| Titel: | Ueber die Fabrikation des Runkelrübenzukers von Hrn. Dubrunfaut. | 
| Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. LVI., S. 170 | 
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                        LVI.
                        Ueber die Fabrikation des
                           Runkelruͤbenzukers von Hrn. Dubrunfaut.
                        Aus dem Industriel.
                              April 1829, S. 589 und Mai S. 637.
                        Dubrunfaut, uͤber die Fabrikation des
                           Runkelruͤbenzukers.
                        
                     
                        
                           Die Abhandlung, welche ich im J. 1827 im December-Hefte
                              des Industriel bekannt machteMan vergl. pol. Journ. Bd.
                                       XXVIII. S. 302.A. d. Red., haͤtte zum Zwek, die Fortschritte auseinander zu
                              sezen, welche die Fabrikation des inlaͤndischen Zukers
                              seit der Bekanntmachung meiner im J. 1825 uͤber diesen
                              Gegenstand angestellten technischen Arbeit, gemacht
                              haͤtte. Seit dem Druk meiner lezten Abhandlung ist kaum
                              ein Jahr verflossen und ich sehe mich jezt schon
                              genoͤthigt, neuerdings eine solche abzufassen, um es
                              unseren Lesern moͤglich zu machen, gleichen Schritt mit
                              dem Gang dieser Industrie zu halten, welche taͤglich sich
                              vervollkommnet und ihre Erfahrungen mit neuen Thatsachen
                              bereichert. Das verflossene Jahr war in der That fuͤr
                              diese neue Industrie außerordentlich wichtig, sowohl wegen der
                              zahlreichen Versuche, welche darin angestellt wurden, als auch
                              wegen der neuen Bereicherungen, die sie daraus zog, insbesondere
                              aber wegen der groͤßeren Aufmerksamkeit, welche sie
                              sowohl durch ihren Aufschwung als auch durch die Nachforschungen
                              eines mit den Interessen der Industrie und des Handels
                              beauftragten hohen Rathes, auf sich zog.
                           Die von diesem hohen Rache gesammelten Nachrichten wurden in
                              gedraͤngter Zusammenstellung in sehr vielen Tagesblattern
                              bekannt gemacht, und da sie erwiesen, daß die Mitglieder der
                              Commission sich von dem wirklichen Daseyn der
                              Runkelruͤbenzuker-Industrie uͤberzeugt
                              hatten, so uͤberzeugten sie davon auch sehr viele andere
                              Personen, welche geneigt waren, in die in anderer Gestalt
                              bekannt gemachten Nachrichten Mißtrauen zu sezen. Zu diesem
                              gluͤklichen Einfluͤsse, welchen die Arbeit der
                              Untersuchungs-Commission bereits auf die
                              Runkelruͤbenzuker-Industrie geaͤußert hat,
                              kommt nun noch jener nicht weniger fruchtbare, welchen die
                              officielle Bekanntmachung ihrer Arbeit hervorbringen wird. Ich
                              weiß in der That, daß der Minister des Handels,
                              uͤberzeugt von den Vortheilen, welche die
                              Runkelruͤbenzuker-Fabriken, als
                              landwirthschaftliche Manufakturen betrachtet, darbieten, ihren
                              Aufschwung und ihre Verbreitung mit aller Macht, welche ein
                              loyaler Minister anwenden kann, beguͤnstigen will. Ich
                              weiß, sage ich, daß der Minister von demjenigen Theil der von
                              der Commission gelieferten Arbeit, welcher sich auf die
                              Runkelruͤbenzuker-Fabrikation bezieht, eine große
                              Menge Exemplare druken und uͤber ganz Franke reich
                              verbreiten lassen will. Aus dieser Arbeit werden Thatsachen
                              hervorgehen, deren Kenntniß fuͤr diese neue Industrie
                              außerordentlich wichtig ist; in der That werden die Unternehmer
                              daraus ersehen, daß die Regierung, in dem sie auf eine eben so
                              freimuͤthige als kluge Weise das Princip des freien
                              Handels annimmt, geneigt ist, den Zoll auf auslaͤndischen
                              Zuker herabzusezen, aber daß diese langsame und
                              allmaͤhliche Reduction, die Beduͤrfnisse der
                              Zukerfabriken unserer Colonien so wie der inlaͤndischen
                              gleichmaͤßig beruͤksichtigend, von der Art seyn
                              wird, daß sie nur sehr geringen Einfluß auf den Curs der
                              Urstoffe ausuͤben wird, dessen Wandelbarkeit sie im
                              Gegentheil beseitigen muß, weil sie oft dem Producenten nicht
                              weniger laͤstig als dem Kaͤufer ist. Sie werden
                              daraus auch ersehen, daß die
                              Runkelruͤbenzuker-Fabrikation ihrer Natur nach
                              keine erkuͤnstelte Industrie ist, welche die Regierung zu
                              erloͤschen suchen muß, sondern gerade im Gegentheil eine
                              reelle Industrie, welche nur Zeit bedarf, um vorteilhaft gegen
                              die Productionen der Indier ringen zu koͤnnen, und welche
                              folglich verdient, von ihr ganz beherzigt zu werdenIch weiß, daß gewisse Fabrikanten, welche eben so
                                    unbillig, als mir ungeneigt sind, mich als den einzigen
                                    Veranlasser der gesezlichen Anordnungen, womit uns die
                                    Arbeit der Untersuchungs-Commission bedroht,
                                    darzustellen beliebten. Sie stellen die Reduction des
                                    auf den auslaͤndischen Zuker gelegten Zolles als
                                    den Ruin der Runkelruͤbenzuker-Industrie
                                    dar und geben meinen Schriften Schuld, dieselbe
                                    veranlaßt zu haben, in dem ich den Ertrag dieser
                                    Industrie in einem zu vortheilhaften Lichte dargestellt
                                    haͤtte; daher kommen die vielen
                                    Verlaͤumdungen, welche man uͤber mich in
                                    dem Publikum zu verbreiten suchte. Ich will, wenn man es
                                    so verlangt, diesen unbilligen Tadel annehmen und an
                                    Statt die von mir bekannt gemachten Aufsaͤze,
                                    welche zugleich mit dem Einfluß des Beispiels und den
                                    von einigen Fabrikanten gegebenen Rathschlaͤgen,
                                    die Errichtung des groͤßten Theiles unserer
                                    Fabriken veranlaßt haben, zu widerrufen, will ich sagen,
                                    daß, wenn ich uͤber den Runkelruͤbenzuker
                                    neuerdings meine Ansichten mittheilen muͤßte, ich
                                    gerade so handeln wuͤrde, wie bisher. Endlich
                                    bemerke ich noch, daß, wenn meine Berechnungen, nach
                                    welchen die Runkelruͤbenzuker-Fabrikanten
                                    in kuͤrzerer oder laͤngerer Zeit das Pfund
                                    Zuker zu 3 Sous liefern koͤnnen muͤssen,
                                    unrichtig sind, und diese Industrie nicht mit derjenigen
                                    der Indier concurriren kann, sie auch nichts taugt; die
                                    jezt in unserem Lande vorhandenen Fabriken
                                    muͤssen dann ihre Arbeiten einstellen, unser
                                    Akerbau muß auf die Wohlthaten der Zukererzeugung
                                    verzichten, und die Regierung ist dann dieser ganz
                                    fiskalisch gewordenen Industrie gar keinen Schuz
                                    schuldig. Sind hingegen meine Berechnungen, wie ich
                                    uͤberzeugt bin, richtig, so verdienen die
                                    inlaͤndischen Zukerfabriken alle
                                    Beguͤnstigung der Regierung so wie das Vertrauen
                                    des Publikums, und meine Arbeiten, welche diese unsere
                                    neue Industrie begruͤnden halfen, muͤssen
                                    mir vielmehr das Wohlwollen der Fabrikanten, deren Sache
                                    ich loyal vertheidigt habe, als die Abneigung, welche
                                    man ihnen gegen mich einzufloͤßen sucht,
                                    erwerben.Daß jezt Leute von entgegengesezten, Interesse meine
                                    Berechnungen und Schluͤsse sammeln und
                                    entstellen, daß man meine Hoffnungen fuͤr
                                    positive Annahmen ausgibt, wodurch ich Maßregeln habe
                                    hervorrufen wollen, welche der Entwikelung der
                                    Runkelruͤbenzuker-Fabrikation
                                    gefaͤhrlich sind, ist eine unbillige Handlung,
                                    welche zu verhindern nicht in meiner Macht stand und
                                    woruͤber mich die aufgeklaͤrte
                                    Untersuchungs-Commission gewiß rechtfertigen
                                    wird.Uebrigens geht aus den Bemerkungen, welche die HHrn. Blanquet und Crespel der
                                    Untersuchungs-Commission schriftlich
                                    uͤbergaben, hervor, daß ihr
                                    Runkelruͤbenzuker sie nicht viel hoher als auf 63
                                    Cent. pr. Kilogr. zu stehen
                                    kommt, ein Preis, den ich in meinem Werke als erreichbar
                                    angab, wenn in einer Fabrik 2 Millionen Kilogr. (40 000
                                    Ztr.) nach der bekannten Verfahrungsweise vollkommen
                                    ausgearbeitet werden. Wenn ich gefehlt habe, als ich
                                    schrieb, man koͤnne das Kilogr. Zuker fuͤr
                                    63 Ct. erzeugen, so muß andererseits Hr. Crespel selbst meine Schuld
                                    theilen, weil aus einem Berichte uͤber seine
                                    Arbeiten (welcher nach seinen eigenen Angaben abgefaßt
                                    und in den Mémoires de la
                                       Société d'Arras abgedrukt wurde)
                                    hervorgeht, daß, wenn ein Gutsbesizer seine Fabrik auf
                                    seinen eigenen Guͤtern errichtet, und wie er, 5%
                                    Zuker gewinnt, ihm dieser nur auf 60 Cent. pr. Kilogr. zu stehen
                                    kaͤme. Nach einer anderen Berechnung, welche ich
                                    nach den Datis anstellte, die mir Hr. Crespel selbst
                                    uͤbergab, kommt der Zuker den Fabrikanten auf 62
                                    Cent. zu stehen. Man sieht also, daß die Data, worauf
                                    meine Berechnungen gegruͤndet waren, mir großes
                                    Vertrauen einfloͤßen mußten, weil ihre
                                    Endresultate vollkommen mit denjenigen des Hrn. Crespel
                                    uͤbereinstimmten, welche in einem
                                    aͤhnlichen Falle ein so gerechtes Zutrauen eine
                                    floͤßen muͤssen.A. d. O.. Sie werden außerdem daraus
                              ersehen, daß die Regierung den Zuker als eine ganz
                              vorzuͤglich steuerbare Substanz betrachtet, und daß ihre
                              endliche Absicht bei der Beguͤnstigung der Fabrikation
                              des inlaͤndischen Zukers diese ist, ihm in Zukunft die
                              Last aufzulegen, welche heute zu Tage auf dem
                              auslaͤndischen Zuker haftet, und dem Staate einen
                              betraͤchtlichen Theil seiner Einnahmen verschafft.
                              Vergebens wuͤrden wir gegen diese Ankuͤndigung
                              murren, welche ohne Zweifel mehr als einen Unternehmer
                              erschreken und die Errichtung mehr als eines Etablissements
                              laͤhmen wird. Dieser Gang der Regierung, welcher ganz mit
                              dem Beduͤrfniß der Auflagen und der Redlichkeit, welche
                              ihre Vertheilung leiten muß, harmonirt, wird in die Plane der
                              Unternehmer mehr Bestaͤndigkeit und Gewaͤhr
                              bringen. Leztere werden in der That in ihren technischen
                              Combinationen zuruͤkhaltender werden und uͤber die
                              Mittel der Ausfuͤhrung mehr nachdenken, sich daher
                              weniger abenteuerlich in die neue Industrie
                              hineinstuͤrzen. Sie werden dann wissen, welche Garantien
                              jezt die Industrie, welcher sie sich hingeben wollen,
                              beschuͤzen und welche Lasten sie in Zukunft
                              druͤken muͤssen; sie werden also nicht, wenn der
                              Zoll ein Mal festgestellt wird, von der Regierung fuͤr
                              die politischen Garantien Rechenschaft verlangen koͤnnen,
                              die unsere hundert Etablissements, welche unter der Aegide
                              dieser Garantien gegruͤndet wurden, heute zu Tage geltend
                              machen koͤnnten. Dieser Gang scheint mir von dem
                              Augenblike an, wo man die Gesezmaͤßigkeit der
                              Zoͤlle anerkennt (die ich aber nicht diskutiren will),
                              dieser Gang, sage ich, scheint mir sehr weise und ganz mir
                              unseren liberalen Institutionen zu harmoniren.
                           
                        
                           
                           Ueber die beiden
                                 Fabrikations-Systeme.
                           Die waͤhrend eines Jahres gemachten Erfahrungen haben
                              einige Aufklaͤrung uͤber den relativen Werth der
                              beiden Fabrikations-Systeme gegeben, in welche sich die
                              Industrie gegenwaͤrtig theilt, naͤmlich das
                              Verfahren mit KrystallisationsgefaͤßenDiese Krystallisationsgefaͤße, cristallisoirs genannt, sind
                                    flache Gefaͤße von Blech.A. d. R. und das Verfahren mit Formen (die regelmaͤßige
                              Krystallisation und die Koͤrnung des Zukers). Es
                              entstanden Etablissements, welche nach dem einen und nach dem
                              anderen Verfahren arbeiteten, auch solche, welche beide mit
                              einander verbanden, aber man muß gestehen, daß im Allgemeinen
                              das System der Formen in diesem Jahre mehr Proselyten machte,
                              als in den vorhergehenden, es sey nun wegen der
                              Einfuͤhrung der Dampfheiz-Apparate, oder weil
                              dieses System von den neuen Fabrikanten im Ganzen besser
                              aufgefaßt und besser geleitet wurde, oder wegen des Mißkredits,
                              welchen einige Raffinirer auf den krystallisirten Zuker geworfen
                              haben.
                           Wegen dieser zwei verschiedenen Fabrikations-Methoden
                              entstanden zwei entgegengesezte Parteien, welche einen wahren
                              technischen Krieg mit einander fuͤhren; jede vertheidigt
                              ihre Verfahrungsarten, sie als die besseren bezeichnend und jede
                              verachtet die andere, oft mit Hintansezung aller Ruhe und
                              Vernunft. Man ist erstaunt, den Parteigeist sich hier einer
                              Discussion bemaͤchtigen zu sehen, wobei nur Thatsachen
                              und Verstand Zutritt haben sollten. Abgesehen von dem schlechten
                              Vertrauen, welches eine leidenschaftliche Polemik
                              nothwendigerweise erregen muß, ist so viel gewiß 1) daß man nach
                              beiden Methoden, sowohl durch regelmaͤßige als durch
                              schnelle oder unregelmaͤßige Krystallisation unter den
                              gegenwaͤrtigen Umstaͤnden vortheilhaft Zuker
                              erzeugen kann; 2) daß das Verfahren mit
                              Krystallisationsgefaͤßen, weil sein Gang mehr mechanisch
                              ist, und weniger Praxis und Kenntnisse von Seiten des Arbeiters
                              erfordert, im Allgemeinen besser gelang, als das Verkochen; 3)
                              daß lezteres, obgleich weniger leicht ausfuͤhrbar, als
                              die langsame Krystallisation, in Hinsicht auf die Einrichtung
                              des Etablissements oͤkonomischer ist, Handarbeit und
                              Brennmaterial erspart, die Capitalien schneller realisirt, und
                              daß man durch dasselbe eben so viel Zuker aus der Wurzel
                              erhalten kann, wenn sie gehoͤrig behandelt wird; 4)
                              endlich, daß man durch das Laͤutern (defécation), welches man bei
                              dem Verkochen anwenden muß, einen Zuker erhaͤlt, welcher
                              mit demjenigen der Colonien identisch ist und bei dem
                              Raffinirungsprozeß keine Modificationen erheischt,
                              waͤhrend bei der Ausscheidung des Rohzukers durch
                              langsame Krystallisation, unter die Krystalle unvollkommen
                              gelaͤuterter Syrup kommen und folglich der Zuker
                              mit Substanzen verunreinigt werden kann, welche bei dem
                              Raffiniren Hindernisse in den Weg legen.
                           Diese verschiedenen Behauptungen muß ich jezt
                              auseinandersezen.
                           Man mag den Zuker aus den Runkelruͤben durch
                              Krystallisation oder durch Verkochen des Saftes darstellen, so
                              sind die Krystalle des Rohzukers den durch Raffiniren desselben
                              erhaltenen physisch und chemisch vollkommen gleich. Ihre
                              geometrischen Formen sind ganz so, wie sie Hauy fand und vor Kurzem Hr. Gillot berichtigte. Ihre Grundform ist ein
                              vierseitiges Prisma, dessen Basis ein Parallelogramm ist, wovon
                              die kleine Seite sich zur großen = 7 : 10 verhaͤlt. Ich
                              habe außerdem bemerkt, daß die regelmaͤßigen Krystalle
                              des Kandis dieser Zukersorten, so wie diejenigen des Rohrzukers
                              unter gewissen Umstaͤnden Modifikationen an den Kanten
                              der ebenen spizen Winkel erhalten, sie sind aber
                              gewoͤhnlich sehr unbetraͤchtlich. Sie haben
                              außerdem eine Spaltungsflache senkrecht auf die Basis des
                              Prisma. Wenn man mit dem Zuker aus den
                              Krystallisationsgefaͤßen regelmaͤßige Krystalle
                              von Kandis bereitet, so erhaͤlt man gewoͤhnlich
                              diejenige Krystallisation, welche die Raffinirer hirsenfoͤrmige (cristaux gremillés) nennen.
                              Es sind Gruppirungen, welche man auch mit Rohrzuker von
                              schlechter Qualitaͤt, und sogar mit gutem, aber schlecht
                              geklaͤrtem und schlecht eingekochtem, Zuker
                              erhaͤlt. Wegen dieses Umstandes, welcher nichts gegen die
                              Identitaͤt der Krystallformen der beiden Zukerarten
                              beweist, hat sich Hr. Clémendot taͤuschen lassen, als er
                              neuerdings behauptete, daß diese beiden Zukerarten in dieser
                              Hinsicht verschieden sind.
                           Der Zuker aus den Krystallisationsgefaͤßen, als
                              Raffinirungsstoff betrachtet, ist in der That schlechter, als
                              der Zuker aus den Formen, welcher dieselbe Farbe hat.
                              Fuͤr's Erste kann jener Zuker nicht ohne Huͤlfe
                              der Presse von der Melasse gereinigt werden und muß zu diesem
                              Ende die Walzen passiren. Das Zerreiben, welchem er bei dieser
                              Arbeit ausgesezt wird, veraͤndert einen Theil desselben.
                              Es wird naͤmlich ein Theil des krystallisirbaren Zukers
                              dadurch entmischt, und dieser kann beim Raffiniren nicht wieder
                              zum Vorschein kommen und verhindert bei dieser Arbeit die
                              gegenseitige Annaͤherung des unveraͤnderten
                              Zukers. Dieß traͤgt dazu bei, daß diese Zukersorte beim
                              Raffiniren weniger ausgibt. Diese Veraͤnderung
                              gehoͤrt unter diejenigen, welche man in der Sprache der
                              Raffinerie unter dem Namen Schmierigwerden (graissage) begreift. Außerdem ist die Farbe eines
                              gewalzten Zukers nur das Resultat des Zerreibens und folglich
                              erkuͤnstelt. Man weiß in der That, daß die weiße Farbe
                              der Zukersorten nur von dem vertheilten Zustande der Krystalle
                              abhaͤngt; aber dieser scheinbare Vorzug, welcher die
                              Kaͤufer tauscht, tauscht keineswegs die Fabrikanten,
                              welche den Zuker schmelzen: leztere haben in der That bemerkt,
                              daß der krystallisirte Zuker in dem Kessel nie die Farbe gibt,
                              welche er versprach, waͤhrend der Zuker aus den Formen,
                              der sich gleich dem Rohrzuker in kleinen verworrenen Krystallen
                              darstellt, welche unversehrt und durch die Mutterlauge, worin
                              sie sich gebildet haben, befeuchtet sind, niemals den Raffinirer
                              uͤber die wahre Farbe, welche er in dem Kessel annehmen
                              wird, taͤuscht. Der Zuker aus den Formen ist also bei
                              gleicher Farbe in dieser Hinsicht dem krystallisirten
                              vorzuziehen.
                           Noch ein anderer Umstand macht den lezteren Zuker ebenfalls zum
                              Raffiniren viel weniger geeignet; naͤmlich seine sehr
                              wandelbare Reinheit, welche eine Folge des mechanischen und
                              constanten Ganges der Laͤuterung ist. In der That
                              erfordern die Runkelruͤben, je nach ihrer
                              Qualitaͤt und der Zeit ihrer Aufbewahrung, sehr
                              verschiedene Quantitaͤten Laͤuterungsmittel
                              (Schwefelsaͤure und Kalk), um bei dem Verkochen gleich
                              gute Resultate zu geben; wenn diese Bedingnisse nicht
                              erfuͤllt sind, geht das Verkochen schlecht vor sich und
                              der Fabrikant bemerkt sogleich, daß er gefehlt hat und muß
                              folglich seinen Fehler zu verbessern suchen. Ein schlecht
                              verkochter Zuker legt aber bei dem Raffiniren aͤhnliche
                              Hindernisse in den Weg. Uebrigens kann der Raffinirer diesen
                              Zuker jederzeit leicht erkennen; sein Korn ist wenig
                              voluminoͤs und knirscht nicht unter den Zahnen; er hat
                              keinen Koͤrper, ist teigig, und die Krystalle sind nicht
                              abgesondert; meistens kann man ihn auch durch den Geschmak und
                              Geruch sehr leicht von dem Rohrzuker unterscheiden. Der
                              krystallisirte Zuker kann im Gegentheil ohne Nachtheil
                              fuͤr seine physischen Eigenschaften, unvollkommen
                              gelaͤuterten Syrup enthalten, zum Beispiel sauren Syrup;
                              im lezteren Falle geht sogar die Krystallisation oft besser vor
                              sich, als bei einem neutralen Syrup; der Syrup hat dann einen
                              guten Geschmak, behaͤlt diesen in der Waͤrmstube
                              bei, und waͤhrend er durch Verkochen nur eine geringe
                              Menge und noch dazu schlechten Zuker gegeben haͤtte,
                              erhaͤlt man daraus durch Krystallisation eine große Menge
                              und schoͤn aussehenden Zuker. Aus diesem Grunde
                              muͤssen die Fabrikanten, welche krystallisirten Zuker
                              bereiten, die sauren Syrupe vorziehen, und dieses ist auch
                              meistentheils der Fall. Bei dem Raffiniren kommen dann die
                              Fehler in der Laͤuterung wieder zum Vorschein; die
                              unabgeschiedenen Materialien und oft auch die Ammoniaksalze,
                              machen das Verkochen schwierig. Diese Wirkung zeigt sich nicht
                              immer bei den ersten Arbeiten des Raffinirers, wohl aber bei dem
                              zu Gute machen der Syrupe, und zwar um so fruͤher, je
                              unreiner der Zuker ist. Sie ist besonders bei dem mechanischen
                              Verfahren von Achard bemerkbar,
                              welcher fuͤr alle gleiche Verhaͤltnisse von Kalk
                              und Saͤure anzuwenden vorschlaͤgt. Auch ist sie bei dem Zuker, welcher nach
                              dem Verfahren von Derosne bereitet
                              wurde, naͤmlich durch Krystallisation und schwefelsaure
                              Alaunerde, noch sehr merklich. Wenn naͤmlich dieser Zuker
                              aus Wurzeln bereitet wurde, welche viel Ammoniaksalz enthielten,
                              so gibt er durch den Kalk, Ammoniak, welches man durch den
                              Geruch allein schon erkennen kann. Auch die unvollkommene
                              Laͤuterung des nach dem lezteren Verfahren zubereiteten
                              Saftes macht das Verkochen desselben unmoͤglich. Die
                              Achard'sche Laͤuterung gibt deßwegen sehr wandelbare
                              Resultate, weil der Runkelruͤbensaft sehr
                              verschiedenartige Quantitaͤten Ammoniak enthaͤlt.
                              Dieses Ammoniak wird bei dem Achard'schen Verfahren zum Theil
                              mit Schwefelsaͤure gesaͤttigt und das gebildete
                              schwefelsaure Salz waͤhrend der Concentration zersezt,
                              wodurch Saͤuren frei werden, welche meistentheils nicht
                              Schwefelsaͤure, sondern die Sauren aller in dem Saft
                              aufgeloͤsten Salze sind, naͤmlich
                              Salzsaͤure, Salpetersaͤure, Aepfelsaͤure,
                              Gallertsaͤure u.s.w. Dadurch bildet sich in dem Saft eine
                              fremde Substanz, welche man durch kein bekanntes Mittel
                              vermeiden kann; denn wenn man die freien Saͤuren genau
                              neutralisirt, so ist der so behandelte Syrup schwer zu verkochen
                              und gibt in den Formen immer schlechte Resultate. Diese Substanz
                              ist besonders beim Verkochen des Syrups nachtheilig, denn sie
                              macht ihn steigend, klebrig und braun; man findet sie sodann
                              auch auf den Krystallen des Zukers, welche sich so
                              zusammenhangend macht, als wenn sie auf einander geleimt worden
                              waͤren; sie ist derjenigen aͤhnlich, welche man
                              bei der Behandlung des Zukers mit Salpetersaͤure, wenn
                              man Aepfelfaͤure bereiten will, erhaͤlt, wobei
                              sich außer der Aepfelsaͤure eine braune, in Wasser
                              aufloͤsliche, in Alkohol unaufloͤsliche, dem Gummi
                              aͤhnliche Substanz bildet. Diese Substanz ist es, welche
                              den krystallisirten Zuker verunreinigt und beim Raffiniren die
                              angegebenen Hindernisse in den Weg legt.
                           Wir haben bemerkt, daß die Fabriken, welche nach der
                              Krystallisationsmethode arbeiten, wegen des regelmaͤßigen
                              und weniger schwierigen Ganges dabei, einen guͤnstigeren
                              Erfolg hatten. Wenn man die Faͤhigkeiten der Personen
                              kennt, welchen in den meisten Zukerfabriken die Arbeit
                              anvertraut wird, so uͤberzeugt man sich sehr bald, daß
                              jede Methode, welche in ihren Proceduren ein wenig verwikelt und
                              zart ist, oft unuͤbersteigliche Hindernisse darbieten
                              muß. In den neuen Fabriken wird gewoͤhnlich alles durch
                              einen Director geleitet, der mehr oder weniger Neuling und mehr
                              oder weniger aufgeklart ist; mit den Maschinen und den Agentien,
                              welche er zu handhaben hat, wenig vertraut, muß er sich außerdem
                              Arbeiter heranziehen, welche mit dieser Industrie noch ganz
                              unbekannt sind: dieses Geschaͤft macht so viele Arbeit und ist so schwierig, daß es oft schlecht besorgt
                              worden ist. Bei dem Verfahren durch Verkochen des Syrups besteht
                              außerdem die Arbeit aus zehnerlei verschiedenen Operationen,
                              wovon jede zu einem guͤnstigen Erfolg
                              unumgaͤnglich noͤthig ist, und wenn eine einzige
                              davon vernachlaͤssigt wird, so ist das Resultat schlecht.
                              Diese Operationen werden nun gewoͤhnlich verschiedenen
                              Arbeitern anvertraut, welche entweder unwissend oder
                              nachlaͤssig handeln koͤnnen; man begreift also
                              leicht, daß eine Arbeit, deren guͤnstiger Erfolg von dem
                              Eifer so vieler Individuen und von der Erfuͤllung so
                              vieler Bedingungen abhaͤngt, oft Resultate geben mußte,
                              welche hoͤchst betruͤbend fuͤr den
                              Fabrikanten waren; der selbst wieder oft weder thaͤtig
                              noch aufgeklart genug war, um das Uebel zu heilen. Daher
                              schreibt sich der gute Erfolg des Krystallisirens, welches
                              leztere in der That keine schwierige Operation ist, die, wenn
                              man ohne Vorurtheil sprechen will, manchen Fehler
                              bemaͤntelt.
                           Diese Betrachtungen erklaͤren es auch hinreichend, warum
                              man durch Krystallisation im Allgemeinen mehr Zuker erhielt, als
                              durch Verkochen; daraus kann man aber nicht schließen, daß man
                              auch durch ein zwekmaͤßig geleitetes Verkochen weniger
                              Zuker, als durch Krystallisiren erhaͤlt; die Erfahrung
                              beweist im Gegentheil, daß man dadurch eben so viel
                              erhaͤlt, und zwar mit geringerem Aufwand an Apparaten,
                              Handarbeit und Brennmaterial, und noch dazu in bei weitem
                              kuͤrzerer Zeit. Ich erhielt durch ein
                              Verkochungs-Verfahren, welches in diesem Jahre zum ersten
                              Male in meiner technischen Werkstaͤtte befolgt wurde, 5
                              Procent Zuker von dem Gewichte der zerriebenen Wurzeln, deken
                              Saft 7 1/2° am AraͤometerIn der ganzen Abhandlung wird unter Araͤometer das
                                    Beaumé'sche verstanden.A. d. R. wog. Diese Wurzeln waren 4 Monate lang im Keller
                              aufbewahrt worden und hatten durch die Reinigung 10% verloren.
                              Vor der Reinigung gaben sie also 4 1/2%. Das zweite Product
                              dieser Wurzeln, nach dem Volum des erhaltenen nochmals
                              verkochten Syrups berechnet, betrug wenigstens 1/3 des ersten
                              Productes. Dieser Versuch, so wie die Resultate, welche man in
                              den Fabriken erhielt, wo der Verkochungsproceß gut geleitet
                              wird, wie in denjenigen der Herren Oudard,
                                 Blanquet und Harpignies,
                                 Clémendot und Guilbert,
                                 Beaujeu, Jallu u.s.w. beweisen, daß man nach diesem
                              Verfahren wenigstens 5% der gesammelten Wurzeln an Zuker
                              erhaͤlt; wir wollen noch bemerken, daß dieß auch nach der
                              Angabe des Herrn Crespel der
                              hoͤchste Ertrag ist, dessen Fabrik ohne Widerspruch ein
                              Muster des vollendetsten Krystallisations-Verfahrens
                              darstellt.
                           Die Einfachheit der Arbeit bei dem
                              Krystallisations-Verfahren, wodurch ich
                              selbst dessen guͤnstigen Erfolg erklaͤrt habe, ist
                              auch von denjenigen, welche dieses Verfahren befolgen, in
                              Anspruch genommen worden, um es den Technikern zu empfehlen,
                              aber es bietet in der That nur scheinbare und augenblikliche
                              Vortheile dar. Denn wenn man verlangt, daß die
                              Runkelruͤbenzuker-Fabriken mit den Zukerfabriken
                              Indiens sollen concurriren koͤnnen, so muß man ihnen die
                              am wenigsten kostspieligen Apparate und Verfahrungsweisen
                              empfehlen, man muß ihnen Methoden empfehlen, welche ihnen nicht
                              nur eine augenblikliche, sondern eine moͤglichst
                              gluͤkliche und dauerhafte Existenz sichern. Eine solche
                              koͤnnen diese Fabriken meiner Meinung nach aber bloß
                              durch das Arbeiten mit Formen erlangen. Bloß dadurch
                              erhaͤlt man ein Product von guter Qualitaͤt, das
                              zugleich in allen Beziehungen demjenigen gleich ist, womit es
                              concurriren und welches es im Handel ersezen muß. Nach dem
                              Krystallisations-Verfahren kann man bei dem
                              gegenwaͤrtigen Curs des Zukers mit Gewinn fabriciren;
                              wenn aber diejenigen, welche mit dem zu raffinirenden Zuker
                              Handel treiben, uͤber die erkuͤnstelte
                              Qualitaͤt und die unvermeidlichen Fehler des
                              krystallisirten Zukers besser aufgeklaͤrt seyn werden,
                              dann wild der Verkauf dieses Productes groͤßere
                              Schwierigkeiten darbieten, man wird ihn, wie es schon jezt der
                              Fall ist, schlechter bezahlen und der Handel, welcher jezt damit
                              getrieben wird, kann eingehen und dadurch sogar die Existenz
                              dieser Industrie in Gefahr gebracht werden. Alle diese
                              Nachtheile koͤnnen, sage ich, durch Zufall auch den Zuker
                              aus den Formen treffen, aber sie sind doch nicht durch die
                              Fabrikationsart bedingt, sondern bei dieser ist gerade im
                              Gegentheil alles so angeordnet, daß die gute Qualitaͤt
                              der Producte mit der Existenz der Fabriken auf das Innigste
                              verknuͤpft wird.
                           In meiner im J. 1824 uͤber den Runkelruͤbenzuker
                              bekannt gemachten Schrift war ich einer der ersten, welche auf
                              die Nachtheile, die durch Versezung des Saftes und Syrups mit
                              uͤberschuͤssiger Schwefelsaͤure entstehen,
                              aufmerksam machten, und ich bin auch jezt noch
                              uͤberzeugt, daß dieser Ueberschuß zwar bei beiden
                              Fabrikations-Systemen nachtheilig ist, aber bei der
                              Bearbeitung durch Verkochen ganz besonders. Meistens waltet in
                              diesem Falle in der That nicht Schwefelsaͤure vor, denn
                              diese kann in einer Fluͤssigkeit, welche vegetabilische
                              oder mineralische oder andere Salze enthaͤlt, nicht ganz
                              frei bleiben und ich bin uͤberzeugt, daß die
                              nachtheiligen Wirkungen, die man der direkten Einwirkung der
                              Schwefelsaͤure zuschrieb, von anderen durch sie frei
                              gemachten Sauren herruͤhrenVersuche, welche ich naͤchstens bekannt mache,
                                    werden diese Behauptung beweisen.A. d. O.. Wegen der Nachtheile, welche durch Anwendung zu
                              concentrirter und einer zu großen Menge Schwefelsaͤure
                              bei der Runkelruͤbenzuker-Fabrikation entstehen,
                              darf man also dieses Agens nicht uͤberhaupt verwerfen. Die
                              Anwendung dieses oder eines entsprechenden Agens ist im
                              Gegentheil in sehr vielen Faͤllen unvermeidlich und
                              leistet unter vielen Umstaͤnden unschaͤzbare
                              Dienste. So hat die Erfahrung hinreichend erwiesen, daß ein
                              Zusaz von Schwefelsaͤure gute Dienste leistet, um den
                              Saft in dem Reservoir gegen das Schleimigwerden zu verwahren,
                              und der so aufbewahrte und mit Kalk gehoͤrig
                              gelaͤuterte Saft ist zum Verkochen eben so gut geeignet,
                              wie derjenige, womit andere Manipulationen vorgenommen worden
                              sind. In anderen Faͤllen, wo ein stark alkalischer Saft
                              mit Eiweiß nicht gehoͤrig geklaͤrt werden kann,
                              erlangt er diese Eigenschaft durch Neutralisation mit
                              Schwefelsaͤure. Wenn ein mit Blut geklaͤrter
                              alkalischer Syrup nicht leicht bis zur Probe eingekocht werden
                              kann, so hilft man diesem Umstande durch Zusaz von etwas
                              Saͤure leicht ab. In allen Faͤllen, wo die Wurzeln
                              eine große Menge vegetabilischer Salze enthalten, deren Basis
                              Kali ist, muß man unumgaͤnglich Saͤure bis zur
                              Neutralisation des Kalis zusezen. Diese Betrachtungen zeigen,
                              daß man aus der Einwirkung der Schwefelsaͤure auf gewisse
                              organische Substanzen und unter gewissen besonderen
                              Umstaͤnden, nicht gegen ihre Nuͤzlichkeit unter
                              anderen Umstaͤnden schließen darf, so wie es einige
                              Personen in Bezug auf das mit Krystallisation verbundene
                              Achard'sche Verfahren gethan haben. Die Saͤure spielt
                              hierbei eine nuͤzliche Rolle, welche auch auf das
                              Verfahren mit Formen, aber mit den Abaͤnderungen, welche
                              das Verkochen erheischt, anwendbar ist.
                           Wir gehen jezt alle Operationen bei der Zukerfabrikation, so wie
                              wir es in unserer lezten Abhandlung gethan haben und so wie sie
                              auf einander folgen, durch, und geben die Veraͤnderungen
                              und Verbesserungen an, welche darin vorgenommen, so wie
                              diejenigen, welche bei den erforderlichen Operationen
                              eingefuͤhrt worden sind.
                           
                        
                           Wahl der Localitaͤt fuͤr die
                                 Errichtung einer
                                 Runkelruͤbenzuker-Fabrik.
                           Die hundert gegenwaͤrtig in Frankreich bestehenden
                              Fabriken sind in dreiundzwanzig unserer Departements zerstreut;
                              die meisten sind in den Departements
                              Pas-de-Calais, Nord, Somme und Aisne. Weil diese
                              Fabriken vorzuͤglich das noͤrdliche Clima lieben
                              und in dem mittaͤgigen ganz und gar fehlen, und aus
                              einigen anderen Gruͤnden stellte ich in meiner Schrift
                              uͤber den Runkelruͤbenzuker den Saz auf, daß diese
                              Fabrikation, so wie auch der Bau der Zukerwurzel dem
                              mittaͤgigen Clima nicht zusagt. Die mir seit dieser Zeit
                              zugekommenen Nachrichten uͤber die Qualitaͤt der
                              Wurzel des Suͤdens und uͤber die Quantitaͤt
                              des krystallisirbaren Zukers, welche man durch Versuche daraus
                              abgeschieden hat, und eine aufmerksamere Untersuchung dieser Frage ließen mich meinen Irrthum erkennen. Ich bin in
                              der That jezt ganz uͤberzeugt, daß die in dem
                              mittaͤgigen Frankreich gebaute Runkelruͤbe, unter
                              uͤbrigens ganz gleichen Umstaͤnden, mehr Zuker,
                              und mehr krystallisirbaren Zuker als die Wurzeln des Nordens
                              enthaͤlt, daß dieser Zuker eben so leicht aus der Wurzel
                              abgeschieden werden kann, und daß, wenn im Suͤden keine
                              Runkelruͤbenzuker-Fabriken sind, dieses nicht dem
                              Clima, sondern anderen Ursachen zugeschrieben werden muß. Die
                              groͤßere Verbreitung der Zukerfabriken in den
                              noͤrdlichen Departements kann man folgendermaßen
                              erklaͤren:
                           Auf den Akerbau der Departements des noͤrdlichen
                              Frankreichs mußte die benachbarte Niederlande Einfluß haben und
                              er besaß den Vortheil eines durch gejaͤtete Pflanzen
                              vervollkommneten Anbaues ohne Brachen. Diese Departements waren
                              also seit langer Zeit in Besiz des Runkelruͤbenbaues,
                              waͤhrend es in dem mittleren und suͤdlichen
                              Frankreich viele Departements gibt, wo diese Wurzel als
                              Kuͤchengewaͤchs beinahe unbekannt ist. Nachdem die
                              Runkelruͤbenzuker-Fabrikation so weit
                              begruͤndet war, daß sie eine nuzbare Industrie werden
                              koͤnnte, mußte sie sich natuͤrlich vorzugsweise
                              dorthin verpflanzen, wo sie ihren Urstoff in Ueberfluß vorfand.
                              Andere rein oͤkonomische Vortheile haben den Fabriken
                              dieser Art in den noͤrdlichen Departements ebenfalls eine
                              große Ueberlegenheit gegeben; naͤmlich: 1) der niedrige
                              Lohn der landwirthschaftlichen und technischen Handarbeit; 2)
                              die Naͤhe der Steinekohlengruben und folglich die
                              Wohlfeilheit des Brennmaterials; 3) die große Fruchtbarkeit des
                              Bodens, welche die Runkelruͤben zu einem sehr niedrigen
                              Preise sich zu verschaffen erlaubt.
                           Wenn man bei der Frage also bloß das Clima und den Zukergehalt
                              der Wurzel in Betrachtung ziehen will, so kann man annehmen, daß
                              der Suͤden wenigstens eben so gut bedacht ist als der
                              Norden.
                           Ueber die Wahl der Localitaͤt fuͤr eine
                              Zuker-Fabrik habe ich Folgendes zu bemerken. Wenn man
                              sich dieser Industrie als Guͤterbesizer widmen und nur
                              die großen Vortheile beruͤksichtigen will, welche sie dem
                              Akerbau gewaͤhrt, durch den Anbau einer Pfahlwurzeln
                              treibenden und gejaͤteten Pflanze, und durch die
                              Consumtion an Ort und Stelle, die sie realisirt, so wird man zu
                              ihrer Gruͤndung vorzugsweise ein solches Besizthum
                              waͤhlen, dessen Felder einem dreijaͤhrigen
                              Brachliegen unterworfen und, wenn auch nicht unfruchtbar, doch
                              wenigstens aller Vortheile eines guten Anbau-Systems
                              beraubt sind; man wird endlich solche Felder waͤhlen,
                              welche schon zum Anbau von Getreidearten geeignet und bestimmt
                              sind. Man braucht dann den Preis des Brennmateriales und der
                              Handarbeit nicht zu beruͤksichtigen, weil man nicht die
                              Absicht bar, sich die großen Vortheile, welche die
                              Zuker-Fabrikation unter anderen Umstaͤnden
                              gewaͤhren wuͤrde, zu Nuzen zu machen und
                              diese Industrie nur als einen Nebenzweig der Landwirthschaft
                              betrachtet, wodurch man reichliche Mastung erhaͤlt, die
                              Brachen vermeidet und den Werth der Gruͤnde in
                              kuͤrzerer oder laͤngerer Zeit wenigstens
                              verdoppelt. Wenn man hingegen die Zukerbereitung als ein bloßes
                              Fabrikgeschaͤft betrachten wollte, welches nach Verlauf
                              des Jahres die Unkosten bezahlt und Gewinn abgeworfen haben muß,
                              dann muͤßte man vorzugsweise eine Gegend waͤhlen,
                              wo der Boden sehr fruchtbar oder der Runkelruͤbenbau seit
                              langer Zeit nach einem großen Maßstabe eingefuͤhrt ist,
                              wo die Handarbeit und das Brennmaterial sehr wohlfeil sind.
                              Unter diesen Umstaͤnden wuͤrde die Fabrikation des
                              Runkelruͤbenzukers zwar nicht den groͤßten, wohl
                              aber in der kuͤrzesten Zeit Gewinn bringen, und nur in
                              diesem Falle koͤnnte sie vortheilhaft von dem Akerbaue
                              getrennt werden. Auch wird die Fabrikation des
                              inlaͤndischen Zukers in den gut angebauten Departements,
                              in welche sie verpflanzt worden ist, bis jezt bloß aus diesem
                              Gesichtspunkte betrachtet und die Verbesserungen, welche der
                              Akerbau durch sie erhalten kann, sind ohne Vergleich geringer,
                              als sie bei wenig fruchtbaren und brachliegenden
                              Laͤndereien seyn wuͤrden.
                           Alle Auslagen bei dem Bau der Runkelruͤben bestehen in
                              Handarbeit und Duͤnger. Sie belaufen sich fuͤr
                              einen wenig fruchtbaren Boden eben so hoch als fuͤr einen
                              fruchtbaren. Man sieht daher leicht ein, welche Vortheile in
                              dieser Beziehung ein fruchtbarer Boden darbietet, in dem er mehr
                              Ausbeute gibt und die Wurzel daher bei weitem wohlfeiler zu
                              stehen kommt. Auch darf man sich nun nicht mehr wundern, wenn
                              man in den noͤrdlichen Departements Landwirthe findet,
                              welche 500 Kilogr. Runkelruͤben vortheilhaft fuͤr
                              8 Fr. produciren, waͤhrend in anderen Departements, wo
                              der locale Werth der Grundstuͤke geringer ist, dasselbe
                              Gewicht Wurzeln fuͤr nicht weniger als 12 Franken erzeugt
                              werden kann.
                           Man sieht also, daß der inlaͤndische Zuker aus zwei sehr
                              verschiedenen Zweken fabricirt werden kann; einerseits aus einem
                              landwirthschaftlichen, welcher der wichtigste und an großen
                              Resultaten fruchtbarste ist, andererseits aus einem technischen,
                              wobei man sich darauf beschraͤnkt, aus den zu dem
                              billigsten Preise aufgekauften Wurzeln mit der
                              moͤglichsten Ersparung den krystallisirbaren Zuker
                              auszuziehen; ersterer Zwek ist fuͤr den
                              Grundeigenthuͤmer, die Fruchtbarkeit des Landes und die
                              Vervollkommnung des Akerbaues, von der hoͤchsten
                              Wichtigkeit und verspricht dieser Fabrikation eine eben so lange
                              als nuͤzliche Dauer; lezterer, welcher so zu sagen die
                              Fabrikation von der Landwirthschaft isolirt, nimmt bei seinen
                              Berechnungen auf den groͤßeren Werth, welchen der Boden
                              durch den Runkelruͤbenbau erhielt, gar keine
                              Ruͤksicht; er berechnet die Einnahme und Auslage und
                              findet nur in einer guͤnstigen jaͤhrlichen Balance
                              sein Heil.
                           Indessen muß man doch zugeben, daß ein Techniker in demjenigen
                              Falle die Zuker-Fabrikation unter den guͤnstigsten
                              und nuͤzlichsten Verhaͤltnissen unternimmt, wenn
                              er Grundeigentuͤmer ist oder wenigstens das Gut
                              fuͤr lange Zeit gepachtet hat. Wenn der Boden wenig
                              fruchtbar ist, werden zwar die ersten Jahre der Zukerfabrikation
                              leinen großen Gewinn abwerfen, wenn aber ein
                              sorgfaͤltiger Anbau und reichlicher Duͤnger den
                              Boden verbessert, wenn die Arbeiter, an zwekmaͤßige
                              Feldarbeiten gewoͤhnt, sie schnell und gut
                              ausfuͤhren werden, wenn man sich endlich brauchbare Leute
                              fuͤr die Landwirthschaft und die Fabrikation gebildet
                              hat, dann wird der Eigenthuͤmer durch einen
                              betraͤchtlich groͤßeren Ertrag seiner Felder und
                              durch eine vielen Gewinn abwerfende Zuker-Fabrikation die
                              Frucht seiner Arbeiten reichlich zu erndten anfangen.
                           Diese Betrachtungen zusammengenommen, fuͤhren auf folgende
                              Schluͤsse:
                           1) Alte zum Anbau von Getreide geeigneten Felder, ihre
                              thon-, kalk- oder kieselartige Beschaffenheit mag
                              seyn, welche sie wolle, eignen sich auch zum
                              Runkelruͤbenbau.
                           2) Ein Techniker, welcher aus der Zuker-Fabrikation den
                              groͤßten Vortheil ziehen will, muß sich vorzugsweise in
                              einem Departement etabliren, wo man die Runkelruͤbe mit
                              Oekonomie baut, was gewoͤhnlich in den fruchtbarsten
                              Gegenden, wie in den noͤrdlichen Departements von
                              Frankreich der Fall ist.
                           3) In den guͤnstigsten Umstaͤnden befindet sich
                              diejenige Runkelruͤbenzuker-Fabrik, welche einem
                              Grundeigenthuͤmer gehoͤrt, der die Fabrikation
                              neben der Landwirthschaft treibt, um dadurch Mastung zu erhalten
                              und seine Gruͤnde fruchtbarer zu machen.
                           4) Die Runkelruͤbenzuker-Fabrikation ist dort dem
                              Landwirthe nuͤzlicher, wo sie dem Fabrikanten weniger
                              Gewinn bringt, und umgekehrt.
                           An einem Orte, wo noch keine Zukerfabrik existirt, ist eine
                              solche immer schwieriger zu errichten, weil man keine in dem
                              Geschaͤft unterrichteten Arbeiter erhaͤlt; diese
                              Schwierigkeiten sind noch viel groͤßer, wenn man sich in
                              eine Gegend versezt, wo der Bau der gejaͤteten Pflanzen
                              und wo folglich das Verfahren des Jaͤtens unbekannt ist.
                              Hier muß in der That der Unternehmer die Arbeiter auf seine
                              Kosten unterrichten, er muß besonders Haͤnde fuͤr
                              erhoͤhten Sold herziehen; diese Haͤnde leisten im
                              Anfange wenig Arbeit und sie kommt folglich sehr theuer zu
                              stehen. Unter diesen Umstaͤnden richtet man die Sache am
                              vortheilhaftesten so ein, daß man Anfangs nach dem Taglohn, und
                              spaͤter, wenn die Arbeiter ihr Geschaͤft gut zu
                              verrichten wissen, sie unter Aufsicht nach Klaftern arbeiten
                              laͤßt; dadurch bringt man sie dahin, schneller zu
                              arbeiten und lernt die Arbeit schaͤzen, welche sie
                              waͤhrend eines Tages verrichten koͤnnen. Wenn sie
                              einige Zeit lang auf diesem Fuße gearbeitet haben, und man
                              annehmen kann, daß sie moͤglichst schnell arbeiten, so
                              hat sich unterdessen ihr Lohn sehr vermehren muͤssen;
                              dann kann man ihnen den Vorschlag machen, nach Klaftern
                              fuͤr einen geringeren Lohn zu arbeiten, so daß derselbe
                              beilaͤufig auf denjenigen reducirt wird, welchen sie im
                              Anfange erhielten, als sie fuͤr Taglohn arbeiteten. Es
                              ist fuͤr die Feldarbeiter oft besser, waͤhrend des
                              ersten Probejahres die Bezahlung fuͤr die Klafter, so wie
                              sie seit der Erlernung des Geschaͤftes nach der an einem
                              Tage ausfuͤhrbaren Arbeit festgesezt wurde, beizubehalten
                              und sie erst im zweiten Jahre herabzusezen, in dem man
                              Aufmunterungs-Praͤmien fuͤr diejenigen
                              einfuͤhrt, welche am besten und schnellsten arbeiten,
                           
                        
                           Cultur der
                                 Runkelruͤben.
                           Die mechanische Zubereitung des Bodens ist von der
                              groͤßten Wichtigkeit; denn die Runkelruͤben,
                              welche in einem sehr lokeren Erdreich gebaut werden, gedeihen
                              besser, wurzeln tiefer und zeigen eben deßwegen weniger
                              Gabeltheilungen; die Erde haͤngt ihnen beim Einsammeln
                              weniger an und sie halten sich laͤnger. Der Hofmist und
                              uͤberhaupt der Pflanzenduͤnger sagt den
                              Runkelruͤben besser zu. Auch thut man besser sie nach
                              einer gut geduͤngten Erndte anzubauen, als selbst zu
                              duͤngen, denn man hat in der That beobachtet, daß die
                              ohne Duͤnger erhaltenen Wurzeln sich besser conserviren
                              und leichter zu bearbeiten sind. Der animalische Duͤnger
                              scheint insbesondere einen nachtheiligen Einfluß auf die Wurzel
                              zu haben, so daß sie schwieriger bearbeitet und aufbewahrt
                              werden kann; man koͤnnte diese leztere Erscheinung durch
                              die Gegenwart einer groͤßeren Menge animalisirter
                              Substanzen erklaͤren und die andere eben dadurch und
                              außerdem durch das Vorkommen einer groͤßeren Menge von
                              Ammoniaksalzen, welche bei der Darstellung des Zukers eine wahre
                              Klippe sind. Es scheint mir außerordentlich wahrscheinlich, daß
                              bei der Waͤhrung der Wurzel, welche waͤhrend ihrer
                              Aufbewahrung Statt findet, unter anderem das durch eine
                              Saͤure uͤbersaͤttigte Ammoniak gebildet
                              wird.
                           Das Aussaͤen mit der Hand und dem Saͤetuch ist noch
                              immer am gebraͤuchlichsten. Hr. Blanquet, dessen Verfahrungsweisen außerordentlich
                              beachtenswerth sind, zieht es vor, mit dem Pflanzstok und mit
                              der Hand zu saͤen. Die Saͤemaschine ist nur bei
                              einem gut zubereiteten Boden wohl anwendbar, weil dieses
                              Instrument in einem unebenen Boden besonders leicht in Unordnung
                              geraͤth. Ich weiß nicht ob man schon
                              das Aussaͤen ins Kreuz angewandt hat. Bei dieser Methode
                              koͤnnte man die Pferdhaue gebrauchen, zum wenigsten bei
                              dem vorlezten und lezten Jaͤten, und sie waͤre in
                              dieser Beziehung außerordentlich beachtungswerth, besonders in
                              den Gegenden, wo das Jaͤten nicht uͤblich und
                              folglich sehr theuer ist.
                           Die gesuchtesten Runkelruͤbenarten sind immer, die weiße
                              aus Schlesien, die rosenrothe und die gelbe mit weißem
                              Fleische.
                           Man sucht so viel als moͤglich die Erndte bei einer recht
                              troknen Witterung vorzunehmen. Wenn man Sonnenschein oder einen
                              troknen Wind hat, und die Ruͤben einige Tage, bevor man
                              sie in die Magazine bringt, auf dem Beschaͤlplaz liegen
                              laͤßt, so erhalten sie sich besser. Die
                              Runkelruͤbe, welche nicht ausgehoben worden und durch
                              ihre Blaͤtter schwach geschuͤzt ist, kann einer
                              Kaͤlte von 2° unter Null widerstehen. Indessen muß
                              man sie vor dem Eintreten des Frostes einzusammeln und in die
                              Magazine zu bringen suchen.
                           Das Einsammeln geschieht immer mit dem Spaten (Schaufel), doch
                              haben einige Fabrikanten noch immer die Absicht den Pflug zu
                              versuchen. Die Krautkronen werden am wohlfeilsten mit dem Spaten
                              weggeschafft; dieses Verfahren ist aber so unvollkommen und die
                              Sache von so großer Wichtigkeit, daß man besser thut, sie sehr
                              sorgfaͤltig mit dem Messer, und zwar bis zu den
                              Blattstielen abzuschneiden. Es waͤre sogar, wie ich mich
                              davon durch die Erfahrung uͤberzeugt habe,
                              außerordentlich nuͤzlich, dabei zugleich die Wurzelleime
                              und Wurzelfasern wegzuschneiden und die ihnen anhangende Erde
                              wegzuschaffen. Diese vorlaͤufige Arbeit, welche langsam
                              gehen und eben deßwegen schwierig seyn kann, waͤre eine
                              wahrhafte Reinigung, welche diejenige, die dem Zerreiben
                              vorhergehen muß, einfacher und schleuniger machen wuͤrde,
                              und ohne Zweifel wuͤrden durch dieses Verfahren die
                              Ruͤben viel haltbarer werden, weil dadurch die Ursachen
                              der Keimung und Gaͤhrung entfernt wuͤrden.
                           
                        
                           Aufbewahrung der
                                 Runkelruͤben.
                           Große Massen Runkelruͤben werden am sichersten in kleinen,
                              wenig tiefen und wenig breiten. Gruben aufbewahrt, die in einem
                              festen Boden ausgegraben sind, welcher hoch liegt und eben
                              deßwegen wenig feucht ist; wenn diese Loͤcher mit
                              Ruͤben angefuͤllt sind, bedekt man sie mit einer
                              Schichte Erde, um sie gegen den Frost zu schuͤzen. Wenn
                              man aber recht luftige und trokne Magazine hat, so kann man die
                              Ruͤben auch in diesen aufbewahren und sie halten sich
                              darin sehr gut. Hr. Oudart, dessen
                              Erfahrung von großem Gewicht ist, bewahrt seine Wurzeln nur in
                              Magazinen auf und erhaͤlt sie vollkommen gesund. Hr. Bernard zu Sussy, welcher dieses Jahr
                              seine Arbeit sehr fruͤhzeitig anfing, hat einen großen Theil
                              seiner Erndte verarbeitet, ohne sie aufzubewahren. Dieser
                              Umstand ist sehr guͤnstig, wenn man ihn ohne Nachtheil
                              benuͤzen kann, denn in vielen Departements wuͤrde
                              man die Erndte oft verderben, wenn man nach dem Beispiele,
                              welches Hr. Bernard in diesem Jahre
                              gab, Wurzeln bis im Monat December in der Erde lassen wollte.
                              Die wichtigsten Bedingungen, welche man erfuͤllen muß,
                              wenn man die Wurzeln vollkommen gut erhalten will, sind
                              folgende:
                           1) Daß man die Krautkronen bis zu den Blattstielen
                              wegschafft;
                           2) daß man die Wurzelkeime und Wurzelfasern wegschneidet;
                           3) daß man die den Wurzeln anhaͤngende Erde
                              moͤglichst gut beseitigt;
                           4) daß man die durch das Messer gemachten Wunden vollkommen
                              vernarben laͤßt, ehe man die Ruͤben in Gruben oder
                              Magazine bringt;
                           5) daß man die Wurzeln in kleinen Massen zusammen aufbewahrt, die
                              Gruben in einem troknen Boden ausgrabt und sie gegen den Frost
                              schuͤzt;
                           6) daß man bei dem Einsammeln und Aufspeichern alle Quetschung
                              vermeidet, wodurch eine Wunde entstehen koͤnnte, die eine
                              Gaͤhrung veranlassen wuͤrde;
                           7) daß man alle Umstaͤnde beruͤksichtigt, wodurch
                              eine Erndte von guter Qualitaͤt erzielt wird.
                           Einige im Kleinen angestellte Versuche uͤber die
                              Anwendbarkeit der schweflichen Saͤure, um die
                              Runkelruͤben besser zu erhalten, und die nuͤzliche
                              Rolle, welche dieses Agens bei der Aufbewahrung des
                              Traubenmostes spielt, ließen mich hoffen, daß man aus diesem
                              Verfahren große Vortheile ziehen koͤnnte; Versuche im
                              Großen haben jedoch meine Vermuthung nicht bestaͤtigt und
                              die schwefliche Saͤure, an Statt die Erhaltung der
                              Wurzeln zu beguͤnstigen, macht sie im Gegentheil sehr
                              schnell in Faͤulniß uͤbergehenEs scheint, daß sich der Verfasser, ehe er diese
                                    Abhandlung vollendete, mit diesem Gegenstande besonders
                                    beschaͤftigte, denn am Schluß derselben wird
                                    gerade das Gegentheil behauptet.A. d. R..
                           Nach dieser Thatsache moͤchte es scheinen, daß die
                              Runkelruͤbe als zweijaͤhrige Pflanze sich nur
                              durch die Lebenskraft erhaͤlt, welche sie im zweiten
                              Jahre ihrer Vegetation befruchten muß, und daß sie, wenn man
                              durch irgend ein Mittel dieses Leben der Pflanze vernichtet,
                              dann die Veraͤnderungen erleidet, welche das lezte
                              Stadium der Zersezung organischer Substanzen charakterisiren.
                              Die Verstuͤmmelung der Wurzel durch Abschneiden ihrer
                              Blattstiele und Fasern, die ihre Reproductions-Organe
                              bilden, sind nicht auf gleiche Weise nachtheilig, und es
                              scheint mir wohl erwiesen, daß diese Verstuͤmmelung die
                              Wirkung der Lebenskraft laͤhmt, ohne die Pflanze zu
                              toͤdten. So kann auch die Kraft, welche die
                              Gaͤhrung durch Veraͤnderung des Zukers
                              unterstuͤzt, bis zu einem gewissen Grade durch
                              Verstuͤmmelung der Organe, welcher sie sich bedient,
                              gelaͤhmt werden; aber man muß sich wohl huͤten,
                              sie zu vernichten.
                           Die Wurzeln erleiden bei der Aufbewahrung Veraͤnderungen,
                              welche das specifische Gewicht ihres Saftes, oft nur um ein
                              Geringes, oft aber auch betraͤchtlich vermindern. Durch
                              das Austroknen der Wurzel waͤhrend ihrer Aufbewahrung
                              wird die Verminderung der Dichtigkeit ihres Saftes
                              bemaͤntelt und dieselbe scheinbar erhoͤht.
                           Ich habe schon bemerkt, daß man nach Allem glauben muß, daß die
                              Salze mit Ammoniakbasis sich in den Wurzeln waͤhrend
                              ihrer Aufbewahrung bilden koͤnnen. Sie bilden sich in
                              noch groͤßerer Menge in den geduͤngten Wurzeln und
                              machen die Ausziehung des Zukers schwieriger. Einige haben
                              bemerkt, daß sich der Salpeter ebenfalls unter denselben
                              Umstaͤnden erst bilde; obgleich ich aber gern zugebe, daß
                              viele Wurzeln Salpeter enthalten, so muß ich doch gestehen, daß
                              ich keinen Grund einsehe, warum er sich waͤhrend ihrer
                              Aufbewahrung bilden soll.
                           Waͤhrend dieser Aufbewahrung erleiden die Wurzeln immer
                              einen betraͤchtlichen Gewichtsverlust, besonders wenn man
                              sie in luftige Magazine bringt. Dieser Verlust entsteht durch
                              die Gaͤhrung und besonders durch die Verduͤnstung
                              einer gewissen Menge Wassers; er kann auf 4 bis 5% steigen. Wenn
                              man Wurzeln aufbewahrt, denen noch viele Erde anhaͤngt,
                              so ist der Gewichtsverlust noch groͤßer, weil sich ein
                              Theil der Erde waͤhrend ihres Transportes von der Grube
                              zu der Reinigungswerkstaͤtte losreißt. Die HHrn. Blanquet und Harpignies schaͤzen den Verlust, welchen die
                              Runkelruͤbe von ihrer Erndte bis zur Zerreibung erleidet,
                              zu 17%. Dieser Verlust scheint mir uͤbertrieben, obgleich
                              diese Fabrikanten ihn aus zwei Jahre lang fortgesezten
                              Beobachtungen abgeleitet haben; uͤbrigens sieht man
                              leicht ein, welche Ursachen Irrthuͤmer in dergleichen
                              Beobachtungen bei einer Fabrikation im Großen bringen
                              koͤnnen.
                           Die Aufbewahrung der Ruͤben ist von allen Operationen die
                              wichtigste und vielleicht diejenige, welcher allgemein die
                              geringste Sorgfalt gewidmet wird. Von ihr haͤngt das
                              Gelingen aller ferneren Operationen ab, und wenn man bedenkt,
                              wie leicht man die gesunden Wurzeln bearbeitet, so sieht man
                              wohl ein, daß der Fabrikant kein Opfer scheuen darf, um sie so
                              zu erhalten.
                           
                        
                           Fabrikation des Zukers.
                           Reinigen oder Waschen der
                                 Ruͤben. Das Reinigen hat hauptsaͤchlich den Zwek, die anhaͤngende Erde
                              und die faulen Theile wegzuschaffen. Wegen der lezteren ist es
                              besonders unumgaͤnglich noͤthig, wenn die
                              Ruͤben einige Zeit lang aufbewahrt worden sind. Dann kann
                              vor dem Waschen, welches bei frischen und vollkommen gesunden
                              Ruͤben ausreichen duͤrfte, die Reinigung mit dem
                              Messer nicht unterlassen werden, weil man durch leztere allein
                              die faulen Theile entfernen und versichert seyn kann, daß die in
                              Arbeit genommene Ruͤbe in einem Zustande ist, worin sie
                              gute Resultate gehen kann.
                           Hr. Hallette hat nach den Angaben im
                              Industriel eine
                              Cylinder-Waschmaschine gebaut, welche viel leistet und
                              ihren Zwek bei wenig Kraft und wenig Wasser vollkommen
                              erfuͤllt. Diese Waschmaschine, welche in dem
                              schoͤnen Etablissement zu Roclincourt bei Arras
                              hergestellt ist, wird durch eine Dampfmaschine vermittelst eines
                              Riemens in Bewegung gesezt. Hr. Champonnois, der Erfinder, empfahl zwei Abschnitte
                              einer Schnekenlinie an den beiden Enden des Cylinders
                              anzubringen, den einen, um die Ruͤben hineinzuschaffen,
                              den anderen, um sie auf eine geneigte Ebene herauszuwerfen. Ich
                              glaube, daß diese beiden Abschnitte unnuͤz waͤren,
                              denn die Ruͤben, welche an einem Ende hineinkommen,
                              suchen immer sich in horizontalen Lagen abzusezen, und dieses
                              Bestreben bringt sie bei der Umdrehung der Trommel immer von
                              einem Ende des Cylinders zum anderen. Denn man nun beide Enden
                              mit vier Kreuzhoͤlzern sich enden laͤßt, und von
                              den Ruͤben immer so viel zulaͤßt, daß sie mehr als
                              die Haͤlfte des Hohlraums des Cylinders einnehmen, so
                              wird es offenbar, daß, da die Achse des Cylinders auf den
                              Raͤndern des Kastens ruht, die Wurzeln nothwendig an
                              jenem Ende herauskommen muͤssen, das dem Ende
                              gegenuͤber steht, an welchem sie eintraten. Durch diese
                              Vorrichtung wuͤrde der Apparat weit einfacher werden, der
                              an und fuͤr sich schon, so wie Hr. Hallette denselben vorrichtete, sehr einfach ist.
                           Einige Fabrikanten haben das Waschen aufgegeben, in dem sie
                              vorgeben, es bringe Wasser in die Wurzeln, was aber schwer zu
                              beweisen seyn duͤrfte, denn alles Wasser, welches in das
                              Fleisch kommt, reducirt sich auf die geringe Menge desselben,
                              die nach dem Waschen noch die Oberflaͤche der Wurzeln
                              befeuchtet.
                           
                        
                           Zerreiben der
                                 Runkelruͤben.
                           Das Zerreiben ist noch immer das einzige Mittel, welches man
                              anwenden kann, um den Saft von den Runkelruͤben
                              abzusondern. Offenbar leistet dieses rein mechanische Verfahren
                              nicht so Vollkommenes, als eine chemische Einwirkung erzweken
                              muͤßte, wodurch alle Zellen ohne Ausnahme angegriffen
                              wuͤrden, und man kann daher bei dem jezigen noch
                              unvollkommenen Zustande der Kunst den Saft und folglich den in
                              den Wurzeln enthaltenen Zuker nur unvollstaͤndig
                              ausziehen. In meiner lezten Abhandlung
                              haͤtte ich bemerkt, daß Hr. Champonnois Versuche uͤber das Auskochen (Cuisson) anstellte, welche ein gutes
                              Resultat gaben, wenn man die Vorsicht gebrauchte, die
                              ausgekochten Wurzeln in ganzen Stuͤken in die Sake zu
                              bringen. Ich habe in diesem Jahre den Versuch wiederholt und
                              schlechte Resultate erhalten, denn ich fand, daß die Wurzeln in
                              diesem Zustande nicht gepreßt werden koͤnnen, und der
                              Saft auch nicht gut gelaͤutert werden kann. Die Zeitungen
                              der Provinzen und von Paris haben angekuͤndigt, daß Hr.
                              Martin, Zukerfabrikant bei St.
                              Omer, eine neue Methode erfand, wodurch er 95% Saft aus den
                              Runkelruͤben ausziehen koͤnnte. Wahrscheinlich
                              haͤtte Hr. Martin bloß
                              Versuche, und zwar fruchtlose Versuche angestellt, denn es war
                              von seiner ferneren Bearbeitung dieses Gegenstandes nicht weiter
                              die Rede.
                           Doch darf man nicht glauben, daß diese Methode den Saft
                              auszuziehen ganz und gar unmoͤglich ist, denn die Zellen
                              werden dadurch wohl zertheilt, und es bleibt jezt nur noch ein
                              Verfahren auszufinden uͤbrig, wodurch man den Saft leicht
                              von dem Zellengewebe trennen und dann die Laͤuterung so
                              anstellen kann, daß man gute Resultate erhaͤlt.
                           Das Zerreiben ist also im gegenwaͤrtigen Augenblik noch
                              die einzige anwendbare Methode. Die Reibeisen, deren man sich
                              ausschließlich bedient, sind horizontale Walzen, die an ihrem
                              aͤußeren Umfange mit Saͤgeblaͤttern
                              versehen sind. Die Hobel, welche die Wurzeln gegen die
                              Zaͤhne dieser Saͤgeblaͤtter treiben, sind
                              so gestellt, daß die Achse der Wurzel, die sie treiben, sich dem
                              Cylinder in der Richtung des verlaͤngerten Halbmessers
                              darbietet. Diese Bedingung, unter welcher die
                              Runkelruͤben-Wurzel sich dem Reibeisen darbieten
                              muß, ist aus zwei Gruͤnden wichtig: 1)weil dann schneller
                              und besser gerieben wird, als unter jeder anderen Richtung; 2)
                              weil das Stuͤk, welches dann nach dem Zerreiben noch von
                              der Wurzel uͤbrig bleibt, dadurch so klein wird, als nur
                              immer moͤglich ist: denn es kann nichts anderes mehr
                              uͤbrig bleiben, als eine Scheibe, die auf der Achse
                              senkrecht steht.
                           Man gibt der Walze gewoͤhnlich eine sehr große
                              Geschwindigkeit. Geschwindigkeit ist hier wirklich eine der
                              Hauptbedingungen, unter welchen allein die Arbeit gut und
                              schnell von Statten gehen kann. Sechshundert Umdrehungen in
                              Einer Minute scheinen indessen genug, selbst wenn das Reibeisen
                              einen Fuß im Durchmesser hat.
                           Das Modell des Hrn. Thierry, das man
                              allgemein nachzuahmen und zu verbessern suchte, haͤtte
                              einen Cylinder von Einem Fuß Breite und zwei Fuß im Durchmesser.
                              Hr. Hallette hat den Durchmesser auf
                              Einen Fuß herabgesezt, unter der Voraussezung, die Reibung des
                              Werkzeuges dadurch zu vermindern. Ich habe hieruͤber
                              keine Erfahrung, indessen wurde diese Verminderung des
                              Durchmessers des Cylinders auf eine sehr
                              verstaͤndige Weise vorgenommen, d.h. man ließ ihm
                              dieselbe Anzahl von Saͤgeblaͤttern. Die reibende
                              Oberflaͤche ward also dadurch nicht
                              veraͤndert.
                           Man gab bisher dem Reibeisen seine Bewegung mittelst einer
                              Roßmuͤhle und eines doppelten Getriebes: erst in den
                              neueren Zeiten hat man einen Laufriemen angewendet, und zwar mit
                              Vortheil. Auf diese Weise werden die Reibeisen auf den
                              Muͤhlen der HHrn. Wery und Peuviou zu Lille, des Hrn. Amoire zu Saultin, des Hrn. Ledru und Comp. zu Roye, des Hrn. Montauvill zu Domfront getrieben.
                           Man verfertigt auch die Walzen und die Gestelle aus Gußeisen. Die
                              Weise, wie die Saͤgeblaͤtter auf den Walzen
                              angebracht werden, ist gleichfalls verschieden. Eine der
                              einfachsten Methoden, die mir noch bekannt geworden ist, zeigt
                              Fig. 17 und 18 auf Taf. 33Die Figuren fehlen in dem April- und Maiheft des
                                    Industriel und kommen
                                    nicht vor; wenn sie in einem spaͤteren Hefte noch
                                    erscheinen sollten, so werden wir sie nachtragen.A. d. Red.. Die Walze, die aus Gußeisen, und deren Umfang voll ist,
                              hat zwei hervorragende Halsstuͤke aa, in welcher man auf der
                              Drehebank zwei kreisfoͤrmige Furchen ausdreht. Die Walze
                              fuͤhrt, stellenweise, korrespondirende Oeffnungen, wie
                              ccc. In diese beiden
                              Furchen bringt man die Saͤgeblaͤtter, und stellt
                              sie darin mit ihren beiden Enden fest. Sie werden mittelst
                              hoͤlzerner Lager von einander getrennt, die gleichfalls
                              in obige Furchen eingreifen, und mittelst Keilen festgehalten,
                              die durch die Loͤcher cc laufen, so daß man sie leicht herausnehmen kann,
                              wenn sie einer Ausbesserung beduͤrfen. Das Einsezen und
                              Herausnehmen dieser Saͤgeblaͤtter auf den
                              Cylindern geschieht sehr leicht. Die HHrn. Molard d. jung, und Hr. Moulfarine haben diese Vorrichtung
                              ausgefuͤhrt.
                           Man kann auch Reibwalzen verfertigen, deren Cylinder und Gestell
                              aus Holz ist. Die Saͤgeblaͤtter lassen sich auf
                              den hoͤlzernen Cylinder entweder mittelst ihrer
                              Zuͤge einsezen, oder man kann auch diese Blaͤtter
                              auf dem Umfange der Walze mittelst hoͤlzerner Lager
                              vereinigen, die mit drei Schrauben auf dem Cylinder festgehalten
                              werden. Solche Walzen sind aͤußerst wohlfeil und taugen
                              sehr gut fuͤr aͤrmere Landwirthe, fuͤr
                              bloße Bauern, bei welchen Einfachheit und Wohlfeilheit der
                              Instrumente eine unerlaͤßliche Bedingung ist.
                           
                        
                           Auspressen des Saftes.
                           Um den Saft auszuziehen, fuͤllt man das zerriebene Fleisch
                              in Saͤke, die man mit Weidenflechtwerk umgibt und unter
                              die Presse bringt. Man bedient sich meistentheils der
                              hydraulischen Presse, weil sie leicht zu handhaben
                              ist, eine große Kraft ausuͤbt und dabei schnell in Gang
                              gesezt werden kann.
                           In den großen Etablissements verbindet man die Pumpen durch
                              Kurbeln oder mit Laufbaͤndern versehene Flaschen mit dem
                              Goͤpel und sezt so die Presse in Bewegung. Man liebt die
                              doppelten Injectionspumpen mit abwechselnder Bewegung wegen
                              ihres staͤtigen und regelmaͤßigen Widerstandes.
                              Wenn man diese Pumpen durch Menschenkraft bewegen lassen will,
                              ist ein Wagebalken, an dessen beide Enden man zwei Menschen
                              hinstellt, unumgaͤnglich noͤthig. Im lezteren
                              Falle ist eine einzige Pumpe vorzuziehen, weil sie weniger
                              kostet.
                           Eine einzige Injectionspumpe mit doppeltem Koͤrper reicht
                              fuͤr zwei Pressen sehr wohl aus, weil bei der Fabrikation
                              niemals beide Pressen zugleich gehen, sondern nur immer eine
                              davon eine Ladung erhaͤlt.
                           Man hat in der lezteren Zeit Runkelruͤben-Pressen
                              von einer Kraft construirt, welche die erforderliche bei weitem
                              uͤbersteigt; so spricht man von einem Druk von 5 bis 6000
                              Zentnern. Ich bin noch immer der Meinung, daß eine Presse,
                              welche einen Druk von 2000 bis 2500 Zentnern ausuͤbt, und
                              die durch einen Staͤmpel von 7 bis 8 Zoll recht gut in
                              Gang gesezt werden kann, fuͤr die Saͤke von
                              allgemein uͤblicher Groͤße hinreichend ist.
                              Uebrigens ist es sehr schwierig, den Druk, welchen diese
                              Maschine ausuͤbt, genau zu erfahren, und er wird bloß
                              nach einer Methode berechnet, welche die Mechaniker leicht
                              falsch anwenden koͤnnen und die sich immer weit von der
                              Wirklichkeit entfernt, weil sie ein absolutes Gleichgewicht
                              voraussezt.
                           Man hat in der lezteren Zeit eine Schraubenpresse von der
                              Erfindung des Hrn. Revillon
                              empfohlenSie ist im polyt. Journ. Bd. XXVIII. S.
                                       397 beschrieben. Man vergl. auch Bd. XXX. S.
                                       407.A. d. Red.. Diese Presse unterscheidet sich von den
                              gewoͤhnlichen Schraubenpressen bloß dadurch, daß dabei an
                              Statt der Bewegung durch Druk, eine Reihe von Stoͤßen
                              angewandt wird, deren Staͤrke in der That
                              unbegraͤnzt ist (?). Man hat diesen Apparat
                              uͤbermaͤßig geruͤhmt und ihm eine magische
                              Kraft zugeschrieben. Wenn man aber sein Princip, seine
                              Construction und seine Wirkung genau untersucht, so findet man,
                              daß er mit der gewoͤhnlichen Schraubenpresse identisch
                              ist, daß die Kraft, welche er ausuͤben kann, wie
                              diejenige aller Pressen, durch den Widerstand der Materialien,
                              woraus er besteht, begraͤnzt ist, und daß er sich bloß
                              durch den Mechanismus unterscheidet, welcher mit einer schwachen
                              Kraft eine große Wirkung, aber mit geringer Geschwindigkeit zu
                              erhalten gestattet. Er arbeitet nicht schneller als die
                              Hebelpressen, und wenn er eine groͤßere Kraft
                              ausuͤben kann, so geschieht dieß auf Kosten der
                              Geschwindigkeit.
                           Diese Presse ist jedoch eben so einfach wie die
                              gewoͤhnliche Schraubenpresse und verdient in dieser
                              Beziehung die Aufmerksamkeit der Landwirthe. Ihr Mechanismus
                              liegt vor Augen; sie braucht nicht so oft ausgebessert zu werden
                              und kommt nicht so leicht in Unordnung wie die hydraulische
                              Presse. Diese Presse duͤrfte daher in vielen
                              Localitaͤten, welche von den mechanischen
                              Werkstaͤtten weit entfernt sind, mit Vortheil angewandt
                              werden koͤnnen.
                           In unserer lezten Abhandlung erwaͤhnten wir einer
                              Beobachtung, welche die HHrn. Cazalis
                              und Cordier zu Saint-Quentin
                              machten. Wenn man naͤmlich zwei hydraulische Pressen,
                              wovon die eine das Maximum ihrer Wirkung erreicht hat,
                              waͤhrend die andere ihre Ladung hat, mit einander in
                              Wechselwirkung sezt, so macht die eine in diesem Falle die
                              andere auf eine gewisse Hoͤhe steigen, welche gleich der
                              Haͤlfte des Laufes des Staͤmpels ist. Wir suchten
                              uns Anfangs diese Erscheinung durch die Elasticitaͤt und
                              Zusammendruͤkbarkeit des Wassers zu erklaͤren, was
                              aber ungenuͤgend ist. Seitdem erfuhren wir, daß die
                              Hauptursache dieser Erscheinung die Elasticitaͤt der
                              Weidenflechten ist, die, nachdem sie in einer der Pressen
                              zusammengedruͤkt worden sind, Elasticitaͤt genug
                              haben, um die beobachtete Wirkung hervorzubringen. Dieses
                              Verfahren kann also sehr vortheilhaft seyn, weil dabei eine
                              Kraft benuͤzt wird, welche bei den gewoͤhnlichen
                              Anordnungen ganz verloren geht.
                           Zur Verfertigung der Saͤke nimmt man am besten eine
                              Leinewand, welche sehr rein und aus sehr festem Zwirn, oder
                              besser noch aus sehr feinem Bindfaden verfertigt ist.
                           In einigen Fabriken hat man die sogenannten Fuͤhrer (guides), welche zur Anordnung der
                              Saͤke auf die Platte der Presse dienten, aufgegeben, weil
                              man bemerkte, daß diese Fuͤhrer die
                              Nachlaͤssigkeit der Arbeiter bei dem Auflegen der
                              Saͤke beguͤnstigten, und daß folglich die
                              seitwaͤrts gegen die Fuͤhrer umgeschlagenen
                              Weidenflechten schnell zerstoͤrt wurden und ein
                              unvollstaͤndig und ungleichfoͤrmig ausgepreßtes
                              Fleisch gaben. Wenn keine Fuͤhrer mehr vorhanden sind,
                              muͤssen die Arbeiter bei der Zurichtung der Saͤke
                              sehr sorgfaͤltig und sehr aufmerksam seyn, weil sie
                              ohnedieß das Fleisch nicht vollkommen auspressen
                              koͤnnten, ohne es der Pressung zu wiederholten Malen zu
                              unterziehen; dann wird aber der Director ihre
                              Nachlaͤssigkeit oder Ungeschiklichkeit bald gewahr
                              werden. In diesem Falle darf man nicht zu viele Saͤke und
                              Flechten aus einander aufschichten und die Saͤke auch
                              nicht zu sehr mit Mark anfuͤllen, denn lezteres wird
                              immer so besser ausgepreßt, je weniger in die Saͤke davon
                              gebracht worden ist. In vielen Fabriken begeht man den Fehler, zu schnell zu pressen; der Saft hat dann nicht Zeit
                              genug zum Abtropfen und das Mark wird nicht vollkommen
                              ausgepreßt. Zu einer zwekmaͤßigen Pressung muß man
                              wenigstens 20 bis 25 Minuten verwenden.
                           Man hat das flache Beken zum Auflegen der Saͤke
                              vorteilhaft durch eine gußeiserne Platte ersezt, welche auf
                              einer in ihrer Mitte befestigten Roͤhre beweglich ist.
                              Diese ungefaͤhr 2 1/2 Fuß hoch erhoͤhte Platte hat
                              einen erhabenen Rand und ihre Oberflaͤche neigt sich in
                              allen Richtungen gegen die Mitte, wo sich eine
                              Abflußroͤhre befindet, welche den sich abscheidenden Saft
                              aufnimmt und in das Saftbeken faͤhrt. Diese Platte hat
                              eine laͤngliche Form, so daß man zwei Schichten von
                              Saͤken auflegen kann. Eine der beiden auszupressenden
                              Schichten befindet sich immer an dem der Reibmaschine nahen
                              Ende, und wenn sie ausgepreßt ist, kann man durch eine Drehung
                              der Platte diese Schichte von den Pressen wegschieben und eine
                              andere dafuͤr aufsezen. Eine solche Platte ist endlich
                              auch viel bequemer als das flache fixe Beken und die auf
                              Raͤdern beweglichen Beken, welche nach diesen in Gebrauch
                              kamen.
                           Bei der Ausuͤbung eines besonderen
                              Fabrikations-Systems fand ich es vorteilhaft, das Mark in
                              den Saͤken selbst auszuwaschen und ich erhielt dadurch
                              noch 10 bis 12 Procent (auf den Gehalt des anfaͤnglichen
                              reducirten) Saft.
                           
                        
                           Ueber die Triebkraft fuͤr die
                                 Reibmaschine und die Pressen.
                           Die beste und wohlfeilste Triebkraft fuͤr die
                              Runkelruͤbenzuker-Fabriken ist ein
                              Ochsen-Goͤpel, weil man bei der Fabrikation eine
                              gesunde Nahrung fuͤr die Ochsen in reichlicher Menge
                              erhaͤlt und die Unterhaltung und Ausbesserung einer
                              solchen Triebkraft so einfach ist, daß sie von den Feldarbeitern
                              sehr wohl besorgt werden kann. Von den Dampfmaschinen, welche
                              man in die Zukerfabriken einzufuͤhren gesucht hat, kann
                              man dieses nicht sagen. Die Unterbrechung der Arbeiten, die
                              complicirte Einrichtung der Maschine, das groͤßere
                              Kapital, welches ihre Anschaffung erheischt, die mehr Sorgfalt
                              erfordernde und schwierigere Unterhaltung, schließen diese
                              Triebkraft von den Zukerfabriken aus und machen sie nur in
                              großen Etablissements, an Orten anwendbar, wo das Brennmaterial
                              wohlfeil ist und wo man wegen der Naͤhe der mechanischen
                              Werkstaͤtten sie schnell und leicht wieder ausbessern
                              kann. Sonst ist uͤberall der Goͤpel die einzige
                              annehmbare Triebkraft.
                           Die Wasserfaͤlle, welche man sich an vielen Orten wohlfeil
                              verschaffen kann, wurden ebenfalls empfohlen; wenn man davon
                              Gebrauch machen will, muß man versichert seyn,
                              daß man waͤhrend der ganzen Dauer der Arbeit keinen
                              Wassermangel leidet, und auch das Gefrieren des Wassers nicht zu
                              befuͤrchten ist. Da leztere Bedingung unmoͤglich
                              ist, so muß man auf die hydraulischen Triebkraͤfte
                              verzichten. Die Windmuͤhlen sind wegen ihrer
                              Unbestaͤndigkeit in den Zuckerfabriken ebenfalls nicht
                              anwendbar.
                           Durch den Goͤpel sezt man die Reibmaschine, die
                              hydraulischen Pressen und die Waschmaschine in Bewegung. In
                              vielen landwirthschaftlichen Etablissements wird nur die
                              Reibmaschine durch den Goͤpel bewegt. Sie erfordert 3 bis
                              4 Pferdekraͤfte, eine doppelte Pumpe aber nur Eine
                              Pferdekraft. Man findet in einigen Zukerfabriken Goͤpel,
                              welche durch acht Ochsen getrieben werden, die aber etwas
                              unbequem sind, und es ist moͤglich, daß in diesem Falle
                              eine Dampfmaschine passender waͤre.
                           
                        
                           Laͤuterung des Saftes.
                           Der Zwek der Laͤuterung ist, die Substanzen in dem Safte,
                              welche dem Zuker fremdartig sind und seine Abscheidung
                              erschweren, entweder abzusondern, oder mit Koͤrpern in
                              Verbindung zu bringen, welche bestaͤndigere und den
                              beabsichtigten Resultaten weniger nachtheilige Verbindungen
                              bilden koͤnnen. Zu diesem Ende befolgt man heute zu Tage
                              drei verschiedene Verfahrungsweisen, welche ich mit den
                              Benennungen: Verfahren der Colonien, franzoͤsisches
                              Verfahren und Archand'sches Verfahren bezeichnen will.
                           
                        
                           Verfahren der Colonien.
                           Dieses Verfahren beschraͤnkt sich auf die Anwendung des
                              Kalks und schließt den Gebrauch der Schwefelsaͤure ganz
                              aus. Es eignet sich fuͤr diejenigen Ruͤbensorten,
                              welche nur eine geringe Menge Kalisalze enthalten. Ich glaube,
                              daß dieß bei den in einem fruchtbaren Erdreiche angebauten und
                              stark geduͤngten Wurzeln der Fall ist: diese enthalten
                              auch gewoͤhnlich sehr viele Ammoniaksalze mit
                              Pflanzensaͤuren. Wenn dieß wirklich sich so
                              verhaͤlt, so muß man annehmen, daß der Duͤnger bei
                              den Runkelruͤben die Ammoniak-Erzeugung
                              beguͤnstigt und der Entwikelung von Kali sehr wenig
                              guͤnstig ist. Der in den Saft gebrachte Kalk
                              schlaͤgt organische Substanzen nieder und bildet außerdem
                              mit mehreren Pflanzensaͤuren, welche in der Ruͤbe
                              durch Kali und Ammoniak neutralisirt sind, unaufloͤsliche
                              Salze. Diese beiden Alkalien muͤssen also in dem
                              gelaͤuterten Saft frei werden. Das Kali kann nur durch
                              die Unaufloͤslichkeit der gebildeten Kalksalze frei
                              werden, die Salze des Ammoniaks werden hingegen alle ohne
                              Ausnahme durch Kalk zersezt. Wenn also der Saft alkalisch wird,
                              so ruͤhrt dieß von Kali oder von Ammoniak, oder von
                              beiden zugleich her, denn von Kalkerde ist darin,
                              wie ich mich durch directe Versuche uͤberzeugt habe,
                              meistens fast gar nichts enthalten.
                           Wenn das in dem Saft vorherrschende Alkali bloß Ammoniak ist und
                              er nur sehr wenig Kali enthaͤlt, so kann man ihn nicht
                              mit Saͤure versezen, denn sonst wuͤrde sich
                              waͤhrend seiner Concentration ein saures schwefelsaures
                              Ammoniak bilden und lezteres durch seinen
                              Saͤureuͤberschuß aus den in dem Saft
                              aufgeloͤsten Salzen mehrere Saͤuren in Freiheit
                              sezen. Diese Saͤuren sind, wir wiederholen es,
                              Aepfelsaͤure, Gallertsaͤure, Salzsaͤure und
                              meistens auch Salpetersaͤure, die entweder von der Wurzel
                              herruͤhrt oder durch die Schwefelsaͤure in den
                              Saft gebracht wurdeEs scheint mir sehr wahrscheinlich, daß die
                                    kaͤufliche Schwefelsaͤure oft
                                    Salpetersaͤure enthaͤlt; ich habe
                                    daruͤber einige Versuche angestellt, da aber das
                                    dabei beobachtete Verfahren von der Art war, daß es mich
                                    haͤtte irre leiten koͤnnen, so kann ich es
                                    noch nicht positiv behaupten.A. d. O.. (Weiter oben S. 175. wurden die Nachtheile dieser
                              Agentien angegeben.)
                           Wenn der Saft so durch bloßen Kalk gelaͤutert worden ist,
                              ist er immer stark alkalisch und man muß sich wohl
                              huͤten, ihm die thierischen Kohlen von der
                              Klaͤrung zuzusezen, was in einigen Fabriken geschieht.
                              Dieses Verfahren ist bequem, um die Kohlen auszuwaschen, aber es
                              gibt schlechte Resultate. Denn der Saft, welcher auf diese Art
                              gelaͤutert worden ist, wuͤrde stark alkalisch
                              werden und schwer zu concentriren seyn, weil die Alkalien die
                              Eigenschaft haben, die Faͤrbestoffe aus der Kohle zu
                              verdraͤngenMan weiß schon seit langer Zeit, daß die thierische Kohle
                                    dem Wasser den Kalk entzieht; ich habe durch diese
                                    Thatsache die Beobachtung erklaͤrt, daß zur
                                    Neutralisation des mit Kohle behandelten Saftes weniger
                                    Saͤure erforderlich ist, aber man wußte bisher
                                    nicht, daß die Kohle alle Alkalien nach Art der
                                    Saͤuren neutralisirt. Ich hatte dieses schon vor
                                    laͤngerer Zeit vermuthet, was eine Note in meinem
                                    Werke S. 258. beweist; seitdem habe ich mich davon durch
                                    directe Versuche uͤberzeugt; die erhaltenen
                                    Resultate lassen mich sogar glauben, daß die Kohle sich
                                    mit den Basen in bestimmten Verhaͤltnissen
                                    verbindet. Es wundert mich, daß Hr. Bussy, welcher in seiner
                                    vortrefflichen Abhandlung uͤber die thierischen
                                    Kohlen (polyt. Journ. Bd. IX. S. 206.) die Einwirkung der Alkalien
                                    auf die mit Faͤrbestoffen uͤberladene
                                    Kohle so gut beobachtete, es wundert mich, sage ich, daß
                                    Hr. Bussy nicht auf dasselbe
                                    Resultat geleitet wurde, welches ich jezt mittheile;
                                    denn er nimmt an, daß das Alkali der Kohle den
                                    Faͤrbestoff dadurch entzieht, daß es sich mit
                                    demselben verbindet, waͤhrend in der That das
                                    Alkali den Faͤrbestoff in der Kohle
                                    verdraͤngt.A. d. O. und außerdem das Kali die Eigenschaft hat, den
                              Eiweißstoff aufzuloͤsen und damit eine klebrichte
                              Verbindung zu bilden, welche das Abdampfen schaͤumend und
                              das Verkochen sehr schwierig macht.
                           Man hat bemerkt, daß man bei der Laͤuterung mit Kalk bald
                              flokige, bald sehr zertheilte Niederschlaͤge
                              erhaͤlt. Zu dieser Beschaffenheit des Niederschlages
                              traͤgt nach meiner Erfahrung unter Anderem das
                              Verhaͤltniß des in der angewandten Kalkmilch enthaltenen
                              Wassers bei; denn wenn sie verduͤnnt
                              ist, so faͤllt der Niederschlag fein, im Gegentheile
                              kluͤmprig aus.
                           Die Klumpen, welche durch den Kalk in dem Safte gebildet werden,
                              huͤllen immer den Kalk ein, welcher nicht wirkt, so daß
                              man sie mit den Klumpen vergleichen kann, welche das Eiweiß bei
                              der Klaͤrung hervorbringt; sie huͤllen Alles ein
                              und ziehen Alles mit sich, was der Saft in dem Augenblike, wo
                              sie sich bilden, Unaufloͤsliches enthaͤlt. Durch
                              diese Beschaffenheit der Klumpen werden uns andere Erscheinungen
                              erklaͤrbar.
                           Den Kalk sezt man allgemein dann zu, wenn die Temperatur der
                              Fluͤssigkeit zwischen dem 70sten und 85sten Grad des
                              hundertheiligen Thermometers (zwischen 60 und 68°
                              Reaumuͤr) ist; doch bringt es keinen Nachtheil, wenn man
                              ihn schon fruͤher und wie ich gefunden habe, sogar in der
                              Kaͤlte zusezt; nur muß man dann von Zeit zu Zeit
                              umruͤhren, damit der Niederschlag nicht auf den Boden
                              faͤllt und sich an den Kessel anhaͤngt.
                              Gewoͤhnlich erhizt man die Fluͤssigkeit bis zum
                              Kochen; ich fand es aber nicht nachtheilig, wenn das Feuer schon
                              fruͤher entfernt wird, sobald naͤmlich die
                              Laͤuterung vollstaͤndig erfolgt ist, wovon man
                              sich durch die allgemein uͤblichen Proben
                              uͤberzeugt haben muß; so hoͤrte ich ohne Nachtheil
                              auf, die Fluͤssigkeit zu erhizen, als sie bei einer
                              Temperatur von 85° C. (68° R.) sich vollkommen
                              gelaͤutert zeigte. Ich bemerkte sogar, daß ein auf diese
                              Art gelaͤuterter Saft eben so klar und weniger stark
                              gefaͤrbt ist, als gewoͤhnlicher. Bisweilen habe
                              ich es auch vortheilhaft gefunden dem Safte 500 Grammen
                              thierische Kohle auf das Hektoliter zuzusezen, um den
                              Niederschlag dichter zu machen, damit er sich desto besser
                              absezt; die Kohle muß aber dann unmittelbar nach dem Kalk
                              zugesezt werden.
                           Bei der Behandlung des Kalkes, welcher zur Laͤuterung
                              dient, verfaͤhrt man in allen Fabriken auf eine sehr
                              fehlerhafte Weise. Denn der Kalk, so wie er aus dem Ofen kommt,
                              also in gebranntem Zustande, zieht
                              die Feuchtigkeit sehr stark an sich und vermehrt daher unter den
                              Umstaͤnden, wie man ihn gewoͤhnlich aufbewahrt,
                              durch Anziehen von Feuchtigkeit aus der Luft, sein Gewicht von
                              Tag zu Tag. Das Gewicht Kalk, welches man heute aus dem Magazine
                              nimmt, ist daher morgen nicht mehr dasselbe, woher die vielen
                              Abaͤnderungen in der Dosis und die wandelbaren Resultate
                              kommen. Außerdem ist der Kalk auch oft wegen des
                              ungleichfoͤrmigen Brennens von sehr verschiedenartiger
                              Beschaffenheit, und es finden sich nicht selten mitten in einer
                              kleinen Anzahl von Kalkstuͤken mehrere Stuͤke,
                              welche sich entweder nicht loͤschen oder wenn sie sich
                              loͤschen, unvollkommen zerfallen, wodurch ebenfalls
                              wieder Anomalien verursacht werden. Um diesen
                              Nachtheilen, welche man nicht vollstaͤndig beseitigen
                              kann, moͤglichst zu begegnen, fand ich es
                              zwekmaͤßig, allen meinen Kalk vor dem Gebrauch zu
                              loͤschen. Zu diesem Ende bringt man ihn in einen Korb,
                              welchen man wiederholt in Wasser taucht, bis die Stuͤke
                              das Wasser nicht mehr einsaugen. Man legt sie dann auf einen
                              geplatteten Boden oder in einen Kasten von Mauerwerk und bedekt
                              sie einige Stunden, bis sie moͤglichst
                              vollstaͤndig zerfallen sind. Ich siebe dann dieses
                              Hydrat, welches vollkommen troken ist, durch ein Haarsieb und
                              verschließe es in Tonnen, welche ich so gut als moͤglich
                              gegen den Luftzutritt verwahre. Wenn der Kalk in diesem Zustande
                              abgewogen wird, gibt er constantere Resultate, indessen fallen
                              sie selten, auch bei diesem Verfahren, ganz gleich aus. Ich
                              schreibe diese Anomalien der verschiedenartigen Zertheilung des
                              Hydrates zu, welche noch betraͤchtlich genug ist, auch
                              wenn es durch ein Seidensieb geschlagen wurde. Ich versuchte den
                              Hydratgehalt des Kalkes durch ein alkalimetrisches Verfahren zu
                              bestimmen, erhielt aber nur schwierig annaͤhernde
                              Schaͤzungen. Man muß sich also damit begnuͤgen,
                              auf die angegebene Weise bereitetes Kalkhydrat anzuwenden und es
                              an einem trokenen Orte, gegen den Zutritt der Luft
                              geschuͤzt, aufbewahren. Das Gewicht des
                              geloͤschten Kalkes verhaͤlt sich zu dem des
                              gebrannten beilaͤufig = 4 : 3.
                           Nur wenige Fabrikanten befolgen das Verfahren der Colonien ohne
                              alle Abaͤnderungen. Hr. Oudart, einer unserer geschiktesten, wendet es mit
                              guͤnstigem Erfolg an; es scheint aber, daß er doch
                              bisweilen bei dem Verkochen, wenn dieses Schwierigkeiten
                              darbietet, Saͤure zusezen muß. Die Krystalle des Zukers,
                              welcher nach diesem Verfahren dargestellt wird (wenn es anders
                              die Beschaffenheit der Wurzel zulaͤßt), haben eine
                              Festigkeit, wie man sie nie in dem Maße bei dem nach anderen
                              Methoden bereiteten Zuker findet; aber sie zeichnen sich durch
                              einen eigenthuͤmlichen Geschmak aus; auch eignen sie sich
                              sehr gut zum Raffiniren und werden dazu als eine der besten
                              Sorten von Runkelruͤbenzuker gesucht. Die Melassen,
                              welche man durch dieses Verfahren erhaͤlt, haben außerdem
                              einen außerordentlich unangenehmen Geschmak.
                           Wenn die nach dieser Methode bearbeiteten Wurzeln eine
                              betraͤchtliche Menge Kali enthalten und wenn außerdem
                              genug Kalk angewandt wurde, um dieses Kali in Freiheit zu
                              sezenWenn der Runkelruͤbensaft Salze enthaͤlt,
                                    welche sowohl Kali als Ammoniak zur Basis haben, so muß
                                    der Kalk, welchen man zusezt, zuerst die Ammoniaksalze
                                    zersezen und das Kali wird erst zulezt frei gemacht.A. d. O., so kann es sich treffen, daß die Klaͤrung mit
                              Eiweiß nicht gut erfolgt, indem das Eiweiß sich nicht
                              kluͤmpert und das Filtriren unmoͤglich wird. Ich
                              habe diese Thatsache schon in meinem Werke angefuͤhrt und
                              die Mittel angegeben, wodurch man sich helfen kannDamals schrieb ich die Ursache davon irrigerweise dem
                                    Kalk zu; meine lezten Versuche beweisen, daß diese
                                    Erscheinung durch das Kali hervorgebracht wird.A. d. O., welche darin bestehen, entweder den Saft zu
                              neutralisiren, oder die Anwendung des Eiweißes ganz zu
                              unterlassen. Es ist das Kali, welches sich der Gerinnung des
                              Eiweißes widersezt, indem es damit eine aufloͤsliche und
                              klebrige Verbindung bildet; diese Erscheinung ist jedoch bei der
                              Klaͤrung nur dann recht merkich, wann das
                              Verhaͤltniß des freien Kalis etwas betraͤchtlich
                              ist; wenn nur eine geringe Menge Kali vorherrscht, bildet sich
                              die klebrige Verbindung zwar auch auf Kosten einer
                              entsprechenden Menge Eiweißes, aber der Rest desselben gerinnt
                              und bewirkt die Klaͤrung; in diesem Falle kann man zwar
                              wohl filtriren, wollte man aber den geklaͤrten Saft,
                              welcher die Verbindung des Kalis mit Eiweiß enthaͤlt,
                              verkochen, so wuͤrde das Verkochen bis zu den lezten
                              Graden wohl vor sich gehen, dann aber die Masse so
                              schaͤumend werden, daß keine Verdunstung mehr Statt
                              findet. Man kann sich alsdann durch Zusaz einer Saͤure
                              helfen, worauf sich der eiweißhaltige Schaum an den ruhigen
                              Stellen des Kessels ansammelt. Ich hatte schon in meinem Werke
                              im J. 1825 diese Schwierigkeiten angegeben und um ihnen
                              abzuhelfen, vorgeschlagen, mit Huͤlfe eines
                              eigenthuͤmlichen, von mir beschriebenen Filters, den
                              Gebrauch des Eiweißes zu unterlassen. Hr. Clémendot schreibt diese Schwierigkeit dem
                              freien Kali des Saftes und dessen Verwandtschaft zum Wasser zu;
                              diese Erklaͤrung ist aber ganz und gar unannehmbar. Sie
                              wuͤrde außerdem auch nicht die Verbesserung des Nebels
                              durch Weglassen des Eiweißes und eben so wenig die Bildung eines
                              eiweißhaltigen Schaumes in dem von uns angegebenen Falle,
                              erklaͤren; andererseits ist sie auch mit einer wohl
                              bekannten Thatsache im Widerspruche: daß naͤmlich die
                              Alkalien, wenn man sie allein anwendet, das Verkochen des
                              Syrupes nicht verhindern, sondern es im Gegentheil
                              beguͤnstigen und außerdem die Krystallisation fester
                              machen. Wenigstens ist dieß bei dem Kalk und dem Kali der Fall.
                              Diese Wirkung des Kalis ist den Colonien wohl bekannt und man
                              hat dort oft Holzasche, zugleich mit Kalk, zugesezt, um die
                              Arbeit zu erleichtern.
                           Man begreift uͤbrigens, daß bei dem
                              Laͤuterungs-Verfahren der Colonien alles durch den
                              Kalk in Freiheit gesezte Ammoniak waͤhrend des Abdampfens
                              und des Verkochens verjagt wird. Ein Verfahren, wobei der Syrup
                              von dem Anfange der Laͤuterung bis zum Verkochen immer
                              alkalisch ist, gibt aber den gefaͤrbtesten Syrup. Dessen
                              ungeachtet ist der daraus erhaltene Zuker, wenn bei dem
                              Verkochen, Erkaͤlten und der Anwendung der Formen
                              gehoͤrig verfahren wurde, sehr fest, laͤßt sich
                              leicht reinigen und ist weniger gefaͤrbt, als man es nach
                              seiner Mutterlauge haͤtte erwarten sollen. Auch ist der
                              Zuker dann sehr troken, in großen Koͤrnern, und kracht
                              unter den Zaͤhnen.
                           
                        
                           Franzoͤsisches
                                 Verfahren.
                           Dieses Verfahren besteht darin, Schwefelsaͤure unmittelbar
                              nach dem Kalk in den Laͤuterungskessel zu bringen; allein
                              es ist so, wie ich es in meinem Werke beschrieben habe, ganz
                              fehlerhaft. Ich empfahl bei diesem Verfahren die
                              Laͤuterung mit Kalk gerade so vorzunehmen, als wenn man
                              nur diesen anwenden wollte; dieser Gang ist immer gut und muß
                              befolgt werden, allein die Saͤure darf man, wenn
                              zwekmaͤßig verfahren werden soll, nicht in dem
                              Laͤuterungskessel zusezen. Da der mit Kalk
                              gelaͤuterte Saft entweder gar keinen oder doch nur sehr
                              wenig Kalk aufgeloͤst enthaͤlt, so duͤrfte
                              man deßwegen kein Bedenken tragen dem klar abgezogenen Saft
                              Schwefelsaͤure (z.B. bei dem Abdampfen) zuzusezen; allein
                              wenn dieser Zusaz gute Resultate geben soll, so darf nur so viel
                              Saͤure angewandt werden, als noͤthig ist, um die
                              außer dem Ammoniak vorhandenen Alkalien zu neutralisiren; indem
                              jenes vollstaͤndig durch die Abdampfung verjagt werden
                              muß. Um diese Quantitaͤt auszumitteln, habe ich folgendes
                              Verfahren mit gutem Erfolg angewandt:
                           Ich mache eine Laͤuterung mit Kalk allein, decantire dann
                              die Fluͤssigkeit, um sie zu concentriren, und dampfe
                              meinen ersten Kessel ohne Saͤure zuzusezen, bis zur
                              Klaͤrungsdichtigkeit (wo der heiße Saft ungefaͤhr
                              28° am Araͤometer zeigt) ab, wo sodann das
                              Ammoniak fast gaͤnzlich verjagt ist und die alkalischen
                              Eigenschaften des Saftes beinahe nur von Kali herruͤhren;
                              ich seze dann so lange verduͤnnte Saͤure zu, bis
                              das Alkali nur mehr schwach vorherrscht und bemerke mir zugleich
                              die Quantitaͤt der angewandten Saͤure. Sobald das
                              Verhaͤltniß der Saͤure ausgemittelt ist, kann man
                              sie ohne Nachtheil dem gelaͤuterten Safte in dem
                              Augenblike zusezen, wo man ihn in den Abdampfungskessel gießt.
                              Dadurch ist man sicher, daß nicht die geringste Menge Ammoniak
                              gesaͤttigt wird und daher der Saft weder bei dem
                              Abdampfen, noch bei dem Verkochen sauer wird. Wenn man die
                              Arbeit lange fortsezt, so ist es gut, von Zeit zu Zeit
                              versuchsweise eine Abdampfung ohne Saͤure vorzunehmen und
                              vor der Klaͤrung zu neutralisiren, um zu erfahren, ob das
                              Saͤureverhaͤltniß noch immer zwekmaͤßig
                              ist. Dieser Versuch ist besonders noͤthig, wenn man die
                              Ruͤben wechselt. Die braune Farbe des Syrups ist bei den
                              Versuchen mit gefaͤrbten Reagentien Behufs der
                              Neutralisation sehr hinderlich, und man kann sich in
                              diesem Falle dadurch helfen, daß man den Syrup mit ein wenig
                              Wasser verduͤnnt. Bei einiger Uebung kann man
                              uͤbrigens die Neutralisation nach dem bloßen Geschmak des
                              Syrups annaͤherungsweise bewerkstelligen, ein Mittel, zu
                              dem ich oͤfters mit gutem Erfolg meine Zuflucht nahm,
                              weil mir die gefaͤrbten Reagentien, wenn ich den Versuch
                              nicht beim Tageslichte anstellte, von keinem Nuzen seyn
                              konnten.
                           Die zur Neutralisation des Kalis erforderliche
                              Saͤuremenge, nach der angegebenen Methode bestimmt,
                              faͤllt bei verschiedenen Syrupen sehr verschieden aus. Es
                              verdient bemerkt zu werden, daß gegen das Ende der Arbeit, wo
                              eine groͤßere Menge Kalk angewandt werden muß, weniger
                              Saͤure noͤthig ist, eine Erscheinung, welche man
                              bloß durch die Annahme erklaͤren kann, daß sich in dem
                              Saft Ammoniak bildet. In vielen Fabriken, wo man das
                              Verhaͤltniß der Saͤure nach einer Methode
                              ausmittelte, welche keiner solchen Genauigkeit, wie die von mir
                              angegebene faͤhig ist, hat man ebenfalls bemerkt, daß
                              gegen das Ende der Arbeit mehr Kalk und weniger Saͤure
                              erforderlich ist, um gute Resultate zu erzielen.
                           Wenn man die Absicht hat, den Saft zu verkochen, so kann man, wie
                              ich bereits bemerkt habe, das Ammoniak deßwegen nicht
                              neutralisiren, weil sich das neutrale schwefelsaure Ammoniak in
                              ein saures Salz umaͤndert. In gewissen Faͤllen
                              erfolgt die Saͤuerung des schwefelsauren Ammoniaks erst
                              waͤhrend des Verkochens und oft sogar erst gegen das Ende
                              desselben; der Syrup verkocht alsdann leicht, nimmt eine braune
                              Farbe und den Geschmak des geschmolzenen Zukers an und
                              krystallisirt schnell; der daraus erhaltene Zuker hat endlich
                              alle Fehler eines durch Verkochen von saurem Syrup erhaltenen
                              Zukers.
                           Ich habe mit hinreichendem Erfolge an Statt der
                              Schwefelsaͤure zur Neutralisation des Kalis unreine
                              kaͤufliche Salzsaͤure angewandtDie von mir gebrauchte enthielt eine große Menge
                                    schwefliche Saͤure und ich habe sie vorzugsweise
                                    wegen dieser Verunreinigung genommen.A. d. O.. Ich erhielt dadurch einen viel weniger
                              gefaͤrbten Syrup und Zuker; lezterer hatte einen schwach
                              salzigen Geschmak, aber er war fest und von guter
                              Qualitaͤt, indessen habe ich bemerkt, daß die von diesem
                              Zuker erhaltenen Melassen sich weniger leicht als andere wieder
                              verkochen lassen und selbst nach laͤngerer Zeit weniger
                              Krystalle geben, und in der That konnte ich durch Verkochen der
                              Melassen nicht Zuker genug in den Zukerformen erhalten, aber der
                              Zuker, welchen ich erhielt, war sehr fest und von sehr guter
                              Qualitaͤt. Daß der nach diesem Verfahren bereitete Zuker
                              so schwer krystallisirt, muß dem entstandenen Chlorkalium
                              (salzsauren Kali) zugeschrieben werden, welches die Feuchtigkeit
                              sehr stark anzieht. Die Gruͤnde, weßwegen ich die unreine
                              Salzsaͤure anzuwenden versuchte, waren folgende: erstens
                              wußte ich, daß die darin enthaltene schwefliche Saͤure
                              die Farbe des Syrups und Zukers bleicht, und dann hoffte ich,
                              daß ich bei der Neutralisation des Ammoniaks mit
                              Salzsaͤure, in Betreff der Zersezung dieses Salzes und
                              besonders der Saͤuerung des Syrups, nichts mehr zu
                              fuͤrchten haben wuͤrde.
                           Ich habe auch versucht die Anwendung von Mineralsaͤuren
                              ganz zu umgehen, indem ich bei dem Abdampfen bloß einen fetten
                              Koͤrper (z.B. Schmalz) zusezte, welcher solche
                              Saͤuren hervorzubringen faͤhig war, die das Kali
                              neutralisieren und sodann den Kalk aus den Kalksalzen
                              faͤllten, welche leztere in den Syrupen bis zum Verkochen
                              desselben aufgeloͤst bleiben, und es oft
                              unmoͤglich machen, dieses uͤber freiem Feuer
                              vorzunehmen. Es fand bei dem Abdampfen kein Aufschaͤumen
                              Statt. Der Saft erhielt sich gut alkalisch, nahm eine
                              roͤthliche Farbe an, konnte leicht geklaͤrt und
                              verkocht werden, und der Zuker war eben so fest wie der nach dem
                              Colonialverfahren dargestellte. Indessen habe ich spaͤter
                              diese Methode wieder aufgegeben, weil ich in der Farbe des
                              Zukers nichts gewann und das Verkochen des Syrups mir nicht
                              verbessert schien.
                           Um einen sauren Syrup zu verbessern, es mochte nun bei dem
                              Abdampfen, oder bei dem Klaͤren, oder bei dem Verkochen
                              seyn, leistete mir krystallisirtes kohlensaures Natron immer
                              gute Dienste; es ist immer dem Kalk vorzuziehen, wenn man Behufs
                              des Verkochens einen neutralen oder auch einen saͤuerlich
                              gewordenen Syrup alkalisch machen muß.
                           Auch muß man sich wohl huͤten, bei dieser Methode alle
                              thierische Kohlen anzuwenden.
                           Daß ich die Schwefelsaͤure bei dem Abdampfen, an Statt bei
                              der Laͤuterung anwandte, geschah aus folgenden
                              Gruͤnden:
                           1) Wenn man die Schwefelsaͤure in den
                              Laͤuterungskessel selbst gießt, so findet man, daß bei
                              gleichen Quantitaͤten Kalk verschiedene
                              Quantitaͤten Schwefelsaͤure noͤthig sind,
                              um den Saͤttigungspunkt zu erreichen. Ich kann mir diese
                              Anomalie nur dadurch erklaͤren, daß der angewandte Kalk
                              sehr ungleich vertheilt ist und der Niederschlag, indem er sich
                              ebenfalls in einem mehr oder weniger verteilten Zustande
                              befindet, Kalk in festem Zustande mit sich reißt und so der
                              Einwirkung der Schwefelsaͤure eine desto geringere Menge
                              davon uͤbrig laͤßt, je weniger vertheilt er
                              ist;
                           2) gießt man Schwefelsaͤure bis zur Neutralitaͤt in
                              einen mit Kalk gelaͤuterten und schlecht decantirten
                              Runkelruͤbensaft, der also noch einen
                              Theil des Niederschlages suspendirt enthaͤlt, so
                              verschwindet der Niederschlag, selbst in der Kaͤlte,
                              vollstaͤndig. Die Saͤure kann also einen Theil des
                              durch den Kalk hervorgebrachten Niederschlages wieder
                              aufloͤsen und diese Reaction kann auch, nur in geringerem
                              Maße, vor der vollstaͤndigen Saͤttigung Statt
                              finden;
                           3) wenn man die Saͤure in den Laͤuterungskessel
                              selbst gießt, so braucht man davon zwei Mal so viel, als
                              noͤthig ist, um das Kali in dem gelaͤuterten Saft
                              zu neutralisiren, und folglich ist bei dem Abdampfen davon nur
                              eben so viel oder selbst noch weniger noͤthig. Dieser
                              Unterschied erklaͤrt sich durch die Wirkung der
                              Saͤure auf den Niederschlag und durch die in den beiden
                              vorhergehenden Nummern enthaltenen Bemerkungen;
                           4) der mit Kalk gelaͤuterte Saft gibt mit
                              Schwefelsaͤure keinen Niederschlag, was doch wohl
                              geschehen muͤßte, wenn er Kalk enthielte. In dieser
                              Beziehung hat man also keinen Nachtheil.
                           Nachdem ich gefunden hatte, daß die Kohle die alkalischen Basen
                              neutralisirt, glaubte ich diese Eigenschaft benuzen zu
                              koͤnnen, um die Saͤuren bei der Bearbeitung des
                              Runkelruͤbensaftes vollstaͤndig zu beseitigen;
                              allein die Saͤttigungscapacitaͤt der Kohlen ist so
                              gering, daß man davon eine große Menge anwenden muͤßte,
                              weßwegen sich von ihnen kein Vortheil versprechen
                              laͤßt.
                           Laͤuterung nach dem Achard'schen
                                 Verfahren. Das Verfahren, welches ich das Achard'sche
                              genannt habe, besteht bekanntlich darin, die
                              Schwefelsaͤure in der Kaͤlte anzuwenden und sodann
                              den Kalk ebenfalls in der Kaͤlte zuzusezen. Achard hatte außer diesen Substanzen
                              auch noch kohlensauren Kalk gebraucht, welchen man seitdem mit
                              Recht aufgegeben hat. Diese Methode hat unter anderen den großen
                              Vortheil, daß die Schwefelsaͤure, in der Kaͤlte
                              angewandt, den Saft gegen Veraͤnderungen schuͤzt.
                              In der That nimmt der auf diese Art behandelte Saft eine
                              roͤthliche Farbe an Statt der schwarzen an, die immer
                              eine Veraͤnderung desselben anzeigt und kann sich auch in
                              diesem Zustande 24 Stunden lang und selbst noch laͤnger,
                              ohne schleimig zu werden, erhalten, wenn die Temperatur, welcher
                              er ausgesezt wird, 15 bis 18° C. nicht
                              uͤbersteigt. Die Saͤure schlaͤgt alsdann
                              eine organische Substanz in Floken nieder und wirkt auch auf
                              alle Salze der Runkelruͤbe, die sie zersezen kann, und
                              sezt ihre Saͤuren in Freiheit; diese Erscheinungen gehen
                              in der Kaͤlte vor und die nachtheiligen Resultate, welche
                              die Saͤuren hervorbringen koͤnnten, finden alsdann
                              nicht Statt, wovon jedoch die Einwirkung der
                              Salpetersaͤure ausgenommen ist, in dem Falle, wo die
                              Wurzel salpetersaure Salze enthaͤlt. Durch den Kalk,
                              welcher ebenfalls in der Kaͤlte zugesezt wird, werden die
                              Saͤuren neutralisirt und man erhizt erst nach diesem
                              Zusaze. Bei den von Achard
                              vorgeschriebenen Verhaͤltnissen muß der Saft, so wie bei
                              den von Hrn. Crespel angegebenen, bei
                              der Laͤuterung alkalisch seyn, wenn man reine Materialien
                              angewandt und gut manipulirt hat. Durch dieses Verfahren wird
                              der Saft gewoͤhnlich sehr leicht gelaͤutert; der
                              Niederschlag sezt sich gut ab und der Saft ist sehr klar und
                              wenig gefaͤrbt; bisweilen nimmt er jedoch in
                              Beruͤhrung mit der Luft eine schwaͤrzliche Farbe
                              an, was man durch einen groͤßeren Ueberschuß von Alkali
                              oder durch uͤberschuͤssige Saͤure
                              verhindern koͤnnte. Dieser Saft wird bei dem Abdampfen
                              sauer und kann nicht ohne Nachtheil verkocht werden, es sey
                              denn, daß man ihn aus sehr wenig ammoniakalischen Wurzeln
                              erhaͤlt, was jedoch nur im Anfang der Arbeit der Fall
                              seyn kann. Dadurch erklaͤrt sich der Umstand, daß Hr. Crespel und seine Nachahmer, welche
                              immer Saͤure und Kalk in beinahe gleicher Menge anwenden,
                              nur im Anfang ihrer Arbeiten verkochen koͤnnen.
                           Das Achard'sche Verfahren wird jedoch mit gutem Erfolg auch von
                              einigen Fabrikanten befolgt, welche verkochen, z.B. von den
                              Herren Dronsart und Feneulle zu Bouchain; in diesem Falle
                              muß man aber mehr Kalk als Saͤure und beide entweder in
                              demselben Verhaͤltnisse wie bei dem franzoͤsischen
                              Verfahren, oder doch in einem wenig davon abweichenden,
                              anwenden. Endlich duͤrfen bei diesem Verfahren auch keine
                              Ammoniaksalze in dem Saft bleiben, sondern das Ammoniak muß
                              durch Abdampfen entfernt werden und der Syrup darf, ehe er auf
                              den Punkt gebracht ist, wo er verkocht werden kann, nicht sauer
                              werden. Hiernach kann man beurtheilen, wie schwierig es bei
                              dieser Methode ist, genau die Verhaͤltnisse der
                              Laͤuterungsmittel zu bestimmen. Auch trifft es sich oft,
                              daß der verkochte Zuker von schlechter Qualitaͤt ist;
                              dessen ungeachtet muß man gestehen, daß man nach diesem
                              Verfahren, wenn es gut gehandhabt wird, einen Zuker
                              erhaͤlt, welcher eben so schoͤn und eben so fest
                              wie der durch Kalk allein bereitete ist. Die Fabrikanten, welche
                              das von Hrn. Crespel
                              abgeaͤnderte Achard'sche Verfahren benuzen, wenden bei
                              dem Abdampfen thierische Kohle an, deren gute Resultate man
                              leicht erklaͤren kann. Der so bereitete Syrup wird
                              naͤmlich bei dem Abdampfen sehr haͤufig sauer; die
                              Kohle kann also durch den in ihr enthaltenen kohlensauren und
                              basisch phosphorsauren Kalk diesen Fehler zum Theil
                              verbessern.
                           Auch muß man gestehen, daß die nach dem Achard'schen Verfahren
                              bereiteten Syrupe in Hinsicht des Geschmaks unter die
                              angenehmsten gehoͤren. Sie sind sehr fluͤssig; sie
                              erhalten sich in der Waͤrmstube gut; ihr Geschmak
                              aͤndert sich durch den Einfluß der Waͤrme nicht
                              und die Mutterlaugen koͤnnen, wenn die Wurzeln gut sind,
                              so zu sagen bis zur Trokniß krystallisiren. Hiezu sind aber
                              Krystallisirgefaͤße, Zeit, Brennmaterial und Handarbeit
                              erforderlich.
                           Ich habe Zuker gesehen, welcher aus saurem Syrup in den
                              Krystallisationsgefaͤßen angeschossen war, und einen
                              uͤbeln Geruch hatte; ich wußte schon seit langer Zeit,
                              daß dieser Geruch sich zeigt, wenn man sauren Syrup mit
                              verdorbenem Blut klaͤrt.
                           Es ist zu bemerken, daß der mit gleichen Quantitaͤten Kalk
                              und Saͤure zubereitete Syrup, wenn er in saurem Zustande
                              in die Krystallisationsgefaͤße gebracht wird, am
                              leichtesten krystallisirt und einen Zuker von dem besten
                              Geschmak gibt. Ein vollstaͤndiger gelaͤuterter
                              Syrup, z.B. ein solber, der zum Verkochen zubereitet wurde,
                              zeigt sich in den Krystallisationsgefaͤßen weniger
                              fluͤssig; er ist mehr oder weniger dunkelgelb an Statt
                              hellbraun gefaͤrbt und gibt einen Zuker, welcher zwar von
                              besserer Qualitaͤt ist, aber bei gleicher Reinigung eine
                              nicht so schoͤne Farbe zeigt.
                           Aus diesen Gruͤnden haben einige Fabrikanten geglaubt, daß
                              der fuͤr die Krystallisationsgefaͤße bereitete
                              Syrup sich nicht zum Verkochen eignet, und umgekehrt. Die
                              Wahrheit ist, daß ein zum Verkochen geeigneter Syrup auch
                              fuͤr die Krystallisationsgefaͤße taugt, aber darin
                              nicht so schoͤne und nicht so große Krystalle gibt, als
                              wenn er mit weniger Ueberschuß von Alkali behandelt worden
                              waͤre. Andererseits ist es auch wahr, daß ein Syrup,
                              welcher so bereitet ist, daß er in den
                              Krystallisationsgefaͤßen die schoͤnsten und
                              groͤßten Krystalle geben muß, sich nicht zum Verkochen
                              eignet. Ich bemerke jedoch ausdruͤklich, daß ich hiebei
                              keine Ruͤksicht auf diejenigen Eigenschaften des Zukers
                              nehme, welche dem Raffinirer erwuͤnscht sind und welche
                              meiner Meinung nach nur bei dem durch Verkochen erhaltenen Zuker
                              angetroffen werden koͤnnen, und die der Zuker aus den
                              Krystallisationsgefaͤßen nur dann erhalten
                              koͤnnte, wenn man ein Mittel auffinden wuͤrde,
                              solche Zukerarten, die man aus Syrup erhaͤlt, welcher wie
                              zum Verkochen gelaͤutert wurde, ohne Huͤlfe der
                              Walzen zu reinigen.
                           Es gibt einige Fabrikanten, welche das Verfuͤhren des
                              Verkochens mit dem Krystallisationsverfahren vereinigen. Sie
                              verkochen naͤmlich den neuen Syrup und bringen die
                              Melassen in die Krystallisationsgefaͤße. Dieses
                              Verfahren, wobei in die Krystallisationsgefaͤße ein Syrup
                              kommt, welcher bereits verkocht worden ist, bietet hinsichtlich
                              der Qualitaͤt des Zukers groͤßere Sicherheit dar;
                              ich kann ihm jedoch meinen Beifall nicht schenken, weil ich es
                              wenig rationell und nicht wohl mit den Principien einer guten
                              Fabrikation uͤbereinstimmend finde. Ich bin in der That
                              uͤberzeugt, daß wenn ein Saft gehoͤrig Behufs des
                              Verkochens behandelt, und diese Operation damit vorgenommen
                              wurde, die Melasse, welche man damit erhaͤlt, einige
                              Veraͤnderungen erlitten hat, die ihn
                              nicht mehr geeignet machen, in den
                              Krystallisationsgefaͤßen bessere Resultate zu geben. Er
                              ist in der That alsdann zu klebrig, und solche Krystalle, welche
                              sich beim Wiederverkochen einander wohl naͤhern
                              wuͤrden, scheiden sich bei der langsamen Verdunstung und
                              der niedrigen Temperatur der Waͤrmestube schwierig ab.
                              Andererseits kann sich die Unvollkommenheit der Behufs des
                              Verkochens gemachten Laͤuterung bisweilen erst beim
                              Wiederverkochen zeigen, welches dann sehr schwierig wird; da
                              diese Schwierigkeiten bei den Krystallisationsgefaͤßen
                              verschwinden, so koͤnnen diese auch hierin die
                              Fabrikation schlechter Producte beguͤnstigen. Man muß
                              daher meiner Meinung nach die eine oder die andere Methode
                              annehmen, um die Laͤuterung darnach einzurichten.
                           Laͤuterung mit saurer
                                 schwefelsaurer Alaunerde. Hr. Derosne hat dieses Salz vorgeschlagen, um dadurch
                              unter Mitwirkung des Kalks den Runkelruͤbensaft zu
                              laͤutern, und um zugleich die thierische Kohle
                              entbehrlich zu machen. Es ist klar, daß die schwefelsaure
                              Alaunerde nur durch ihre Saͤure als
                              Laͤuterungsmittel wirken kann; durch den Zusaz von Kalk
                              wird das Verfahren des Hrn. Derosne
                              den gewoͤhnlichen aͤhnlich und die
                              Laͤuterung wird bei dem gehoͤrigen
                              Verhaͤltnisse dieser beiden Substanzen, bei dieser
                              Methode wie durch Saͤure und Kalk erfolgen. Wozu
                              nuͤzt also die Alaunerde? offenbar dient sie bloß als
                              Entfaͤrbungsmittel. Man kann auch wirklich durch dieses
                              Verfahren einen wohlentfaͤrbten Saft erhalten,
                              vorausgesezt, daß man eine wesentliche Bedingung, die
                              Alkalitaͤt des Saftes, aufopfert. Der Saft ist alsdann
                              sauer oder wird es bei dem Abdampfen und zeigt alle Nachtheile
                              der sauren Syrupe und außerdem diejenigen, welche durch die
                              Unreinheit der schwefelsauren Alaunerde veranlaßt werden. Wenn
                              im Gegentheil der uͤberschuͤssig zugesezte Kalk
                              fuͤr eine zum Verkochen geeignete Laͤuterung
                              ausreichend ist, d.h., wenn er alles Ammoniak in Freiheit gesezt
                              hat, dann traͤgt die Alaunerde nichts zur
                              Laͤuterung bei; der Syrup faͤrbt sich bei dem
                              Abdampfen wie bei den gewoͤhnlichen Verfahrungsarten und
                              die Alaunerde, welche einen Niederschlag verursacht, hat nur
                              Kosten und Abfaͤlle veranlaßt, ohne irgend ein
                              nuͤzliches Resultat erzielt zu haben.
                           Welche Methode man auch anwenden mag, um die schwefelsaure
                              Alaunerde im Großen zu bereiten, so wird man sie nie ohne große
                              Kosten von dem schwefelsauren Eisen reinigen koͤnnen;
                              lezteres verunreinigt daher die mit schwefelsaurer Alaunerde
                              behandelten Syrupe, und ist auch die Ursache des unangenehmen
                              und metallischen Geschmakes der von Hrn. Derosne im Großen nach dieser Methode bereiteten
                              Syrupe. Man kann in der That mit diesen Syrupen Tinte und
                              Berlinerblau darstellen, gerade so wie mit einer
                              Aufloͤsung von schwefelsaurem Eisen.
                           Ich glaube daher, daß sich ganz und gar kein Grund angeben
                              laͤßt, weßwegen man schwefelsaure Alaunerde
                              zur Laͤuterung anwenden sollte, indem sie nur wie die
                              Schwefelsaͤure allein wirken und ihre Alaunerde in dem
                              Zeitpunkt der Arbeit, wo der Saft durchaus alkalisch seyn muß,
                              keinen Nuzen gewahren kann. Howard,
                              welcher zuerst den Gebrauch der Alaunerde bei der Bearbeitung
                              des Zukers empfahl, wandte sie auf eine zwekmaͤßigere Art
                              an; er bereitete sie aus Alaun, wodurch er sie, ich will nicht
                              sagen wohlfeil, aber doch hinreichend rein erhielt, und
                              gebrauchte sie bei der Raffinirung, wo der Syrup ohne
                              Schwierigkeit durch sie entfaͤrbt werden kann.
                           Aus der zur Laͤuterung angewandten schwefelsauren
                              Alaunerde scheidet sich die Alaunerde in einem gallertartigen,
                              und folglich in einem sehr verteilten Zustande ab, welcher die
                              fuͤr diese Operation gebraͤuchliche Klarungsweise
                              wenig beguͤnstigt; auch mußte Hr. Derosne die Klaͤrung durch Absezen aufgeben und
                              zu dem Filtriren seine Zuflucht nehmen. Daß man aus
                              schwefelsaurer Alaunerde seinen Zwek nicht erreicht (was ich
                              mehreren Personen, die mich uͤber diesen Gegenstand zu
                              Rathe zogen, vorhergesagt hatte), ist jezt durch die Erfahrung
                              erwiesen und der Erfinder scheint sie selbst, wenigstens zur
                              Laͤuterung des Runkelruͤbensaftes, aufgegeben zu
                              haben. Indessen hofft er, wie man noch sagt, durch sie die
                              thierische Kohle ersezen zu koͤnnen; dazu muͤßte
                              man sie aber in reinem Zustande anwenden koͤnnen; auch
                              scheint es uns noch nicht erwiesen, daß sie eben so viel
                              leistet, wie die thierische Kohle.
                           
                        
                           Bearbeitung des Schaumes.
                           Um aus dem Schaum und Absaz der Laͤuterungskessel die
                              Fluͤssigkeit, welche sie enthalten, auszuziehen, pflegte
                              man sie noch vor kurzer Zeit auf ein Filter zu bringen. Dieses
                              Verfahren war langsam und immer sehr unvollstaͤndig, so
                              daß dadurch wohl 5% des Saftes verloren gehen konnten: heute zu
                              Tage bedient man sich hiezu der Pressen. Zu diesem Ende
                              fuͤllt man Saͤke aus starker und enggewobener
                              Leinewand mit dem Safte an, verschließt sie, indem man einen
                              festen Knoten daran macht und bringt sie, durch Flechten von
                              einander getrennt, unter die Presse, die man allmaͤhlich
                              wirken laͤßt; der Saft geht klar und schnell durch die
                              Saͤke, worin nur ein trokner und wenig
                              voluminoͤser Ruͤkstand bleibt. Bei diesem
                              Verfahren erhaͤlt man dem Volum nach ziemlich eben so
                              viel gelaͤuterten Saft, als man Saft zur
                              Laͤuterung anwandte, da der Verlust durch das mit dem
                              Kalk und der Schwefelsaͤure zugesezte Wasser wieder
                              ausgeglichen wird.
                           Ich habe es zwekmaͤßig befunden, die mit Schaum
                              gefuͤllten Saͤke vorher in ein enges, mit
                              Weidengittern versehenes Filter zu bringen, wodurch sie mehr als
                              die Haͤlfte ihres Saftes in wenigen Stunden ausgeben;
                              bringt man sie sodann unter die Presse, so nehmen sie weniger
                              Raum ein, koͤnnen besser hergerichtet werden und laufen
                              schnell ab, indem die Fluͤssigkeit noch sehr heiß ist.
                              Bei dieser Arbeit ist es zwekmaͤßig, den Schaum heiß
                              anzuwenden, weil er sich dann schneller filtrirt und der
                              Ruͤkstand trokner ist.
                           
                        
                           Abdampfung (Concentration).
                           Das Abdampfen nimmt man in beweglichen oder feststehenden Kesseln
                              uͤber freiem Feuer vor; der Erfolg ist desto besser, je
                              schneller es geschieht; aus diesem Grunde empfahl ich eine
                              stufenfoͤrmige Abdampfungs-Batterie. Das Princip,
                              auf welches diese Batterie gegruͤndet war, entging
                              mehreren unserer aufgeklaͤrtesten Fabrikanten, wie den
                              HHrn. Guilbert und Clémendot, Blanquet und Harpignies u.s.w. keinesweges; sie
                              nahmen zwar die Einrichtung meiner Batterie nicht an, befolgen
                              aber in der That ihr Princip; nachdem sie naͤmlich den
                              Saft in mehreren Kesseln als eine duͤnne Schichte
                              verbreitet haben, vereinigen sie ihn zu einer einzigen, sobald
                              die Schichte sich so verringert hat, daß man befuͤrchten
                              muß, sie moͤchte anbrennen. Diese Bedingung war bei
                              meiner Batterie wohl erfuͤllt, und ich weiß nicht,
                              weßwegen man sie nicht annehmen wollte. Freilich waren bei dem
                              Plane in meinem Werke zu viele Kessel; aber bei den
                              Einrichtungen, die ich unlaͤngst angenommen habe, und
                              welche in diesem Jahre in mehreren Fabriken ausgefuͤhrt
                              werden, betraͤgt die Anzahl der stufenfoͤrmig
                              erhoͤhten Kessel nicht mehr als fuͤnf oder sechs
                              und man kann darin in 12 Stunden 60 Hektoliter Saft abdampfen.
                              Man wird darin 500 Liter in einer halben Stunde concentriren
                              koͤnnen, und dieser Vortheil ist unschaͤzbar. Eine
                              aͤhnliche Vorrichtung hatte Hr. Guillory zu Angeis angenommen, welcher in diesem Jahre
                              hauptsaͤchlich zu seiner eigenen Belehrung arbeitete und
                              seine Zukerfabrik bloß mit Huͤlfe meines Werkes
                              einrichtete und leitete; seine Producte sind so schoͤn
                              und gut, daß er sich vornahm, eine Fabrik nach einem großen
                              Maßstabe aufzubauen.
                           Die HHrn. Blanquet und Harpignies haben flache, lange, in
                              der Mauer befestigte und mit Haͤhnen versehene
                              Abdampfungskessel. Dieser Apparat leistet gute Dienste und ich
                              glaube, daß solche Kessel, stufenfoͤrmig erhoͤht
                              und mit gut eingerichteten Oefen versehen, zum Abdampfen am
                              geeignetsten waͤren.
                           In vielen Fabriken hat man die Abdampfungskessel mit Dampf
                              erhizt; es scheint aber nicht, daß man Brennmaterial erspart und
                              einen besseren Syrup erhalten hat. Bei meinen Versuchen zeigte
                              sich kein Unterschied in der Farbe des Syrups, er mochte
                              uͤber freiem Feuer oder mit Dampf concentrirt worden
                              seyn. Nach den verlaͤßlichsten Nachrichten, welche ich
                              mir verschaffen konnte, werden durch die Verbrennung eines
                              Kilogramms Kohle bei der Dampfheizung nur 2 bis 3 Kilogr. Wasser verdunstet, waͤhrend man uͤber freiem
                              Feuer deren 5 und noch mehr verdampfen kann.
                           Die Fehler, welche alle unsere Dampf-Apparate bei ihrer
                              gegenwaͤrtigen Einrichtung haben, werden nie vollkommen
                              beseitigt werden koͤnnen. Die Gefahr einer Explosion, die
                              complicirte Einrichtung des Apparates und die schwierige
                              Ausbesserung, dieses sind Nachtheile, welche dem Systeme
                              angehoͤren und die man nur mehr oder weniger verringern
                              kann; ich ziehe daher fuͤr jezt noch in den meisten
                              Faͤllen das Abdampfen uͤber freiem Feuer vor,
                              hauptsaͤchlich wenn die Zukerfabrikation wegen
                              landwirthschaftlicher Zweke und nach einem kleinen Maßstabe
                              betrieben wird, auch weit von mechanischen Werkstaͤtten
                              entlegen ist.
                           Hr. Derosne bemuͤht sich seit
                              vielen Jahren eine Einrichtung herzustellen, wobei das Abdampfen
                              staͤtig vorgenommen und daher in derselben Zeit zwei Mal
                              so viel geleistet wird. Dieses Princip, gegen welches sich aus
                              der Theorie, wenn man bloß auf die Ersparung an Brennmaterial
                              sieht, keine Einwendungen machen lassen, bietet in der Praxis
                              unuͤbersteigliche Hindernisse dar. Hr. Derosne hat seinen Apparat jezt
                              moͤglichst vereinfacht, und doch sind die Resultate
                              unvollstaͤndig; sie sind es bei aller Ersparung an
                              Brennmaterial meiner Meinung nach deßwegen, weil nicht alle
                              Bedingungen, welche das Abdampfen des Saftes erheischt, dabei
                              erfuͤllt sind. Bei diesem Apparate wird naͤmlich
                              der Saft zuerst in Kesseln, welche uͤber freiem Feuer
                              erhizt werden, gekocht und dann durch ein bloßes Verdunsten
                              vollends concentrirt, indem er auf Metallplatten circulirt, die
                              mit Dampf erhizt werden. Es ist hiebei unumgaͤnglich
                              noͤthig, daß der Saft in einer duͤnnen Schichte
                              circulirt, weil man ihn unmoͤglich zum Sieden bringen
                              kann. Diese Circulation ist nach meinen Beobachtungen und meiner
                              Erfahrung ein Umstand, welcher die Annahme des Apparates des
                              Hrn. Derosne fuͤr die zum
                              Verkochen bestimmten Runkelruͤbensyrupe immer verhindern
                              wird. Die Circulation auf heißen Platten bringt in dem Syrup
                              diejenige Veraͤnderung hervor, welche die Raffinirer das
                              Schmierigwerden nennen. Da dieser Apparat sehr complicirt ist,
                              so wird seine Anwendung immer mit Schwierigkeiten verbunden
                              seyn. Ehe man damit Versuche zu Paris anstellte, hatte man ihn
                              in den Colonien angewandt, aber keine guten Producte erhalten;
                              uͤbrigens war er etwas von demjenigen verschieden,
                              welcher zu Chaillot bei dem Erfinder verfertigt wurde. Man hat
                              ihn auch ohne Erfolg in der Fabrik der HHrn. Blanquet und Harpignies versucht.
                           Vor Kurzem erfand Hr. Hallette einen
                              neuen Abdampfungs-Apparat. Derselbe besteht aus einem
                              beweglichen Doppel-Cylinder. Seine Achse ist schwach
                              geneigt. Der Dampf tritt zwischen die beiden Huͤlsen und der Saft circulirt auf der inneren
                              Peripherie des umhuͤllten Cylinders. Bei der drehenden
                              Bewegung circulirt der durch das hoͤchste Ende
                              zugelassene Syrup und beschreibt eine Art Schnekenlinie auf der
                              durch Dampf von drei Atmosphaͤren erhizten
                              Oberflaͤche; der Dampf tritt durch eine Oeffnung aus, die
                              in der Naͤhe desjenigen Endes angebracht ist, an welchem
                              der Saft zugelassen wird, waͤhrend dieser Saft am
                              entgegengesezten Ende austritt. Der Erfinder dieses Apparates
                              schrieb mir am 5. Febr. l. J. uͤber denselben
                              Folgendes:
                           
                              „Ein einziger Apparat, der im Ganzen 16 Fuß lang ist,
                                 und in der Breite, nebst dem noͤthigen Raume
                                 fuͤr die Arbeiter, nur 3 bis 3 1/2 Fuß einnimmt,
                                 kann, wenn er einmal gehoͤrig aufgestellt ist, ohne
                                 irgend eine Sorgfalt zu erheischen, eine ganze Woche lang
                                 arbeiten, ohne daß man noͤthig haͤtte, ihn zu
                                 reinigen. Er kann sich nicht beschmuzen, so viele
                                 Unreinigkeiten in dem Safte auch seyn moͤgen; er ist
                                 in seinen Wirkungen constant, wenn die Temperatur des
                                 Dampfes in den Generatoren constant ist.“
                              
                           
                              „Mit diesem Apparate allein kann man einen Syrup von
                                 4–5 Graden (am Araͤometer), er mag nach was
                                 immer fuͤr einer Methode gelaͤutert seyn, nach
                                 Belieben auf 26, 27, 28, 30 und sogar 32 Grade bringen; als
                                 ich einen Saft auf mehr als 50 Grade concentrirte, betrug
                                 die Abweichung nie uͤber 1/2 Grad.“
                              
                           
                              „Ich nahm einen Saft, welcher frisch 4 1/2 Grad
                                 zeigte, aber nachdem er 5 Tage gestanden und ganz freiwillig
                                 gegohren war, 5 1/2 Grade erlangt
                                    hatte. Von diesem Saft wurden stuͤndlich 4
                                 Hektoliter in den Apparat gebracht und er trat mit 24 3/4
                                 und 25 Graden aus, wenn die Temperatur des Concentrators 24
                                 Grade oder 2,4 Atmosphaͤren an Hrn. Collardeaus Thermomanometer
                                 betrugDasselbe ist im polytechn. Journal Bd. XXV. S.
                                          355. beschrieben.A. d. R.. Wenn die Tension des Dampfes groͤßer ist,
                                 z.B. 30 bis 35 Grade, (welche Temperatur man bei den
                                 gewoͤhnlichen Concentrations-Apparaten so wie
                                 bei dem Verkochungs-Apparate des Hrn. Taylor anwendet,) so concentrire
                                 ich 5 Hektoliter stuͤndlich eben so stark;
                                 vorlaͤufig garantire ich aber als Maximum 4
                                 Hektoliter. Ich bemerke Ihnen im Vorbeigehen noch, daß mein
                                 Saft so stark entwaͤssert war, daß man ihn in keinem
                                 offenen Apparate weiter haͤtte einengen
                                 koͤnnen, weil er darin ganz als Schaum emporgestiegen
                                 waͤre.“
                              
                           
                              „So lange der Saft in dem Apparat verweilt (und jedes
                                 Kilogramm, wenn ich dieses Gewicht zur Einheit nehme, bleibt
                                 darin hoͤchstens 5 Minuten) ist er außer aller
                                 Beruͤhrung mit der Luft.“
                              
                           
                           
                              „Der Dampf des Syrups entweicht aus meinem
                                 Concentrator mit staͤtiger Wirkung und
                                 unbeschraͤnkter Oberflaͤche durch eine
                                 kupferne Roͤhre von 10 Zoll Durchmesser, und mit
                                 einer Geschwindigkeit, die fast so groß ist, als diejenige,
                                 womit er aus dem Ventil einer Dampfmaschine mit niedrigem
                                 Druk austritt. Ich kann ihn in Roͤhren leiten, welche
                                 auf 7 oder 8 Zoll reducirt sind und die man sodann in allen
                                 Raͤumen der Fabrik, welche erwaͤrmt werden
                                 muͤssen, circuliren lassen kann, z.B. in den
                                 Bleichstuben u.s.w.Man vergl. weiter unten das Capitel: Bleichen des Zukers.A. d. R.. Es ist hinreichend, wenn die obere Oeffnung dieser
                                 Waͤrmungsroͤhre zuoberst auf dem
                                 Gebaͤude ganz offen ist, so daß sie dem Dampf einen
                                 freien Austritt gestattet. Diese Ersparniß, welche man nicht
                                 mit derjenigen verwechseln darf, die man bei einer
                                 aͤhnlichen Heizmethode zu finden glaubt, wenn man wie
                                 zu Roye und in einigen Fabriken zu Paris, Maschinen mit
                                 hohem Druk ohne Verdichter anwendet, welche zwei Mal so viel
                                 Kohle wie die meinigen erfordern, macht diesen Apparat in
                                 Verbindung mit seinen uͤbrigen Vortheilen, sehr
                                 schaͤzbar.“
                              
                           Nach dieser Mittheilung machte ich Hrn. Hallette einige Bemerkungen uͤber das Princip
                              seines Apparates, worauf er die Guͤte hatte, mir neue
                              Nachrichten daruͤber zu ertheilen, die ich hier
                              woͤrtlich bekannt mache, um keine Verantwortlichkeit auf
                              mich zu laden.
                           
                              „Die hier folgenden Resultate erhielt ich nicht etwa
                                 mit einigen Litern Saft, sondern mit Massen von 15, 20 und
                                 30 Hektolitern, die ich auch zu meinen fruͤheren
                                 Versuchen anwandte.“
                              
                           
                              „Als die Tension des Dampfes in dem Kessel 3
                                 Atmosphaͤren betrug, machte mein Concentrator 7
                                 Umdrehungen in der Minute.“
                              
                           
                              „Als ich von einem gelaͤuterten
                                 Runkelruͤbensaft, welcher 5 1/2 Grade am
                                 Araͤometer zeigte, in jeder Minute 12 Liter zuließ,
                                 erhielt ich in derselben Zeit Syrup von 25 bis 26
                                 Araͤometer-Graden, dessen Temperatur nur 57
                                 bis 58° R. betrug; das Verdichtungswasser des
                                 angewandten Dampfes verhaͤlt sich zur Masse des
                                 verdunsteten Saftes ungefaͤhr wie 1 zu
                                 1,60.“
                              
                           
                              „Da regelmaͤßig in jeder Minute zwei Liter
                                 Syrup aus dem Apparate treten, so bleibt offenbar jedes
                                 Liter Syrup nur dreißig Sekunden darin. Da er mit so
                                 niedriger Temperatur austritt und so sehr an Brennmaterial
                                 erspart wird, so ist kein Zweifel, daß der Raum, worin der
                                 Saft siedet, ein verduͤnnter ist.“
                              
                           
                              „Ich wollte in diesem Jahre die Vortheile, welche mein
                                 System darbietet, wenn es auf einen
                                 Verkochungs-Apparat angewandt wird, noch nicht
                                 bekannt machen; aber ich konnte Hrn. de Beaujeu, welchem ich eine
                                 betraͤchtliche Menge Arbeit zu liefern habe, den
                                 Beweis der Thatsachen, welche ich ihm in dieser Beziehung
                                 mittheilte, nicht verweigern. Waͤhrend seines
                                 Aufenthaltes dahier habe ich einen vorlaͤufig auf 25
                                 Grade concentrirten Syrup verkocht, ohne ihn filtrirt oder
                                 geklaͤrt zu haben; die Operation geschah mit einer
                                 außerordentlichen Schnelligkeit, der Syrup war so
                                 fluͤssig, daß man nicht haͤtte vermuthen
                                 sollen, daß er die Probe ablegen koͤnnte, und seine
                                 Temperatur betrug nur ungefaͤhr 68° R. Man
                                 kann sich keine Vorstellung von der Leichtigkeit machen,
                                 womit alle diese Operationen ausgefuͤhrt werden, und
                                 von den unermeßlichen Vortheilen jeder Art, welche die
                                 Zukerfabrikanten, die Raffinirer und viele andere
                                 Manufakturisten aus diesem neuen Princip ziehen
                                 muͤssen.“
                              
                           
                              „Ich glaube nicht zu viel zu behaupten, wenn ich sage,
                                 daß eine Fabrik, wenn sie zwekmaͤßig geleitet wird,
                                 mit zwei Laͤuterungs-Apparaten, einem
                                 Verkochungs-Apparat nach meinem System, und einem
                                 staͤtig wirksamen mechanischen Filter, so wie ich
                                 jezt ein solches herzustellen beabsichtige, vollkommen
                                 ausreichen koͤnnte.“
                              
                           Um das Ansezen eines Niederschlages in diesem Apparate zu
                              verhindern, scheint er mit einer beweglichen Rachel versehen zu
                              seyn. Bei genauer Pruͤfung desselben finde ich die
                              Bedingung einer moͤglichst schnellen Abdampfung wohl
                              erfuͤllt, aber um welchen Preis? auf Kosten einer
                              wesentlichen Eigenschaft des Syrups. Ich glaube mit Gewißheit
                              vorhersagen zu koͤnnen, daß der in diesem Apparate
                              concentrirte Syrup keinen so guten Zuker gibt, wie derjenige,
                              welchen man durch das gewoͤhnliche Einkochen
                              erhaͤlt. Daß der Syrup darin circulirt, ist fuͤr
                              die Concentration sehr schaͤdlich und daß er darin durch
                              die Rachel gerieben wird, noch viel mehr. So wird also eine sehr
                              sinnreiche und merkwuͤrdige Anwendung des Cylinders in
                              Folge der Eigenschaften des Productes, welches man
                              waͤhrend der Arbeit ohne Nachtheil weder circuliren
                              lassen noch umruͤhren noch reiben kann, ganz
                              unnuͤz. Die Erfahrungen, welche diese Behauptungen
                              rechtfertigen, sind mir eigenthuͤmlich und noch
                              unbekannt; sie stimmen uͤbrigens mit den Beobachtungen
                              vieler Raffinirer, besonders derjenigen, welche sich mit der
                              Kandis-Fabrikation beschaͤftigen,
                              uͤbereinDiese Fabrikation, mit welcher ich mich
                                    beschaͤftigt habe, ist außerordentlich schwierig
                                    und man lernt dabei sehr viele Einfluͤsse
                                    wuͤrdigen und entdekt eine Menge von Thatsachen,
                                    die bei der Raffinirung des Hutzukers unbemerkt
                                    bleiben.A. d. O.. Diese Bewegung ist den Apparaten der HHrn. Derosne und Hallette gemeinschaftlich, und die Einwendungen,
                              welche ich lezterem muͤndlich gemacht habe, als sein
                              Apparat noch nicht ausgefuͤhrt worden war,
                              gruͤndeten sich, wie ich glaube, auf dieselben
                              Principien.
                           
                           Apparat zum Abdampfen im luftleeren
                                 Raume. – Hr. Roth,
                              ein sehr ausgezeichneter Mechaniker, hat einen Apparat zum
                              Abdampfen im leeren Raume erfunden, welcher zu Péronne
                              bei Hrn. Leclerq in Wirksamkeit ist;
                              die Einfachheit desselben ist in Bezug auf seine Resultate
                              merkwuͤrdig. Wir halten das Abdampfen und Verkochen des
                              Zukers im leeren Raume nicht fuͤr vortheilhaft, empfehlen
                              daher auch keineswegs den Apparat des Hrn. Roth fuͤr den Runkelruͤbenzuker, theilen
                              aber davon in diesem Journale eine Zeichnung und Beschreibung
                              mit, weil wir ihn fuͤr eine sehr sinnreiche und neue
                              Anwendung des Dampfes haltenEr folgt in einem der naͤchsten Hefte des polyt.
                                    Journ.A. d. R..
                           
                        
                           Klaͤrung.
                           Nach dem Abdampfen enthaͤlt der Saft immer eine sehr
                              betraͤchtliche Menge suspendirter Substanzen, welche
                              bisweilen noch durch thierische Kohle, die man waͤhrend
                              des Abdampfens zusezt, vermehrt werden. Man scheidet sie durch
                              die Klaͤrung ab, welche immer mit thierischer Kohle oder
                              Ochsenblut oder Milch vorgenommen wird.
                           Wenn man auf Krystallisation arbeitet, so dampft man den Syrup so
                              weit ab, daß er heiß 32° zeigt, klaͤrt ihn, und
                              laͤßt ihn mehrere Tage lang durch Ruhe absezen; er
                              erkaͤltet dann und es scheidet sich aus ihm ein Saz ab,
                              welcher sich in den Krystallisationsgefaͤßen gebildet
                              haben wuͤrde, wenn man ihn sogleich in diese gebracht
                              haͤtte. Die Kohlen, welche man bei diesem Verfahren
                              abscheidet, werden gewoͤhnlich wieder zur
                              Laͤuterung gebracht, wo sie in den Schaum gehen.
                           Wenn man den Syrup zum Verkochen bestimmt, so klaͤrt man
                              ihn, sobald er heiß 26 oder 27° zeigt und filtrirt ihn,
                              oder laͤßt ihn absezen. In allen Faͤllen und
                              besonders wenn man uͤber freiem Feuer verkochen will, ist
                              es aber wichtig, den Syrup erst dann zu klaͤren, wenn er
                              moͤglichst dicht ist, das heißt wenigstens 29 bis
                              30° noch heiß am Araͤometer zeigt. Es bildet sich
                              dann beim Verkochen weniger Saz und der Syrup haͤngt sich
                              nicht so an den Boden des Kessels an.
                           An Statt den Niederschlag durch Ruhe sich sezen zu lassen, finde
                              ich es besser zu filtriren, die Kohlen, welche in dem Filter
                              bleiben, mit etwas Wasser in Saͤke zu bringen und sie
                              nach und nach gerade so wie den Schaum auszupressen, wodurch sie
                              allen Zuker in ziemlich starker Aufloͤsung abgeben; diese
                              Aufloͤsungen kann man sodann bei einer neuen
                              Klaͤrung an Statt des Wassers mit dem Blute zusezen. Auch
                              kann man sie noch heiß uͤber neue Kohlen in die Filter
                              selbst gießen und so ihren Zukergehalt vermehren. Man kann sie
                              auch abdampfen, um sie sodann mit Kohlen zu
                              klaͤren und zu verkochen. Hr. Blanquet bearbeitet die Fluͤssigkeit, welche er
                              durch das Auswaschen der Kohlen erhaͤlt, besonders; er
                              findet dieses Verfahren vorteilhaft und wir empfehlen es
                              besonders den großen Fabriken. Derselbe laͤßt auch den
                              abgedampften Saft sich absezen, ehe er ihn klaͤrt, wobei
                              ich keinen anderen Vortheil sehe, als daß das Filtriren
                              erleichtert wird und daher auch weniger Blut oder Milch
                              angewandt zu werden braucht;, denn bei meinen Versuchen erhielt
                              ich keinen Syrup von besserer Qualitaͤt.
                           Ich finde es fuͤr nuͤzlich und vortheilhaft, Filter
                              anzuwenden, die so eingerichtet sind, daß der Syrup die Schichte
                              thierischer Kohle, welche sich auf dem Boden des Apparates
                              absezt, durchstreichen kann. Diese Einrichtung, welche mir zu
                              einer moͤglichst guten Benuzung der thierischen Kohle
                              unvermeidlich scheint, ist dem Princip der Taylor'schen Filter,
                              bei welchen die Schnelligkeit der einzige Vortheil ist, gerade
                              entgegengesezt. Ich halte diese Art von Filtern nur dann
                              fuͤr nuͤzlich, wenn der guͤnstige Erfolg
                              der Arbeit hauptsaͤchlich durch die Geschwindigkeit des
                              Filtrirens bedingt wird, was bei der Fabrikation des
                              Runkelruͤbenzukers nicht der Fall ist.
                           Der zum Verkochen vorbereitete, das heißt schwach alkalische
                              Runkelruͤbensyrup wird durch die thierische Kohle nur
                              schwach oder gar nicht entfaͤrbt. Dieses konnten alle
                              Fabrikanten bemerken, welche nach dieser Methode arbeiten.
                              Anders verhaͤlt sich ein neutraler oder saurer Saft. Bei
                              dem Verfahren des Verkochens kann man sich also nicht alle
                              Eigenschaften der thierischen Kohle zu Nuzen machen. Dennoch
                              glaube ich nicht, daß man sie ohne Nachtheil weglassen
                              koͤnnteDie Eigenschaft der Kohle, sich mit den Salzbasen wie
                                    eine Saͤure zu verbinden, macht es
                                    wahrscheinlich, daß bei ihrer Vereinigung mit den
                                    Faͤrbestoffen leztere die Rolle der Basis
                                    spielen. Dieses scheint wenigstens durch die schwache
                                    Wirkung der Kohle auf die Farben der alkalischen
                                    Fluͤssigkeiten und durch die Eigenschaft der
                                    alkalischen Aufloͤsungen, ihr die
                                    Faͤrbestoffe, deren sie sich bemaͤchtigt
                                    hat, wieder zu entziehen, bewiesen zu werden. Diese
                                    Erscheinung wuͤrde also unter diejenigen
                                    gehoͤren, wo eine Basis durch eine andere
                                    staͤrkere Basis aus ihrer Verbindung ausgetrieben
                                    wird.A. d. O..
                           Das Eiweiß und die Milch wirken bei der Klaͤrung nur
                              mechanisch. Sie bilden Klumpen, welche in ihr schwammiges Gewebe
                              alle unaufloͤslichen Substanzen einhuͤllen, und so
                              das Filtriren erleichtern. Da die Seife die Eigenschaft hat, in
                              dem Ruͤbensaft reichlich Klumpen zu bilden, indem sie
                              sich mit den Kalksalzen durch doppelte Wahlverwandtschaft
                              zersezt, so konnte ich sie ohne Nachtheil zu dieser Operation
                              anwenden. Ein Pfund gewoͤhnliche Sodaseife reicht zur
                              Klaͤrung von 100 Liter Syrup und mehr hin.
                           Hr. Dumont hat ein Filter erfunden,
                              wobei er thierische Kohle anwendet, welche auf eine besondere
                              Art vorbereitet ist. Die Kohle, welche so angewandt wird und
                              wovon 50 Kilogr. 12 Fr. kosten, entfaͤrbt nach seiner
                              Versicherung viel staͤrker als nach den
                              gewoͤhnlichen Methoden. Er nimmt von dieser Kohle bis 25%
                              vom Gewichte des Zukers, an Statt 10%. Ich habe
                              unvollstaͤndige Versuche uͤber diesen Gegenstand
                              angestellt, und ich gestehe, daß ich nicht wohl einsehe, warum
                              diese Kohle viel staͤrker entfaͤrben soll als die
                              gewoͤhnliche Kohle in dem Zustande, worin man sie
                              gewoͤhnlich mit Filtern, die nur unten ablaufen,
                              anwendet. Ich behalte mir vor, meine Versuche sobald als
                              moͤglich wieder aufzunehmen, um uͤber diesen
                              Gegenstand in's Reine zu kommen, und ich werde sodann die
                              Resultate bekannt machen. Was mir eine gute Meinung von diesem
                              Verfahren einfloͤßen koͤnnte, ist dieses, daß die
                              HHrn. Blanquet und Harpignies, welche es gepruͤft
                              haben, gute Resultate damit erhalten zu haben versichern;
                              andererseits wollen aber jene Fabrikanten diese Filter (ich sehe
                              nicht ein weßwegen) bloß zu derjenigen Klaͤrung
                              empfehlen, welche Behufs der Krystallisation angestellt wird,
                              und nicht fuͤr denjenigen Syrup, welcher verkocht wird;
                              man sagt, daß man im lezteren Falle bei einer Arbeit im Großen
                              mit Schwierigkeiten zu kaͤmpfen habe. Hr. Bernard zu Sussy versuchte das Filter
                              des Hrn. Dumont ohne Erfolg; hingegen
                              soll es Hr. Bucquet zu Roissy
                              anwenden, um sehr schoͤne Producte durch Verkochen zu
                              fabriciren. A priori kann ich nicht
                              wohl alle Vortheile, welche das Filter des Hrn. Dumont gewaͤhren soll,
                              deduciren, wenn aber die Erfahrung, wie es allen Anschein hat,
                              dafuͤr spricht, so muß irgend eine Erscheinung dabei
                              Statt finden, welche die Theorie nicht voraussieht und die einer
                              Untersuchung bedarf. Die gewoͤhnliche Klaͤrung
                              durch Filtriren oder Absezen wird bei diesem Filter nicht
                              erspart und es scheint im Gegentheil dringend noͤthig,
                              daß man den Syrup wohl von allen unaufloͤslichen
                              Substanzen befreit, in dasselbe bringt.
                           Wenn ich manchmal bei der Klaͤrung den Syrup
                              saͤuerte und zu viel Saͤure zusezte, so
                              verbesserte ich stets diesen Fehler ohne Nachtheil durch
                              krystallisirtes kohlensaures Natron; man kann sich in einem
                              solchen Falle auch sehr gut der Kalkmilch bedienen.
                           Wenn man kalten Syrup oder solchen, dessen Temperatur unter
                              75° C. (60° R.) ist, zur Klaͤrung nimmt, so
                              kann man alsogleich das Ochsenblut zusezen, welches bei dieser
                              Temperatur nicht gerinnt, und hierauf die thierische Kohle bei
                              90 oder 95° C. (72 oder 76° R.)
                           Es ist unumgaͤnglich noͤthig, daß man sich
                              uͤberzeugt, ob der geklaͤrte Syrup viele Klumpen
                              enthaͤlt; sollte dieses nicht der Fall seyn, so wird das
                              Filtriren schlecht vor sich gehen und unvollstaͤndig
                              seyn. Wenn der Syrup nicht kluͤmprig genug ist, so hat
                              man entweder zu wenig Eiweiß zugesezt, oder derselbe
                              enthaͤlt freies Kali, welches sich mit dem Eiweiß
                              verbunden hat. Im ersten Fall ergibt sich von selbst die Art,
                              wie man abhelfen kann, im zweiten erscheinen die Klumpen
                              sogleich auf Zusaz von Saͤure, wodurch das Eiweiß in
                              Freiheit gesezt wird.
                           Behufs der langsamen Krystallisation kann man mit Vortheil die
                              Klaͤrung vornehmen, wenn der Syrup heiß 22° am
                              Araͤometer zeigt, sodann filtriren und ihn so weit
                              abdampfen bis er heiß 32° zeigt. Waͤhrend des
                              Abdampfens bildet sich noch ein geringer Niederschlag; um diesen
                              abzuscheiden, bringt man den Syrup in Reservoirs, und es ist gut
                              diese in die Warmstuben zu stellen, worin sich die
                              Krystallisationsgefaͤße befinden, weil eine gelinde
                              Waͤrme die Faͤllung beguͤnstigt.
                           In den neu errichteten Fabriken hat man besondere Kessel
                              fuͤr die Klaͤrung eingefuͤhrt, an Statt
                              sich der Abdampfungskessel zu bedienen, was besonders in dem
                              Falle sehr bequem ist, wenn man die Kessel mit Dampf heizt.
                           
                        
                           Verkochen.
                           Die Operation des Verkochens erheischt durchaus die Anwendung des
                              Dampfes; man kann allerdings in sehr vielen Faͤllen
                              uͤber freiem Feuer verkochen und dadurch vollkommen eben
                              so gute Resultate erhalten, wie durch den Dampf; die Arbeit
                              nimmt dann aber immer viel mehr Zeit in Anspruch und ist
                              meistens viel schwieriger. In der That erheischt das Verkochen
                              uͤber freiem Feuer fast immer eine große Aufmerksamkeit
                              in der Leitung des Feuers, indem die Hize auf 106 bis
                              107° C. (85 bis 86° R.) erhalten werden muß und
                              nur mit groͤßter Vorsicht hoͤher gesteigert werden
                              kann, weil sonst der Syrup unvermeidlich anbrennen
                              wuͤrde, wo sodann einer der geringsten Nachtheile noch
                              dieser waͤre, daß man die Arbeit unterbrechen
                              muͤßte, um den Kessel reinigen zu koͤnnen.
                              Nachlaͤssige Fabrikanten finden es zwar bequemer in
                              diesem Falle ohne vorhergegangene Reinigung des Kessels zu
                              verkochen; dadurch leidet aber das Product sehr.
                           Ich habe vergleichende Versuche uͤber das Verkochen mit
                              Dampf und das Verkochen uͤber freiem Feuer mit Syrup, der
                              gehoͤrig zum Verkochen vorbereitet war, angestellt, aber
                              keinen Unterschied in der Farbe des Syrups und in der Farbe und
                              Qualitaͤt des Zukers, den ich erhielt, bemerken
                              koͤnnen. Wenn man daher die Frage nur unter diesem
                              Gesichtspunkte betrachtet, so koͤnnte man schließen, daß
                              das Verkochen mit Dampf unnuͤz ist; dann wuͤrde
                              man sich aber taͤuschen, denn dieses Verfahren ist nicht
                              nur bei gewissen Syrupen, z.B. den bereits einmal verkochten
                              unvermeidlich, sondern beschleunigt und erleichtert auch in
                              allen Faͤllen die Arbeit.
                           Ein saurer Syrup verkocht sich fast immer leicht. Ein alkalischer
                              mit Eiweiß geklaͤrter Syrup hingegen wird gegen das
                              Ende klebrig; er gibt einen diken Schaum, welchen die
                              Dampfblasen schwer durchdringen. In diesem Falle hilft man sich
                              dadurch, daß man so lange verduͤnnte
                              Schwefelsaͤure zusezt, bis das Aufwallen wieder seinen
                              gewoͤhnlichen Gang nimmt. Das Eiweiß gerinnt dann und
                              sammelt sich wieder auf den ruhigen Stellen des Kessels.
                           Man kann ohne Nachtheil Butter oder Schmalz anwenden, um das zu
                              starke Aufwallen zu maͤßigen, und es ist weit besser
                              einen solchen Koͤrper zu gebrauchen, als dem Syrup durch
                              den Schaumloͤffel eine Bewegung zu ertheilen, was einige
                              Fabrikanten zu thun pflegen, welche ich weiß nicht weßwegen, die
                              Anwendbarkeit der fetten Koͤrper bezweifeln.
                           Es ist fuͤr das Gelingen dieser Arbeit wichtig, den Punkt
                              des vollendeten Einkochens ausmitteln zu koͤnnen; dieß
                              kann nur in den wenigsten Faͤllen durch das AnblasenDie Probe des Anblasens wird folgendermaßen verrichtet:
                                    man taucht den Schaumloͤffel in den kochenden
                                    Syrup, zieht ihn wieder heraus, schwingt ihn etwas ab
                                    und blaͤst dann auf einer Seite daruͤber
                                    hin; wenn sich sodann auf der anderen Seite keine
                                    Blaͤschen zeigen, so ist dieß ein Beweis, daß das
                                    Einkochen vollendet ist; je nachdem diese
                                    Blaͤschen schneller oder langsamer verschwinden,
                                    war der Syrup staͤrker oder schwaͤcher
                                    eingekocht.A. d. R. geschehen; leichter und sicherer ist die FadenprobeDie Fadenprobe besteht darin,
                                    daß man einen Tropfen des kochenden Syrups auf den
                                    Daumen bringt, sodann mit dem Zeigefinger schwach darauf
                                    druͤkt, ihn jedoch sogleich wieder in einer
                                    schiefen Richtung entfernt, wenn sich dabei ein Faden
                                    bildet, welcher am Daumen abreist und sich gegen den
                                    Zeigefinger hin zusammenzieht, so schließt man, daß der
                                    Syrup hinreichend eingekocht ist.A. d. R.. Ich ziehe jedoch beiden die Probe mit dem Thermometer
                              vor. Das Gefaͤß desselben muß aber immer und ganz in den
                              Syrup tauchen, denn sonst waͤren seine Anzeigen
                              veraͤnderlich und unrichtig; ein gutes Celsius'sches
                              Thermometer muß beilaͤufig 111° 1/2 in einem Syrup
                              zeigen, welcher zum ersten Male gut eingekocht wurde; wenn der
                              Syrup wieder eingekocht wird, so kann man bis auf 112°
                              1/2 oder 113° steigen, und wenn man ihn zum dritten Male
                              einkocht, muß man die Probe noch weiter steigern, z.B. auf
                              114° bis 115°.
                           Der erste Apparat, welcher zum Verkochen des
                              Runkelruͤbensaftes mit Dampf angewandt wurde, ist der
                              Schlangenroͤhren-Apparat von Taylor und Martineau; er
                              wurde von Hrn. Joest, einem unserer
                              geschiktesten Raffinirer, nach Frankreich gebracht und von den
                              HHrn. Blanquet und Harpignies trefflich benuzt.
                           Ich glaube daß einzig und allein durch eine
                              Schlangenroͤhre der Dampf in einem Verkochungskessel und
                              in jedem Dampfkessel uͤberhaupt zwekmaͤßig
                              vertheilt werden kann, indem dadurch sowohl der Dampf als
                              das Verdichtungswasser einen regelmaͤßigen Gang
                              erhaͤlt und daher jede Roͤhre den Dienst leisten
                              kann, welchen man von ihr erwartet. Die Gitter sind sehr
                              schlechte Apparate, worin der Dampf sich ungleichfoͤrmig
                              vertheilt, und ich halte den Apparat der HHrn. Drouault, welchen wir in unserem
                              lezten Hefte mitgetheilt habenEr erschien in diesem Bande S. 99. des polyt.
                                    Journals.A. d. R., und fuͤr welchen Hr. Pecqueur die Prioritaͤt der Erfindung in
                              Anspruch nimmt, fuͤr nicht viel vorzuͤglicher. Ich
                              bestreite ihm diese Prioritaͤt eben so wenig als die
                              Erfindung des Namens Compensations-Gitter, welche taͤuschen
                              kann, aber im Grund nichts bezeichnet, weil bei dem Gitter des
                              Hrn. Pecqueur eben so wenig als bei
                              den gewoͤhnlichen Gittern eine Compensation Statt findet.
                              Es wird hier also bloß der Name eines sehr sinnreichen Apparates
                              der Uhrmacher mißbraucht, ohne daß man auch nur eine Spur seines
                              Princips und seiner Eigenschaften wieder auffinden
                              koͤnnte. Ich will hier die Bemerkung, welche ich bei
                              Mittheilung des Apparates der HHrn. Drouault machte, wiederholen, daß ich ihn
                              naͤmlich bloß wegen des Verfahrens den Dampf zuzulassen
                              und wegen Verringerung der Anzahl der Loͤthungen
                              auffuͤhrte, ohne ihn jedoch den Maschinisten und
                              Fabrikanten zu empfehlen.
                           Hinsichtlich des Verkochens im leeren Raume brauche ich bloß auf
                              dasjenige zu verweisen, was ich uͤber das Abdampfen im
                              leeren Raume gesagt habe. Ich glaube daß diese complicirten
                              Apparate ganz unnuͤz sind, weil man mit ihnen kein Atom
                              krystallisirten Zuker mehr erhaͤlt, als nach den guten
                              gewoͤhnlichen Verfahrungsweisen.
                           Ich werde eine besondere Arbeit uͤber die Dampfapparate
                              und ihre beste Einrichtung in Bezug auf Ersparniß an
                              Brennmaterial, so wie an Kosten bei ihrer Anschaffung und
                              Unterhaltung unverzuͤglich bekannt machen. Man wird
                              daraus ersehen, daß keiner der gewoͤhnlichen
                              Dampfapparate in dieser Hinsicht Genuͤge leistet und daß
                              die meisten Mechaniker sie nur complicirter machen, an Statt sie
                              zu vereinfachen.
                           
                        
                           Kuͤhlpfanne.
                           Wenn der Syrup in einem schlechten Zustande ist, oder wenn man
                              ihn aus sehr verdorbenen Wurzeln darstellte, so hat er eine
                              Neigung beim Verkochen zu schaͤumen, die er in der
                              Kuͤhlpfanne beibehaͤlt. Um das Aufschaͤumen
                              zu beseitigen, ist es dann dringend noͤthig, die
                              Temperatur des Syrups so schnell als moͤglich auf 85 oder
                              90° C. (68 oder 72° R.) zu erniedrigen, indem man
                              die Kuͤhlpfanne der Kaͤlte aussezt, oder sie in
                              kaltes Wasser taucht, oder den Syrup in mehreren metallenen
                              Gefaͤßen vertheilt. Wenn hingegen der Syrup gut ist, so
                              ist es zwekmaͤßig, seine Temperatur so langsam als
                              moͤglich auf 80 oder 85° C. (64 oder 68°
                              R.) herabkommen zu lassen, indem man entweder die verkochten
                              Syrupe in derselben Kuͤhlpfanne vereinigt, oder das
                              Erkalten so leitet, daß es 12 bis 15 Stunden anhalten kann; das
                              langsame Erkalten beguͤnstigt das Krystallisiren und ist
                              besonders bei weniger zukerreichen Syrupen, z.B. bei den zum
                              zweiten Male verkochten nuͤzlich.
                           Wenn man den verkochten Syrup nicht warm zu erhalten sucht, so
                              kann man ihn ohne alle Sorgfalt in die Kuͤhlpfanne
                              schuͤtten; im entgegengesezten Falle ist es gut die
                              Vorsicht zu gebrauchen, daß man ihn unter die Kruste oder das
                              Haͤutchen gießt, welches sich uͤber dem Syrup
                              bildet.
                           Die Temperatur von 80 bis 85° C. ist sehr passend; denn
                              wenn der Syrup gut verkocht wurde, so krystallisirt der Zuker
                              bei dieser Waͤrme regelmaͤßig und man findet unter
                              einer schwachen krystallinischen Kruste eine Masse Zuker, deren
                              Oberflaͤche walzenfoͤrmig ist. Wenn der
                              Anschießkessel kalt oder der Syrup stark verkocht war, so zeigt
                              die Oberflaͤche der Form keine Vertiefung oder die
                              Vertiefung findet nur auf der Mitte und in sehr engen
                              Glaͤnzen Statt. Im ersten Falle kann man den Zuker sehr
                              leicht und vollstaͤndig in hoͤchstens 8 oder 15
                              Tagen reinigen, im zweiten nur schlecht und
                              unvollstaͤndig selbst in einem Monate. Die Masse
                              krystallisirten Zukers kann sich nur bis zu einem von der Spize
                              mehr oder weniger entfernten Punkte langsam reinigen.
                           Wenn der Zuker gehoͤrig bearbeitet, verkocht,
                              abgekuͤhlt und angeschossen ist, so muß der Hut ganz aus
                              der Form genommen werden koͤnnen und seine Spize nur
                              einige Zolle mit Melasse beladen seyn.
                           
                        
                           Bleichen des Zukers (Clairçage).
                           Ich habe mich mit Vortheil zum Bleichen des Zukers in den Formen
                              der sogenannten Clairçage
                              bedient. Howard war einer der ersten,
                              welche dieses Verfahren bei der Zukerraffinerie anwandten; es
                              besteht bekanntlich darin, daß man auf die Thondeke des Hutes
                              einen mit krystallisirbarer Zuker-Masse
                              gesaͤttigten Syrup gießt. Dieser Syrup kann noch Melasse
                              oder unkrystallisirbaren Zuker aufloͤsen und mit ihm
                              zugleich den Faͤrbestoff entziehen. Es waͤre
                              offenbar unklug, wenn man bei der Bearbeitung des
                              Runkelruͤbenzukers den Rohzuker mit einem Syrup von
                              reinem Zuker reinigen wollte; es kann aber vorteilhaft seyn,
                              dieses Verfahren mit einigen Abaͤnderungen anzunehmen.
                              Ich habe es folgendermaßen ausgeuͤbt:
                           Ich bereitete mit dem Saft von Wurzeln, welche (nach dem weiter
                              unten besprochenen Verfahren) geschwefelt worden waren, einen
                              geklaͤrten Syrup (wie zur regelmaͤßigen
                              Krystallisation), welcher ohne Anwendung von
                              thierischer Kohle eine schwache Amberfarbe hat und dampfte ihn
                              so weit ab, bis er heiß 32° am Araͤometer zeigte.
                              Diesen geklaͤrten Syrup goß ich im Verhaͤltniß von
                              4 bis 5 Liter fuͤr eine Form von 30 Liter auf den
                              Thonbrei des Hutes. Er muß kalt aufgegossen werden (welches
                              jedoch in zwei verschiedenen Zeitpunkten geschehen kann) und in
                              einem Zimmer, dessen Temperatur 15° C. (12° R.)
                              nicht uͤbersteigen darf. Man kann ihn entweder aufgießen,
                              nachdem die Melasse von dem Hute abgeflossen ist, oder noch
                              besser in dem Augenblike, wo man den Stoͤpsel der Form
                              oͤffnet. Im lezteren Falle wirkt er kraͤftiger,
                              indem dann die Melasse, welche die Krystalle verunreinigt, keine
                              Zeit gehabt hat, einzutroknen und dem
                              Aufloͤsungsvermoͤgen des geklaͤrten Syrups
                              besser nachgibt, der sich dann gleichfoͤrmiger
                              uͤber die ganze Masse des Hutes verbreitet, in welche er
                              durch die abfließende Melasse hineingezogen wird. Bei der
                              lezteren Verfahrungsweise muß man einige Vorsicht anwenden;
                              nachdem man naͤmlich auf den Zuker eine Schichte
                              geklaͤrten Syrups von ungefaͤhr einem Zoll
                              aufgegossen hat, muß man fuͤr den Zusaz der zweiten
                              Schichte den Augenblik abwarten, wo der Zuker abgedekt wird und
                              so fort, wenn man noch mehr zusezen wollte. Wenn man einen zu
                              schwachen geklaͤrten Syrup anwenden wuͤrde, so
                              wuͤrde er den Zuker in der Form niederdruͤken,
                              indem er ihn schmilzt oder an einigen Stellen mehr oder weniger
                              tiefe Loͤcher machen und sich so einen Weg bahnen. Wenn
                              der Zuker nicht warzenfoͤrmig ist und man den
                              geklaͤrten Syrup nicht in dem Augenblike aufgießt, wo man
                              den Stoͤpsel herauszieht, so ist es gut die Thondeke
                              abzuebnen, nachdem man den Zuker bis zur Spize der Form wohl mit
                              dem Messer umgeruͤhrt hat.
                           Wenn die Operation des Bleichens (Reinigens) gut geleitet wird,
                              so darf das Gewicht des Zukers dadurch nicht vermindert werden;
                              je nachdem sie mehr oder weniger lange fortgesezt wird, kann die
                              Farbe desselben dadurch von Braun in Weiß
                              uͤbergefuͤhrt werden. Der Zuker erhaͤlt
                              dadurch mehr Koͤrper und einen viel groͤßeren
                              Werth fuͤr den Raffinirer. Durch diese Behandlung
                              verschwinden sogar alle Eigenschaften des gekoͤrnten
                              Zukers, wodurch er dem krystallisirten scheinbar nachsteht.
                           Die HHrn. Blanquet und Harpignies, welche den Zuker
                              ebenfalls bleichen, bereiten hiezu den geklaͤrten Syrup
                              mit dem Filter des Hrn. Dumont und
                              mit den Abfallen ihrer Formen, welche sie schmelzen und
                              klaͤren. Wie man aber auch immer den geklaͤrten
                              Syrup bereiten mag, so muß er 36° am Araͤometer
                              zeigen und wenig gefaͤrbt seyn. Ich habe auch Zuker von
                              sehr schoͤner Sorte gesehen, welchen Hr. Bucquet gebleicht hatte. Man kann
                              dieses Verfahren den Fabrikanten als sehr vorteilhaft empfehlen.
                              In einigen Fabriken, wo man das Bleichen ohne die
                              erforderlichen Kenntnisse versuchte, erhielt man schlechte
                              Resultate.
                           
                        
                           Reinigung des Zukers in den Formen durch
                                 Abtropfen.
                           Wann der Zuker in den Formen von guter Qualitaͤt ist, kann
                              man den Stoͤpsel der Form ohne alle Vorsicht
                              oͤffnen und es ist sogar unnuͤz, die Spizen mit
                              einer Ahle zu durchbohren: der Syrup laͤuft leicht ab,
                              ohne Zuker mit sich zu reißen.
                           Wenn der Zuker wenig Festigkeit oder wenn man bei der Arbeit
                              irgend einen Fehler begangen hat, so kann das Korn sehr fein,
                              teigig und von geringer Consistenz seyn, was besonders bei dem
                              wiederverkochten Zuker eintrifft; man muß alsdann den
                              Stoͤpsel mit Vorsicht oͤffnen, und wenn man
                              bemerkt, daß der Syrup Zuker mit sich reißt, so muß man die
                              Spize des Kegels mit einer Perruque, oder mit einer Kehle, oder,
                              was noch einfacher ist, mit einem ausgekehlten Stoͤpsel
                              versehenEine Perruque ist ein Stuͤk reinen Zeuges, welches
                                    man auf die Oeffnung des Unterseztopfes legt, ehe man
                                    die Form darauf bringt. Dieser Zeug haͤlt den
                                    Zuker zuruͤk und laͤßt nur die Melasse
                                    durchgehen. – Eine Kehle (cannelle) ist ein hohler, mit Loͤchern
                                    versehener metallener Kegel, welchen man in die Spize
                                    der Form stekt. – Ein ausgekehlter
                                    Stoͤpsel (bouchon
                                       cannelé) ist ein gewoͤhnlicher
                                    Stoͤpsel, auf dessen Umfang man fuͤnf oder
                                    sechs tiefe Einschnitte gemacht hat.A. d. O..
                           Die Stube, worin sich die Formen befinden, darf nicht zu heiß
                              seyn, wenn man die Stoͤpsel oͤffnet; 15 bis
                              18° C. (12 bis 14° R.) eignen sich zu dieser
                              Operation gut.
                           Ein Zuker, dessen erste Reinigung in einer stark geheizten
                              Waͤrmstube Statt findet, worin sich die Luft leicht
                              erneuert, ist staͤrker gefaͤrbt, als wenn die
                              Reinigung bei einer niedrigeren Temperatur und an einem feuchten
                              Orte erfolgt. Ich habe sogar oͤfters bemerkt, daß Zuker
                              an seiner Oberflaͤche durch den Dampf der feuchten
                              Stuben, worin er sich befand, gewissermaßen thonartig wurde. Man
                              koͤnnte sich ohne Zweifel diese Eigenschaft zu Nuzen
                              machen und die Reinigungsstuben mit Luft heizen, die mit Dampf
                              uͤbersaͤttigt ist.
                           
                        
                           Reinigung des Zukers durch die Walzen und
                                 die Presse.
                           Der Zuker aus den Krystallisationsgefaͤßen erscheint in
                              Gestalt krystallinischer oder concreter, mehr oder weniger
                              harter Massen, aus welchen die Mutterlauge durch bloßes
                              Abtropfen nicht ganz abgeschieden werden kann; man muß daher zum
                              Pressen seine Zuflucht nehmen. Wenn man aber den Zuker bloß in
                              Saͤken abwechselnd mit Weidenflechten auf die Platte
                              einer starken Presse bringen wuͤrde, so wuͤrde die
                              Melasse wegen des Widerstandes, den die Krystalle entgegensezen,
                              welche unter sich um so groͤßere Zwischenraͤume
                              lassen je voluminoͤser sie sind,
                              nur unvollkommen ausgetrieben werden. Es bleibt daher nichts
                              uͤbrig, als den Zuker durch zwei Walzen laufen zu lassen,
                              die ihn in eine teigartige halbfluͤssige Masse
                              verwandeln, welche aus mehr oder weniger feinen Koͤrnern
                              besteht, die in der Melasse schwimmen. Wenn diese Masse sodann
                              in einen Sak gebracht und ausgepreßt wird, so gibt sie unter der
                              allmaͤhlichen und kraͤftigen Einwirkung einer
                              Presse ihre Melasse sehr leicht ab, waͤhrend der Zuker in
                              dem Sak zuruͤkbleibt. Diese Operation dauert 24 bis 48
                              Stunden.
                           Man wendet hiezu dieselben Saͤke und Flechten an, die man
                              gewoͤhnlich zum Auspressen des Markes gebraucht. Die
                              Saͤke darf man nicht uͤbermaͤßig
                              anfuͤllen, weil sie sonst reißen koͤnnten und die
                              Reinigung schwieriger waͤre.
                           Diese Reinigung erfolgt um so vollstaͤndiger und leichter
                              und der Zuker wird um so weißer, je oͤfter man die Masse
                              durch die Walzen gehen laͤßt, was in einigen Fabriken 20
                              bis 25 Mal vorgenommen wird. Die Zukerkoͤrner sind
                              alsdann sehr pulverig und wenn man sie aus den Saͤken
                              nimmt, haben sie ein thonartiges Aussehen. Es ist kein Zweifel,
                              daß ein solcher Zuker beim Raffiniren sehr ergiebig ist.
                           Den fehlerhaften Formenzuker oder die Spizen der Huͤte,
                              welche nicht ablaufen konnten, kann man hinreichend dadurch
                              reinigen, daß man sie in Saͤke fuͤllt und unter
                              die Presse bringt, ohne sie vorher zu walzen, wo man sodann
                              durch Schmelzen schoͤnen Zuker daraus erhaͤlt;
                              wenn man aber diese Arbeit vermeiden wollte, so muͤßte
                              man sie durch die Cylinder gehen lassen, ehe man sie in die
                              Saͤke fuͤllt.
                           In einigen Fabriken laͤßt man den Syrup in den
                              Krystallisationsgefaͤßen fast ganz eintroknen, so daß ihr
                              krystallisirter Zuker bloß ein eingetrokneter Ruͤbensaft
                              ist; dieser muß mit Zuker aus anderen
                              Krystallisationsgefaͤßen, welcher mit Melasse beladen
                              ist, oder mit Wasser versezt werden, wenn man ihn durch die
                              Walzen gehen laͤßt. Ein solcher Zuker kann
                              natuͤrlich weiß und dabei doch fuͤr die
                              Raffinerien eine sehr schlechte Sorte seyn, weil er viele
                              fremdartige Bestandtheile enthaͤlt.
                           
                        
                           Schwefelungs-Verfahren.
                           Nach diesem Verfahren, welches ich zuerst mit Vortheil
                              ausgeuͤbt habe, kann man die Wurzeln mit groͤßerer
                              Sicherheit bearbeiten; es erheischt keine so große Reinlichkeit
                              und erlaubt das Mark und den Saft viele Tage lang aufzubewahren,
                              ohne daß sie dadurch eine merkliche Veraͤnderung
                              erleiden; es macht die Laͤuterung regelmaͤßiger
                              und der gelaͤuterte Saft erhaͤlt immer eine
                              schoͤne Farbe; der so behandelte Saft behaͤlt bei
                              der Laͤuterung und bei dem Verkochen eine
                              schoͤnere Farbe.
                           
                           Dieses Verfahren besteht darin, daß man die Wurzeln, ehe man sie
                              zerreibt, einige Zeit lang einer Atmosphaͤre von
                              schweflicher Saͤure aussezt. Das Fleisch bleibt dann eine
                              unbestimmte Zeit lang weiß und gesund. Die Saͤke und
                              Flechten, welche man bei der Bearbeitung gebraucht, erleiden
                              auch in ihrer Farbe keine Veraͤnderung und koͤnnen
                              mehrere Tage, ohne daß man sie reinigt, angewandt werden; eben
                              so alle anderen Geraͤthe, die mit Saft getraͤnkt
                              werden koͤnnen.
                           Wenn man bedenkt, wie wichtig die Reinlichkeit bei der
                              Fabrikation des Runkelruͤbenzukers ist, und welche großen
                              Nachtheile durch ihre so leichte und so haͤufige
                              Vernachlaͤssigung von Seite der Arbeiter entstehen
                              koͤnnen, so wird man wohl die Vortheile zu
                              schaͤzen wissen, welche bei der Fabrikation im Großen ein
                              Verfahren gewaͤhren muß, das in dieser Hinsicht eine
                              vollkommene Sicherheit darbietet.
                           Ich habe seit langer Zeit bemerkt, daß die Arbeit, welche in
                              einer Zukerfabrik am ersten Tage gemacht wird, viel bessere
                              Producte liefert, man mag den Zuker regelmaͤßig
                              krystallisiren lassen oder koͤrnen, und ich hatte mit
                              Unrecht diesen Unterschied einer Veraͤnderung der Wurzeln
                              zugeschrieben, welche doch gewiß nicht die Ursache davon seyn
                              kann, weil die Erscheinung allgemein ist und sich jedes Jahr
                              mehr oder weniger auffallend in den Fabriken zeigt. Ich zweifle
                              nun nicht mehr, daß die Ursache einzig und allein in der
                              Unreinheit der Geraͤthe liegt, welche am zweiten Tage der
                              Fabrikation beginnt und die sich nur dadurch vermeiden ließe,
                              daß man die Geraͤthe taͤglich so
                              sorgfaͤltig reinigen und troknen wuͤrde, wie man
                              es am Schluß der Arbeit zu thun pflegt.
                           Nach diesen Betrachtungen, worin aufgeklaͤrte Fabrikanten
                              gewiß mit mir uͤbereinstimmen, ist die Reinlichkeit einer
                              Fabrik ebenfalls eine unerlaͤßliche Bedingung des guten
                              Erfolgs; diese wird nun aber durch das Schwefeln der
                              Ruͤben so vollkommen erfuͤllt, als es auf keine
                              andere Art moͤglich ist.
                           Das Schwefeln, welches man den Fabrikanten als eine schwierige
                              Operation vorstellte, ist eine außerordentlich einfache Arbeit.
                              Der Apparat, welchen ich dazu erfunden habe, wird in diesem
                              Jahre in mehreren Fabriken angewandt werden, deren Directoren
                              bei mir in diesem Verfahren unterrichtet wurden.
                           Die Kosten des Apparates und des Stoffes zur Erzeugung der
                              schweflichen Saͤure sind im Verhaͤltniß zu den
                              uͤbrigen Fabrikationskosten so gering, daß sie gar nicht
                              in Betracht kommen. Die schwefliche Saͤure spielt bei
                              dieser Anwendung dieselbe Rolle wie bei der Aufbewahrung des
                              Ruͤbenmostes; sie verhindert die Faͤrbung und die
                              schleimige Gaͤhrung, indem sie den Saft gegen die
                              Einwirkung des Sauerstoffs schuͤzt, wie groß auch immer
                              die Oberflaͤche der mit der Luft in
                              Beruͤhrung kommenden Substanz seyn mag. Ein Theil der
                              schweflichen Saͤure verwandelt sich alsdann in
                              Schwefelsaͤure, die als Erhaltungs- und
                              Laͤuterungsmittel wirkt. Der Kalk, welchen man in der
                              Kaͤlte Behufs der Laͤuterung zusezt, entzieht die
                              ruͤckstaͤndige schwefliche Saͤure, womit er
                              ein sehr dichtes unaufloͤsliches schweflichsaures Salz
                              bildet, welches die Abscheidung der Floken beguͤnstigt.
                              Es ist mir bei diesem Verfahren nie eine Laͤuterung
                              mißlungen, selbst wenn ich außerordentlich verdorbene
                              Ruͤben anwandte. Der nach diesem Verfahren
                              gelaͤuterte und Behufs des Abdampfens neutralisirte Saft
                              gibt einen wenig gefaͤrbten Syrup, welcher in den
                              Krystallisationsgefaͤßen staͤrker anschießt, als
                              der Archand'sche Syrup und der mit
                              einigen Vorsichtsmaßregeln zum Bleichen des Zukers gebraucht
                              werden kann. Ich habe noch die gegruͤndete Hoffnung, nach
                              diesem Verfahren einen fast farblosen Syrup zum Verkochen
                              bereiten zu koͤnnen. Ich ließ mir auf dieses Verfahren
                              ein Brevet d'Invention ertheilen und
                              trete mein Recht an alle meine Schuͤler ab, von denen es
                              Einige auch in diesem Jahre anwenden wollen.
                           
                        
                           Ueber die Zunahme der
                                 Runkelruͤbenzuker-Fabrikation in
                                 Frankreich.
                           Ich habe hinsichtlich der Zunahme der Fabrikation des
                              inlaͤndischen Zukers die Hypothese als wahrscheinlich
                              aufgestellt, daß durch eine Fabrik eine andere entstehen kann
                              und berechnet, daß Frankreich in fuͤnf Jahren seinen
                              gegenwaͤrtigen Zukerbedarf durch inlaͤndische
                              Fabriken erzeugen wird. In der That zaͤhlte man im
                              verflossenen Jahre 1828/29 hundert Fabriken, welche zusammen
                              beilaͤufig fuͤnf Millionen
                                 Kilogrammen (100,000 Ztr.) Zuker erzeugten, daher auf
                              die Fabrik 50,000 Kilogr. kommen. Diese Fabriken sind in 23
                              Departements zerstreut. Wir theilen am Ende dieser Abhandlung
                              das Verzeichniß derselben mitDieses Verzeichniß ist in unserem Journale, als von bloß
                                    lokalem Interesse, weggelassen worden und eben so das
                                    darauffolgende von fuͤnfzig Fabriken, welche im Jahre
                                    1829/30 zu arbeiten anfangen.A. d. R.. In diesem Jahre muß man hundert neue Fabriken
                              zaͤhlen, wenn unsere Hypothese sich bewaͤhrt. Wir
                              theilen hernach auch das Verzeichniß der neuen Fabriken mit, so
                              weit wir es zusammen bringen konnten; obgleich es ziemlich
                              zahlreich ist, so darf man doch annehmen, daß es bei weitem
                              nicht vollstaͤndig ist; wenn unter diesen Fabriken
                              mehrere von geringer Wichtigkeit sind, so muß man bedenken, daß
                              das erste Jahr gewoͤhnlich nur ein Probejahr ist, in
                              welchem eine groͤßere Grundlage vorbereitet wird.
                           Man muß bei der Verbreitung der
                              Runkelruͤbenzuker-Fabrikation dieselbe
                              hauptsaͤchlich an die Landwirtschaft zu ketten und eben
                              deßwegen die Geraͤthe und Verfahrungsweisen
                              moͤglichst zu vereinfachen suchen. Die
                              meisten Unternehmer fuͤhlen die Notwendigkeit nicht,
                              diese Fabrikation mit der Oekonomie zu verbinden und treiben sie
                              ungluͤklicherweise bloß als technisches Unternehmen.
                              Dieser Umstand, welcher jener Industrie eine falsche Richtung
                              gibt, ist jedoch den Fortschritten der Fabrikationskunst
                              foͤrderlich, weil er sie in die Haͤnde von
                              Kapitalisten bringt, welche im Stande sind kostspielige Versuche
                              uͤber Maschinen, Apparate und Proceduren anzustellen; die
                              Oekonomen muͤssen dann bei den einfachsten und
                              wohlfeilsten Verfahrungsweisen stehen bleiben, welche offenbar
                              aus den Versuchen, die man gegenwaͤrtig uͤber die
                              Fabrikation des Zukers anstellt, hervorgehen werden.
                           Ich hoffe auch, daß der Dampf, welcher heute zu Tage zum
                              Verkochen erfordert wird, einst in den Fabriken der Oekonomen
                              wird beseitigt werden koͤnnen, oder daß man wenigstens
                              die Dampfapparate noch so verbessern wird, daß ihre großen
                              Kosten und haͤufigen Ausbesserungen wegfallenOben S. 206. hat der Verfasser das Gegentheil gesagt.A. d. R.. Der Apparat fuͤr die Zukerfabrikation darf den
                              Oekonomen nur ein kleines Kapital kosten, weil derselbe nur 4
                              bis 5 Monate des Jahres nuzbar ist; uͤbrigens
                              haͤngt die Guͤte und Menge des Zukers, den man
                              darstellen kann, nicht so sehr von der Vollkommenheit des
                              Apparates ab, als man wohl glauben moͤchte; mancher
                              Oekonom, dessen Apparat keine 20,000 Fr. gekostet hat, macht
                              mehr und besseren Zuker als mancher Fabrikant, dessen
                              Einrichtung 80,000 Fr. verschlungen hat. Dagegen haͤngt
                              der guͤnstige Erfolg groͤßten Theils von der Wahl
                              des Directors ab, wobei man oft mit so geringer Sorgfalt zu
                              Werke geht.