd.
                              Obschon der Zimmt (Laurus Cinnamomum) im
                              suͤdlichen und suͤdwestlichen Theile der Insel haͤufig
                              waͤchst, hat doch die ehemalige hollaͤndische und gegenwaͤrtig
                              englische Regierung es fuͤr besser befunden, fuͤnf sehr große
                              Gaͤrten zur Anzucht des Zimmtbaumes zu bestimmen: einer der groͤßten
                              derselben, Marandan, ist dicht an Colombo. Aus der Rinde
                              dieses Baumes wird nicht bloß der im Handel vorkommende Zimmt zum
                              Kuͤchengebrauche gewonnen, sondern es wird auch Zimmt-Wasser und
                              Zimmt-Oehl bereitetNachdem Wasser und Oehl aus der Rinde bereitet wurde, verkauft man dieselbe
                                    noch als gute Waare, und unsere Apotheker verfertigen neuerdings Wasser und
                                    Essenzen daraus!! Es ist unbegreiflich, oder vielmehr es ist bei dem Druke,
                                    den die Naturgeschichte seit Jahrhunderten in den Laͤndern der heil.
                                    Inquisition (Portugal, Spanien, Neapel, Sicilien und Rom) zu erleiden hatte,
                                    leicht begreiflich, wie in allen diesen warmen Laͤndern noch kein
                                    Versuch mit der Wartung und Pflege des Zimmtbaumes gemacht wurde, da man
                                    doch weiß, daß dieser Baum in den Gaͤrten der kalten Niederlande im
                                    Freien aus Saamen aufging, die
                                    zufaͤllig von Zimmt-Baͤumen, die im Glashause gehalten,
                                    und zur Sammerluͤftung in's Freie gestellt wurden, auf die Erde
                                    fielen. Der wakere Acerbi, oͤsterr. Consul
                                    zu Alexandria, wird, wenn er dieses lesen sollte, wenigstens in Alexandria
                                    im Garten des Consulates Versuche mit Zimmt-Pflanzungen machen, und
                                    den guten alten Mehmed-Ali vielleicht veranlassen, dem Zimmtbaume
                                    noch bessere Plaͤze in Aegypten anzuweisen. A. d. U., und aus den Blaͤttern gewinnt man ein Oehl, das dem
                              Nelken-Oehle nahe kommt, so wie aus den Wurzeln die feinste Art von Kampher.
                              (Gard. Mag. im Regist. of
                                 Arts. N. 62. S. 222.)
                           
                        
                           Fleisch zu troknen.
                           Der Maire zu St. Antonin, Depart. du Tarn et Garonne, hat
                              ein sehr einfaches Verfahren gefunden, Fleisch so vollkommen zu troknen, daß es hart
                              wie Horn wird, und sich dann wieder sehr gut kochen laͤßt. Galignan. 4376. (Wenn diese Entdekung gegruͤndet
                              ist, so wird die Société d'Encouragement
                              diesem Hrn. Maire ihren ausgeschriebenen Prels wohl nicht versagen.)
                           
                        
                           Der beruͤhmte englische Mechaniker Vaughan
                              
                           verungluͤkte am 31. Dec. vorigen Jahres durch ein
                              Flugrad, das auf ihn fiel. Er starb wenige Stunden nach dem erlittenen Unfall.