| Titel: | Anwendung des Dampfes beim Faßbinden. Von Hageman, Faßbinder zu Nymegen. | 
| Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. LXIV., S. 268 | 
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                        LXIV.
                        Anwendung des Dampfes beim
                           Faßbinden. Von 
                              Hageman, Faßbinder zu Nymegen.
                        Mitgetheilt von C. M. Van Dyk,
                           Apotheker zu Utrecht in van Hall's,
                              Vrolik's und Mulder's Bydragen tot de
                                 Naturkundige Wetenschappen. III. Th. N. 1. S.
                              1.
                        Mit Abbildung auf Tab. VI.
                        Im Auszuge.
                        Hageman, Anwendung des Dampfes beim
                           Faßbinden.
                        
                     
                        
                           Es ist bekannt, daß die Faßbinder bei dem Binden der
                              Faͤsser, um das Holz zu erweichen und die Dauben fester
                              an einander schließen zu koͤnnen, sich des Feuers
                              bedienen, und Spaͤne etc. in dem Fasse anzuͤnden.
                              Dadurch entstehen allerlei Nachtheile, Blasen am Holze,
                              theilweise Verkohlung etc.; und dadurch wird das Rundmesser
                              wieder noͤthig, wodurch das Faß an Staͤrke und
                              Dauerhaftigkeit eben so sehr verliert, als das Holz an Dike, so
                              daß manches Bierfaß kaum dreimaliges Brauen auslebt. Nicht
                              selten ist der uͤble Geschmak, den eine in
                              einem solchen Fasse aufbewahrte Fluͤssigkeit
                              erhaͤlt, lediglich Folge dieses Ausbrennens, besonders
                              der Blasen, die durch dasselbe entstehen, in welche die Hefen
                              sich so einsezen, daß das Faß nie gehoͤrig gereinigt
                              werden kann.
                           Hr. Hageman, der keine andere
                              Faͤsser mehr, als eingedaͤmpfte, bindet, kam auf
                              diese Idee des Eindaͤmpfens durch den Umstand, daß einige
                              Binder in Frankreich Wasser Statt des Feuers zum Erweichen des
                              Holzes anwenden. Er dachte Dampf muͤsse noch besser
                              wirken, und der Erfolg entsprach seiner Erwartung.
                           Der Apparat, dessen er sich zum Eindampfen bedient, ist
                              hoͤchst einfach. A
                              Fig. 4. ist ein bis zur Haͤlfte mit Wasser
                              angefuͤllter Kessel, der in einem Ofen eingesezt ist, und
                              mit Spaͤnen etc. geheizt wird. Die Roͤhre B leitet den Dampf in ein großes Faß
                              C, in welchem das Faß, welches
                              gebunden werden soll, auf einem Dreifuße steht. Ein Dekel mit
                              einem eisernen Rande umgeben schließt das große Faß luftdicht.
                              Das kleinere steht deßwegen auf einem Dreifuße, damit es nicht
                              mit seinem unteren Theile in Wasser zu stehen kommt, welches
                              sich durch Abkuͤhlung oder Verdikung des Dampfes auf dem
                              Boden des großen Fasses sammelt, und mittelst eines Hahnes
                              abgelassen werden kann. Die Roͤhre D an der entgegengesezten Seite des Kessels taucht in
                              eine Kufe E, die mit Wasser
                              gefuͤllt ist, und fuͤllt den Kessel, wann das
                              Wasser in demselben verdampft ist, von selbst. Wenn
                              naͤmlich die Arbeit gar ist, und der Hahn a geschlossen wird, steigt das
                              Wasser von selbst aus dieser Kufe E
                              in den Kessel hinuͤber, so wie das Wasser in demselben
                              allmaͤhlich kuͤhler wird, und ein leerer Raum sich
                              bildetDiese Vorrichtung ist sehr nett, und verdiente unter
                                    vielen Verhaͤltnissen angewendet zu werden; sie
                                    scheint so wenig benuͤzt, waͤhrend sie so
                                    oft, auch bei Dampfkesseln mit einigem Druke,
                                    benuͤzt werden koͤnnte, wenn man bei D nur einen Hahn
                                    anbraͤchte. Wenn die Faßbinder statt eines großen
                                    Fasses eine Dampfstube herrichten wollten in ihrer
                                    Werkstaͤtte, so wuͤrden sie Zeit und
                                    Arbeit ersparen, und bessere Waare liefern. Wie sehr
                                    verachten wir nicht die Kunst des Faßbinders in unseren
                                    Tagen! Vor 70 Jahren verstand man sie besser zu
                                    wuͤrdigen. Man gebe einem gelehrten Herren
                                    unserer Tage die Aufgabe: „aus einzelnen
                                       Stuͤken Holz, bloß durch
                                       Nebeneinanderstellung derselben und durch Druk, ohne
                                       Nagel und Kitt, einen Koͤrper zu verfertigen,
                                       der luftdicht ist,“ und vielleicht
                                    faͤllt es nicht dem zehnten derselben ein,
                                    hierbei an einen Faßbinder zu denken. Man vergleiche die
                                    Mémoir. de l'Acad. d.
                                       Sc. 1763. p. 140.
                                    uͤber die Wuͤrde der Faßbinder. Damals
                                    waren noch Faßbinder Mitglieder von Akademien; heute zu
                                    Tage sind es die Schlegel (und Schlegelianer)..
                           Außer dem, daß alle Nachtheile bei dieser Methode wegfallen,
                              welche durch Anwendung des Feuers entstehen, fallen die
                              Faͤsser ungemein schoͤn und nett aus; die Dauben
                              werden so weich, daß sie sich ohne alle Muͤhe an einander
                              bringen lassen, und so fest schließen, als ob sie geleimt
                              waͤren. Durch dieses Verfahren wird zugleich das Holz vollkommen ausgereift, so daß es keiner weiteren Behandlung
                              desselben in dieser Hinsicht mehr bedarf.
                           Hr. Van Dyk versichert, daß er nichts
                              Schoͤneres gesehen habe, als diese Faͤsser, und
                              daß er nur an den aufgedrukten Buchstaben bemerken konnte, wo
                              die Dauben an einander gefuͤgt waren.
                           Hr. G. Moll bemerkt in einer
                              Nachschrift, daß der Dampf zum Binden der Faͤsser in
                              Glasgow angewendet wird, obschon er nicht bestimmt wisse, wie.
                              Er empfiehlt Dampf von einem hoͤheren Druke,
                              ungefaͤhr von 5 Pfd. auf den □ Zoll.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
