| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. XXIV., S. 68 | 
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                        XXIV.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Jahres-Bericht der Société industrielle de
                                 Mulhouse vom J. 1828.
                           Hr. Joh. Zuber, d. Sohn, erstattete am
                              26. December den dritten Jahres-Bericht uͤber die
                              Société industrielle de
                                 Mulhausen, der sich in ihrem Bulletin N. 8. S. 222 abgedrukt befindet. Es erhellt
                              aus demselben, daß die HHrn. Dollfus-Mieg und Nik.
                              Koͤchlin Bruͤder die besten Oefen in Frankreich
                              besizen und dafuͤr auch von der Société d'Encouragement zu Paris die
                              Medaille erhielten, daß es Hrn. Lagier zu Avignon bereits gelungen ist, den Krapp so
                              zu verfeinern, daß ein Pfund ferner Krappbluͤthe
                              „(fleur de
                                    grance)“ eben so viel leistet, als 5 oder 6
                              Pfund des besten Krappes) daß Hr. Kestner eine bessere Bereitungs-Art des
                              Bleizukers und der brenzeligen Holzsaͤure, Hr. Schwartz eine bessere Bereitung des
                              fluͤssigen und trokenen Kalkchloruͤres lehrte, so
                              wie Hr. Mainbourg eine bessere
                              Methode, Chromsaͤure zu bereiten angegeben hat. Die Société hat zu einer
                              Statistik der Industrie von Muͤlhausen nicht weniger als
                              1200 Tabellen entworfen. Sie hat eine Maͤdchenschule
                              errichtet, in welcher eine Gesellschaft junger Damen 72 arme
                              Maͤdchen des Abends nach den Feier-Stunden
                              unterrichtet) sie hat eine Zeichenschule, eine Schule
                              fuͤr Geometrie fuͤr die Arbeiter
                              gegruͤndet, und Vorlesungen uͤber Chemie
                              veranstaltet. Sie besserte die Moralitaͤt ihrer Arbeiter
                              durch Unterdruͤkung der Lotterie, und sorgte fuͤr
                              die Erhaltung der Gesundheit derselben. Sie half ihrem
                              Mitbuͤrger, dem unsterblichen Lambert, am 27. August 1828, zur
                              Saͤcular-Feier seines Geburts-Jahres, ein
                              Denkmal errichten. Diese hoͤchst achtbare Gesellschaft
                              hat sich zeither bis auf 83 Mitglieder vermehrt, von welchen 18
                              korrespondirende, und 7 Ehren-Mitglieder sind. Hr.
                              Leonhard Schwartz ging nach Moskau:
                              ein Verlust fuͤr Muͤlhausen, den
                              diese Stadt nicht erlitten haben wuͤrde, wenn Rußland so
                              einfaͤltig gewesen waͤre, wie andere Staaten, und
                              seine Graͤnzen der Industrie Frankreichs, Englands,
                              Sachsens und der Schweiz offen gelassen haͤtte, Statt
                              seine Unterthanen zur Industrie aufzumuntern, und seine Rubel
                              fuͤr die Cultur seiner Wuͤsten zu sparen. Jedes
                              Land wird zu Grunde gehen, in welchem das System der freien
                              Einfuhr der rohen Producte, der Bedingung zur Arbeit auf die
                              Produkte der Industrie, auf die Arbeit selbst, ausgedehnt wird.
                              Wenn auch die Einfuhr-Verbote das Schwarzen
                              beguͤnstigen, so ist doch die Demoralisation, die durch
                              das Schwarzen entsteht, und uͤber welche die Advokaten
                              der freien Einfuhr so sehr schreien, bei weitem nicht so groß,
                              als jene Demoralisation, die dadurch entsteht, daß man
                              Muͤssiggang und Bettelei im Lande foͤrdert. Was
                              hat Huskisson fuͤr ein groͤßeres Elend
                              uͤber England dadurch gebracht, daß er den Einfuhrzoll
                              auf franzoͤsische Seidenzeuge von 60 p. C. auf 30 p. C.
                              herabsezte! 10,000 Bettler und Vagabunde hat er geschaffen, die
                              im Lande umher ziehen und pluͤndern und Blut vergießen!
                              Und wie schaͤndlich, wie doppelzuͤngig ist nicht
                              seine Sprache. Ernennt einen Einfuhrzoll von 30 p. C.
                              Handels-Freiheit, waͤhrend jeder Schwaͤrzer
                              die sichere Umgehung des Zolles und den ganzen Werth seiner
                              Schwaͤrzung mit sechszehn
                              Pro-Cent bei eigenen Assecuranz-Anstalten kann assecuriren lassen. Wenn Hr. Huskisson es mit den Feinden seines
                              Vaterlandes oder mit seinem Vaterlande ehrlich gemeint haͤtte, so wuͤrde er
                              entweder den Einfuhrzoll auf 15 oder auf 12 p. C. herabgesezt
                              haben, wo dann keine Assecuranz fuͤr das Gelingen des
                              Betruges mehr moͤglich gewesen waͤre, oder er
                              haͤtte die alte Strafe der Deportation fortbestehen
                              lassen, gegen die gleichfalls Niemand Assecuranz geben wird.
                              Solche halbe Maßregeln, die an und fuͤr sich Betrug sind,
                              fuͤhren zu nichts wie Unheil. England hat jezt dieselbe
                              Anzahl Schwarzer, die es ehevor hatte, hat
                                 sie sogar noch assecurirt, und hat 10,000 brotlose
                              Menschen. Jeder ehrliche Mann von geradem Sinne, der
                              Moralitaͤt nicht bloß im Munde, sondern im Herzen
                              fuͤhrt, wird gestehen, daß die Moralitaͤt in einem
                              Lande durch 10,000 Bettler mehr gefaͤhrdet ist, als durch
                              einige hundert Schwarzer. – Herrlich und vortrefflich,
                              und wahrhaft das Herz erhebend, ist die Schlußrede des Hrn. Zuber, mit welcher er seinen Bericht
                              endet: wir bedauern, daß wir sie, beschrankt durch den engen
                              Raum unserer Blaͤtter, nicht ganz mittheilen
                              koͤnnen, und sie in die wenigen Worte fassen
                              muͤssen: „des Menschen erste Pflicht ist Licht
                                 und Wahrheit uͤberall und uͤber Alles zu
                                 verbreiten, kraͤftig und maͤnnlich alles Gute,
                                 und vor allem Liebe zur Arbeit, zu foͤrdern: dann
                                 moͤgen die Freunde der Finsterniß und der mystischen
                                 Taͤuschung, die Geheimnißkraͤmer und die
                                 Privilegien-Jaͤger, die Egoisten aller Classen
                                 ihre Verschwoͤrung gegen die Menschheit noch so fein
                                 gesponnen haben; sie werden unterliegen, unterliegen unter
                                 der Kraft eines einzigen edlen und geraden, festen und
                                 offenen Mannes.“
                              
                           
                        
                           Ueber den gegenwaͤrtigen Zustand
                              des Fabrikwesens und des Handels
                           lesen wir in unseren deutschen
                              Zeitungsblaͤttern nur dasjenige, was dem
                              ungluͤkseligen Huskisson'schen Systeme von freier Einfuhr
                              schmeichelt; nicht aber das, was der erfahrne Fabrikant und
                              Kaufmann im Parliament uͤber die ungluͤkseligen
                              Neuerungen spricht, die auf dem Punkte stehen England in den
                              Abgrund des Verderbens zu stuͤrzen.
                           Wir moͤgen allerdings uns auf dem festen Lande freuen,
                              wenn Englands Industrie zu Grunde geht; desto mehr wird die
                              unsrige sich heben. Indessen ist diese Schadenfreude doch immer
                              mit dem Schmerzen gepaart, den jeder ehrliche Mann in seiner
                              Brust fuͤhlen muß, das Beste, das Vollkommenste, das
                              Hoͤchste, was Genie und Fleiß bisher im Fache der
                              Industrie auf der weiten Welt hervorzubringen vermochte, so
                              muthwillig, so gelehrteinfaͤltig vernichtet zu sehen.
                              Wird es irgend ein Staat jemals so weit im Gebiete der Industrie
                              bringen koͤnnen, als England es gebracht hat, als England
                              es noch gebracht haben wuͤrde, wenn man seine weisen
                              alten Geseze nicht so muthwillig und thoͤricht einer
                              leeren halbgelehrten Grille geopfert haͤtte? Die
                              Theo-Philanthropen unserer Tage haben der Menschheit eben
                              dadurch eine unheilbare Wunde geschlagen, wodurch sie ihr
                              aufzuhelfen versuchten. Die Fortschritte des menschlichen
                              Geistes uͤber dem ganzen Erdballe sind gelahmt, sobald
                              sie dort erstarren) wo sie bisher auf dem hoͤchsten
                              Punkte standen.
                           
                           Die Vertheidiger des ungluͤkseligen Huskisson'schen
                              Systemes, blind gegen das Unheil, das wir uͤber ganz
                              England verbreitet sehen, stuͤzen sich auf die
                              Majoritaͤt, die sie im Parliamente finden. Ist es die
                              Mehrzahl allein, die immer Recht hat? Wissen wir nicht, daß ein
                              Narr zehn andere macht, und daß folglich, wenn in einer
                              Versammlung von 300 Menschen nur 20 Narren sind, bald eine
                              absolute Mehrheit zum Vorscheine kommen wird, die nichts weniger
                              als auf der Seite der Weisheit ist? „Man sagte einst
                                 dem guten alten Koͤnige, Georg III., um ihn
                                 fuͤr eine gewisse Ansicht zu gewinnen“
                              – so erzaͤhlt der alte Earl of Westmoreland im
                              dießjaͤhrigen Parliamente (er war Ohrenzeuge bei der
                              Unterredung, die er hier anfuͤhrte) –
                              „daß sogar die beiden ewigen Antagonisten, Pitt und Fox, in dieser Angelegenheit einerlei Meinung
                                 waren. Wenn Pitt, sprach Georg III., einer anderen Meinung
                                 ist, als Fox, so mag irgend einer von beiden Recht haben;
                                 wenn aber beide einerlei Meinung sind, so bin ich, bei Gott!
                                 versichert, daß beide zugleich Unrecht haben.“
                              Was soll Stimmen-Mehrheit uͤber einen Gegenstand,
                              der Industrie und Handel betrifft, in einem Parlamente bedeuten,
                              in welchem die Wahl von zwei Dritteln der Mitglieder erkauft
                              ist, und in welchem neun Zehntheile von Gewerbe und Handel auch
                              nicht eine Sylbe verstehen?
                           Noch ein anderes großes Ungluͤk fuͤr die gesammte
                              Menschheit ist dieses, daß alle Hoffnung fuͤr freien
                              Handel mit Ostindien, wie es sich schon aus den ersten Debatten
                              im Parlamente uͤber denselben ergibt, fuͤr Jahre
                              hinaus verloren ist, und zwar vorzuͤglich deßwegen, weil
                              diejenigen ihn vorschlugen, die das Land bereits durch ihre
                              Vorschlaͤge freier Einfuhr so tief ungluͤklich
                              gemacht haben, und die bei der Regierung selbst ihren Credit
                              verloren haben, obschon diese, um sich nicht in ihrem Ansehen zu
                              schaden, noch immer die Ungereimtheiten aufrecht halten muß, zu
                              welchen sie sich fruͤher von diesen Aposteln einer
                              uͤbel verstandenen Freiheit verfuͤhren ließ.
                           Es ist der Muͤhe werth zu hoͤren, was der schlichte
                              alte, von der ganzen Welt unabhaͤngige, Alderman von
                              London, Hr. Waithman, uͤber
                              den gegenwaͤrtigen Zustand des Fabrikwesens und des
                              Handels in England am 8. Mai l. J. im Unterhause sprach, nachdem
                              der Lord-Kanzler der Schazkammer den Budget vorgelesen,
                              und „den bluͤhenden Zustand
                                 Englands“ geschildert hat.
                           Er sagteGalignani N. 4422., er size bereits viele Jahre lang im Parlamente und
                              hoͤre alle Jahre, wann das Budget vorgelegt wird, von dem
                              bluͤhenden Zustande der Fabriken und des Handels
                              sprechen. Die Rede Sr. Herrlichkeit sey wunderschoͤn
                              ausstaffirt, sage aber ungluͤklicher Weise nichts, was zur Sache gehoͤrt.
                              Es kommt in derselben viel von Ueberfuͤhrung der
                              Maͤrkte, von bluͤhendem Zustande der Gewerbe und
                              des Handels, von Zunahme der Capitalien und anderen
                              schoͤn klingenden Anspielungen vor; er muͤsse aber
                              fragen: wo denn der zunehmende Wohlstand Englands zu finden sey?
                              Vielleicht bei der arbeitenden Classe? Diese verhungert jezt.
                              „Gewerbe und Handel bluͤhten bei uns nur so
                                 lang, als Einfuhr-Verbot Statt hatte. Es ist eine
                                 reine Thorheit, Auslaͤnder ihre Waaren, die wir
                                 selbst besser erzeugen koͤnnen, in unser Land
                                 einfuͤhren zu lassen, und unseren armen
                                 Fabrik-Arbeitern den Bissen Brotes, den sie sauer
                                 genug verdienen muͤssen, vom Munde wegreißen zu
                                 lassen. Es ist unmoͤglich, daß die Armen Arbeit
                                 finden, die Abgaben bezahlt werden koͤnnen, daß
                                 Gewerbe und Handel bluͤhen koͤnnen, wenn man
                                 den Auslaͤnder gegen den eigenen Unterthan in Schuz
                                 nimmt.“ Er will dem Hause folgende officielle Uebersicht uͤber
                              die Ausfuhr der Producte Englands vorlegen, aus welcher der
                              gegenwaͤrtige Zustund der Gewerbe und des Handels in
                              England sich deutlich ergibt.
                           
                        
                           Ausfuhr der Manufakturen und Produkte
                                 Großbritanniens vom Jahre 1814 bis 1828 inclusive nach
                                 officiellem und declarirtem Werth.
                           
                              
                                 Jahr.
                                 Officieller
                                    Werth.     Pfd.
                                    Sterl.
                                 Wirklicher
                                    Werth.     Pfd.
                                    Sterl.
                                 Unterschied beider.
                                           Pfd.
                                    Sterl.
                                 Ueberschuß des
                                    wirklichenWerthes uͤber den
                                    officiellen
                                 
                              
                                 1814
                                    36,092167
                                    47,851153
                                    11,759286
                                 
                                 
                              
                                 1815
                                    44,053455
                                    53,217445
                                      9,163990
                                 
                                 
                              
                                 1816
                                    56,714555
                                    42,942951
                                      6,228398
                                 
                                 
                              
                                 1817
                                    36,697610
                                    42,955256
                                      6,257646
                                 
                                 
                              
                                 1818
                                    41,558585
                                    43,626253
                                      2,067668
                                 
                                 
                              
                                 1819
                                    44,564044
                                    48,903760
                                      4,139716
                                 
                                 
                              
                                 1820
                                    35,634415
                                    37,339506
                                      1,705091
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 vom J. 1814 bis 1820
                                    41,521,795 Pfd. Sterl.
                                 
                              
                                 1821
                                    40,240277
                                    38,619897
                                      1,620380
                                 
                                 
                              
                                 1822
                                    40,831744
                                    36,659631
                                      4,172113
                                 
                                 
                              
                                 1823
                                    44,236533
                                    36,968954
                                      7,269659
                                 
                                 
                              
                                 1824
                                    43,804372
                                    35,458048
                                      8,346324
                                 
                                 
                              
                                 1825
                                    48,735551
                                    38,396300
                                    10,339251
                                 
                                 
                              
                                 1826
                                    40,965735
                                    31,536723
                                      9,429012
                                 
                                 
                              
                                 1827
                                    52,212880
                                    37,182857
                                    15,036423
                                 
                                 
                              
                                 1828
                                    52,797455
                                    36,814176
                                    15,983279
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 vom J. 1820 bis 1828
                                    80,532,795 Pfd. Sterl.
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 
                                     Pfd. Sterl.
                                 
                              
                                 Wirklicher Werth uͤber dem officiellen von
                                 1814 bis 20:
                                   41,521795
                                 
                              
                                   desgl.
                                          – unter
                                    –       desgl.
                                           –
                                 1826
                                     –  29:
                                   83,243769
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 Total-Betrag der
                                    Entwerthung
                                 
                                 124,698076So ist's im Original; es scheint aber
                                          fehlerhaft.A. d. U.
                                 
                              
                                 Durchschnitt 
                                    der  jaͤhrlichen  Ausfuhr 
                                    von
                                 1814 bis 20 –
                                   45,262,375
                                 
                              
                                   desgl.
                                                  desgl.        desgl.
                                 1821  –  28
                                    –
                                   36,462,09
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 Jaͤhrliche Abnahme waͤhrend der lezten 8
                                    Jahre ohne Colonial-Producte.
                                     8,800,356
                                 
                              
                           
                              
                                 Durchschnitt der
                                    jaͤhrlichen Ausfuhr
                                 an Colonial- und
                                    fremden
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Producten vom Jahre 1814 bis 20
                                    –
                                 14,517,378
                                 
                              
                                 Durchschnitt der
                                    jaͤhrlichen Ausfuhr
                                 an Colonial- und
                                    fremden
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Producten vom Jahre 1821
                                    –   28 –
                                   9,992,638
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Abnahme in den lezten 8
                                    Jahren
                                 
                                   4,524,690
                                 
                              
                                 Die Abnahme
                                    der Ausfuhr an inlaͤndischen Producten und
                                    Colonial-Artikeln und fremden Producten war
                                    in den lezten 8 Jahren
                                 13,325,046
                                 
                              
                           Die Entwerthung 28 Millionen von 48 Millionen, oder
                              ungefaͤhr 60 p. C.
                           „Man sagt nun: der officielle Werth hat von 36
                                 Millionen auf 52 zugenommen. Allein der wirkliche Werth hat
                                 von 47 auf 36 Millionen abgenommen. Man kann sagen, die
                                 traurige Lage unserer Fabriken entstand durch
                                 Ueberfuͤllung des Marktes: wenn man dieß auch zugibt,
                                 kann dieß allein so viele Tausend Stuͤhle still
                                 stehen, so viele Tausend Arbeiter verhungern lassen? In den
                                 lezten 12 Jahren haben wir 120 Millionen Pfd. Sterl. Ausfuhr
                                 eingebuͤßt; auch die Colonial-Artikel stokten,
                                 so wie die fremde Fracht in den lezten 8 Jahren. Die wahre
                                 Ursache von dem ganzen Unheil ist diese, daß die Minister im
                                 Parliament das Volk mit einer Menge falscher Hoffnungen
                                 getauscht haben, waͤhrend in der Wirklichkeit auch
                                 nicht ein einziger Handels-Zweig dem Fabrikanten
                                 ersprießlich war.“ Ihm ist es so klar, wie zwei
                              Mal zwei vier, daß das Land, wenn es so fort geht, nicht
                              laͤnger mehr bestehen kann. (Hoͤrt! Hoͤrt!)
                              „Die Abgaben bleiben dieselben; aber
                                 Haͤuser und Gruͤnde, Capitalien, Waaren und
                                 Erzeugnisse fallen so sehr im Werthe, daß wir jezt in der
                                 That doppelte Abgaben zahlen, waͤhrend der Preis der
                                 Waaren derselbe bleibt, oder vielmehr sinkt, und jener der
                                 Lebensmittel steigt. Die Vorsicht mag es zum Guten leiten,
                                 waͤhrend man zwischen Furcht und einer Hoffnung
                                 schwanken muß, die hoͤchst wahrscheinlich nie in
                                 Erfuͤllung ergehen wird.“ Es thut ihm
                              leid, wenn er etwas sagen mußte, wodurch das Elend im Lande nur
                              vermehrt zu werden scheint; aber gerade dieß scheint ihm das
                              einzige Mittel dieses Elend zu vermindern. „Das Haus
                                 soll sich nur auch geneigt zeigen, die Ursachen dieses
                                 Elendes gruͤndlich zu untersuchen, und Mittel gegen
                                 dasselbe schaffen.“
                              
                           Waͤhrend dieser gute alte Mann sprach, war das Haus so
                              ungezogen, daß der Praͤsident es
                              oͤfters zur Ordnung rufen, und die ehrenwerthen
                              Mitglieder einladen mußte, auf ihre Baͤnke zu gehen. So
                              unmaͤnnlich benahm sich, das Parliament vom J. 1829 bei
                              einer der wichtigsten Verhandlungen, waͤhrend Tausende im
                              Volke wegen seiner Thorheiten verhungern.
                           Oberst Davies, ein alter
                              wuͤrdiger Krieger, nahm nach dem Alderman Waithman das Wort, und sagte seinen
                              Herren Collegen, daß er sich an ihrer Stelle uͤber die
                              Unaufmerksamkeit schaͤme, mit welcher sie einen so
                              wichtigen Gegenstand behandelten. Er fragte sie, „wie
                                 es moͤglich waͤre, mit offenen Augen umher zu
                                 gehen, und das Elend nicht zu sehen, und mit (langen) Ohren
                                 den lauten Jammer nicht zu hoͤren? Im ganzen Lande
                                 sey der Credit dahin; der Mann, dem man ehevor Tausende auf
                                 sein Wort lieh, ist jezt kaum mehr im Stande so viel zu
                                 finden, als er selbst braucht. Capitalisten unterhalten jezt
                                 ihre Fabriken, die ihnen keine Zinsen mehr bringen, nur bloß
                                 deßwegen noch, damit ihre Arbeiter, die ihnen ehevor
                                 dienten, nicht in's Arbeitshaus muͤssen; damit sie
                                 selbst nicht noch mehr Armen-Taxe fuͤr sie
                                 zahlen muͤssen. Wenn der Capitalist nun in einer
                                 solchen Lage sich befindet; wie muß die Lage des armen
                                 Arbeiters seyn, der von demselben abhaͤngt?
                                 „Er sieht rings um sich her nichts wie Elend,
                                    und in der Ferne vor sich die Verzweiflung.“
                                 Der Lord-Kanzler sprach von Allem, nur nicht von den
                                 hohen ungeheueren Abgaben. Diese sind es, die das Ausland in
                                 den Stand sezen, ihre Waaren auf unseren Markt zu bringen;
                                 diese haben die Baumwollen-Manufakturen in Frankreich
                                 und Deutschland errichtet und bluͤhend gemacht; diese
                                 haben den Eisenhandel der Deutschen so hoch empor gebracht,
                                 daß sie uns nicht nur auf neutralem Boden, sondern selbst
                                 auf unserem eigenen aus dem Markte schlagen. Am Ende des
                                 lezten Krieges waren wir die Herren auf allen Markten
                                 Europens; seit dieser Zeit aber sind unsere Abgaben so hoch
                                 gestiegen, daß wir unsere Waaren nur unter so hohen Preisen
                                 liefern koͤnnen, daß das Ausland dadurch gezwungen
                                 wurde der Rivale Englands zu werden. Wir duͤrfen
                                 nicht vergessen, daß die Hoͤhe, auf welcher wir in
                                 der Staatenreihe Europens stehen, eine erkuͤnstelte
                                 ist; daß die Natur uns zu einem Staate der zweiten oder
                                 dritten Groͤße geschaffen hat; daß weder unser Klima
                                 noch unser Boden uns eine Ausdehnung gestattet, durch welche
                                 wir Staaten des ersten Ranges gleich kommen koͤnnen.
                                 Die Groͤße, zu welcher wir emporgestiegen sind, haben
                                 wir durch Gewerbe und Handel erhalten; wenn wir diese nicht
                                 kraͤftig und gehoͤrig unterstuͤzen,
                                 werben wir bald das Schiksal der alten Hollaͤnder und
                                 aller anderen fruͤheren
                                 Handlungs-Voͤlker theilen, deren Groͤße
                                 lediglich auf dem Handel beruhte. Nach der Art, wie wir jezt
                                 unsere Geschaͤfte fuͤhren oder vielmehr
                                 umwerfen, sollte man glauben wir seyen blind geworden gegen
                                 alles, was in Europa in den lezten 14 Jahren geschah. Viele
                                 Voͤlker haben eine bessere, eine freiere Verfassung
                                 erhalten, als die unsrige nicht ist, und selbst in den nicht
                                 constitutionellen Staaten ist ein Volksgeist, der Gewerbe
                                 und folglich auch Handel belebt.“ (Er berechnet
                              nun die Abgaben anderer Laͤnder im Vergleiche zu jenen
                              Englands, und findet, daß, waͤhrend in Frankreich 15 fl.
                              36 kr., in Amerika 6 fl. auf den Kopf kommen, der
                              Englaͤnder 4 Pfd. Sterl. (48 fl.) fuͤr den
                              seinigen bezahlen muß.) „Dieß ist hart genug,
                                 „sagt er“; es wird aber, wenn es so
                                 fort geht, noch immer schlechter werden; denn die Abgaben
                                 nahmen in den lezten Jahren im geometrischen
                                 Verhaͤltnisse zu.“
                              
                           Hr. Attwood, auch ein erfahrner
                              Staatswirth, bemerkte „daß, wie Alderman Waithman schon fruͤher
                                 zeigte, es ein sehr irriger Schluß ist, wenn der
                                 Lord-Kanzler glaubt, die hoͤhere Ausfuhr im J.
                                 1828 zeige von einem hoͤheren Wohlstande, von einer
                                 hoͤheren Bluͤthe der Fabriken. In diesen
                                 Fehler fallen so viele gnaͤdige Herren, selbst in
                                 einer Zeit, wo unsere Schiffs-Eigenthuͤmer so
                                 laut klagen, daß sie zu Grunde gehen muͤssen. Wie ist
                                 ein solcher Fehlschluß moͤglich? Ich will versuchen
                                 zu zeigen, wie er moͤglich wird, und zwar aus der
                                 neueren Geschichte eines Erwerbszweiges, an welchem mehrere
                                 Mitglieder des Hauses Theil nehmen; aus der Geschichte
                                 unserer Eisenwerke. Sie sollen mich Luͤgen strafen,
                                 wenn ich zu viel behaupte, indem ich sage, daß kein
                                 Erwerbszweig verderblicher fuͤr diejenigen ist, die
                                 denselben betreiben, als Eisenwerke gegenwaͤrtig in
                                 England sind. Nie trug das auf dieselben gewendete Capital
                                 weniger, nie war der Verdienst dabei geringer; wenn die
                                 gegenwaͤrtige Lage unserer Eisenwerke nicht
                                 verbessert wird, so erzeugt England in fuͤnf
                                 Jaͤhren keine Stange Eisens mehr. Und doch
                                 wird gegenwaͤrtig eine ungeheuere Menge Eisens
                                 erzeugt und ausgefuͤhrt: nach den
                                 Ausfuhr-Listen unseres erzeugten Eisens sollte man
                                 glauben, die Eisenwerke muͤßten in einem
                                 hoͤchst bluͤhenden Zustande sich befinden. Nun
                                 ist es aber Thatsache, daß sie alle auf dem Punkte stehen zu
                                 Grunde zu gehen. Die aͤußerst niedrigen Eisenpreise
                                 zwingen die Besizer der Eisenwerke so viel als nur immer
                                 moͤglich zu erzeugen, um nur, wie man zu sagen
                                 pflegt, noch schnaufen zu koͤnnen. Sie vermehren aber
                                 eben dadurch ihr Erzeugniß, und entwerthen dasselbe noch
                                 mehr. Sie treiben Raubbau, nur um Erz genug zu erhalten, und
                                 sie werden, selbst wenn es in der Folge besser gehen sollte,
                                 nicht mehr Erz genug haben: schon jezt ist hier und da der
                                 Vorrath gaͤnzlich aufgearbeitet. Eben so
                                 muͤssen auch unsere Schiffer, wenn sie nicht so
                                 wohlfeil laden wollen, wie Russen und Preußen,
                                 gaͤnzlich zu Grunde gehen; sie gehen aber auch zu
                                 Grunde, wenn sie so wohlfeil laden, wie diese, weil ihre
                                 Schiffe etc. ihnen sechs Mal theuerer zu stehen kommen. Den
                                 deutlichsten Beweis, wie wenig es erlaubt ist, von
                                 vermehrter Ausfuhr auf erhoͤhten Wohlstand der
                                 Fabriken zu schließen, hat Irland geliefert. Kann es ein
                                 ungluͤklicheres Jahr fuͤr irgend ein Land
                                 geben, als das Jahr 1822 es fuͤr Irland gewesen ist?
                                 Und doch war die Ausfuhr aus Irland in diesem Jahre des
                                 Ungluͤkes groͤßer als in keinem anderen, so
                                 lang noch diese Insel im Meere stand; sie uͤbertraf
                                 die Ausfuhr der beiden folgenden Jahre zusammengenommen. Die
                                 Ausfuhr war am groͤßten in Irland, als die Bewohner
                                 dieser Insel von Hunger, Elend und Seuchen beinahe
                                 aufgerieben wurden. Und so ist es jezt in England:
                                 ungeheuere Ausfuhr an Fabrikaten, und unsere Fabrikarbeiter
                                 pluͤndern jeden Brotwagen und verhungern noch dabei.
                                 Wir uͤberschwemmen andere Laͤnder, wo wir
                                 koͤnnen und duͤrfen, mit unseren Waaren, weil
                                 die Noth bei Hause ist. Eine Regierung, die nach
                                 verstaͤndigen Grundsaͤzen handelt,
                                 wuͤrde die Ursachen auszumitteln suchen, die solches
                                 Unheil uͤber das Volk brachten, das seiner Leitung
                                 anvertraut ist. Unsere Regierung aber kuͤmmert sich
                                 um solche Dinge nicht; sie ist in Apathie versunken, und
                                 nimmt eben so wenig Kenntniß von der gegenwaͤrtigen
                                 Lage Englands, als sie ehevor im J. 1822 durch die Lage
                                 Irlands geruͤhrt ward. Die gegenwaͤrtige Lage
                                 unseres Landes ist hoͤchst unnatuͤrlich und
                                 außerordentlich. Wenn alle Elemente des
                                 National-Wohlstandes aus den Angeln gehoben sind;
                                 wenn die Arbeit keinen Lohn, das Capital keine Zinsen mehr
                                 findet, so ist es, denke ich, Zeit, daß das Haus einem so
                                 hochwichtigen Gegenstande mehr Aufmerksamkeit
                                 schenkt.“
                              
                           Warum geben unsere deutschen Zeitungen uns nicht diese Stellen
                              aus den Parliaments-Verhandlungen? Warum lassen sie immer
                              nur Hrn. Huskisson sprechen, und,
                              wenn seine Meinung in einem bezahlten
                              Hause durchgeht, diese fuͤr die allein selig machende
                              gelten? Wollen sie Hrn. Huskisson's
                              Meinung dem festen Lande mit aller Gewalt aufbinden? Wenn auch
                              gewisse Laͤnder des Festlandes verdammt vom Schiksale zu
                              seyn scheinen, nie zu einer Industrie zu gelangen; wenn sie nie
                              lernen wollten, wie die Industrie in
                              England zu jener Groͤße emporstieg, die sie erreichte; so werden sie
                              vielleicht doch lernen wollen, wie
                              Englands Industrie zu Grabe ging;
                              und, da heute zu Tage der Krebsgang Sitte ist, wenigstens auf
                              diese Art vielleicht anfangen wollen die Industrie zu
                              foͤrdern. Wir haben dem Hukisson'schen Systeme bei seinem ersten Erscheinen,
                              vor Jahren, in unseren Blaͤttern die Nativitaͤt
                              gestellt. Unsere Vorhersagungen sind mit dem Blute vieler guten
                              Menschen, mit dem Verluste von Millionen an Capital, bei den
                              lezten Auftritten in den Fabrikstaͤdten Englands
                              beurkundet worden. Wie entschuldigte sich der Elende, der sie
                              veranlaßte, im Parliamente hieruͤber? „So etwas ist nichts
                                    Neues!“ sprach er. Wenn ein Sultan so
                              spraͤche, wuͤrde man, mit Recht, ihn verabscheuen;
                              wenn aber ein Theo-Philanthrop uͤber
                              Fuͤsilladen, die er hervorrief, sich so aussprechen kann
                              im Rathsaale eines freien Volkes; wenn er durch seine
                              Helfers-Helfer (im Chronicle,
                                 Galignan. 4423) um „Truppen! Truppen!“ zur
                              Ausfuͤhrung des „freien
                                    Handels-Systemes“ schreien
                              laͤßt, und „jede
                                    Fabriks-Stadt“ zur „bestaͤndigen
                                    Garnisons-Stadt fuͤr
                                    Militaͤr“ machen will (every manufacturing town should be
                                 constantly garrisoned by soldiers): dann darf man nicht
                              hinter solchen liberalen Ansichten
                              zuruͤk bleiben; dann muß man, mit dem Examiner, (Galign. a. a. O.) vor Allem empfehlen, „in
                                 jeder Straße einer Fabrik-Stadt eine mit
                                 Kartaͤtschen geladene Kanone mit brennender Lunte
                                 aufzustellen, die Fabrik-Gebaͤude selbst aber
                                 zu unterminiren, damit alle Fabrik-Arbeiter, wenn sie um Brot schreien, das ihnen der Auslaͤnder
                                 stiehlt, in einem Augenblike in die Luft fliegen
                                 koͤnnen.“
                              
                           
                        
                           Ueber Parkinson's und Crosley's
                              Patent-Vorrichtung zum Treiben der Maschinen.
                           Das Repertory of Patent Inventions
                              gibt in seinem Supplement zum VII.
                              Bd. S. 414. eine Notiz, uͤber das Patent, welches die
                              HHrn. Parkinson und Crosley, ersterer Gentleman zu
                              Barton, Lincolnshire, lezterer
                              Gas-Apparat-Fabrikant in Cottage-Lane,
                              City-Road, Middlesex, sich auf eine Vorrichtung zum
                              Treiben der Maschinen am 1. Aug. 1827 ertheilen ließen. Da diese
                              Notiz ohne Abbildung ist, so ist sie nicht zu brauchen, indem
                              die Vorrichtung sehr zusammengesezt ist: sie ist naͤmlich
                              auf abwechselnde Ausdehnung und Zusammenziehung der Luft
                              berechnet, und auf Verminderung und Erhoͤhung der
                              Temperatur derselben in geschlossenen Gefaͤßen. Zum
                              Gluͤke scheint an dieser Patent-Vorrichtung nicht
                              viel gelegen zu seyn; denn das Repertory bemerkt hieruͤber selbst S. 448.
                              „Vor gerade sechs Monaten ließen sich die HHrn.
                                 Robert und Jakob Stirling auf
                                 eine aͤhnliche Vorrichtung ein Patent ertheilen,
                                 woruͤber wir im lezten Bande S. 101. (Polyt. Journ. Bd. XXVII. S. 390.)
                                 Nachricht gegeben haben. Beide Patente haben so viel
                                 Aehnlichkeit mit einander, daß, wenn an den
                                 Patent-Rechten der einen wie der anderen etwas
                                 Bedeutendes gelegen waͤre, diese sehr
                                 gefaͤhrdet werden koͤnnten. Wir haben aber
                                 bereits in unseren Bemerkungen uͤber Stirlings Patent a. a. O.
                                 gezeigt, daß erhizte Luft, als Triebkraft, dem Dampfe weit
                                 nachsteht, und daß es nicht zu erwarten ist, daß
                                 Luft-Maschinen jemals mit Dampf-Maschinen in
                                 Concurrenz treten koͤnnen, indem sie, bei gleichem
                                 Aufwande fuͤr Maschinerie und Feuer-Material,
                                 im Ganzen nur den hundertsten Theil der Kraft einer
                                 Dampf-Maschine besizen.“
                              
                           
                        
                           Ueber eine Maschine Flachs zu spinnen und
                              zu verfeinern.
                           Das Diario mercantil zu Barcelona
                              erwaͤhnt nach einem Schreiben aus Cadiz einer Maschine,
                              mittelst welcher man dem Flachse die Feinheit der Baumwolle
                              geben, und, wie diese, auf der Muͤhle spinnen kann. Es
                              spricht auch von einer Maschine, den spanischen Ginster (génêt d' Espagne,
                              nicht Genista
                              hispanica, sondern Spartium
                              junceum
                              Spartiumjunceum wird wegen seiner
                                    wohlriechenden Blumen bei uns in Gaͤrten gezogen,
                                    muß aber im Winter in Stroh eingebunden werden. Ueber
                                    die Benuͤzung dieser Pflanze siehe Boͤhmer's technol.
                                    Geschichte der Pflanzen. Bd. I. S. 532. so fein wie Seide zu verarbeiten. Schon im J. 1788 hat
                              Don Jos. Serralta zu Soria eine
                              solche Fabrik errichtet, die sich jezt in der Nahe von Madrid
                              befindet, auf welcher der Flachs und das Werg kardetscht wird.
                              Im J. 1794 spann man zu Santjago den Flachs so fein, daß ein
                              Quentchen 400 Varas (einen Faden von 1200 Fuß Laͤnge)
                              gab. Man verfertigte daraus sehr feine Battiste fuͤr
                              Amerika. Zu Cadiz wurde spanisches Leinen-Garn aus
                              Galicien das Pfd. zu 25 bis 30 Realen verkauft. Man spann sogar
                              Garn von N. 90., d.h., Garn, von
                              welchem 84 Gebuͤnde, jedes zu 46 Varas, nur 2 Loth wogen.
                              Solches Garn wurde in Amerika mit Gold aufgewogen. – Was
                              den Ginster betrifft, so weiß man, daß Hiéron dem
                              Archimed befahl, die Schiffsseile aus Spartium
                              junceum verfertigen zu lassen. Im J.
                              1769 errichtete man zu Daymiel eine Fabrik zur Verarbeitung
                              dieses Materiales, zu welcher Karl III. im Jahre 4 772 aus
                              seiner eigenen Casse 20,000 Piaster hergab. Die daraus
                              verfertigten Zeuge wurden die Vara zu
                              4, 5 bis 7 Realen verkauft. Im J. 1774 waren 300 Weiber an
                              dieser Fabrik bloß mit dem Spinnen des Ginsters
                              beschaͤftigt. Man weiß heute zu Tage nicht mehr, wie
                              diese Pflanze behandelt wurde. Der jezt zu Barcelona gesponnene
                              Ginster liefert Garn von N. 40., und
                              wird um 8 Realen das Pfd. verkauft. Gaceta de Bayona. 30. Jan. 1829, (Bullet. d. Scienc. technol.
                                 Maͤrz, S. 256.)
                           
                        
                           Maschine zum Straßenkehren.
                           Oberst Boaze erfand eine Maschine zum
                              Straßenkehren, die einem bedekten Karren gleich sieht. Sie wird
                              von zwei Pferden gezogen. Ein Raͤderwerk treibt ein
                              Rad mit Besen und ein anderes mit Schaufeln. Nach einem in
                              Regent-Street angestellten Versuche kehrt diese Maschine
                              in 10 Minuten 50 Klafter. (Observer.
                                 Galignani. N. 4413.)
                           
                        
                           Lieut. Wilh. Rodger's verbesserte Anker,
                           auf welche derselbe sich am 13.
                              Maͤrz 1823 ein Patent ertheilen ließ, sind, jedoch ohne
                              Abbildung, im Repertory of
                                 Patent-Inventions, Mai, S. 279. beschrieben, und
                              ohne Zeichnung unverstaͤndlich. Eine Idee von denselben
                              kann man sich indessen daraus machen, daß das Repertory bemerkt, diese neuen Anker
                              seyen jenen des Hrn. G. Hawkes,
                              worauf dieser im November 1823 ein Patent nahm, (Repertory, new Series, IV. Bd. p. 257. Polytechn. Journ. Bd. XVII. S. 52.) so aͤhnlich, als zwei Anker,
                              die nach demselben Grundsaze geschmiedet sind, es nur immer seyn
                              koͤnnen, und daß sie noch aͤhnlicher
                              waͤren, wenn Hrn. Rodger's
                              Anker nicht eine hoͤlzerne Seele haͤtte,
                              waͤhrend jene des Hrn. Hawkes
                              ganz von Eisen sind. Die Abweichungen der Anker des Hrn. Rodger von jenen des Hrn. Hawkes sind uͤbrigens ganz zum
                              Nachtheile der ersteren ausgefallen, und leztere verdienen den
                              Vorzug. Sie werden mit der Hand geschmiedet, und kommen folglich
                              theuerer, als jene die auf Strekwerken gearbeitet werden.
                           
                        
                           Das Dampfboth, Potomac,
                           Capt. Jenkins,
                              verungluͤkte durch Springen seines Kessels auf James
                              River. (Galignani N. 4411.)
                           
                        
                           Ueber S. Clegg's verbesserte Dampfmaschine,
                           uͤber welche wir im Polyt. Journ. Bd. XXXI. S. 161.
                              Nachricht ertheilten, liefert das Repertory of Arts Patent-Inventions, Mai, S.
                              288. eine Recension, aus welcher erhellt, daß die Vorrichtungen
                              an derselben allerdings originell und neu sind, daß sie aber
                              nicht brauchbar sind.
                           
                        
                           Vergleichung der Kraft einer Dampfmaschine
                              von Hrn. Risler und von den HHn. Peel und Williams.
                           Hr. Jos. Koͤchlin nahm an einer
                              Dampfmaschine der HHrn. Risler nach
                              Woulf's Systeme die Probe mit dem
                              Zaume vor, und fand, daß sie eben so gut war, wie eine
                              Dampfmaschine von gleicher Pferdekraft aus der
                              Werkstaͤtte der HHrn. Peel und
                              Williams, die nach Bolton und Watts Systeme gebaut war. (Bulletin d. l. Soc. industrielle de Mulhouse, N. 8.
                              p. 250.)
                           
                        
                           Neue Art von Kanonen.
                           Nach dem Scotsman in Galignani N. 4417. lassen die Russen
                              auf den Carron-Eisengußwerken in Schottland Kanonen
                              gießen, die die Laͤnge von 64 Pfuͤndern, aber nur
                              ein Caliber von 1 1/2 Zoll haben. Diese Kanonen muͤssen
                              ungemein weit schießen.
                           
                        
                           Versuche mit dem Erdbohrer um
                              Muͤlhausen.
                           Wir haben schon oͤfters Gelegenheit gefunden, der Société de Mulhausen
                              unsere Verehrung zu bezeigen, und freuen uns dieß neuerdings bei
                              Gelegenheit der Versuche mit dem Erdbohrer wiederholen zu
                              koͤnnen, welche diese achtbare Gesellschaft unter der
                              Aufschrift Aperçu
                                 géologique sur les Environs de Mulhouse im 8ten
                              Stuͤke ihres Bulletin S. 258.
                              bekannt machte. Es ist um so erfreulicher, hier Wissenschaft auf
                              Kuͤnste angewendet zu sehen, als dieß leider so selten
                              geschieht, und Gelehrte gewoͤhnlich es
                              verschmaͤhen sich zu den Werkstaͤtten
                              herabzulassen, und Kuͤnstler so oft nicht wissen, was sie
                              aus dem Gebiete der Wissenschaften fuͤr ihren Bedarf
                              brauchen koͤnnen. Wir haben oͤfters schon von der
                              Nothwendigkeit, Versuche mit dem Erdbohrer in verschiedenen
                              Gegenden anzustellen, in unseren Blaͤttern gesprochen;
                              wir finden hier unsere Wuͤnsche zuerst von den
                              ehrenwerthen Fabrik-Besizern zu Muͤlhausen
                              erfuͤllt. Sie ließen Bohrversuche anstellen,
                              um zu sehen, ob sie Springquellen erhalten koͤnnten. Bei
                              dieser Gelegenheit konnten nun nicht nur diese guten Herren
                              erfahren, was sie bei kuͤnftigen Unternehmungen dieser
                              Art zu erwarten haben, sondern sie lehrten zugleich auch den
                              Geologen den Bau der Oberflaͤche der Erde an einem Fleke
                              derselben kennen, der in geologischer Hinsicht bisher ganz
                              unbekannt war.
                           
                        
                           Ueber eine Heizungs-Methode zu
                              Manchester.
                           Hr. Gill beschreibt im technolog. and micr. Repos. April,
                              S. 230 eine Methode, nach welcher Hr. Leigh Phillips seine aus vier Stokwerken bestehende
                              Baumwollenzeug-Fabrik heizt. In dem untersten Stokwerke,
                              d.i., zu ebener Erde, ist ein gewoͤhnlicher Ofen aus
                              Gußeisen, der bis zur Rothgluͤhhize geheizt wird; Statt
                              daß aber, wie gewoͤhnlich bei solchen Oefen, die Hize
                              beim Schornsteine hinausfahrt, beugt sich der aus dem Ofen
                              aussteigende Schornstein an dem Fußboden des ersten Stokwerkes,
                              und laͤuft, parallel mit diesem, als ein Zug, wir die
                              sogenannten Zuͤge in einem Glashause, durch die Zimmer
                              dieses Stokwerkes hin, steigt am Ende derselben senkrecht hinauf
                              in das zweite Stokwerk, uͤber dessen Boden er wieder eben
                              so parallel mit demselben fortlaͤuft u.s.f. bis zu dem
                              lezten Stokwerke, wo der eigentliche Schornstein mit einem
                              Register angebracht ist. Es war jede Annaͤherung, nicht
                              bloß Beruͤhrung, des Holzes im Gebaͤude
                              sorgfaͤltig vermieden, so daß keine Feuers-Gefahr
                              entstehen konnte. Auf diese Weise wird alle aus dem
                              Brenn-Materiale im Ofen entwikelte Waͤrme
                              sorgfaͤltig benuͤzt, und Hr. Phillips ist mit. dieser Heizung sehr zufrieden.
                              – (Diese Methode kommt der Heizungs-Methode der
                              Alten, die ihre Gebaͤude durch solche Zuͤge
                              heizten, sehr nahe, und es ist unbegreiflich, daß sie in den
                              neueren Zeiten gar nicht benuͤzt wurde, oder
                              hoͤchstens nur dadurch begreiflich, daß vielleicht, unter
                              Tausenden der heutigen Baumeister kaum einer den Vitruvius und die Alten las, oder
                              daß, wenn einer derselben die klassischen Werke dieser
                              unsterblichen Architekten gelesen hat, dieselben nur las, um
                              Kirchen und Palaͤste, nicht aber um bequeme Wohnungen zu
                              bauen. Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß eine
                              deutsche Uebersezung des Vitruvius,
                              nach der herrlichen neuen Ausgabe des sel. Grafen Stratonico, unseren Baumeistern in
                              die Haͤnde gegeben wuͤrde, damit sie lernten, wie
                              die Alten bauten, und wie man bauen muß, wenn man schoͤn
                              und bequem und fuͤr die Ewigkeit bauen will. Unsere
                              heutigen Baumeister bauen, wenn sie auch klafterdike
                              Waͤnde auffuͤhren, doch nur
                              Grillenhaͤuser.) A. d. U.
                           
                        
                           Zunahme des Umfanges des Guß-Eisens
                              durch wiederholtes Heizen.
                           Hr. Prinsep entdekte zufaͤllig
                              bei seinen Versuchen uͤber hoͤhere Temperaturen,
                              daß Gußeisen durch wiederholtes Hizen eine
                                 bleibende Zunahme seines Umfanges erhaͤlt. Er
                              fand daß eine Retorte, die bei 80° F. 9,13 Kubikzoll
                              Queksilber faßte,
                           
                              
                                 nach dem ersten
                                    Feuer
                                   9,64
                                    Kubikzoll,
                                 
                              
                                 nach drei Feuern
                                 10,16
                                      –
                                 
                              
                           hielt. Was noch mehr sonderbar ist, ist
                              der Umstand, daß die Zunahme des Umfanges
                                 der Retorte die Ausdehnung uͤbertrift, die von der
                                 Temperatur abhaͤngt, welcher die Retorte ausgesezt
                                 war. Denn da Eisen bei 180° Fahrenh. sich um
                              0,0105 ausdehnt, so muͤßte die Zunahme des Umfanges bei
                              10 Kubikzoll 0,105 × 3 = 0,315 eine Temperatur von
                              1800° Fahrenh., die Schmelzhize des Silbers, fordern. Die
                              Ausdehnung des Guß-Eisens ist also nicht
                              gleichfoͤrmig; ein Resultat, das die HHrn. Dulong und
                              Petit fruͤher erhielten. (Edinb.
                                 Journ. of Science. Register of Arts. N. 67. S. 302.
                              (Diese Beobachtung ist auch wichtig bei Dampfkesseln. Erst vor
                              Kurzem sprang ein Dampfkessel auf den Eisenstrekwerken, Union Rolling Mill, zu Pittsburgh,
                              und flog, unter einem Winkel von 45° mit dem Horizont, in
                              einem wunderschoͤnen Bogen 200 Yards (100 Klafter) weit
                              in den nahe dabei befindlichen Fluß, wo er, bei einem Haare, in
                              das eben auf diesem Flusse fahrende Dampfboth, Uncle Sam, gefahren waͤre. Mech. Mag. N. 300. 9ten Mai.)
                           
                        
                           Ueber suͤdamerikanische
                              Amalgamation
                           theilt Hr. Gill
                              in seinem Februar-Hefte des Technologic and Microscopic Repository S. 123 folgende
                              Notiz mit.
                           
                           
                              „Capitaͤn Bagnold,
                                 der neulich aus Suͤd-Amerika
                                 zuruͤkkehrte, sagte mir daß die Indianer ihr Gold und
                                 Silber aus den Erzen mittelst Queksilbers ausscheiden, das
                                 sie mit denselben abreiben, und dann, wie
                                 gewoͤhnlich, durch Leder pressen. Das dem
                                 Ruͤkstande noch anklebende Queksilber entfernen sie
                                 auf folgende Weise.“
                              
                           
                              „Sie fuͤllen ein Gefaͤß mit Wasser und
                                 legen in die Mitte desselben einen Stein, der uͤber
                                 die Oberflaͤche des Wassers, emporragt. Auf diesen
                                 Stein legen sie eine rothgluͤhende Eisenplatte, und
                                 auf diese bringen sie den Klumpen Amalgam, den sie schnell
                                 mit einem umgekehrten irdenen Topf bedeken, dessen Rand sie
                                 in das Wasser eintauchen lassen. Das in Daͤmpfen
                                 aufsteigende Queksilber wird durch das Wasser verdichtet, in
                                 welchem es zu Boden faͤllt, und zu wiederholtem
                                 Gebrauche gesammelt wird.“
                              
                           
                              „Wenn sie groͤßere Massen dieses Amalgames
                                 erhalten, so formen sie dasselbe wie einen Zukerhut, und
                                 stellen es auf eine uͤber und uͤber
                                 durchloͤcherte eiserne Platte, und sezen ein
                                 Gefaͤß mit Wasser unter dieselbe. Sie stuͤrzen
                                 dann uͤber das Amalgam ein Gefaͤß, das sie mit
                                 seinen Kanten auf die Platte auskitten, und machen
                                 ringsumher uͤber dasselbe Feuer. Das Queksilber, das
                                 auf diese Weise ausgeschieden wird, wird durch das Wasser in
                                 einer destillatio per descensum
                                 verdichtet.“
                              
                           
                              „Die Indianer betruͤgen hierbei nicht selben
                                 die Kaͤufer. Sie bringen zuweilen Blei mitten in den
                                 Amalgam-Klumpen, oder auch Kupfer. Die Kaͤufer
                                 sind daher gezwungen, die Gold- und Silberklumpen,
                                 die sie von den Indianern kaufen, entzwei zu schneiden, um
                                 sie in ihrem Inneren zu sehenObiges Verfahren haben die Indianer sicher von den
                                       Europaͤern gelernt. Man verfuhr vor 30 Jahren
                                       an den Goldbergwerken in Salzburg gerade so, wie
                                       heute zu Tage diese Indianer.A. d. U.“
                              
                           
                        
                           Ferdinand de
                                 Fonvielle's,
                              Patent-Filtrir-Apparat,
                           worauf derselbe (Kaufmann in Piccadilly,
                              Middlesex) sich am 26. Maͤrz 1828 ein Patent ertheilen
                              ließ, ist wie das Repertory of
                                 Patent-Inventions, Mai, 1829. S. 292. bemerkt,
                              durchaus nicht neu, sondern nur eine Falle fuͤr John Bull.
                           
                        
                           Ueber die versteinernde Kraft des Wassers
                              des Irawadi
                           haben wir im Polytechn. Journale nach dem Edinburgh new philosph. Journal. Sept. 1828 aus Lieut.
                              Alexander's Travels in the Burman Empire, Lond.
                              1827, eine Notiz mitgetheilt. Hr. Prof. Buckland berichtigt in demselben Edinburgh Journal, Dec. 1828, nach
                              genommener Ruͤksprache mit dem beruͤhmten
                              Botaniker, Professor Wallich, diese
                              Nachricht dahin, daß kein Wort daran wahr ist, und daß Professor
                              Wallich sich seinen Thee mit Holz
                              kochte, das wahrscheinlich mehrere Jahrhunderte im Irawadi
                              gelegen ist. Soldaten werden, wie Jaͤger, leicht
                              aberglaͤubisch, wenn sie alt werden, und auf alle
                              langwierige Kriege ist ein froͤmmelndes Zeitalter
                              gefolgt.
                           
                        
                           Der Themse Stollen (Thames Tunnel)
                           soll, nach dem Plane eines Hrn. Vignolle, von den HHrn. Pritchard und Hoof, die bereits mehrere aͤhnliche Stollen,
                              z.B. den Hare Castle Tunnel, den Stollen zwischen der Themse und
                              dem Medway, den Regent's Canal Tunnel in England
                              gluͤklich ausfuͤhrten, wieder fortgesezt werden.
                              Ein großer Theil der Actionnaͤrs ist indessen fuͤr
                              Hrn. Brunel, obschon derselbe mit der
                              von ihm fuͤr den ganzen Stollen geforderten Summe pr. 230,000 Pfd. Sterl. von 1300 Fuß
                              Laͤnge, die der Stollen haben soll, erst 600 Fuß, also
                              kaum die Haͤlfte vollendete. Es wird erst in einem Monate
                              entschieden werden, welchen Plan man ergreifen wird. (Mechanics' Mag. N. 300. 9ten Mai. S.
                              203.)
                           
                        
                           Kosten der Werfte zu Sheerneß.
                           Diese Werfte kostete England, von ihrer ersten Errichtung bis
                              jezt an fuͤnfzehn Millionen Pfd. Sterl. (180 Millionen
                              fl.); die meisten Ausgaben machte das Einrammen der
                              Pfaͤhle. (Maidstone Gazette.
                                 Galignani. N. 4417.)
                           
                        
                           
                           Winke fuͤr diejenigen, die sich des
                              Eichmaßes oder der Schieber-Maßstaͤbe
                              bedienen.
                           Die logarithmischen Linien auf den
                              Schieber-Maßstaͤben gewaͤhren eine
                              groͤßere Genauigkeit bei Schaͤzung der Werthe der
                              Zahlen, die zwischen 1 und 2, 10 und 20, 100 und 200 etc.
                              fallen, als bei jenen zwischen 5 und 6, 50 und 60, und noch mehr
                              als bei jenen zwischen 9 und 10, 90 und 100, 900 und 1000 etc.
                              Daher ist es gut, wenn man bei der Arbeit solche
                              Verhaͤltnisse nimmt, die zwischen 1 und 2, 10 und 20 etc.
                              auf dem Maßstabe oder auf dem Schieber fallen. Wenn man z.B. bei
                              ganzer Laͤnge eines Cylinders, mit dem halben gegebenen
                              Durchmesser arbeitet, so ist das Resultat ein Viertel des wahren Resultates; und wenn man mit
                              der halben Laͤnge des
                              Cylinders und dem halben Durchmesser
                              arbeitet, ist das Resultat ein Achtel des wahren Resultates,
                              u.s.f.
                           Man seze nun, der mittlere Durchmesser eines Fasses sey 30 Zoll,
                              die Laͤnge 38. Wenn man auf die gewoͤhnliche Weise
                              zu Werke geht, so findet man den Inhalt zu 96, 6
                              ungefaͤhr, oder 7, Imperial-Gallons. Wenn man aber
                              mit der Haͤlfte der gegebenen Groͤßen arbeitet, so
                              erhaͤlt man ein genaustes Resultat. Man seze demnach 19
                              (die Haͤlfte von 38) auf dem Schieber gegen 18, 79, den
                              Eichpunkt fuͤr Kreise und Cylinder auf der Linie D; dann gegen 15 (die Haͤlfte
                              von 30) auf D; so erhaͤlt man
                              12, 11 auf dem Schieber. Dieß multiplicirt mir 8, gibt 96, 88
                              Imperial-Gallons als den Inhalt des Fasses. Der wahre
                              Inhalt, durch Rechnung, ist aber 96,8734 Gallons. (Mechan. Mag. N. 301. 16. Mai. S.
                              213.) P. M. W.
                           
                        
                           Goldmuͤnze.
                           Hr. Brande sagt in seinen Lectures uͤber die englischen
                              Goldmuͤnzen: „Eilf Theile reines Gold (Standard
                                 Gold) von 19 specif. Schwere geben mit Einem Theile Kupfer
                                 die (englischen) Muͤnz-Legirung fuͤr
                                 Goldmuͤnzen von 17 spec. Schwere. 20 Pfund dieser
                                 Legirung Troy Gewicht
                                 „(das Pfund zu 12 engl. Unzen)“ geben
                                 934 1/2 Sovereigns, oder 15 Pfund geben 700 Sovereigns. Ein
                                 Pfund gab ehevor 44 1/2 Guineen, jezt 46
                                 Sovereigns.“ (Register of
                                 Patent-Inventions a. a. O.)
                           
                        
                           Schnelligkeit englischer Traber und amerikanischer.
                           Der lang besprochene Wettlauf im Trotte zwischen dem amerikanischen
                              Pferde, Rattler, und der englischen
                              Stute (aus Wales), Miss Turner, hatte
                              auf der Straße von Cambridge von der zweiten Meilen-Saͤule bis zur zwoͤlften, also auf einer
                              Streke von zehn englischen (2 1/2
                              bayersche Post-) Meilen Statt. Es galt nur 40 Guineen
                              (480 fl.). Der Amerikaner, Rattler,
                              lief diese Streke in dreißig Minuten und
                                 vierzig Sekunden: „eine nie erhoͤrte
                                 Thatsache in der Geschichte des englischen
                                 Roßfleisches!“ rufen alle englischen
                              Blaͤtter. Die brave Miss Turner kam nur um Eine Minute
                                 und zwei Sekunden spaͤter: sie war anfangs dem
                              Amerikaner voraus (der ich auch ohnedieß, nach amerikanischer
                              Galanterie fuͤr Damen, einen Vorsprung von Einer Minute, oder 300 Klafter,
                              vorausgab), allein der Amerikaner hatte sie auf halbem Wege
                              bereits besiegt. Er wuͤrde noch schneller gekommen seyn,
                              wenn man nicht die Niedertraͤchtigkeit gehabt
                              haͤtte, ihm, als er durch ein Dorf durchkam, einen
                              Scharf-Traber an der Seite laufen zu lassen, der ihn bald
                              in Galopp gebracht haͤtte: sein Reiter mußte alle seine
                              Kraft zusammen nehmen, um ihn zuruͤk zu halten, und
                              dadurch litt natuͤrlich die Kraft des Pferdes. Rattler
                              fiel nie in Galopp; die Stute aber zwoͤlf Mal, und mußte, nach den
                              Trab-Gesezen, eben so oft gewendet werden. Der
                              Reitknecht, der den Amerikaner ritt, wog 10 Stone 5 Pfd. mit dem
                              Sattel; der Reiter auf Miss Turner nur 7 Stone (98 Pfd.) mit
                              Sattel und Allem; dieser hatte Sporne; jener ritt ohne
                              dieselben. Das Alter beider Pferde ist so ziemlich gleich,
                              zwischen 8 und 9 Jahren; beide sind auch ziemlich gleich hoch;
                              15 Faͤuste und 2 Zoll. Rattler
                              ist dunkelbraun und etwas struppig; Miss Turner kastanienbraun,
                              und sehr glatthaarig, von edler Abkunft. Sie ist
                              gegenwaͤrtig der erste Traber in England; Rattler der
                              erste in Nord-Amerika, wo er bisher alle Wetten gewann.
                              Sein Besizer erbietet sich zu jeder Wette von 200 bis 5000 Pfd.
                              (60,000 fl.) gegen jedes Pferd auf jede Streke im
                              Reiten oder Fahren. Rattler's
                              Landsmann, Tom Thumb, brauchte
                              bekanntlich 10 Stunden zu 100 englischen Meilen, und einer der
                              besseren englischen Traber zu Lambeth lief 15 Meilen in 55
                              Minuten. (Herald Galignani. 4410.
                              Chronicle. Galignani. 4412.)
                           
                        
                           Ueber die Obstbaumzucht in Italien
                           finden sich sehr schaͤzbare Notizen
                              in folgendem Werke: Pomona
                                 italiana, ossia Trattato degli
                                 alberi fruttiferi, contennente la descrizione delle miglori
                                 varietà dei frutti coltivati in Italia, colla loro
                                 classificazione, la loro sinonimia e la loro coltura,
                                 accompagnato da figure disegnate e colorite sul vero, e
                                 preceduto da un Trattato elementare di pomologia. Opera del
                                 Conte
                              Gallesio. Fol. Pisa. 21–22 Dispensa. Lire 37
                                 ital. la dispensa.
                              
                           
                        
                           Litteratur.
                           
                              Deutsche.
                              Wenn in der neueren Zeit besonders in Deutschland die
                                 trefflichsten Lehr- und Handbuͤcher der reinen
                                 (theoretischen) Chemie erschienen sind, waͤhrend ein
                                 dem gegenwaͤrtigen Zustand der technischen Chemie
                                 angemessenes Handbuch noch immer mangelt, so kann dieses
                                 wohl nur dadurch erklaͤrt werden, daß sich selten bei
                                 einem Gelehrten alle diejenigen Umstaͤnde vereinigen,
                                 welche die Bearbeitung eines solchen Werkes erheischt. Dumas, Professor der technischen
                                 Chemie am Athenaͤum zu Paris, ist gegenwaͤrtig
                                 mit der Herausgabe eines Handbuchs der angewandten Chemie
                                 beschaͤftigt und es ist kein Zweifel, daß sich von
                                 diesem, durch seine genialen Arbeiten im Gebiete der reinen
                                 Chemie beruͤhmten Chemiker, welchem solche
                                 Huͤlfsmittel, wie sie die Hauptstadt Frankreichs
                                 darbietet, zu Gebote stehen, etwas Ausgezeichnetes erwarten
                                 laͤßt. Obgleich bis jezt nur ein kleiner Theil seines
                                 Traité de Chimie
                                    appliquée aux Arts erschienen ist, so
                                 ersieht man daraus doch so viel, daß er vorzuͤglich
                                 bemuͤht ist, auf eine rationelle Praxis hinzuarbeiten
                                 und dem Praktiker sowohl das Wichtigste aus der reinen
                                 Chemie klar auseinanderzusezen, als auch die
                                 mannigfaltigsten Anwendungen, welche in der neueren Zeit von
                                 der Chemie gemacht wurden, zusammenzustellen. Wir behalten
                                 uns vor, auf dieses Werk, nachdem der groͤßere Theil
                                 vollendet seyn wird, spaͤter zuruͤkzukommen
                                 und wollen jezt nur eine Vergleichung der beiden davon in
                                 Deutschland erscheinenden Uebersezungen anstellen; die eine
                                 derselben fuͤhrt den Titel:
                              J. Dumas, Handbuch der angewandten
                                    Chemie. Aus dem Franzoͤsischen von Dr.
                                 Friedrich Engelhart. (1ste
                                 Lieferung mit Bogen 1–10 des Textes und den Tafeln 3,
                                 4, 6 und 7.) Nuͤrnberg, bei Joh. Leonhard Schrag 1829.
                              
                              Die zweite:
                              Handbuch der auf Kuͤnste und
                                    Gewerbe angewandten Chemie von Dumas. (Erste Lieferung, Bogen
                                 1–10 des Textes enthaltend, nebst Atlastafel
                                 1–8.) Weimar, im Verlage des Landes-Industrie-Comptoirs.
                                 1829.
                              
                              Der (ungenannte) Uebersezer des in Weimar verlegten Handbuchs hat in vielen
                                 Faͤllen zu getreu uͤbersezt, indem er selbst
                                 die im Originale befindlichen Fehler in's Deutsche
                                 uͤbertrug. Belege hiezu finden sich in seiner
                                 Uebersezung:
                              S. 3. wo die Zahl der Elementarstoffe zu 51 angenommen wird,
                                 waͤhrend dieselbe jezt bekanntlich doch 52 ist;
                              S. 9. wiederholt sich derselbe Fehler, waͤhrend doch
                                 zugleich die 52 Grundstoffe unmittelbar darauf namentlich
                                 aufgefuͤhrt sind.
                              S. 65. am Ende von Nr. LXXI. wird
                                 das Arsenik unter den nicht metallischen Koͤrpern
                                 aufgezahlt, ohne daß erklaͤrt wird, warum? –
                                 was natuͤrlich dem in der Chemie minder bewanderten
                                 Leser raͤthselhaft erscheinen muß. In der
                                 Engelhart'schen Uebersezung wird davon gehoͤrig
                                 Rechenschaft gegeben.
                              S. 68. LXXIII. Bei Aufzaͤhlung der nicht metallischen
                                 Elementarstoffe nach ihrer elektrischen Reihenfolge fehlt
                                 dem Wasserstoff gegenuͤber der Schwefel zwischen Jod
                                 und Selen. Es findet sich derselbe im Original zwar nicht,
                                 indem er offenbar aufzufuͤhren
                                 uͤbersehen wurde, allein der denkende Uebersezer muß
                                 auf solche Fehler aufmerksam machen und in solchen
                                 Faͤllen zufuͤgen, was dem Original
                                 mangelt.
                              S. 67. Z. 12. wird gesagt, daß die Sauren des Stikstoffs zwei Mal weniger Basis
                                 saͤttigen, als die Sauren des Phosphors und Arseniks.
                                 Dieser Ausdruk ist so unbestimmt, daß man nicht einsieht,
                                 was damit gemeint ist. In der Engelh. Uebersezung ist dieß
                                 scharf bestimmt, daß naͤmlich die
                                 Stikstoffsaͤuren nur die Haͤlfte der
                                 Bastsmenge neutralisiren, welche zur Neutralisation der
                                 Phosphor- und Arseniksaͤuren erforderlich
                                 ist.
                              S. 81. In der daselbst befindlichen Tafel finden sich
                                 Verschiedenheiten in den Zahlenangaben in beiden
                                 Uebersezungen. In der 4ten Columne 8te Reihe finden wir in
                                 der Weimar'schen Uebersezung 622,32, in der Engelhart'schen
                                 dagegen 628,32, in der 6ten Columne 9te Reihe in der
                                 ersteren Uebersezung 781,26 und in der lezteren 741,26. Bei
                                 Vergleichung dieser Zahlenwerthe mit den im
                                 franzoͤsischen Originale stehenden finden wir zwar
                                 die Angaben der Weimar'schen Uebersezung richtig, als wir
                                 aber zur Entscheidung das citirte Diction. technolog. zur Hand nahmen, fand sich,
                                 daß die Engelhart'sche Uebersezung die Zahlen richtig hat,
                                 obgleich sie im Originale falsch angegeben sind; bei der
                                 zweiten Zahl faͤllt es ohnedieß sogleich in die
                                 Augen, daß sie nicht 781,26 seyn kann, da 836,29 –
                                 95,03 = 741,26 ist.
                              S. 82. Unten in der Anmerkung muß die fuͤr das Volumen
                                 der Kugel angegebene Formel V =
                                 πD³/6, und
                                 nicht V = πD³/6,
                                 heißen, wie faͤlschlich im Original und in der
                                 Weimar'schen Uebersezung steht, aber in der Engelhart'schen
                                 richtig verbessert ist.
                              S. 94. findet sich in der Hallstroͤm'schen Tafel in
                                 der 4ten Columne 8te Reihe v. o. ganz derselbe Fall, indem
                                 es naͤmlich in der Weimar'schen Uebersezung
                                 faͤlschlich 1,0000355 und dagegen in der
                                 Engelhart'schen richtig 1,0000555 heißt.
                              
                                 
                                    S.–––
                                    102. (31)117. ganz
                                       unten118. Z. 6. von unten119. Z. 4. von
                                       oben
                                    
                                       
                                       
                                    wird in der Weimar'schen
                                       Uebersezung das Wasseratom zu 112,48
                                       angenommen, waͤhrend S. 129. unten
                                       dasselbe halb so groß oder = 56,24 gesezt
                                       wird.
                                    
                                 
                              Auch im Originale finden wir diese Inconsequenz, obgleich
                                 sich der Verfasser S. XXXIX. (oder S. 35 der Weim. Uebers.)
                                 sehr bestimmt erklaͤrt: chaque
                                    atome d'eau se compose donc, d'un atome entier
                                    d'hydrogène et de la moitié d'un atome
                                    d'oxigène. Hr. Dr.
                                    Engelhart hat diese Inconsequenz vermieden, und man
                                 findet durchaus ganz consequent das Atom Wasser = 56,24
                                 gesezt.
                              Derselbe Fall wiederholt sich bei der
                                 Chlorwasserstoffsaͤure S. 127 und 129 der Weim.
                                 Uebers., indem naͤmlich die Zahl 227,564 als 1 Atom
                                 betrachtet wird, waͤhrend es doch offenbar 2 Atome
                                 seyn muͤssen, wie schon S. 118. richtig steht und in
                                 der Engelh. Uebers. allenthalben uͤbereinstimmend
                                 gesezt wurde.
                              S. 119. Z. 4. von unten, heißt es in der Weim. Uebers. 2
                                 Atome Schwefelsaͤure und in der Engelhart'schen
                                 dagegen 1 Atom. Lezteres ist offenbar richtig, obgleich das
                                 franzoͤsische Original auch irrig 2 Atome angibt.
                              Diese und aͤhnliche Thatsachen koͤnnen
                                 beweisen, daß Hr. Dr.
                                 Engelhart mit mehr Sorgfalt zu
                                 Werke geht und bemuͤht ist, dem deutschen Publikum
                                 nicht etwa nur eine getreue woͤrtliche Uebersezung,
                                 sondern eine correcte Bearbeitung
                                 des franzoͤsischen Originals zu geben. Er hat
                                 außerdem den Vortheil, daß er von dem Verfasser des Werkes
                                 selbst noch mit Zusaͤzen fuͤr seine deutsche
                                 Uebersezung versehen wird. Auch finden wir Druk und Papier
                                 der bei Hrn. Schrag verlegten
                                 Uebersezung besser als bei der Weimar'schen.