| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. LX., S. 242 | 
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                        LX.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Ueber die falschen Grundsaͤze der
                              Vertheidiger unserer Handels-Freiheit-Apostel,
                              namentlich des Hrn. Say,
                           hat das Journal du
                                 Commerce, 48. December 1828, ein Schreiben
                              eingeruͤkt, in welchem ein fruͤherer Auszug des
                              Cours d'économie politique de
                                 M.
                              Say (dieses elenden
                              Schwaͤzers, der uͤberall so viele Nachbeter
                              findet, und den der unsterbliche Melchiorre Gioja noch kurz vor seinem Ende so
                              trefflich widerlegte) gehoͤrig beleuchtet wird. Der Bulletin des Sciences technol.
                              theilt diese Beleuchtung aus guten Gruͤnden im April S.
                              367. wieder mit, und wir halten es fuͤr unsere Pflicht,
                              eine treue deutsche Uebersezung derselben fuͤr unsere
                              lieben Landsleute zu besorgen, und sie mit einer kurzen
                              Nachschrift zu begleiten.
                           
                              „Nach Hrn. Say
                                 betraͤgt der Schaden, welchen der Akerbau in
                                 Frankreich jaͤhrlich durch den Einfuhrzoll auf
                                 fremdes Eisen erleidet, nicht weniger als 46 Millionen
                                 Franken; oder, in andern Worten, nach den Preisen, auf
                                 welche das Eisen in Folge des groͤßern Einfuhrzolles
                                 erhoͤht wird, gibt der akerbauende Stand des Jahres
                                 um 46 Millionen mehr aus, als nicht der Fall seyn
                                 wuͤrde, wenn dieser erhoͤhte Zoll nicht
                                 bestaͤnde.“
                              
                           
                              „Schon im Jahr 1814 sagte man, daß, wenn man
                                 fortfahren wird, den Preis des Eisens in diesem
                                 Verhaͤltnisse zu erhoͤhen, „ein
                                    Theil der Gruͤnde unbebaut wird liegen bleiben muͤssen, Und daß Frankreich sich
                                    dann kaum seinen Unterhalt wird herbeizuschaffen
                                    vermoͤgen. Dieses Gemaͤhlde,“
                                 sagt Hr. Say, „ist
                                    nicht uͤbertrieben.“
                                 
                              
                           
                              „Wenn seit 14 Jahren, d.h. seit der Zeit, wo der
                                 Einfuhrzoll auf fremdes Eisen erhoͤht wurde, der
                                 Akerbau jaͤhrlich einen Schaden von 46 Millionen
                                 erlitt, so haͤtte waͤhrend dieser Zeit der
                                 Schuz, den die Eisenwerke in Frankreich erhielten, dem
                                 Akerbaue dieses Landes 644 Millionen gekostet. Die Weinbauer
                                 Frankreichs waren demnach sehr bescheiden, als sie in ihrem
                                 lezten Ansuchen ihren Schaden nur auf 400 Millionen
                                 anschlugen.“
                              
                           
                              „Nun mag aber unser Akerbau noch so ergiebig seyn, so
                                 wird er bei einem solchen Verluste nicht laͤnger
                                 fortbestehen koͤnnen, und, wenn nicht bald
                                 Abhuͤlfe getroffen wird, wird die Vorhersagung vom
                                 Jahr 1814 bald in Erfuͤllung gehen.“
                              
                           
                              „Da nun so etwas ganz erschreklich waͤre, so
                                 glaubte ich den in Ihrem Journal gelieferten Auszug aus Say, der geschehenen Aufforderung
                                 an die Freunde der Industrie zu Folge, reiflich
                                 erwaͤgen zu muͤssen. Ich suchte die Posten zu
                                 einer Summe von 46 Millionen zusammen, und war so
                                 gluͤklich bei einem Landwirthe, der gewiß eben so
                                 viel Glauben verdient als der Staatswirth Say (bei dem sel. Herzog de la Rochefoucauld), zu finden,
                                 daß „die Zahl der in Frankreich in Arbeit
                                    stehenden Pfluͤge sich auf 700,000
                                    belaͤuft, und daß die Menge Eisens, die man
                                    jaͤhrlich an denselben, so wie an den dazu
                                    gehoͤrigen Pferden, Egen und anderem
                                    Akergeraͤthe noͤthig hat, nicht
                                    uͤber 40 Kilogramm im Durchschnitte
                                    betraͤgt.“
                                 
                              
                           
                              „Hr. de la Rochefoucauld
                                 hat diese Rechnung nicht obenhin entworfen; er
                                 stuͤzte sie auf Thatsachen, die er mit allem Fleiße
                                 sammelte, auf seine eigene Erfahrung so wie auf die seiner
                                 Nachbarn, er versichert uns noch uͤberdieß, daß er
                                 seine Schaͤzungen lieber zu hoch als zu tief
                                 stellte.“
                              
                           
                              „Wenn wir indessen diese zu hohen Zahlen wirklich
                                 gelten lassen, so erhielten wir durch 700,000 Pfluͤge
                                 à 40 Kilogr. Eisen einen jaͤhrlichen
                                 Eisenverbrauch von 28 Millionen Kilogr., welche, das Hundert
                                 Kilogr. zu dem hohen Preise von 60 Franken gerechnet, nur
                                 eine Summe von 16,800,000 Franken geben. Rechnen wir
                                 indessen 17 Millionen.
                              
                           
                              „Wie konnten also diese 17 Millionen zu 46 Millionen
                                 werden? Hr. Say hat ganz offenbar
                                 keinen kleinen Fehler bei seiner Rechnung begangen, und ich
                                 wuͤrde noch mehr uͤber die anderen Millionen
                                 erschroken seyn, die er den uͤbrigen Zweigen der
                                 Industrie an dem erhoͤhten Einfuhrzoll auf fremdes
                                 Eisen aufrechnete, wenn ich nicht durch Nachrechnen bei dem
                                 Akerbaue seine Millionen auf 2/3 reducirt
                                 haͤtte.“
                              
                           
                              „Es ist in mancher Hinsicht nicht gleichguͤltig
                                 (abgesehen von dem Interesse, welches Wahrheit fuͤr
                                 jeden Menschen haben muß) auszumitteln, in wiefern das
                                 Emporbluͤhen der Eisenwerke in Frankreich, das seit
                                 so langer Zeit schon der Gegenstand eitler Deklamationen
                                 war, jenen Tadel verdient, in welchem man dasselbe
                                 fuͤr die Geißel des Akerbaues, der Kuͤnste und
                                 des Handels erklaͤrt. In Werken, die man fuͤr
                                 klassisch haͤlt, und auf welche man sich als auf
                                 Autoritaͤren bezieht, duͤrfen Fehler, wie 46
                                 Millionen statt 17, nicht unbemerkt bleiben.“
                              
                           Hieruͤber bemerkt das Journal du
                                 Commerce, daß, da Frankreich jaͤhrlich 1,200,000
                              Zentner Eisen verbraucht und der Zentner franzoͤsisches
                              Eisen jezt 50 Franken kostet, waͤhrend er nur 30 Franken
                              kosten wuͤrde, wenn fremdes Eisen zu dem alten niedrigen
                              Zolle eingefuͤhrt werden duͤrfte, der
                              franzoͤsischen Industrie eine jaͤhrliche Steuer
                              von 24 Millionen aufgelegt ist.
                           Wir fragen den Redacteur des Journal du
                                 Commerce und Hrn. Say: ob
                              Frankreich mehr gewinnt, wenn es jaͤhrlich 36 Millionen
                              in's Ausland fuͤr Eisen schikt, oder, wenn es diese 36
                              Millionen im Lande behaͤlt und mit 24 Millionen mehr in
                              Umlauf sezt? Die Rechnung ist, wie es scheint, so klar, daß man
                              so blind seyn muß, wie die HHrn. Say,
                                 Huskisson, Boͤttcher, Leuchs etc. die Leute
                              machen wollen, wenn man sie nicht einsieht. Man sagt, England und Schweden wird Wein fuͤr sein Eisen nehmenMan ist einfaͤltig genug, in Buͤchern wie
                                    in Parliaments-Reden, den so sehr gesunkenen
                                    Absaz des Weines in Frankreich dem Verbote oder der
                                    wenigstens erschwerten Einfuhr des auslaͤndischen
                                    Eisens und Baumwollen-Gespinnstes zuzuschreiben,
                                    waͤhrend die wahre Ursache lediglich in der
                                    erhoͤhten Tranksteuer gelegen ist. Vom Jahre 1808
                                    bis 1813 zahlte das Hektoliter Wein in Frankreich 17 Franken 10 Sous. Im
                                    Jahre 1813 ward diese Tranksteuer auf 24 Franken 6 Sous
                                    erhoͤht, und jezt (1829. [Galignani N. 4433]) steht sie gar auf 82
                                    Franken 3 Sous; also beinahe vier Mal hoͤher als
                                    vor 16 Jahren. Ist es nun ein Wunder, wenn von einem
                                    Dinge, das vier Mal theurer geworden ist, und das eben
                                    nicht Lebensbeduͤrfniß ist, um die Haͤlfte
                                    weniger verbraucht wird? Wer seit 1813 nicht vier Mal
                                    wohlhabender geworden ist, kann jezt nicht mehr so viel
                                    Wein trinken, wie im Jahre 1813.A. d. Ue.. Wer kann in England Wein
                              trinken, wo man fuͤr die Flasche einen Thaler Mauth
                              bezahlen muß? Wer kann in dem armen Schweden Wein trinken? Wenn
                              England seinen Weinzoll herabsezt, so verliert es an seiner
                              Einnahme an Thee, der statt Weines getrunken wird, und der 100
                              p. C. Einfuhr bezahlt, an Brantwein und Liqueur, der 60 p. C.
                              Steuer bezahlt, in der Staatskasse mehr als alle seine
                              Eisenwaaren-Fabrikanten durch Ausfuhr ihres erzeugten
                              Eisens gewinnen, wenn die Einfuhr desselben in Frankreich unter
                              dem vorigen geringen Zoll erlaubt wird. Frankreich verliert dann
                              jaͤhrlich 60 Millionen aus dem Umlaufe; die Hunderte von
                              Millionen Kapital, die seit 14 Jahren auf Eisenwerke in
                              Frankreich gelegt wurden, sind sammt allem Interesse verloren,
                              und die Hunderttausend Eisenarbeiter sind eben so viele Bettler.
                              Tauschhandel, Umsaz der Waare gegen Waare, von welchem die
                              Apostel des freien Handels so viel und so schoͤn
                              schwaͤzen, ist nur dort mit wechselseitigem wahren
                              Vortheile moͤglich, wo die Waare des einen Landes nicht
                              in dem andern erzeugt werden kann. Wenn wir dem
                              Hollaͤnder unser Holz geben und dieser uns dafuͤr
                              Gewuͤrze und Kaffee, so gewinnt er, und wir gewinnen
                              gleichfalls, indem wir beide uns Beduͤrfnisse durch
                              diesen Tausch verschaffen, die keiner in seinem Lande erzeugen
                              kann und beide bei Erlangung dieser Beduͤrfnisse unser
                              Geld im Sake behalten und zu andern Unternehmungen verwenden
                              koͤnnen. Wenn wir aber dem Hollaͤnder unser Holz
                              fuͤr seine schoͤne Leinwand, sein gutes Tuch, sein
                              feines Papier etc. geben, so sind wir Esel, die man
                              pruͤgeln soll, bis kein Haar mehr hinter den langen Ohren
                              sizen bleibt, indem wir schoͤne Leinwand, gutes Tuch,
                              feines Papier etc. eben so gut bei uns verfertigen
                              koͤnnen, als der Hollaͤnder (und sogar noch
                              leichter und besser, da Alles bei uns wohlfeiler ist), wenn wir
                              anders so fleißig und so geschikt seyn wollen wie er, und eben
                              so klug wie er, d.h. nichts in das Land einfuͤhren
                              lassen, was im Lande erzeugt werden kann. Sobald wir
                              Kolonialwaaren aus einem andern Staate beziehen, als aus
                              demjenigen, in welchem wir unsere rohen Producte absezen,
                              verlieren wir; selbst wenn ein anderer Staat diese
                              Kolonialwaaren um die Haͤlfte wohlfeiler gaͤbe:
                              denn wir verlieren oder beleidigen wenigstens den Kaͤufer
                              eines Materiales, das ohne ihn keinen Werth fuͤr uns hat,
                              und wir verlieren unser Geld, wenn wir bei einem andern kaufen,
                              der nie etwas von uns kauft, fuͤr ewige Zeiten mit allem
                              Interesse. Wenn zwei Individuen gegen einander Dinge tauschen,
                              die sie jeder gleich gut verfertigen koͤnnen, wenn sie
                              nur wollen und nicht faul sind; so treiben sie keinen
                              Tauschhandel, sondern einen Taͤuschungshandel: sie
                              taͤuschen sich wechselseitig uͤber ihren eigenen
                              Vortheil. Es ergeht ihnen wie jenen zwei Jungen, wovon der eine
                              die Pfeife, die er sich aus dem Rohre geschnitten hatte, gegen
                              eine Schleuder vertauschte, mit welcher er den andern gewaltig
                              hoch werfen sah. Nachdem jeder seine neue Acquisition beschaut
                              und versucht hatte, fand der, welcher die Pfeife eintauschte,
                              daß er sie eben so gut selbst machen kann, obschon sie in seinem
                              Munde nicht so laut pfeift; der andere, der die Schleuder
                              einhandelte, fand, daß er mit derselben nicht hoͤher
                              wirft, als er bisher mit seinen selbst verfertigten Schleudern
                              gereicht hat; beide reute der Tausch, und es kam zur Aufhebung
                              des großen Tauschhandels: die Waaren wurden remittirt. Von
                              beiden Seiten wurden Bemerkungen gemacht, und am Ende ward aus
                              dem Tauschhandel ein Raufhandel, wie wir ihn unter den alten
                              Buben in der Welthistorie so oft aufgefuͤhrt finden, als
                              wir ihn auf der gruͤnen Wiese unter kleinen Buben sehen
                              koͤnnen. Tauschhandel kann nur auf wohl verstandenem, gut
                              berechneten wechselseitigen Interesse mit Dauer und Sicherheit
                              zu wechselseitigem Vortheile bestehen: es muß beiden Parteien
                              daran liegen, daß der wechselseitige Wohlstand durch den Tausch
                              zunimmt, vermehrt wird; keiner muß am Tausche mehr gewinnen
                              wollen als der andere. Hierauf gruͤndet sich das im
                              Handel allgemein gebraͤuchliche Wort: Freund. Ist derjenige aber mein
                              Freund, der mir meinen Nothpfennig aus der Tasche
                              schwaͤzt, seinen Commis (und wenn Staaten nichts anderes
                              wie große Familien sind, so sind gegen Staaten die
                              groͤßten Fabriken Englands, Frankreichs, der Schweiz
                              und Sachsens nichts anderes als Musterreiter) seinen Commis,
                              sage ich, in mein Haus schikt, und, waͤhrend ich mit
                              meinen Arbeiten beschaͤftigt bin, vor meiner Frau und
                              meinen Kindern den ganzen Plunder von Struͤmpfen,
                              Unterroͤken, Jaͤkchen, Chemisetten,
                              Haͤubchen etc. auskramt, und sie alle so deutlich
                              uͤberzeugt, daß sie sich diese schoͤnen
                              Saͤchelchen nimmermehr mit eigener Hand so wohlfeil und
                              so niedlich verfertigen koͤnnen, daß endlich meine gute
                              Frau (mein Herr Minister) ihre Hand nach den wenigen Rollen
                              ausstrekt, die ich in meinem Aerarium fuͤr schlimme
                              Zeiten aufgespart habe? Ist der mein Freund? Er denkt nur daran,
                              mein Geld zu kriegen; ob meine Familie spaͤter darben
                              muß, daß er meine gute Frau uͤbervortheilte, daß er ihr
                              sogar noch etwas darein gab, dieß kuͤmmert ihn nicht.
                              Eine Familie, die Franklin's, des
                              unsterblichen Franklin, goldene Regel
                              vergißt: „daß wohlfeil kaufen
                                    arm macht,“ geht eben so sicher zu
                              Grunde, als ein Staat, der sie vergißt. Franklin's Soͤhne haben sich in dem Augenblike
                              an die Lehre ihres Großvaters erinnert, als die Commis mit den
                              wohlfeilen Waaren an ihre Thuͤren kamen. Wir haben eine
                              deutsche Uebersezung von Franklin's
                              Werken von unserm Buͤrger; in
                              unsern mystischen Tagen ist aber Franklin und Buͤrger
                              in Deutschland vergessen. Man schaͤmt sich jezt in
                              England sogar einer solchen Plattheit nicht, daß man, um die
                              Vortheile freier Fabrikwaaren-Einfuhr zu zeigen, die
                              englische Industrie zum Schuhmacher herabwuͤrdigt, und
                              sagt: „wenn ihr unsern Fabrikaten nicht freie Einfuhr
                                 gestattet, so wird es euch gehen wie dem Manne, der sich
                                 seine Schuhe selbst machen wollte: sie werden euch theurer
                                 zu stehen kommen und nicht so nett seyn.“
                              „Leider ist dieses Argumentum vom Leisten zur
                                 Leier“ durch den Berichterstatter uͤber
                              die lezte Leipziger Millionen-Messe sogar in die Allgemeine deutsche Zeitung gekommen,
                              wir vermuthen jedoch, daß der Berichterstatter seinen alten
                              Landsleuten, den Sachsen auf der Insel, nur etwas Pfeffer auf
                              die Butter damit streuen wollte; denn ernstlich kann er so etwas
                              nimmermehr gemeint haben. Daß uͤbrigens die Sachsen
                              fuͤr freie Einfuhr sind, ist leicht begreiflich, so lang
                              ihre Messe sich noch zu halten vermag. Sobald aber diese durch
                              das kluͤgere System Preußens, Oesterreichs und Rußlands
                              zu Grabe gegangen seyn wird, wird Sachsen eine geschlossenere
                              Douanen-Linie erhalten muͤssen, als jeder andere
                              Staat, wenn seine Fabriken nicht alle zu Grunde gehen und seine
                              Moralitaͤt durch Tausende von muͤssigen Bettlern
                              nicht mehr leiden soll, als durch ein paar Duzend Schwarzer.
                              Alle verstaͤndigen Staatswirthe Englands erklaͤren
                              sich laut gegen freie Einfuhr und gegen das System Huskisson's
                              und Say's; sie finden darin den Untergang der englischen
                              Industrie; sie kuͤmmern sich nicht um Absaz auf dem
                              festen Lande in Europa, sondern in beiden Indien und im Oriente;
                              sie wollen nur freien Handel mit den 100 Millionen brittischer
                              Unterthanen in Ostindien. Lezterer allein kann Englands
                              Industrie noch retten, wenn, nach dem alten
                              buͤreaukratischen Grundsaze: lorsque la sottise est faite, il faut la soutenir,
                              auch die Huskisson'sche soutenirt werden soll: allein es steht
                              sehr zu besorgen, daß, bei der Vorliebe, die man heute zu Tage
                              fuͤr halbe Maßregeln hat, auf der einen Seite eine Art
                              von Handelsfreiheit, auf der andern das strenge Monopol der
                              ostindischen Kompagnie beibehalten werden wird. Man hofft durch
                              dieses Schaukel-System die Industrie des festen Landes,
                              die sich jezt in Frankreich, Holland, Preußen, Oesterreich,
                              Rußland, in allen Staaten, welche das alte englische Princip des
                              Einfuhr-Verbotes nachahmten, so sehr emporhebt, aus dem
                              Gleichgewichte zu bringen und zu stuͤrzen, und die 400
                              Millionen in Indien in ewiger Knechtschaft zu halten.
                           
                        
                           Organisation des Schleichhandels mit
                              Seidenwaaren nach England.
                           Es ist, nach Lyoner Rechnungen, gewiß, daß gegenwaͤrtig
                              fuͤr 25 Millionen Franken Seidenstoffe aus dieser Stadt
                              allein nach England gehen, seit der Einfuhrzoll in England
                              herabgesezt wurde. Der franzoͤsische Kaufmann und
                              Fabrikant sendet feine Waare nach Calais oder Boulogne, und wagt
                              keine Gefahr des Schwaͤrzens: der englische Schiffer aber
                              wagt sie. Er deponier den Werth der Waare, und bedingt sich bloß
                              seine Fracht und seine per Cents,
                              wenn er die Empfangscheine uͤber die richtige Ablieferung
                              der Waare bringt. Er kann dieß; denn es gibt
                              Assecuranz-Compagnien, die, fuͤr 15 p. C., jeden
                              geschwaͤrzten Seiden-Transport assecuriren.
                              Haͤtte Hr. Huskisson es mit
                              seinem Aufheben des Einfuhr-Verbotes ehrlich gemeint, so
                              haͤtte er bloß den Zoll von 30 p. C., den er jezt noch
                              annahm, auf 15 p. C. herabsezen sollen; dann waͤre keine
                              Assecuranz des Schwaͤrzens mehr moͤglich. Warum
                              laͤßt er kein Paar Schuhe in England einfuͤhren
                              (das Duzend Frauenzimmer-Schuhe zahlt 1 Pfd. 40 Sh. (18
                              fl.) Mauth), wohl aber fuͤr 35 Millionen Seidenwaaren?
                              (Courier. Galignani N.
                              4437.)
                           
                        
                           Consequenz der Handelsfreiheit in
                              England.
                           J. Dodd, Inhaber einer Sloop, wurde zu
                              einer Strafe von 600 fl. (50 Pfd.) verdammt, weil er Maschinen
                              fuͤr Wollen-, Baumwollen- und
                              Seiden-Fabriken aus England nach Holland fuͤhren
                              wollte. (Times. Galignani. N.
                              4434.)
                           
                        
                           Ueber Englands Zukerhandel und Fehler der
                              heutigen Verwaltung desselben.
                           Hr. Grant bewies dem
                              Finanz-Minister Englands (Chancellor of the Exchequer), daß im vorigen Jahre
                              (1828) aus Westindien 3,965,000 Ztr. Zuker eingefuͤhrt
                              wurden, waͤhrend aus dem ungeheueren Ost-Indien
                              nur 156,000 Ztr. eingefuͤhrt worden sind. Der
                              westindische Zuker zahlt nur 10 Shilling, der ostindische 37
                              Shill. Einfuhr. Er schlug daher vor (nach dem
                              Erfahrungs-Grundsaze, daß der Mauth-Ertrag desto
                              groͤßer ausfaͤllt, je geringer, erschwinglicher
                              zum Genusse fuͤr den Armen, die Mauth fuͤr den zu
                              consumirenden Gegenstand angeschlagen wird), die Mauth
                              fuͤr den westindischen Zuker auf 7 Shill. fuͤr den
                              Ztr., fuͤr den ostindischen auf 25 Shill. herabzusezen,
                              da jezt der arme Mann in England seinen Thee kaum mehr mit Zuker
                              zu trinken vermag. Er unterstuͤzte seinen, nicht bloß
                              humanen, sondern sehr richtig financiell berechneten, Antrag mit
                              der Bemerkung, daß obige Zuker-Einfuhr aus Ost-
                              und Westindien fuͤr Englands Bedarf nicht zureicht,
                              sondern daß man noch aus Brasilien jaͤhrlich fuͤr
                              2,800,000 Pfd. einfuͤhren muß, waͤhrend England an
                              Brasilien nur fuͤr 1,500,000 Manufakturen absezt, also
                              jaͤhrlich 1,500,000 fuͤr Zuker verliert, die es
                              nicht verlieren wuͤrde, wenn es, durch Herabsezung des
                              Zolles, die Erzeugung des Zukers in Ost- und Westindien
                              beguͤnstigen, und den Verbrauch des Zukers in England
                              foͤrdern, Statt verhindern wuͤrde. Wenn England
                              nicht den Zuker auf seinem eigenen Boden in Ost- und
                              Westindien selbst erzeugte, so koͤnnte man es loben, wenn
                              es, wie die Staaten des Kontinentes, die keine Kolonien besizen,
                              den Verbrauch des Zukers durch hoͤhere Abgaben
                              beschraͤnkte. Da es aber selbst Zuker erzeugt, so
                              laͤßt es sich nicht begreifen, wie es durch so hohe
                              Abgaben die Production und die Konsumtion zugleich
                              beschraͤnken kann. – Sollte man glauben, daß ein
                              solcher Vorschlag verworfen werden koͤnnte? Er ward es
                              mit 98 Stimmen gegen 60. Was beweiset Majoritaͤt
                              fuͤr Recht und Wahrheit? Das, was die Mehrzahl der
                              Stokfische, die alle nach dem Koͤder schwimmen, an der
                              Angel anbeißen, und durch eine unendliche Majoritaͤt
                              beweisen – daß sie Stokfische sind. (Galignani. N. 4437.Es wird manchem Leser nicht begreiflich seyn, warum
                                    dasselbe Erzeugniß des Unterthanes in Ostindien drei Mal
                                    mehr Mauth zahlen soll, als jenes in Westindien. Die
                                    Ursache ist diese, weil die reiche ostindische Compagnie
                                    ihr eigenes Monopol hat; weil die westindischen
                                    Zuker-Pflanzer gleichfalls ihr Monopol haben, und
                                    weil in England mit allem, selbst mit der Idee in des
                                    Menschen-Hirn, die, waͤhrend sie noch im
                                    Schaͤdel stekt, patentisirt wird, ein Monopol
                                    getrieben wird.A. d. Ue.).
                           
                        
                           Ueber Irlands Faͤhigkeit zur
                              Industrie
                           theilt der Herald (Galignani Messenger
                                 N. 4442) folgende Bemerkungen mit, die auch auf manches
                              Land auf dem Kontinent angewendet werden koͤnnen:
                           
                              „Man hat so viele unrichtige Begriffe uͤber die
                                 Faͤhigkeiten Irlands zu einem
                                 Manufaktur-Staate, daß es vielleicht dem Publikum
                                 sehr ersprießlich seyn mag, zu wissen, daß ein in Irland auf
                                 Industrie verwendetes Kapital nur kuͤmmerliche Zinsen
                                 traͤgt. Wo Fabriken gedeihen sollen, sind Kenntnisse
                                 und Kapitalien, und ist vor Allem Fleiß nothwendig: im
                                 Vergleiche mit England fehlt es in Irland an jeder dieser
                                 drei Bedingungen. Unsere englischen Fabriken besizen alle
                                 jene Vortheile, welche hoher Reichthum, vollendete
                                 Ausbildung und rastlose Thaͤtigkeit nur immer
                                 gewaͤhren koͤnnen: solche Vortheile wachsen
                                 nicht uͤber Nacht, und man kann sie nicht, wie
                                 Waaren, aus einem Lande in das andere schaffen. Irland kann
                                 bloß ein ackerbauendes Land seyn, und hierzu hat es, ohne
                                 Zweifel, die schoͤnsten Anlagen. Wenn man in Irland
                                 sein Kapital, statt es auf Grund und Boden zu legen, auf
                                 Fabrik-Treiberei legt,
                                 so ist es eben soviel, als ob man sein Geld hinausgeworfen
                                 haͤtte. Man taͤuscht sich selbst mit eitlen
                                 Hoffnungen. Man sagt, daß die uͤbergroße
                                 Bevoͤlkerung Irlands einen Ueberfluß wohlfeiler
                                 Arbeiter geben muͤßte: diese Voraussezung ist
                                 falschIrland ist auch nicht uͤbervoͤlkert,
                                       wie man aus den officiellen Angaben ersehen
                                       kann.A. d. Ue.. Der Arbeitslohn ist verhaͤltnißmaͤßig
                                 um nichts kleiner als in England, und, wenn zu der Arbeit
                                 zugleich Kopf gehoͤrt, unendlich hoͤher. Die
                                 Leute sind in Irland weit weniger arbeitsam; sie arbeiten
                                 weniger, weil sie weniger Beduͤrfnisse haben, und
                                 wenn es auch hier und da scheinen sollte, daß in Irland das
                                 Taglohn niedriger steht, so zweifle ich sehr, ob in England
                                 nicht fuͤr dasselbe Geld mehr gearbeitet wird. Ich
                                 habe mehrere Fabriken in Irland bloß in der Hinsicht
                                 besucht, um den Arbeitslohn mit jenem in England zu
                                 vergleichen, und ich kann versichern, daß ich denselben bei
                                 allen feineren Arbeiten um so viel hoͤher fand, als
                                 er bei den groben allenfalls niedriger ist. Die Natur selbst
                                 hat Irland weit zuruͤkgelassen: die Steinkohlen sind
                                 drei Mal theurer, als in den Fabrik-Distrikten
                                 Englands. Einige sagen, daß man aus den Mooren Torf wird
                                 graben koͤnnen, der durch Wohlfeilheit und
                                 Guͤte eine Fabrik in Irland weit
                                 eintraͤglicher machen muß, als eine Fabrik in England
                                 es in der Mitte ihrer Steinkohlengruben nicht seyn kann. Ich
                                 habe nirgendwo etwas hiervon gesehen, und begreife auch
                                 nicht, warum die Irlaͤnder so viel Steinkohlen
                                 einfuͤhren, wenn ihre Moore so viel Torf geben und so
                                 leicht zu bearbeiten sind. So viel ist, ein Mal fuͤr
                                 immer, unlaͤugbare Thatsache, daß die Fabriken, die
                                 in Irland bestanden, nach und nach alle zu Grunde gegangen
                                 sind. Man hat ehevor zu Dublin eine sehr große Menge
                                 sogenannter Tabbinets fabricirt,
                                 gegenwaͤrtig sind diese Fabriken beinahe auf Null
                                 reducirt, und das Viertel von Dublin, welches man the Liberty nennt, in welchem
                                 die meisten Weber wohnen, ist ein Jammerwinkel, gegen
                                 welchen unsere Spitalfields noch
                                 ein Eden sind. Dort ist wahres Elend, wahre Noth; unsere
                                 armen Seidenweber leben, im Vergleiche zu diesen, noch
                                 behaglich. Wohnungen ohne Dach und ohne Fenster, ohne
                                 Moͤbel und voll Unrath, ekelhafte stinkende Keller,
                                 nakte Kinder, halb bekleidete Muͤtter, und
                                 Vaͤter, deren Lumpen unseres alten Foote
                                 Nativitaͤt, die er den weggeworfenen Kleidern in
                                 England gestellt hat, vollkommen rechtfertigen. Fuͤr
                                 einige Zeit uͤber mag ein Monopol mit gewissen
                                 Fabrikaten vielleicht bestehen koͤnnen; es besteht
                                 aber nicht lang, und die Verbindungen, durch welche der
                                 Konsument immer zu erfahren weiß, wo er seine Waaren am
                                 wohlfeilsten und besten findet, werden jeden Fabrikanten zur
                                 wohlfeilsten und besten Waare zwingen. Was endlich in Irland
                                 noch zu fuͤrchten ist, ist dieß, daß man das Land
                                 bestaͤndig durch Parliaments-Acten verbessern
                                 und gluͤklicher machen will. Es gibt in Irland
                                 allerdings vortreffliche und ausgezeichnete Maͤnner,
                                 die ihrem Lande gern Opfer bringen wuͤrden; allein es
                                 fehlt an Sicherheit, sein Geld dort wieder zu finden, wo man
                                 es hingelegt hat.
                              
                           
                        
                           Herrn Christie's Ruderrad ist keine
                              englische Erfindung.
                           Das Ruderrad des Hrn. Alexander Christie, welches im XXXII. Bd. S. 345. dieses
                              Journales beschrieben wurde, ist urspruͤnglich eine
                              Erfindung des Hrn. Antonio
                                 Sebastianutti zu Triest, welche derselbe noch
                              vervollkommnet und auf die er von der k. k. Hofkammer in Wien
                              ein Patent erhalten hat.
                           
                        
                           Hrn. Revis's
                              Krahne,
                           von welchen wir im Polyt. Journ. Bd.
                                 XXXI. S. 413. Nachricht gaben, ertheilt das Repertory of
                                 Patent-Inventions, Junius S. 365. alles Lob, und
                              wuͤnscht, daß diese Vorrichtung, mit mehr Hebeln
                              versehen, und mit Querstangen, damit mehr Leute daran arbeiten
                              koͤnnen, auch auf Schiffe angewendet wuͤrde.
                           
                        
                           
                           Verbesserung an der kreisfoͤrmigen
                              Saͤge.
                           „Hr. Jak. Robb, ein
                                 geistreicher Mann in unserer Nachbarschaft, hat an der
                                 kreisfoͤrmigen Saͤge wichtige Verbesserungen
                                 angebracht. Diese verbesserte Saͤge arbeitet jezt auf
                                 der Lintrose
                                 Saͤgemuͤhle, und arbeitet
                                 vortrefflich.“Strathmore Journal. Mechanics' Magazine
                                 N. 302. 23. Mai. S. 240. (Es waͤre sehr zu
                              wuͤnschen, daß diese Verbesserungen bald bekannt gemacht
                              wuͤrden. Bis jezt muͤssen wir uns begnuͤgen
                              zu wissen, wo man sie sehen kann.)
                           
                        
                           Die Wunder-Kutsche, (Wonder-Coach),
                           eine Landkutsche, die zwischen London und Shrewsbury faͤhrt, fuhr 160 englische Meilen
                              (d.i. 40 bayersche Postmeilen) in dreizehn
                                 Stunden und einer halben. In
                              diese Zeit ist Aufenthalt bei Pferdewechsel,
                              Fruͤhstuͤk und Mittag-Essen eingerechnet.
                              Herald. Galignani. N. 4436. Was
                              ist ein deutscher Eilwagen gegen diese Landkutsche? Welcher
                              Koͤnig oder Kaiser fuhr auf dem festen Lande jemals so
                              schnell, als in England jeder Commis fahren kann? Man wird in
                              Deutschland eben so schnell fahren, sobald man jedem erlaubt,
                              seine Pferde zu wechseln so oft und wo er will, wenn man dieß
                              nicht erlaubt, werden unsere Eilwagen gegen die englischen Landkutschen immer Schnekenwagen seyn
                              und bleiben muͤssen.
                           
                        
                           Capt. Ross's
                              Dampfboth-Nordpol-Expedition.
                           Capt. Ross ist Anfangs Junius aus
                              Woolwich in seinem eigenen Dampfbothe, Victory, nach dem Nordpol ausgelaufen. Die Bauart des
                              Schiffes ist neu: es kann gleich gut als Segelschiff und als
                              Dampfboth gebraucht werden. Die Kessel nehmen einen sehr kleinen
                              Plaz ein, brauchen nur die Haͤlfte Feuerung, und die
                              Maschine ist um volle drei Viertel leichter. Auch der
                              Schornstein blieb weg. Times. Galignani.
                                 N. 4441.
                           
                        
                           Anwendung von Robert's Feuerkappe in Holland.
                           Wir haben von Robert's Feuerkappe,
                              mittelst welcher man sich in den staͤrksten Rauch wagen
                              kann, wenige Wochen nach ihrer Bekanntmachung Nachricht gegeben
                              im Polytechn. Journ. Bd. XIX. S. 468. Die
                              Zwekmaͤßigkeit dieser Kappen fand man nun in Holland bei
                              Gelegenheit eines Brandes bestaͤtigt. Hr. Mulder hat einen lehrreichen Aufsaz
                              hieruͤber in den Bydragen
                              mitgetheilt. Ein Hr. van Bell hat
                              eine solche Kappe aus London nach Holland heruͤber
                              gebracht, welcher man sich mit allem Vortheile bediente. Die
                              hollaͤndische Regierung hat, nach dieser erprobten guten
                              Wirkung der Robert's Kappen, bereits
                              28 derselben an die Marine, und 230 an die Artillerie vertheilen
                              lassen. Haͤtte der arme von
                                 Hauser zu Wien eine solche Kappe aufgesezt, seine
                              Familie wuͤrde vielleicht noch heute einen Vater, und
                              sein Vaterland einen der achtbarsten Officiere besizen.
                           
                        
                           Wason's
                              Patent-Siegellak.
                           Hr. Pet. Rigley Wason ließ sich vor
                              Kurzem ein Patent auf Siegellak geben, das ganz nach
                              gewoͤhnlicher Weise verfertigt wird, in welches aber, ehe
                              es ganz zu Stangen ausgerollt wird, nachdem es die erste Form
                              auf der warmen Kupferplatte erhalten hat, eine Furche
                              gedruͤkt wird, in welche man einen kleinen Docht von
                              Stroh oder irgend einem Materiale legt, und hierauf die Stange
                              ausrollt, oder im Modell preßt. Auf diese Weise soll man
                              bequemer siegeln koͤnnen, indem das Siegellak immer
                              fortbrennt. Regist. of Arts. Nro.
                              70. S. 347. (Bei schwarzem Lake mag dieß angehen; bei farbigem
                              aber muß das Siegel durch die Verkohlung des Dochtes unrein
                              werden. Wer gut siegelt, laͤßt seine Siegelstange am
                              Lichte nur sieden, nie braten oder gar brennen.)
                           
                        
                           Die ungeheuere Tapeten- und
                              Teppich-Manufaktur der HHrn. Downing und Sons,
                           zu Chelsea bei London, brannte Ende Mai's
                              ab. Der Schaden betraͤgt uͤber 30,000 Pfd.
                              Sterling. Nichts war assecurirt. Das Feuer war gelegt. (Galignani. N. 4430.)
                           
                        
                           Modellen-Sammlung zu
                              Boulogne.
                           Die Société
                                 d'Agriculture befolgt, nach ihrem Procès verbal dd. 1. Juli
                              1828. S. 58. (im Bulletin d. Sciences
                                 technol. April S. 323.) einen zwekmaͤßigen,
                              nachahmungswerthen Plan, sich geschikte Steinmeze, Zimmerleute,
                              Tischler und Wagner heranzuziehen, und zugleich eine gute
                              Modellen-Sammlung zu erhalten. Man hat zu Boulogne eine
                              Zeichnungs-Schule, und eine Schule fuͤr Geometrie
                              und Mechanik in Anwendung auf Kuͤnste. Beide sind zur
                              Ausbildung der jungen Handwerker bestimmt. Die Société d'Agriculture
                              zu Boulogne sezt nun alle Jahre vier Preise fuͤr
                              diejenigen dieser Schuͤler aus, welche, nach einer
                              Zeichnung, die sie in einem gegebenen Maßstabe verfertigt haben,
                              im Modell in Steinmez-, Zimmermanns-,
                              Tischler- und Wagner-Kunst ausarbeiten. Die
                              Zeichnungen werden vorlaͤufig gepruͤft, und,
                              nachdem sie den Beifall der Société erhalten haben, zu einem Modelle
                              ausgearbeitet. Das best gearbeitete Modell erhaͤlt dann
                              den Preis.
                           
                        
                           Barlow's Teleskope mit concaver
                              Wasserlinse.
                           Die Annales de Chimie et de Physique
                              enthalten im April-Hefte S. 307 zwei Abhandlungen
                              uͤber ein achromatisches Fernrohr mit concaver
                              fluͤssiger Linse, statt der gewoͤhnlichen aus
                              Flintglas, und uͤber die Wirkung der Temperatur auf die
                              Brech- und Dispersionskraft ausdehnbarer
                              Fluͤssigkeiten als Linse, welche auch in den Philosoph. Transactions sich
                              befinden. Da die deutschen Journale der Physik dieselben bald in
                              einer Uebersezung liefern werden, so begnuͤgen wir uns
                              bloß mit Anzeige derselben fuͤr Optiker, die wir schon
                              fruͤher auf diese wichtige Entdekung aufmerksam
                              machten.
                           
                        
                           Theorie zu Fraunhofer's Versuchen
                              uͤber Farben.
                           Hr. Thom. Young, M. Dr., hat in den Annales de Chimie, Februar, 1829. S.
                              178. eine „Theorie der von
                                    Fraunhofer in seinen Versuchen beobachteten
                                    Farben“ aufgestellt; auf welche wir die
                              Optiker aufmerksam machen zu muͤssen glauben. Der Raum
                              unserer Blaͤtter gestattet uns nicht, eine Uebersezung
                              derselben zu liefern, die ohnedieß bald in deutschen Journalen
                              fuͤr Physik erscheinen wird.
                           
                        
                           Frage an Beobachter.
                           Man lege auf ein bedruktes Blatt Papier ein Blatt Schreibpapier
                              von solcher Dike, daß man die gedrukten Lettern nicht oder kaum
                              mehr durchsieht. Nun bewege man das Blatt Schreibpapier auf dem
                              Drukpapiere rasch hin und her, und die darunter befindlichen
                              Lettern des Druk-Papieres werden durch das Schreibpapier
                              deutlich sichtbar werden. Ist dieß eine optische oder eine
                              elektrische Erscheinung?
                           Q im Mechanics' Magazine N. 307. S. 214. 27. JuniDie Beobachtung ist richtig. Wir wuͤnschen die
                                    Erklaͤrung eines Physikers uͤber dieses
                                    Phaͤnomen. Ist es die durch die Reibung
                                    entwikelte gelinde Waͤrme, die das Papier
                                    ausdehnt, und dasselbe verduͤnnt? Man sieht etwas
                                    mehr, wenn man das Schreibpapier stark erhizt, und auf
                                    den Druk legt, aber nicht so viel, als wenn man es kalt
                                    auf denselben legt, und reibt. Werden durch die Reibung
                                    die Theilchen des Papieres verschoben?A. d. Ue..
                           
                        
                           Foͤrderung der Naturgeschichte
                              durch die Société
                                 industrielle zu Muͤlhausen.
                           Es freut uns, daß die hoͤchst achtbare Société industrielle
                              zu Muͤlhausen (eine der
                              nuͤzlichsten technischen Gesellschaften, in welchen der
                              Geist der hollaͤndischen Gesellschaften aͤhnlicher
                              Art aus den mittleren Decennien des vorigen Jahrhunderts wieder
                              aufzuleben scheint) eine in unseren Blaͤttern schon so
                              oft wiederholte Bemerkung praktisch bestaͤtigt;
                              naͤmlich diese, daß zur gluͤklichen und
                              gruͤndlichen Foͤrderung der
                              Industrie kraͤftige Foͤrderung der Naturgeschichte
                              unerlaͤßlich ist. Die Société industrielle
                              beschaͤftigte sich zuerst bei Gruͤndung ihres
                              schoͤnen Institutes mit gehoͤriger
                              Wuͤrdigung der Chemie und Mechanik; sie verbreitete Liebe zur
                              Arbeit in ihrer Gegend, und lehrte wie gearbeitet werden muß,
                              wenn mit Vortheil gearbeitet werden soll; sie wurde
                              unwillkuͤrlich auf die Nothwendigkeit einer Statistik der Industrie in ihrer Gegend aufmerksam gemacht, und
                              endlich fuͤhlte sie, daß, um ihrer herrlichen
                              Schoͤpfung die Krone der Vollendung zu geben, Naturgeschichte in allen ihren
                              Zweigen, Mineralogie und Geologie, Botanik und Zoologie nicht laͤnger fehlen
                              kann und darf. Sie hat nun, am Ende des vorigen Jahres,
                              beschlossen, einen Ausschuß
                              fuͤr Naturgeschichte zu
                              bilden, und diese hochwichtige Wissenschaft in Bezug auf ihre
                              industriellen Unternehmungen kraͤftig zu betreiben.
                           
                        
                           Neue Unterrichts-Anstalt
                              fuͤr Handwerker zu Manchester: „Society for promoting useful
                                    Instruction.“
                              
                           Da die Manchester Mechanics'
                                 Institution in Abnahme gerieth, so wurde eine neue
                              Unterrichts-Anstalt in dieser Fabrikstadt errichtet, in
                              welcher man fuͤr 16 Shill. jaͤhrlich Mathematik,
                              Maschinen und Muster zu zeichnen und grammatikalisch richtig
                              Englisch lernt. Sie fuͤhrt den Titel: „Society for promoting useful
                                    instruction.“ Durch diese neue Anstalt
                              kam die alte Manchester Mechanics'
                                 Institution von 800 Schuͤlern auf 250 herab.
                              (Mech. Mag. N. 207. S. 310. 27.
                              Juni.)
                           
                        
                           Ueber den Faͤrbestoff der
                              Orseillen.
                           Herr Robiquet hat der Akademie seine
                              Untersuchungen uͤber den Faͤrbestoff der Orseillen
                              mitgetheilt. Im Handel kommen hauptsaͤchlich zwei Sorten
                              von Orseille vor, welche verschiedene Variolaria sind, naͤmlich diejenige, welche man
                              aus Lichen roccella (Stereocolon roceella, achar) auf den
                              Canarischen Inseln bereitet, und die Erdorseille oder Orseille
                              von Auvergne, welche man auch Perelle nennt. Bekanntlich pflegte
                              man sie fuͤr die Faͤrberei auf die Art
                              vorzubereiten, daß man sie mit Urin knetete, oder mit Kalk,
                              bisweilen sogar Alaun, Arseniksaͤure u.s.w. versezte.
                              Erst seit Kurzem haben die Fabrikanten ihr Verfahren dahin
                              verbessert, daß sie sich des Ammoniaks bedienen; doch war dieser
                              Gegenstand bis jezt noch keineswegs durch chemische
                              Untersuchungen hinreichend aufgeklaͤrt. Hr. Robiquet hat sich damit
                              beschaͤftigt; er hat seine Versuche mit
                              sorgfaͤltig gesammelter Variolaria
                                 dealbata DC. angestellt; er behandelte die Orseille mit
                              kochendem Alkohol, wodurch er zuerst eine sehr weiße krystallinische Substanz erhielt, welche
                              mit den sogenannten Halbharzen einige Aehnlichkeit hat; das
                              geistige Extrakt hatte den Geruch von frischem Theriak; mit
                              Wasser angeruͤhrt gab es eine zukerige Substanz wie Mannazuker; als man diese
                              Substanz verdunsten ließ, stellte sie eine gelbliche Masse dar,
                              worin Nadeln vorkamen, die aber noch durch eine klebrige
                              Fluͤssigkeit verunreinigt waren. Durch Auspressen konnte
                              man diesen Mannazuker davon befreien. Als er wieder in Aether
                              aufgenommen wurde, schieb sich eigenthuͤmliche starre kristallinische Substanz und
                              ein gruͤnlichgelbes Princip ab. Durch einige Proceduren
                              laͤßt sich jedoch dieses gruͤnliche Princip leicht
                              entfernen. Nach diesen verschiedenen Behandlungen bleibt von der
                              Orseille nur noch eine pulverige, stikstoffhaltige Substanz
                              zuruͤk, die wenig Interesse darbietet.
                           Die durch den Aether abgeschiedene krystallinische Substanz
                              schmilzt bei gelinder Waͤrme und krystallisirt beim
                              Erkalten wieder; staͤrker erhizt, verfluͤchtigt
                              sie sich, sezt sich aber im Hals der Retorte wieder in
                              Krystallen ab; sie kann sich nicht faͤrben.
                           Nur die zukerige Substanz kann sich faͤrben, obgleich sie
                              in reinem Zustande gelblichweiß ist; sie unterscheidet sich von
                              andern Zukerarten dadurch, daß sie durch basisch essigsaures
                              Blei gefaͤllt wird.
                           Wenn man diese zukerige Substanz durch thierische Kohle reinigt,
                              erhaͤlt man sie in vierseitigen Prismen; da sie
                              schmelzbar ist und bei einer nicht sehr starken Hitze
                              verfluͤchtigt wird, so legt sie sich an die
                              Seitenwaͤnde der Retorte an. Ihre merkwuͤrdigste
                              Eigenschaft ist diese, daß sie sich durch Ammoniak dunkelbraun
                              faͤrbt und beim Aussetzen an die Luft, in dem Maße, als
                              ein Theil des Ammoniaks verdunstet, Anfangs violett und dann
                              immer roͤther wird. Dieses ist also der
                              Faͤrbestoff der Orseillen; er wird zuerst durch das
                              Ammoniak braun und erhaͤlt dann durch die Einwirkung der
                              Luft sein purpurartiges Aussehen. Es ist dazu keine
                              Gaͤhrung noͤthig und Zusaz von Kalk, Alaun u.s.w.
                              ist bei der Bereitung dieser Farbe eher schaͤdlich als
                              nuͤzlich. Nach Hrn. Robiquet
                              wird der Faͤrbestoff der Orseille durch
                              Schwefelwasserstoff, wahrscheinlich in Folge einer Desoxydation,
                              entfaͤrbt; der Schwefelwasserstoff wirkt bekanntlich eben
                              so auf die Lakmustinktur; auch hatte bereits der Abbé Nollet bemerkt, daß der
                              Faͤrbestoff der Orseille im luftleeren Raume farblos
                              wird. Nach Hrn. Chevreul wird auch
                              das Hoͤmatin (der Faͤrbestoff des
                              Campeschenholzes) durch die Einwirkung der Saͤuren gelb.
                              (Journal de Pharmacie, Juni
                              1829, S. 298.)
                           
                        
                           Verfaͤlschung der Wollenstoffe mit
                              Baumwolle.
                           Bei einer der lezten Sizungen der Akademie zu Metz wurde
                              folgendes Mittel zur Entdekung der Verfaͤlschung der
                              Wollenstoffe mit Baumwolle empfohlen. Man loͤst zwei Loth
                              aͤzendes Kali in einem halben Pfunde Wasser auf, und
                              kocht darin den verdaͤchtigen Stoff zwei Stunden lang.
                              Wenn er aus reiner Wolle ist, so wird er sich ganz in dieser
                              Lauge aufgeloͤst haben, und an der Oberflaͤche
                              eine Art Seife bilden, die man durch ein Sieb kann durchlaufen
                              lassen; wenn aber Baumwolle oder anderer vegetabilischer
                              Faserstoff beigemengt ist, so loͤst er sich nicht ganz in
                              dieser Lauge auf, sondern laͤßt seine Fasern auf dem
                              Siebe zuruͤk. Litterary
                                 Gazette. Eine weit einfachere Methode wurde in der
                              ersten Nummer des Mechan. Mag.
                              angegeben. Man darf naͤmlich nur den verdaͤchtigen
                              Stoff der Einwirkung der oxigenirten Kochsalzsaͤure (des
                              Chlores) aussezen, von welcher die Wolle gelb, die Baumwolle
                              aber weiß wird. (Mechan. Mag. N.
                              305. 13. Juni 1828. S. 288.)
                           
                        
                           Sieden des Hanfes.
                           Hr. Robiquet bemerkte in der Sizung
                              der Société de
                                 Pharmacie, daß ein Apotheker zu Straßburg vor einigen
                              Jahren den Hanf, Statt ihn zu roͤsten, der Einwirkung der
                              siedenden Wasserdaͤmpfe aussezte; daß dadurch das
                              Oberhaͤutchen leicht weg ging, und die Fasern sich gut
                              loͤsten. Hr. Caventou schlug
                              bei dieser Gelegenheit vor, das zu thun, was man schon vor
                              Jahrtausenden haͤtte thun koͤnnen, wenn man klug
                              gewesen waͤre; naͤmlich zu sehen: was denn
                              eigentlich die Hanfrinde fuͤr ein Ding ist; woraus sie
                              besteht? Wenn man nicht weiß, sagt er, was sie eigentlich ist,
                              wird man immer im Finstern tappen, so oft man von ihr oder
                              uͤber sie spricht. Analyse kann allein uns belehren. Man
                              muß vor Allem sehen, was an einer Sache ist. Die uͤbrigen
                              Herren Collegen sind am Ende mit dieser natuͤrlichsten
                              Meinung von der Welt natuͤrlich einverstanden, und
                              bemerken, jeder von seiner Seite, daß an dem Hanfe etwas ist,
                              was man noch nicht genau kennt, und was sich selbst durch
                              mehrere Bleichen nicht wegschaffen laͤßt, und zuweilen
                              noch in der Buͤtte des Papier-Machers der
                              Hanffaser anklebt. Journal de
                                 Pharmacie. Mai. N. 5. S.
                              244.
                           
                        
                           Analyse des Wassers der Themse. Von Hrn.
                              Brandes.
                           Hr. Brandes fand in
                              10,000 Theilen des reinsten und des
                              unreinsten
                              Themse-Wassers
                           
                              
                                 kohlensauren
                                    Kalk
                                 1,53
                                    –
                                      
                                 1,55
                                 
                              
                                 schwefelsauren
                                    Kalk
                                 0,15
                                    –
                                      
                                 0,12
                                 
                              
                                 salzsaure Soda und
                                    Bittererde
                                 0,20
                                    –
                                      
                                 0,23
                                 
                              
                                 organischen
                                    Stoff
                                 0,07
                                    –
                                      
                                 2,02
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 1,95
                                 
                                 3,92
                                 
                              
                           Es gibt ferner folgende Uebersicht uͤber die
                              taͤgliche Wasserlieferung zu London:
                           
                           
                              
                                 Viertel der Stadt.
                                   Gallonen.
                                  Kubikfuß.
                                 Einwohner.
                                   Maschinen.
                                 Gesammte Pferdekraft.
                                 
                              
                                 New River
                                    Company
                                 13,000,000
                                 2,000,000
                                   67,000
                                 3 (60 + 60 + 100)
                                 =   220
                                 
                              
                                 East London
                                   6,000,000
                                    950,000
                                   42,000
                                 4 (40 + 20 + 70 + 90)
                                 =   240
                                 
                              
                                 West Middlesex
                                   2,250,000
                                    360,000
                                   15,000
                                 3 (77 + 70 + 105)
                                 =   245
                                 
                              
                                 Chelsea
                                   1,700,000
                                    282,000
                                   12,400
                                 2 (60 + 70)
                                 =   130
                                 
                              
                                 Great Junction
                                   2,300,000
                                    450,000
                                     7,700
                                 3 (100 + 100 + 70)
                                 =   270
                                 
                              
                                 Lambeth
                                   1,244,000
                                    200,000
                                   16,000
                                 2 (36 + 80)
                                 =   116
                                 
                              
                                 Vauxhall
                                      100,000
                                    160,000
                                   10,000
                                 2 (45 + 20)
                                 =
                                        65
                                 
                              
                                 Southwark
                                      720,000
                                    115,000
                                     7,000
                                 2 (40 + 20)
                                 =
                                        60
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                    1346
                                 
                              
                           Er zeigte noch das Modell einer Filtrir-Maschine, die des
                              Tages 500,000 Kubikfuß Wasser filtrirt, und Muster des damit
                              filtrirten Wassers (London Litterary
                                 Gazette. Jan. 1829. Bulletin d.
                                 Scienc. technol. April 1829. S. 359.)
                           
                        
                           Notiz uͤber gebohrte Brunnen (puits artèsiens).
                           Hr. Héricart de Thury las am 9.
                              Maͤrz vor der k. Akademie zu Paris einige Bemerkungen
                              uͤber die Brunnen, welche Hr. Flachat zu St. Oven bohrte. Einer derselben sprang 2
                              1/2 Meter uͤber die Erde empor, und gab in 24 Stunden 120
                              Kubik-Meter Wasser. (Annales de
                                 Chimie. Maͤrz. 1829. S. 307.)
                           
                        
                           Heidelbeeren als
                              Gaͤrbe-Material.
                           Hr. C. A. Bergsma, Prof. zu Gend,
                              fand, daß ein Gaͤrber zu Berncaster mit dem besten
                              Erfolge die Heidelbeeren (Vaccinium
                              Myrtillus) als
                              Gaͤrbe-Material benuͤzt. Er sammelt die
                              kleinen Straͤucher im Fruͤhjahre, damit sie gut
                              austroknen und gemahlen werden koͤnnen, und findet, daß 3
                              1/2 Pfd. gemahlene Heidelbeer-Straͤucher auf Ein
                              Pfd. Leder hinreichen. Schon Gleditsch empfahl die Heidelbeeren als
                              Gaͤrbe-Material. Mém. de Berl. 1754. Uitgezochte Verhandelingen. IV. S. 437 (v. Hall's, Vrolick's und Mulder's
                              Bydragen T. III. p. 67.) Auch Boͤhmer empfahl sie in seiner techn. Gesch. d. Pflanzen. II. S.
                              414.
                           A. d. Ue.)
                           
                        
                           Kultur des Bodens in Ireland.
                           Bebautes Land in Ireland, die als Weiden brauchbaren
                              Marschlaͤnder miteingerechnet, sind 12,125,280 Acres.
                              Unbebautes, das recht wohl baufaͤhig waͤre,
                              4,900,000 Acres. Keiner Kultur faͤhiges 2,416,664 Acres.
                              Die jaͤhrliche Anzahl Verbrecher ist im
                              siebenjaͤhrigen Durchschnitte 16,119. Atlas-Galignani N. 4440.
                           
                        
                           Ueber Anlegung von Wiesen
                              uͤberhaupt, und uͤber Benuͤzung des
                              Rai-Grases (Lolium
                              perenne) bei denselben
                           hat Hr. Prof. van
                                 Hall eine treffliche Abhandlung in den Bydragen T. III. p. 146. geliefert, die eine gute
                              deutsche Uebersezung in irgend einer oͤkonomischen
                              Zeitschrift verdiente. Hr. van Hall
                              empfiehlt allen seinen Landsleuten die in der Cotta'schen Buchhandlung erschienene
                              Uebersezung des „Hortus
                                    gramineus Woburnensis, oder Versuche uͤber den
                                    Ertrag und die Nahrungs-Kraͤfte
                                    verschiedener Graͤser, veranstaltet durch. Joh.
                                    Herzog von Bedford und mit Anmerkungen von
                                    Sinclair“ Tuͤbing. 1828.
                              Waͤhrend Niederdeutschland von diesem Werke so großen
                              Vortheil zieht, ist es in Oberdeutschland kaum dem Namen nach
                              bekannt, viel weniger benuͤzt.
                           
                        
                           Camellien im Freien gezogen.
                           Man machte im vorigen Jahre in England den Versuch, Camellien im
                              Freien zu ziehen, und im Winter im Garten bloß mit Stroh
                              eingebunden stehen zu lassen. Die weiß
                              bluͤhende Abart hielt im strengen Winter aus. (Galignani N. 4413.)
                           
                        
                           Das groͤßte jezt bekannte
                              Glashaus.
                           Das Glashaus, welches der Herzog von Northumberland
                              gegenwaͤrtig auf seinem Landsize, „Sion-House“
                              erbaut, wird wenigstens das hoͤchste in Europa seyn. Die
                              Kuppel wird 70 Fuß hoch, aus Krystallglas; das Haus ist auf
                              40,000 Pfd. Sterl. (480,000 fl.) angeschlagen. Times. Galignani. N. 4436.
                           
                        
                           Obstpreise in Schottland.
                           Trauben gelten zu Edinburgh 5 Shill. das Pfd. (3 fl.); Kirschen
                              das Duzend 1 Shill. – 1 1/2. (36–48 kr.);
                              franzoͤsische Reinettes das Pfd. 9–10 Pence.
                              (27–30 kr.), schottische 8–9 Pence, das Pfd.
                              (24–27 kr.); Pomeranzen das Duzend 2 Shill. 6 P. bis 3
                              Sh. 6 P. (1 fl. 28–2 fl. 4 kr.); Stachelbeeren das Quart
                              2 Shill. (1 fl. 12 kr.); Gurken das Stuͤk 27–48
                              kr.; Spargel das Hundert 2 Sh. 6 bis 3 Sh. (1 fl. 28 bis 1 fl.
                              48 kr.) Scotsman. Galignani. N.
                              4434.
                           
                        
                           Butter-Kosten. Eine
                              Finanz-Quelle.
                           Als Beweis, wie Alles in Irland verkruͤppelt ist, wollen
                              wir bemerken, daß Sir Arthur Chichester zu Belfast von seinen
                              treuen Unterthanen durch Butter-Kosten allein (butter-tasting) jaͤhrlich 1044 Pfd. 2
                              Sh. 6 P. (12,530 fl. 6 kr.) einnimmt. (Dublin Register. Galignani. N. 4417.)
                           
                        
                           Eierhandel zwischen Irland und
                              Schottland.
                           Das Dampfschiff Derry brachte neulich
                              270,000 Eier aus Irland nach Glasgow. (Herald. Galignani. N. 4410.)
                           
                        
                           Notiz fuͤr
                              Bienen-Wirthe.
                           Hr. de Jonas de Gelieu, Pfarrer zu
                              Colombier und Auvernier in Neufchatel, bemerkt in seinem Werke,
                              das unter dem Titel „The Bee
                                    Preserver, or Practical Directions for Preserving and
                                    Reniewing Hives“ in's Englische
                              uͤbersezt wurde, daß, wenn man im Herbste zwei oder drei
                              Bienenstoͤke mit einander vereinigt, sie alle mit
                              einander kaum etwas mehr Honig brauchen, als jeder Stok einzeln
                              fuͤr sich den Winter uͤber gebraucht haben
                              wuͤrde. Er fuͤhrt hieruͤber mehrere
                              Versuche an, und schließt mit der Bemerkung, daß Stoͤke,
                              die auf diese Weise behandelt werden, die fruͤhsten und
                              besten Schwaͤrme gaben. (Register
                                 of Arts. N. 70. 12. Jun. S.
                              349.)
                           
                        
                           Warnung fuͤr Leute, die Honig im
                              Großen kaufen muͤssen.
                           Es ist jezt Sitte, die Honigfaͤsser mit drei Viertel
                              schlechtem Honige zu fuͤllen, und nur oben auf
                              schoͤnen und guten Honig zu gießen. Die
                              Honigkaͤufer sind daher einzuladen bei dem Honige eben
                              so, wie uͤberall, zu verfahren, wo man nicht
                              getaͤuscht werden will, d.h., der Sache auf den Grund zu
                              sehen. (Henry d. Vater im Journal de Pharmacie. Mai. N. 5. S. 246.)
                           
                        
                           Seehunde-Fang.
                           Nach Briefen von Newfoundland fuhren nicht weniger als 172
                              Schiffe auf den Seehunde-Fang aus Conception-Bay
                              aus. 30 sind bereits zuruͤk aus dem Eise und brachten
                              nicht weniger als 57,000 Seehunde. Allein, jedes Schiff hatte
                              auch Mannschaft von verungluͤkten Schiffen am Bord. Courier. Galignani. N. 4441.
                           
                        
                           Schafseuche in England.
                           Das nasse Fruͤhjahr veranlaßte eine große Sterblichkeit
                              unter den englischen Schafen. Um Ashil Forest ist von einer
                              Herde von 1500 Schafen nicht ein Stuͤk mehr zu sehen.
                              (Atlas. Galignani. N. 4405.)
                           
                        
                           
                           Ueber Wollenhandel in England.
                           Der Herzog von Richmond bemerkte und
                              bewies durch folgende Tabelle im Oberhause (am 26. Mai)
                              „daß der Werth und die Qualitaͤt der
                                 englischen Wolle durch die ungeheure Einfuhr
                                 auslaͤndischer Wolle gewaltig litt.“
                              „Nichts,“ sagt er, „beweiset
                                 dieses deutlicher als der Umstand, daß die unter dem Namen
                                 Hoggett-Wolle bekannte
                                 Wollensorte, fuͤr welche man kein Surrogat aus der
                                 Fremde einfuͤhren konnte, die daher auch keiner
                                 Concurrenz ausgesezt war, noch immer denselben Preis und
                                 dieselbe Qualitaͤt behielt.“ Er las
                              hierauf folgende
                           Uebersicht der in den lezten acht Jahren
                                 aus England ausgefuͤhrten und in England erzeugten
                                 Wollen-Waaren, in deren vier erstern noch ein
                                 Einfuhrzoll von Sechs Pence (18 kr.) auf fremde Wolle bestand, welcher
                                 spaͤter auf Einen Penny (3 kr.) herabgesezt wurde.
                           
                              
                                 Jahre, in welchen  der
                                    Einfuhrzoll    18 kr.
                                    war.
                                   Stuͤke.
                                 Werth in Pf. St.
                                 Yards (3 Ellen).
                                 
                              
                                     1821
                                 1,598,291
                                   5,724,022
                                   6,321,723
                                 
                              
                                     1822
                                 1,705,248
                                   5,606,493
                                   8,432,924
                                 
                              
                                     1823
                                 1,695,922
                                   4,857,977
                                   8,135,399
                                 
                              
                                     1824
                                 1,856,201
                                   5,280,513
                                   7,335,259
                                 
                              
                                 
                                 
                                    –––––––––
                                 
                                    ––––––––––
                                 
                                    ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 6,856,262
                                 21,469,010
                                 30,225,305
                                 
                              
                                 
                                    Werth
                                      in Pf. St.
                                    Wollens
                                      im Werthe.
                                 Total-Werth nach
                                        Declaration.
                                 
                              
                                     1821
                                   603,162
                                    136,740
                                   6,463,924
                                 
                              
                                     1822
                                   721,673
                                    160,507
                                   6,488,673
                                 
                              
                                     1823
                                   646,516
                                    129,978
                                   5,614,471
                                 
                              
                                     1824
                                   628,566
                                    133,327
                                   6,142,411
                                 
                              
                                 
                                 
                                    –––––––––
                                 
                                    ––––––––––
                                 
                                    ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 2,599,917
                                    560,552
                                 24,629,479
                                 
                              
                                  Jahre, in welchen der
                                    Einfuhrzoll auf 3 kr. herabgesezt
                                         wurde.
                                   Stuͤke.
                                 Werth in Pf. St.
                                 Yards (3 Ellen).
                                 
                              
                                     1825Dieß war das Jahr der Speculation. A. d.
                                             Ue.
                                          
                                    
                                 1,741,985
                                   5,334,485
                                   7,798,610
                                 
                              
                                     1826
                                 1,617,746
                                   4,406,299
                                   4,936,927
                                 
                              
                                     1827
                                 1,850,687
                                   4,561,869
                                   6,459,353
                                 
                              
                                     1828
                                 1,819,246 1/2
                                   4,393,613
                                   6,828,453
                                 
                              
                                 
                                 
                                    –––––––––––
                                 
                                    ––––––––––
                                 
                                    –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 7,029,664 1/2
                                 18,756,266
                                 26,823,343
                                 
                              
                                 
                                    Werth
                                      in Pf. St.
                                    Wollens
                                      im Werthe.
                                 Total-Werth nach
                                        Declaration.
                                 
                              
                                     1825
                                    717,938
                                    142,503
                                   6,194,926
                                 
                              
                                     1826
                                    404,235
                                    112,375
                                   4,982,909
                                 
                              
                                     1827
                                    540,735
                                    175,257
                                   5,277,861
                                 
                              
                                     1828
                                    527,336
                                    143,033
                                   5,063,982
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 ––––––––––
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 2,190,244
                                    573,168
                                 21,519,678
                                 
                              
                           Aus obiger Angabe erhellt, daß, da waͤhrend des
                              Einfuhrzolles zu 18 krn.
                           
                              
                                 
                                 30,225,305 Yards ausgefuͤhrt
                                    wurden,
                                 
                              
                                 und waͤhrend des
                                    Einfuhrzolles zu 3 krn.
                                 26,823,343 Yards ausgefuͤhrt
                                    wurden;
                                 
                              
                                 die Ausfuhr bei 3 kr.
                                    Einfuhrzoll beinahe
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 um 14 p. C.,
                                    naͤmlich um
                                   4,201,962 Yards
                                    vermindert wurde.
                                 
                              
                           
                           Ferner, daß, da die Ausfuhr in Stuͤken bei 3 kr.
                              Einfuhrzoll
                           
                              
                                 
                                 7,029,664 1/2,
                                 
                              
                                 bei 18 kr.
                                    Einfuhrzoll
                                 6,856,262 gewesen ist, dieselbe
                                    um
                                 
                              
                                 etwas mehr als 2 1/2 p.
                                    C. bei dem Einfuhrzolle
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 von 3 kr.,
                                    naͤmlich um
                                   173,402
                                    Stuͤke zugenommen hat.
                                 
                              
                           Ferner, daß, da der jaͤhrliche Ausfuhrswerth bei 18 kr.
                              Zoll im Durchschnitte
                           
                              
                                 
                                 6,157,369 Pfd. 15 Sh.
                                 
                              
                                 bei 3 kr. Zoll im
                                    Durchschnitte aber nur
                                 5,379,919 Pfd. 10 Sh.
                                 
                              
                                 betraͤgt, sich
                                    bei lezterem Zolle ein jaͤhrlicher
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Verlust von
                                    777,450
                                    Pfd.   5 Sh. ergibt.
                                 
                              
                           „Warum,“ fragt nun der edle Lord,
                              „warum schaͤzt man die englische Wolle
                                 weniger als andere in England erzeugte Artikel? Schwedisches
                                 Eisen muß, zum Schuze der englischen Eisenwerke, 20 p. C.
                                 Einfuhr bezahlen; Rigaer Hanf zahlt 11 p. C. Einfuhrzoll;
                                 andere Artikel sind durch Einfuhrzoll von 10, 15, 20, 30 p.
                                 C. geschuͤzt, waͤhrend man der Wolle nur 3 p.
                                 C. Schuz laͤßt. Tragen die Besizer der Schafherden
                                 nicht auch die Lasten des Staates so gut wie jeder andere?
                                 Hat sich nicht der Werth der Ausfuhr der Wollenwaaren bei
                                 Einfuhr auslaͤndischer Wolle jaͤhrlich um
                                 777,450 Pfd. St. (um 7,930,400 fl.) vermindert? Ist nicht
                                 wenigstens so viel gewiß, daß der hoͤhere Einfuhrzoll
                                 die Ausfuhr nicht vermindert hat?“
                              Galignani N. 4438Daß die Besizer der Schafherden durch erlaubte freie
                                    Einfuhr der Wolle eben so verlieren muͤssen, wie
                                    wenn man denselben die freie Ausfuhr ihrer Wolle
                                    verbietet, ist offenbar. Wo es sich also in einem Lande
                                    darum handelt, Schafzucht empor zu bringen oder auf
                                    einer hohen Stufe zu erhalten, darf weder Einfuhr
                                    fremdes Wolle beguͤnstigt, noch die Ausfuhr
                                    inlaͤndischer Wolle erschwert werden. Allein,
                                    ungluͤklicher Weise steht hier das Interesse des
                                    Herden-Besizers mit dem Interesse des
                                    Fabriken-Besizers in Widerspruch. Der Fabrikant
                                    will wohlfeile Wolle bei gleicher Guͤte, und
                                    diese laͤßt sich, wo nicht Wolle genug im Lande
                                    erzeugt wird, nur durch Beguͤnstigung der Einfuhr
                                    der Wolle erhalten. Man kann daher, bei einem solchen
                                    Dilemma, erleben, daß selbst ein Herden-Besizer
                                    (wie der unsterbliche Ternaux, der so große Opfer fuͤr
                                    Frankreichs Industrie brachte), wenn er zugleich große
                                    Fabriken besizt, durchaus freie Wollen-Einfuhr
                                    fordern muß, wenn seine und seines Landes Herden noch
                                    nicht zureichen fuͤr den Bedarf seiner Fabriken.
                                    England und Frankreich wird nie und nimmer, wenn es
                                    maͤßige Getreide-Preise haben will, so
                                    viele Herden halten koͤnnen, als seine Fabriken
                                    fordern: beide Laͤnder werden ihre Wolle aus
                                    Ungarn und Polen, in einigen Jahren vielleicht aus
                                    Rußland, aus Nord-Amerika, aus Neu-Holland
                                    muͤssen kommen lassen, wenn ihre Fabriken
                                    bestehen und ihre Arbeiter Brot haben sollen. In dem
                                    Maße, als die Bevoͤlkerung eines Landes zunimmt,
                                    muß die Schafzucht abnehmen, wenn man aus anderen an
                                    Menschen armen Laͤndern eben so gute Wolle, als
                                    man bisher selbst zog, um wohlfeilere Preise erhalten
                                    kann, als man sie selbst nicht zu erzeugen vermag.
                                    Ungarn mit den dazu gehoͤrigen Provinzen und
                                    Kuͤstenlaͤndern kann das ganze
                                    oͤsterreichische Kaiserthum in feines Tuch und in
                                    die herrlichsten Wollenzeuge kleiden und Tausende von
                                    Ballen noch jaͤhrlich ausfuͤhren. Rußland
                                    kann sich gleichfalls in seine Wolle kleiden und
                                    Schiffsladungen von Wolle ausfuͤhren. Spanien
                                    eben so. Preußen zum Theile. Sachsen wird es nicht lang
                                    mehr zu thun vermoͤgen, eben so wenig als England
                                    und Frankreich im Stande sind, ihren Bedarf an Wolle
                                    aufzubringen. Italien ist zu
                                    uͤbervoͤlkert, als daß es Herden mit
                                    Vortheile halten koͤnnte, und hat auch keine
                                    Wollenfabriken.A. d. Ue..
                           
                        
                           Ueber Pferdezucht in England,
                              vorzuͤglich in Hinsicht auf Renner.
                           Man hat auf dem festen Lande keinen Begriff von dem eigentlichen
                              Zweke des Wettrennens in England, und von der Art, wie dasselbe
                              betrieben wird. Der Englaͤnder zieht sich Renner, weil bei ihm der Renner jedes Mal so viel gilt, als
                              die Summe betraͤgt, die auf seinen
                                 Renner gewettet wurde, und die dieser Renner gewonnen hat. Ueber diese gewettete
                              Summe wird aber von den Rennmeistern genaues Protokoll gehalten;
                              fuͤr jedes Pferd einzeln; keine Wette gilt, die nicht
                              protokollirt ist; aus der Summe der einzelnen Posten, die
                              gewettet wurden, ergibt sich dann der Werth des
                              Pferdes, das diese Wetten gewonnen hat.
                           Diese Wetten werden nicht bloß fuͤr den
                              gegenwaͤrtigen Wettlauf, sie werden auf zwei bis drei
                              Jahre vorhinein gemacht; es wird auf Fohlen gewettet, wann sie
                              mannbar seyn werden, ja sogar auf Fohlen im Mutterleibe. Die
                              Wetten, die jezt schon, zu Newmarket
                              allein, bis zum Jahre 1833 protokollirt sind, betragen die Summe
                              von mehr als 126,000 Pfd. Sterl. (1,512,000 fl.), und darunter
                              sind einzelne Wetten von 6000 Pfd. (72,000 fl.). Fuͤr
                              das, Ende Aprils zu Newmarket
                              abgehaltene Rennen waren mehr als 30,000 Pfd. protokollirt
                              (360,000 fl.).
                           Folgende Uebersicht zeigt die Wetten, welche auf gewisse Pferde
                              gemacht wurden, die den ersten Preis erhielten, vom Jahr 1815
                              bis jezt.
                           
                              
                                 Jahr.
                                 Name des
                                       Pferdes.
                                 Name des
                                       Eigenthuͤmers.
                                 Gewonnene
                                       Wetten oder Preis des Pferdes.
                                 
                              
                                 1815
                                 Sir Joshua
                                 Neville
                                 2600 Guineen (31,200 fl.)
                                 
                              
                                 1816
                                 Nectar
                                 Andrews
                                 2700
                                          –     (32,400
                                    fl.)
                                 
                              
                                 1817
                                 Young Wizard
                                 Wilson
                                 3300
                                          –     (39,600
                                    fl.)
                                 
                              
                                 1818
                                 Prince Paul
                                 Sir John Shelley
                                 4700
                                          –     (56,400
                                    fl.)
                                 
                              
                                 1819
                                 Blue Stocking (Blauer
                                    Strumpf)
                                 General Grosvenor
                                 5000
                                          –     (60,000
                                    fl.)
                                 
                              
                                 1820
                                 Pindarrie
                                 Duke of Grafton
                                 3400
                                          –     (40,800
                                    fl.)
                                 
                              
                                 1821
                                 Rosicrucian (Rosenkreuzer) I.
                                    Klasse
                                 Batson
                                 2200
                                          –     (26,400
                                    fl.)
                                 
                              
                                   –
                                 Ibla II. Klasse
                                 Udny
                                 2500
                                          –     (30,000
                                    fl.)
                                 
                              
                                 1822
                                 Wanton I. Klasse
                                 Egremont
                                 1350
                                          –     (16,200
                                    fl.)
                                 
                              
                                   –
                                 Postuma II. Klasse
                                 Duke of Grafton
                                 1850
                                          –     (22,200
                                    fl.)
                                 
                              
                                 1823
                                 Emilius I. Klasse
                                 Udny
                                 2600
                                          –     (31,200
                                    fl.)
                                 
                              
                                   –
                                 Spermaceti II. Klasse.
                                 Wyndham
                                 1800
                                          –     (21,600
                                    fl.)
                                 
                              
                                 1824
                                 Rebecca
                                 Duke of Grafton
                                 3000
                                          –     (36,000
                                    fl.)
                                 
                              
                                 1825
                                 Rufus
                                 Duke of Grafton
                                 3000
                                          –     (36,000
                                    fl.)
                                 
                              
                                 1826
                                 Moslem
                                 Lord Verulam
                                 2600
                                          –     (31,200
                                    fl.)
                                 
                              
                                 1827
                                 Clenartney
                                 Lord Jersey
                                 2300
                                          –     (27,600
                                    fl.)
                                 
                              
                                 1828
                                 Brother the Emilius (Bruder v.
                                    Aemilius)
                                 Duke of Portland
                                 1300
                                          –     (15,600
                                    fl.)
                                 
                              
                           Wenn man nun in einem Lande lebt, in welchem man den Werth eines
                              Pferdes bis auf 56 und 60,000 Gulden bringen kann, und so zu
                              sagen sicher ist, diese Summe jeden Augenblik zu erhalten, ohne
                              daß man selbst auch nur einen Heller zu wetten braucht, so ist
                              es der Muͤhe werth, einen Aufwand auf Pferdezucht zu
                              machen. Da auf das zweite, dritte Pferd auch noch Wetten gemacht
                              werden, die oft bedeutende Summen betragen, so erhalten selbst
                              mittlere Pferde einen hohen Werth, und nur derjenige hat
                              eigentlich verloren, dessen Renner
                              unter den lezten geblieben, oder, wie die Rennmeister sagen, ein
                              Importer (ein Betruͤger)
                              geworden ist. – Aus obiger Liste ergibt sich, daß der
                              Herzog von Grafton der beste
                              Pferdezieher oder Kenner wenigstens ist: seine Renner gewannen
                              vier Mal den ersten Preis. Nach
                              ihm kommt Hr. Udny, dessen Renner
                              denselben zwei Mal gewannen. Die Postuma des Herzogs von Grafton
                              ist eine Stute, bei deren Geburt die Mutter starb. – Die
                              Franzosen halten es fuͤr etwas Großes, wenn auf einen
                              ihrer Renner 5000 Franken gewettet werden. In Bayern wird wohl
                              auch manches Paar Thaler auf dieses oder jenes Pferd gewettet;
                              allein, weder der Eigenthuͤmer noch das Publikum
                              erfaͤhrt, wie viel daß Pferd
                              gewonnen hat, welches den ersten Preis errang; wie viel es also
                              eigentlich werth ist. Es waͤre sehr zu wuͤnschen,
                              daß diese englische Buchhaltung bei dem sogenannten Rennen auch in Bayern
                              eingefuͤhrt wuͤrde; denn so, wie diese Rennen in Bayern betrieben wurden,
                              sind sie wohl dem Markte oder der Stadt nuͤzlich, wo sie
                              gehalten werden, im Ganzen aber vielleicht mehr
                              schaͤdlich als nuͤzlich. Wenigstens
                              gewaͤhren sie fuͤr Pferdezucht nicht den Nuzen,
                              den man von denselben mit Recht erwarten koͤnnte. Wenn
                              auch bei uns nur so viel Groschen auf ein Pferd gewettet werden,
                              als in England Gulden; so ergaͤbe sich doch hieraus ein
                              hoͤherer Werth guter Pferde, als man ihn bisher nicht im
                              Lande hat. Es kaͤme nur darauf an, daß ein Mal von den
                              Rennmeistern und den Rennliebhabern bei einem groͤßern
                              Rennen, wie z.B. jenem in Muͤnchen, die Einleitung hierzu
                              getroffen wuͤrde. Und hierzu ist Zeit zum Berathen bis
                              zum Oktober.
                           
                        
                           Litteratur.
                           
                              a) Deutsche.
                              Die Grundsaͤze der Chemie mit
                                    Beruͤksichtigung ihrer technischen Anwendung in
                                    einer Reihe allgemein faßlicher Vorlesungen entwikelt
                                    und durch Versuche erlaͤutert. Fuͤr
                                 Fabrikanten, Kuͤnstler und Gewerbtreibende. Von Dr. J. B. Trommsdorff, Ritter des koͤnigl. rothen
                                 Adler-Ordens, Hofrath, Director der koͤnigl.
                                 Akademie gemeinnuͤziger Wissenschaften zu Erfurt
                                 u.s.w. Mit 6 Steindruk-Tafeln. Erfurt, in der Keyser'schen Buchhandlung 1829.
                                 Ein Band. 8. 618 Seiten.
                              
                              Hr. Hofrath Trommsdorff, welcher
                                 sich bekanntlich als Lehrer und Schriftsteller durch klare
                                 und faßliche Darstellung der von ihm behandelten
                                 Gegenstaͤnde ausgezeichnet und verdient gemacht hat,
                                 wurde schon vor mehreren Jahren im Anzeiger der Deutschen
                                 und anderen oͤffentlichen Blaͤttern wiederholt
                                 aufgefordert ein populaͤres Handbuch der Chemie zu
                                 bearbeiten. Seit dem Jahre 1828 hielt er auf Veranlassung
                                 des Gewerbsvereins in Erfurt vor einer großen Anzahl von
                                 Fabrikanten, Kuͤnstlern und Handwerkern
                                 (unentgeldlich) chemische Vortraͤge, worin er die
                                 ersten Grundsaͤze der Wissenschaft entwikelte und
                                 durchaus mit Versuchen (deren nicht unbedeutende Kosten er
                                 selbst trug) erlaͤuterte. Der Fleiß, mit welchem
                                 seine Vorlesungen besucht wurden, der Eifer und die
                                 Ausdauer, welche seine Zuhoͤrer bewiesen,
                                 uͤberzeugten ihn, daß es ihm gelungen sey, alle
                                 Schwierigkeiten eines ganz populaͤren Vortrages zu
                                 uͤberwinden und bewogen ihn dem Gesuch seiner
                                 Zuhoͤrer zu entsprechen und die gehaltenen
                                 Vorlesungen als ein populaͤres
                                    Handbuch der Chemie herauszugeben.
                              Wir finden in den sechs und fuͤnfzig Vorlesungen den
                                 Hauptzwek, die Leser mit den ersten
                                    Grundsaͤzen der Chemie vertraut zu machen,
                                 ihnen aber auch zugleich eine allgemeine Uebersicht dieser Wissenschaft zu
                                 verschaffen, ohne welche keine specielle Anwendung derselben
                                 moͤglich ist, consequent durchgefuͤhrt sind
                                 den Vortrag selbst fuͤr den Handwerksmann faßlich
                                 genug. Allenthalben ist auf technische Anwendungen
                                 hingewiesen und die Beispiele sind so gewaͤhlt, daß
                                 sie den Leser von der Nuͤzlichkeit der Wissenschaft
                                 uͤberzeugen muͤssen. Sehr zwekmaͤßig
                                 ist die ausfuͤhrlichere Beschreibung mehrerer
                                 chemischen Operationen und Apparate in einem besonderen
                                 Anhange mitgetheilt; ein vollstaͤndiges Register
                                 macht den Schluß des WerkesDer Verfasser hat es dem um die Befoͤrderung
                                       der Industrie so verdienten koͤnigl. Preuß.
                                       Geheimen-Ober-Finanzrathe Herrn Beuth gewidmet.. Druk und Papier sind gut.
                              
                           
                              b) Franzoͤsische.
                              
                                 Manuel du Peintre en batiments,
                                       du Fabricant de couleurs, du Vitrier, du Doreur et
                                       du Vernisseur, contenant, outre tout ce qui a
                                       rapport à ces différens arts, la
                                       fabrication et la pose des papiers de tenture, les
                                       enduits hydrofuges etc. Par Mr.Riffault4 ed. entièrement refondue
                                       etc. par M. A. D.Vergnaud. 18. Paris. 1829. chez Roret. 2
                                       Fr. 20 Cent.
                                 Traité théorique et
                                       pratique de l'art de batir; par J.Rondelet. T. II. 4. Paris. 1829. chez
                                       l'auteur, place Ste Geneviève. 363 pag. et 61
                                       planch.