| Titel: | Ueber Oefen, welche ihren Rauch selbst verzehren. | 
| Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. LXXIX., S. 344 | 
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                        LXXIX.
                        Ueber Oefen, welche ihren
                           Rauch selbst verzehren.
                        Aus dem Register of
                                 Arts. N. 65. S. 260. u. N. 69. S. 329. Fortsezung
                           vom Polyt. Journal Bd. XXXII.
                              S. 404.
                        Mit Abbildungen auf Tab. VII.
                        Ueber Oefen, welche ihren Rauch selbst
                           verzehren.
                        
                     
                        
                           Hrn. Joh. Cutler's, Great Queen-Street, Lincoln's Inn
                              Fields, Patent-Register-Ofen.
                           Hr. Cutler ließ sich auf diesen Ofen
                              im Jaͤner 1815 ein Patent ertheilen, das jezt verfallen
                              ist. Anfangs machte dieser Patent-Ofen großes
                              Gluͤk; er ist aber gegenwaͤrtig beinahe außer
                              Gebrauch, indem sich einige, allerdings bedeutende,
                              Schwierigkeiten bei demselben fanden, uͤber die man nicht
                              Herr werden konnte. Die Klempner erlaubten sich uͤberdieß
                              allerlei Eingriffe in das Patent-Recht des Hrn. Cutler, und entschuldigten sich
                              damit, daß er ihnen keine Licenzen geben wollte; als er ihnen
                              spaͤter solche zu geben geneigt war, kuͤmmerten
                              sie sich nicht mehr um dieselben. So geht es mit
                              Patent-Schuz. Um nicht so leicht entdekt zu werden bei
                              ihrem Diebstahle, erlaubten sie sich noch allerlei
                              Abaͤnderungen, und diese trugen nicht wenig dazu bei, daß
                              eine an und fuͤr sich gute Sache in Miß-Credit
                              kam. Der Grundsaz, auf welchem diese Vorrichtung beruht, ist
                              gut, und kann vielleicht noch, besser ausgefuͤhrt, eine
                              der besten Vorrichtungen geben.
                           Diese Erfindung besteht naͤmlich in einem solchen Baue des
                              Herdes, daß das zum Heizen noͤthige Brenn-Material
                              aus einer geschlossenen Kammer von unten herauf kommt, wodurch
                              die obere Lage von Steinkohlen sich stets in einem Zustande von
                              Umwandlung in Kohks befindet, und das Gas, welches sich aus
                              denselben entwikelt, auf seinem Durchgange durch den
                              daruͤber befindlichen offenen Rost sich
                              entzuͤndet. Man kann die Kammer nach Belieben sinken, und
                              so das Feuer ausgehen lassen.
                           
                           Die Figur
                                 14. zeigt einen senkrechten Durchschnitt dieses
                              Register-Ofens von der Seite. a ist ein Pfeiler der Vorderseite. b das Gesims. c die Ruͤkseite. d
                              der Schornstein: der Eingang in denselben von unten ist durch
                              das Pfeil angedeutet. e ist die
                              obere Platte, die sich in Angeln dreht, und die gehoben werden
                              kann, wenn der Schornstein gekehrt werden soll. Diese Platte
                              schließt nicht ganz genau, sondern laͤßt eine schmale
                              Oeffnung bei f, durch welche der
                              Staub und die Daͤmpfe entweichen koͤnnen, welche
                              allenfalls noch ehe aufsteigen, als ein Zug nach der Richtung
                              des Pfeiles als Wirkung der Verbrennung hergestellt ist. g sind die vorderen Roststangen. h ist die Kammer oder der
                              Behaͤlter fuͤr die Kohlen sammt dem eigentlichen
                              Herde oder der Stelle i, wo sie, wie
                              gewoͤhnlich, verbrannt werden. Die Luft, welche in die
                              Kammer h eintritt, reicht bloß zu,
                              um die Kohlen in Kohks zu verwandeln, und diese Kohlen fangen
                              nicht ehe an zu brennen, als bis sie uͤber die
                              Vorderplatte k gehoben werden, wo
                              die Luft von allen vier Seiten auf sie einstroͤmt;
                              naͤmlich durch die Stangen an der Vorderseite, durch die
                              Seiten-Roststangen l, und
                              durch eine Oeffnung bei o unter der
                              Bodenkante der Ruͤkseite. p
                              ist eine senkrechte Furche, in welcher die (vom Ende her
                              gesehene) Stange q, die die
                              bewegliche Bodenplatte der Kohlenkammer h stuͤzt, auf und nieder steigt. An jedem Ende
                              dieser Stange ist außen eine Kette r
                              angebracht, wodurch die Kohlenkammer, oder eigentlich der
                              bewegliche Boden, aufgehaͤngt erhalten wird, und die
                              uͤber eine horizontale Walze s laͤuft, die quer uͤber dem Boden
                              liegt. Diese Walze bildet die Achse eines Zahnrades t, welches von einem Triebstoke u getrieben wird. Die Achse von u ist ein kleiner vierekiger Stift,
                              der in die Hoͤhlung der Kurbel v paßt. Wenn man diese Kurbel dreht, so windet sich
                              die Kette auf der Walze auf, und hebt den beweglichen Boden q, wodurch zugleich die Kohlen
                              gehoben werden, die dann an die Stelle derjenigen treten, welche
                              bereits verbrannt worden sind. Wenn man die Kurbel in
                              entgegengesezter Richtung dreht, so steigt der Boden der Kammer
                              durch seine eigene Schwere nieder bis nach x, wo dann das Feuer aus Mangel an
                              Luft von selbst erloͤscht. Die Walze wird durch ein
                              Sperrrad mit einem Sperrkegel regulirt.
                           Man hat zwei Einwuͤrfe gegen diesen Ofen gemacht. Der eine
                              ist: daß die durch diesen Ofen durchziehende Luft einen
                              unangenehmen Laͤrmen macht, ungefaͤhr wie ein
                              Windofen. Der zweite ist der, daß die Steinkohlen,
                              waͤhrend sie sich in Kohks verwandeln, und ehe sie
                              folglich noch in die Luft nach k
                              hinaufgehoben werden, sich sehr ausdehnen, und dadurch so fest
                              an den Seiten anhaͤngen, daß eine ungewoͤhnliche
                              Reibung entsteht, und die Kammer sich schwer auf und nieder heben
                              laͤßt. Es laͤßt sich erwarten, daß diese
                              Nachtheile beseitigt werden koͤnnen, und dann wird man
                              einen Ofen erhalten, der nicht bloß seinen Rauch selbst
                              verzehrt, sondern der auch die Haͤlfte an
                              Feuer-Material erspart.
                           Hrn. Johann Steel's zu Dartford mechanischer Rauchverbrenner
                              (Mechanical Smokeburner) ist in
                              Fig.
                                 15. dargestellt.
                           Der Rost von irgend einer beliebigen Groͤße ist
                              kreisfoͤrmig, und umgibt das Centralstuͤk P. Er dreht sich auf einer
                              senkrechten Achse, deren unterster Zapfen sich um e, als um seinen Mittelpunkt dreht,
                              waͤhrend der oberste in einer Querstange laͤuft,
                              L, die in dem Mauerwerke
                              befestigt ist. E ist eine gefurchte
                              Walze, um das Feuer mit Kohlen aus dem Rumpfe F zu versehen, der oben mit einem
                              Gitter ausgestattet ist, damit nur Kohlen von einer bestimmten
                              Groͤße durchfallen koͤnnen. GG ist eine schiefe
                              Flaͤche, uͤber welche auch die kleinsten Kohlen
                              durch ihre eigene Schwere herabgleiten koͤnnen. Bei D ist ein gewoͤhnliches
                              Zahnrad, welches mittelst eines Laufbandes, einer Kette, oder
                              auf irgend eine andere Weise in Umlauf gesezt wird. Die
                              Ofenthuͤre kann an irgend einem bequemen Orte angebracht
                              seyn, und ihre Lage haͤngt vorzuͤglich von der
                              Form des Ofens ab. Der hier angefuͤhrte Kessel ooo ist von der
                              Roͤhren-Art. N ist
                              eine Metall-Platte, auf welche die Asche faͤllt.
                              11 ist ein Ring oder Rand, welcher die Rost-Stangen
                              umgibt, und 22 sind die Arme, welche ihn und die
                              Rost-Stangen stuͤzen. Der Ring ist etwas tiefer,
                              als die Rost-Stangen, und dreht sich in einem eisernen
                              Troge 33, der mit Sand oder Asche gefuͤllt ist, so daß
                              keine Luft zwischen diesem Ringe und dem Mauerwerke aufsteigen
                              kann.
                           Man seze nun, daß Feuer auf dem Roste brennt, und Rost und Walze
                              E in Bewegung sind, so wird es
                              offenbar, daß diejenigen Kohlen, die sich in den Furchen der
                              Walzen befinden, so wie diese sich dreht, uͤber die
                              schiefe Flaͤche herabsteigen muͤssen, und von da
                              im Feuer zerstreut werden, wie bei R. Da der Rost sich immer dreht, so fallen die
                              nachruͤkenden Kohlen immer auf einen anderen Theil des
                              Rostes. Nun dreht sich aber der Rost so, daß die Kohlen, so wie
                              sie auf denselben fallen, immer in die Naͤhe der
                              Ofenthuͤre gebracht werden, die deßhalb dicht an dem
                              Roste angebracht ist; sie werden daher an dieser Stelle durch
                              die einstroͤmende Luft sich lebhafter entzuͤnden,
                              und der Rauch, oder das Wasserstoffgas, wird durch die ganze
                              Oberflaͤche des Feuers durchziehen, und in demselben
                              verbrennen.
                           Wo keine Dampfmaschine durch den Kessel in Bewegung gesetz wird,
                              kann der Rost und die Walze auf eine andere Weise getrieben
                              werden.
                           
                           Wir haben nun noch den Plan des Hrn. Benj. Merriman Coombs mitzutheilen, nach welchem er
                              Brennmaterial ersparen und den Rauch verbrennen wollte. Er legte
                              denselben dem Hause der Gemeinen mit anliegendem Schreiben vor
                              „(aus welchem wir nur einen Auszug
                                 liefern.)“ Mehrere seiner Bemerkungen sind gut,
                              obschon sie mit jener weitschweifigen Ziererei vorgetragen sind,
                              die die Familie der Merriman
                              charakterisirt.
                           Hr. Merriman ist mit seinem Plane
                              selbst nicht ganz zufrieden, und meint in seinem Schreiben, daß
                              durch die Allmacht der Dampfmaschine ein besserer Mechaniker,
                              als er, vielleicht einst noch dahin gelangen wird, daß diese
                              Maschine ihren eigenen Rauch selbst verzehrt. Er meint, daß man
                              trachten muͤsse, die Ofenthuͤre vorne am Ofen zu
                              beseitigen. So oft man diese oͤffnet, um frisch
                              nachzuschuͤren, faͤhrt ein Schwall von mehreren
                              Tausenden Gallonen kalter Luft in das Feuer, schlaͤgt an
                              den Boden und an die Seiten des Kessels, kuͤhlt die
                              Zuͤge ab, und vereitelt den Zwek, Hize zu erzeugen. Dieß
                              geschieht nun bei den gewoͤhnlichen Oefen alle 5 Minuten,
                              wo vier Schaufeln voll Kohlen nachgeworfen werden. Die
                              Ofenthuͤre ist also waͤhrend 12 Stunden 3 Stunden
                              lang offen, wodurch nicht bloß die Hize vermindert, sondern auch
                              zum Schornsteine hinausgejagt wird. Er beruͤhrt nun die
                              Nachtheile, die fuͤr die Gesundheit durch die unendliche
                              Menge Kohlendaͤmpfe entstehen muͤssen, welche nach
                              der gewoͤhnlichen Feuerungs-Methode unzersezt in
                              die Luft gejagt werden, waͤhrend sie, gehoͤrig
                              verbrannt, eine Menge von Brennmaterial ersparen wuͤrden.
                              Man kann den Rauch entzuͤnden und verbrennen.
                           Das Register gibt nun folgende
                              Beschreibung und Zeichnung von Hrn. Merriman's Vorrichtung. Die Kohlen werden in einen
                              großen Rumpf geschuͤttet, der uͤber dem Ofen
                              angebracht ist, laufen aus demselben zwischen drei eisernen
                              Walzen durch (wodurch sie gehoͤrig zerkleint werden) und
                              gleiten uͤber eine schiefe Flaͤche hinab auf eine
                              kreisfoͤrmige Platte in der Naͤhe des Bodens eines
                              walzenfoͤrmigen Loches, welches sich unmittelbar unter
                              dem Kessel befindet. Diese Platte schiebt sich in dem Loche
                              gerade so auf und nieder, wie in der vorher erwaͤhnten
                              Patent-Vorrichtung des Hrn. Cutler, mittelst eines Zahnstokes und eines
                              Triebstokes. Auf diese Weise kann das Feuer leicht
                              gedaͤmpft werden, indem man das Kohlenlager
                              niederdruͤkt, wodurch, zumal wenn man die
                              Ofenthuͤre zugleich oͤffnet, die Temperatur
                              augenbliklich vermindert wird. Die erste Hize des Feuers ist auf
                              eine Eisenmasse gerichtet, die rothgluͤhend wird, und
                              dann den Rauch verzehrt, welcher uͤber dieselbe hinzieht.
                              Ueberdieß sind auch „Walliser
                                 Kloͤze“ (Welch
                                 lumps) angebracht, auf welche das Feuer unmittelbar
                              wirkt, und die den Rauch entzuͤnden, der uͤber
                              dieselben hinfaͤhrt. Da der Ofen
                              immer mit gleich großen Mengen zerkleinter Kohlen gespeist wird,
                              so entzuͤndet sich Alles, was auf die
                              rothgluͤhenden Kohlen faͤllt, sehr schnell, gibt
                              wenig Rauch, und das Feuer wird nachgeschuͤrt, ohne daß
                              die Ofenthuͤre geoͤffnet zu werden braucht, indem
                              die Stange des Schuͤrers durch ein kleines Loch in der
                              Mauer des Ofens laͤuft, und der Arbeiter durch eine
                              Oeffnung, die mit Glimmer geschlossen ist, bei dem Feuer
                              nachsehen hann.
                           Fig. 12. zeigt einen senkrechten Durchschnitt des
                              Kessels und des Ofens. a ist der
                              Rumpf, durch welchen die Kohlen vorne oder an der Seite dem
                              Feuer zugeschuͤttet werden. bb sind drei eiserne Walzen, welche die Kohlen
                              zerkleinen, und das Feuer immer mit einer gleich großen Menge
                              Brennmateriales naͤhren. c
                              ist der vordere Rost, und die einzige Oeffnung, durch welche die
                              Luft Zugang findet. Da die Kohlen immer vorne brennen, so muß
                              die Luft durch das Feuer, und muß erhizt werden. dd ist ein massiver
                              Eisenklumpen, mit einem
                              „zuruͤkkehrenden“ Ende zur
                              Aufnahme der ersten Hize, und mit einer Oeffnung m, die durch dieselbe zieht, damit
                              die Flamme durchschlagen und helfen kann den Rauch zu
                              entzuͤnden, der durch den oberen Zug e hervorkommt. f ist der Boden des Kessels und g die Dike desselben. Der hintere
                              Zug, der durch den Kessel fuͤhrt, ist sehr dik gegossen,
                              wie das Stuͤk i zeigt, und
                              das an der gegenuͤberstehenden Seite des Zuges: der
                              eigentliche Zug geht naͤmlich in der Mitte zwischen
                              beiden durch. k ist die Oeffnung,
                              durch welche der innere Zug gereinigt wird. p ist der Daͤmpfer. s ist eine Thuͤre zur
                              Aschengrube, die luftdicht ist.
                           Fig. 13. zeigt den Kessel von der Endseite. Dieselben
                              Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
