| Titel: | Auszug aus der Abhandlung des Hrn. d'Arcet über die Knochen im Fleische der Fleischbänke. | 
| Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. LVII., S. 223 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LVII.
                        Auszug aus der Abhandlung des
                           Hrn. d'Arcet uͤber die Knochen im
                           Fleische der Fleischbaͤnke.
                        Aus dem Journal de
                                 Pharmacie. Mai. S. 236.
                        Mit Abbildungen auf Tab. V.Wir uͤbersezen hier einstweilen diesen Auszug, da der
                                 Recueil
                                    industriel, welcher diese Abhandlung im Februar-Heft
                                 vollstaͤndig zu liefern versprach, dieselbe bisher
                                 noch immer nicht mitgetheilt hat.A. d. U.
                           
                        d'Arcet, uͤber die Knochen im Fleische
                           der Fleischbaͤnke.
                        
                     
                        
                           Ueber die Bestandtheile der Knochen und
                                 ihre Anwendung als Nahrungs-Mittel.
                           Wir betrachten die Knochen hier nur als einen Gegenstand der
                              Hauswirthschaft, und werden bei Angabe der Bestandteile
                              derselben nur auf die Hauptstoffe Ruͤksicht nehmen, die
                              sie enthalten.
                           Die Knochen, welche die festen Theile und so zu sagen das
                              Geruͤst des thierischen Koͤrpers bilden,
                              muͤssen in Hinsicht auf den Gegenstand, er uns hier
                              beschaͤftigt, in zwei verschiedene Classen abgetheilt
                              werden. Die festen, platten oder walzenfoͤrmigen,
                              Knochen, die nur sehr wenig Fett enthalten, und von Drechslern,
                              Knopfmachern, Faͤchermachern, Galanterie-Tischlern
                              theuer bezahlt werden, muͤssen bei Seite gelegt und
                              fuͤr dieselben aufbewahrt werden. Die uͤbrigen
                              Knochen hingegen, die noch uͤbrig bleiben, nachdem man
                              die eben erwaͤhnten Knochenstuͤke ausgeschieden
                              hat, und unter welchen sich die schwammigen Gelenkkoͤpfe
                              der großen Knochen, die Enden der platten Knochen befinden, muß
                              man als Nahrungs-Mittel zu dem weiteren Verfahren
                              aufbewahren, das wir hier beschreiben werdenSchaafknochen und Knochen von Braten geben oͤfters
                                    ein ranziges Fett, oder ein Fett, das nach Talg riecht.
                                    Diese Knochen muͤssen bei Seite gelegt und
                                    besonders behandelt werden.A. d. O.. Es handelt sich also darum, die Bestandteile dieser
                              lezten Classe von Knochen im Durchschnitte zu kennen. Lange
                              Erfahrung und eine Menge angestellter Analysen lehrten uns, daß
                              diese Knochen, getroknet, im Zentner ungefaͤhr
                           
                              
                                   60
                                 Pfd. erdige Bestandtheile,
                                 
                              
                                   30
                                 Pfd. Gallerte,
                                 
                              
                                   10
                                 Pfd. Fett enthalten.
                                 
                              
                                 ––––
                                 
                                 
                              
                                 100
                                 
                                 
                              
                           Auf diesen Verhaͤltnissen beruhen nun die Rechnungen,
                              welche wir im Verlaufe dieser Abhandlung vorlegen werden. Wir
                              wollen hier nur bemerken, daß die Gelenkkoͤpfe der großen
                              Knochen bis zu 50 p. Cent enthalten; daß es also mittelst
                              solcher Knochen leicht ist eine Knochen-Mischung zu
                              treffen, die, nach Belieben und nach Umstaͤnden, mehr
                              Fett oder mehr Gallerte gibt, je nachdem man diese oder jenes in
                              dem Producte, welches man erhalten will, zwekmaͤßiger
                              findet.
                           100 Kilogramm Knochen enthalten 30 Kilogramm Gallerte, und 10
                              Gramm Gallerte reichen hin, ein halbes Liter Wasser (= 0,3534
                              Wiener Maß) wenigstens so zu animalisiren, wie es die beste bei
                              Hause bereitete Suppe nur immer seyn kann. Es ist also offenbar,
                              daß 100 Kilogramm Knochen (2 Ztr. ungefaͤhr) Gallerte
                              genug geben, um 3000 Portionen Suppe aus derselben bereiten zu
                              koͤnnen. Ein Kilogr. Knochen gibt demnach 30 Portionen
                              Suppe, jede zu einem halben Liter. 1 Kilogramm Fleisch (genau =
                              13714 Gran oͤsterr. Apothek. Gew.) gibt aber nur 4 solche
                              Portionen Suppe. Knochen geben demnach, unter gleichem Gewichte
                              mit dem Fleische, sieben und ein halb Mal mehr thierischen Stoff
                              an das Wasser ab, als das FleischWenn wir uns Anmerkungen zu einem Texte erlauben, den der
                                    unsterbliche d'Arcet schrieb;
                                    wenn wir in diesen Anmerkungen in vielen Stuͤken
                                    von ihm abzuweichen gezwungen sind, so bitten wir unsere
                                    Leser, dieß ja nicht als einen Schein von Geringschaͤzung fuͤr den
                                    hochverdienten Herrn Verfasser, dem die gesammte
                                    Menschheit so viele Wohlthaten, so viele Linderung ihres
                                    Leidens und Elendes zu verdanken hat, zu betrachten:
                                    Niemand verehrt Hrn. d'Arcet
                                    vielleicht mehr und inniger, als der Uebersezer; allein
                                    er verehrt auch eben so sehr die Wahrheit, und
                                    wuͤnscht eben so herzlich wie er, den Jammer und
                                    das Elend auf dieser besten Welt zu vermindern. Da
                                    gegenwaͤrtige Abhandlung den Jammer in
                                    Spitaͤlern und das Elend der aͤrmeren
                                    Classe zum Gegenstande hat, und der Uebersezer als
                                    Spital-Arzt eine dreißigjaͤhrige Erfahrung
                                    uͤber diesen Jammer und dieses Elend zu sammeln
                                    Gelegenheit hatte, so erlaubt er sich die Resultate
                                    derselben, in so fern sie diesen Gegenstand betreffen,
                                    in wenige Worte zusammen zu draͤngen. Er
                                    fuͤhlt sich hierzu um so mehr gedrungen, als eben
                                    diese vieljaͤhrige Erfahrung ihn lehrte, daß es
                                    mit den Spitaͤlern, wenigstens in katholischen
                                    Laͤndern, von Jahr zu Jahr schlechter wird. Der
                                    Wachsthum der Bevoͤlkerung, die von Jahr zu Jahr,
                                    und seit Einfuͤhrung der Vaccination in einem
                                    außerordentlichen Verhaͤltnisse zunimmt, schikt
                                    von Jahr zu Jahr mehr Kranke in die Spitaͤler,
                                    und der Fond der Spitaͤler bleibt, wie er vor
                                    Generationen war, oder wird sogar durch schlechte
                                    Administration noch kleiner. In aͤlteren Zeiten,
                                    noch in der Jugend des Uebersezers, waren in
                                    katholischen Staaten ansehnliche Vermaͤchtnisse
                                    in Spitaͤler, zu Hunderten zu Tausenden von
                                    Gulden keine Seltenheit; jezt sind sie es aber geworden;
                                    die Reichen sterben, ohne auch nur am Rande des Grabes
                                    auf die Armen zu denken. Die ganze Last der
                                    Spitaͤler ist auf die Cassen der
                                    Municipalitaͤten geworfen, und diese
                                    koͤnnen heute zu Tage wahrhaftig nicht Alles aus
                                    ihrem Sekel bestreiten, was man ihnen aufbuͤrdet.
                                    Ein anderes Ungluͤk fuͤr die
                                    Spitaͤler in unseren Zeiten ist, daß die Reichen,
                                    die Großen, nicht mehr, wie vor vierzig Jahren, die
                                    Spitaͤler in eigener Person besuchen, und durch
                                    Geschenke und durch Strafen den Jammer in denselben zu
                                    mindern suchen. Kaiser Joseph, dem Wien seine
                                    schoͤnen Wohlthaͤtigkeits-Anstalten
                                    zu verdanken hat, besuchte die Spitaͤler,
                                    Waisenhaͤuser, Kasernen etc. mehrere Male im
                                    Jahre und immer unvermuthet. Uebersezer war Augenzeuge,
                                    wie dieser Kaiser einen Traiteur im
                                    Militaͤr-Spitale zu Gumpendorf (einer
                                    Vorstadt bei Wien) auf 24 Stunden kreuzweise schließen
                                    ließ, weil er schlechte Suppe kochte. Einen anderen
                                    Traiteur in einem Civil-Spitale jagte er aus
                                    demselben Grunde auf der Stelle davon. Joseph kam
                                    gewoͤhnlich zur Stunde, wo die Speisen
                                    ausgetheilt wurden, und kostete von jeder: man kann
                                    nicht sagen, daß er leker war, wenn er tadelte, denn man
                                    weiß, daß seine Tafel ihm taͤglich kaum 1 fl.
                                    kostete, und daß er, er speiste fast immer allein,
                                    gewoͤhnlich in 5 Minuten mit seiner Mahlzeit
                                    fertig war. Wo der Fuͤrst selbst die Aufsicht
                                    uͤber Spitaͤler und Waisenhaͤuser
                                    fuͤhrt, da lebt der Bettler wie ein
                                    Fuͤrst, und der Waise wie ein Prinz; und so war's
                                    unter Joseph. Seit ihm hat nur Napoleon in Aegypten im
                                    Pest-Spitale, und der lezte Papst Leo im Spitale
                                    zu Rom in eigener Person die Kranken getroͤstet,
                                    und die Wuͤrgengel, die die Spitaͤler so
                                    oft zu verwalten bekommen, erschrekt. In England, in
                                    Holland, in Frankreich besuchen die reichsten
                                    Buͤrger die Spitaͤler, und sind
                                    thaͤtige, nicht bloß Namens-Mitglieder der
                                    Spital-Commission: in vielen Laͤndern
                                    Deutschlands fuͤrchtet sich der Reiche ein Spital
                                    zu betreten: er koͤnnte etwas erben! – Bei
                                    dem Verfalle der Spitaͤler, der aus den eben
                                    angefuͤhrten Gruͤnden immer groͤßer
                                    und groͤßer werden muß, sucht man nun immer mehr
                                    und mehr zu sparen, und bedenkt nicht, daß das, was in Spitaͤlern
                                       gespart, oder vielmehr gekargt wird, mit der Haut
                                       bezahlt werden muß. Der gute Heinrich IV.
                                    sagte, er koͤnne nicht gluͤklich seyn, bis
                                    nicht jeder seiner Unterthanen taͤglich eine
                                    Henne zu seiner Suppe im Topfe hat; die heutigen
                                    Franzosen bekommen wenigstens Knochenleim in ihre Suppe
                                    statt einer Henne.Wir sind uͤberzeugt, daß Hr. d'Arcet sich nicht irrte, wenn er sagte:
                                    „Ein Kilogramm
                                          Knochen gibt 30 Portionen Suppe zu Einem halben
                                          Liter, (oder 0,3534 oͤsterr. Maß).
                                    Er irrte sich aber ganz gewiß, wenn er sagt: „Ein
                                          Kilogramm Fleisch gibt nur 4 solche Portionen
                                          Suppe“ und er schließt unrichtig,
                                    wenn er behauptet: „daß
                                          Knochen, in gleichem Gewichte mit dem
                                          Fleische, 7 1/2 Mal
                                          mehr thierischen Stoff dem Wasser mittheilen, als
                                          Fleisch.“ Der Uebersezer weiß aus
                                    vieljaͤhriger Erfahrung in seinem Hause, daß Ein
                                    Kilogramm Fleisch 6 Wiener Maß Suppe gibt, und eine
                                    Suppe, die von allen gelobt wird, die sie essen. Nun
                                    sind 6 Wiener Maß reichlich 8 1/2, man koͤnnte
                                    sagen 9 Liter; folglich erhaͤlt man aus Einem
                                    Kilogramm Fleisch 17, und nicht vier Portionen Suppe. Die Knochen geben also
                                    kaum die Haͤlfte, und nicht 7 1/2 Mal mehr,
                                    thierischen Stoff an das Wasser ab, als Fleisch.Ueberdieß ist zwischen dem thierischen Stoff, den der
                                    Knochen dem Wasser mittheilt, und dem thierischen
                                    Stoffe, den Fleisch dem Wasser mittheilt, ein
                                    maͤchtiger Unterschied, ungefaͤhr wie
                                    zwischen Papier-Geld und baarem Gelde in
                                    schlechten Zeiten. Wir werden unten darauf
                                    zuruͤkkommen..
                           
                           Man weiß, daß 100 Kilogramm Fleisch aus der Fleischbank
                              ungefaͤhr 20 Kilogramm Knochen enthalten; diese Menge
                              Fleisches gibt 400 Portionen Suppe, und die 20 Kilogramm Knochen
                              geben 600 Portionen Suppe. Man sieht also, daß wenn man
                              alle Gallerte aus den Knochen auszieht, die man zugleich mit
                              einer gewissen Menge Fleisches erhaͤlt, man drei
                              Portionen Suppe aus den Knochen allein erhalten kann,
                              waͤhrend Knochen und Fleisch zusammen genommen nur zwei
                              Portionen geben, und daß man folglich aus derselben Menge
                              Fleisches sammt den Knochen fuͤnf Portionen Suppe
                              erhalten koͤnnteDiese Rechnung ist, nach der Anmerk. 109., unrichtig, und
                                    muß hiernach corrigirt werden..
                           Die Wichtigkeit einer solchen Berechnung wird jedem einleuchten,
                              der bedenkt, daß das Fleisch aus den Fleischbaͤnken,
                              welches in dem Departement der Seine allein verbraucht wird,
                              jaͤhrlich ungefaͤhr 10 Millionen Kilogramm Knochen
                              liefert, und daß diese Menge Knochen zur taͤglichen
                              Bereitung von mehr als acht Mal hundert tausend Portionen Suppe
                              hinreicht. Man sieht, wie sehr es zu wuͤnschen
                              waͤre, baldigst ein Verfahren eingefuͤhrt zu
                              sehen, durch welches man ein fuͤr die Verbesserung der
                              Nahrung der Armen und der unteren Classe so wichtiges Resultat
                              erlangen kann.
                           
                        
                           Zerkleinen der Knochen.
                           Knochen, die zur Nahrung bestimmt sind, duͤrfen nicht
                              durch wiederholte Schlaͤge zerkleint werden; sie
                              wuͤrden dadurch einen sehr widrigen brennzeligen Geruch
                              bekommenDiese Bemerkung ist sehr richtig, und zeigt den
                                    franzoͤsischen Kochkuͤnstler. Indessen
                                    weiß der deutsche Koch auch, daß das Fleisch zuerst am
                                    Knochen stinkend wird, und das fuͤrchterlichste
                                    Hinderniß bei Gallerte-Bereitung aus Knochen ist,
                                    die schnell anfangende Faͤulniß der
                                    Fleischtheilchen an denselben, deren Geruch und Geschmak
                                    sich in der Folge eben so wenig aus dem Knochen
                                    wegschaffen laͤßt, als der Fuselgeschmak und
                                    Geruch aus dem Kornbrantweine, den Zunge und Nase selbst
                                    noch in dem aus Kornbrantweine bereiteten Aether
                                    bemerkt. Wenn Reinlichkeit in den Fleischbaͤnken
                                    an dem theuer bezahlten Fleische noch ein Desideratum
                                    ist, und so mancher stinkende Broken zugewogen wird;
                                    wenn in den Kuͤchen, nicht der Spitaͤler
                                    bloß, sondern der Hoͤfe selbst ein Geruch ist,
                                    der manchem Hoͤflinge den Appetit verleiden
                                    wuͤrde, wenn er durch die Kuͤche zur Tafel
                                    gehen muͤßte; was laͤßt sich erwarten,
                                    wenn Knochen noch der Gegenstand der Industrie, oder
                                    vielmehr des Wuchers mit Nahrungsmitteln werden sollen.
                                    Hr. d'Arcet scheint dieß
                                    selbst bemerkt zu haben; denn er spricht von Aufbewahren
                                    der frischen Knochen in „beinahe gesaͤttigter
                                          Kochsalzaufloͤsung
                                       , wo es sich auch nur um
                                    ein paar Tage handelt. So schreiben unsere
                                    Kraͤmer „frische Haͤringe“ an ihre
                                    Thuͤre, wenn sie dieselben in der Haͤring-Lake
                                    erhalten.. Man muß sie zuvoͤrderst nezen,  und hierauf
                              so viel moͤglich mit Einem Schlage zerkleinen, indem man
                              sie entweder durch gefurchte Walzen aus Gußeisen durchlaufen
                              laͤßt, oder unter eine sehr schwere Ramme legt. Wenn man
                              taͤglich nur wenig Knochen zu zerkleinen haͤtte,
                              so koͤnnte man sich eines horizontalen Hebels, wie ihn
                              die Kattun- und Tapeten-Druker brauchen, oder
                              eines Amboßes und Schlaͤgels, wie in Fig. 1
                              und 2.
                              bedienen. Fuͤr jeden Fall muͤssen die
                              Bruchstuͤke der Knochen, die man neuerdings der
                              Einwirkung der Cylinder aussezen will, oder der Ramme oder des
                              Schlaͤgels, um sie noch weiter gehoͤrig zu
                              zerkleinen, vorlaͤufig in Wasser getaucht werden. Auf
                              diese Weise kann man die Knochen hinlaͤnglich zerkleinen,
                              ohne daß sie dadurch einen uͤblen Geruch bekaͤmen.
                              Man muß sie dann aber alsogleich anwenden; denn sonst
                              muͤßte man sie entweder in fließendem Wasser, oder
                              wenigstens in frischem Wasser aufbewahren, oder, was noch viel
                              besser waͤre, in einer beinahe gesaͤttigten
                              Kochsalz-Aufloͤsung. Diese Art die Knochen
                              aufzubewahren, reicht hin, wenn es sich nur um ein paar Tage
                              handelt.
                           
                        
                           Ueber die Aufbewahrung und Erhaltung der
                                 Knochen.
                           Es handelt sich hier um Mittel, die Knochen mehrere Jahre lang
                              aufbewahren und gut erhalten zu koͤnnen; denn dieß muß
                              nothwendig geschehen, wenn sie im Großen als
                              Nahrungs-Mittel dienen sollen, wo große Vorraͤthe
                              derselben angelegt werden muͤssen.
                           Um die Knochen eine so lange Zeit uͤber in Menge
                              aufbewahren und gut erhalten zu koͤnnen, muͤssen
                              sie von allem Fette gereinigt und getroknet werden, oder, wenn
                              man ihnen das Fett laͤßt, muß man verhuͤten, daß
                              dasselbe ranzig wird, und daß keine Feuchtigkeit auf die Knochen
                              nachtheilig einwirkt, die dasselbe enthaltenEs scheint uns, daß wenn Knochen ja als
                                    Nahrungs-Mittel aufbewahrt werden sollen, sie so
                                    viel moͤglich von allem Fette gereinigt werden
                                    muͤssen. Fett wird nur zu leicht ranzig, wenn es
                                    auch noch so sehr gegen Einwirkung der Luft
                                    geschuͤzt ist, und wir fanden noch Spuren von
                                    Fett an Knochen, die vielleicht Jahrhunderte an der
                                    Sonne gelegen sind..
                           Folgendes Verfahren hat mich in den Stand gesezt, die Knochen mit
                              den moͤglich geringsten Kosten aufzubewahren.
                           Ich nehme eine Gallert-Aufloͤsung, die
                              ungefaͤhr zwanzig Hundertel trokener Gallerte
                              enthaͤlt, erhize sie bis auf 80 oder 90° am
                              hundertgradigen Thermometer, und tauche die gereinigten Knochen,
                              die in kleine Stuͤke zerkleint sind und noch ihr Fett
                              enthalten, oder die, wenn man will, auch mittelst siedenden
                              Wassers oder heißer Wasserdaͤmpfe von ihrem
                              Fette gereinigt worden seyn koͤnnen, mehrere Male in
                              diese Gallert-Aufloͤsung ein. Die auf diese Weise
                              mit einer Gallert-Huͤlle umgebenen Knochen werden
                              auf einem Neze in einem Trokenhause der freien Luft ausgesezt,
                              und hierauf noch ein oder zwei Mal derselben Operation
                              unterzogen, um die Gallert-Lage, welche die Knochen von
                              allen Seiten umhuͤllt, so dik zu machen, als man will.
                              Die auf diese Weise in Gallerte eingehuͤllten (enrobés) Knochen muͤssen vollkommen
                              getroknet werden, Anfangs in freier Luft, und dann in einer, nur
                              auf 20 bis 25° am hundertgradigen Thermometer erhizten,
                              TrokenstubeDiese Operation ist die Operation der Leimsieder, und
                                    unterliegt allen, nur zu bekannten
                                    Gefaͤhrlichkeiten derselben. Schlaͤgt der
                                    Leim bei dem Leimsieder um, so ist nur Leim verloren,
                                    der kein Nahrungs-Mittel ist, den man nicht ißt,
                                    der hoͤchstens nur ein paar Bretter
                                    zusammenhalten soll; wenn aber der Knochenleim
                                    umschlaͤgt, der Nahrungs-Mittel seyn soll,
                                    der Leib und Seele zusammenhalten soll, den man essen
                                    und mit Appetit muß essen koͤnnen, wenn er diesen
                                    Zwek erreichen soll, so ist dieser Nachtheil nicht so
                                    unbedeutend, wie es scheint. Der mindeste uͤble
                                    Geschmak oder Geruch wird ein an und fuͤr sich
                                    schon ekelhaftes Nahrungs-Mittel nur noch
                                    ekelhafter machen, und dann nicht nur nicht
                                    naͤhren, sondern alle Nachtheile eines mit Ekel
                                    genossenen Nahrungs-Mittels erzeugen. Es ist
                                    offenbar, daß wenn man „frische Knochen, die noch ihr Fett
                                          enthalten,“ in heißen Leim
                                    eintaucht, (80–90° Centigr.), das Fett in
                                    den Knochen durch diese Hize fluͤssiger werden,
                                    sich zum Theile an die Oberflaͤche des Leimes
                                    durchziehen und daselbst ranzig werden muß.. Wenn die Knochen sich in diesem Zustande befinden, wo
                              jedes Stuͤkchen derselben gleichsam in einer Blase
                              eingehuͤllt ist, dann ist selbst die Feuchtigkeit der
                              Luft nicht mehr zu fuͤrchten, indem die Gallerte nur
                              schwach hygrometrisch, und als solche vollkommen gut
                              aufzubewahren ist.
                           Die Gallerte, die man auf die hier erklaͤrte Weise aus den
                              Knochen erhaͤlt, taugt sehr gut zu dem Gebrauche, von
                              welchem es sich hier handelt. Die Gallerte, welche man zur
                              Zubereitung der Knochen fuͤr ihre Aufbewahrung verwendet,
                              ist, uͤberdieß, nichts weniger als verloren, indem man
                              sie in dem Augenblike wieder erhaͤlt, wo die Knochen, die
                              in dieselbe eingehuͤllt sind, zur Bereitung der Gallerte
                              oder der Suppen verwendet werden, so daß sie dann nur die Dosis
                              der Gallerte, die die uͤbrigen Knochen geben, noch
                              vermehrt. Man sieht, daß dieses Verfahren die verlangten
                              Vortheile gewaͤhrt. Alle frischen Knochen koͤnnen
                              auf diese Weise leicht zubereitet werden; das Fett und die
                              Gallerte, welche in denselben enthalten ist, werden dadurch
                              vollkommen gegen die Einwirkung der Luft und der Feuchtigkeit,
                              folglich gegen alles Verderben, geschuͤzt; man bedient
                              sich hier bei der Zubereitung derselben nur eines
                              Koͤrpers, der den Reichthum an Nahrungs-Stoff,
                              welchen sie enthalten, vermehrt, und bei dessen Anwendung nicht
                              der geringste Verlust an Arbeitslohn entsteht. Um
                              gluͤkliche Resultate bei diesem Verfahren zu erhalten,
                              darf man nur dafuͤr sorgen, daß die Knochen,
                              welche in diese Gallerte eingehuͤllt sind, in
                              Saͤken oder Faͤssern an einem trokenen Orte gut
                              aufbewahrt werden.
                           Die Anwendung dieses hier angegebenen Verfahrens zur Aufbewahrung
                              der Knochen koͤnnte einen eintraͤglichen
                              Erwerbs-Zweig fuͤr Spitaͤler und alle
                              Anstalten, wo viele Menschen an einem gemeinschaftlichen Tische
                              leben, wo Fleisch oder Fische eingesalzen werden, mit einem
                              Worte, uͤberall, wo es viele
                              Knochen-Abfaͤlle gibt, liefern. Wenn in diesen
                              Haͤusern und Anstalten, wo die Knochen
                              gegenwaͤrtig um so niedrige Preise hingegeben werden,
                              dieselben zur weiteren Aufbewahrung tauglich gemacht,
                              gehoͤrig zubereitet wuͤrden, so koͤnnten
                              sie ein regelmaͤßiger und guter Handels-Artikel
                              werden, und als Nahrungs-Stoff zur Verproviantirung der
                              Schiffe und Festungen, zur Verbesserung der Spar-Suppen,
                              und der vegetabilischen Nahrungs-Mittel fuͤr die
                              untere Classe, auch zum Gebrauche eigener Kuͤchen
                              dienenWenn wir auch zugeben, daß frische, ganz frische Knochen,
                                    so wie sie aus dem Fleische herausgeloͤset
                                    werden, wenn sie auf die unten beschriebene Weise
                                    behandelt werden, eine gute Suppe geben, so
                                    koͤnnen wir keineswegs uns uͤberzeugen,
                                    daß Knochen, die nach der in Anmerk. 113 beleuchteten
                                    Methode behandelt wurden, auf Schiffen, zumal auf
                                    solchen, die fuͤr heiße Laͤnder bestimmt
                                    sind, in Festungen als Proviant dienen koͤnnen.
                                    Wenn man die Knochen gehoͤrig benuͤzen
                                    will, so muͤssen sie frisch, wie sie aus dem
                                    Ochsen kommen, wo sie noch nicht den mindesten Geruch
                                    haben, ausgesotten werden; sie duͤrfen im Sommer,
                                    zumal bei feuchter Witterung, nicht uͤber Nacht
                                    liegen bleiben, wenn die Suppe nicht einen uͤbeln
                                    Geschmak bekommen soll. Wenn daher die
                                    Knochen-Suppe fuͤr die Armenanstalten
                                    bestimmt seyn soll, so muß eine eigene große
                                    Kuͤche fuͤr dieselbe errichtet werden, in
                                    welche die Knochen, so wie in Spitaͤlern,
                                    Waisenhaͤusern, Kasernen etc. ein Mal sammt dem
                                    Fleische zur Suppe ausgesotten wurden, eilig gebracht,
                                    und daselbst dann auf der Stelle weiter benuͤzt
                                    werden muͤssen, ohne daß man sie der in Anmerk.
                                    113 beleuchteten Methode, oder einer aͤhnlichen
                                    unterzieht. Man erinnere sich nur an die Menge von
                                    Fliegen-Arten, die das Fleisch und die Knochen in
                                    den Fleischbaͤnken die groͤßte Zeit des
                                    Jahres uͤber verunreinigen, und man wird, aus
                                    entomologischen Gruͤnden, wenn nicht aus
                                    chemischen und medicinischen, das dreimalige
                                    Einhuͤllen der Knochen in Gallerte und das
                                    dreimalige Troknen derselben in freier Luft, wo sie
                                    Millionen von Insekten ausgesezt sind, gewiß
                                    unausfuͤhrbar finden, wenn man anders ein
                                    Nahrungs-Mittel erhalten will, an dessen
                                    Bereitung man ohne Ekel denken kann..
                           
                        
                           Beschreibung des gegenwaͤrtig in
                                 dem Krankenhause der Charité (zu Paris) gebraͤuchlichen Verfahrens, um im
                                 Großen die in den Knochen enthaltene Gallerte auszuziehen,
                                 und taͤglich 1000 Portionen Gallert-Suppe zu
                                 bereiten.
                           Dieses Verfahren besteht darin, daß man die Knochen der
                              Einwirkung des Dampfes von einer geringen Spannung aussezt. Der
                              gute Erfolg desselben besteht darin, daß der Dampf, der sich
                              selbst in den innersten Poren der Knochen verdichtet,
                              anfaͤngt das Fett aus denselben auszutreiben, und in der
                              Folge nach und nach alle Gallerte derselben aufloͤst. Es
                              ist nichts anderes, als das im Großen und fabrikmaͤßig
                              angewendete alte Apotheker-Verfahren, dessen Wichtigkeit
                              man offenbar verkannt hat, und welches in Baumé's
                              Élémens de Pharmacie,
                              S. 108 (der Ausgabe von 1790) beschrieben ist. Wir haben dieses
                              Verfahren auf folgende Weise im Großen angeordnet und
                              ausgefuͤhrt.
                           Da wir aus Erfahrung wußten, daß wenigstens vier Tage
                              noͤthig sind, um auf diese Weise alle Gallerte aus den
                              Knochen auszuziehen, wann man sie gut bereiten will, so haben
                              wir den Apparat aus vier gleich großen Gefaͤßen
                              vorgerichtet, die man in Fig.
                                 3. im Grundrisse, als ABCD gezeichnet sieht; in Fig.
                                 4. stehen sie im Aufrisse da. Das Spiel des Apparates
                              ergibt sich hieraus so zu sagen von selbst.
                           Man nimmt frische, oder auf obige Weise zubereitete Knochen,
                              zerkleint sie gehoͤrig, wenn sie es noch nicht sind,
                              mittelst des Amboßes und des Schlaͤgels abcd, Fig.
                                 1.; man fuͤllt damit den Korb aus verzinntem
                              Eisendrathe, den man in Fig.
                                 5. im Aufrisse sieht, und laͤßt ihn in den ersten
                              Cylinder A, auf welchen hierauf der
                              Dekel aufgesezt wird, den man entweder mittelst eines
                              hinlaͤnglichen Gewichtes, oder durch Stuͤzen, oder
                              mittelst eines Buͤgels, der mit einer Drukschraube, oder
                              mit einem Keile versehen ist, oder bloß mittelst jener
                              Vorrichtung, welche die Bleicher die Nadel (l'epingle) nennen,
                              und die man in b, Fig.
                                 6. sieht, gehoͤrig befestigt. Noch besser ist die
                              sinnreiche Vorrichtung den Dekel zu schließen, die Hr. Moulfarine ausgedacht hat, und die
                              man in abc, Fig.
                                 7. sieht; in Fig.
                                 4. ist sie bei iiii
                              angelegt. Nachdem dieß geschehen ist, darf man nur den Dampf in
                              den mit Knochen gefuͤllten Cylinder einlassen, um bald
                              darauf durch den Hahn f das Fett und
                              die Gallerte, welche der an der Oberflaͤche und in den
                              Poren der Knochen sich verdikende Dampf aus denselben ausgezogen
                              hat, ablaufen zu lassen. Da die Knochen nach vier Tage lang
                              fortgesezter Arbeit endlich vollkommen ausgesotten sind, so
                              ergibt sich, daß wenn man alle Tage einen Cylinder mit Knochen
                              fuͤllt, und in einem und demselben Gefaͤße die
                              Fluͤssigkeiten, die sich abziehen lassen, wenn man die
                              Haͤhne aller vier Cylinder gleichzeitig oͤffnet,
                              aufsammelt, einen regelmaͤßigen Gang bei dieser Arbeit
                              herstellt, alle Knochen vollkommen auskocht, und immer eine
                              Gallerte-Aufloͤsung von gleicher Staͤrke
                              erhaͤlt: Bedingungen, welche erfuͤllt werden
                              muͤssen, wenn der Apparat so nuͤzlich, als nur
                              immer moͤglich ist, werden soll. Nichts ist leichter, als
                              diese Koͤrbe, mit Knochen gefuͤllt, in ihre
                              Cylinder zu bringen; man darf in dieser Absicht nur den Ring des
                              gefuͤllten Korbes an dem Haken eines Flaschenzuges
                              einhaͤngen, der auf einer an der Deke befestigten
                              eisernen Stange senkrecht uͤber die vier Cylinder
                              hin- und herlaͤuft, wie man in o
                              Fig. 4 und 5.
                              sieht. Der Korb kann auf diese Weise so gehoben werden, daß
                              sein Boden Ein oder zwei Decimeter uͤber den Cylindern
                              steht; er kann leicht uͤber diesen gestellt und in
                              denselben eingelassen werden, wenn man die Schnur des
                              Flaschenzuges nachlaͤßt. Eben so leicht kann der Korb aus
                              dem Cylinder aufgezogen werden, nachdem die Knochen ausgesogen
                              sind, wo man ihn dann nur rechts oder links vom Cylinder
                              weglaufen und auf die Erde herab laͤßt. Da, wie man sah,
                              die Arbeit auf vier Tage vertheilt ist, so darf man nur am Ende
                              des vierten Tages, also alle Tage Einen, Cylinder ausleeren,
                              frisch fuͤllen, schließen, und die Arbeit auf obige Weise
                              fortsezenWir haͤtten sehr gewuͤnscht, daß die Kosten
                                    dieses Apparates, der Unterhaltung und Bedienung
                                    desselben angegeben worden waͤren, um daraus den
                                    Preis einer Portion solcher Suppe berechnen zu
                                    koͤnnen. Dieser Apparat ist allerdings, wie alle
                                    chemischen Apparate, mit welchen Hr. d'Arcet unsere chemischen
                                    Werkstaͤtten bereicherte, ein
                                    Meisterstuͤk; wir muͤssen uns aber die
                                    Bemerkung erlauben, daß ein vier Tage lang fortgeseztes
                                    Aussieden oder Ausdaͤmpfen der Gallerte oder des
                                    Fettes wenig geeignet scheint, den Geschmak derselben zu
                                    verbessern. Es ist beinahe unmoͤglich, daß die
                                    Haͤhne und Rinnen, durch welche diese
                                    Fluͤssigkeiten abgelassen werden, immer so rein
                                    gehalten werden koͤnnen, daß nicht Luft und
                                    Waͤrme das Fett ranzig und die Gallerte
                                    saͤuerlich machen sollte. Fuͤr die
                                    Koͤche ist dieser Apparat allerdings
                                    hoͤchst bequem; er scheint uns aber mehr
                                    fuͤr diese, als fuͤr die Gaͤste
                                    berechnet zu seyn, und leztere scheinen uns immer mehr
                                    Ruͤksicht zu verdienen, als der Koch, der nur der
                                    Gaͤste wegen auf der Welt ist..
                           
                        
                           Recepte zur Bereitung einer Suppe mit
                                 Gallerte-Aufloͤsung, welche auf obige Weise
                                 durch Behandlung der Knochen mittelst
                                 zusammengedruͤkten Dampfes bereitet
                                 wurde.
                           Man weiß, daß die beste bei Hause bereitete Suppe nur 1 bis 2
                              Hundertel thierischen Stoffes enthaͤlt. In einer
                              aͤhnlichen Menge muß man auch die Gallerte anwenden,
                              welche man in Suppe verwandeln willWir wollen annehmen, daß, „nur ein bis zwei
                                       Hundertel thierischen
                                          Stoffes in der besten bei Hause bereiteten
                                       Suppe enthalten sind.“ Es draͤngt
                                    sich aber die Frage von selbst auf: „Ist der
                                       thierische Stoff, der in der besten aus Fleisch
                                       bereiteten Suppe enthalten ist, derselbe thierische Stoff,
                                       welcher in der Knochenleim-Suppe enthalten
                                       ist? Es scheint uns nicht, und sogar unsere Nase
                                       zwingt uns Nein zu sagen. Eine gute
                                       Fleischbruͤhe hat einen eigenen, den meisten
                                       Menschen angenehmen Geruch; sie hat einen, wie man
                                       zu sagen pflegt, koͤstlichen Geschmak. Die
                                       Knochenleim-Suppe hat, wenn sie auch noch so
                                       gut ist, einen faden, den meisten Menschen ehe
                                       widerlichen als angenehmen Geruch, und ihr Geschmak
                                       ist fad, schleimig oder vielmehr leimartig. Eine
                                       gute kraͤftige Fleischbruͤhe
                                       waͤrmt und staͤrkt den Magen; sie hebt
                                       den Puls, macht ihn kraͤftiger und
                                       voͤller: schwache Kranke wie gesunde Menschen
                                       fuͤhlen sich auf den Genuß einer guten
                                       Fleischbruͤhe staͤrker und
                                       kraͤftiger; die Leimsuppe laͤßt den
                                       Magen kalt, sie beschwert ihn sogar, wenn man etwas
                                       mehr davon genießt, sie staͤrkt weder den
                                       Kranken noch naͤhrt sie den Gesunden
                                       kraͤftig. Es ist ein ziemlich allgemeines
                                       Vorurtheil, daß thierische Gallerte das eigentlich
                                       Nahrhafte in den thierischen Stoffen ist, die wir
                                       als Nahrungs-Mittel gebrauchen. Wir werden
                                       uns aber leicht von der Unstatthaftigkeit einer
                                       solchen Hypothese uͤberzeugen koͤnnen,
                                       wenn wir bemerken, daß Eydotter, daß der Stoff, der
                                       im Fleische in der Muskelfaser der thierischen
                                       Koͤrper enthalten ist, und den der sel. Proust
                                       
                                       Creatine nannte, die
                                       kraftvollsten Nahrungs-Mittel sind. Wir
                                       kennen einen Mann, der, seit drei Jahren,
                                       taͤglich nur drei Eydotter, etwas Zuker zum
                                       Kaffee, und etwas Brot genießt, keinen Tropfen Suppe
                                       und keine Faser Fleisch zu sich nimmt, und bei
                                       dieser Kost gesund und stark, und nichts weniger als
                                       mager ist. Wir kannten einen Cavalier, der Domherr
                                       zu Koͤln war, und der beinahe einzig und
                                       allein nur von Zuker lebte: er war fett. Es ist also
                                       sicher nicht thierische Gallerte, die allein
                                       kraͤftiges Nahrungs-Mittel ist; es
                                       scheint vielmehr, daß unter den thierischen Stoffen
                                       Eydotter und Creatine diejenigen sind, die am
                                       meisten Nahrungs-Stoff enthalten. Leztere,
                                       die Creatine, ist es vielleicht vor allen anderen;
                                       es ist unglaublich, wie schnell sich Individuen, die
                                       durch den groͤßten Blutverlust, durch die
                                       heftigsten Nervenfieber bis auf den
                                       aͤußersten Grade von Schwaͤche, bis an
                                       den Rand des Grabes gebracht sind, durch einige
                                       Loͤffel voll starker Kraftbruͤhe, die
                                       mit Creatine gesaͤttigt ist, erholen. Wir
                                       koͤnnen als Arzt die Beobachtungen des sel.
                                       Proust, so sehr sie
                                       fast an das Wunderbare graͤnzen, nicht anders
                                       als durch unsere Erfahrungen bestaͤtigen. Wir
                                       glauben ferner, als Arzt, hier noch die Bemerkung
                                       beifuͤgen zu muͤssen, daß wir den
                                       anhaltend fortgesezten, taͤglichen Gebrauch
                                       der Knochensuppe fuͤr nichts weniger als
                                       gleichguͤltig, oder ganz unschaͤdlich
                                       halten, zumal bei alten Leuten. Es ist Thatsache,
                                       daß anhaltend fortgesezter Gebrauch gewisser
                                       Nahrungs-Mittel gewisse Spuren dieses
                                       Gebrauches im Koͤrper
                                       zuruͤklaͤßt. Sollte anhaltender
                                       Gebrauch einer Knochen-Aufloͤsung, der
                                       Aufloͤsung einer Substanz, die, bei 30 p. C.
                                       Gallerte 60 p. C. erdige
                                          Bestandtheile enthaͤlt, ohne Einfluß
                                       auf den Organismus des Koͤrpers bleiben?
                                       Sehen wir nicht bei Kindern, die rhachitisch, bei
                                       welchen die Knochen zu weich, zu arm an erdigen
                                       Bestandtheilen sind, oft in kurzer Zeit eine
                                       bedeutende Besserung ihres kraͤnklichen
                                       Zustandes auf reichlichen und anhaltenden Gebrauch
                                       von Knochenbruͤhe, durch welche ihr
                                       Koͤrper, und namentlich ihre Knochenmasse,
                                       die fehlende Menge erdiger Bestandtheile
                                       erhaͤlt? Wissen wir nicht, daß bei alternden
                                       Leuten der ganze Koͤrper, und
                                       vorzuͤglich die Knochenmasse einen Ueberschuß
                                       an erdigen Bestandtheilen erhaͤlt; daß die
                                       Knorpel in dem menschlichen Koͤrper mit dem
                                       fortschreitenden Alter zu Knochen, die Sehnen zu
                                       Knorpeln, die Muskelfasern beinahe zu Sehnen werden;
                                       daß der menschliche Koͤrper, wenn er auch
                                       fruͤher durch keine Krankheit
                                       geschwaͤcht oder aufgeloͤst wurde,
                                       seinen natuͤrlichen, und wenn man so sagen
                                       darf, gesunden Tod in einer Erstarrung durch
                                       Uebermaß abgesezter erdiger Theile in den
                                       festweichen Theilen desselben finden muß? Sollte
                                       dieser Erstarrungs-Proceß, diese
                                       natuͤrliche Ueberladung des menschlichen
                                       Koͤrpers mit Erde bei fortschreitendem Alter
                                       durch den taͤglichen Genuß eines an Erde so
                                       reichen Nahrungs-Mittels befoͤrdert
                                       und so selbst der natuͤrliche Tod
                                       fruͤher herbeigefuͤhrt werden? Man
                                       wird nicht erwarten duͤrfen, daß die auf
                                       obige Weise durch den beschriebenen Apparat
                                       erhaltene Gallerte eine vollkommen chemisch reine
                                       Gallerte ist; sie wird immer Knochenerde in sich
                                       enthalten, wenigstens mechanisch mit ihr
                                       verbunden.
                                    .
                           
                           Wir wollen zuerst annehmen, daß man diese Gallert-Suppe
                              nur mit Gemuͤsen, ohne Fleisch, schmakhaft machen,
                              wuͤrzen will. Dieser Zwek laͤßt sich auf folgende
                              zwei verschiedene Weisen erreichen.
                           Da die Gallert-Aufloͤsung ungefaͤhr 20 Gramm
                              trokene Gallerte (274,20 Gran Wiener Apotheker-Gewicht)
                              im Liter enthaͤlt, so muß sie gehoͤrig gesalzen,
                              und hierzu muß eine Mischung aus 30 Theilen salzsaurer Potasche
                              (chlorure de Potassium) und 70
                              Theilen Kochsalz (sel marin)
                              genommen werdenDiese Salzmischung hat nicht den gewoͤhnlichen
                                    Geschmak des Kochsalzes, sondern einen scharfen, etwas
                                    bitterlichen, laugenartigen. Dadurch soll wahrscheinlich
                                    dem faden Geschmake der
                                    Gallerte-Aufloͤsung abgeholfen werden.
                                    Wahrscheinlich ist, zu demselben Ende, um den faden,
                                    beinahe ekelhaften Geschmak der
                                    Gallerte-Aufloͤsung zu beseitigen,
                                    uͤberall in den folgenden Suppen-Recepten
                                    Sauer-Ampfer beigesezt, der als taͤgliche
                                    Suppe, auch zum Fruͤhstuͤke genossen,
                                    weder allen Kranken schmeken, noch allen Kranken lang
                                    angenehm, und selbst nicht allen Kranken
                                    zutraͤglich seyn kann.. Man faͤrbt hierauf diese Aufloͤsung der
                              Gallerte entweder mit braunem gekochten Zuker, oder mit einem
                              gesaͤttigten Absude gebraͤunter gelber
                              Ruͤben oder geroͤsteter Zwiebel, und sezt so viel
                              Abschoͤpf-Fett oder Schmalz (sain-doux) zu, daß es auf der
                              Oberflaͤche zum Vorscheine kommtSo gut manchem Gesunden eine abgeschmalzene Zwiebelsuppe
                                    schmekt, so wenig koͤnnen wir sie fuͤr
                                    Kranke empfehlen. Auf einer Suppe fuͤr Kranke
                                    darf auch nicht ein Aeugelchen, oder wie man sagt, eine
                                    Zinke Fett schwimmen: ein kranker schwacher Magen
                                    vertraͤgt kein Fett, und das alte Dictum:
                                    „eine Krankensuppe soll seyn wie eine
                                       Jungfrau, wenn sie unangefochten bleiben will; sie
                                       soll keine Augen werfen,“ ist sehr wahr
                                    und richtig. Wir wollen, Statt der hier gegebenen
                                    Recepte zu Krankensuppen, unsere Bemerkungen
                                    uͤber Krankensuppen mittheilen. Es gibt Kranke,
                                    welche so wenig als nur immer moͤglich,
                                    genaͤhrt werden duͤrfen, und bei welchen,
                                    ohne geradezu die grausame Hunger-Cur an ihnen
                                    anzuwenden, dasjenige, was ihnen als Nahrung gereicht
                                    wird, so wenig nahrhaft seyn muß, als nur immer
                                    moͤglich: dahin gehoͤren Kranke mit
                                    Entzuͤndungskrankheiten aller Art; Blutspeier aus
                                    Vollbluͤtigkeit etc. Allen diesen Kranken ist
                                    eine Fleischsuppe Gift. Die alte hippokratische
                                    Brotsuppe aus etwas Brot in reinem Wasser gekocht,
                                    Gerste oder Hafer- oder Reiß-Gruͤze
                                    zu Gersten- oder Hafer- oder Reißschleim
                                    gekocht, ohne ein Atom von Creatine oder von Gallerte,
                                    ist fuͤr solche Kranke die einzige gesunde Suppe, mit welcher
                                    sie bis zur vollkommenen Genesung bedient werden
                                    muͤssen. Von einer solchen Suppe kostet die
                                    Portion kaum einen halben Kreuzer. Was man an diesen
                                    Kranken erspart, muß desto reichlicher auf jene
                                    verwendet werden, die durch großen erlittenen
                                    Blutverlust in Folge von Verwundungen oder Operationen,
                                    durch heftige Nervenfieber, durch physisches oder
                                    moralisches Elend in dem hoͤchsten Zustande der
                                    Schwaͤche, der Erschoͤpfung sich befinden,
                                    die gestaͤrkt werden muͤssen, und nur
                                    durch Nahrungs-Mittel, die die groͤßte
                                    Menge von Nahrungs-Stoff in dem kleinsten Umfange
                                    enthalten und leicht zu assimiliren sind, auf eine
                                    wohlthaͤtige Weise gestaͤrkt werden
                                    koͤnnen. Solche Kranke brauchen
                                    Kraftbruͤhen, von welchen ein Eßloͤffel
                                    voll mehr Creatine enthalten muß, als ein ganzer Teller
                                    voll guter Tischsuppe fuͤr Gesunde, und von
                                    welchen auch nicht mehr als ein Eßloͤffel voll,
                                    zuweilen nur ein Kaffeeloͤffel voll in
                                    Zwischenraͤumen gereicht werden darf. Zu einer
                                    solchen Suppe braucht man Fleisch, nicht Knochen, nicht
                                    Sehnen oder Flechsen und Haͤute, alles Weiße am
                                    Fleische (les parties
                                       blanches, wie die franzoͤsischen
                                    Koͤche sagen) muß sorgfaͤltigst
                                    ausgeloͤset und weggeschnitten, und bloß die
                                    rothen Fleischbuͤndel duͤrfen ausgesotten
                                    werden. Aus einem Pfunde solchen rothen Fleisches (wozu
                                    man gewoͤhnlich zwei Pfunde aus der Fleischbank
                                    braucht) erhaͤlt man, nachdem man das Fleisch
                                    klein zerschnitten und mit einem Maße kalten Wassers zum
                                    Feuer gestellt, nach dem Abschaͤumen etwas gelbe
                                    Ruͤben, Porri, Zelleri zugethan und Alles bis auf
                                    ein Quart ungefaͤhr eingekocht, hierauf noch
                                    durch ein Tuch, oder besser durch eine kleine Presse,
                                    ausgepreßt hat, eine Kraftbruͤhe, die, wie Proust mit Recht sagt,
                                    „einen Todten wieder beleben
                                       kann.“ Man versuche es, wenn man Proust und uns nicht glaubt,
                                    und reiche erschoͤpften Kranken solches
                                    Creatine-Extract, und man wird lernen es dem
                                    China-Extracte und jeder anderen
                                    Apotheker-Waare als gediegenes, anhaltendes,
                                    wohlthaͤtiges Staͤrkungs-Mittel
                                    vorzuziehen. Es gibt ferner noch Kranke, welchen weder
                                    obige Wassersuppe, noch die Kraftbruͤhe (das
                                    Creatine-Extract) zutraͤglich seyn
                                    wuͤrde, denen selbst eine gute
                                    Fleischbruͤhe, wie man sie Reconvalescenten und
                                    Gesunden vorsezen kann, nachtheilig seyn wuͤrde,
                                    die selbst durch die hoͤchst verduͤnnte
                                    Creatine in einer guten Tischsuppe uͤberreizt,
                                    uͤbernaͤhrt werden wuͤrden, wie
                                    z.B. Lungensuͤchtige, Kranke mit Zehrfieber,
                                    welche allerdings einigen thierischen
                                    Nahrungs-Stoff, aber keine Creatine brauchen, die
                                    das Fieber nur vermehren wuͤrde. Fuͤr
                                    diese ist nun die Suppe aus
                                    Gallerte-Aufloͤsung eine
                                    zwekmaͤßige Suppe; aber nur fuͤr diese. Es
                                    ist eine allgemeine und gut gegruͤndete Klage,
                                    daß in Spitaͤlern, in welchen man fuͤr die
                                    Wiedergenesenden viele und gute Suppe braucht, viel
                                    Fleisch so zu sagen verwuͤstet wird; denn wenn
                                    der Kranke so weit hergestellt ist, daß er ein Mal
                                    Rindfleisch ohne Nachtheil essen kann, braucht er, wenn
                                    er nicht wegen chirurgischer Faͤlle oder wegen
                                    Hautkrankheiten im Spitale ist, nicht mehr
                                    laͤnger dem Krankenhause zur Last zu
                                    fallen. Allein, diesem Nachtheile dadurch abhelfen
                                    wollen, daß man weniger Fleisch kommen laͤßt
                                    fuͤr das Spital, und den Kranken, die, wenn sie
                                    wieder genesen, gute Fleischsuppe brauchen, und von
                                    denen manche, waͤhrend ihrer Krankheit selbst,
                                    taͤglich 2 Pfund Fleisch zur Kraftbruͤhe
                                    noͤthig haben, Knochenleimbruͤhe Statt
                                    Fleischbruͤhe gibt, dieß scheint uns wenigstens
                                    nicht nur in aͤrztlicher, sondern selbst in
                                    oͤkonomischer Hinsicht ein grober Fehler in der
                                    Rechnung: in ersterer, indem manche Kranke bei
                                    Knochenleimbruͤhe nicht genesen werden und
                                    uͤbel berechnete Sparsamkeit mit ihrer Haut
                                    buͤßen muͤssen; in lezterer, weil Kranke
                                    als Reconvalescenten, wo sie kraftvolle Nahrung
                                    brauchen, bei der schlechten Knochenleim-Suppe
                                    nicht so bald zu Kraͤften kommen und dem Spitale
                                    laͤnger zur Last fallen werden, als wenn man sie
                                    mit guter Fleischbruͤhe schneller wieder zu ihren
                                    vorigen Kraͤften gebracht hatte. Es gibt ein
                                    anderes Mittel dem Verluste, den das Spital durch eine
                                    groͤßere Menge von Fleisch, als in demselben von
                                    den Kranken verzehrt werden kann, erleidet, abzuhelfen,
                                    und dieses ist, daß man mit dem Spitale ein
                                    Traiteur-Haus verbindet, in welchem die Gesunden
                                    das Fleisch essen, aus welchem fuͤr die Kranken
                                    Suppe bereitet wird, oder daß man aus diesem
                                    uͤberfluͤssigen Fleische
                                    Suppentaͤfelchen entweder durch den Koch oder
                                    durch den Apotheker bereiten laͤßt, wodurch das
                                    Spital mehr Gewinn haben wird, als durch eine
                                    Knochenleim-Siederei., und wuͤrzt dann die
                              Bruͤhe mit gekochtem Sauer-Ampfer oder auf irgend
                              eine andere aͤhnliche Weise.
                           Man kann diese Art von Suppe auch noch so bereiten, daß man Ein
                              Kilogramm Gruͤnzeug, wie Pastinak, gelbe Ruͤben,
                              Zwiebel, Porri, Zelleri, in 5 Liter
                              Gallerte-Aufloͤsung, die mit obigem Salze
                              gehoͤrig gesalzen ist, bei maͤßigem Feuer kocht,
                              und noch drei Gewuͤrznelken und eine hinlaͤngliche
                              Menge Abschoͤpf-Fett oder Schmalz zusezt. Man
                              faͤrbt hierauf diese Suppe wie gewoͤhnlich, zieht
                              sie vom Feuer zuruͤk, nachdem die Gemuͤse
                              gehoͤrig zerkocht wurden, und wuͤrzt sie endlich
                              entweder mit etwas gekochtem Sauer-Ampfer, oder mit
                              anderen gekochten und klein geschnittenen Gemuͤsen. Auf
                              diese beiden verschiedenen Weisen erhaͤlt man, ohne
                              Fleisch, eine eben so nahrhafte Suppe, als die
                              gewoͤhnliche Fleischbruͤhe, die beinahe denselben
                              Geschmak hat, wenn man Sauer-Ampfer dazu nimmt, oder wenn
                              man sie zu einer Julienne nimmtEs ist gewiß zu viel behauptet, wenn es hier heißt, daß
                                    man „auf diese beiden verschiedenen Weisen,
                                       ohne Fleisch, eine eben so nahrhafte Suppe
                                       erhaͤlt, als die
                                          gewoͤhnliche
                                          Fleischbruͤhe.“ Wir wollen es
                                    aber gern glauben, „daß
                                          sie beinahe denselben Geschmak hat, wenn man
                                          Sauer-Ampfer dazu nimmt,“
                                    d.h. wenn man vor dem sauren Geschmake des
                                    Sauer-Ampfers den faden unangenehmen Geschmak der
                                    Knochenleim-Aufloͤsung nicht wahrnimmt und
                                    nicht wahrnehmen kann. Man kann jedem Dinge einen
                                    anderen Geschmak geben, als es hat, nur nicht immer den,
                                    den es haben soll..
                           Wenn man die Gallert-Suppe mit Fleisch wuͤrzen
                              will, muß man auf folgende Weise verfahren.
                           Man nimmt 5 Liter Gallerte-Aufloͤsung, und gibt sie
                              in einen Kessel mit 500 Gramm oder Einem Pfunde Fleisch ohne
                              Knochen, das noch etwas Fett haͤlt; man salzt mit der
                              oben angegebenen SalzmischungEs scheint uns, daß es besser waͤre, wo man ein
                                    solches Mixtum Compositum
                                    aus Fleisch- und Knochenleim-Suppe machen
                                    will, das Fleisch in reinem Wasser zu kochen, als in einer
                                    Knochenleim-Aufloͤsung, indem durch reines
                                    Wasser sicher mehr aus dem Fleische ausgezogen wird, als
                                    durch ein Wasser, das mit Knochenleim bereits
                                    uͤberladen ist. Auch salzen unsere deutschen
                                    Koͤchinnen, und wie es uns scheint mit Recht, das
                                    Fleisch erst dann, nachdem abgeschaͤumt wurde,
                                    theils um durch das reine Wasser mehr aus dem Fleische
                                    auszuziehen, als durch gesalzenes, theils um das Fleisch
                                    nicht so widerlich roth zu machen, wie es wird, wenn es
                                    vor dem Abschaͤumen, oder gar vor dem Sieden
                                    gesalzen wird.; man schaͤumt ab; man sezt 750 Gramm oder
                              anderthalb Pfund Gruͤnes, wie Pastinak,
                              gelbe Ruͤben, Zwiebel, Zelleri, und hierauf drei
                              GewuͤrznelkenFußnote ist im Druckexemplar falsch nummeriert, Zuordnung wurde korrigiert.Gewuͤrznelken in der Suppe sind eine, wenigstens
                                    fuͤr uns Deutsche, uͤberfluͤssige
                                    Wuͤrze; bei einigen Saucen sind sie allerdings
                                    gut; allein zu einer guten Suppe braucht man keine
                                    Gewuͤrznelken, so wenig als braunen Zuker. zu nebst einer hinlaͤnglichen Menge
                              Abschoͤpf-Fett oder Schmalz. Man darf nun nur noch
                              die Suppe, wie gewoͤhnlich, mit einer geroͤsteten
                              Zwiebel oder braunem gekochten Zuker faͤrben, und mit dem
                              Kochen so lang fortfahren, bis das Fleisch gehoͤrig
                              gesotten ist. Dann ist die Suppe fertig, und man erhaͤlt,
                              wenn gehoͤrig gekocht wurde, wenigstens vier Liter fetter
                              Suppe, das im Topfe mitgekochte Gemuͤse und
                              ungefaͤhr 250 Gramm oder ein halbes Pfund gekochtes
                              Rindfleisch. Man hat auf diese Weise eben so viel Suppe, als man
                              aus 2 Kilogramm oder aus vier Pfd. Fleisch erhalten kannFußnote ist im Druckexemplar falsch nummeriert, Zuordnung wurde korrigiert.Man vergl. obige Rechnung bei Anm. 109.)Wir koͤnnen unsere Anmerkungen nicht schließen,
                                    ohne auf ein weit sichereres und zwekmaͤßigeres
                                    Mittel zur Ersparung der unnuͤzen Ausgaben in
                                    einem Spitale, als Knochenleim-Suppe nicht ist,
                                    aufmerksam zu machen. Dieses Mittel liegt lediglich in
                                    der Hand der Aerzte, und besteht darin, daß es diesen
                                    gnaͤdigen Herren gefaͤllig seyn
                                    moͤge, nicht fuͤr unnuͤze
                                    Arzenei-Mittel das Geld des Spitales zum Fenster
                                    hinauszuwerfen. In ihrer Privat-Praxis
                                    moͤgen diese Priester des Todes mit ihren
                                    Meßnern, den Apothekern, die Welt bedienen, wie sie es
                                    fuͤr sich gerathen finden; in der
                                    Spital-Praxis aber ist ein Arzt, der mehr als
                                    Einen Kreuzer des Tages im Durchschnitte fuͤr
                                    jeden seiner Kranken an Arzenei braucht, wenn das Spital
                                    seine eigene Apotheke besizt, oder mehr als vier
                                    Kreuzer, wenn er die Arzeneien aus den
                                    gegenwaͤrtig uͤber alle Maße theuren
                                    Apotheken nehmen muß, ohne daß dabei unter den Kranken
                                    in seinem Spitale eine groͤßere Sterblichkeit
                                    herrschen darf, als unter den Gesunden in der Stadt,
                                    entweder ein – sehr großer – Gelehrter,
                                    oder ein Charlatan, (auf deutsch ein Quaksalber, ein
                                    Betruͤger). Von chirurgischen Faͤllen ist
                                    hier nicht die Rede.A. d. U.. Man hat also 1500 Gramm oder 3 Pfd. Fleisch erspart,
                              das man braten oder daͤmpfen, oder auf irgend eine andere
                              Weise zubereiten, oder dessen Geldwerth man zum Ankaufe irgend
                              eines anderen kraͤftigeren oder wohlschmekenderen
                              Nahrungs-Mittels, als gesottenes Rindfleisch, verwenden
                              kann. Man hat aus Obigem gesehen, daß die Bereitung einer
                              Gallert-Aufloͤsung keiner Schwierigkeit
                              unterliegt; daß die Anwendung derselben zur Animalisirung
                              vegetabilischer Nahrungs-Stoffe noch weit einfacher ist,
                              weil man dann nur diese Gallert-Aufloͤsung Statt
                              des Wassers zum Kochen der vegetabilischen
                              Nahrungs-Stoffe nehmen darf, die man mit dem oben
                              angefuͤhrten Salze salzt, und dann bloß auf die
                              gewoͤhnliche Weise zubereitet.
                           
                        
                           
                           Erklaͤrung der Figuren.
                           1. Fig.A. Aufriß des Blokes. B, Platte aus Gußeisen auf
                              demselben, die an ihrer Oberflaͤche mit
                              Erhoͤhungen oder Spizen besezt ist, welche die Form des
                              sogenannten Brillant-Schiffes haben. C, hoͤlzerner Rahmen, welchen
                              man auf die Platte sezt, wenn man die Knochen
                              zerschlaͤgt. (D ist nicht
                              erklaͤrt.)
                           2. Fig. Hoͤlzerner Schlaͤgel mit
                              Naͤgeln beschlagen, deren Koͤpfe eben so
                              zugeschliffen sind, wie die Spizen der Platte.
                           3. Fig. Allgemeiner Grundriß des Apparates.
                           4. Fig. Allgemeiner Aufriß des Apparates. A, Roͤhre, welche den Dampf
                              zufuͤhrt, und zwar zuerst in das Gefaͤß A, und aus diesem in alle
                              uͤbrigen Gefaͤße.
                           G, Tubulirung zur Aufnahme eines
                              Barometers oder Thermometers.
                           P, Manometer am Ende des
                              Apparates.
                           F, Haͤhne, durch welche die
                              Gallerte-Aufloͤsung abgezogen wird.
                           M, Rinne, durch welche die
                              Gallerte-Aufloͤsung in das Gefaͤß B gefuͤhrt wird.
                           5. Fig. Durchschnitt des Apparates und des Korbes aus
                              Metalldrath. N bewegliche Rinne, die
                              sich auf dem Drehezapfen Q
                              dreht.
                           D und A,
                              Roͤhren, deren Detail man in Fig.
                                 8. sieht.
                           6 und 7.
                                 Fig. Der Schluß-Apparat im Detail.
                           9. Fig.A und B.
                              Grund und Aufriß des Apparates zum Heben des Korbes, der
                              Splitter und anderer Abfaͤlle.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
