| Titel: | Clément-Desorme's dritte Vorlesung über die technische Chemie. | 
| Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. LXXIX., S. 357 | 
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                        LXXIX.
                        Clément-Desorme's
                           dritte Vorlesung uͤber die technische Chemie.
                        Aus dem Recueil industr. Febr. 1829. S. 138.
                           Fortsezung vom polyt. Journal Bd. XXXII. S.
                              29.
                        Clément-Desorme's, Vorlesung uͤber technische
                           Chemie.
                        
                     
                        
                           Ueber die Waͤrme.
                           Der Gegenstand, womit wir uns in dieser Vorlesung zu beschaͤftigen haben, ist
                              fuͤr die Industrie von der hoͤchsten Wichtigkeit; wir werden jedoch
                              nicht von den sehr scharfsinnigen, aber complicirten Theorien sprechen, welche
                              einige gelehrte Physiker ersonnen haben, um die Erscheinungen zu erklaͤren,
                              welche die Entbindung von Waͤrme darbietet, weil der Fabrikant bei den
                              Anwendungen, welche er von diesem maͤchtigen Agens machen muß, ihrer nicht
                              als Leitfaden bedarf.
                           Die einfachste Theorie, von der Kenntniß der Arithmetik und der
                              Elementar-Geometrie unterstuͤzt, kann dem Techniker hinreichende
                              Aufklaͤrung verschaffen und ihn gegen Fehler bewahren; und dieß ist auch ein
                              Gluͤk, denn je leichter eine wissenschaftliche Kenntniß erlernt werden kann
                              und einer je groͤßeren Anzahl von Personen sie zugaͤnglich ist, desto
                              schneller werden sich die Verbesserungen, auf welche sie nothwendigerweise bei einer
                              zwekmaͤßigen Anwendung fuͤhren muß, verbreiten.
                           Da die Waͤrme, welche man in den Kuͤnsten benuͤzt,
                              gewoͤhnlich das Resultat der Verbrennung ist, so muͤssen wir vor Allem
                              diese Erscheinung studiren. Die Verbrennung ist immer das Resultat der Vereinigung
                              eines Koͤrpers mit Sauerstoff; die theoretischen Chemiker betrachten auch die
                              Wirkung des Sauerstoffgases auf alle einfachen Koͤrper und auf einige
                              zusammengesezte Koͤrper, womit es sich vereinigt, als eine Verbrennung, und
                              nennen alle diese Koͤrper brennbare. In der Praxis versteht man aber unter
                              Verbrennung nur die Vereinigung des Sauerstoffs mit den gewoͤhnlichen
                              Brenn-Materialien, die man in den Kuͤnsten anwendet, um Waͤrme
                              hervorzubringen; wir werden uns also nur mit den Erscheinungen beschaͤftigen,
                              welche bei der Verbrennung der Holzkohle, des Holzes, der Steinkohle und des Torfes
                              Statt finden.
                           
                        
                           
                           Ueber die Holzkohle.
                           Wenn man Holz in verschlossenen Gefaͤßen stark genug erhizt, verliert es alle
                              fluͤchtige Substanzen, die es enthaͤlt, und es bleibt nur Kohle
                              zuruͤk. Man hat lange Zeit geglaubt, daß diese immer eine gewisse Menge
                              Wasserstoff zuruͤkhaͤlt, welchen man nicht davon abscheiden
                              koͤnne, dieß war aber ein Irrthum; wenn die Hize waͤhrend der
                              Verkohlung stark genug ist, erhaͤlt man reine, von allen fremden Substanzen
                              freie Kohle. Die kaͤufliche Kohle enthaͤlt jedoch immer Wasser,
                              Wasserstoff, Sauerstoff und andere Gasarten, weil sie nicht hinreichend erhizt
                              wurde, und weil sie die Eigenschaft hat, die Feuchtigkeit und besonders die
                              Kohlensaͤure aus der Atmosphaͤre zu absorbiren. 
                           Diese fremden Substanzen betragen oft zehn und sogar fuͤnfzehn Prozent ihres
                              Gewichtes, wir werden sie aber nicht beruͤksichtigen, weil das Wasser sich
                              verfluͤchtigt oder zersezt, die Kohlensaͤure sich entbindet, der
                              Wasserstoff brennt, und der Sauerstoff mit dem Kohlenstoff sich vereinigt und als
                              Kohlensaͤure oder Kohlenoxyd entweicht. Es bleibt nach der Verbrennung nur
                              eine geringe Menge Asche als Ruͤkstand.
                           
                        
                           Ueber das Holz.
                           Das Holz, welcher Art es auch seyn mag, besteht immer aus denselben Elementen; das
                              Holz der Eiche enthaͤlt wie das des Kastanienbaums, wenn es vollkommen troken
                              ist, 52 Theile Kohlenstoff und 48 Theile Sauerstoff nebst so viel Wasserstoff als
                              noͤthig ist, um mit jenem Wasser zu bilden.
                           Das Holz, welches man gewoͤhnlich gebraucht, enthaͤlt außerdem viel
                              Wasser. Wenn es so eben geschlagen ist, enthaͤlt es davon ungefaͤhr 40
                              Prozent, die es allmaͤhlich durch Austroknen verliert; nach Verlauf eines
                              Jahres haͤlt es davon ungefaͤhr noch 20 Prozent zuruͤk, und 100
                              Kilogrammen davon bestehen dann gewoͤhnlich aus:
                           
                              
                                 
                                 Kohlenstoff
                                 
                                   41,60 Kilogr.
                                 
                              
                                 
                                 Suaerstoff,Wasserstoff,
                                 
                                    
                                    
                                   38,40   –
                                 
                              
                                 Wasser als
                                 Feuchtigkeit,
                                 
                                   20,      –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 100   Kilogr.
                                 
                              
                           Das Holz erzeugt um so weniger nuzbare Waͤrme, je feuchter es ist, weil ein
                              Theil des durch die Verbrennung entbundenen Waͤrmestoffs zur
                              Verfluͤchtigung des darin enthaltenen Wassers verwandt wird.
                           Obgleich alle Hoͤlzer aus denselben Elementen bestehen, so sind sie doch in
                              Hinsicht auf ihre Anwendung als Brenn-Material, sehr von einander
                              verschieden. Diese Verschiedenheiten beruhen auf ihrer Struktur und auf der
                              groͤßeren oder geringeren Menge Kohlenstoff, die sie in demselben Volum
                              enthalten.
                           
                        
                           
                           Ueber die Steinkohle.
                           Die Anzahl der Steinkohlenarten ist sehr betraͤchtlich, wie wir dieses schon
                              bemerkten, als von ihrer Anwendung zur Gasbeleuchtung die Rede war. Daß sie ihre
                              Bestandtheile auch in sehr verschiedenen Verhaͤltnissen enthalten, kann man
                              aus folgender Tabelle ersehen, die aus einem wichtigen Werke des Hrn. Karsten entnommen istEs fuͤhrt den Titel: „Untersuchungen uͤber die
                                       kohligen Substanzen des Mineralreichs uͤberhaupt, und
                                       uͤber die Zusammensezung der in der Preußischen Monarchie
                                       vorkommenden Steinkohlen insbesondere; vom Geh. Ober-Bergrath C.
                                       J. B. Karsten. Berlin 1826.“
                                    – A. d. R..
                           
                        
                           Analysen von Steinkohlen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 358
                              Spec. Gew.; Wasser; Kohks;
                                 Kohlenstoff; Wasserstoff; Sauerstoff; Asche; Steinkohle von Newcastle;
                                 Steinkohle von Wellesweiler, Saarbruͤken; Blaͤttrige Steinkohle
                                 aus Westphalen; Canel-Kohle
                              
                           Man sieht aus dieser Tabelle, daß die Steinkohle gewoͤhnlich 80 bis 90 Prozent
                              Kohlenstoff enthaͤlt und daß sie, wie die Oehle und Harze, eine
                              groͤßere Menge Wasserstoff enthaͤlt, als zur Saͤttigung ihres
                              Sauerstoffs noͤthig waͤre. Der Kohlenstoff- und
                              Wasserstoffgehalt der Steinkohle macht sie zu einem vortrefflichen
                              Brenn-Material, und sie wird bei ihrer großen Verbreitung auch immer mehr in
                              den Werkstaͤtten angewandt. Der Anthracit, welchen man als eine sehr trokne
                              Steinkohlenart betrachten kann, enthaͤlt keinen
                              uͤberschuͤssigen Wasserstoff, daher er auch so schwer zu
                              entzuͤnden ist.
                           
                        
                           Ueber den Torf.
                           Der Torf ist ein leichtes Brenn-Material, welches seine Bestandtheile in sehr
                              wandelbarem Verhaͤltnisse enthaͤlt. Er brennt langsam und gibt nur
                              wenig Waͤrme; er enthaͤlt uͤbrigens in demselben Volum bei
                              weitem nicht so viele zur Verbrennung geeignete Substanzen, wie die anderen
                              Brenn-Materialien.
                           Wenn man einen der Koͤrper, womit wir uns so eben beschaͤftigt haben,
                              auf eine gewisse Temperatur erhizt, so entzuͤndet er sich und absorbirt dann
                              den Sauerstoff aus der Luft; aber die Temperatur, welche erforderlich ist, um dieses
                              Resultat zu erhalten, ist nach der Natur des Brenn-Materiales und dem
                              Zustande, worin es sich befindet, verschieden. Der Sauerstoff verbindet sich mit dem
                              Kohlenstoff und Wasserstoff und bildet Kohlensaͤure und Wasser. Wenn man z.B.
                              die Temperatur einer Masse Kohlen hinreichend erhoͤht, so durchdringt die
                              tust dieselbe und ihr Sauerstoff verbindet sich mit dem Kohlenstoff, bildet
                              Kohlensaͤure, die, obgleich schwerer als die atmosphaͤrische Luft,
                              durch die erhoͤhte Temperatur leichter gemacht wird, und in die Hoͤhe
                              steigt. Der Sauerstoff verbindet sich auch mit Wasserstoff und bildet Wasser,
                              welches in Daͤmpfen entweicht. Der nicht verbrennende Theil der Luft, der
                              Stikstoff, welcher darin 69 Prozent betraͤgt, steigt auch in die
                              Hoͤhe, sowohl wegen seines spec. Gew. als wegen der erhoͤhten
                              Temperatur. Da die verbrannte Luft und die Produkte ihrer Verbrennung, weil sie
                              leichter sind, emporsteigen, so tritt eine neue Portion Luft an ihre Stelle, zersezt
                              sich und steigt ebenfalls in die Hoͤhe.
                           Die Verbrennung entwikelt Waͤrme, wovon ein Theil ausstrahlt und der andere in
                              der verbrannten Luft zuruͤkbleibt und mit ihr entweicht. Erstere nennt man
                              strahlende Waͤrme; sie wird durch einen gluͤhenden Koͤrper in
                              alle Richtungen ausgestrahlt und hat die Eigenschaft, sich mit großer Schnelligkeit
                              in gerader Linie fortzubewegen und die Luft zu durchstreichen, ohne sie merklich zu
                              erhizen. Die strahlende Waͤrme, welche sich bei der Verbrennung entwikelt,
                              ist aber sehr wenig betraͤchtlich und in den technischen Kuͤnsten von
                              gar keiner Wichtigkeit; fast den ganzen Waͤrmestoff reißt die Luft mit sich
                              fort. Hingegen wird bei dem Heizen unserer Zimmer bloß der strahlende
                              Waͤrmestoff benuzt und bei der Einrichtung unserer Kamine, auch nur 1/800 tel
                              der entwikelten Waͤrme nuͤzlich verwandt.
                           Wenn man die von einem Feuerherd erzeugte Quantitaͤt nuͤzlicher
                              Waͤrme erfahren will, muß man hauptsaͤchlich seine Temperatur aus
                              Mitteln, denn diese ist der entbundenen Waͤrme nicht proportional.
                           Unter Temperatur versteht man die Kraft, womit der Warmestoff aus dem Koͤrper
                              oder dem Raume, worin er sich befindet, zu entweichen sucht, und man kann sie mit
                              nichts besser vergleichen, als mit der Anstrengung, welche ein comprimirtes Gas
                              macht, um aus dem Gehaͤuse, worin es eingeschlossen ist, zu entweichen; und
                              so wie das Maß dieser Anstrengung nicht hinreicht, um das Volum des Gases zu
                              bestimmen, so reicht auch das der Tension, womit der Warmestoff sich zu entbinden
                              strebt, nicht hin, um seine Quantitaͤt kennen zu lernen.
                           Durch diese scharfsinnige Vergleichung wird der Unterschied zwischen der Temperatur
                              und der von einem Brenn-Material entbundenen
                              Waͤrme-Quantitaͤt vollkommen deutlich. 
                           Die Erhoͤhung der Temperatur bestimmt man durch Instrumente, die man Thermometer oder Pyrometer
                              nennt; durch diese erfaͤhrt man aber nicht die Waͤrme-Quantitaͤt,
                              und um diese leztere zu messen, bedient man sich eines unter dem Namen Calorimeter bekannten Apparates. Am haͤufigsten
                              bedient man sich des von Lavoisier erfundenen, wobei der
                              entwikelte Warmestoff der Menge des geschmolzenen Eises proportional ist. Das
                              Schmelzen des Eises eignet sich sehr gut, um ein genaues Maß zu erhalten, weil
                              dieser Koͤrper immer bei derselben Temperatur schmilzt und unter allen
                              Umstaͤnden hiezu einer dem Gewichte des hervorgebrachten Wassers
                              proportionalen Waͤrmemenge bedarf. Wenn man ein Kilogramm Eisen mehrere
                              Stunden lang in kochendes Wasser legt, welches bekanntlich die Temperatur von
                              hundert Centestmalgraden bestaͤndig beibehaͤlt, und es dann schnell in
                              eine hohle Eiskugel oder in den Calorimeter bringt, so wird es allen
                              Waͤrmestoff verlieren, den es enthaͤlt und der die Temperatur des
                              Eises uͤbertrifft. Ein gewisser Theil dieses lezteren wird schmelzen und
                              dadurch das genaue Maß der Waͤrme-Quantitaͤt geben, welche das
                              Kilogramm Eisen absorbirte, um auf die Temperatur von hundert Centesimalgraden zu
                              kommen.
                           Wenn man an Statt eines Kilogrammes Eisen, in den Calorimeter ein Kilogramm kochendes
                              Wasser bringt, so wird acht Mal mehr Eis, als im vorhergehenden Versuche schmelzen.
                              Da die Temperatur der beiden Koͤrper dieselbe ist, und die Quantitaͤt
                              des geschmolzenen Eises sich wie Eins zu Acht verhaͤlt, so kann man daraus
                              schließen, daß ihre respektive Quantitaͤten fuͤr den
                              Waͤrmestoff, oder die Quantitaͤt, welche sie von diesem Fluidum
                              enthalten, wenn sie auf gleicher Temperatur sind, sich auch wie Eins zu Acht
                              verhaͤlt.
                           Man darf also die Temperatur mit der Waͤrme-Quantitaͤt nicht
                              verwechseln; um aber diese leztere zu berechnen, muͤssen wir uns uͤber
                              eine Einheit verstaͤndigen, wodurch man sie leicht messen kann; denn es gibt
                              noch keine in dieser Hinsicht allgemein angenommene.
                           Hr. Clément schlaͤgt vor, zu dieser Einheit
                              die Waͤrme-Quantitaͤt anzunehmen, welche erforderlich ist, um
                              die Temperatur eines Kilogrammes Wasser um einen Centesimalgrad zu erhoͤhen
                              und nennt sie Calorie (Waͤrme-Einheit).
                              Der Gebrauch dieser Einheit ist außerordentlich bequem und erleichtert die Anwendung
                              der Theorie der Waͤrme sehr.
                           Um die absolute Quantitaͤt der Waͤrme-Einheiten, welche in dem
                              Calorimeter durch die Erkaͤltung oder Verbrennung eines Koͤrpers
                              erzeugt werden, abzuleiten, muß man die Waͤrme-Quantitaͤt
                              kennen, welche bei der Schmelzung eines bestimmten Gewichtes Eis absorbirt wird;
                              nach den von Lavoisier angestellten Versuchen geben Ein
                              Kilogramm Wasser von 75° (C.) und Ein Kilogr. Eis von 3°, zwei Kilogr.
                              Wasser von 0°: eine Waͤrme-Einheit kann also 1/75 Kilogr. oder 0,0133 Kilogr. Eis
                              schmelzen; oder es sind fuͤnf und siebenzig Waͤrme-Einheiten
                              noͤthig, um Ein Kilogramm Eis zu schmelzen.
                           Man hat vermittelst des Calorimeters die Quantitaͤt der
                              Waͤrme-Einheiten bestimmt, welche die Verbrennung der meisten
                              gewoͤhnlichen Brennmaterialien erzeugt und so ihren relativen Werth bestimmt.
                              Die Kohle, das Holz und der Torf koͤnnen leicht verbrannt werden; man kann
                              bei dem Versuche leicht alle Quellen des Irrthums vermeiden, wenn man nur Luft von
                              0° in den Apparat hinein und sie erst dann entweichen laͤßt, wenn sie
                              neuerdings diese Temperatur erhalten hat. Die Steinkohle bietet groͤßere
                              Schwierigkeiten dar, weil sie einer hoͤheren Temperatur bedarf, um sich zu
                              entzuͤnden; auch hat keiner von den Versuchen, welche so oft mit diesem
                              Brennmaterial wiederholt worden sind, genuͤgende Resultate gegeben.
                           Die verschiedenen Arten von Holz gaben immer dieselbe Quantitaͤt
                              Waͤrme, wie man dieses schon nach ihrer Zusammensezung vermuthen konnte,
                              obgleich ihre Verbrennung nicht bei gleicher Temperatur Statt fand. Was die
                              Steinkohle betrifft, so kann man ihre waͤrmeerregende Kraft aus ihrer Analyse
                              ableiten und man wird sich wenig von der Wahrheit entfernen, wenn man den durch
                              ihren Gehalt an fremden Koͤrpern entstehenden Waͤrmeverlust dadurch
                              ausgleicht, daß man die durch den freien Wasserstoff hervorgebrachte Waͤrme
                              vernachlaͤssigt; es bleibt dann nur noch der Kohlenstoff zuruͤk,
                              welcher der troknen Holzkohle gleich gestellt werden kann. Der Torf erzeugt
                              ungefaͤhr nur ein Fuͤnftel der durch die Holzkohle entbundenen
                              Waͤrme.
                           Die folgende Tabelle zeigt den relativen Werth der gewoͤhnlichen
                              Brennmaterialien hinsichtlich ihrer Waͤrmeproduktion und gibt die
                              Quantitaͤt der durch ihre Verbrennung erzeugten
                              Waͤrme-Einheiten an. Die erste Zahlenreihe gibt die Quantitaͤt
                              des in dem Calorimeter geschmolzenen Eises an und aus der zweiten Columne, wo diese
                              Quantitaͤt mit fuͤnf und siebenzig multiplicirt ist, ersieht man die
                              Anzahl der Waͤrme-Einheiten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 361-362
                              Geschmolzenes Eis;
                                 Waͤrme-Einheiten; 1 Kilogr. Wasserstoff; Kilogr. trokne Holzkohle;
                                 Kilogr. Kohks von 10% Asche; Kilogr. Steinkohle, 1ste Qualitaͤt; dieselbe
                                 schlechtere Qualitaͤt, 20% Asche; Kilogr. Vollkommen ausgetroknetes Holz;
                                 1 Kilogr. Gewoͤhnlich troknes Holz mit 20% Wasser; Kilogr.
                                 Gewoͤhnlicher Torf
                              
                           
                           Aber die Kenntniß des waͤrmeerzeugenden Werthes der Brennmaterialien reicht
                              noch nicht hin, um ihren relativen Werth als Brennmaterial zu bestimmen; denn wenn
                              die entbundene Waͤrme uͤber einen groͤßeren Raum verbreitet
                              ist, ist die Temperatur nicht so hoch. Das trokne Holz z.B., dessen
                              waͤrmeerzeugende Kraft halb so groß als die der Steinkohle ist, bringt
                              dessenungeachtet eine nuzbare Waͤrme hervor, die auf 60 Procent von
                              derjenigen steigt, welche lezteres Brennmaterial gibt.
                           Dessenungeachtet kann man sich obiger Tabelle in der Praxis sehr vortheilhaft
                              bedienen und wir wollen, um dieses deutlicher zu machen, jezt einige Beispiele
                              anfuͤhren.
                           Ein Faͤrber hat stuͤndlich 4000 Kilogr. kochendes Wasser
                              noͤthig, und wuͤnscht zu wissen, wie viel Brennmaterial er anwenden
                              muß, um diese Quantitaͤt zu erhalten.
                           Da eine Waͤrme-Einheit diejenige Quantitaͤt Waͤrme ist,
                              welche erfordert wird, und Ein Kilogramm Wasser und einen (Centesimal-) Grad
                              zu erhizen, so sind, um 4000 Kilogr. Wasser auf 100 Grade zu erhizen, 400,000
                              Waͤrme-Einheiten noͤthig; dividirt man diese ganze Summe durch
                              7050, welches die Anzahl der durch die Verbrennung Eines Kilogrammes Steinkohlen
                              erzeugten Waͤrme-Einheiten ist, so findet man, daß man davon beinahe
                              56 Kilogrammen verbrennen muͤßte, wenn alle Waͤrme benuzt
                              wuͤrde; man verliert aber davon immer wenigstens ein Drittel durch die
                              Seitenwaͤnde des Herdes und man muß also den 56 Kilogr. noch die
                              Haͤlfte dieser Quantitaͤt oder 28 Kilogr. zusezen; um daher 4000
                              Kilogr. kochendes Wasser zu erhalten, muß man in Allem 84 Kilogrammen Steinkohlen
                              verbrennen.
                           Wenn man Wasser in Dampf verwandeln will, so ist mehr Waͤrme noͤthig;
                              denn ein Kilogramm Wasser absorbirt, wenn es bei 100 Grad verdampft, eine
                              Quantitaͤt Waͤrmestoff, welche hinreichend ist, dieselbe
                              Quantitaͤt Wasser um 550 Grade zu erhizen; Ein Kilogramm Dampf kostet also
                              650 Waͤrme-Einheiten.
                           Wenn man annimmt, daß die Unterhaltung einer Dampfmaschine 600 Kilogrammen
                              Wasserdampf erfordert, so sind, um diese zu erzeugen, 390,000
                              Waͤrme-Einheiten noͤthig oder das Produkt von 600 in 650,
                              dividirt durch 7050; man findet 55 fuͤr die Anzahl von Kilogrammen
                              Steinkohle, welche erforderlich ist, um das Wasser zu verdampfen, und diese muß man,
                              wie in dem vorhergehenden Beispiele, noch um die Haͤlfte vermehren, um die
                              Waͤrme, welche
                              die Seitenwaͤnde des Herdes entziehen, auszugleichen. Man muß also 87 und ein
                              halbes Kilogramm Steinkohlen anwenden, um 600 Kilogramm Wasser in Dampf zu
                              verwandeln. Man koͤnnte auf aͤhnliche Weise alle anderen Wirkungen der
                              Waͤrme berechnen.
                           Die Verbrennung der so eben besprochenen Substanzen bringt eine hohe Temperatur
                              hervor; um sie zu messen, bedient man sich gewoͤhnlich des Pyrometers von Wedgwood. Er gruͤndet sich auf die
                              Eigenschaft des Thones, sich beim Erhizen zusammenzuziehen; man mißt diese
                              Zusammenziehung vermittelst der beiden graduirten kupfernen Staͤbe, die einen
                              Winkel Hilden, in welchen man die calibrirten Thoncylinder, welche dem Feuer
                              ausgesezt worden sind, hineinbringt. Der Grad, welchen die auf einem der
                              Staͤbe angebrachte Scale anzeigt, bestimmt die Temperatur des Feuerherdes, in
                              welchen der Koͤrper gebracht worden ist.
                           Man hat versucht, die von dem Pyrometer angezeigten Grade auf Thermometergrade zu
                              reduciren und berechnet, daß die Temperatur eines Herdes sich auf zehn bis
                              zwoͤlf tausend Centesimalgrade erhoͤhen kann.
                           Hr. Clément wollte sich von der Richtigkeit dieser
                              Thatsache uͤberzeugen und hat in dieser Absicht verschiedene Substanzen, wie
                              Eisen, Platin, Thon, einem heftigen Feuer ausgesezt; er warf sie sodann in den
                              Calorimeter und berechnete den Temperaturgrad aus der Quantitaͤt der
                              entbundenen Waͤrme, indem er die specifische Waͤrme der zum Versuche
                              angewandten Substanzen beruͤksichtigte. Er fand auf diese Art, daß die
                              Temperatur eines Herdes zwei tausend, bis zweitausend fuͤnfhundert Grade des
                              hunderttheiligen Thermometers nicht uͤbersteigt.
                           
                        
                           
                              (Die Fortsezung folgt.)