| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. LXXXIV., S. 372 | 
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                        LXXXIV.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Neueste Parliaments-Verhandlungen uͤber das
                              Patent-Wesen. Aus dem Mechanics' Magazine N.
                              297. 18. April 1829. S. 154. (Im Auszuge.)
                           Das Patent-Wesen ist endlich vor das Haus der Gemeinen gebracht worden; ein
                              Ausschuß ist zur Untersuchung und zur Bericht-Erstattung niedergesezt.
                           Die Ansichten, die das Haus bei dieser Gelegenheit geaͤußert hat, sind nicht
                              von der Art, daß sie Hoffnung gewahren, es wuͤrde endlich einmal mit dem
                              Patent-Wesen besser werden; doch diese Ansichten sind bloß Meinungen, und die
                              Untersuchung wird das Irrige dieser Meinungen aufdeken und erweisen. Hr. Lennard, der auf einen Ausschuß antrug, sagte, er
                              hoͤrte, daß man sich uͤber die hohe
                                 Patent-Taxe als uͤber eine Bedruͤkung beklage; daß er
                              aber gegenwaͤrtig nicht sagen koͤnne, daß das
                                 Gesez in dieser Hinsicht irgend einer Abaͤnderung beduͤrfe.
                              Er sagte, es scheine ihm, daß „der Hauptfehler bei dem
                                 gegenwaͤrtigen Patent-Wesen darin laͤge, daß es
                                 aͤußerst schwer, oͤfters sogar unmoͤglich sey, eine
                                 Patent-Erklaͤrung so abzufassen, daß sie nicht einer Menge
                                 technischer und formeller Einwuͤrfe vor dem Gerichtshofe ausgesetzt
                                 sey.“ Es scheine ihm, diesem Nachtheile koͤnne dadurch abgeholfen werden, daß ein
                              Ausschuß oder eine Commission von wissenschaftlich gebildeten Maͤnnern und
                              von Advocaten (!!!) niedergesezt wuͤrde, welche Commission jede
                              Patent-Erklaͤrung, ehe sie einregistrirt wird, zu untersuchen und zu
                              verbessern haͤtte, wenn sie fehlerhaft waͤre: und dann soll sie gegen
                              alle Anfechtungen aufrecht erhalten werden. Es schiene ihm ferner, die Zeit, die
                              zwischen der Einregistrirung und der Ertheilung anberaumt ist, sey zu kurz; daß es
                              weit besser waͤre, wenn die Patent-Erklaͤrungen bis zur
                              Verfallzeit gaͤnzlich geheim gehalten wuͤrden, daß aber die
                              Hauptsache, „das große Gegenmittel, die
                                 Commission waͤre, die die Patent-Erklaͤrung pruͤfen
                                 soll.“
                              
                           Hr. Davis Gilbert (der Praͤsident der Royal Society) unterstuͤzte den Antrag, bemerkte
                              jedoch, daß der Vorschlag des Hrn. Lennard selbst wieder
                              seine vielen Schwierigkeiten habe.
                           Hr. Peel stimmte fuͤr die Ernennung einer solchen
                              Commission; glaubte aber der allgemeinen Meinung, daß die Erlangung eines Patentes
                              erleichtert werden sollte, widersprechen zu muͤssen; er stimmte Hrn. Lennard bei, daß die hohe Taxe, die man dafuͤr zu
                              bezahlen hat, vielmehr vortheilhaft als nachtheilig wirkt, und daß, wenn man Patente
                              um eine Kleinigkeit erhalten koͤnnte, „dieß
                                    hoͤchst verderblich auf die Industrie des ganzen Landes wirken
                                    wuͤrde.“
                              
                           Sir Charles Wetherell widersezt sich der Errichtung einer
                              eigenen Commission nicht; will aber nicht zugeben, daß, wenn diese Commission ein
                              Patent bereits fuͤr gut und guͤltig erklaͤrt habe,
                              daruͤber nicht noch weiter Prozeß gefuͤhrt werden koͤnne. (Sir
                              Charles ist bekanntlich ein Advokat, er war
                              Attorneygeneral, und lebt von Prozessen.)
                           Hr. Warburton hat eine ganz andere Ansicht, als die HHrn.
                              Lennard und Peel in
                              Hinsicht auf die Patent-Taxen; er findet sie ungeheuer und allen
                              Erfindungsgeist erstikend und erdruͤkend.
                           Hr. Maberly ist gleicher Meinung mit Hrn. Warburton, und glaubt, daß die gegenwaͤrtigen
                              Patent-Geseze dem Lande mehr schaden, als nuͤzen. Hieraus scheint zu
                              erhellen, daß, da Hr. Peel der Leithammel des Hauses der
                              Gemeinen ist, und Hr. Lennard der Vorsizer bei dem
                              Ausschusse werden wird, der das Patent-Wesen zu untersuchen hat, in Hinsicht
                              auf Verminderung der ungeheueren Bedruͤkung durch die
                              uͤbermaͤßigen Taxen, keine Abaͤnderung geschehen wird. Diese
                              beiden Herren halten die unerschwingliche Taxe fuͤr keine Bedruͤkung;
                              wir halten sie aber dafuͤr, und wir sind uͤberzeugt, daß, wenn die
                              Sache gehoͤrig untersucht wuͤrde, Hr. Lennard und Hr. Peel ihren Irrthum selbst
                              einsehen muͤßten. Wohlfeilheit der Patente ist die
                              erste Bedingung einer Reform des Patent-Wesens. Fuͤr die
                              Haͤndel, die aus Patent-Erklaͤrungen entspringen, soll man nur
                              die Eigenthuͤmer dieser Patente sorgen lassen; dieß ist lediglich
                              Privat-Sache; der Zeitraum zwischen der Einregistrirung der Patent? und der
                              Ertheilung derselben ist nicht zu kurz; daß aber das Patent nach seiner Ertheilung
                              oͤffentlich bekannt gemacht werden muß, ist die erste Bedingung des
                              Vertrages, den der Patent-Traͤger mit dem Publicum eingeht. Alles
                              Uebrige waͤre gut, wenn nur die Patente nicht so theuer waͤren.
                              (!!!)
                           Die Untersuchung des Patent-Wesens sollte im Parliamente der Natur der Sache
                              und der Wahrheit gemaͤß gefuͤhrt werden, nicht aber so, vie es im
                              Parliamente im Unterhause, in den Kammern in Frankreich und in den
                              Staͤnde-Versammlungen geschieht, wo man nur diejenigen Individuen zum
                              Ausschusse waͤhlt, von welchen man weiß, daß sie der Meinung desjenigen sind
                              oder seyn muͤssen, der sie zu diesem Ausschusse ernennt, von welchem in der
                              Regel jedes Mitglied ausgeschlossen wird, das einer entgegengesezten Meinung seyn
                              koͤnnte, oder durch dessen Ansichten eine andere Meinung zum Vorschein kommen
                              koͤnnte, als diejenige ist, die man im Hintergrunde in
                                 petto haͤlt, und geltend machen will. Die Untersuchung soll (darauf
                              wollen wir Hrn. Lennard aufmerksam machen) so wenig als
                              moͤglich von solchen Individuen gepflogen werden, die
                                 ihr Interesse dabei finden; z.B. von solchen, die große Reformen wollen, um
                              dadurch große Platze fuͤr sich selbst zu gewinnen) die z.B. wuͤnschen
                              koͤnnten, in die Commission zu gelangen, die Hr. Lennard vorschlug. Die Untersuchung muß oͤffentlich, klar und
                              deutlich, und ohne alle vorgefaßte Meinung geschehen. Man muß nicht
                              fuͤrchten, daß eine andere Meinung zum Vorscheine kommt, als die, die man haben will.
                              „Nur von einer solchen Untersuchung duͤrfen wir nicht
                                 fuͤrchten, daß Genie und Interesse des Landes individuellen Ansichten,
                                 oder wohl gar eigennuͤzigen Absichten, muthwillig geopfert
                                 wird.“ Hier wird sich die Frage entscheiden: „ob“ (alle uͤbrige Maͤngel
                              des Patent-Wesens unberuͤhrt belassen) „ob es recht und billig, ob es staatswirthschaftlich ist,
                                    Individuen durch eine fuͤr sie unerschwingliche Taxe zu hindern, die
                                    Fruͤchte ihres Geistes zu Markte zu tragen?“ Die
                              Herren, die zum Ausschusse bestimmt sind, moͤgen was immer fuͤr
                              Vorurtheile und vorgefaßte Meinungen haben? es kommt auf die Entscheidung dieser Frage an, fuͤr die es nur Eine Antwort gibt.
                           Die Thuͤre des Ausschusses steht jezt offen; es sizen einige Maͤnner
                              von Ehre und Unbestechlichkeit in demselben; es kommt nun darauf an, daß das
                              Publicam, daß die Betheiligten ihre Meinung durch Gesuche frei aͤußern. Es ist kein Augenblik zu verlieren. Die gnaͤdigen
                              Herren, die fuͤr den Armen, fuͤr den gemeinen geistreichen Mann kein
                              Menschengefuͤhl haben, haben das Anliegen des Volkes in wenigen Augenbliken
                              abgethan; sie sind stark genug, selbst dem Ausspruche des Ausschusses entgegen zu
                              entscheiden. Sie waͤhlen Zeugen, die sie fuͤr ihre Absicht brauchen
                              koͤnnen.Wir erlauben uns dem Mechanics' Magazine
                                    vorherzusagen, was aus dieser Parliaments-Untersuchung werden wird.
                                    Die Minister brauchen in England, wie in allen constitutionellen Staaten,
                                    mehr Geld, als der Regent, der, in solchen Staaten, bloß ein appanagirter
                                    Prinz ist: Hunderte, die mitregieren, brauchen natuͤrlich mehr, als
                                    Einer, der allein regiert. Da nun die Patente England jaͤhrlich
                                    beinahe Eine Million tragen, werden die Minister nicht so unklug seyn, diese
                                    Million fahren zu lassen. Die Prozesse uͤber die Patente tragen
                                    vielleicht die Haͤlfte: auch diese wird man, wie schon Sir Charles bedeutete, nicht aufgeben. Man wird, um
                                    etwas gethan zu haben zu scheinen, einige ministerielle Creaturen zu einer
                                    Art von Commission ernennen, die sinit, mundum
                                       vadere, ut vadit. Hr. Peel hat sehr
                                    Recht, wenn er in Vermehrung der Patent-Rechte den Untergang der
                                    Industrie sieht; denn Patent ist Monopol, und
                                    Monopol ist der Untergang eines jeden Staates. Daruͤber ist nur Eine
                                    Stimme. Jeder Mensch hat gleiche Rechte zu arbeiten
                                       und gleiche Pflicht den Gesezen zu gehorchen: hier kann und darf
                                    keine Ausnahme Statt haben, weder in Demokratien
                                    noch in Czarokratien. Soll der Reiche darum, weil
                                    er mehr Geld hat, Monopol treiben duͤrfen?
                                    Diese Ungereimtheit hat Joseph, hat sein Bruder Leopold in Toscana
                                    laͤngst aus seinen Staaten verbannt. Leopold hat mitten in der großen
                                    Theuerung in Toscana das Monopol des Getreidehandels aufgegeben, und freie
                                    Getreide-Ausfuhr mitten in der
                                    hoͤchsten Getreide-Theuerung erlaubt, und die Folge davon war
                                    – Wohlfeilheit des Getreides. Der Sultan hat jezt, 50 Jahre
                                    spaͤter, das Getreide-Monopol zu Constantinopel gleichfalls
                                    aufgehoben, und er wird sich gleicher wohlthatiger Folgen erfreuen, wie der
                                    umsichtige Leopold sich derselben mit seinen Tusken 50 Jahre fruͤher
                                    erfreut hat. Soll der, der mehr Verstand hat, den anderen dafuͤr
                                    druͤken, laͤhmen duͤrfen,
                                    weil er mehr Verstand hat? Soll der allein Brot baken duͤrfen, der
                                    das wohlfeilste und das beste Brot bakt? Dann wird bald die halbe Welt
                                    verhungern, wenn ein solcher Patentirter seine Patentsittige uͤber
                                    die ganze Erde ausbreitet. Die Englaͤnder, die Alles, sogar das
                                    Tageslicht besteuern, das in des armen Schuhflikers Stube faͤllt (er
                                    muß seine Fenster-Taxe bezahlen), haben in
                                    ihren Patent-Gesezen die Kunst erfunden auch den Verstand zu
                                    besteuern. Mollen wir sie nachahmen? Ware es, wenn ja die intellectuelle
                                    Kopfsteuer in constitutionellen Staaten ein Surrogat fuͤr die
                                    individuelle in sultanischen seyn soll, nicht besser, die Dummheit als den
                                    Verstand zu besteuern? Hr. Peel hat sehr Recht,
                                    wenn er die Mittel Patente zu erhalten, d.h., sich auf Kosten Anderer zu
                                    bereichern, erschwert zu sehen wuͤnscht; das Mechanics' Magazine hat aber auf der
                                    anderen Seite eben so sehr Recht, wenn es behauptet, daß, wenn man dieses
                                    ungerechte Recht, das nur der Habsucht des Reichen froͤhnt, Einmal
                                    gelten laͤßt, es dem Armen eben so zugaͤngig seyn
                                    muͤsse, als dem Reichen, indem der Aermere noch eher Huͤlfe
                                    verdient, als der Reiche. Und hierin ist der preußische Staat, der kein
                                    constitutioneller Staat ist, aber seine Patente unentgeldlich ertheilt, weit
                                    humaner, als der constitutionelle englische, der, wenn er seinen freien! Unterthan frei
                                       verhungern laͤßt, vom Todtenbeschauer die
                                    Gotteslaͤsterung schreiben laͤßt: „durch Schikung
                                       Gottes gestorben“ statt, durch schlechte constitutionelle
                                    Geseze. A. d. U.
                              
                           
                        
                           
                           Ueber das Patent-Wesen in England.
                           Das Mechanics' Magazine ist
                              in N. 298. S. 166. voll sanguinischer Hoffnungen, daß
                              Hrn. Pitt's Ansicht, Patent-Ertheilungen muͤßten erschwert werden, keinen Eingang
                              finden werden. Es wird eine eigene Zusammenkunft aller Mechaniker Englands in
                              wenigen Tagen zu Stande kommen, die sich dieser Ansicht widersezen werden.
                              Vorlaͤufig theilt es folgende Fragen zur weiteren Eroͤrterung in
                              dieser Versammlung mit.
                           1) Ist es zutraͤglich, die Vermehrung nuͤzlicher Erfindungen zu
                              hindern?
                           2) Kann eine ungeheuere Taxe auf eine nuͤzliche Erfindung anders, denn als
                              großes Hinderniß derselben wirken?
                           3) Ist es nicht eben so viel, wenn man eine schwere Taxe auf die Bekanntmachung einer
                              Erfindung legt, als ob man einen Preis darauf sezte, daß sie geheim gehalten
                              wird?
                           4) Was ist redlicher, den Erfinder mit einer Taxe fuͤr seine Erfindung zu
                              belegen, oder diese Taxe auf diejenigen zu uͤbertragen, die durch diese
                              Erfindung Vortheil ziehen?
                           5) Ist es schiklich, daß Jemand, der seinem Lande ein Geschenk mit einer Erfindung
                              macht, fuͤr die Freiheit, die er sich nimmt, dieses zu thun, eine ungeheuere
                              Taxe bezahlen soll?
                           6) Haben nicht alle, die sich um das Publikum verdient machen, auch Anspruch auf
                              oͤffentlichen Dank? Warum soll der Verfasser eines Werkes dafuͤr, daß
                              es sein Eigenthum bleibt, sein Eigenthums-Recht mit ein Paar Schillings, und
                              der Erfinder einer neuen Maschine dasselbe Eigenthums-Recht mit so viel
                              hundert Guineen bezahlen?
                           7) Ist das Vermoͤgen, das Wohl des Landes durch eine Verbesserung in
                              Kuͤnsten und Manufakturen zu foͤrdern, ein so gefaͤhrliches und
                              verderbliches Vermoͤgen, daß es hoͤher besteuert werden soll, als
                              jedes andere?
                           8) Ist das Recht des armen Mannes auf die Frucht seines Talentes und seines Fleißes
                              ein anderes Recht, als das des reichen, und darf nur derjenige diese Frucht
                              genießen, der die ungeheuere Taxe zu bezahlen vermag, die auf den Genuß dieser
                              Frucht gesezt wurde?Es ist keine Frage, daß es die hoͤchste, und nur in einem
                                    konstitutionellen Staate, wie England, moͤgliche
                                    Niedertraͤchtigkeit ist, die Menschen-Rechte des Armen unter
                                    die Fuͤße des vom Golde strozenden Reichen zu werfen; die nicht
                                    konstitutionellen Staaten auf dem festen Lande von Europa,
                                    vorzuͤglich Preußen, das beinahe keine, und Oesterreich, das eine
                                    geringe Taxe fordert, haben, so sehr liberale Jesuiten uͤber den
                                    Despotismus dieser Staaten schreien, weit humaner bei ihrer modernen
                                    Einfuͤhrung von Patent-Rechten gehandelt; und wenn die
                                    englischen Unterthanen von ihrer Regierung fordern, auf gleichen Fuß mit den
                                    Unterthanen von Preußen und Oesterreich gestellt zu werden, haben sie
                                    vollkommen Recht, und hiernach beantwortet sich der groͤßte Theil der
                                    obigen Fragen von selbst. Allein, unter obigen Fragen findet sich die erste
                                    und allerwichtigste Frage nicht: Hat ein Mensch auf Erden das Recht, den
                                    anderen zu hindern, so zu arbeiten, wie es fein eigenes Wohl und das Wohl
                                    des Staates, dessen Mitglied er ist, erfordert? Soll eine
                                    Geistes-Despotie an die Stelle der pekuniaͤren treten? Soll
                                    ein Mensch, um schnell reich zu werden, das Recht haben, Millionen
                                    14–15 Jahre lang zu besteuern, zu besteuern mit einer hoͤheren
                                    Steuer, als kein Sultan je gefordert hat? Ist es nicht genug, daß (nach
                                    Frage 42 und 43) einzelne Schreiber-Familien so demoralisirt sind,
                                    daß Geld und Geld allein ihr Gott geworden ist; soll die ganze große Familie
                                    des Staates der Menschheit so jesuitisch unsittlich werden, daß die Quelle
                                    und das Ziel einer jeden Handlung und einer jeden Idee immer nur Geld und
                                    Geld und wieder Geld werden soll? Soll alles hoͤhere
                                    Ehrgefuͤhl, als Erfinder die Achtung, als Wohlthaͤter durch
                                    Bekanntmachung seiner Erfindungen den Dank der Mit- und Nachwelt zu
                                    verdienen, patentmaͤßig und durch Parliaments-Acte aus dem
                                    menschlichen Herzen ausgetilgt werden? Wenn die Englaͤnder den Namen
                                    „eines Kraͤmer-Volkes,“ den ein
                                    großer, und ein gutherziger Mann ihnen gab, mit aller Patent-Gewalt
                                    erhalten wollen, so moͤgen sie stolz darauf werden; es gibt, zur Ehre
                                    Englands und der Menschheit auch in England, wie auf dem festen Lande, noch
                                    geistreiche Maͤnner, die sich schaͤmen wuͤrden, ein
                                    Patent zu nehmen, wenn man es ihnen umsonst anboͤte. A. d. U.
                              
                           
                           9) Was ist es anderes, als grobe Unterdruͤkung, wenn man einem Individuum eine
                              Taxe auflegt, die einem Verbote gleicht, die Talente, die ihm die Natur verlieh, zu
                              gebrauchen?
                           10) Wenn man ein Stuͤk wuͤsten Landes in tragbares verwandeln will,
                              soll man darauf bestehen, daß der Paͤchter dasselbe mit einem goldenen Pfluge
                              pfluͤge?
                           11) Gibt es einen anderen Grund fuͤr eine Steuer oder Taxe, als die
                              unmittelbare Befoͤrderung des allgemeinen Besten durch das mittelst derselben
                              erhobene Geld, oder die sichere Verhinderung eines allgemeinen Nebels?
                           12) Wird das allgemeine Wohl dadurch befoͤrdert, wenn die
                              Kroͤn-Schreiber zu ihrem Privat-Vortheile jaͤhrlich viele Tausend Pfund Sterling den
                              verdienstvollen, aber meistens armen, Erfindern aus dem Beutel pressen?
                           13) Wird das allgemeine Wohl mehr gewinnen, wenn man diese Erpressungen zum Vortheile
                              einiger Duzende von Schreibern fortbestehen laͤßt, oder wenn man
                              Maͤnnern von Talenten erlaubt taxfrei fuͤr sich und fuͤr das
                              Wohl des Landes zu arbeiten?
                           
                        
                           Beweis, wie wenig man in England Auslaͤndische
                              Erfindungen vom ersten Range kennt.
                           Beaumé's Araͤometer ist ein Instrument, das
                              in Deutschland nicht bloß jeder Chemiker und Physiker, sondern beinahe jeder
                              Apotheker kennt. Im Mechanics' Magazine N. 297, 18. April 1829. S. 158 fragt ein Leser „ob
                                 Niemand ihm Nachricht geben koͤnne, wie man ein Beaumé'sches Araͤometer
                                 verfertigt) es waͤre in franzoͤsischen Werken so haͤufig
                                 davon die Rede, und in englischen Werken erhielte man keinen Aufschluß
                                 hieruͤber; auch in Dr. Brewster's
                                 scientific Encyclopedia komme dieses
                                 Araͤometer gar nicht vor. – Es ist sonderbar, daß der Redacteur
                                 des Mechanics' Magazine diese Frage nicht auf der
                                 Stelle beantwortet. Haͤtten die beiden alten Kruͤppel von
                                 Universitaͤten in England, Oxford und Cambridge, jemals nur Ein so gutes
                                 Lehrbuch der eigentlichen Wissenschaften (sciences exactes – denn zu Cambridge und
                                 Oxford wird nur Theologie und Jurisprudenz nebst etwas Philologie betrieben),
                                 jemals nur Ein so gutes Lehrbuch geliefert, als die englische Universitaͤt auf dem festen Lande, Goͤttingen (die die vornehm thuenden
                                 Englaͤnder die gelehrte Melk-Kuh (learned Milk-Cow) nennen), so wuͤrde
                                 diese sonderbare Frage aus einer englischen
                                    Zeitschrift weggeblieben seyn. Der deutsche Leser findet in des
                                 unermuͤdeten sel. Joh. Chr. Polykarp Erxleben's Anfangsgruͤnden der Naturlehre, die im J. 1772 zum
                                 ersten Male erschien, in der V. Auflage vom J. 1791 dem H. 168 von der Hand
                                 unseres unsterblichen G. C. Lichtenberg
                                 beigeschrieben: „Beaumé beschrieb
                                    sein Araͤometer im Avant Coureur
                                    fuͤr 1768. N. 45, 50, 51 und 52, und
                                    fuͤr 1769 in N. 2. Gegen dessen
                                    Theilungs-Art hat aber Brisson in seinem
                                    physischen Woͤrterbuchs, Art. Aréometre, gegruͤndete Erinnerungen gemacht, und
                                    sein eigenes Verfahren umstaͤndlich gelehrt.“ Man sieht
                                 also, daß wir Deutsche durch die von den Englaͤndern so sehr
                                 verschmaͤhte Universitaͤt zu Goͤttingen in der Physik schon
                                 vor 10 Jahren besser unterrichtet waren, als die Englaͤnder es durch ihre
                                 beiden Universitaͤten, Oxford und Cambridge noch gegenwaͤrtig
                                 nicht sind. Aus dieser Anfrage im Mech. Mag. ergibt
                                 sich zugleich, daß Hrn. P. T. Meißner's (Profs. an
                                 der polytechn. Schule zu Wien) klassisches Werk uͤber Araͤometrie, Wien 1816, wodurch beinahe alle
                                 fruͤheren Werke uͤber diesen Gegenstand
                                 uͤberfluͤssig werden, seit 1 2 Jahren in England noch nicht
                                 gekannt ist.
                              
                           
                        
                           Beitrag zur Geschichte der Argand'schen Lampe.
                           Hr. J. A. Bardier-Marcet, Argand's Nachfolger, ließ
                              im Courier français, 7. Maͤrz l. J. ein
                              Schreiben uͤber die Verdienste und Schikfale Argand's einruͤken, welches sich auch im Galignani Mess. N. 4381. befindet, und aus welchem wir Einiges ausheben
                              wollen. Hr. Bardier-Marcet, Argand's Nachfolger,
                              half Lord Cochrane bei seinem verlornen Prozesse zu
                              London wegen der Straßenbeleuchtung dieser Stadt, in Folge dessen der edle Lord zu
                              seinen Kreuz- und Querzuͤgen auf der suͤdlichen Haͤlfte
                              des Erdballes veranlaͤßt ward.
                           Hr. Marcet bemerkt, daß weder Hr. Argand, noch dessen Familie, irgend einen Vortheil durch seine Lampe
                              erhielt, obschon Ludwig XVI. dieselbe in seinen Schuz nahm, und dieselbe vom J.
                              1788. bis zum J. 1815. sich so sehr in Frankreich verbreitete, daß der Oehlbau, der
                              ehevor in Frankreich sich bloß auf den Olivenbaum beschraͤnkte, durch den
                              taͤglich haͤufiger werdenden Gebrauch der Argand'schen Lampe, nach
                              Montalivet, sich bis auf einen jaͤhrlichen Ertrag von 250 Millionen gehoben
                              hat, da man nun uͤberall Oehl in Argand's Lampe statt der Kerzen brennt.
                              Sogar sein Name war in Gefahr seiner Erfindung entrissen zu werden, wie Hr. Reybas in seinen bekannten Versen bemerkte:
                           
                              Voyez Vous cette lampe ou, muni d'un cristal,
                              Brille un cercle de feu qu'anime l'air vital:
                              Tranquille avec éclat, ardente, sans
                                    fumée,
                              Argandla mit au jour, etQuinquél'a nommée.
                              
                           Wie viele Hunderte von Lampen-Machern und Kaufleuten hat Argand, nicht bloß in Frankreich, sondern in allen großen Staͤdten
                              Europa's bereichert! Welche Ersparungen, welchen Genuß an dem hellen Lichte, das Er
                              ihnen schenkte, haben so viele Tausend Familien durch ihn erhalten! Wie viele
                              Tausende von Landleuten beschaͤftigen sich jezt durch ihn mit dem Baue der
                              Oehlgewachse, deren Bau vor Verbreitung der Argand'schen Lampe beinahe unbedeutend
                              gewesen ist! Argand starb im J. 4803, und seiner Familie
                              blieb kein Erbtheil von ihrem Oberhaupte, das so viele Tausende bereichern half.
                              Sein Bruder, jezt ein Greis von 90 Jahren., lebt zu Paris nur durch
                              Unterstuͤzung seiner Landsleute, der Genfer: Graf Siméon hat dem
                              Greise erst vor Kurzem, wo einige Mitglieder der Akademie sich seiner annahmen, eine
                              Unterstuͤzung von 200 Franken zugewiesen.
                           Was die sogenannte hydrostatische Lampe betrifft, so war der Schotte Keir der Erste, der sich in England ein Patent darauf
                              geben ließ, Salz-Aufloͤsung zum Emportreiben des Oehles zu
                              benuͤzen. Er verkaufte sein Patent dem Quaker Howard, der Hrn. Argand fuͤr jede Lampe,
                              die er ihm verfertigte, noch ein Praͤmium gab Argand bemerkte Hrn. Howard, daß er
                              fruͤher mit Keir in Verhaͤltniß war; daß er
                              diesem die Idee, die Salz-Aufloͤsung zu benuͤzen, mittheilte;
                              daß er zeither aber Syrup nehme, weil dieser das Metall weniger angreift, als die
                              Salz-Aufloͤsung. „Ich muß Dir also,“ sagte der
                              Quaker, „kuͤnftig jede Lampe, die Du machen wirst, doppelt
                                 bezahlen?“ und er hielt sein Versprechen auch gewissenhaft bis zum I.
                              1798.
                           Argand kehrte nach Bersoix, bei Genf, zuruͤk,
                              verfertigte viele solche hydrostatische Lampen, die er seinem Bruder nach Paris zum
                              Verkaufe sandte, und denen er gedrukte Anweisungen zum Gebrauche derselben beilegte.
                              Hieraus entstand nun Lange's melastatische Lampe und die
                              hydrostatische der HHrn. Girard.
                           Argand und Keir sind also die
                              ersten und wahren Erfinder der hydrostatischen Lampe; beide aber hatten die
                              Erfindung noch nicht vollendet: das Oehl stieg zu langsam. Hr. Thilorier hat diesem Nachtheile abgeholfen: er ist in den Hafen
                              eingelaufen, weil er die Erfindung allgemein brauchbar zu machen verstand.
                           
                        
                           Ueber Wollaston's
                              Doppel-Mikroskop.
                           Der kuͤrzlich verstorbene Vice-Praͤsident der Roy. Society zu London, Med. Dr.
                                 Wollaston, las noch am 27. Nov. 1828 einen Aufsaz uͤber sein aus
                              welchem das Philos. Magazine, April, 1829. S. 300 einen,
                              eben nicht sehr deutlichen, Auszug liefert. Vielleicht kann unser vortreffliche
                              Optiker, Hr. Niggl zu Muͤnchen, die hier gegebenen
                              Andeutungen benuͤzen. Es heißt am a. O.
                           
                              „Dr. Wollaston bemerkt, daß bei allen
                                 Mikroskopen das Deutlichsehen durch jedes Licht, welches auf den Gegenstand
                                 außer demjenigen auffaͤllt, das von dem Objectiv-Glase vollkommen
                                 beherrscht werden kann, vielmehr gehindert, als befoͤrdert wird. Er hilft
                                 diesem Uebel dadurch ab, daß er das zugelassene Licht in einem Brennpunkte
                                 sammelt, worin der Gegenstand untersucht werden muß. Zu diesem Ende bedient er
                                 sich eines stachen Spiegels, durch welchen er das Licht lenkt, und einer flach
                                 erhabenen Linse, welche dieses Licht sammelt: die Flaͤche Seite der Linse
                                 ist gegen den beleuchteten Gegenstand gekehrt. Er bedient sich hierzu des
                                 Ocular-Stuͤkes an dem sogenannten Huygens'schen
                                 Stern-Teleskope, wodurch alle chromatische und sphaͤrische
                                 Abweichung vermieden wird, und wendet dasselbe, umgekehrt, auf die Mikroskope
                                 an. Er gibt seinem Instrumente eine Fassung, die aussieht wie zwei
                                 Fingerhuͤte, die in einander geschraubt sind, und wovon jeder an seinem
                                 Ende mit zwei Oeffnungen versehen ist. In diesen Oeffnungen werden zwei
                                 passende, flach convexe, Linsen befestigt, deren Achsen mittelst ihrer flachen
                                 Flaͤchen leicht in dieselbe Linie gebracht werden koͤnnen,
                                 waͤhrend ihre Entfernung von einander mittelst Schrauben so gestellt
                                 werden kann, daß sie endlich die moͤglich beste Wirkung hervorbringen.
                                 Das beste relative Verhaͤltniß der Brennpunkte der beiden Linsen scheint,
                                 nach den Versuchen des Dr. Wollaston, das wie Drei
                                 zu Eins. Die Entfernung zwischen ihren stachen ebenen Flaͤchen sollte, im
                                 Allgemeinen, ungefaͤhr 4, 4 der kuͤrzeren Brennweite seyn, muß
                                 aber durch Versuche so lang ausgemittelt werden, bis man den moͤglich
                                 hoͤchsten Grad von Deutlichkeit erlangt hat. Die Linsen muͤssen so
                                 in ihren Zellen befestigt werden, daß ihre stachen ebenen Flaͤchen gegen
                                 den Gegenstand zu liegen kommen, den man beobachtet. Die aͤußere Zelle
                                 dieses zusammengesezten Vergroͤßerungs-Glases muß mit einem
                                 stachen Rande versehen seyn, so daß sie auf dem zur Aufnahme bestimmten
                                 Stuͤke ruhen kann. Die flach-convexe Linse, mittelst welcher der
                                 Gegenstand beleuchtet wird, ist in eine ungefaͤhr 6 Zoll lange
                                 Roͤhre eingeschlossen, die innenwendig schwarz angestrichen ist, und
                                 unten eine kreisfoͤrmige Oeffnung von ungefaͤhr drei Zehntel Zoll
                                 im Durchmesser hat, um das von dem stachen Spiegel zuruͤkgeworfene Licht
                                 zu begraͤnzen. Der Mittelpunkt dieser Oeffnung muß in der
                                 gemeinschaftlichen Achse der Linsen liegen, und das Bild der Oeffnung, welches
                                 von der großen Linse erzeugt wird, muß durch gehoͤrige Stellung der
                                 Entfernung dieser Linse in dieselbe Flaͤche mit dem zu untersuchenden
                                 Gegenstande gebracht werden. Mit einem solchen Mikroskope sah Hr. Wollaston die Streifen und Sagezaͤhne an den
                                 Schuppen des Lepisma und der Podura und die Schuppen auf den Fluͤgeln
                                 einer Muͤke mit einem Grade von Deutlichkeit und Klarheit, die kein
                                 anderes Mikroskop ihm gewaͤhren konnte. Da die Flaͤche Seite der
                                 Linse gegen den Gegenstand zunaͤchst zu liegen kommt, kann man mittelst
                                 derselben ohne alles Hinderniß auch fluͤssige Gegenstaͤnde
                                 beobachten.“
                              
                           
                        
                           Dampfmaschinen in den franzoͤsischen
                              Niederlanden.
                           Die ersten Dampfmaschinen wurden in Belgien im I. 4805, 4807, 1809 von den HHrn. de Vos, J. Rossel und den
                              Gebruͤdern Bossaert errichtet. Die Maschinen waren
                              aus der Fabrik der Gebruͤder Perier zu Paris. Es
                              vergingen 10 Jahre, bis die Herren Dehemptine, Coppens und Cappaert (l. J. 1819)
                              Dampfmaschinen mit hohem Druke aus England kommen ließen. Seit dieser Zeit
                              vermehrten sich in jedem Jahre die Dampfmaschinen innerhalb der Mauern von Gant, und
                              von den 60 Dampfmaschinen, die Flandern heute zu Tage zaͤhlt, hat Gant allein
                              deren 54 zum Spinnen, Weben und Kattundruken. Die meisten dieser Dampfmaschinen sind
                              von den HHrn. Cockerill zu Seraing; Bioley zu Verviers; Tassin zu Liege; so daß
                              Belgien jezt von dem Tribute fuͤr Dampfmaschinen nach England frei ist. Zu
                              Tronchiennes, zu St. Nicolas, zu Tamise, zu Termonde, zu Hamme ist uͤberall
                              eine, zu Alot sind zwei Dampfmaschinen im Gange. Das westliche Flandern hat bisher
                              nur 4 Dampfmaschinen; eine zu Bruges, eine zu Courtrai, eine zu Breeden und eine zu
                              St. André bei Bruges. (Journal du Commerce. 18.
                              Jaͤn. 1829. Bullet. d. Scienc. techn.
                              Maͤrz. S. 243.)
                           
                        
                           Ueber Peek's Dampfmaschine mit umdrehender Bewegung.
                           Das Repertory of Patent-Inventions gibt im Supplement zum VII. Bd. S. 419. Nachricht uͤber
                              die Dampfmaschine des Mechanikers, Thom. Peek, (St. John
                              Street, Clerkenwell, London) mit umdrehender Bewegung, auf welche derselbe sich am
                              1. Aug. 1827 ein Patent ertheilen ließ, jedoch ohne alle Abbildung, so daß sie
                              wieder beinahe so gut, wie nichts taugt, und man bloß die Bemerkungen
                              benuͤzen kann, mit welchen es seine Nachricht schließt, und die dahin lauten,
                              „daß Hrn. Witty's Patent vom Febr. 1810
                                 (Repertory of Patent-Inventions, XX. Bd.
                                 S. 257. II. Series) weit weniger zusammengesezt ist,
                                 und daß, da es in beiden Patenten vorzuͤglich darauf abgesehen ist, daß
                                 die Dampfmaschine so wenig Raum einnimmt als moͤglich, und ohne Balken
                                 sammt Zugehoͤr arbeitet, dieser Zwek durch Hrn. Dawes feststehende Dampfmaschine ohne Flugrad, auf welche derselbe
                                 sich im Februar 1816 ein Patent ertheilen ließ (man vergl. Repertory of Patent-Inventions XXIX. Bd. S.
                                 263), weit besser
                                 erreicht werden kann; und daß uͤberhaupt feststehende Dampfmaschinen weit
                                 besser sind, als solche, die sich drehen, indem bei lezteren ein großer Theil
                                 der Kraft verloren geht, und die Cylinder an denselben sich auch leicht so sehr
                                 abreiben, daß sie vor der Zeit in ihrer Hoͤhlung oval werden.
                              
                           
                        
                           Hrn. Smorodinof's
                              Windmuͤhlen.
                           Im Moskauer Telegraphen (Moskovsky
                                 Telegraph, Maͤrz, 1826. p. 156.) wird
                              eines Supplementes zu einem Werke uͤber Verbesserungen an Windmuͤhlen
                              von Major Wladomir Smorodinof erwaͤhnt, der auf
                              seinem Gute zu Montsof, im Gouvernement Tambof, 40 Werfte
                              von Elata, Windmuͤhlen mit metallnen
                              Muͤhlbottichen errichtete, die weit laͤnger dauern, und noch ein Mal
                              so gut mahlen, als die hoͤlzernen. (Bullet d. Scienc.
                                 techn. Maͤrz, d. 230.)
                           
                        
                           Ueber Horton's Methode, Cylinder
                              durch Zusammenschweißen zu bilden,
                           (wovon wir im Polyt. Journ. Bd. XXXI. S. 91. Nachricht gegeben haben)
                              erklaͤrt das Repertory im Supplement zum VII. Bd. S. 425, nachdem es eine Notiz uͤber das
                              Patent desselben ohne Abbildung gegeben hat, daß es seinen Beifall dieser Erfindung
                              gaͤnzlich versagen muͤsse, indem Gut
                                 Schweißen eine der schwierigsten Arbeiten der Schmiedekunst ist, so daß es
                              kaum moͤglich wird, alle Theile, die hier geschweißt werden muͤssen,
                              vollkommen gesund und stark zu erhalten; und daß, wenn dieß moͤglich
                              waͤre, Zeit und Kosten bei der Arbeit die gewoͤhnlichen Kosten
                              gegossener Cylinder weit uͤbersteigen wuͤrden. – Wir sind
                              indessen der Meinung, daß, da Flintenlaͤufe auch nur geschweißt sind, wenn
                              die Cylinder, nach Horton's Methode, gut geschweißt wurden, zumal da so viele Reife um
                              dieselben laufen, immer brauchbar werden koͤnnen. Wir wissen ja, daß aus
                              hoͤlzernen Kanonen geschossen worden ist.
                           
                        
                           Polirte Stahlwaaren gegen Rost zu schuͤzen.
                           Die Stahlarbeiter zu Sheffield reiben alle polirte Stahlwaaren, z.B. Barbiermesser,
                              nachdem sie die lezte Politur erhielten, mit ungeloͤschtem Kalkstaube;
                              kleinere Artikel sollen sie vor dem Einpaken zum Verkaufe in Kalkwasser tauchen.
                              (Recueil industriel. N. 26. S. 212.)
                           
                        
                           Mittel gegen den Rost.
                           Die Gesellschaft der Mechaniker und Baumeister (Society of civil Engineers) beschaͤftigte sich in
                              ihrer lezten Sizung mit Mitteln gegen den Rost am Eisen. Hr. Clegg bemerkte, daß Steinkohlen-Theer an den Gasometern das Eisen
                              kraͤftig gegen Rost schuͤzt. Hr. Farey
                              erklaͤrte, warum das Eisen, wenn es, nach der gewoͤhnlichen Methode
                              bei der Dunkelroth-Gluͤhehize in Wasser, und dann unmittelbar darauf
                              in Leinoͤhl getaucht wird, gegen Rost geschuͤzt wird? Durch das
                              Eintauchen in Wasser wird es von den Schuppen und von allen fremdartigen Stoffen
                              gereinigt, und die Hize, welche noch in demselben zuruͤkbleibt, macht es zur
                              Aufnahme des Oehles geneigt, wodurch ein Firniß gebildet wird, der alle kleine
                              Zwischenraͤume an der Oberflaͤche ausfuͤllt, und so die Bildung
                              eines neuen Oxydes hindert. Regist. of Arts and Journ. of
                                 Patent Invent. N. 63. S. 240.
                           
                        
                           Medaillen und Buͤsten aus Kupfer das Ansehen alten
                              Bronzes zu geben.
                           Im Journal d. connaiss. usuell. N. 44. S. 66. (Bullet. d. Scienc. technol. Janv. S. 12.) wird, um Medaillen und Buͤsten aus Kupfer ein dem
                              alten Bronze aͤhnliches Ansehen zu geben, empfohlen, 4 Gramm Salmiak und 1
                              Gramm Sauerkleesaure in Einer Pinte Essig aufzuloͤsen, und diese
                              Aufloͤsung auf das vorher gereinigte Metall mittelst einer Buͤrste, in
                              geringer Menge auf ein Mal, so lang einzureiben, bis Alles troken geworden ist.
                              Diese Operation wird so lang wiederholt, bis das Metall die verlangte Farbe
                              angenommen hat. Sonnen- oder Ofenwarme erleichtert und beschleunigt die
                              Arbeit.
                           
                        
                           
                           Fall der Eisen-Preise in England.
                           Der Preis des Roh-Eisens fiel in England Mitte Januars um 5 (3 fl.) Schill,
                              die Tonne (20 Ztnr.) und Stab-Eisen um 10 Schill, die Tonne. Man schreibt
                              dieses Fallen nicht dem Mangel an Nachfrage, sondern dem Mangel an Geld zu. Birmingham Journal. Galignani. N. 4326.
                           
                        
                           Staniol auf Papier zu kleben.
                           Ein Leser fragte im Mechanics' Magazine: „wie
                                 man Staniol auf Papier aufkleben kann.“ Hr. Wilkinson (der seine Leydener Flaschen mit Staniol belegt, welcher auf
                              Papier aufgeklebt ist, um die Flaschen laͤnger ganz zu erhalten) empfiehlt im
                              Mech. Magaz. N. 297. S. 159. den Staniol
                              vorlaͤufig mit Perlasche-Lauge zu waschen, um alles Fett zu
                              beseitigen, das von dem Strekwerke her noch auf der Oberflaͤche desselben
                              uͤbrig blieb, und dann einen Kleister mit Alaun-Wasser, wie den
                              gewoͤhnlichen Schuhmacher-Kleister, zu verfertigen, und mit diesem den
                              Staniol auf das Papier aufzukleben. Ersterer wird auf diese Weise so fest auf dem
                              Papiere halten, daß man ihn nur mit Gewalt davon losreißen kann.
                           
                        
                           Ueber Mahlerei auf dem Steine von Volvic.
                           Wir haben neulich, bei der Anzeige der neuen Straßennamen-Aufschriften zu
                              Paris auf sogenannter Lave, die Vermuthung
                              geaͤußert, daß diese Lave Basalt ist. Wir finden
                              sie jezt im Recueil industriel, N. 26, S. 204
                              bestaͤtigt, wo diese Lave als pierre de Volvic
                              bestimmt ist. „Dieser Stein,“ heißt es, „ist
                                 koͤrnig, dunkel grau, wird an der Luft sehr hart und wird allgemein als
                                 vulkanisches Product betrachtet; er findet sich um Volvic, einem Dorfe in der
                                 Nahe von Clermont (Dep. Puy de Dôme), welches dem Grafen Chabrol de Volvic, Praͤfecten der Seine,
                                 gehoͤrt.“
                              „Der Uebersezer fand um Volvic wohl Basalt, aber keine Lave.“
                              Hr. Morteléque versuchte im J. 1827 diesen Stein
                              zu glasiren, und auf die Glasur desselben zu mahlen, und der Versuch gelang
                              vollkommen, so daß man jezt eine neue Art von Email-Mahlerei in Frankreich
                              besizt, die, wie wir neulich bemerkten, auch zur Verfertigung der Aufschriften der
                              Straßen-Namen zu Paris dient.
                           
                        
                           Wohlfeile Farbe zum Anstreichen des Holzes in
                              Oekonomie-Gebaͤuden.
                           Man zerquetscht Ein Pfund geschalte und gekochte Erdaͤpfel in drei bis vier
                              Pfund siedend heißem Wasser, und sezt diesem duͤnnen Breie zwei Pfund frisch
                              gebrannten Kalk zu, der in vier Pfund Wasser geloͤscht wurde, mengt Alles gut
                              mit einander, und laͤßt es durch ein Sieb durchlaufen. Die erhaltene Farbe
                              dient sehr gut zum Anstreichen von Holzwerk. (Recueil
                                 industriel. N. 26. S. 212.)
                           
                        
                           Haltbares Weiß.
                           Unter dem Namen haltbares Weiß (Blanc constant) braucht man seit einigen Jahren in Frankreich die
                              sogenannte weiße Farbe von Duesbury oder raffinirten Schwerspath. Diese Farbe laͤßt sich
                              zwar mit Oehl verbinden, und bleibt an der Luft unveraͤndert; sie verbindet
                              sich aber besser mit Wasser, und taugt daher vorzuͤglich auf Papier. Man
                              wascht, wenn man sich diese Farbe bereiten will, den unreinen Schwerspath)
                              sorgfaͤltig ab, pulvert ihn, kocht ihn in Wasser, sezt nach und nach etwas
                              Schwefelsaure zu, bis alles Eisen aufgeloͤst ist, was man an der weißen Farbe
                              der Masse erkennt, wascht leztere mehrere Male aus, und bedient sich derselben dann
                              als Farbe. (Recueil industr. N. 26. S. 212.)
                           
                        
                           Ueber eine Puzzolan-Art im Departement de l'Aisne.
                           Hr. Minard hat in den Annuaires du
                                 Departement de l'Aisne, 1828. p. 54 eine Notiz
                              uͤber eine Puzzolan-Art im Deptt. de
                                 l'Aisne mitgetheilt, welche zugleich einige Bemerkungen uͤber
                              Moͤrtel enthaͤlt, wodurch Vicat's Ansichten
                              theils bestaͤtigt, theils berichtigt werden. Wir glauben die Besizer von 
                              Vicat's Werken hierauf aufmerksam machen zu
                              muͤssen. Der im Bullet. d. Scienc. techn. Janv. S. 73. aus diesen Notizen mitgetheilte
                              Auszug scheint uns nicht vollstaͤndig genug.
                           
                        
                           Lava mit Porzellan-Glasur.
                           Bekanntlich haben die Straßen in Paris wieder ihre alten Namen erhalten
                              muͤssen, und die neue Art, die alten Namen an ihre Eken wieder
                              hinzuschreiben, zeigte sich unbrauchbar. Graf Chabrol
                              hatte die Idee, LavaWir uͤbersezen, wie der Bulletin d. Sc.
                                       techn. Janv. S. 19. dieses Wort
                                    aus dem Journal de Paris 13. Okt. 1828
                                    mittheilt: „pierre de
                                          lave“; zweifeln aber sehr, daß hier Lava gemeint ist,
                                    sondern vermuthen, daß man Basalt dadurch
                                    bezeichnen wollte, indem spaͤter von Pflaster-Steinen an
                                    gewissen Trottoirs die Rede ist, die nun zur Porzellan-Mahlerei
                                    verwendet werden koͤnnen, ohne alle Gefahr des Springens. Nun fand
                                    der Uebersezer zu Paris hier und da ein Trottoirs wohl mit Basalt, nirgendwo aber mit Lava, verziert. Fuͤr jeden Fall waͤre die Entdekung,
                                    daß Basalt, der sich sehr schoͤn schleifen laͤßt, auch
                                    schoͤn emailliren laͤßt, interessant, und Boͤhmen und
                                    Preußen und Hessen und die Rheingegenden koͤnnten schoͤne und
                                    gute Waaren aus Basalt verfertigen, wenn sie Steinschleiferei mit
                                    Porzellan-Kunst verbaͤnden. A. d. U. mit Porzellan-Glasur zu versehen, und auf diese Weise haltbare
                              Inschriften zu Stande zu bringen. Die Dauerhaftigkeit pruͤften die HHrn. Gay-Lussac und d'Arcet;
                              der eine sezte sie 6 Tage lang der Einwirkung schwefelsaurer Soda aus, der andere
                              gluͤhte sie und kuͤhlte sie hierauf bis auf 32° unter 0 ab, und
                              die emaillirten Steine blieben so schoͤn, wie vorher. Es kann sie also selbst
                              ein Brand am Hause nicht zerstoͤren.
                           
                        
                           Verbessertes Beinglas.
                           Das Journ. d. connaiss. N. 41. S. 212. (Bullet. d. Scienc. technol. a. a. O. p. 13) empfiehlt zur Verbesserung des Beinglases der im
                              Hafen schmelzenden Fritte thierische Kohle zuzusezen. Der phosphorsaure Kalk in
                              dieser Kohle verbessert und verschoͤnert das Glas.
                           
                        
                           Ueber Hrn. Tschelaief's
                              Moͤrtel.
                           Der Bulletin des Sciences technol. Mars. 1829. gibt S.
                              270. eine Notiz uͤber Bereitung eines wohlfeilen Moͤrtels zum
                              Land- und Wasserbaue, den Hr. Ritter Tschelaief
                              erfunden, und im Moskovski Telegraph, Maͤrz 1826.
                              S. 156, beschrieben hat. Der Bulletin hebt jedoch nicht
                              die Bestandtheile und die Bereitungs-Art dieses Moͤrtels aus, sondern
                              sagt bloß, daß die Kubik-Arschine dieses Moͤrtels nur 131 Rubel
                              kostet, waͤhrend der gewoͤhnliche in derselben Masse auf 297 Rubel zu
                              stehen kommt.
                           
                        
                           Hrn. Brard's
                              Pruͤfungs-Methode der Steine auf Ziegel angewendet.
                           Hr. Billaudel gab in den Annal de
                                 l'Industrie franc. et étrang. Jun. 1828. S. 438. einen Bericht
                              uͤber die Versuche, welche er im J. 1821 mit den Ziegeln, die zum
                              Bruͤkenbaue zu Bordeaux bestimmt waren, vorgenommen hat. Der Bulletin d. Scienc. technol. liefert im Maͤrz-Hefte S. 271 einen Auszug hieraus,
                              aus welchem erhellt, daß, nachdem diese Ziegel eine halbe Stunde lang in eine
                              gesaͤttigte und siedend heiße Aufloͤsung von Glaubersalz
                              (schwefelsaurer Soda) getaucht und hierauf 14 Monate lang auf ein Brett hingelegt
                              wurden, auf welchem man sie alle 2, 3, 4 oder 5 Tage lang begoß, (im Winter wurden
                              sie in einer Temperatur von 10 bis 50° gehalten,) waͤhrend welcher
                              Zeit das Salz immer an der Oberflaͤche derselben efflorescirte.
                           1. jeder schlecht gebrannte Ziegel, die Erde aus welcher er geformt war, mochte gut
                              oder schlecht seyn, sich leicht zersezt und durch Einwirkung der Kaͤlte nach
                              und nach in Staub verwandelt wird;
                           2. eine aͤhnliche Zersezung durch Efflorescenz des Glaubersalzes Statt hat,
                              welche vorzuͤglich auf die Kanten der Ziegel hoͤchst auffallend wirkt,
                              die dadurch rundlich werden;
                           
                           3. daß Ziegel, sie moͤgen in Folge der Erde, aus welcher sie genommen wurden,
                              was immer fuͤr eine Farbe haben, durch Kaͤlte nicht leiden, wenn sie
                              so gebrannt sind, daß sie den doppelt gebrannten Ziegeln
                              (biscuites) gleich kommen;
                           4. die doppelt gebrannten Ziegel (biscuites) leiden durch die eine laͤngere Zeit uͤber
                              unterhaltene Auswitterung des Glaubersalzes durchaus nicht;
                           5. da man bei weißen Ziegeln leichter nach der Farbe beurtheilen kann, ob sie
                              gehoͤrig gebrannt sind oder nicht, so schienen die ersteren bester, als die
                              lezteren; leztere werden oͤfters mit doppelt gebrannten Ziegeln
                              verwechselt.
                           
                        
                           Ueber das Straßen-Pflaster zu Paris und uͤber
                              die Vergroͤßerung dieser Stadt.
                           Die Unterhaltung des Straßen-Pflasters zu Paris kostet der Stadt Paris
                              jaͤhrlich 480,000 Franken; eine geringe Summe, die sich nur aus der
                              Naͤhe des leicht zu bearbeitenden Pariser Pflastersteinbruches
                              erklaͤren laͤßt. Kostbarer kamen die erhabenen Wege an den Seiten der
                              Straßen fuͤr die Fußgaͤnger (die Trottoirs), zu welchen die Steine weit hergeholt werden mußten: man holte den
                              Basalt aus der ehemaligen Auvergne, Granit aus der Normandie, den festen Sandstein
                              aus Flandern und Tafelsteine aus der Bretagne. Diese erhabenen Seitenwege
                              wuͤrden in der Stadt Paris, wenn sie nur einfach
                              (nicht wie zu London doppelt, zu jeher Seite
                              naͤmlich der Gasse) sind, eine Streke von 90 franz. Meilen (lieues) betragen: denn so viel betraͤgt die
                              Laͤnge aller Straßen in dieser Stadt. Im J. 1822 hatte Paris aber erst 267
                              Meter Trottoirs. Im J. 1827 hatte es 6,145 Meter; also erst 1 2/2 franz.
                              Meilen.Das beste und herrlichste Straßenpflaster unter allen großen Staͤdten
                                    Europens hat Wien an seinen Granitquadern. A. d. U. Da haben sich die Steine, die Deukalion warf (unde
                                 homines nati, durum genus) schneller in Paris vermehrt: naͤmlich vom
                              J. 1788 bis 1827 um 290,441 (die Bevoͤlkerung von Paris betrug
                              naͤmlich im J. 1827 bereits 890,000); in den lezten 10 Jahren allein um
                              170,465, ungeachtet der ungeheueren Mortalitaͤt. Die Menschen vermehrten sich
                              also zu Paris in 10 Jahren um 25 p. C., waͤhrend die Wohnungen derselben, die
                              Haͤuser, sich nur um 40 p. E. vermehrten: denn im J. 1817 waren deren 27,493
                              zu Paris, im J. 1827 ungefaͤhr 30,000. Indessen hat dieser geringe Zuwachs an
                              Haͤusern, da er ploͤzlich geschah, eine ungeheuere Steigerung Heß
                              Werthes des Grundes hervorgebracht. Im J. 1805 konnte man die □ Klafter
                              Baugrund im Viertel Rivoli zu Paris fuͤr 5 Frank bekommen. Im Jahre 1823 und
                              24 zahlte man dieselbe □ Klafter im Viertel Rivoli mit 3000 Franken; in 19
                              Jahren ist also der Werth einer □ Klafter um das Sechshundertfache gestiegen.
                              Fast jeder Bauplaz ist, seit 20 Jahren, 2 bis 300 Mal theurer geworden, als er vor
                              dieser Zeit gewesen ist. Seit dem terror panicus, der im
                              J. 1826 von der Themse bis in die Seine durch das Weltmeer schwamm, sind aber diese
                              hohen Preise wieder gewichen.
                           
                        
                           Wasserdichte Kleider.
                           Die HHrn. Rattier und Guibal
                              haben die Verfertigung wasserdichter Kleider (deren sich auch Hr. Parry auf seiner Nordpol-Expedition bediente) aus
                              England nach Frankreich eingefuͤhrt. Die Société d'Encouragement beschaͤftigt sich
                              gegenwaͤrtig mit Versuchen, um zu bestimmen, in wiefern die englische
                              Methode, zwischen Futter und dem Zeuge, der zum Kleide bestimmt ist, eine
                              duͤnne Schichte Kautschuk-Aufloͤsung zu bringen, und beide
                              hierauf durch starkes Pressen zu Einem Zeuge zu
                              vereinigen, vortheilhaft ist. So viel ist gewiß, daß ein Filtrum aus einem solchen
                              Stuͤk Zeuge einen ganzen Monat uͤber mit Wasser gefuͤllt blieb,
                              ohne ein Troͤpfchen durchzulassen.Wenn diese Kleider keinen Tropfen Regen durchlassen, so lassen sie auch
                                    keinen Tropfen Schweiß, kein Atom Hautausduͤnstung durch, und werden
                                    folglich die Hautausduͤnstung unterdruͤken, verdorbene Luft in
                                    der Naͤhe der Haut anhaͤufen, und, wenn nicht andere
                                    Krankheiten, doch wenigstens Hautkrankheiten erzeugen. Ein Mantel oder
                                    Ueberrok von einem solchen wasserdichten Stoffe fuͤr einen
                                    Steuer-Mann auf dem Verdeke, fuͤr Matrosen und Soldaten auf
                                    dem
                                    Posten mag allerdings fuͤr einige Stunden gut seyn; einen solchen
                                    wasserdichten Rok aber z.B. auf Reisen Tag und Nacht auf dem Leibe zu haben,
                                    koͤnnte vielleicht eben so boͤse Folgen haben, als bis auf die
                                    Haut naß zu seyn; er koͤnnte das Kleid der Deianira werden. Es ist
                                    sonderbar, daß wir, ungeachtet unserer hohen Cultur, in mancher Hinsicht
                                    noch weit hinter Voͤlkern zuruͤk sind, die, wie wir wenigstens
                                    glauben, weit hinter uns stehen. Der japanische Bauer ist gewiß 1000 Mal
                                    kluͤger, als der europaͤische Bauer und Buͤrger: er
                                    baut nicht Hanf und Flachs und Baumwolle; er spinnt nicht, sondern er
                                    laͤßt die Seidenraupe spinnen, und webt bloß das, was sie gesponnen
                                    hat, zum Kleide. Seide ist in jeder Hinsicht der beste Kleidungsstoff; er
                                    ist der leichteste und kuͤhlste im Sommer; im Winter,
                                    ausgefuͤttert mit Filoselle oder Seiden-Quatte, der
                                    waͤrmste, und doch wieder der leichteste. Gut gewebt ist er auch der
                                    dauerhafteste. Ist der japanische Bauer nicht kluͤger wie wir?
                                    Koͤnnte nicht auch bei uns jeder Bauer eben so gut in Seide, als in
                                    Zwillich gehen, wenn er sich Seidenraupen ziehen wollte, die bei uns so gut
                                    fortkommen, wie in Japan, weil der Maulbeerbaum bei uns eben so gut gedeiht?
                                    Damit ihm das Naßwerden vom Regen nicht schadet, traͤgt er, wenn er
                                    ausgehen muß, wo Regen droht, eine Rolle von leichtem japanischen, mit
                                    japanischem Firnisse uͤberzogenen, Papiere in seiner Hand, das kein
                                    Wasser durchlaͤßt. Regnet es, so huͤllt er sich in diese Paar
                                    Bogen Firnißpapier von Elefanten-Format, wie ein Venezianer, in
                                    seinen Mantel, und laͤßt, wie die Nuͤrnberger, regnen, da er
                                    nicht naß davon wird. Das Wasser laͤuft von dem gefirnißten Papiere
                                    ab, und ist troken, wenn es abgelegt wird. A. d. U. Die HHrn. Rattier und Guibal
                              verfertigen auch Kissen
                              aus Kautschuk, die man aufblasen kann, elastische Matrazen u.s.w. Bulletin d. Scienc. techn. Janv. S. 23.
                           
                        
                           Tuͤcher ohne Appretur.
                           „Appretur am Tuche,“ sagte Vater Beckmann, „ist am Tuche dasselbe, was Schminke und
                                 Schoͤnpflaͤsterchen fuͤr das Gesicht eines Geken oder einer
                                 Coquette: sie verbirgt nicht bloß Fehler und Maͤngel, sondern sie erzeugt
                                 sogar neue.“ Es freute uns daher, daß der gute alte Graf Chaptal so sehr darauf dringt, die Appretur an den
                              Tuͤchern einmahl aufzugeben. „Les draps en
                                    France sont tous fardés
                                 de lustre!“ Die
                              franzoͤsischen Tuͤcher sind alle geschminkt! Man soll die
                              Tuͤcher verkaufen, wie sie seyn muͤssen, wenn man sie tragen soll.
                              „Fuͤr jede Elle Tuches, das Appretur erhielt, und nicht
                                 alsogleich, wie es aus dem Stuͤke geschnitten wird, zum Roke geschnitten
                                 werden kann, sollte der Magistrat einer jeden Stadt, in der es verkauft wird,
                                 das Recht haben,“ sagte Beckmann,
                              „10 Thaler Strafe von dem Verkaͤufer zu fordern: Einen dafuͤr, daß der Kaͤufer Zeit
                                 verliert, indem er es wieder nezen (eingehen) lassen muß; Einen dafuͤr, daß das Tuch durch die Appretur schlechter wurde,
                                 als es vorher war? Einen dafuͤr, daß es durch
                                 das Nezen neuerdings schlechter wird; und sieben
                                 Thaler dafuͤr, weil jede Appretur am Tuche nach dem Scheren und Belesen
                                 reiner Betrug ist.“ Man kann von
                              einigen Tuch-Fabrikanten sagen, daß die Appretur ihnen mehr kostet, als das
                              Tuch selbst. Hr. Jowedin, ein ausgezeichneter
                              Tuchfabrikant zu Paris, entspricht nun Beckmann's und Chaptal's Ansichten
                              vollkommen, und verkauft sein Tuch, wie es vom Belese-Tische herkommt. Er
                              findet reichlichen Zuspruch. Vgl. Bulletin d. Sc. techn.
                              Janv. 1829. S. 20.
                           
                        
                           Bandfabriken in Frankreich.
                           Der Mercure ségusien sagt, nach dem Bulletin d. Scienc. technol., Maͤrz, S. 286, daß die franzoͤsischen Bandfabriken nicht
                              mehr im Stande sind mit den Schweizer-Fabriken Concurrenz zu halten. Es fehlt
                              um nichts weniger als um 10 p. C. Dieß ist die Folge des Schaukel-Systemes,
                              der halben Maßregeln.
                           
                        
                           Die Baumwollenspinnerei des Hrn. Andreux zu St. Quentin
                           brannte am 23. Maͤrz ab. Der Schaden belaͤuft
                              sich auf 80,000 Franken. (Galignani N. 4384.)
                           
                        
                           
                           Die Baumwollenspinnerei des Hrn. Audryane de la Chapelle zu Coye bei Senlis,
                           die nicht weniger als Eine Million Franken bei ihrer
                              Errichtung kostete, und uͤber 1000 Haͤnde beschaͤftigte,
                              brannte den 20. Maͤrz ab. Der Herzog von Boubon hat 500 Franken auf Brot
                              fuͤr die brotlosen Arbeiter hergegeben. (Galignan.
                                 N. 4380.
                           
                        
                           Neue Seiden-Fabrik zu Luͤttich.
                           Zu Luͤttich wurde eine neue Seidenzeug-Fabrik errichtet, zu welcher man
                              die Stuͤhle und die Arbeiter aus Lyon kommen ließ. (Galignani N. 4385.)
                           
                        
                           Notiz uͤber den beruͤhmten englischen
                              Buchbinder, Roger Payne.
                           Roger Payne, einer der beruͤhmtesten Buchbinder
                              Englands, der so trefflich band, daß Lord Spencer ihm
                              fuͤr Einen Band des Aeschylus fuͤnfzehn Guineen (180 fl.) fuͤr
                              das bloße Binden bezahlte, starb vor Kurzem so arm, daß seine Freunde ihn mußten
                              begraben lassen. Dieser geniale Mann arbeitete nur, wann er Geld brauchte; ließ
                              Niemanden zusehen, wann er arbeitete, sondern sperrte sich ein; und verfertigte alle
                              seine Werkzeuge selbst. (Mechanics' Magazine. N. 297.)
                           
                        
                           Verbesserung an Kerzen.
                           Man tauche den Docht aus Baumwolle in Kalkwasser, in welchem man eine große Menge
                              Salpeter (salpetersaure Pottasche) aufgeloͤst hat. Chlorsaure Pottasche
                              waͤre noch besser, wenn sie nicht theurer waͤre, als die
                              salpetersaureDaß sie theuerer ist, ist nicht die Schuld der Chemiker, sondern die der
                                    Salinen- und Finanz-Schreiber, die nicht zu wissen scheinen,
                                    daß man Kochsalz zu etwas anderem, als zum Salzen eines Kapaunes braucht.
                                    Die hollaͤndischen Finanz-Maͤnner, die weit besser
                                    rechnen koͤnnen, wissen, daß das Salz auch zu anderen Dingen taugt,
                                    und die hollaͤndische. Regierung hat daher schon im Anfange des
                                    vorigen Jahres alle Salz-Accise auf jenes Salz, das in chemischen
                                    Laboratorien verarbeitet wird, aufgehoben. Selbst die, in ihren Steuern
                                    aͤußerst harte, englische Regierung hat alle Salzsteuer auf das Salz,
                                    das fuͤr Vieh und fuͤr Akerbau bestimmt ist, schon vor Jahren
                                    aufgehoben. A. d. U.. Man erhaͤlt auf diese Weise eine weit reinere Flamme, und die
                              Verbrennung geschieht vollkommner. Man darf solche Kerzen beinahe gar nicht puzen,
                              und sie laufen nicht im Mindesten ab. Es versteht sich von selbst, daß der Docht
                              vollkommen troken seyn muß, ehe er mit dem Talge in Beruͤhrung kommt. Bullet. d. Scienc. techn. Maͤrz 1829. S. 225. Lond. et Paris Observer. 23. Nov. 1828.
                           
                        
                           Abgaben oder Steuern auf Licht und Waͤrme.
                           Die Fenster-Steuer, die Hr. Pitt, ungluͤkseligen Andenkens, und die Kohlensteuer, die Karl II. in England
                              einfuͤhrte, sind weit aͤlter, als man glaubt Pescenius Niger legte schon eine Taxe auf die Luft, die man athmet, und
                              Ricephorus auf den Rauch. (Mech. Mag. N. 296. 11. April S. 143.)
                           
                        
                           Nacht-Telegraphen.
                           Man hat jezt endlich auch in Frankreich versucht, die Telegraphen mittelst
                              Licht-Signale bei der Nacht zu benuͤzen. Die Versuche gelangen, weil
                              sie, nach, fruͤheren Erfahrungen, nicht fehlen konnten. (Courrier français. 6. Janv. 1829. Bullet. d. Sc. techn. S. 245.)
                           
                        
                           Ueber das Einrammen der Pfaͤhle
                           und die Berechnung der Kraft der Ramme findet sich ein sehr
                              interessanter Aufsaz im Mechanics' Magaz. N. 297. S.
                              148, worauf wir Mechaniker und Wasserbaumeister aufmerksam machen zu muͤssen
                              glauben.
                           
                        
                           
                           Der Thames-Tunnel.
                           
                              
                                 Bei der lezten Jahres-Rechnung ergab
                                    sich,
                                 daß bisher
                                 176,509 Pfd. Sterl.
                                 
                              
                                 von der Gesellschaft eingenommen,
                                    und
                                 
                                 176,276   –    –
                                 
                              
                                 ausgegeben wurden.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Activ-Rest
                                         33 Pfd. Sterl.
                                 
                              
                           Wir wußten bisher nicht auf dem festen Lande, daß der beruͤhmte M. Dr. und Chemiker Wollaston
                              Director der Gesellschaft war. Sein Nachfolger ist Sir Edward Codrington. Bis jezt haben 71,000 Menschen den Tunnel besucht. Hr. Brunel gibt die Hoffnung nicht auf, daß das Werk gelingen
                              muß, wenn es fortgesezt wird. (Spectator Galignani.
                              4370.)
                           
                        
                           Ueber Bergbau in England und uͤber englische Litteratur
                              uͤber Bergbau.
                           Es scheint unglaublich und es ist doch so, daß in England, in einem Lande, in welchem
                              jaͤhrlich nahe an 600,000 Tonnen, d.i., (die Tonne zu 2000 Pfd.) 12 Millionen
                              Zentner Eisen erzeugt werden; wo jaͤhrlich 5316 Tonnen Zinn, 12/635 Tonnen
                              Kupfer, 47,000 Tonnen Blei gewonnen werden, (aus lezterem werden jaͤhrlich an
                              100,000 Unzen Silber geschieden) vom Jahre 1778, wo Dr.
                              Pryce's
                              Treatise erschien, bis zum Jahre 1828, also durch 50 Jahre, kein einziges Werk uͤber
                                 Bergbau erschien, einige kleine zerstreute Abhandlungen abgerechnet in den
                              Transactions einiger Privat-Gesellschaften.
                              Einem Auslaͤnder, der dieß uͤber England schreiben wuͤrde,
                              wuͤrde man kaum glauben: man wuͤrde da Leidenschaftlichkeit oder
                              Unwissenheit von seiner Seite vermuthen, als daß man ihm eine solche Bemerkung auf
                              sein Wort glauben wuͤrde. Nun versichert uns aber dieß das Philosophical Magazine and Journal selbst in seinem
                              neuesten April-Hefte S. 297. bei Gelegenheit einer
                              Anzeige von Joh. Taylor's
                              Records of Mining, die so eben erschienen sind, und die,
                              seit dem J. 1778, das erste Werk sind, das in England uͤber Bergbau
                              erschien.
                           Man koͤnnte vielleicht in dieser sonderbaren Erscheinung einen Beweis mehr
                              fuͤr die alte Bemerkung finden, daß dort, wo viel Geschrei ist, wenig Wolle
                              zu haben ist; daß Thun und Schreiben zwei ganz entgegengesezte Dinge sind; daß, wer
                              viel zu Thun hat, wenig Zeit zum Schreiben findet, und daß nur zu Viele, die
                              uͤber eine Sache ein Buch schrieben, von der Sache, uͤber welche sie
                              schrieben, wenig oder gar nichts verstanden: indessen erklaͤrt das Philosophical Magazine diese Erscheinung auf eine andre
                              Weise. Es sagt:
                           
                              „Wir sind nicht wenig erstaunt uͤber den maͤchtigen
                                 Unterschied, der zwischen dem Ansehen und der Wuͤrde, welche die
                                 Bergbaukunst und ihre Lehrer und Meister im Auslande und in England bekleidet,
                                 auf eine so hoͤchst auffallende Weise Statt
                                 hat. Im Auslande gilt die Bergbaukunst fuͤr einen dem Staate
                                 aͤußerst wichtigen Gegenstand; man betrachtet sie als eine Kunst, zu
                                 deren Ausfuͤhrung nicht bloß eine große Masse von Erfahrung, sondern
                                 selbst die feinsten und umfassendsten wissenschaftlichen Kenntnisse
                                 gehoͤren, die Maͤnner, die sich mit dieser Kunst
                                 beschaͤftigen, die sie lehren und in den Bergwerken leiten, gemessen
                                 Auszeichnungen, Ehren, Wuͤrden.“
                              
                           
                              „Bei uns ist der Bergbau etwas, das demjenigen, der ihn betreibt, kaum
                                 noch so viel Ehre laͤßt, als er haben muß, um nicht unehrlich zu werden.
                                 Man haͤlt den Bergbau bei uns fuͤr eine Art von Hazardspiel,
                                 fuͤr eine Art von Lottospiel, in welchem es viele Nieten und wenig
                                 Treffer gibt) wo Alles vom Gluͤk auf, vom Zufalle abhaͤngt;Es ist gewiß ein sonderbarer Zug im Charakter des Englaͤnders, dem
                                       Wetten zur Leidenschaft geworden ist, daß
                                       er den Zufall im Bergbaue scheut, waͤhrend er ihn als Seemann auf
                                       allen Meeren aufsucht. Im Bergbaue fuͤrchtet er ein paar Thaler
                                       zu verlieren; als Seemann verliert er con
                                          amore taͤglich 2 1/2 Schiffe: denn so viel gehen
                                       taͤglich Schiffe von der englischen Flotte zu Grunde. A. d.
                                       U. fuͤr den Tummelplaz von Speculanten und verschmizten
                                 Projektanten.“
                              
                           
                              „Wie ist dieß in einem Lande moͤglich, in welchem (die
                                 Steinkohlen-Gruben ungerechnet) jaͤhrlich zehn Mal so viel
                                 Ausbeute aus den Bergwerken gemacht wird, als in ganz Deutschland
                                 zusammengenommen, (und zwanzig Mal so viel, als in ganz Frankreich)? Wir
                                 koͤnnen hierauf bloß so viel antworten, daß bergmaͤnnische Kenntnisse in
                                 unserem Lande noch sehr wenig verbreitet sind, waͤhrend man in anderen
                                 Laͤndern dieselben auf alle moͤgliche Weise foͤrdert.Das Phil. Magaz. haͤtte hier noch
                                       einen Schritt weiter gehen, und fragen sollen: woher es kommt, daß
                                       bergmaͤnnische Kenntnisse in England so wenig verbreitet sind?
                                       Und hier wuͤrde es sich gezeigt haben, daß dieses von der
                                       schlechten Einrichtung der Universitaͤten zu Oxford und Cambridge
                                       herruͤhrt, wo nichts wie aͤltere Philologie, Theologie und
                                       die schaͤndliche englische Jurisprudenz gelehrt wird, alle
                                       anderen nuͤzlichen Wissenschaften aber auf das
                                       Straͤflichste vernachlaͤssigt wuͤrden. Wenn auch
                                       auf den uͤbrigen Universitaͤten des festen Landes
                                       Berg- und Huͤttenkunde entweder gar nicht, oder so gelesen
                                       wird, daß es besser waͤre, sie wuͤrde gar nicht gelesen,
                                       so koͤnnen diese sich damit entschuldigen, daß man auf dem festen
                                       Lande die Bergschule zu Freyberg, zu Schemniz, die Ecole des Mines zu Paris, die Bergschule zu
                                       Petersburg, die herrlichen Anstalten in Schweden besizt. Womit kann aber
                                       Oxford und Cambridge sich entschuldigen? Womit koͤnnen die
                                       Englaͤnder sich entschuldigen, daß sie die Anstalten zu Freyberg
                                       und Schemnitz, die sogar von Suͤd- und Nordamericanern
                                       fleißig benuͤzt wurden, so wenig benuͤzen? Die Schotten
                                       haben durch die Wernerian-Society?
                                       (die den Namen des Deutschen Werner
                                       fuͤhrt) angefangen, das Studium der Mineralogie auf der großen
                                       Insel zu weken; der Deutsche Koͤnig
                                       hat das Mineralien-Cabinet an der Royal-Society zu London brauchbar gemacht; und einer
                                       der ausgezeichnetesten Mineralogen Englands ist gegenwaͤrtig noch
                                       der Deutsche Haidinger. A. d. U. Aus Mangel an Kenntnissen, aus barer Unwissenheit entstehen unsere
                                 falschen und beschraͤnkten Ansichten, und da es uns an einem richtigen
                                 und sicheren Maßstabe fehlt, nach welchem wir den Bergmann beurtheilen
                                 koͤnnen, verwechseln wir Empirie und Schlendrian mit Erfahrung,
                                 unverschaͤmte Prahlerei mit Wissen, und halten Ergebnisse des Zufalles
                                 fuͤr Beweise von Geschiklichkeit. Es ist allerdings im praktischen
                                 Bergbaue manches gelegen, was diese Taͤuschungen beguͤnstigen
                                 kann; Bergbau ist etwas, was von Versuchen abhaͤngt; man stoͤßt
                                 bei demselben nicht selten auf die hoͤchsten Schwierigkeiten; man hat mit
                                 mancher Ungewißheit zu kaͤmpfen, und so kann der verstaͤndigste
                                 und gebildeteste Bergmann, wie der groͤßte Arzt, zuweilen von dem
                                 unwissendsten Charlatan und Quaksalber uͤbertroffen werden. Wir sind
                                 jedoch der Meinung, daß die Vorliebe fuͤr und der Koͤhlerglaube
                                 auf die Charlatane und Quaksalber, eine Krankheit, an welcher das
                                 Menschengeschlecht so ziemlich allgemein zu leiden scheint, weil sie beinahe
                                 allgemein in den Schulen davon angestekt wird, nach und nach sich verlieren
                                 wird, je mehr man zwekmaͤßigen Unterricht verbreitet.“
                              
                           Das Philos. Magaz. findet das Werk des Hrn. Taylor, welches eine Art bergmaͤnnischen Journales
                              ist, allerdings zur Verbreitung solcher Kenntnisse geeignet. Es enthaͤlt
                              einzelne Aufsaͤze von verschiedenen Verfassern uͤber verschiedene
                              Gegenstaͤnde.
                           Der erste Aufsaz ist ein Vorschlag des Hrn. Taylor, eine
                              Bergschule in Cornwallis (a School of Mines) zu
                              errichten, und dieselbe mit tuͤchtigen Lehrern fuͤr den theoretischen
                              und praktischen Unterricht zu versehen. „Es ist unbegreiflich,“
                              sagt das Phil. Magaz., „daß man in dem
                                 gegenwaͤrtigen Zeitalter, wo Alles auf Erziehung hinarbeitet, in einem
                                 Lande, wo so viele Lehranstalten fuͤr Mechaniker (Mechanics' Institutes) errichtet sind,
                                 fuͤr den Bergmann und Huͤttenarbeiter, der so sehr eines
                                 Unterrichtes bedarf, bisher gar nicht gesorgt hat, waͤhrend in anderen
                                 Laͤndern fuͤr solche Anstalten so reichlich gesorgt ist.
                              
                           Auf diesen folgen zwei Aufsaͤze des Hrn. I. H. Vivian, uͤber die Amalgamation, wie sie zu Freyberg in Sachsen
                              betrieben wird, und uͤber die Silbergewinnung in Deutschland. „Man
                                 besizt uͤber die Amalgamation gar keine praktische Kenntniß in
                                 England.“ Wir finden es sonderbar, daß das Phil. Magaz. hier des unsterblichen Barons v. Born nicht erwaͤhnt, dem die Bergbaukunde die Amalgamation zu
                              verdanken hat.
                           IV. Ueber die Gewaͤltigung des Wassers mittelst
                                 Pumpen. Von Hrn. Taylor. Hier ist der
                              Englaͤnder in seinem Elemente; hier, im Gebiete der Mechanik, hat er alle
                              Voͤlker der Erde uͤbertroffen, so wie er in Hinsicht auf eigentliche
                              Berg- und Huͤttenkunde allen uͤbrigen nachsteht. Man erstaunt
                              nicht bloß, man erschrikt so zu sagen uͤber die Fortschritte, die er hier in
                              einem halben Jahrhunderte machte. Er hebt jezt mittelst Eines einzigen Bushels
                              Steinkohlen so viel Wasser, als er im I. 1765 mit siebzehn Bushels hob.
                           
                           Im J. 1813 arbeiteten in Cornwall 24 Dampf-Maschinen; im J. 1828 arbeiten
                              deren 54.
                           
                              
                                 Im J.
                                 1813
                                 hob Eine Maschine
                                 19,456,000 (die beste 26,400,000) Wasser;
                                 
                              
                                  –
                                 1828
                                  –    –       –
                                 37,100,000 ( –     –    76,763,000)    –
                                 
                              
                           d.h. in 15 Jahren hat sich der Bau der Dampfmaschinen um mehr
                              als das Doppelte verbessert.
                           
                        
                           Eisenhuͤtten-Wesen in England.
                           Seit zwoͤlf Jahren fiel der Werth des Eisens in England nicht so schnell und
                              so tief, wie vor 6 Wochen in Shropshire und Staffordshire. Roheisen fiel um 5
                              Schill, die Tonne (20 Ztr. um 3 fl.) und Stangeneisen um 40 Schill, die Tonne (also
                              fiel, der Ztr. um 40 kr.) Dieses Fallen versezte viele Eisenhammer in die
                              Nothwendigkeit gaͤnzlich still zu stehen. Bath
                                 Journal. Galignani
                              N. 4400. (Dieß ist die Folge des franzoͤsischen
                              Einfuhr-Verbotes des englischen Eisens. Die Englaͤnder bringen es aber
                              bei den franzoͤsischen Ministern gewiß wieder dahin, daß englisches Eisen in
                              Frankreich eingefuͤhrt werden darf: denn Handels-Freiheit ist jezt
                              fuͤr England Goldes werth.)
                           
                        
                           Beispiele der Erhoͤhung des Grund-Zines zu
                              London im gegenwaͤrtigen Jahrhunderte.
                           Das bekannte Covent-Garden-Theater zahlte,
                              bei seiner Errichtung im J. 1730, jaͤhrlich 400 Pfd. (1200 fl.)
                              Grund-Zinns (Ground-rent); gegenwaͤrtig muß es 2000 Pfd. (2400 fl.) jaͤhrlich
                              bezahlen. Atlas. Galignani. N. 4326.
                           
                        
                           Schifffahrt und Kaffee-Handel im Koͤnigreiche
                              der Niederlande.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 32, S. 387
                              Im Jahre 1824; 1825; 1826; 1827;
                                 1828 liefen ein; Zu Antwerpen; Zu Amsterdam; in die Maas und Goirée; zu
                                 Ostende; Ballen-Kaffe Antwerpen; Amsterdam; Rotterdam
                              
                           Galignani N. 4326
                           
                        
                           Ueber ostindischen und franzoͤsischen Salpeter.
                           Hr. Thénard, Deputirter des Dptt. de l'Yonne, hat
                              in der Sizung d. 23. Julius 1828. erwiesen, daß es fuͤr Frankreich
                              unumgaͤnglich nothwendig wird, 1s die ungeheuere Abgabe von 80 Franken auf
                              den metrischen Ztr. indischen Salpeter (d.h. auf 100 Kilogramm oder 2 Ztr.)
                              aufzuheben; 2s die Erzeugung des Salpeters in Frankreich selbst gaͤnzlich
                              aufzugeben, indem man zu Bordeaux und zu Havre den metrischen Ztr. indischen Salpeter um 60 bis 85 Franken jede Stunde haben
                              kann, waͤhrend der franzoͤsische nicht unter 460 bis 480 Franken zu
                              erzeugen ist. Dem Einwurfe, daß man im Falle eines Krieges keinen Salpeter haben
                              wuͤrde, begegnet er mit der sehr richtigen Bemerkung, daß man sich immer den,
                              fuͤr den Fall eines Krieges nothwendigen, Vorrath von Salpeter im Frieden
                              verschaffen kann; daß, wenn man ja im Kriege gezwungen seyn sollte, zur
                              inlaͤndischen Salpeter-Erzeugung zuruͤkzukehren, diese desto
                              ertraͤglicher seyn wuͤrde, je weniger man fruͤher den Boden
                              erschoͤpft hat, der gegenwaͤrtig so sehr erschoͤpft wird, daß
                              am Ende die Erzeugung von selbst wird aufhoͤren muͤssen. Mit der
                              Erzeugung des Salpeters beschaͤftigen sich gegenwaͤrtig in Frankreich
                              hoͤchstens 2000 Menschen, und diese koͤnnen leicht bei jeder anderen
                              Arbeit eine eintraͤglichere Beschaͤftigung finden, so daß der Verlust
                              von Einer Million Franken des Jahres mehr Ruͤksicht verdient, als 2009
                              Menschen, die sehr bald eine andere bessere Beschaͤftigung finden werden.
                           
                           Frankreich hat nur 50 permanente Salpeter-Siedereien, die jaͤhrlich
                              500,000 Kilogramm Salpeter erzeugen. Diese koͤnnte man bis zum J. 1830. ihre
                              Hausen aussieden lassen, und ihnen dann eine Entschaͤdigung geben. Die
                              uͤbrigen 350 ambulirenden Salpeter-Sieder koͤnnten auf der
                              Stelle unterdruͤkt, und mit 500,000 Franken mehr als reichlich
                              entschaͤdigt werden. Die Entschaͤdigungs-Summe waͤre
                              schon im ersten Jahre hereingebracht.
                           
                        
                           Blut aufzubewahren.
                           Die Zuker-Raffinerien muͤssen das Blut, dessen sie zu ihren Arbeiten
                              beduͤrfen, oft sehr weit her fahren lassenDie Zuker-Raffinerien zu Orleans holen ihr Blut von Paris. Man
                                    koͤnnte diese Methode den Aerzten zu – empfehlen, die daß
                                    Blut, das sie ihren Kranken so muthwillig entziehen, recht gut nach Hamburg
                                    in die Zuker-Raffinerien senden koͤnnten. Sie koͤnnten
                                    ein schoͤnes Stuͤk Geld dabei gewinnen, zumal wenn sie ein
                                    Patent darauf nehmen. A. d. U.. Hr. Toursel, Apotheker zu Arras, entdekte ein
                              sehr einfaches und bequemes Mittel, das Blut eine laͤngere Zeit uͤber,
                              selbst im Sommer, aufzubewahren; er fuͤllt es in Gefaͤße mit einem
                              duͤnnen Halse, die bis nahe an dem Pfropfen hinauf voll gefuͤllt
                              werden, wo man nur einen Raum von einem halben Zoll uͤbrig laͤßt, der
                              mit Oehl aufgefuͤllt wird, und der Luft den Zutritt hindert. Hr. Toursel erhielt auf diese Weise Blut vom 1. Decbr. 1827
                              bis zum 4. Jaͤner 1829 in vollkommen gutem Zustande. (Bulletin d. Scienc. techn. Mars, p. 230.)
                           
                        
                           Steinschnitt an Pferden.
                           Man macht jezt in England mit gutem Erfolge den Steinschnitt auch an Pferden.
                           
                        
                           Ertrag von Einer Kuh.
                           Ein Gentleman zu Kingschre hat neulich eine Kuh geschlachtet, die ihm 21
                              Kaͤlber, 300 Hogsheads Milch (Ein Hogshead ist 63 Gallons; Ein Gallon = 10.
                              Pfd. Wasser); also ungefaͤhr 180,000 Pfd. Milch, und 4 Tonnen (8000 Pfd.)
                              Butter gab; also einen Werth von ungefaͤhr 500 Pfd. Sterl. oder 6000 fl. Das
                              Fett dieses guten Thieres wog, nachdem es geschlachtet wurde, mehr als Fleisch und
                              Knochen zusammen. (Hampshire Chronicle. Galignani. N.
                              4388.)
                           
                        
                           Mittel gegen die vor Kurzem nach Europa gekommenen kanadischen
                              Wanzen.
                           Das sicherste Mittel zur Vertilgung dieses aͤußerst laͤstigen Thieres,
                              das noch weit laͤstiger ist, als die bekannte europaͤische Bettwanze,
                              ist, nach des beruͤhmten Baumeisters, B. Bevan's
                              Erfahrungen, das Ausreifen, Austrocknen des Holzes mittelst Dampfes: ein Verfahren,
                              das wir im Polytechn. Journ. B. XXXI. S. 380. beschrieben haben. In den
                              Haͤusern, die Hr. B. Bevan mit kanadischen Fichten
                              baute, befindet sich auch nicht eine einzige Wanze, waͤhrend andere
                              Haͤuser, die aus solchem Holze erbaut wurden, davon wimmeln. Hr. Bevan ließ aber all sein Bauholz mittelst Dampfes
                              ausreifen (season). Gill's
                              technologic. and microscop. Reposit. Maͤrz. 1829.
                              S. 189.
                           
                        
                           Reclamation des Hrn. Pfs. Parrot,
                              Mitgliedes der k. Akad. zu Petersburg.
                           Wir heben hier aus einem Schreiben des Hrn. Prof. Parrot
                              an Hrn. Baron de Ferrusac (in dem Bulletin d. Sc. technol. Mars 1829. S. 283) einige Stellen aus, nicht bloß
                              weil uns das Suum cuique eben so heilig ist, als Hrn.
                              Parrot, sondern weil wir unsere Zeitgenossen an das
                              erinnern wollen, was sie Hrn. Parrot verdanken, dessen
                              Name und dessen Andenken den Freunden der Wissenschaften und der Menschheit immer
                              ehrwuͤrdig und theuer bleiben muß.
                           
                           „Mein kleines und erstes Werk:“Sur les moyens de changer la lumiére artificielle en
                                 une lumiére semblable ácelle du jour,
                                 Strash. 1791. chez. Treuttel,
                              „enthaͤlt mehrere Ideen uͤber die Lampen, die 8 oder 10
                                 Jahre spaͤter unter Rumford's und de l'Ange's Namen erschienen.“
                              
                           
                              „Ein franzoͤsischer Mechaniker dessen Name mir jezt nicht
                                 einfaͤllt, hat vor 8 bis 10 Jahren dem Institute einen neuen Wasserlauf
                                 unter den Muͤhlenraͤdern vorgelegt, der mit Lob
                                 uͤberhaͤuft wurde. Es ist derselbe, den ich in meinem deutschen.
                                 Werke uͤber Verbesserung im Baue der Muͤhlraͤder, Nuͤrnberg
                                 1795 b. Raspe angab.“
                              
                           
                              „Ich habe in meiner Physik Th. 2. S. 400. die
                                 geistige und faule Gaͤhrung durch Azot erklaͤrt. Hr. Davy hat diese Erklaͤrung in seiner Anwendung der Chemie auf den Akerbau
                                 angenommen.“
                              
                           
                        
                           Technologischer Prozeß in England.
                           Ein alter, kuͤmmerlich lebender Mann, der sich mit Metall-Arbeiten
                              beschaͤftigte, wurde von einer Kundschaft ersucht, ihr einige Muͤnzen
                              weiß zu sieden. Er that es, und waͤhrend er mit der Arbeit
                              beschaͤftigt war, traten die Constables in sein Ammer, fuͤhrten ihn
                              in's Gefaͤngniß, und er sollte als Falschmuͤnzer gehenkt werden. Bei
                              Untersuchung dieses Rechtsfalles vor dem Gerichte (Geschwornen-Gerichte)
                              zeigte sich's aber, daß der alte Mann (nach der englischen Gerichtssprache trepannirt, d.h.) in die Falle gelokt wurde; daß diese
                              Kundschaft ein Muͤnz-Polizei-Spion war, der fuͤr einige
                              Pfund Sterling den guten Alten gern an den Galgen gebracht haͤtte. Der Alte
                              ward von dem Gerichte als „unschuldig“ erklaͤrt, und der
                              Muͤnz-Polizei-Spion bestraft. Die englischen Blaͤtter
                              sind voll von diesem Prozesse, den man in Extenso im Chronicle und in Galiagnani
                                 Messenger N. 4328 nachlesen kann.
                           
                        
                           Zeitungs-Druk in England.
                           Das Zeitungs-Blatt, The
                                 Atlas, lieferte am 14. Maͤrz in einigen Stunden 20,000 Exemplare.
                              Auf jedem Exemplare war eine Flaͤche von vierzig (engl.) □ Fuß gedrukt; es wurden also in ein paar Stunden 800,000
                              □ Fuß gedrukt, oder ein Flaͤchen-Inhalt von 20 Morgen Landes
                              (20 Acres). Die Anzahl dieser Exemplare bestand aus
                              320,000 Blaͤttern von 16 Zoll in der Laͤnge oder aus 640,000 Seiten,
                              oder aus 1,920,000 Columnen, oder aus 241,920,000 Zeilen, oder 5,419,200,000 Worten.
                              Nimmt man nun einen Octavband zu 500 Seiten, jede Seite zu 34 Zeilen, und jede Zeile
                              zu 10 Worten, also zu 170,000 Worten; so hat die Presse, die den Atlas drukte, in einigen Stunden 14,230
                              Octav-Baͤnde gedrukt. Wuͤrde man die 16 Blaͤtter eines
                              jeden Exemplares einzeln schneiden, und der Laͤnge nach an einander legen, so
                              wuͤrden sie von London bis Salisbury reichen, und schnitte man die drei
                              Columnen einzeln heraus, und legte sie so der Laͤnge nach an einander, so
                              wuͤrde man Middlesex und alle sieben daran graͤnzende Grafschaften mit
                              denselben einschließen koͤnnen. Und die Maschine, mit welcher man dieses
                              Wunder geschaffen hat, woraus besteht sie? Aus zwei großen und zwei kleinen Walzen,
                              die von einer Maudslay Dampfmaschine von der Kraft von vier Pferden getrieben wird;
                              die von drei Buben bedient wurde, die nichts anderes zu thun hatten, als den
                              ungeheueren Bogen unbedrukt unter den ersten Cylinder zu bringen, und in wenigen
                              Secunden auf beiden Seiten bedrukt unter der lezten Walze herauszuziehen. Regist. of Arts and Journ. of Patent Inventions. N. 64.
                              10. April. S. 256.
                           
                        
                           Windbuͤchsen-Wagen, von Lemuel Wellman Wright.
                           Hr. Lemuel Wellman Wright, Mechaniker in
                              Mansfield-Street, Borough Road, Surrey, ließ sich am 15. April 1828 ein
                              Patent auf eine Vorrichtung ertheilen, Wagen zu treiben oder zu ziehen. Diese
                              Vorrichtung besteht in Anwendung auf hohem Grade zusammengedruͤkter, und dann
                              noch stark erhizter Luft. Das Repertory of
                                 Patent-Inventions gibt im April-Hefte l. J. Notiz von dieser
                              Vorrichtung, allein, ohne alle Abbildung, wie es jezt in englischen Journalen
                              allgemeine Sitte zu werden beginnt, damit das Ausland von den insularischen Ideen
                              keinen Gebrauch machen kann.
                           
                           Nach einer vier Seiten langen Beschreibung, die keinem Mechaniker etwas nuͤzen
                              kann, faͤhrt das Repertory fort: „ein
                                 unerklaͤrliches MißgeschikEin sehr leicht erklaͤrliches Mißgeschik: das Patent-Wesen!
                                       Seit Julius Griffiths, seit 1815, haben mehr
                                       denn 50 Individuen in England (die Franzosen wollen wir gar nicht in
                                       Anschlag bringen) ein Patent auf Dampfwagen genommen. Wir wollen nur 30,
                                       als runde Zahl, gelten lassen. Ein Patent in England und Schottland
                                       kostet 180 Pfd. (2160 fl.) Dreißig solche Patente kosteten den armen
                                       Erfindern das Suͤmmchen von 70,800 fl. Von allen diesen ist seit
                                       14 Jahren erst Einer, Hr. James, wirklich 4
                                       Meilen weit gefahren. Der Bau eines solchen Dampfwagens in England kann
                                       nicht geringer als zu 500 Pfd. (oder 6000 fl.) angenommen werden. Dieß
                                       gibt fuͤr die 30 Ungluͤklichen, mit der
                                       Patent-Taxe, einen Verlust von 250,800 fl. Fuͤr das
                                       Publicum einen Verlust von 15 Jahren! Wir wissen, daß mancher dieser
                                       Patent-Traͤger auf Dampfwagen 10–12,000 fl. auf
                                       seinen Wagen gewendet hat; einer sprach uns von 20,000 fl. Und was hat
                                       er jezt davon? Daß man sich uͤber seine Fehler lustig macht, und
                                       das Gute, was er zu Tage foͤrderte, in einer
                                       zwekmaͤßigeren Verbindung benuzt, ohne seiner auch nur mit einer
                                       Sylbe zu erwaͤhnen. Am Ende wird ein Dampfwagen vielleicht zu
                                       Stande kommen, der von allen diesen 30 Patenten einzelne Theile
                                       benuͤzt hat, und auf diese Weise 30 Mal das Patent-Recht
                                       verlezte. Er wird wieder ein Patent erhalten, und diejenigen, die
                                       fruͤher ihre Taxe bezahlten, bekommen nichts. Ist dieß Recht? Sollte der Staat nicht alle lohnen,
                                       die zu dieser Erfindung beigetragen haben, und, nachdem das Ziel endlich
                                       durch vereinte Anstrengung erreicht wurde, allen, die nach demselben
                                       maͤnnlich strebten, erlauben, die Vortheile des errungenen Zieles
                                       zu genießen? A. d. U. scheint uͤber den zahllosen Versuchen so vieler Individuen, die
                                 seit Kurzem Patente auf das Treiben der Wagen mittelst Maschinen nahmen, zu
                                 walten, und das Gelingen derselben gehindert zu haben. Da wir aber den Zwek, mit
                                 welchem sie sich beschaͤftigen, fuͤr hoͤchst
                                 wohlthaͤtig hatten, so hoffen wir, daß der gegenwaͤrtige
                                 Patent-Traͤger denselben in vielen Hinsichten erreichen wird,
                                 indem er die Fehler seiner Vorgaͤnger großen Theils vermieden
                                 hat.“
                              
                           
                              „Die Idee, zusammengedruͤkte Luft zum Treiben der Maschinen zu
                                 benuͤzen, bat Hr. Medhurst im J. 1799 zuerst
                                 patentisiren lassen. (Repertory of Arts. II. Series. IV. Bd. S. 406.) Hr. Wright hat diese Idee verbessert, indem er die Gewalt der
                                 zusammengedruͤkten Luft durch Waͤrme verstaͤrkt. Vielleicht
                                 gelingt ihm die Ausfuͤhrung derselben besser, als Hrn. Medhurst, dessen Idee gleich Anfangs wenig versprach,
                                 und zeither wenig leistete.“
                              
                           
                              „Die Leichtigkeit des Apparates des Hrn. Wright
                                 verspricht großen Vortheil, wenn derselbe „(ungeachtet der Relays mit
                                    Cylindern mit zusammengedruͤkter Luft)“ einiger Ausdauer
                                 auf bedeutende Entfernungen faͤhig ist, woruͤber indessen, obschon
                                 wir daran zweifeln, bloß Erfahrung entscheiden kann.“
                              
                           
                              „Wir haben bei fruͤheren Gelegenheiten uns gegen horizontale
                                 Cylinder an Dampfmaschinen erklaͤrt, und dieselben Bemerkungen gelten
                                 auch hier, und gegen diese sich drehende Luftmaschine.“
                              
                           
                              „Die Art, wie hier die Kurbel-Achse mit der Hinteren Achse
                                 verbunden ist, ist dieselbe, wie bei Hrn. Nath. Gough.“
                              
                           
                        
                           Schwarze Industrie.
                           Capt. Owen hat neulich 2000 arme Neger, und Capt. Suckling 1300 derselben aus den Schiffen der
                              allerchristlichsten und allerkatholischsten Sclavenhaͤndler genommen und frei
                              gelassen. Hampshire Telegraph. Galignani. N. 4400.
                           
                        
                           Technische Chemie zu Madrid.
                           Zu Madrid wurde im October 1828 eine Lehrkanzel der technischen Chemie errichtet. Dr. Jose Casaseca bekleidet
                              dieselbe als Professor. Bullet. d. Sc. techn. Mars. S.
                              277.
                           
                        
                           
                           Legitime Mauth-Betruͤgereien mit Weinen in
                              England.
                           Daß Weinhaͤndler in ihren Kellern Weine mischen und falschen, ist leider nur
                              zu bekannt. Daß aber dieser Betrug unter k. Autoritaͤt geschehen kann und
                              darf, waͤhrend der Wein noch im Schuze der Behoͤrde auf der Mauth
                              liegt, ist vielleicht nur in England moͤglich, wo ein Kronfiskal, der die k.
                              Rechte gegen die Schwaͤrzer zu vertheidigen hat, in einem Jahre sich 72,000
                              fl. verdienen kann. Ueber die Verfaͤlschung der Weine, noch waͤhrend
                              sie unter k. Siegel liegen, und uͤber die Nachtheile, die dadurch fuͤr
                              den auslaͤndischen Weinhaͤndler entstehen,
                              der seinen Namen auf dem Fasse hat, und der die ungeheueren Abgaben (2 fl. 45 kr.
                              fuͤr die Flasche guten Weines!) zu bezahlen hat.
                              (Vergl. Times und Galignani
                                 N. 4381.)
                           
                        
                           Erdaͤpfelbluͤthe als gelbes
                              Farbe-Material.
                           Sire Joh. Sinclair entdekte im vorigen Sommer
                              zufaͤllig, daß Erdaͤpfel-Bluͤthe eine sehr
                              schoͤne gelbe Farbe gibt, und sandte Muster seiner Faͤrberei an Hr. G.
                                 Cayley. Ein großer Vortheil, der durch das Einsammeln
                              der Erdaͤpfelbluͤthen fuͤr den Erdaͤpfelbau entstehen
                              wuͤrde, waͤre der, daß die Knollen dadurch haͤufiger und besser
                              wuͤrden. Bullet. d. Scienc. technol. Janvier. 1829. S.
                              2.Wir ehren Sir J. Sinclair von ganzem Herzen als
                                    einen der groͤßten Maͤnner seines Zeitalters, und wollen gern
                                    glauben, daß er diese Entdekung machte, ohne zu wissen, daß sie bereits
                                    uͤber 50 Jahre alt ist. Schon Dambourney
                                    sagt S. 245 (vergl. Boͤhmer techn. Gesch.
                                    d. Pflanz. II. S. 209): „Frische
                                       Staͤngel mit Blaͤttern und Blumen gaben eine
                                       schoͤne citronengelbe Bruͤhe, und die mit Zinn
                                       vorbereitete Wolle erhielt gleichfalls eine schoͤne und
                                       dauerhafte Farbe.“ A. d. U.)
                           
                        
                           Einfuhr von Baumwolle in England in den ersten Tagen April's
                              l. J.
                           Zu Liverpool liefen in 9 Tagen an 500 Schiffe mit Baumwolle aus Brasilien und aus den
                              vereinigten Staaten ein. Man schaͤzt ihre Ladung auf 70,000 Saͤke und
                              Ballen, die mit jenen, welche seit Anfang dieses Jahres eingefuͤhrt wurden,
                              eine Menge von 230,000 Saͤken geben. Liverpool Albion.
                                 Galignani. N. 4403.
                           
                        
                           Beschluͤsse die Seidenwaaren-Einfuhr in England
                              betreffend.
                           Die Huskisson'che Sotise bleibt unwandelbar, und sollten
                              mehr als 20,000 Menschen daruͤber verhungern muͤssen. Der Einfuhrzoll
                              auf europaͤische Seidenwaaren bleibt auf 25, auf indische auf 20 p. C.
                              herabgesezt; nur wird der Einfuhr-Zoll der Seide selbst vermindert, und zwar
                              an der Organsin-Seide von 5 Schill, auf 3 1/2, an der Tram auf 2 Sch., und an
                              der ungesponnenen Seide auf 1 1/2 Sch. Globe. Galignani. N. 4401.
                           
                        
                           Literatur.
                           
                              a) Franzoͤsische.
                              
                                 Traité complet des propriétés,
                                       de la préparation et de l'emploi de matières tinctoriales
                                       et des couleurs: par J. Ch. Leuchs, traduit de l'Allemand et revu pour la
                                       partie chimique, par M. E. Péclet. 1. P. 8. Paris 1828. chez
                                       Malher. 9 Francs. Wie weit muß er mit
                                    der franzoͤsischen Literatur gekommen sey, wenn sie sich mit solchen
                                    Werken bereichern zu muͤssen glaubt.
                                 Art de faire toutes espèces de bières,
                                       par Mr. Payen, suivi d'un traité de la culture
                                       et des emplois du houblon, par MM. Payen, Chevallier, etChappelet. 12. Paris 1829. ch. Audin.
                                 Art de fabriquer les savons, mis a la portée
                                       des ménages: par Mr. Dussard, 18. Paris 1828. Audot. (Ist ein Baͤndchen der Encyclop. pop.) 1 Franc.
                                 Traité pratique de Chimie appliquée aux
                                       arts et manufactures, àl'hygiène, et à l'économie
                                       domestique: parGray. Traduit de l'Anglais parRichard. 3 vol. 8. 1828. Anselin. 60 feuill. avec 100 pl.
                                 L'Art de fabriquer la chandelle avec économie
                                       et d'opérer son parfait blanchiment, ouvrage dans le quel on
                                       donne le procédé pour faire la chandelle et la bougie. Par
                                       M. Michel. 18, Paris 1828. Audot.
                                    87 S. 1 Franc. (Ein Baͤndchen der Encyclop. pop.)
                                 Art de construire les fourneaux d'usine de la
                                       maniére la plus économique et la plus avantageuse pour
                                       l'emploi des combustibles: par E. Pelouze. 2 vol. 18. Paris 1828. Audot. 5
                                    pl. 2 Francs.
                                 Mémoire sur les effets de l'appareil
                                       épurateur pour l'amélioration et la conservation des vins
                                       et autres liqueurs vineuses par l'application de la chaleur etc. Par M.
                                       G. A. Gervais. 8. Paris 1829. Casimir.
                                    29 p.
                                 Art de dégraisser et de mettre à neuf
                                       les tissus: par E. Martin. 18.
                                    Paris 1828. Audot. 120 p. 1 Franc. (Ein Baͤndchen der Encycl.
                                       populaire.)
                                 Art du blanchissage domestique (Guide de la Ménagère) par Mr. Pelouze. 18. Paris 1828. Audot. 122 p. 2 pl. 1 Franc.
                                 Description d'un fourneau de cuisine, construit de
                                       manière á pouvoir y préparer toute espèce
                                       d'aliment sans être incommodé par la vapeur du charbon,
                                       par la fumée du bois ou par l'odeur désagréable qui
                                       se répand ordinairement dans les cuisines, lorsqu'on y fait
                                       griller de la viande ou du poisson, lorsqu'on y emploit de la friture ou
                                       lors-qu'on y brule des os, des plumes, des aretes etc. par Mr.
                                       d'Arcet. 2. ed.
                                    8. Paris 1828. Bachelier. 2 feuill. et 2 planch.
                                 Le Toisé des batimens, ou l'art de se rendre
                                       compte et de mettre à prix toute espèce de travaux:
                                       ouvrage utile aux architectes, constructeurs et propriétaires:
                                       par Mr. Pernot. 5. part. Menuiserie. 2 vol 18. Paris 1828. chez Audot. 2 Francs.
                                 Essai sur un système général de
                                       navigation interieure en France: par B. Brisson, inspect, divisionnaire des Ponts et
                                       Chaussées: suivi d'un Essai sur l'art de projeter les canaux
                                       à point de partage: parDupuis de Torcyet B. Brisson, ingen. d. P. et Chauss., anciens élèves de l'Ecole
                                       polytechn, 4. Paris 1829. eh. Carilian Gocury. 14 Francs. Description des Ponts en chaines executés à St.
                                       Petersbourg sous la direction du Due Alex, de Wurtemberg en 1824;
                                    par G. de
                                    Traitteur, Colonel etc. 4. St. Petersbourg. 1825. 74 p. avec plans etc. (Auch im Moskovski
                                       Telegraph, Sept. 1826. p. 60.
                                 Multlinégraphie, ou Directeur pour improviser
                                       ou apprendre à écrire sans maitre et perfectionner son
                                       écriture: par M. L. J. Dublar. Paris. 10 Francs.
                                 
                              
                           
                              b) Italiaͤnische.
                              
                                 Biblioteca agraria. T. XIII. Saggto sulla trattura della seta, con alcune nozioni
                                       sulla filatura, tintura, tessitura della seta greggia e sulle sete di
                                       varj paesi, compilato da Francesc. Geradi Conegliano 16. Milano. 1829. p. A. F. Stella. XII e 165 pp. con 4 tavole. Lire 5, 66 C. (Ist von der Biblioteca italiana,
                                    Maͤrz 1829 mit Recht, und aus Gruͤnden, fuͤr welche die
                                    Beweise dem Leser vor Augen gelegt wurden, getadelt.)
                                 Giornale agrario toscano. Fasc. VIII. Firenze p. Pezzatti. (Dieser Heft
                                    enthaͤlt sehr wichtige Betrachtungen uͤber die Forstgeseze und
                                    uͤber die Nothwendigkeit derselben, die wir Staatsverwaltungen zum
                                    Studium empfehlen, zugleich aber auch sorgfaͤltig mit den Bemerkungen
                                    uͤber dieselben in der Biblioteca italiana,
                                       Marzo, p. 374 zu vergleichen bitten, die man als Ergaͤnzung
                                    jenes hochwichtigen Aufsazes betrachten kann.)