| Titel: | Verbesserung in Verfertigung der Hanf-Seile und Strike, worauf Joh. Robertson, Seiler zu Limehouse-hole, Poplar, Middlesex, sich am 4. Sept. 1828 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. XCVII., S. 431 | 
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                        XCVII.
                        Verbesserung in Verfertigung
                           der Hanf-Seile und Strike, worauf Joh. Robertson, Seiler zu
                           Limehouse-hole, Poplar, Middlesex, sich am 4. Sept. 1828 ein Patent
                           ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of
                                 Patent-Inventions. Julius. 1829. S. 404.Wir haben von diesem Patente schon Notiz gegeben. Da es aber
                                 hier vollstaͤndiger erklaͤrt und mit
                                 Anmerkungen erlaͤutert ist, so halten wir es nicht
                                 fuͤr uͤberfluͤssig, dasselbe noch ein
                                 Mal mitzutheilen.A. d. Ue..
                        Robertson, uͤber Verbesserung in
                           Hanf-Seile und Strike.
                        
                     
                        
                           Diese Verbesserung besteht vorzuͤglich darin, daß das
                              gesponnene Garn in Gerbestoff gebeizt wird, ehe es zu Seilen
                              verarbeitet wird, und dieses Beizen geschieht dadurch, daß man
                              es in einem Aufgusse von Eichenrinde, Sumach, Katechu oder
                              Wallonia weicht, bis die verlangte Wirkung hervorgebracht
                              ist.
                           Der Patent-Traͤger findet drei Pfund Eichenrinde
                              auf Ein Gallon (10 Pfd.) Wasser als das beste Verhaͤltniß
                              zum Aufgusse. Von den uͤbrigen Stoffen nimmt er die
                              Aequivalente nach der Menge des Gerbestoffes, die sie enthalten,
                              („gibt aber die Quantitaͤten nicht
                                 an.“ Ue.)
                           Bei russischem oder italiaͤnischem Hanfe reicht ein und
                              zwanzigtaͤgiges Einweichen in dem Aufgusse hin; vierzehn
                              Tage sind fuͤr Neu-Seelaͤndischen Hanf,
                              fuͤr Manilla-Hanf und andere aͤhnliche
                              Artikel hinreichend.
                           Die Eichenrinde (oder irgend einer der oben erwaͤhnten
                              Stoffe) wird in Gruben, sogenannten Suͤmpfen, oder in
                              irgend einem schiklichen Behaͤlter aufgegossen und drei
                              bis vier Tage lang im Aufgusse erhalten, ehe das Garn in dem
                              Aufgusse eingeweicht wird. Lezteres wird in diese
                              Behaͤlter in solcher Menge eingedreht, daß, so viel nur
                              immer davon unter der Voraussezung gehoͤriger Eintauchung
                              hineingebracht werden kann, in dieselben kommt.
                           Nachdem die Einwirkung des Aufgusses auf das Garn vollendet ist,
                              wird dasselbe herausgenommen; man laͤßt es vollkommen
                              ablaufen und troknet es, worauf es, vollkommen getroknet, nach
                              der gewoͤhnlichen Weise zu Seilen versponnen wird.
                           Der Patent-Traͤger versichert, das das Gerben des
                              Garnes zu Seilen leztere so dauerhaft macht, daß das weitere
                              Betheeren derselben durchaus uͤberfluͤssig
                              ist.
                           Das Repertory bemerkt
                              hieruͤber:
                           
                              „daß Alles, was Ersparung an Hanf zu erzielen vermag,
                                 von der hoͤchsten Wichtigkeit ist, indem England an
                                 Rußland allein jaͤhrlich 2 Millionen Pfd. Sterl. (24
                                 Millionen Gulden) im Durchschnitte fuͤr Hanf bezahlt;
                                 daß eine solche Abhaͤngigkeit bei einem fuͤr
                                 die Schifffahrt so wichtigen Materiale der
                                 englischen Regierung Kraͤmpfe erregen
                                 muß.“
                              
                           
                              „Wenn man gegerbte Seile mit betheerten Seilen
                                 vergleicht, so ist dabei noch nicht viel gewonnen; denn die
                                 ersten Kenner in dieser Sache sind schon seit langer Zeit
                                 der Meinung, daß durch den Theer die Dauerhaftigkeit der
                                 Seile nur wenig oder gar nichts, die Staͤrke
                                 derselben aber durchaus nichts gewinnt; die in dem Theere
                                 enthaltene Saͤure beschleunigt, nach ihrer Ansicht,
                                 das Verderben des Seiles, und da das Seil durch den Theer
                                 steifer wird, so bricht es leichter. Wir haben oft gegerbte
                                 Segel auf kleinen Fahrzeugen gesehen, haben aber keine
                                 bestimmten Beweise, daß sie besser sind, als andere; es
                                 scheint uns, daß man hier von Haͤuten auf Segeltuch
                                 schließt, und daß dieser Schluß nicht ganz richtig ist,
                                 indem der Hanf kein Analogon fuͤr die Gallerte der
                                 thierischen Haͤute besizt, welche durch Gerbestoff
                                 unaufloͤsbar wird: denn von diesem Umstande
                                 haͤngt die ganze Wirksamkeit dieses chemischen
                                 Processes ab.“
                              
                           
                              „Was die Unwirksamkeit des Theeres in Hinsicht auf
                                 Erhaltung der Seile betrifft, so wissen wir, daß man
                                 gegenwaͤrtig auf der Seilerei der Regierung zu
                                 Woolwich Versuche mit einer Aufloͤsung von Kautschuk
                                 Statt des Theeres macht; Versuche, die man nicht anstellen
                                 wuͤrde, wenn der Theer befriedigt haͤtte.
                                 Diese Versuche zeigten bisher guten Erfolg, nur Schade, daß
                                 das Material so theuer zu stehen kommt. Es laͤßt sich
                                 indessen erwarten, daß man auch diesen Nachtheil wird
                                 beseitigen koͤnnen, indem: 1) wie wir hoͤrten,
                                 nur wenig von diesem Materiale hierzu noͤthig ist; 2)
                                 Kautschuk leicht in großer Menge aus unseren indischen
                                 Besizungen und aus Suͤdamerica erhalten werden kann;
                                 3) Steinkohlentheer-Oehl, ein gutes
                                 Aufloͤsungs-Mittel desselben, in
                                 unerschoͤpflicher Menge bei uns zu haben ist; (siehe
                                 Hrn. C. Macintosh's Patent vom J.
                                 1823 im Repertory II. Series. B. 46. S. 199. Polyt. Journ. Bd. XXII. S. 398.) 4)
                                 obschon wir das bei diesen Versuchen angewendete
                                 Aufloͤsungs-Mittel nicht kennen, wir einen
                                 Firniß aus demselben kennen, in welchem Ein Pfund desselben
                                 fuͤr 70 Pfd. Leinoͤhl hinreicht, um diesem
                                 jezt so wohlfeilen Artikel alle Eigenschaften jenes
                                 elastischen Firnisses zu geben. (Das Verfahren bei der
                                 Bereitung dieses Firnisses, auf welchen Hr. Clark sich ein Patent ertheilen
                                 ließ, findet sich im 24. Bande, II. Series, S. 157, wo von Verfertigung elastischer
                                 mit Luft gefuͤllter Betten die Rede ist: eine
                                 Erfindung, die jezt bald mehr in Anwendung kommen wird, weil
                                 man sie zu anderen Zweken benuͤzen gelernt hat.)
                              
                           Wir bemerken bei dieser Gelegenheit, daß, so viel wir wissen, in
                              Irland große Anstalten zur Cultur des
                              Neu-Seelaͤnd'schen Hanfes, des Phormium tenax, getroffen werden,
                              und daß dieser daselbst, so wie in anderen Gegenden der
                              vereinigten drei Koͤnigreiche, gut gedeiht: wir werden in
                              Hinsicht auf Hanf nicht mehr von anderen fremden Voͤlkern
                              abhaͤngen. Phormium tenax ist
                              in Hinsicht seiner Blaͤtter so sehr unseren Schwertlilien
                              (Iris) aͤhnlich, daß sich
                              kaum zweifeln laͤßt, daß es auf jedem nassen Boden gut
                              gedeihen muͤsse. Eine Nachricht uͤber den Bau
                              dieser wichtigen Pflanze und einige Anleitung zur Gewinnung des
                              Faserstoffes aus derselben finden sich in einem Aufsaze des Hrn.
                              Salisbury im 46. B. S. 233 der
                              II. Series des Repertory (Polyt. Journ. B.
                                 XIII. S. 386.) Die Fasern desselben sind um so viel
                              staͤrker, als jene des Hanfes, daß nach den genauesten
                              Versuchen, die hieruͤber auf der k. Seilerei zu Woolwich
                              angestellt wurden, man nur drei Viertel derjenigen Menge, die
                              man von Hanf noͤthig hat, zur Verfertigung eines gleich
                              starken Seiles braucht. Auf diese Weise wuͤrden demnach
                              dadurch allein 25 p. C. am Hanf-Bedarfe erspart, was,
                              abgesehen von politischen Verhaͤltnissen, Vortheiles
                              genug ist.