| Titel: | Ueber die Fabrikation der Holzsäure (des Holzessigs) und ihre Anwendung zur Bereitung von essigsauren Salzen, von Hrn. Kestner, zu Thann. | 
| Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. XCVII., S. 420 | 
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                        XCVII.
                        Ueber die Fabrikation der Holzsaͤure (des
                           Holzessigs) und ihre Anwendung zur Bereitung von essigsauren Salzen, von Hrn. Kestner, zu Thann.
                        Vorgelesen vor der Société
                              industr. zu Muͤlhausen, am 25. Julius 1828. – Aus dem Bulletin de la
                                 Société industrielle de Mulhausen. N. 8, S.
                              177.
                        Kestner, über die Fabrikation der Holzsaͤure
                           etc.
                        
                     
                        
                           Als ich vor einiger Zeit der Gesellschaft und ihrem chemischen Comité ein
                              Muster von unserem essigsauren Blei, welches wir nach einer von allen bisher
                              befolgten oder uns bekannt gewordenen Verfahrungsweisen abweichenden Methode
                              fabriciren, zur Beurtheilung uͤbergab, beschloß ich ihr einige Bemerkungen
                              uͤber die Fabrikation der Holzsaͤure, ihre Reinigung und ihre
                              Anwendung zur Bereitung von essigsauren Salzen, zu uͤbergeben, was ich jezt
                              thun will.
                           Wir fabriciren unsere Holzsaͤure nach der von Hrn. Robiquet im Dict. technologique
                              ausfuͤhrlich beschriebenen Methode. Diese Beschreibung ist so klar und so
                              genau, daß man ihr nichts beizufuͤgen brauchtDiese schaͤzbare Abhandlung des Hrn. Robiquet findet man im polytechn. Journ. Bd. IX. S. 431 uͤbersezt. Man
                                    vergl. auch polyt. Journ. Bd. VII. S.
                                       264. A. d. R.. Wir wenden im Allgemeinen nur Buchenholz zu dieser Fabrikation an und
                              erhalten aus einer Schichte von 93 Kubikfuß, fuͤnf Hektoliter einer sehr
                              braunen, mit Theer beladenen Saͤure, die 5° am Beaumé'schen
                              Araͤometer zeigt, und 220 Kilogrammen Kohle. 500 Liter dieser Saͤure
                              geben nach mehreren Destillationen 375 Liter kaͤufliche Holzsaͤure,
                              welche 7% wirkliche Saͤure enthaͤlt und als Ruͤkstand 40 Kilogramm Pech. Von der
                              rohen Saͤure wird ein großer Theil zur Fabrikation von holzsaurem Eisen
                              verwandt, welches Salz wir in betraͤchtlicher Menge, besonders an die
                              Faͤrber, absezen. Bis jezt ist es in den Kattundrukereien noch nicht viel
                              angewandt worden und da es scheint, daß die große Menge des darin enthaltenen Theers
                              zu der Farbe, welche dieses holzsaure Eisen hervorbringt, beitraͤgt, so
                              waͤre es, wie ich glaube wuͤnschenswerth, daß das chemische Comite
                              untersuchen wuͤrde, welche Vortheile diese Substanz dem Fabrikanten darbieten
                              kann. Zu diesem Zwek lege ich der Gesellschaft ein Muster von diesem Produkte vor,
                              und erbiete mich, dem Comité groͤßere Quantitaͤten zu
                              uͤbergeben, wenn es sich der vorgeschlagenen Untersuchung unterziehen will.
                              Mein holzsaures Eisen unterscheidet sich wesentlich von demjenigen, welches man
                              gewoͤhnlich mit der kaͤuflichen Holzsaͤure darstellt, die zwei
                              Mal destillirt worden und daher von einer sehr großen Menge Theer befreit ist;
                              lezteres hat eine rothbraune Farbe, waͤhrend das meinige dunkelschwarz ist.
                              Die Sorten von holzsaurem Eisen, welche ich in England zu untersuchen Gelegenheit
                              hatte, waren alle mit derjenigen Holzsaͤure bereitet, welche man in der
                              Fabriksprache rohe (brut)
                              nennt.
                           Ich komme auf diese Saͤure zuruͤk: so wie sie aus den
                              Holz-Destilliroͤfen herauskommt, laͤßt man sie lange Zeit ruhig
                              stehen, damit sich der groͤßte Theil des von der Saͤure nicht
                              aufgeloͤsten Theeres daraus abscheidet, welcher sodann besonders destillirt
                              wird, um daraus den Theer in festem Zustande zu erhalten. Die Saͤure, aus
                              welcher sich der Theer abgesezt hat, wird zum ersten und sodann noch zum zweiten
                              Male destillirt. Nach diesen Operationen erhaͤlt man eine reinere Holzsaure,
                              wenn man Sorge traͤgt, das empyreumatische Oehl abzuscheiden, welches bei
                              jeder Destillation zuerst uͤbergeht.
                           Viele Chemiker haben diese Saͤure vollstaͤndig zu reinigen gesucht,
                              ohne sie mit einer Basis zu verbinden. Ich will hier nicht alle Verfahrungsweisen
                              anfuͤhren, welche meines Wissens, ohne Erfolg versucht worden sind. Andere
                              Versuche, welche mehr Zutrauen verdienen, haben bewiesen, daß dieses bei dem
                              gegenwaͤrtigen Zustande der Wissenschaft unmoͤglich ist. Ich will bloß
                              eines Werkes des Hrn. Stoltze zu Halle erwaͤhnen,
                              welcher einen Theil des Preises gewann, den die Gesellschaft der Wissenschaften zu
                              Goͤttingen im J. 1816 fuͤr die Auffindung einer Methode ausschrieb,
                              wodurch man auf eine wohlfeilere Weise als es damals moͤglich war, die
                              Holzsaͤure reinigen kann. Dieses kleine Werk enthaͤlt zwar eine Menge
                              sehr interessanter praktischer Bemerkungen uͤber die Essigsaͤure und
                              die essigsauren Salze, aber in Hinsicht seines Hauptzwekes finde ich, daß derselbe
                              nicht erreicht wurde, weil von den vier vorgeschriebenen Methoden mir keine das versprochene
                              Resultat lieferte. Die erste besteht darin, die Holzsaͤure sechs Stunden lang
                              mit sechs Procent ihres Gewichtes fein pulverisirten Braunsteins zu erhizen und sie
                              sodann zu destilliren, nachdem man sie zuvor mit frisch aus dem Ofen genommener
                              Holzkohle gemengt hat. Der Braunstein muß die Natur des Theers und der brenzlichen
                              Oehle so veraͤndern, daß die Kohle sich derselben bemaͤchtigen und die
                              Saͤure vollstaͤndig entfaͤrben kann. Der Braunstein wirkt in
                              der That stark auf den Theer und das Empyreuma, denn die gelbe Saͤure, welche
                              ich angewandt hatte, wurde sehr dunkelbraun, obgleich sie mit Kohle versezt und
                              destillirt worden war. Die zweite Methode, wobei an Statt des Braunsteins,
                              Schwefelsaͤure angewandt wird, gab mir ganz dasselbe Resultat, und
                              deßgleichen die dritte, nach welcher man die Schwefelsaure mit ein wenig Braunstein
                              versezen soll, damit man bei der Destillation die Essigsaͤure nicht mit
                              schweflicher Saͤure gemengt erhaͤlt. Man ersieht aus dem Gang der
                              Operation leicht, daß die Schwefelsaure eben so gut wie der Braunstein auf die
                              empyreumatischen Theile der Holzsaͤure wirkt. Die vierte Methode gab mir ein
                              genuͤgenderes Resultat: sie besteht darin, die Holzsaͤure vor ihrer
                              Destillation mit Braunstein und Salzsaͤure zu vermengen, so daß sich
                              waͤhrend der Operation bestaͤndig Chlor bildet, welches in dem Maße,
                              als es entsteht, auf die empyreumatischen Theile wirkt. Auch sezt man der
                              Saͤure außerdem Kohle zu, welche die Faͤrbetheile in dem Maße, als sie
                              ihre Natur aͤndern, absorbirt. Die auf diese Art erhaltene Saͤure
                              gleicht in der Farbe unserer gewoͤhnlichen Holzsaͤure, und riecht
                              weniger stark. Dieses Produkt ist ein wenig besser, bietet aber doch fuͤr den
                              Gebrauch in den Kuͤnsten nicht Vortheile genug dar, und ist nicht rein genug,
                              besonders zur Fabrikation von Bleizuker.
                           Meines Wissens wendet man, in Frankreich wenigstens, zur Reinigung der
                              Holzsaͤure nur eine einzige Methode an, naͤmlich die im Dict. techn. vollstaͤndig beschriebene: sie
                              besteht darin, die rohe Holzsaͤure mit Natron oder Kalk zu neutralisiren, und
                              den essigsauren Kalk mit schwefelsaurem Natron zu zersezen, so daß man essigsaures
                              Natron erhaͤlt. Es verdient jedoch bemerkt zu merken, daß das schwefelsaure
                              Natron, selbst wenn man es in großem Ueberschusse anwendet, den essigsauren Kalk
                              nicht vollstaͤndig zersezt, und daß man den Kalk durch kohlensaures Natron
                              noch vollstaͤndig niederschlagen muß. Man laͤßt das essigsaure Natron
                              krystallisiren, troknet und roͤstet die Krystalle; man loͤst sie
                              wieder auf und erhaͤlt nach mehreren Krystallisationen ein sehr reines
                              essigsaures Natron. Dieses zersezt man sodann mit Schwefelsaͤure; entweder
                              auf die Art, daß man (nach der Vorschrift von Berzelius)
                              leztere in so concentrirtem Zustande in die Ausloͤsung des essigsauren Salzes gießt, daß das
                              schwefelsaure Natron niederfaͤllt; oder so, daß man das schwefelsaure Natron
                              durch Krystallisation abscheidet. In beiden Fallen destillirt man die Saͤure
                              neuerdings, um alle Spuren von schwefelsaurem Salze daraus zu entfernen. Diese
                              Saͤure ist ohne Zweifel die reinste und vollkommenste, welche man aus
                              Holzsaure darstellt, aber man wird leicht einsehen, daß ihre Bereitung sehr
                              kostspielig ist.
                           Da ich die Fabrikation von Bleizuker, eines der ersten Produkte, welche aus unserer
                              Fabrik hervorgingen, wieder vornehmen wollte, so suchte ich eine einfachere Methode
                              aufzufinden, um die Holzsaͤure zu reinigen. Ich hatte oͤfters
                              versucht, den holzsauren Kalk geradezu mit Schwefelsaͤure zu zersezen, aber
                              die Schwierigkeit, Gefaͤße zu finden, welche dieser Operation widerstehen,
                              und besonders diejenige, eine reine Saͤure zu erhalten, veranlaßten mich oft,
                              diese Methode wieder aufzugeben. Jene Schwierigkeit besiegte ich dadurch, daß ich
                              gußeiserne Cylinder anwandte, ganz aͤhnlich denjenigen, welche man zur
                              Zersezung des Kochsalzes und des Salpeters mit Schwefelsaͤure gebraucht. Der
                              holzsaure Kalk wird zuerst auf einer gußeisernen Platte gut getroknet, und dann, ehe
                              man die Cylinder damit beschikt, mit der zu seiner Zersezung erforderlichen
                              Quantitaͤt Schwefelsaure gemengt, wobei man das Atomgewicht der
                              Essigsaͤure zu 50, und das der Schwefelsaͤure zu 49, nach Thomson, annimmt. Das Gemenge wird mit hoͤlzernen
                              Spateln unter einander geruͤhrt und so schnell als moͤglich in die
                              Cylinder gebracht, wovon jeder mit 60 Kilogrammen essigsauren Salzes beschikt wird.
                              Die Essigsaͤure verdichtet sich in steinernen Kruͤgen. Wir erhalten
                              aus 100 Th. essigsauren Salzes, 133 Th. Essigsaͤure von 38°
                              Beaumé. Diese, Saͤure ist fast farblos, hat einen reinsauren, gar
                              nicht empyreumatischen Geruch und gibt mit Bleioxyd das weiße essigsaure Blei,
                              welches wir in den Handel bringen.
                           Diese Saͤure hat denselben Fehler, welcher bei derjenigen des Hrn. Mollerat oft vorkommt, daß sie naͤmlich ein wenig
                              schwefeliche Saͤure enthaͤlt. Leztere entsteht durch die Einwirkung
                              der Schwefelsaͤure auf den Theer, den sie bei dieser Operation vollkommen
                              zerstoͤrt; denn der schwefelsaure Kalk, welchen man als Ruͤkstand
                              erhaͤlt, riecht eben so wenig wie die Saͤure; er ist jedoch durch die
                              von dem Theer zuruͤkgebliebene Kohle grau gefaͤrbt. Waͤhrend
                              der Operation entwikelt sich eine sehr große Menge Gas, welches ohne Zweifel durch
                              die Oxydation des Wasserstoffs und Kohlenstoffs durch den Sauerstoff der
                              Schwefelsaͤure entsteht; dieses Gas verfluͤchtigt sich zugleich mit
                              der schwefelichen Saͤure. Es scheint jedoch gewiß, daß ein Theil der
                              Essigsaͤure ebenfalls zerstoͤrt wird, denn mehrere Gegenversuche
                              zeigten, daß der Verlust fuͤnfzehn Prozent betraͤgt. Dieser Verlust
                              vertheuert die
                              Operation, so einfach sie ist, und das essigsaure Blei deßgleichen.
                           Mehrere Personen versuchten den Bleizuker durch ein anderes Produkt zu ersezen oder
                              den Mordant geradezu aus Alaunerde und Essigsaͤure zusammenzusezen, indem sie
                              die aus Alaun durch Pottasche gefaͤllte Alaunerde in Essigsaͤure
                              aufloͤsten. Lezteres Verfahren war leicht, aber kostspielig. Man hat auch
                              schon den Alaun durch essigsauren Kalk zersezt, noch ehe man den Bleizuker im Großen
                              anwandte! aber die Operation dauerte laͤnger, weil der schwefelsaure Kalk
                              viel leichter als das schwefelsaure Blei ist. Aus den von Hrn. Daniel Koechlin-Schouch in seiner Abhandlung uͤber
                              die Mordants (Polyt. Journal
                              Bd. XXX. S. 30.) angegebenen Gruͤnden
                              scheint man auch nicht mehr daran denken zu duͤrfen, die essigsaure Alaunerde
                              vermittelst essigsauren Kalks zu bereiten. Der Mordant von Bouxwiller wird
                              hoͤchst wahrscheinlich mit essigsaurem Natron und Alaun bereitet. Bei dieser
                              Operation bleibt, wie ich glaube, der groͤßte Theil des gebildeten
                              schwefelsauren Natrons aufgeloͤst; ich glaube es deßwegen, weil dieser
                              Mordant am Araͤometer einen viel hoͤheren Grad zeigt, als ein ihm
                              entsprechender, aus essigsaurem Blei und Alaun bereiteter Mordant, wozu man
                           
                              
                                 1700 –
                                 Wasser,
                                 
                              
                                   600 –
                                 Alaun,
                                 
                              
                                   375 –
                                 essigsaures Blei
                                 
                              
                           anwenden muß. Ich bin weit entfernt, die Produkte unserer
                              Collegen, und besonders eines so ausgezeichneten praktischen Chemikers, wie Hrn. Sebylle-Auger, herabsezen zu wollen, sondern
                              berichte bloß das, was mir einige Personen, welche sich des Mordant von Bouxwiller
                              bedienen, daruͤber bemerkt haben. Er truͤbt sich erst bei 80°
                              C. und sezt nicht reichlich Alaunerde ab, daher man in vielen Faͤllen den
                              beabsichtigten Zwek damit nicht erreicht. Aus diesem Grunde hat man seinen Gebrauch,
                              wenigstens großen Theils, aufgegeben.
                           Da man bei den Farbeoperationen, deren Gelingen von dem Zusammentreffen so vieler
                              Umstaͤnde abhaͤngt, alle Abaͤnderungen, welche sie unsicher
                              machen koͤnnten, vermeiden muß, so habe ich versucht, eine essigsaure
                              Alaunerde zu bereiten, vollkommen aͤhnlich derjenigen, welche schon seit sehr
                              langer Zeit in der Faͤrberei angewandt wird. Ich fing damit an, alles, was
                              bei der Fabrikation des Bleizukers kostspielig ist, zu beseitigen, und dieses
                              Produkt dann zur Bereitung der Alaunerde-Mordants zu verwenden. Ich
                              loͤste das Bleioxyd in der gewoͤhnlichen Holzsaͤure, welche
                              schon von dem groͤßten Theile des Theers befreit ist, auf; diese
                              Aufloͤsung zeigt 25° Beaumé und enthaͤlt haͤlt 26 Prozent
                              Bleizuker. Das essigsaure Blei, welches sonst 185 Fr. kostet, koͤnnen wir in
                              diesem Zustande jezt fuͤr 110 Fr., also beinahe um 40 Prozent wohlfeiler,
                              verkaufen, obgleich das Bleioxyd uns ziemlich theuer zu stehen kommt. Damit man den
                              Gehalt eines fluͤssigen essigsauren Bleies leicht bestimmen kann, habe ich
                              durch synthetische Versuche die Verhaͤltnisse bestimmt, in welchen sich das
                              essigsaure Blei nach den verschiedenen Graden des Beaumé'schen
                              Araͤometers in kaltem Wasser aufloͤst.
                           Ich konnte mich an folgende Tabelle festhalten:
                           
                              
                                 45°
                                 Beaumé
                                 – 50
                                 Prozent (dem Gewichte nach)
                                 
                              
                                 36°
                                 dito
                                 – 40
                                 dito
                                 
                              
                                 31°
                                 dito
                                 – 33,3
                                 dito
                                 
                              
                                 27°
                                 dito
                                 – 28,5
                                 dito
                                 
                              
                                 25°
                                 dito
                                 – 26
                                 dito
                                 
                              
                                 24°
                                 dito
                                 – 25
                                 dito
                                 
                              
                                 21°
                                 dito
                                 – 22
                                 dito
                                 
                              
                                 23°
                                 dito
                                 – 20
                                 dito
                                 
                              
                                 18° 1/2
                                 dito
                                 – 18
                                 dito
                                 
                              
                                 16° 1/2
                                 dito
                                 – 16
                                 dito
                                 
                              
                                 15°
                                 dito
                                 – 15
                                 dito
                                 
                              
                           Nach dieser Tabelle habe ich drei Mordants von essigsaurer Alaunerde bereitet.
                           Nr. 1. entspricht dem von Bouxwiller; er hat 9°, ist weniger gefaͤrbt
                              als der von Bouxwiller und 100 Kil. davon kosten 40 Fr.;
                           Nr. 2. entspricht Nr. 2. des Hrn. Koechlin-Schouch
                              (polyt. Journ. Bd. XXX. S. 39.) und
                              koͤnnte von mir fuͤr 40 Fr. geliefert werden, waͤhrend er bei
                              Anwendung des kaͤuflichen essigsauren Bleies auf 53 Franken zu stehen
                              kommt;
                           Nr. 3. entspricht dem Nr. 3. des Hrn. Koechlin (a. a. O. S. 39.); er kostet 25 Fr.,
                              waͤhrend er mit kaͤuflichem essigsaurem Blei bereitet 34 Fr. kosten
                              wuͤrde. – So weit ich gegenwaͤrtig sehe, scheint es mir gewiß,
                              daß diese essigsauren Salze nicht die Nachtheile haben werden, welche sich bei den
                              in den Handel gebrachten zeigten und ich schmeichle mir mit der Hoffnung, daß sie
                              allgemein mit Vortheil werden angewandt werden koͤnnen. Auf diesen Gegenstand
                              lenke ich besonders die Aufmerksamkeit der Gesellschaft. Eine Verminderung der
                              Fabrikationskosten, sie mag noch so gering seyn und wo immer Statt finden, muß jedes
                              Mal zum Wohl der Industrie unseres Landes beitragen.
                           
                        
                           Bericht des Hrn. Penot, im Namen des chemischen
                                 Comités, uͤber die Abhandlung des Hrn. Kestner.
                           Die Kunst die Essigsaͤure durch Destillation des Holzes zu fabriziren, welche
                              von dem franzoͤsischen Ingenieur Lebon erfunden
                              wurde, ist einer der
                              wichtigsten Zweige der National-Industrie geworden, besonders wegen ihrer
                              Beziehung zur Faͤrbekunst, welcher sie die essigsauren Salze zu einem viel
                              geringeren Preise lieferte, als es fruͤher der Fall war und noch jezt
                              geschehen kann, wenn man sie mittelst Weinessig bereitet. Diejenigen Fabrikanten,
                              welche Holzessig bereiteten, mußten hauptsaͤchlich essigsaures Eisen und
                              Blei, von welchen so viel gebraucht wird, darzustellen suchen; da sie aber
                              spaͤter sahen, daß man das essigsaure Blei in den Kattundrukereien, welche
                              ihnen dasselbe fast ganz abkauften, groͤßten Theils nur dazu gebraucht, um
                              durch doppelte Zersezung essigsaure Alaunerde zu bereiten, so versuchten mehrere
                              unter ihnen, selbst dieses essigsaure Salz zu bereiten, um es schon fertig in den
                              Handel zu bringen, und sie bedienten sich zu diesem Ende des essigsauren Kalks,
                              welchen sie dadurch erhielten, daß sie die durch Destillation des Holzes erhaltene
                              Fluͤssigkeit mit Kreide saͤttigten. Der so bereitete Mordant wurde
                              jedoch in den Kattundrukereien nicht sehr guͤnstig aufgenommen, und dieß
                              veranlaßte Hrn. Kestner ein anderes Verfahren fuͤr
                              seine Bereitung auszumitteln. Er ersuchte das chemische Comité, einige
                              Versuche mit der essigsauren Alaunerde anzustellen, welche er ihm als Muster
                              uͤbergab. Das Comité glaubte, daß die Anwendung derselben im Großen
                              dazu das geeignetste Verfahren und dasjenige sey, welches das verlaͤßlichste
                              Resultat geben muͤsse. Es bat daher Hrn. Koechlin-Schouch, damit Versuche in seiner Fabrik anzustellen. Aus
                              den Beobachtungen dieses Fabrikanten geht hervor, daß die essigsaure Alaunerde des.
                              Hrn. Kestner keine in der Faͤrberei nachtheilige fremde Substanz
                              enthaͤlt und, wie es der Verfasser der Abhandlung angab, dieselben Nuancen,
                              wie der Mordant Nr. 3. (polyt. Journ. Bd. XXX. S.
                                 39.) gibt. Uebrigens bedient man sich des, aus der chemischen Fabrik des
                              Hrn. Kestner hervorgehenden Mordants mit großer Ersparniß
                              (von ungefaͤhr 30 Prozent). Durch langen Gebrauch koͤnnen jedoch erst
                              die Vortheile, welche er gegenwaͤrtig darbietet, bewaͤhrt und die
                              Nachtheile, wenn er solche verursachen sollte, enthuͤllt werden.