| Titel: | Amerikanischer Patent-Ofen zur Verbesserung der Stab- oder Hammereisen-Erzeugung, und verbesserter Strek-Ofen, worauf Benj. B. Howell, zu Philadelphia, sich am 6. Novbr. 1828 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. LXXXI., S. 349 | 
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                        LXXXI.
                        Amerikanischer
                           Patent-Ofen zur Verbesserung der Stab- oder
                           Hammereisen-Erzeugung, und verbesserter Strek-Ofen,
                           worauf Benj. B.
                              Howell, zu Philadelphia, sich am 6. Novbr. 1828 ein Patent
                           ertheilen ließ.
                        Aus dem Register of Arts
                                 etc. N. 71. 19. Juni S. 353.
                        Mit Abbildung auf Tab. VII.
                        Howell's amerikanischer
                           Patent-Ofen.
                        
                     
                        
                           Diese Verbesserung besteht in einem zwekmaͤßigeren Baue
                              eines Strek-Ofens (Bloomery
                                 furnace), welchen man bloß mit Anthracit-Kohle
                              heizt, und in welchem die Eisenerze unmittelbar in
                              haͤmmerbares Eisen verwandelt werden.
                           Die Figuren (9,
                              10,
                              11.)
                              stellen Aufriß und verticalen und horizontalen Durchschnitt des
                              Ofens dar. Man wird aus denselben, so wie aus der Beschreibung,
                              entnehmen, daß dieser Ofen alle Vortheile eines
                              geschlossenen Ofens und eines offenen Feuers in sich vereint,
                              und in dieser Hinsicht wesentlich von jedem anderen bisher zu
                              diesem Ende gebraͤuchlichen Ofen abweicht. In dem oberen
                              oder geschlossenen Theile des Ofens, dem einzigen, der
                              uͤber der Erde emporragt, wird mittelst
                              Anthracit-Kohle, die durch ein gehoͤriges
                              Geblaͤse angefeuert wird, ein Grad von Hize erzeugt, der
                              viel groͤßer ist, als jener, welchen man mittelst der
                              gewoͤhnlichen Holz-Kohle hervorzurufen im Stande
                              ist, waͤhrend der untere Theil, der sich in den Herd
                              oͤffnet, und dem Geblaͤse freies Spiel auf die
                              Buͤrde laͤßt, alle Dienste einer Schmiede oder
                              eines offenen Feuers leistet. Die Groͤße und die
                              Verhaͤltnisse des Ofens koͤnnen verschieden seyn,
                              wenn nur der Grundsaz des geschlossenen und des offenen Feuers
                              beibehalten wird.
                           Nachdem der Ofen vorlaͤufig wie ein gewoͤhnlicher
                              Kuppel-Ofen geheizt wurde, wird das weitere Verfahren auf
                              folgende Weise eingeleitet. Nachdem die Kohle sich
                              hinlaͤnglich gesezt hat, wird so viel Erz
                              (Buͤrde), als noͤthig ist, nachgefuͤllt:
                              die Menge ist nach der Art und Guͤte des Erzes
                              verschieden. Man faͤhrt mit dem Nachfuͤllen fort,
                              abwechselnd eine Lage Erz und eine Lage Kohle. Das Erz kommt
                              bald im Zustande eines theilweisen Schmelzens vor die
                              Roͤhren des Geblaͤses, und wird dann, durch die
                              ungeheuere Hize an diesem Theile desselben, schnell von dem ihm
                              anhaͤngenden Gesteine geloͤset, und faͤllt
                              rasch unter die Linie der unmittelbaren Einwirkung des
                              Geblaͤses hinab. ein großer Theil desselben wird bei der
                              offenen Vorderseite hinausgetrieben, geht aber vorher
                              uͤber jenen Theil des Erzes, welches den Herd erreicht
                              hat, und wird so, wie die (amerikanischen)
                              Eisenhuͤtten-Maͤnner sagen, „zur
                                 Natur zuruͤkgefuͤhrt“ (brought to nature) oder, in anderen
                              Worten, zu haͤmmerbarem Eisen.
                           Wie es in die Gegend des Geblaͤses hrrabsinkt,
                              koͤnnen die kleinen Massen in Eine zusammengetrieben und
                              kann der sogenannte Wolf (loup)
                              gebildet werden, wenn man den Roͤhren an den
                              verschiedenen Geblaͤsen die gehoͤrige Richtung
                              gibt. Der Wolf kann dann mittelst eines eigenen Instrumentes
                              herausgeschafft werden, waͤhrend man mit irgend einem
                              anderen, oder mit starken eisernen Stangen, die bei B eingefuͤhrt werden, die
                              Buͤrde im Verlaufe dieser Arbeit emporhaͤlt. Der
                              Wolf kann unter dem Schmiede-Hammer zu einer Blume
                              ausgeschmiedet oder unter die Strekwalzen gebracht werden. In
                              einem oder in dem anderen Falle wird es also noͤthig, das
                              Eisen frisch zu hizen, was entweder in einem eigenen Hizofen
                              oder auf einem gewoͤhnlichen Herde (chaffery) geschehen kann. Auf diese
                              Weise wird nun fortgearbeitet, und sobald eine
                              hinlaͤngliche Masse zu einem Wolf sich angehaͤuft
                              hat, wird derselbe auf obige Weise herausgeschafft.
                           Im Anfange der Arbeit wird es noͤthig seyn, den Ofen
                              beinahe oder ganz bis oben voll zu
                              fuͤllen; so wie aber die Hize zunimmt, kann man die
                              Hoͤhe der Kohle allmaͤhlich vermindern, indem bei
                              einer sehr großen Hize zwei bis drei Fuß
                              Kohlen-Hoͤhe hinreichen.
                           Die Schlaken, die man auf diese Weise erhaͤlt, gleichen in
                              jeder Hinsicht den Blumen-Schlaken, und verdienen eine
                              zweite Bearbeitung. Ein geeigneter Zuschlag oder Fluß
                              erleichtert diese Arbeit, und da dieser zuerst schmilzt und
                              sinkt, und so zwischen das Eisen am Boden des Herdes kommt,
                              hindert er dieses sich mit ihm zu vermengen.
                           Man kann Loͤcher an den Seiten des Ofens zur
                              Einfuͤhrung von Stangen, mit welchen man das Eisen von
                              den Seiten und von dem Boden los macht, anbringen oder nicht:
                              dieß wird aber nicht so oft noͤthig seyn, wenn der
                              Ruͤken des Ofens weit genug vorgeruͤkt ist, und
                              dem Geblaͤse eine gehoͤrige Richtung gegeben wird.
                              Zu diesem Ende sind die Roͤhren an drei verschiedenen
                              Seiten des Ofens angebracht, und zwar in verschiedener
                              Hoͤhe. Man kann eine oder zwei Roͤhren
                              brauchen.
                           Es wird aus Obigem erhellen, daß bei einem so raschen Gange der
                              Arbeit, bei der dadurch ersparten Zeit und Muͤhe, bei
                              Anwendung eines wohlfeileren, kraͤftigeren und
                              haͤufiger vorhandenen Feuermateriales als das bisher
                              gebraͤuchliche, bei dem besonderen Baue dieses Ofens,
                              eine große und wichtige Verbesserung in Erzeugung des
                              Hammer-Eisens aus seinem Erze hervorgegangen ist.
                           Der Maßstab in den Figuren ist drei Fuß auf einen Zoll, und
                              dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben
                              Gegenstaͤnde.
                           A ist die Gicht, bei welcher der
                              Ofen gefuͤllt wird. Sie ist mit einem Dekel versehen,
                              der, in der Zwischenzeit zwischen dem Fuͤllen, wenn die
                              Kohle niedrig steht, aufgelegt wird.
                           B ein hervorstehender, offener,
                              hohler Herd zur Aufnahme der Schlaken und des Eisens, mit einem
                              Schlakenloche bei C, das man
                              oͤffnen kann, wenn man die Schlaken herausziehen
                              will.
                           DD Roͤhren zur
                              Einfuͤhrung des Windes in verschiedenen Lagen auf drei
                              Seiten des Ofens und in verschiedener Hoͤhe, damit man
                              den Wind nach den verschiedenen Perioden der Arbeit leiten
                              kann.
                           Die Ruͤk- und Vorder-Seite des Ofens kann
                              entweder mehr vor- oder mehr ruͤkwaͤrts
                              geneigt werden, als sie hier in der Zeichnung dargestellt ist,
                              und zwar mit Vortheil, wenn das Erz nicht sehr rein ist, und
                              viele Schlaken gibt.
                           Der Ofen muß oben mit einer Ziegeldeke, mit einem Mantel oder mit
                              einem Schornsteine versehen seyn, um dem aus den Kohlen
                              aufsteigenden Gase eine Ableitung zu geben, indem die Arbeiter
                              dadurch sehr belaͤstigt werden, wenn sie von allen Seiten
                              von demselben umgehen sind.
                           
                           Der Ofen muß mit feuerfesten Ziegeln ausgefuͤttert, und
                              außen mit eisernen Platten belegt werden, die mittelst Schrauben
                              und Bolzen darauf befestigt sind, und zwischen diesen und der
                              Mauer muß eine duͤnne Lage Sandes als Fuͤtterung
                              eingestreut werden, damit der Nachtheil verhuͤtet wird,
                              der durch Ausdehnung entstehen koͤnnte.
                           –––––––––––
                           Bemerkung. Der
                              Patent-Traͤger bemerkt in einem Schreiben, daß er
                              mit diesem Ofen bereits sechs Mal arbeitete, und nicht bloß
                              Stangen-Eisen, sondern selbst Naͤgel aus dem
                              frisch aus dem Erze gewonnenen Eisen verfertigte. Alte
                              Eisenhuͤtten-Maͤnner erstaunten
                              uͤber die Resultate und uͤber die Guͤte des
                              erhaltenen Eisens, welches eben so gut war, als das auf den
                              benachbarten Eisenwerken nach der alten Methode gewonnene.
                           Man hat in Pennsylvania versucht, das Roheisen zu verfeinern; man
                              hat aber die Versuche aufgegeben, weil Kohle sich mit dem Eisen
                              im weichen Zustande mengte, was bei meiner Methode nicht zu
                              besorgen ist. Die Arbeit geht schnell, und kommt selbst hier, wo
                              die Anthracite theuer sind, wohlfeil. Wie wohlfeil mag sie dort
                              werden, wo Erz und Kohle nur das Graben kostet. Franklin-Journal
                              Dieses Verfahren des Hrn. Howell ist gewiß gut. Es kommt dem
                                    orientalischen, es kommt der Zigeuner-Arbeit sehr
                                    nahe, und die Orientalen haben das beste Eisen, und die
                                    Zigeuner bearbeiten es am einfachsten und sehr gut.A. d. Ue..
                           
                        
                     
                  
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