| Titel: | Ueber den hydraulischen Widder und über einen neuen Bau desselben. Von Hrn. Boquillon. | 
| Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. XCV., S. 417 | 
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                        XCV.
                        Ueber den hydraulischen
                           Widder und uͤber einen neuen Bau desselben. Von Hrn.
                           Boquillon.
                        Aus dem Industriel.
                              Junius. 1829. S. 57.
                        Mit Abbildung auf Tab. IX.
                        Ueber den Bau des hydraulischen
                           Widders.
                        
                     
                        
                           Der hydraulische Widder (le belier
                                 hydraulique), eine der sinnreichsten Erfindungen der
                              neueren Zeit, ist ein Andenken, das uns der beruͤhmte Montgolfier hinterließ, welchem wir
                              auch den Luftballon und eine Menge nuͤzlicher
                              Vorrichtungen in Kuͤnsten und Gewerben verdanken,
                              namentlich die Verbesserungen in der Fabrikation des
                              Velin-Papieres.
                           Der Bau des hydraulischen Widders beruht auf dem Grundsaze, daß
                              wenn ein in Bewegung befindlicher Koͤrper auf einen
                              Widerstand trifft, eine Kraft dadurch entsteht, die zugleich auf
                              den Widerstand und auf den bewegten Koͤrper wirktDer gehoͤrigen Wuͤrdigung dieser Kraft
                                    verdankt Montgolfier die Idee
                                    des hydraulischen Widders, die nicht, wie die meisten
                                    Schriftsteller behaupten, die denselben beschrieben
                                    haben, eine Anwendung der Traͤgheits-Kraft ist, einer
                                    Kraft, die gar nicht existirt, und die man
                                    gewoͤhnlich mit derjenigen Kraft verwechselt,
                                    welche sich in den Koͤrpern in jenem Augenblike
                                    entwikelt, wo irgend eine Ursache sie hindert in
                                    demselben Zustande zu bleiben, in welchem sie vorher
                                    waren. Die Traͤgheit
                                    ist nichts anderes, als das Verharren der Koͤrper
                                    in dem Zustande in welchem sie sich befinden,
                                    waͤhrend die Kraft, von welcher die Rede ist, und
                                    die Hr. Ampère die epimenische nennt (force
                                       épiménique), sich nie zeigt und
                                    niemals wirklich vorhanden ist, außer in dem Augenblike,
                                    wo was immer fuͤr eine Ursache den Zustand des
                                    Koͤrpers zu veraͤndern trachtet. A. d. O.
                                    Damit ist nicht mehr gesagt, als was wir bisher
                                    hieruͤber wußten: nichts.A. d. Ue.. Der Hauptzwek desselben ist, Wasser aus Baͤchen
                              und Fluͤssen etc. ohne Anwendung irgend einer anderen
                              Kraft, als derjenigen, die aus den Widerstaͤnden
                              hervorgeht, welche abwechselnd dem Laufe des Wassers
                              entgegengesezt werden, in die Hoͤhe zu heben; eine
                              Wirkung, die beim ersten Anblike in Widerspruch mit den Gesezen
                              der Hydrostatik zu seyn scheint, indem eine sehr niedrige
                              Wassersaͤule mit einer sehr hohen im Gleichgewichte seyn
                              kann.
                           Diese Thatsachen finden ihre weitere Entwikelung, und werden
                              deutlicher aus nachfolgender Beschreibung.
                           Fig. 1. stellt einen senkrechten Durchschnitt des
                              Widders nach der Linie AB in
                              Fig.
                                 2. dar, welche denselben im Grundrisse zeigt. Fig. 3. ist der senkrechte Aufriß, nach der Linie AB
                              Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben
                                    Gegenstaͤnde.A. d. O..
                           
                           C ist eine Roͤhre aus
                              Gußeisen, welche frei mit einem Wasserbehaͤlter in
                              Verbindung steht, der sich in einem hoͤheren Niveau
                              befindet, um dadurch eine gewisse Geschwindigkeit fuͤr
                              den Ausfluß des Wassers aus dieser Roͤhre zu erhalten,
                              der man den Namen des Koͤrpers des
                                 Widders (corps du
                                 bélier) gibt. D ist
                              eine metallne Klappe, die sich von oben nach abwaͤrts in
                              der Roͤhre C oͤffnet,
                              und die Oeffnung I hermetisch
                              schließen kann, durch welche ein Theil der Fluͤssigkeit
                              entweichen muß. Die specifische Schwere dieser Klappe, die man
                              Sperr-Klappe (soupape d'arrêt) nennt, darf
                              nicht mehr als doppelt so groß, als die specifische Schwere des
                              Wassers seyn: wir werden unten die Weise angeben, sie zu
                              reguliren. K ist eine andere
                              vierekige und senkrechte Roͤhre, die bei L mit der Roͤhre C in Verbindung steht. Sie hat an
                              der Seite zwei Oeffnungen: eine derselben, M, ist mit einer Klappe N versehen, die man die Aufsteigungs-Klappe (soupape d'ascension) nennt; die
                              andere Oeffnung O steht mittelst der
                              Luft-Klappe P, von welcher
                              weiter unten die Rede seyn wird, mit der aͤußeren Luft in
                              Verbindung. Q ist eine metallne
                              Gloke, die man den Luftbehaͤlter (réservoir d'air) nennt, deren Rand in allen
                              Punkten mittelst lederner Scheiben in vollkommenster
                              Beruͤhrung mit jenen Stuͤken steht, auf welchen
                              sie ruht. Sie wird auf denselben mittelst des Zaumes R festgehalten, welcher durch die
                              Drukschraube S angezogen wird. T ist die Entladungs-Roͤhre, (tuyau de décharge), durch
                              welche das Wasser auf jene Hoͤhe gefuͤhrt wird,
                              auf welche man dasselbe heben will. Der ganze obere Theil des
                              Apparates, mit Einschluß der Roͤhre K, heißt der Kopf des Widders (tête
                                 du bèlier.)
                           Wir wollen nun sehen, wozu diese Theile dienen. Das Wasser,
                              welches aus dem oberen Behaͤlter entweicht, fuͤllt
                              zuerst einen Theil der senkrechten Roͤhre, und
                              erhaͤlt, indem es durch die Oeffnung I der Roͤhre C entweicht, eine Geschwindigkeit,
                              welche, nach dem Geseze des Falles schwerer Koͤrper, von
                              dem Augenblike an, wo die Bewegung der Fluͤssigkeit
                              beginnt, immer zunimmt, bis sie ein Maximum erreicht, welches von der senkrechten
                              Hoͤhe zwischen der Oeffnung des Ausflusses I und der oberen Wasserhoͤhe
                              im Behaͤlter abhaͤngt. Allein, ehe dieses Maximum
                              erreicht wird, wirkt es auf die Klappe D und bringt diese, durch einen raschen Stoß, gegen
                              die Oeffnung I, durch welche die
                              Fluͤssigkeit nun nicht mehr entweichen kann. Nun
                              entwikelt sich jene epimenische
                              Kraft, von welcher wir oben gesprochen haben, welche, indem sie
                              nach allen Seiten hin wirkt, auf die Saͤule der
                              Fluͤssigkeit K druͤkt,
                              diese die Klappe N oͤffnen
                              laͤßt, und auf diese Weise eine gewisse Menge
                              Fluͤssigkeit in den Luftbehaͤlter Q fuͤhrt. Nun hoͤrt
                              aber diese Kraft bald nach und nach zu wirken auf, und es
                              kommt der Augenblik, wo die Schwere der Klappe N, mit ihr im Gleichgewichte steht,
                              und sie nicht mehr hinlaͤnglich gegen die Klappe D druͤkt, um dieselbe gegen
                              die Oeffnung I angedruͤkt zu
                              erhalten. In diesem Augenblike hat also in dem ganzen unteren
                              Apparate vollkommene Ruhe Statt, die Klappe N schließt sich, und die Klappe D oͤffnet sich: der Ausfluß
                              durch die Oeffnung I faͤngt
                              wieder an, und hoͤrt alsobald wieder auf, wenn die
                              zunehmende Geschwindigkeit des Wassers in der Roͤhre C neuerdings auf die Klappe D wirkt. Die oben beschriebene
                              Erscheinung kehrt wieder, es tritt eine neue Menge Wassers in
                              den Luftbehaͤlter, und aus diesem in die
                              Aufsteigungs-Roͤhre T.
                              Nachdem die epimenische Kraft sich erschoͤpft hat,
                              schließt sich die Klappe N, die
                              Klappe D oͤffnet sich, und
                              die vorige Reihe von Erscheinungen erneuert sich wieder und geht
                              so ununterbrochen fort.
                           Wir wollen nun sehen, was in dem Luftbehaͤlter Q geschieht. In dem Maße, als das
                              Wasser durch die Klappe N in
                              denselben eintritt, wird die in demselben befindliche Luft
                              zusammengedruͤkt; allein diese wirkt alsogleich in Folge
                              ihrer Elasticitaͤt auf die Fluͤssigkeit
                              zuruͤk, treibt leztere in die Roͤhre T, und noͤthigt sie, in
                              derselben emporzusteigen. Diese Ruͤkwirkung hat in der
                              Zwischenzeit Statt, welche zwischen dem Augenblike, wo die
                              Klappe D sich oͤffnet, und
                              dem Augenblike, wo sie sich schließt, verstreicht, so daß
                              beinahe keine Unterbrechung in dem Ausflusse des Wassers aus der
                              Roͤhre T Statt hat, indem
                              dieser abwechselnd durch die Elasticitaͤt der Luft in dem
                              Behaͤlter Q und durch den
                              Druk jeder neuen Menge Wassers, die in den Behaͤlter
                              eintritt, erzeugt wird. Allein da das Wasser, waͤhrend es
                              aus dem Behaͤlter Q austritt,
                              eine gewisse Menge Luft mit sich fuͤhrt, die sich in
                              demselben aufloͤst, oder mechanisch zwischen dasselbe
                              eintritt, so wuͤrde die Luft bald aus dem
                              Behaͤlter gaͤnzlich verschwinden, wenn man sie
                              nicht in demselben erneuerte. Dieß ist der Zwek der Luftklappe
                              P, wovon die Figuren
                                 9 und 10.
                              die einzelnen Theile darstellen. Sie besteht aus einem hohlen
                              kupfernen Stoͤpsel a, den man
                              in b von der Endseite dargestellt
                              sieht, und der in die Oeffnung O des
                              Widders eingeschraubt wird, worin ein dreiseitiges metallnes
                              Prisma c spielt, das man in d im Durchschnitte sieht. Der Lauf
                              oder das Spiel dieses Prisma wird auf der einen Seite durch die
                              Form des aͤußeren Endes des Stoͤpsels
                              beschraͤnkt, auf der anderen durch einen
                              Stell-Knopf, der in der Hoͤhlung dieses
                              Stoͤpsels hervorragt. Diese Klappe wirkt auf folgende
                              Weise. In dem Augenblike, wo die epimenische Kraft zu wirken
                              aufhoͤrt, wirken alle Theile der Maschine, die sich in
                              Folge des auf dieselben geaͤußerten Drukes erweiterten,
                              auf die Saͤule der Fluͤssigkeit zuruͤk, und
                              machen, daß sie, zwar nur waͤhrend eines sehr kurzen
                              Augenblikes, jedoch hinlaͤnglich lang um einen
                              unvollkommenen und augenbliklichen leeren Raum in der
                              Roͤhre K zu bilden,
                              zuruͤktritt. Dadurch wird der Druk der Atmosphaͤre
                              auf die Klappe P in diesem
                              Augenblike vorherrschend; der Ueberschuß dieses Drukes
                              oͤffnet die Klappe, und es tritt eine geringe Menge Luft
                              in die Roͤhre K, aus welcher
                              sie in den Behaͤlter Q
                              getrieben wird, wo dann ein neuer Stoß der Klappe D Statt hat. Eine gewisse Menge
                              Luft, die auf diese Weise durch die Klappe P eindrang, sezt sich oben in der
                              Roͤhre K an, und bildet
                              daselbst, so wie in dem Behaͤlter Q, eine Luftschichte (matelas
                                 d'air), deren Elasticitaͤt die Staͤrke
                              der Stoͤße bricht, welche der Widder an dieser Stelle
                              erleiden muͤßte, vorzuͤglich dann, wenn man Statt
                              der Klappe N eine aͤhnliche
                              Klappe, wie jene bei D,
                              anbraͤchte, deren heftige und haͤufige
                              Stoͤße bald alle Theile der Maschine aus dem
                              Gefuͤge bringen wuͤrden, wenn man denselben nicht
                              die hoͤchste Festigkeit ertheilt. Diese Stoͤße
                              sind es, die diesem Apparate den Namen Widder (bélier)
                              verschafften.
                           Wir wollen nun die Mittel angeben, wie das Spiel der Klappe D regulirt werden muß. Man gibt ihr
                              zuvoͤrderst ein geringeres Gewicht, als sie zulezt
                              erlangen muß. Man beschwert sie nach und nach auf ihrem Kopfe
                              mit Bleiplatten, bis sie gehoͤrig arbeitet. Nun muß die
                              Laͤnge ihres Laufes bestimmt werden, von welcher die mehr
                              oder minder schnelle Aufeinanderfolge der Stoͤße des
                              Widders abhaͤngt. Es laͤßt sich begreifen, daß, je
                              tiefer die Klappe eindringen kann, desto weniger haͤufig
                              die Stoͤße seyn werden; daß folglich desto mehr Wasser
                              bei der Oeffnung I zwischen zwei auf
                              einander folgenden Stoͤßen ausfließen wird; daß aber, da
                              der Ausfluß dann eine groͤßere Geschwindigkeit erreicht
                              hat, die epimenische Kraft verhaͤltnißmaͤßig
                              staͤrker wird, und eine groͤßere Menge
                              Fluͤssigkeit sich bei jedem Stoße in den
                              Luftbehaͤlter Q
                              eindraͤngt. Erfahrung muß hier die vortheilhafteste
                              Graͤnze in dieser Hinsicht bestimmen: laͤßt man
                              sie zu groß, zu weit, so wuͤrde das Spiel der Klappe die
                              Fluͤssigkeit ihr Maximum der Geschwindigkeit
                              fruͤher erreichen lassen, als diese Klappe gehoben werden
                              konnte, und folglich wuͤrde sie die Oeffnung I nicht schließen; laͤßt man
                              sie zu klein und zu eng, so wuͤrde diesem Ausflusse nicht
                              Zeit genug gegoͤnnt, um der epimenischen Kraft ihre
                              gehoͤrige Entwikelung zu gewaͤhren. Uebrigens
                              laͤßt sich die Laͤnge dieses Laufes leicht
                              mittelst kleiner Bolzen reguliren, welche man in die
                              Loͤcher stekt, die zu diesem Ende am Stiele der Klappe
                              angebracht sind, oder mittelst eines Schraubennietes, das man
                              auf diesen Stiel aufschraubt.
                           Wir wollen nun noch die Nebensachen an diesem Apparate
                              beschreiben, und dann mit einigen Betrachtungen uͤber die
                              vortheilhaftesten Groͤßen-Verhaͤltnisse und uͤber
                              die nuͤzliche Wirkung, die man von dieser Maschine
                              erwarten kann, schließen.
                           Fig. 4. zeigt den Durchschnitt der metallnen Gloke
                              oder des Luftbehaͤlters nach der Linie EF in Fig.
                                 5.
                           Fig. 5. ist der horizontale Durchschnitt dieser Gloke
                              nach der Linie GH in Fig. 4.
                           Fig. 6. zeigt an RR
                              den Zaum, mittelst dessen diese Gloke befestigt wird, und in U einen Theil dieses Zaumes von der
                              Seite gesehen, um die Art und Weise darzustellen, wie er sich
                              auf zwei Bolzen drehen kann, die an dem Kopfe des Widders
                              angeschraubt sind. Auf diese Weise kann man die Gloke, im Falle
                              daß einige Verbesserungen in ihrem Inneren nothwendig
                              waͤren, leicht abheben.
                           Fig. 7. stellt den Leiter der Sperr-Klappe D im Durchschnitte und im Grundrisse
                              dar.
                           Fig. 8. zeigt endlich den Grundriß eines Zaumes in
                              f, der die Roͤhre K umgibt; in g ist dieser Zaum von der Seite dargestellt. An ihm
                              ist die Klappe N angebracht,
                              mittelst der Gewinde, deren Lage man in h sieht. (Wir vermissen h
                              in der Fig. Ue.)
                           Hier nun einige Betrachtungen uͤber die Groͤße
                              dieser verschiedenen Stuͤke und uͤber die
                              nuͤzliche Wirkung.
                           Aus Brunaci's Versuchen erhellt:
                           1) Wenn die Entladungs-Roͤhre eine bestimmte
                              Hoͤhe, z.B. drei Meter hat, und das Wasser kommt auf zwei
                              Stoͤße des Widders bis zur oberen Oeffnung desselben; so
                              braucht man acht Stoͤße, wenn das Wasser noch ein Mal so
                              hoch hinaufsteigen soll, und siebzehn, wenn es drei Mal so hoch
                              hinaufsteigen soll.
                           2) Die Menge Wassers, welche durch dieselbe Anzahl von
                              Stoͤßen zur Entladungs-Muͤndung gebracht
                              wird, ist, unter uͤbrigens gleichen Umstaͤnden
                              desto groͤßer, als diese Muͤndung weniger hoch
                              steht, so daß die nuͤzliche
                                 Wirkung (l'effet utile) in
                              umgekehrtem Verhaͤltnisse zur Hoͤhe steht, auf
                              welche das Wasser gehoben wird.
                           3) Je laͤnger der Koͤrper des Widders ist, desto
                              groͤßer ist die Dauer eines jeden Stoßes. Wenn z.B. der
                              Widder in zwanzig Secunden zehn Mal stoͤßt, wo diese
                              Roͤhre zwoͤlf Meter lang ist, so wird er dieselbe
                              Zahl von Stoͤßen in 14 Secunden thun, wenn die
                              Roͤhre 8 Meter, und in 10 Secunden, wenn sie nur 4 Meter
                              lang ist. Es ist hier, wie bei der Sperr-Klappe; je
                              laͤnger der Zwischenraum zwischen jedem Stoße, desto mehr
                              wird jeder Stoß auf ein Mal Wasser geben. Auf diese Weise wird
                              also eine Verkuͤrzung der Roͤhre auf 4 Meter bei
                              jedem Stoße nur mehr den dritten Theil des Wassers liefern, das
                              bei einer Hoͤhe der Roͤhre von 12 Meter gehoben
                              wurde: Es muß also eine Laͤnge geben, die ein Maximum von Product
                              gewaͤhrt: diese Laͤnge hat aber Hr. Brunaci in seinen Versuchen nicht
                              bestimmt.
                           4) Die Groͤße des Hohlraumes des Luftbehaͤlters
                              kann auf die Groͤße der erzeugten Wirkung Einfluß haben,
                              und diese Wirkung wird dann groͤßer, wenn der Durchmesser
                              der Entladungs-Roͤhre kleiner ist, als jener des
                              Koͤrpers des Widders. Wenn die Durchmesser gleich sind,
                              hat der Luftbehaͤlter keinen Einfluß auf die Menge
                              Wassers, welche gehoben wird. Dieser Einfluß ist desto
                              groͤßer, je groͤßer der innere Hohlraum des
                              Behaͤlters ist. Es gibt aber auch hier eine
                              Graͤnze, uͤber welche hinaus diese groͤßere
                              Weite mehr schadet, als nuͤzt, denn es wird dadurch
                              zulezt die Zahl der Stoͤße in einer gegebenen Zeit
                              vermindert.
                           Andere Versuche des Hrn. Brunaci
                              hatten zum Zweke, die Unterschiede zu bestimmen, welche dann an
                              der erzeugten Wirkung Statt haben, wenn man zugleich die
                              Laͤnge der Aufsteigungs-Roͤhre und die
                              Laͤnge des Koͤrpers des Widders veraͤndert.
                              Er zeichnete die Zahl der Stoͤße, die Menge des gehobenen
                              Wassers, und die Menge des bei der Sperr-Klappe
                              verwendeten Wassers auf.
                           Folgende Tabelle zeigt das Resultat dieses Versuches
                              waͤhrend Einer Stunde.
                           Bei allen Versuchen war der angewendete Fall des Wassers 1,172
                              Meter; der Durchmesser des Koͤrpers des Widders war 0,1
                              Meter; jener der Aufsteigungs-Roͤhre, 0,0028
                              Meter; der Behaͤlter hatte 1,02 Meter Hoͤhe, und
                              0,29 Meter Durchmesser.
                           
                              
                                     Laͤnge des
                                    Koͤrpers des Widders.
                                   Hoͤhe
                                    derAufsteigungs-    Roͤhre.
                                 Zahl der
                                    Stoͤße  des Widders.
                                 Menge des
                                       gehobenen Wassers.
                                 Menge des
                                       verlornen Wassers.
                                 
                              
                                  Meter.
                                  Meter.
                                 
                                 Kubik-Meter.
                                 Kubik-Meter.
                                 
                              
                                 11,614
                                 13,430
                                     1384
                                 0,7461000
                                 15,1697355
                                 
                              
                                    –
                                 10,956
                                     1636
                                 1,0959627
                                 15,1884344
                                 
                              
                                    –
                                   7,860
                                     1756
                                 1,6172552
                                 15,4981545
                                 
                              
                                    –
                                   4,678
                                     1894
                                 2,5329846
                                 14,9908627
                                 
                              
                                   7,936
                                 13,430
                                     2057
                                 0,4824576
                                 12,9902010
                                 
                              
                                    –
                                 10,956
                                     2117
                                 0,7907379
                                 13,5333762
                                 
                              
                                    –
                                   7,860
                                     2250
                                 1,2243690
                                 13,6944900
                                 
                              
                                    –
                                   4,678
                                     2571
                                 2,1749888
                                 13,6044900
                                 
                              
                                   4,218
                                 13,430
                                     3130
                                 0,2911148
                                 14,3724240
                                 
                              
                                    –
                                 10,956
                                     3428
                                 0,5216948
                                 23,0857189
                                 
                              
                                    –
                                   7,860
                                     3428
                                 0,7767670
                                 14,0857189
                                 
                              
                                    –
                                   4,678
                                     3600
                                 1,4877324
                                 14,2422696
                                 
                              
                           Eytelwein's Versuche hatten zum Zweke
                              die Resultate zu bestimmen, welche aus dem Unterschiede zwischen
                              der Hoͤhe des Falles und der Hoͤhe der
                              Aufsteigungs-Roͤhre unter uͤbrigens
                              gleichen Umstaͤnden entstehen. Er fand, daß die
                              nuͤzliche Wirkung in dem Verhaͤltnisse kleiner
                              wird, als der Unterschied groß wird: folgende Tabelle gibt die
                              Uebersicht der von ihm erhaltenen Resultate. Die erste Columne
                              zeigt das Verhaͤltniß zwischen den beiden Hoͤhen,
                              den Fall als Einheit angenommen; die zweite das
                              Verhaͤltniß zwischen der Menge des an der
                              Sperr-Klappe verbrauchten Wassers, gleichfalls als
                              Einheit betrachtet, und der Menge des auf eine gewisse
                              Hoͤhe gehobenen Wassers.
                           
                              
                                   1)
                                 oder relative Gleichheit
                                    zwischen
                                 
                              
                                 
                                 zwei Hoͤhen
                                 0,920
                                 
                              
                                   2)
                                 
                                 0,837
                                 
                              
                                   3)
                                 
                                 0,774
                                 
                              
                                   4)
                                 
                                 0,720
                                 
                              
                                   5)
                                 
                                 0,673
                                 
                              
                                   6)
                                 
                                 0,630
                                 
                              
                                   7)
                                 
                                 0,591
                                 
                              
                                   8)
                                 
                                 0,555
                                 
                              
                                   9)
                                 
                                 0,520
                                 
                              
                                 10)
                                 
                                 0,488
                                 
                              
                                 11)
                                 
                                 0,457
                                 
                              
                                 12)
                                 
                                 0,427
                                 
                              
                                 13)
                                 
                                 0,399
                                 
                              
                                 14)
                                 
                                 0,372
                                 
                              
                                 15)
                                 
                                 0,345
                                 
                              
                                 16)
                                 
                                 0,320
                                 
                              
                                 17)
                                 
                                 0,295
                                 
                              
                                 18)
                                 
                                 0,272
                                 
                              
                                 19)
                                 
                                 0,248
                                 
                              
                                 20)
                                 
                                 0,226
                                 
                              
                           Die schnelle Verminderung der nuͤzlichen Wirkung unter
                              obigen Verhaͤltnissen fuͤhrte Hrn. Eytelwein auf den Schluß, daß, in
                              jenem Falle, wo es sich darum handelt, das Wasser mittelst eines
                              kleinen Falles auf eine bedeutende Hoͤhe zu heben, es
                              besser ist, mehrere kleine hydraulische Widder in verschiedenen
                              Hoͤhen anzubringen, wo jeder derselben das Wasser
                              aufnehmen koͤnnte, welches ihm von dem unteren
                              zugefuͤhrt wurde.
                           Aus anderen Erfahrungen desselben Gelehrten ergeben sich noch
                              folgende Bemerkungen:
                           1) Der Durchmesser der Sperr-Klappe muß wenigstens dem
                              Koͤrper des Widders gleich seyn. Die Maschine ist desto
                              besser, wenn der Durchmesser der ersteren noch groͤßer
                              ist.
                           2) Je kuͤrzer der Koͤrper des Widders, desto
                              laͤngeren Lauf muß man der Sperr-Klappe geben.
                              Diese darf nie schwerer seyn, als ihre Festigkeit es fordert;
                              sie muß jedoch specifisch schwerer seyn als Wasser.
                           3) Die vortheilhafteste Lage dieser Klappe ist unmittelbar neben
                              dem Luftbehaͤlter.
                           4) Die Aufsteigungs-Roͤhre muß so wenig
                              Kruͤmmungen machen, als moͤglich,
                              vorzuͤglich dort, wo sie in den Luftbehaͤlter
                              einmuͤndet, damit die Erschuͤtterung, die durch
                              den Stoß des Wassers an den Biegungen entsteht, und der Verlust
                              eines Theiles der Kraft vermieden wird. Die vortheilhafteste
                              Lage waͤre diese, wenn diese Roͤhre senkrecht
                              durch den Scheitel der Gloke niederstiege, wodurch aber der
                              Nachtheil entsteht, daß man sie nicht so leicht abnehmen kann,
                              wenn Ausbesserungen nothwendig sind.
                           
                           5) Der bequemste Durchmesser fuͤr die
                              Aufsteigungs-Roͤhre ist die Haͤlfte des
                              Durchmessers des Koͤrpers des Widders.
                           6) Es ist eben so vortheilhaft, als oͤkonomisch, den
                              Koͤrper des Widders und der
                              Aufsteigungs-Roͤhre aus Gußeisen verfertigen zu
                              lassen, den Luftbehaͤlter aber aus Kupfer, und die
                              Klappen aus Messing. Sie muͤssen in Leder gefaßt seyn, um
                              die Oeffnung genau zu schließen.
                           7) Um den vortheilhaftesten Durchmesser fuͤr den
                              Koͤrper des Widders zu finden, gibt er folgende
                              praktische Regel. „Man ziehe aus
                                    der Menge des angewendeten Wassers, in
                                    Kubik-Zollen ausgedruͤkt, die
                                    Quadrat-Wurzel aus, und theile den Quotienten
                                    durch 25.“ Zur Bestimmung der
                              Laͤnge soll man „die
                                    Laͤnge der Aufsteigungs-Roͤhre mehr
                                    dem doppelten Werthe des Verhaͤltnisses des
                                    Falles zur Hoͤhe der Aufsteigung
                                    nehmen.“
                              
                           Wenn man nun die nuͤzliche Wirkung des Widders mit jener
                              der Pumpen vergleicht, die durch Eimer-Raͤder
                              getrieben werden, so fand Eytelwein
                              daß, wenn das Wasser vier Mal so hoch gehoben werden soll, als
                              es faͤllt, der hydraulische Widder um den siebenten Theil
                              mehr Wasser hebt, als jene. Die Wirkung ist bei beiden gleich,
                              wenn das Wasser sechs Mal so hoch gehoben werden soll, als der
                              Fall betraͤgt. Ueber diese Graͤnze hinaus ist der
                              Widder weniger vortheilhaft.
                           Wenn man Statt der Eimer-Raͤder sich der
                              Raͤder des Hrn. Poncelet mit
                              gekruͤmmten SchaufelnPolyt. JournalBd. XIX. S.
                                       417. bedienen wuͤrde, waͤre schon bei einer
                              vierfachen Hoͤhe des Falles gleiche Wirkung vorhanden.
                              Der Widder waͤre aber dann in jenem Falle vortheilhafter,
                              wo man das Wasser nur auf eine geringere Hoͤhe heben
                              duͤrfte, und im entgegengesezten Falle nachtheilig.
                           Wir glauben die Theorie der Wirkungen und des Baues des
                              hydraulischen Widders hinlaͤnglich entwikelt zu haben, um
                              unsere Leser in den Stand zu sezen, denselben uͤberall
                              anzuwenden, wo die Orts-Verhaͤltnisse es erlauben.
                              Wir glauben aber hier noch ein Verzeichniß von Werken
                              beifuͤgen zu muͤssen, aus welchen wir
                              schoͤpften, und zu welchen auch der Leser im Nothfalle
                              seine Zuflucht nehmen kann.
                           Die erste Abhandlung Montgolfier's
                              uͤber den hydraulischen Widder befindet sich im Journal des Mines, T. 13.
                              Erlaͤuternde Bemerkungen uͤber denselben im 15ten
                              u. 18ten Bande. In den Atti della Societa
                                 italiana delle Scienze T. 10. ist eine Abhandlung von
                              den HHrn. Pino und Racagni. Man vergleiche ferner: Trattato
                              
                              dell' ariete idraulico del Caval.
                                 Brunaci;
                              Eytelwein uͤbersezt von Girard; Borgnis
                              traité des machines hydrauliques,
                                 p. 64; Mécanique usuelle p. 229;
                              Christian, Mécanique industrielle t. 3. p. 394;
                              Dupin, Cours
                                 de Géometrie et de Méchanique etc. T. 3. p.
                                 258 etc. 292; Dictionn. technol. t. 3. p. 3. (ein sehr
                              guter Artikel von Hrn. Francoeur) und
                              Dictionn. de physique de
                                 l'Encyclopédie méthodique t. 2. p. 93.
                              Auch das Polyt. Journ.
                                    fuͤhrt einige hierher gehoͤrige Schriften
                                    an.A. d. R..
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
