| Titel: | Ueber den Regulator (Graduater ) beim Spinnen und Vorspinnen der Baumwolle, des Worsted, des Flachses etc. etc. Von J. Rayner, Esq. | 
| Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. XLIV., S. 240 | 
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                        XLIV.
                        Ueber den Regulator (Graduater
                           Der Hr. Verfasser sagt am Ende seiner Abhandlung: „er faͤnde es
                                    uͤberfluͤssig, eine Apologie fuͤr das neue Wort
                                    „Graduater zu schreiben, da es
                                       ihm das geeignetste zu seyn scheint, das er waͤhlen konnte, und
                                       keiner weiteren Erklaͤrung bedarf.“ Wir glauben in der
                                    deutschen Sprache das bei uns bereits eingebuͤrgerte Wort
                                    „Regulator“ brauchen
                                    zu koͤnnen.
                                 ) beim Spinnen und Vorspinnen der Baumwolle, des Worsted, des Flachses etc. etc.
                           Von J. Rayner, Esq.
                        Aus dem London Journal of Arts. Jaͤner 1829. S.
                              182.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Rayner, über den Regulator beim Spinnen und Vorspinnen der
                           Baumwolle, des Worsted, des Flachses etc.
                        
                     
                        
                           Sir Richard Arkwright hat durch seine Methode, mittelst
                              Walzen zu spinnen, und durch das Verfahren bei demselben, welches Er erfunden hat,
                              unserem Lande eine Quelle fuͤr Industrie eroͤffnet, die die
                              eintraͤglichste geworden ist, welche es bisher besessen hat. Die eben so
                              zierlichen als maͤchtigen Spinn-Maschinen, die in unseren großen
                              Spinn-Muͤhlen in Lancashire und Yorkshire in Menge errichtet sind,
                              haben die groͤßten mechanischen Genies unseres Landes in Thaͤtigkeit
                              gesezt.
                           Da das Vorgespinst oder das Garn in einem gegebenen Verhaͤltnisse von den
                              Walzen abgegeben, und, nachdem es gedreht wurde, auf cylindrischen Walzen mittelst
                              der Spindel und der Fliege aufgewikelt oder aufgewunden wird, so ward es nothwendig,
                              die Geschwindigkeit der Spule so zu reguliren, daß waͤhrend des ganzen
                              Auswindens auf die Spule der Faden immer eine gleichfoͤrmige Spannung
                              erhaͤlt: dieß ist offenbar bei weichem und feinem Vorgespinste und bei sehr
                              feinem Garne noch weit nothwendiger.
                           Die Anfangs angewendeten Regulatoren waren roh und unvollkommen: Erfahrung und
                              naͤhere Vertrautheit mit dem Gegenstande veranlaßte von Zeit zu Zeit
                              verschiedene Erfindungen zur vollkommneren Erreichung dieses Zwekes, d.h., zu einer
                              solchen Regulirung der Geschwindigkeit der Spule, daß immer das gehoͤrige
                              Verhaͤltniß derselben nach der Zunahme des Umfanges der Spule durch die auf
                              einander auf derselben nach und nach waͤhrend des Spinnens aufgewundenen
                              Lagen des Vorgespinstes und Garnes unterhalten wird.
                           
                           Meine Absicht ist hier nicht alle diese verschiedenen Erfindungen zu beschreiben;
                              denn so verschieden sie auch in ihrer Ausfuͤhrung seyn moͤgen, ist
                              doch der Zwek bei allen derselbe, und sie gehen von demselben Grundsaze aus. Ein
                              Stuͤk eines Kegels schien bisher der beliebteste Regulator, und wurde
                              haͤufiger als jeder andere angewendet. Ich will daher meine Beobachtungen
                              vorzuͤglich auch auf diesen anwenden.
                           Da ich mich seit mehreren Jahren mit Verfertigung von Spinnmaschinen
                              beschaͤftige, so bot sich dieser Gegenstand mir unter verschiedenen
                              interessanten Ansichten dar, und veranlaßte mich endlich diesen Gegenstand in
                              Hinsicht auf Auffindung einer allgemeinen Regel zu untersuchen, die sich auf jeden
                              gegebenen Fall anwenden ließe. Ich erwarte, daß man folgende Lehrsaͤze auf
                              richtige Grundsaͤze gebaut und auf den vorliegenden Fall gehoͤrig
                              angewendet finden wird.
                           Der erste Schritt, worauf es bei dieser Aufgabe ankommt, mag vielleicht schwierig
                              scheinen, und mehrere Betrachtungen, die man bei Aufloͤsung derselben zu
                              beruͤksichtigen hat, machen denselben verwikelt: man hofft indessen, daß die
                              Methode, nach welcher dieser Gegenstand hier behandelt wurde, die allgemeinen
                              Grundsaͤze, nach welchen bei solchen Fragen verfahren werden muß, deutlicher
                              und faßlicher machen wird.
                           Die allgemeinen Theoreme mit den Beweisen und den erlaͤuternden Beispielen
                              zeigen, wie leicht sich dieselben auf jeden einzelnen Fall anwenden lassen. Dem
                              praktischen Mechaniker gewaͤhren sie ein leichtes Mittel zur Berechnung, und
                              diejenigen, die mit den hoͤheren Zweigen der Mechanik bekannt sind, werden
                              nicht ohne Vergnuͤgen die innige Verbindung wahrnehmen, in welcher die
                              abstrakte Wissenschaft mit der praktischen und operativen Mechanik steht.
                           Diese Lehrsaͤze beziehen sich auf ein Kegelstuͤk, welches durch ein
                              gewoͤhnliches Laufband auf einen Cylinder wirkt. Man nimmt an, daß die
                              Maschine so eingerichtet ist, daß fuͤr die erste Geschwindigkeit der Spule
                              bei dem Vorspinnen oder Spinnen so genau als moͤglich gesorgt ist. Folgende
                              Umstaͤnde muͤssen ferner als Data fuͤr die Berechnung mit aller
                              Genauigkeit bestimmt werden.
                           1) Durchmesser der Speisungs-Walzen, die das Vorgespinst abgeben.
                           2) Die Menge des Garnes oder die Zahl der Umdrehungen, welche die Spindel gegen Eine
                              Umdrehung der Speisungs-Walzen macht.
                           3) Die Dike des Vorgespinstes oder des Garnes, welches gesponnen werden soll.
                           
                           4) Der Durchmesser der Spule, auf welcher das Vorgespinst oder Garn aufgewunden
                              wird.
                           5) Der erste Durchmesser des Kegelstuͤkes, so wie dessen Laͤnge oder
                              Hoͤhe, muß als bekannt angenommen werden.
                           6) Die Zahl der Lagen des Vorgespinstes oder Garnes, welches auf den Cylinder der
                              Spule aufgewunden wird, so daß man, noͤthigen Falles, die aͤußerste
                              Groͤße nehmen kann.
                           Wir wollen nun, unter obigen Voraussezungen, die allgemeinen Grundsaͤze
                              angeben, und die Data als Beispiele anwenden.
                           Die schwarze Linie in der Figur 27 stellt das
                              Stuͤk eines Kegels dar.
                           
                              
                                 Es sey nun
                                 d, der kleine Durchmesser
                                    des Kegelstuͤkes = 6.
                                 
                              
                                 
                                 n, der große Durchmesser =
                                    7,314.
                                 
                              
                                 
                                 v, die schiefe Seite des
                                    Kegels = 45,69.
                                 
                              
                                 
                                 P, die senkrechte
                                    Hoͤhe des Kegels = 1050/23 oder 45 15/23
                                 
                              
                                 
                                 = 10 die Hoͤhe oder Laͤnge des
                                    Kegelstuͤkes.
                                 
                              
                                 Aus der Aehnlichkeit der Dreieke ergeben sich
                                    nun folgende Verhaͤltnisse:
                                 
                              
                                 
                                 1/2 d : v : : (n –
                                    d)/2 : (n
                                    – d)/2 × v.
                                 
                              
                                 
                                 1/2 d : P : : (n –
                                    d)/2 : (n
                                    – d)/2 × P.
                                 
                              
                                 
                                 (n – d)/2 : 10 : : 1/3 d
                                    : P, die Hoͤhe des Kegels.
                                 
                              
                                 Es sey nun
                                 a der Umfang der vorderen
                                    oder Speisungs-Walze = 3,927.
                                 
                              
                                 
                                 t das Garn, oder die Zahl
                                    der Umdrehungen der Spindel gegen eine Umdrehung der vorderen Walzen.
                                 
                              
                                 
                                 r die doppelte Dike des
                                    Vorgespinstes oder Garnes.
                                 
                              
                                 
                                 b der Umfang des
                                    Spulen-Cylinders = 3,1416.
                                 
                              
                                 
                                 d der angenommene
                                    Durchmesser des Kegelstuͤkes = P.
                                 
                              
                                 
                                 c der Werth einer jeden
                                    Umwikelung oder Aufwindung, oder die Zahl der Lagen des Vorgespinstes oder
                                    Garnes.
                                 
                              
                           So erhaͤlt man
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 242
                              
                           der Geschwindigkeit des Spulen-Cylinders; und da
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 243
                              
                           dem zweiten Durchmesser. Aus diesen Daten ergibt sich
                              folgender allgemeiner Lehrsaz, um die auf einander folgenden Durchmesser des
                              Kegelstuͤkes unter der Bedingung zu finden, daß das Vorgespinst oder Garn so
                              aufgenommen wird, wie es von den Speisungs-Rollen abgegeben wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 243
                              
                           Um diesen Lehrsaz anzuwenden, nehme man folgende bestimmte Groͤßen; z.B. t, das Garn, = 5. r, die
                              doppelte Dike des Vorgespinstes oder Garnes, = 1/12; d
                              den ersten Durchmesser, = P; c = irgend einer Zahl von 1 bis 24; so wird
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 243
                              
                                 
                                 Oben war R = 1/12. A. d. U.
                                 
                              
                           dem ersten Durchmesser; und in diesem Falle wird 8 eine
                              gemeinschaftliche Differenz fuͤr den Dividendus, und 1 fuͤr den
                              Divisor; wie
                           
                              
                                 
                                 12)
                                 72
                                 (6, erster Durchmesser
                                 
                              
                                 Hierzu addirt
                                   1
                                   8
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 13)
                                 80
                                 (6, 15, zweiter Durchmesser
                                 
                              
                                 Hierzu addirt
                                   1
                                   8
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 14)
                                 88
                                 (6, 28, dritter Durchmesser etc.
                                 
                              
                           Auf diese Weise werden alle Durchmesser von 1 bis 24 gefunden,
                              was man hier als die aͤußersten Graͤnzen annimmt; oder
                              uͤberhaupt fuͤr jeden Umfang, bis zu welchem man den Cylinder der
                              Spule fuͤllen will. Nach diesem Lehrsaze kann jeder Durchmesser gefunden
                              werden, wenn man c nach dem verlangten Werthe nimmt,
                              z.B., als 24 fuͤr die 24igste Umwikelung der Lage des Gespinstes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 243
                              
                           Um die Hoͤhe oder den Raum zu finden, uͤber welchen das Laufband auf
                              dem Kegelstuͤke laufen muß, erhaͤlt man aus den gegebenen Daten
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 244
                              
                           der Hoͤhe jeder Bewegung auf der Oberflaͤche des
                              Kegelstuͤkes. Um diesen Lehrsaz mit den gegebenen Daten anzuwenden, wird
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 244
                              
                           erster Divisor, und 23 und 350 gleichfoͤrmige
                              Differenzen fuͤr den Divisor und Dividendus, wodurch die correspondirende
                              Hoͤhe jeder Bewegung auf dem Kegelstuͤke gefunden werden kann, so daß
                              genau so viel von dem Gespinste aufgenommen wird, als von
                              den Speisungs-Walzen abgegeben wird.
                           
                              
                                 Erster Divisor,
                                 276)
                                 000 (000
                                 
                              
                                 Hierzu addirt
                                   23
                                 350
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 299)
                                 350 (1,17 der Raum, uͤber welchen die zweite
                                    Aufwindung sich bewegt.
                                 
                              
                                 Hierzu addirt
                                   23
                                 350
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 322)
                                 700 (2,17
                                 
                              
                                 
                                   23
                                 350
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 345)
                                 1050 (3,043 u.s.f. bis ins Unendliche.
                                 
                              
                           So kann durch diesen Lehrsaz jede einzelne Bewegung des Laufbandes im
                              Verhaͤltnisse zu der Zahl der Umwindungen des Garnes bestimmt, und jeder
                              Werth fuͤr c genommen werden; z.B. fuͤr
                              die 24igste Umwindung
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 244
                              
                           dem Raume, uͤber welchen die 24igste Aufwindung sich
                              bewegen muß. Und so wird dieser Raum fuͤr jeden Werth von c gefunden.
                           
                        
                           Bemerkungen.
                           Die Daten, aus welchen diese Schluͤsse gezogen sind, koͤnnen nach
                              Belieben abgeaͤndert, und t, d, r, a, b und n koͤnnen unter jedem Werthe, nach Belieben des
                              Mechanikers, genommen werden. Einige derselben muͤssen jedoch
                              vorlaͤufig bestimmt werden, wie oben angegeben wurde, woraus dann die Werthe
                              fuͤr die uͤbrigen, wie in den angefuͤhrten Beispielen sich
                              ergeben.
                           Man nimmt bei obigen Daten an, daß die Walzen, Spulen etc. alle vollkommen genau
                              verfertigt, und daß ihre Dimensionen genau bestimmt sind: der Faden wird als
                              unbiegsam betrachtet und auf den Werth von r
                              beschraͤnkt.
                           Diese Lehrsaͤze beziehen sich auf die Anwendung eines Kegelstuͤkes, das
                              sich auf einem Cylinder, der uͤberall vollkommen gleichen Durchmesser hat,
                              mittelst eines Laufbandes bewegt, und denselben in Thaͤtigkeit sezt. Wenn
                              meine Muße es mir gestattet, werde ich die Anwendung derselben Grundsaͤze auf
                              ein Doppel-Kegelstuͤk zeigen, wodurch der Laufriemen, ohne allen
                              anderen Spannungs-Apparat, immer in gleicher Spannung erhalten wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
