| Titel: | Ueber die kräftigste Anwendung des Dampfes zur Schifffahrt überhaupt, und besonders zur Handels-Schifffahrt. Von Mc. Konochie, Capitän an der k. Flotte. | 
| Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. LXX., S. 331 | 
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                        LXX.
                        Ueber die kraͤftigste Anwendung des
                           Dampfes zur Schifffahrt uͤberhaupt, und besonders zur Handels-Schifffahrt.
                           Von Mc. Konochie,
                           Capitaͤn an der k. Flotte.
                        Aus dem Edinburgh New Philosophical Journal.
                              January-April 1829. S. 231.
                        (Im Auszuge.)
                        Konochie, über die kraͤftigste Anwendung des Dampfes zur
                           Schifffahrt uͤberhaupt.
                        
                     
                        
                           Wir haben Hrn. Mc. Konochie's Abhandlung, uͤber die
                              Nothwendigkeit, die Dampfbothe auf Fluͤssen nach amerikanischer Art und Weise
                              bloß als Zugbothe zu gebrauchen, im Polyt. Journ. XXX. Bd.
                                 S. 394. unseren Lesern mitgetheilt. Hr. Capitaͤn Mc. Konochie geht in dieser Abhandlung noch weiter, und sucht
                              zu erweisen, daß selbst auf hoher See Dampfbothe, als Zugbothe, weit vortheilhafter
                              benuͤzt werden koͤnnen, als gegenwaͤrtig, wo Maschine und
                              Fracht in einem und demselben Schiffe angebracht ist.
                           Wenn wir auch den Ansichten, die C. Mc. Konochie in seiner
                              ersten Abhandlung aufstellte, unbedingt zu huldigen uns gedrungen fuͤhlen,
                              und der sicheren Ueberzeugung sind, daß, wenn Dampfschiff-Fahrt einst in
                              Europa auf den Fluͤssen eben so allgemein eingefuͤhrt, eben so
                              wohlthaͤtig werden soll, als sie es jezt in Amerika ist, die Dampfmaschine
                              auf ein kleines Both gebracht werden muß, das nur fuͤr sie bestimmt ist,
                              sonst nichts zu tragen hat, also kaum 2 oder 3 Fuß tief taucht, und, auf diese
                              Weise, rasch und kraͤftig sein Brenn-Material in einem Beinachen, und
                              das Frachtschiff, das, in gehoͤriger Groͤße
                                 gebaut, auch bei der schwersten Last nicht uͤber 2 bis 3 Fuß tauchen
                              kann, hinter sich mit einer Kraft von 10–20, und, wenn zwei bis drei solche
                              Zug-Dampfbothe vorgespannt sind, mit der Kraft von 40–60 Pferden in
                              einem Strome stromaufwaͤrts nachziehen kann, der nur 4 Fuß Tiefe
                              gewaͤhrt; wenn alle diese Wahrheiten Thatsachen sind, von welchen sich nicht
                              begreifen laͤßt, wie sie in Europa nicht begriffen werden konnten, da man sie
                              in Amerika schon vor 20 Jahren eingesehen hat, und wie der erste und groͤßte
                              Strom Europens, die Donau, noch ohne Dampfboth seyn kann,
                              da die kleinsten Fluͤsse Amerika's, selbst Canaͤle, mit
                              Dampf-Zugboͤthen bedekt sind; wenn wir alles dieß herzlich gern
                              zugeben, so fuͤrchten wir, daß Hr. Mc. Konochie zu
                              weit geht, wenn er die gesammte gegenwaͤrtige Dampf- und
                              Segel-Schifffahrt aufgegeben, und dafuͤr das Dampf-Zugboth
                              allgemein zur Handels-Schifffahrt auf der See eingefuͤhrt wissen will.
                              Es ist zwar eine Vermessenheit, wenn ein Murmelthier auf dem Binnen-Lande des
                              Festlandes (wie die Englaͤnder die Einwohner des Binnenlandes von Europa zu
                              nennen pflegen) mit
                              einem Wallfische des Oceans uͤber die Schwimmkunst sprechen will; indessen
                              wird das Murmelthier hier bloß das erzaͤhlen, was es von dem Wallfische
                              uͤber die Fehler und Maͤngel der bisherigen Schwimmkunst vernommen
                              hat; ob die neue Schwimmkunst, die der Wallfisch vorschlaͤgt, um schneller,
                              und wenn moͤglich sicherer, als bisher durch den Ocean zu fahren, gelingen
                              wird, eingefuͤhrt werden wird, werden unsere Bruder-Murmelthiere einst
                              vernehmen, wenn sie manchen Winter mit uns werden verschlafen haben. Wenn man
                              schneller fortschreiten will, muß man vor Allem darauf sehen, woher es kam, daß es
                              bisher nur so langsam vorwaͤrts ging: ohne diesen Ruͤkblik
                              laͤuft man sich zu Tode. Wir wollen also mit dem Hrn. Capitaͤn bei den
                              Fehlern und Mangeln der gegenwaͤrtigen Dampf-Schifffahrt
                              verweilen.
                           Hr. Mc. Konochie sagt „der wichtigste Einwurf,
                                 den man gegen den Dampf in der Handels-Schifffahrt machen kann, ist die
                                 ungeheuere Kostbarkeit desselben: uͤberall, wo der Dampf in der Mechanik
                                 als Triebkraft angewendet wird, und Menschenhand erspart, ist er wohlfeil; er
                                 gewahrt Ersparung, und macht keine reine Auslage. Es muß also in der bisherigen
                                 Anwendung des Dampfes in der Schiffahrt irgend ein Mißgriff liegen, sonst
                                 koͤnnte diese merkwuͤrdige Anomalie nicht Statt haben. Wenn
                                 irgendwo in der Mechanik eine große Kraft zum Treiben einer Maschine angewendet
                                 wird, so belastet man nicht die Maschine mit der Vorrichtung, die zur Erzeugung
                                 dieser Kraft nothwendig ist: das Muͤhlrad, die Dampfmaschine steht
                                 anderswo, und die Maschine, die von derselben getrieben werden soll, sieht auch
                                 anderswo. Die Segel und die Masten beschweren ein Schiff und erschweren die
                                 Belastung desselben weit weniger, als eine Dampfmaschine, die, so wie sie jezt
                                 auf Schiffen angebracht ist, nur an die aͤlteste Methode zu schiffen
                                 erinnert, die man damals anwendete, als die Schifffahrt noch in ihrer Kindheit
                                 war; als die Ruder und die Ruderer schwerer waren als die Ladung, die das Schiff
                                 fuͤhrte; als man die Ochsen und Pferde, die die ersten Ruderraͤder
                                 getrieben haben, mit auf das Schiff nahm.“
                              
                           
                              „Der erste Grundsaz in der Dampf-Schifffahrt ist der, daß das
                                 Dampf-Schiff niemals groß seyn soll; es muß, im Gegentheile, stets so
                                 klein wie moͤglich seyn, so viel es naͤmlich die Schwere der
                                 Maschine gestattet, unter deren Last es immer leicht und vollkommen flott
                                 schwimmen muß. Man braucht keine absolute Kraft am Dampfbothe, sondern eine
                                 disponible, eine verfuͤgbare. Eine kleine freiwirkende Kraft in einem
                                 kleinen Bothe hat mehr verfuͤgbare Kraft, als eine große Kraft in einem
                                 großen; so wie ein leichter Cutter mit einer Bemannung von sechs Ruderern
                                 schneller gegen den Wind und gegen die hoͤchsten Wogen rudert, als eine
                                 schwere Barke mit 16 Ruderern. Es gibt aber noch andere Grundsaͤze,
                                 welche man, wie es mir scheint, um so mehr beachten sollte, als sie, obschon sie
                                 in einem gewissen Grade sich auch auf Dampfbothe anwenden lassen, bei dem
                                 gewoͤhnlichen Baue der lezteren gaͤnzlich uͤbersehen zu
                                 seyn scheinen, indem man nicht auf den Grund, auf die Ursache, warum man
                                 Segel- und Ruder-Schiffe so baute, wie man sie baute,
                                 Ruͤksicht genommen und vergessen hat, daß der Dampf unter ganz anderen
                                 Umstaͤnden als Triebkraft an dem Schiffe angebracht wird, als der Wind
                                 oder die Kraft des Ruderers.“
                              
                           
                              „Segel-Schiffe muͤssen ziemlich tief im Wasser gehen, um in
                                 demselben eine Stuͤze gegen die Segel zu finden; sie sind daher, wie man
                                 sagt, scharf und „langbeinig“ („longlegged“) gebaut. Ihre Masten
                                 sind, verhaͤltnißmaͤßig zu der Staͤrke des Windes, die sie
                                 zuweilen auszuhalten haben, schwach: sie balanciren daher auf der
                                 Central-Linie, die der Kiel bildet, und die Seitenwaͤnde des
                                 Schiffes sind zu beiden Seiten stark zugerundet, stark gewoͤlbt, damit
                                 sie einem starken Windstoße nachgeben und die noͤthige Stuͤze
                                 finden koͤnnen. Die Starke der Triebkraft, sowohl bei Segel- als
                                 bei Ruder-Schiffen, haͤngt großen Theils von der Laͤnge der
                                 lezteren ab; dieses Laͤngenmaß ist also von der hoͤchsten
                                 Wichtigkeit, und bildet in der Formel des Admirals Chapman, durch welche die Schnelligkeit des Schiffes
                                 ausgedruͤkt wird,
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 333
                              
                           
                              die Hauptgroße: bei Schiffen, welche. Guͤter, Passagiere oder eine
                                 zahlreiche Bemannung zu fuͤhren haben, ist es gleichfalls die
                                 Laͤnge, die am meisten Bequemlichkeit gewaͤhrt. Dampfbothe
                                 hingegen haben gar nicht noͤthig, tief im Wasser zu gehen. Es
                                 waͤre ihnen nicht nur nicht zutraͤglich, wenn sie sich nach dem
                                 Winde legen koͤnnten (heel the wind), sondern
                                 ihre Maschine kann gerade nur dann leicht und kraͤftig spielen, wann sie,
                                 so viel nur immer moͤglich ist, aufrecht bleiben. Die Kraft ihrer
                                 Maschine, und wenn sie noch so groß ist, bleibt immer auf einen Flek beschrankt,
                                 wenigstens sind alle Versuche, auch nur zwei Raͤder nach der
                                 Laͤnge des Schiffes hinter einander anzubringen, bisher gescheitert,
                                 indem die Geschwindigkeit, die das Wasser, welches unter dem ersten Rade
                                 durchlief, von dem zweiten Rade erhaͤlt, noch immer unbestimmt ist. Run
                                 muͤssen aber Zugbothe in ihrer Laͤngen-Faser (wenn man
                                 diesen Ausdruk erlauben will) nothwendig stark seyn, und diese Starke ist mit
                                 einer bedeutend groͤßeren Laͤnge unvereinbar; sie haben aber auch
                                 nichts anderes, als ihre Maschine, zu tragen, und sind daher desto besser und
                                 brauchbarer, je leichter und flotter sie ohne irgend eine groͤßere
                                 Laͤnge seyn koͤnnen.“
                              
                           
                           
                              „Man hat neulich Versuche uͤber den mindesten
                                    Widerstand des Vordertheiles eines Dampfbothes in Nord-Amerika
                                 angestellt. Die Resultate scheinen hoͤchst interessant ausgefallen zu
                                 seyn, obschon uns bis jezt erst zwei derselben bekannt geworden sind. Die
                                 groͤßte Geschwindigkeit, 14 engl. (3 1/2 bayersche) Meilen in Einer
                                 Stunde ergab sich an einem Bothe, „das beinahe wie das
                                    Vorderstuͤk eines Loͤffels gebaut war, mit einem sehr stark
                                    ausfahrenden und in gleichfoͤrmiger Kruͤmmung aufsteigenden
                                    Vorder-Kiele (Wasserschneider, Watercutter); alle Kruͤmmungen
                                    am Boden des Schiffes waren regelmaͤßige und ohne alle scharfe
                                    Winkel.“
                                 „Andere Formen hatten“ aber „andere
                                    vorzuͤgliche Eigenschaften bei kleineren
                                    Geschwindigkeiten;“ d.h., mit anderen Worten, dasjenige
                                 Vordertheil, welches bei einer sehr großen Geschwindigkeit den mindesten
                                 Widerstand leistet, bot denselben nicht auch bei einer kleineren Geschwindigkeit
                                 dar. Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß man diese Versuche auch bei
                                 uns wiederholte und zwar im Großen; die konigl. Werften boͤten
                                 Gelegenheit genug hierzu dar. Man darf indessen nicht vergessen, daß es bei
                                 Dampfbothen, als Zugbothen, sich nicht um ein Vordertheil
                                    handelt, das bei der groͤßten
                                    Geschwindigkeit den mindesten Widerstand darbietet, sondern das bei
                                 einer geringen Geschwindigkeit den mindesten Widerstand leistet. Es wird sich aller
                                 Wahrscheinlichkeit nach ergeben, daß dieß bei jenem Koͤrper der Fall ist,
                                 der, er mag was immer fuͤr eine Form haben, am
                                    wenigsten Wasser verdraͤngt (solid of
                                    least displacement). Leichtes Gewicht, nicht tiefes Tauchen und
                                 mittelmaͤßige Geschwindigkeit ist dasjenige, was eine große
                                 verfuͤgbare (disponible) Kraft an Zug-Dampfbothen gewaͤhrt:
                                 auf diese Weise erhaͤlt man durch diese Bothe zugleich die
                                 hoͤchste Sicherheit und die groͤßte Ersparung, zwei
                                 Hauptbedingungen bei der Handels-Schifffahrt.“
                              
                           
                              „In dieser Hinsicht empfehle ich also kurze,
                                 verhaͤltnißmaͤßig breite und vollkommen Flaͤche Bothe:Also ganz wie die sogenannten Roßplaͤtten auf der Donau.a. d. U. wenn man ja, der groͤßeren Staͤrke wegen, es fuͤr
                                 unerlaͤßlich halten sollte, daß ihr Boden etwas gewoͤlbt
                                 waͤre, so sollte diese Woͤlbung so gering als moͤglich
                                 seyn. An jedem Ende sollten sie in einem stark ausfahrenden
                                 Schaufel-Schnabel sich enden, nicht sowohl um das Wasser zu
                                 durchschneiden, als um leicht uͤber dasselbe hinzufahren; ihre Seiten
                                 sollten unter einem scharfen Winkel aufsteigen; ruͤkwaͤrts und
                                 vorne sich scharf enden; sie sollten leicht gezimmert seyn, damit sie leicht
                                 schwimmenWieder ganz wie unsere Donauschiffe mit flachem Boden. A. d. U.; aber mit Reifen verstaͤrkt werden ihrer ganzen Laͤnge
                                 nach. Der Klammerbau ist hier weit besser, als die Bildhauer-Arbeit an unseren
                                 gegenwaͤrtigen Dampfbothen: die Bothe werden dadurch, bei gleicher
                                 Starke, um die Haͤlfte leichter, und beduͤrfen nicht so oft des
                                 Kalfaterns, das bei unseren Dampfbothen theils wegen der Hize, theils wegen der
                                 Stoͤße der Maschine immer und immer wiederholt werden muß. Boden und
                                 Seiten muͤssen so fest als moͤglich mit einander verbunden werden,
                                 zugleich aber auch so leicht, als moͤglich. Wo es immer, wegen der
                                 Maschine, thunlich ist, sollten unten wasserdichte Abtheilungen angebracht
                                 werden, die ungefaͤhr Einen Fuß hoch uͤber die
                                 Tauchungs-Linie emporsteigen, und in welchen das durch Leke eindringende
                                 Wasser sich sammeln koͤnnteUnsere Donau-Schiffer sind, wenn Wasser eindringt, mit der
                                       Wasserschaufel (der Seß) bei der Hand, diese Abtheilungen waͤren
                                       bei Donau-Schiffen also uͤberfluͤssig. A. d. U.. (Hr. Mc. Konochie beschreibt nun das Verdek,
                                 das bei Fluß-Zugdampfbothen ganz uͤberfluͤssig ist, er
                                 bemerkt aber hier gelegentlich, daß Vorder- und Hinter-Theil an
                                 diesen Bothen ganz gleich gebaut seyn soll, damit man, ohne mit denselben erst
                                 umkehren zu muͤssen, in jeder Richtung fahren kann.) Außen sollten,
                                 laͤngs dem Flaͤchen Boden, zwei Halbkiele angebracht seyn, theils
                                 um das Both zu verstaͤrken, theils um zu verhindern, daß es nicht von der
                                 Maschine uͤber die Wasserflaͤche gehoben wird, vorzuͤglich
                                 aber um demselben einen festeren und ruhigeren Lauf zu geben, und es gegen
                                 Seitenwinde zu sichern. Diese Halbkiele koͤnnten in einer Entfernung von
                                 zwei Dritteln von der Mittellinie des Schiffes gegen die Seiten hin angebracht
                                 werden.“
                              
                           
                              „Ein solches Both, mag es uͤbrigens noch was immer fuͤr
                                 andere Eigenschaften besizen oder nicht besizen, wird wenigstens außerordentlich
                                 leicht seyn und sich leicht regieren lassen, auch wenn es mit der Maschine
                                 belegt wird. Es wuͤrde, wie es mir scheint, am besten seyn, wenn es zwei
                                 Maschinen fuͤhrte, wovon die eine nur als Aushuͤlfe diente, wenn
                                 an der anderen ein Unfall geschaͤhe: allerdings wuͤrde diese
                                 groͤßere Sicherheit aber theuer bezahlt werden muͤssenAuf Fluͤssen reicht Eine gute,
                                       dauerhafte Maschine vollkommen hin. A. d. U.. Zwei Maschinen sind theurer, als Eine von der Kraft dieser beiden
                                 zusammengenommen, sind kostbarer, und leisten, wenn sie gleichzeitig wirken, bei
                                 weitem nicht so viel als Eine Maschine von der doppelten Kraft einer jeden
                                 einzelnen, weil jede, indem sie einzeln wirkt, nur zu dem Momente der anderen
                                 beitraͤgt, und vielmehr die Wirkung derselben sichert, als
                                 verstaͤrkt. Hoͤchstens koͤnnten zwei Maschinen auf zwei
                                 verschiedenen Bothen, auf jedem Eine, gebraucht werdenUnd dieß muͤßte auch auf Fluͤssen geschehen, wo man zu
                                       Zuͤgen stromaufwaͤrts z.B. die Kraft von 40–60
                                       Pferden braucht, ohne Tiefe genug fuͤr eine Maschine von der
                                       Kraft so vieler Pferde zu besizen. A. d. U.. Man mag
                                 ferner Maschinen mit hohem oder mit niedrigem Druke anwenden, so muß man sich
                                 immer eine hinlaͤngliche Menge von Kraft fuͤr vorkommende
                                 Faͤlle vorbehalten: Dampfmaschinen von mittlerem hohen Druke, expansiv
                                 arbeitend, werden immer am wohlfeilsten und am nuͤzlichsten seyn. Es ist
                                 ferner in jeder Hinsicht besser, bei einer Maschine mehrere kleine Kessel zu
                                 haben, als einen großen; indem kleinere Kessel staͤrker gebaut werden
                                 koͤnnen, als große, und, wenn an einem derselben ein Unfall eintritt, die
                                 Maschine deßwegen nicht still zu stehen braucht. Man hat ferner auch wirklich
                                 Ersparung, wenn man mehrere kleine Kessel hat; denn man hat nicht immer
                                 noͤthig unter allen zugleich Feuer zu unterhalten; die moͤglich
                                 groͤßte und vortheilhafteste Hize, die man erhalten kann, ist, nach Hrn.
                                 Dalton, nur von einem Feuer zu erlangen, das
                                 nicht uͤber 14 Zoll tief ist; und je weniger tief das Wasser uͤber
                                 dem Feuer steht, desto schneller erhaͤlt man Dampf aus demselbenDieser Rath ist etwas gefaͤhrlich, und kann bei zu kuͤhnen
                                       Heizern leicht großes Unheil erzeugen, und hat es auch bereits an dem
                                       Rhone erzeugt. A. d. U.. Damit man mit dem Zug-Dampfbothe auf und nieder fahren kann,
                                 ohne das Both umkehren zu muͤssen, muͤssen die
                                 Ruder-Raͤder mit ihren Achsen genau in der Mitte derselben
                                 angebracht werden, und je gleichfoͤrmiger uͤbrigens alle Theile
                                 der Maschine vertheilt werden, je freier die beiden Ende des Boches von aller
                                 Last bleiben, desto leichter laͤßt sich das Both regieren. Einer der
                                 groͤßten Fehler an den gewoͤhnlichen Dampfbothen ist der, daß
                                 alles, was zur Maschine gehoͤrt, ohne alle Ruͤksicht auf
                                 Gleichgewicht in den moͤglich kleinsten Raum zusammengehaͤuft, und
                                 meistens noch gegen das Vordertheil des Boches hingedraͤngt ist, wegen
                                 der Bequemlichkeit fuͤr die Reisenden.“
                              
                           Hr. Mc. Konochie spricht nun von dem noͤthigen Baue
                              der Kauffahrdei-Schiffe auf der See, wenn sie von Dampfbothen gezogen werden
                              sollen. Hieruͤber wird die Zeit entscheiden. Er baut sie ohne alle Maste. Er
                              bemerkt, daß, „nach den in N. Amerika angestellten Versuchen, nur der dritte Theil
                                    der Kraft einer Dampfmaschine, die man braucht um ein Dampfschiff zu
                                    treiben, wenn die Maschine sich am Bord desselben befindet, nothwendig ist,
                                    um dasselbe Schiff mit derselben Maschine vom Lande aus zu
                                    ziehen.“„An der Muͤndung des Tyue,“ sagt er, wo die Kohlenschiffe von Newcastle in die See hinaus fahren,
                              „wird das Ziehen der Kohlenschiffe mittelst Zug-Dampfbothen
                                 immer haͤufiger und allgemeiner. Zug-Dampfothe mit Maschinen, die
                                 nur die Kraft von drei Pferden haben, schleppen Kohlenschiffe uͤber die
                                 Shields'bur hinaus, wenn die Witterung nicht unguͤnstig ist,
                                 Kohlenschiffe, die, wenn die Maschine am Bord derselben waͤre, bei einigem Gegenwinde 36
                                 Pferde brauchen wuͤrden. Jeder Seemann weiß, was er bei einer Windstille
                                 mit einigen Ruderern in Bothen auszurichten vermag, von welchen er sein Schiff
                                 in's Schlepptau nehmen laͤßt, das doch so unguͤnstig als
                                 moͤglich, in Hinsicht auf Zuglinie, an seinem Schiffe angebracht
                                 ist.“
                              
                           Er bemerkt sehr richtig, daß dort, wo es sich um die moͤglich groͤßte
                              Schnelligkeit handelt, das Zug-System keinen Vorzug vor dem
                              gewoͤhnlichen hat, indem ein Both, das ziehen muß, nicht so schnell laufen
                              kann, als wenn es nichts zu ziehen haͤtte. Allein jede Eile auf Reisen, zu
                              Wasser wie zu Land, kommt theuer zu stehen, und sie kann nie und nimmermehr bei
                              Foͤrderung von Waaren und Guͤtern der Hauptzwek seyn. In England
                              rechnet man bei der Landfracht 5 engl. Meilen (1 1/4 bayersche) auf Eine Stunde, und
                              bei schwer beladenen Wagen nothwendig weit weniger. Bei der Wasserfracht denkt man
                              so wenig an Eile, daß Kauffahrdei-Schiffe nicht einmal so gebaut sind, daß
                              sie die zu ihrer Sicherheit noͤthige Schnelligkeit gewinnen koͤnnen.
                              Wenn es sich auf dem Wasser um schnelles Fortkommen mittelst Dampfmaschinen handelt,
                              so steigt die Auslage mit jeder Stunde um das Vier- und Neunfache. Wenn ein
                              Dampfschiff z.B. in Einer Stunde mit einer Kraft von 20 Pferden vier englische (1
                              bayersche) Meile faͤhrt, so braucht es die Kraft von 80 Pferden, um diese
                              Streke in einer halben Stunde, und die Kraft von 180 Pferden, um dieselbe in 20
                              Minuten zuruͤkzulegenBei der Fahrt auf der Donau ist die Dampf-Schifffahrt so zu sagen
                                    lediglich auf die Fahrt stromaufwaͤrts
                                    beschraͤnkt: stromabwaͤrts geht es schnell genug. Man kann in
                                    24 Stunden von Passau bis Wien hinabrudern, und so schnell reist kein
                                    Courier zu Lande. Man fahrt zu Linz im Sommer um 4 Uhr Morgens fort, und ist
                                    Abends um 9 Uhr zu Wien. Es ist daher unbegreiflich, wie man in Oesterreich
                                    und in Bayern nicht schon laͤngst auf eine Wasserpost gedacht hat, mittelst welcher man, wenn nur 3
                                    Maͤnner rudern, und diese in zwekmaͤßigen Stationen
                                    abgeloͤset werden, jeden einzelnen Reisenden, und noch leichter
                                    6–8 Personen zugleich, weit schneller und weit wohlfeiler, und
                                    hundert Mal angenehmer, befoͤrdern koͤnnte, als mit Extrapost
                                    oder mit Eilwagen. Wenn die Schiffmeister an der Donau, Hrn. Feldmuͤller an der Spize, sich zu einer
                                    solchen Wasserpost vereinigen wuͤrden, der
                                    weise Saurau, der das Wohl der Buͤrger
                                    Oͤsterreichs so kraͤftig fordert, wuͤrde vielleicht
                                    auch diese gemeinnuͤzige Anstalt noch neben den vielen anderen
                                    gruͤnden helfen, die Oesterreich ihm zu danken hat. Die Postmeister
                                    wuͤrden wenig dabei verlieren, denn in der Regel wuͤrden nur,
                                    waͤhrend des Sommers, solche Reisende auf der Donau fahren, die
                                    nimmermehr mit Extrapost oder Eilwagen nach Wien fahren wuͤrden; an
                                    ihren Rechten wuͤrden die Postmeister
                                    nicht gekrankt, da sie auf der Donau eben so wenig fahren koͤnnen,
                                    als der Schiffer auf ihrer Chaussee, und eben so wenig dieser sie hindern
                                    kann oder darf, auf der Chaussee schneller zu fahren, als sie bisher
                                    gefahren sind, als sie den Schiffer hindern koͤnnen, seine Reisenden
                                    auf der Donau schneller weiter zu rudern. Ein Dampfboth wuͤrde
                                    allerdings um die Halste schneller fahren, und koͤnnte von der
                                    Graͤnzmauth Engelhardszell, 5 Stunden
                                    unter Passau, mit aller Bequemlichkeit in Einem Tage nach Wien rudern.
                                    Allein, da diese Bothe ihre Abfahrts-Stunden halten muͤssen,
                                    so wuͤrden sie sich zur obigen Wasserpost,
                                    die in mondhellen Naͤchten auch bei der Nacht auf der Donau
                                    sicher fahren kann, immer noch so verhalten, wie Extrapost zum Eilwagen. Auf
                                    Guͤter- und Waaren-Transporte stromabwaͤrts auf
                                    der Donau wuͤrden Dampfbothe nie rechnen koͤnnen. Die
                                    Wasser-Diligencen (sogenannten Ordinaͤren) von Ulm, Lauingen,
                                    das Floß von Augsburg, die Ordinaͤren von
                                    Regensburg und Stadt am
                                       Hofe, das Muͤnchner-Floß,
                                    die Linzer-Ordinaͤren fahren alle
                                    woͤchentlich an bestimmten Tagen ab,
                                    und die Dampfmaschinen, die sie in wenigen Tagen nach Wien hinabrudern, sind
                                    Handwerksbursche, von welchen sie entweder gar kein Fahrgeld oder nur eine
                                    Kleinigkeit nehmen, wenn sie am Ruder ziehen. Diese Wasser-Diligencen
                                    fahren Guͤter und Waaren um eine solche Kleinigkeit von ihren
                                    Abfahrts-Orten nach Wien, und kommen so schnell mit ihrer Fracht an,
                                    daß ein Dampfboth neben ihnen, fuͤr Waaren-Transport, nicht bestehen koͤnnte, zumal, da
                                    noch so viele andere Schiffe, Holzschiffe, Obstschiffe etc. taͤglich
                                    von den an der Donau gelegenen Orten nach Wien fahren, und Guͤter
                                    mitnehmen. Die Dampf-Schifffahrt auf der Donau von Ulm bis Wien
                                    wuͤrde sich also bloß auf die Gegenfahrt,
                                    auf die Fahrt stromaufwaͤrts
                                    beschraͤnken, und die Fahrt stromabwaͤrts wuͤrde, fuͤr sich allein,
                                    nimmermehr die Interessen des Capitales eines Dampfbothes und die
                                    Besoldungs-Kosten der Schiffer deken. Die Frachtkosten auf der Donau
                                    stromaufwaͤrts sind sehr bedeutend, die Fahrt selbst ist
                                    aͤußerst langsam; Schiffe mit Wein etc. beladen brauchen von Wien bis
                                    Regensburg im Spaͤtjahre zuweilen 8 Wochen. „Wenn man
                                       bedenkt,“ sagt Dr. Schultes in
                                    seinen Donaufahrten I. Th. S. 14., „daß
                                       ein Jodel“ (ein Knecht auf den Pferden, die an die Schiffe
                                    zum Zuge angespannt werden) „taͤglich auf 30–36 kr.,
                                       ein Pferd taͤglich, bei theurem Hafer, auf 1 fl. 30 kr. zu stehen
                                       kommt; daß ferner in jedem Schiffe 6 Knechte sind, wovon der oberste,
                                       der Saͤßthaler, 48 kr., die
                                       uͤbrigen 40 kr. und auch mehr taͤglichen Lohn beziehen, so
                                       wird man sich nicht wundern zu hoͤren, daß ein Gegentrieb von 4000 Ctr. mit 40 Pferden
                                       taͤglich auf 80–90 fl. und von Wien bis Regensburg im
                                       Spaͤtjahre, wo man beilaͤufig 8 Wochen zur Reise braucht,
                                       auf 5000 und mehr Gulden zu stehen kommt; der Ctr. also ungefaͤhr
                                       1 fl. 15 kr. Fracht stromaufwaͤrts von Wien bis Regensburg
                                       kostet.“ Wenn man nun diese zuverlaͤssigen Angaben mit
                                    den jezt bekannten Auslagen einer Dampf-Maschine auf dem Rheine
                                    vergleicht, so wird sich hieraus der Vortheil der Zugbothe durch
                                    Dampf-Maschinen vor dem gewoͤhnlichen Roßzuge klar ergeben.
                                    Die Donau-Schiffer rechnen allgemein stromaufwaͤrts 100 Ctr.
                                    auf Ein Pferd. Ein Zug-Dampfboth wuͤrde also, mit einer
                                    Dampf-Maschine von der Kraft von 10 Pferden, mit Abzug eines Drittels
                                    fuͤr die Reibung, sicher 700 Ctr. stromaufwaͤrts ziehen. Was
                                    nun der Unterhalt einer Dampf-Maschine von der Kraft von 10 Pferden
                                    an Interessen des Capitales, das diese Maschine kostete, an
                                    Brenn-Material, an Bedienung etc. taͤglich weniger kostet, als
                                    15 st., wird reiner Gewinn seyn. Hierzu kommt noch der unendliche Gewinn an
                                    Zeit. Man faͤhrt von Hamburg nach Lissabon und zuruͤk
                                    schneller als auf der Donau stromaufwaͤrts von Wien nach Regensburg.
                                    Wenn wir die mittlere Dauer einer Fahrt von Wien
                                    nach Regensburg stromaufwaͤrts zu 6 Wochen rechnen (im Sommer 4, im
                                    Spaͤtjahre 8 Wochen) und wir rechnen von diesen 42 Tagen des Tages
                                    nur 4 Stunden mehr fuͤr die Dampf-Zugboͤthe (denn so
                                    viel Zeit verbrauchen die Jodel mit dem Fuͤttern ihrer Pferde), so
                                    ersparen wir wenigstens Eine volle Woche; eine Ersparung, die bei 700 Ctr.
                                    Wein, Baumwolle und anderen Artikeln des Handels mit Ungarn und den
                                    Voͤlkern am schwarzen Meere nicht unbedeutend ist, und daher
                                    fuͤr diese Artikel selbst die kostbarere Landfracht oͤfters
                                    vorziehbar macht. Obige Rechnung ist nach dem Minimum des Ertrages gestellt,
                                    so daß Niemand dagegen etwas einwenden kann. Ein noch anderer großer Gewinn,
                                    der durch die Dampf-Zugbothe fuͤr die Einwohner an den Ufern
                                    der Donau hervorgehen wuͤrde, waͤre die Erhaltung des Lebens
                                    so vieler Menschen und Pferde, die jaͤhrlich bei den Roßzuͤgen
                                    an diesem Flusse zu Grunde gehen, und woruͤber man Dr. Schultes a. a. O. nachlesen kann. Da man
                                    aber um diese sich in der Regel weniger kuͤmmert, als um die Frucht,
                                    um das liebe Geld, das in der Donau untersinkt, so wollen wir bemerken, daß
                                    jaͤhrlich bei diesen Roßzuͤgen mehrere Schiffe zu Grunde
                                    gehen, die nie in Gefahr gerathen seyn wuͤrden, wenn sie am Zugbothe
                                    geschleppt worden waren. Fuͤr die Regierungen selbst muß endlich die
                                    Beseitigung der Auslagen zur Unterhaltung der kostbaren Hufschlage oder
                                    Treppelwege von hoher Wichtigkeit seyn, indem diese bei Dampfzuͤgen
                                    stromaufwaͤrts durchaus uͤberfluͤssig wuͤrden.
                                    A. d. U..
                           
                           Groͤßere Schnelligkeit mittelst Dampfes kann also nie Zwek bei der
                              Kauffahrdei-Schifffahrt werden, wo man sich mit vier, fuͤnf Knoten in
                              Einer Stunde begnuͤgt. Diese Geschwindigkeit glaubt Hr. Mc. Konochie seinen Kauffahrdei-Schiffen ohne Masten
                              und Segel geben zu koͤnnen, wenn sie von Dampfbothen gezogen werden, und
                              dadurch dem unbestimmten Zeitraume einer jeden bisherigen Reise auf der See mit
                              Segelschiffen eine bestimmte Graͤnze zu sezen, und Puͤnktlichkeit in der Ankunft der
                              Schiffe zu gewinnen, worauf im Handel so Vieles ankommt.
                           Er verspricht sich von seinen Schiffen ohne Masten die hoͤchste Sicherheit,
                              und sagt, „daß die kleinen englischen Kauffahrdei-Schiffe, so wie
                                 sie jezt gebaut sind, die unsichersten und gefaͤhrlichsten Schiffe in der
                                 Welt sind, was die große Menge derjenigen beurkundet, die in jedem Winter zu
                                 Grunde gehen. Auch die Dampfbothe sind, so wie sie jezt gebaut werden, auf eine
                                 ausgezeichnete Weise unsicher: es ist nicht die mindeste Vorsicht gegen die
                                 Folgen irgend eines bedeutenden Lekes an denselben getroffen. Von allen diesen
                                 Gefahren,“ sagt er, „sind seine Schiffe frei, weil sie nie
                                 tief (hoͤchstens 4–5 Fuß die Frachtschiffe, die an Tauen gezogen
                                 werden) tauchen und den Winden und Wogen keine großen Seitenflaͤchen
                                 darbieten.“ Der Bau seiner Schiffe, sagt er, kostet weit weniger,
                              obschon sie verhaͤltnißmaͤßig weit mehr Ladung fassen.
                           Er liefert eine Uebersicht der gegenwaͤrtigen (wie alle Schiffer klagen)
                              hoͤchst niedrigen Frachtkosten auf Kauffahrdei-Schiffen in England,
                              aus welchen sich ergibt, daß man fuͤr 100 Tonnen auf 100 engl. Meilen 45 Pfd.
                              Sterl. (540 fl.) bezahlen muß. Er berechnet die Frachtkosten fuͤr 100 Tonnen
                              auf dieselbe Streke, die er in Einem Tage zuruͤklegt, zu hoͤchstens 10
                              Pfd. (120 fl.). „Bisher,“ sagt er, „waren Dampfbothe
                                 mehr ein Stekenpferd der Reichen, als der Brotspender fuͤr die Armen. Man
                                 sah bisher nur auf Schnelligkeit, auf schoͤne Verzierung, und man vergaß
                                 darauf, sie fuͤr den Handel wahrhaft nuͤzlich zu, machen. Wenn man
                                 einst in Europa gelernt haben wird, was man in Amerika gegenwaͤrtig schon
                                 weiß, Dampfbothe als Zugbothe, als die wahren Rosse Neptuns, die Dampf aus ihren
                                 Nasenloͤchern bliesen, zu gebrauchen, dann wird alle Versuchung
                                 wegfallen, sie so zierlich auszustatten; sie werden wohlfeiler werden; ihre
                                 Ausbesserung wird nicht mehr so hoch zu stehen kommen, und sie werden
                                 laͤnger dauern.
                              
                           
                           Hr. Mc. Konochie macht die sehr richtige Bemerkung, daß
                              durch die Hize der Dampfmaschine das Holz an einem Dampfbothe immer mehr und mehr in
                              der Nahe der Maschine austroknet; daß dafuͤr das Wasser, durch
                              Capillar-Attraktion, mehr eingesogen wird, und zwar so stark, daß das Both
                              mit der Zeit bedeutend unter seine fruͤhere Wasserlinie kommt; daß dieser
                              Nachtheil sich desto fruͤher und desto kraͤftiger aͤußert, je
                              groͤßer das Dampfboth ist, ist offenbar, so wie es auch offenbar ist, daß
                              dadurch eine Menge Spruͤnge und Riffe an großen Dampfbothen entstehen
                              muͤssen, und Ausbesserungen nothwendig machen, die man an kleinen gar nicht
                              kennt. Man versichert jezt allgemein, daß man die Dauer eines Dampfbothes nicht
                              hoͤher, als auf 12 Jahre, rechnen kann: die Ausbesserungen, die ohne Unterlaß
                              nothwendig sind, das immerwaͤhrende Kalfatern, macht endlich die Fugen so
                              weit, daß man sich nun nimmermehr laͤnger einem Wikel Flachs und einem
                              Kluͤmpchen Pech anvertrauen kann. Eiserne Dampfbothe, als Zugbothe,
                              waͤren weit leichter, wohlfeiler, und besser: die Schwierigkeit dabei ist nur
                              diese, sie gegen die Einwirkung des Seewassers zu schuͤzen. Man hofft jezt
                              einen Firniß zu finden, der auf der einen Seite nicht durch die Hize schmilzt, und
                              auf der anderen Seite nicht abspringt. Man konnte sie auch innenwendig so
                              ausfuͤttern, daß an den Seiten zunaͤchst dem Feuer ein Hohlraum nur
                              von ein paar Zoll entsteht, der mit eingeschlossener Luft ausgefuͤllt ist,
                              die einen schlechten Leiter gibt.
                           Daß man an Dampfbothen, die als Zugbothen dienten, und folglich nicht so groß seyn
                              durften, als die jezt gewoͤhnlichen Dampfbothe, keinen so großen Schaden zu
                              erleiden hat, wenn sie endlich, weit spaͤter als diese, unbrauchbar werden,
                              ist offenbar. Der Durchschnitts-Preis der gewoͤhnlichen Dampfbothe in
                              England ist gegenwaͤrtig zwischen 3000 Pfd. Sterl. (36,000 fl.) und 40,000
                              Pfd. Sterl. (480,000 fl.) 
                           Der Hr. Verfasser bemerkt sehr richtig, daß wir im Baue und in der Bedienung der
                              Dampf-Maschine noch sehr viel zu lernen haben; daß man erst vor Kurzem eine
                              Dampf-Maschine in Cornwall, die in einer gewissen Zeit 50 Millionen Pfd.
                              Wasser hob, bloß dadurch in derselben Zeit 80 Millionen Pfd. Wasser heben machte,
                              daß man die Dampfroͤhre mit Saͤgespanen seinem sehr schlechten
                              Waͤrmeleiter) umhuͤllte, und dadurch die Temperatur des Dampfes auf
                              jenem Grade unterhielt, auf welchem sie bei dem ersten Austritte desselben gewesen
                              ist. Eine solche Kleinigkeit kann die Wirkung der Maschine, also den Ertrag
                              derselben um volle 60 p. C. erhoͤhen! 
                           Eben so wahr ist die Bemerkung, daß man Dampfbothe als Zugbothe, d.h. als kleine
                              leichte Dampfbothe, noch zu manchem Dienste verwenden kann, an welchen man bisher gar nicht
                              gedacht zu haben scheint; z.B. als sogenannte Lebensbothe, (life boats) zur Rettung aus dem Schiffbruche, und selbst zur Rettung eines
                              ganzen Schiffes aus der Gefahr des nahen Schiffbruches. Hier ist, leider! oft keine
                              Huͤlfe moͤglich; fein Ruderboth, noch weniger ein Schiff mit Segeln
                              oder ein gewoͤhnliches Dampfboth darf es wagen, sich dem gestrandeten oder
                              gescheiterten Schiffe zu nahen. Ein kleines Dampfzugboth kann dieß ohne alle
                              Gefahr.
                           Die Versuche, die man in N. Amerika, in England, in Frankreich mit
                              Dampf-Fregatten machte, sind alle, nach einander, mißlungen. Auch scheinen
                              dem Hrn. Capitaͤn Versuche mit denselben in einem Treffen mißlingen zu
                              muͤssen. Hingegen findet er es sehr zwekmaͤßig, wenn jedes
                              Kriegsschiff mit einem Zugbothe oder mit mehreren versehen ist, vorzuͤglich
                              bei Windstille und bei staͤrkerem Gegenwinde, so wie bei einer Menge
                              verschiedener Manoeuvres im Seekriege.
                           Die Einwuͤrfe gegen dieses Zugsystem scheinen Hrn. Mc. Konochie nicht so sehr
                              erheblich. Er sagt, daß waͤhrend er seine Bemerkungen niederschrieb, man ihm
                              erzaͤhlte, wie ein Dampfboth einen Westindienfahrer, den der Sturm
                              entmastete, dadurch rettete, daß er ihn ins Schlepptau nahm, und nach Cork
                              fuͤhrte. Wenn die gefaͤhrlichste und ungeschikteste aller Arten
                              Schiffe zu ziehen, oder, wie man sagt, ins Tau zu nehmen, bei Schiffen mit vollen
                              Segeln ausgefuͤhrt wird, so wird man es nicht ungereimt finden, wenn ein
                              Zug-Dampfboth vor ein Schiff, wie ein Pferd vor einen Wagen gespannt wird.
                              Wirklich ist auch die Art und Weise, nach welcher unser Seemann sein Zugboth vor
                              sein Schiff spannt, ganz und gar so, wie ein Gaul vor einen Wagen gespannt wird, nur
                              daß das Zugscheit am Zugbothe haͤngt. Es ist eine Art Deichsel angebracht,
                              durch welche das Zusammenstoßen der Fahrzeuge verhindert wird. 
                           Wir uͤbergehen die Beschreibung dieser Vorrichtung, die ihr Erfinder selbst
                              noch nicht als vollendet, als durch Erfahrung erprobt, angibt, indem wir auf der
                              einen Seite erwarten, daß man Hrn. Mc. Konochie's Ideen
                              doch einer Pruͤfung, einigen Versuchen unterziehen wird, wenn nicht in
                              England, so doch in dem klugen Holland oder in dem stillen Daͤnemark, und
                              daß, wenn Versuche und Erfahrung die Zwekmaͤßigkeit dieser oder einer anderen
                              Vorrichtung gelehrt haben, dieselbe auch bald auf irgend einem Wege in das
                              seefahrende Publikum gebracht werden wird; auf der anderen Seite aber bedauern, daß
                              die gegebene Zeichnung nicht so klar und deutlich ist, als die Wichtigkeit des
                              Gegenstandes es erfordert haͤtte. Ueberdieß haben diese Zugbothe fuͤr
                              uns Binnenlaͤnder nur auf Fluͤssen Interesse, und werden hier, wenn wir anders
                              nur halb so klug sind, wie die Amerikaner, ehe ihre Anwendung finden, als auf der
                              See. Bei Zugbothen auf Fluͤssen ist aber keine Deichsel und keine Wage und
                              kein Zugscheit noͤthig; man braucht hoͤchstens nur ein Drittel des
                              Seiles, das jezt unsere armen Pferde schleppen, und das diesen armen Thieren den Zug
                              eben so sehr erschwert, als es den Beutel des Schiffes erleichtert, der die Schiffe
                              aufwaͤrts treiben laͤßt. Was durch Dampfzug bloß an Seilen und Leinen
                              erspart werden koͤnnte, wird vielleicht den dritten Theil des Holzbedarfes an
                              der Dampfmaschine deken.
                           Hr. Mc. Konochie hat am Ende seiner Abhandlung noch
                              folgende kleine Tabelle uͤber die bei zunehmender Schnelligkeit des
                              Dampfbothes noͤthige Verstaͤrkung der Kraft aus des sel. Tredgold Abhandlung uͤber die Dampfmaschine
                              beigefuͤgt:
                           
                              
                                 Wenn ein Dampfboth
                                   3
                                 engl. Meilen in einer Stunde
                                    zuruͤklegt,
                                 
                              
                                 
                                 
                                 braucht es die Kraft von
                                 5 1/2
                                 Pferden.
                                 
                              
                                 
                                   4
                                 
                                   13
                                 – 
                                 
                              
                                 
                                   5
                                 
                                   25
                                 –
                                 
                              
                                 
                                   6
                                 
                                   43
                                 –
                                 
                              
                                 
                                   7
                                 
                                   69
                                 –
                                 
                              
                                 
                                   8
                                 
                                 102
                                 –
                                 
                              
                                 
                                   9
                                 
                                 146
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 10
                                 
                                 200
                                 –