| Titel: | Ein neues Verfahren schmiedbares Platin darzustellen; von William Hyde Wollaston, M. D. | 
| Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. I., S. 2 | 
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                        I.
                        Ein neues Verfahren schmiedbares Platin
                           darzustellen; von William Hyde
                              Wollaston, M. D.
                        Aus dem Philosph. Mag. and Annals of Philos. Juli
                              1829, S. 1. Vorgelesen in der koͤnigl. Societaͤt der Wissenschaften zu
                              London.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. I.
                        Wollaston's Verfahren, schmiedbares Platin
                           darzustellen.
                        
                     
                        
                           Da ich aus langer Erfahrung wohl besser als irgend ein anderes Mitglied dieser
                              Gesellschaft mit der Behandlungsweise bekannt bin, welche das Platin erfordert, um
                              vollkommen schmiedbar gemacht zu werden, so will ich mich bemuͤhen das
                              Verfahre, welches ich zu diesem Ende waͤhrend mehrerer Jahre befolgte, und
                              das ich stets in jeder Hinsicht genuͤgend fand, so kurz, als es die
                              Deutlichkeit zulaͤßt, zu beschreiben.
                           Jeder Chemiker kennt das gewoͤhnliche Verfahren das Platin durch
                              Aufloͤsen in Koͤnigswasser und Faͤllen mit Salmiak zu reinigen;
                              aber ich zweifle, ob man dabei immer die noͤthige Sorgfalt anwendet, damit
                              das in dem Erz enthaltene Iridium sich nicht aufloͤst, was durch eine
                              gehoͤrige Verduͤnnung des Aufloͤsungsmittels bezwekt wird.
                           In meiner in den Philosoph. Transactions von 1804
                              enthaltenen Abhandlung uͤber ein neues in dem rohen Platin vorkommendes
                              Metall, das Rhodium, habe ich dieser Vorsichtsmaßregel erwaͤhnt, aber nicht
                              angegeben, wie stark die Saͤuren verduͤnnt seyn muͤssen. Jedes
                              Maaß der staͤrksten Salzsaͤure muß man vor der Anwendung mit einem
                              gleichen Maaß Wasser versezen; als Salpetersaͤure wendet man am wohlfeilsten
                              das sogenannte „einfache
                                    Scheidewasser“ an.
                           In Betreff der Verhaͤltnisse, in welchen die Saͤuren angewandt werden
                              muͤssen, kann ich in runden Zahlen angeben, daß so viel Salzsaͤure,
                              als 150 Marmor entspricht, mit so viel Salpetersaͤure, als 40 Marmor
                              entspricht, 100 rohes Platin aufnehmen wird; damit aber moͤglichst wenig
                              Saͤure verloren geht und auch damit eine reinere Aufloͤsung erhalten
                              wird, muͤssen in dem Aufloͤsungsmittel wenigstens 20 Procent
                              uͤberschuͤssiges Erz enthalten seyn. Man muß die Saͤuren drei
                              oder vier Tage lang mit dem Erze bei einer allmaͤhlich verstaͤrkten
                              Waͤrme digeriren lassen. Man gießt dann die Fluͤssigkeit ab und
                              laͤßt sie so lange stehen, bis sich das feine pulverfoͤrmige darin
                              schwebende Iridiumerz vollstaͤndig abgesezt hat; dann vermischt man sie mit 41 Theilen Salmiak,
                              der in ungefaͤhr seinem fuͤnft fachen Gewichte Wasser
                              aufgeloͤst worden ist. Der erste Niederschlag, welchen man so erhaͤlt,
                              wird ungefaͤhr 165 Theile wiegen und etwa 66 Theile reines Platin geben.
                           Da die ruͤckstaͤndige Fluͤssigkeit noch ungefaͤhr 11
                              Theile Platin enthaͤlt, so scheidet man diese mit noch einigen anderen in
                              Aufloͤsung, erhaltenen Metallen dadurch aus, daß man blanke Eisenstangen in
                              die Fluͤssigkeit stellt; der hiebei erhaltene Niederschlag wird in einer
                              verhaͤltnißmaͤßigen Quantitaͤt Koͤnigswasser, von
                              derselben Zusammensezung wie das oben angewandte, wieder aufgeloͤst: hier muß
                              aber, ehe man den Salmiak hinzuthut, ungefaͤhr 1 Maaßtheil starker
                              Salzsaͤure auf 32 Maaßtheile der salpetersalzsauren Aufloͤsung
                              zugesezt werden, damit kein Palladium oder Blei mit dem salzsauren
                              Ammoniak-Platin niederfaͤllt.
                           Der gelbe Niederschlag muß gut ausgewaschen und zulezt noch gut ausgedruͤkt
                              werden, um ihn von den mannigfaltigen ihn verunreinigenden Substanzen, welche
                              bekanntlich in dem Platinerze enthalten sind, vollkommen zu befreien. Hierauf wird
                              er mit der aͤußersten Vorsicht in einem Graphittiegel erhizt, aber nur so
                              stark, daß aller Salmiak ausgetrieben wird und die Platintheilchen moͤglichst
                              wenig zusammensintern; voll diesem Umstande haͤngt wesentlich die
                              Geschmeidigkeit des Productes ab. Das graue Platinproduct wird man beim Herausnehmen
                              aus dem Tiegel, wenn es mit der gehoͤrigen Sorgfalt bereitet wurde, schwach
                              zusammenhaͤngend finden und der Operator muß es dann zwischen seinen
                              Haͤnden reiben, um auf die sanfteste Weise moͤglichst viel
                              metallisches Pulver von solcher Feinheit zu erhalten, daß es durch ein Sieb aus
                              feiner Schleier-Leinwand geht. Die groͤberen Theile muͤssen
                              hierauf in einer hoͤlzernen Reibschale mit einem hoͤlzernen Reiber
                              zerrieben werden, aber in keinem Falle mit irgend einem haͤrteren
                              Material/welches die Platintheilchen glaͤtten koͤnnteAus folgendem Versuche kann man ersehen, wie unumgaͤnglich
                                    noͤthig die Beachtung dieser Vorsichtsmaßregel ist: – Wenn ein
                                    Platindrath mit einem scharfen Werkzeuge in einer schiefen Richtung
                                    durchschnitten und rothgluͤhend auf einem Amboß mit einem Hammer so
                                    geschlagen wird, daß die beiden kurz vorher getrennten Flaͤchen in
                                    Beruͤhrung gebracht werden, so werden sie fest zusammengeschweißt;
                                    wenn aber die Flaͤchen zuvor mit irgend einer harten Substanz polirt
                                    worden sind, so werden sie entweder gar nicht oder nur sehr schwer
                                    zusammengeschweißt werden koͤnnen.Wenn das Platinpulver bei der Zersezung des salzsauren Ammoniakplatins
                                    uͤberhizt oder beim Reiben polirt wurde, so bemuͤhte ich mich
                                    vergebens, ihm durch Eintauchung in eine Loͤsung von Salmiak in
                                    Salpetersaͤure eine schweißbare Oberflaͤche zu ertheilen.A. d. O., weil durch die geringste Politur der Zusammenhang, welchen die Theilchen
                              durch die folgenden Operationen erhalten sollen, verhindert wird. Da alles
                              uͤberdieß gut in reinem Wasser gewaschen werden muß, so kann sich der Operator das Zerreiben sehr
                              erleichtern, wenn er zulezt dabei etwas Wasser zusezt, um die feineren Theile, die
                              sich darin schwebend erhalten koͤnnen, zu entfernen.
                           Da das Platin in der staͤrksten Hize unserer Oefen nicht geschmolzen und
                              folglich nicht wie andere Metalle von seinen Unreinigkeiten waͤhrend des
                              Schmelzens durch Flußmittel befreit, auch nicht durch schmelzen homogen gemacht
                              werden kann, so muß hier das mechanische Zertheilen in Wasser den Zwek des
                              Schmelzens so weit als moͤglich ersezen, indem die erdigen Theile durch ihre
                              groͤßere Leichtigkeit sich auf die Oberflaͤche begeben und das
                              Aufloͤsungsvermoͤgen des Wassers so weit als moͤglich die
                              reinigende Kraft des Borax und anderer Flußmittel bei Entfernung
                              aufloͤslicher Oxyde uͤbernehmen.
                           Durch wiederholtes Auswaschen, Umruͤhren und Abgießen kann man die feineren
                              Theile des grauen Platinpulvers so reinSchwefelsaͤure, welche mit dem so gereinigten grauen Platinpulver
                                    digerirt wird, zieht aus ihm noch nicht ein Tausendstel Eisen aus.A. d. O.
                              erhaltenerhalhalten, als andere Metalle durch die verschiedenen metallurgischen Processe; und
                              wenn man sie nun mit Wasser in einem reinen Gefaͤße uͤbergießt und
                              absezen laͤßt, so erhaͤlt man einen gleichfoͤrmigen Schlamm
                              oder Brei, welcher zum folgenden Proceß des Formens geeignet ist.
                           Ich bringe ihn nun in eine Form, welche aus einer 6 3/4 Zoll langen hohlen
                              Messingwalze besteht, die konisch ausgedreht ist, damit der gebildete Zain leicht
                              herausgenommen werden kann; siechst, naͤmlich oben 1,12 Zoll, und ein Viertel
                              Zoll vom Boden 1,23 Zoll im Durchmesser; an ihrem weiteren Ende wird sie mit einem
                              Stahlstoͤpsel, welcher ein Viertels Zoll tief hineingeht, verschlossen. Man
                              schmiert das Innere der Form gut mit ein wenig Spek und nachdem der Stoͤpsel,
                              mit Fließpapier umwikelt, dicht in die Form eingepaßt wurde (denn das Papier
                              erleichtert das Herausziehen des Stoͤpsels und laͤßt das Wasser
                              waͤhrend des Pressens entweichen), wird die Form aufrecht in ein
                              Gefaͤß mit Wasser gestellt und selbst voll Wasser gegossen. Sie wird hierauf
                              ganz voll mit dem Platinbrei gefuͤllt, welcher, da er in dem Wasser zu Boden
                              sinkt, gewiß die Walze ohne Hoͤhlen und mit Gleichfoͤrmigkeit
                              fuͤllen wird, – eine Gleichfoͤrmigkeit, welche durch das darauf
                              folgende Pressen vollstaͤndig gemacht werden muß. Um sich jedoch zu
                              uͤberzeugen, daß wirklich gar keine Hoͤhlungen vorhanden sind, kann
                              man die Form, nachdem sie gefuͤllt wurde, waͤgen und das Gewicht ihres
                              Inhalts mit dem Gewicht von Platin und Wasser vergleichen, welches sie nach einer
                              Berechnung zu enthalten vermagAus dem mittleren Gewicht der Zaine, die durch die vorhergehenden Operationen
                                    erhalten worden, weiß man, daß die im Text beschriebene Form 16 Unzen
                                    Troy-Gewicht troknes Platinpulver enthalten muß. Das Gewicht des
                                    Inhalts der Form = 16 Unzen × (Eigengewicht des Platins –
                                    1)/(Eigengewicht des Platins) + dem Gewicht eines Kubikzolls Wasser ×
                                    der Capacitaͤt der Form in Kubikzollen = 16 Unzen ×
                                    20,25/21,25 + 0,526 Unzen × 7,05 = 18,9575 Unzen Troy-Gewicht.
                                    Sollte der Inhalt der Form viel weniger als nach dieser Berechnung wiegen,
                                    so muß das Pulver in der Form nicht gleichfoͤrmig vertheilt seyn.A. d. O.. Nachdem man sodann zuerst eine Scheibe von weichem Papier und hierauf eine andere
                              von Wollenzeug auf die Oberflaͤche der Masse gelegt hat, druͤkt man
                              mit der Hand vermittelst einer hoͤlzernen Keule das Wasser theilweise aus;
                              alsdann legt man eine runde Kupferplatte darauf, wodurch der Inhalt Festigkeit genug
                              erhaͤlt, daß man die Form horizontal in eine Presse legen kann, welche einen
                              bedeutenden Druk ausuͤbt.
                           Die Presse, welche ich bestaͤndig zu diesem Zwek anwandte, besteht aus einer
                              flachen Eisenstange AB, Fig. 24., welche in die
                              hohe Kante gesezt und etwa in der Mitte, wo sie sich sonst leicht biegen
                              wuͤrde, durch einen Haken E auf eine starke
                              Holzbank CD geschraubt ist. Die Stange ist durch
                              einen Bolzen an ihrem Ende A mit dem Hebel AFG verbunden. Eine Eisenstange FH, welche sich an beiden Enden um die Bolzen F und H dreht, geht von dem
                              Hebel F aus und treibt, so wie dieser
                              niedergedruͤkt wird, den Schlitten I, welcher
                              laͤngs der Stange AB hingleitet, vor sich
                              hin. Wenn in die Luͤke IK ein Pflok gelegt
                              wird, so theilt der Schlitten der Schiene klm
                              Bewegung mit, welche ebenfalls so gemacht ist, daß sie laͤngs der Stange
                              hingleiten kann, und die Form N fortfuͤhrt,
                              welche auf der Schiene liegt, gerade dem Staͤmpel O gegenuͤber, der sich mit seinem Ende gegen das hervorragende
                              Stuͤk P des Endes der Stange AB stuͤzt.
                           Das Gewicht, welches bei dieser Presse, wenn der Erhebungswinkel des Hebels klein
                              ist, der senkrecht am Ende des Hebels wirkenden Kraft das Gleichgewicht
                              haͤlt, ist = dieser Kraft × (AG
                              × FH)/(AF
                              (AF + FH))
                              × Cotang. vom Erhebungswinkel des Hebels; dieser Ausdruk entspricht bei einer
                              Presse von den in der Figur angegebenen Dimensionen = der Kraft × 5. Cotang.
                              des Erhebungswinkels. Bei einer Erhebung von 5° wird dieser Ausdruk beinahe
                              gleich der 60 fachen und bei einer Erhebung von 1° fast der 300fachen Kraft;
                              ja bei einer horizontalen Lage des Hebels ist der Multiplicator der Kraft gleichsam
                              unendlich. Hieraus ersieht man den mechanischen Vortheil, womit durch Huͤlfe
                              dieser Presse das am Ende des Hebels wirksame Gewicht des Arbeiters auf die nicht
                              viel mehr als einen Zoll im Durchmesser haltende Oeffnung der Form
                              uͤbertragen wird.
                           
                           Nach der Pressung, welche man moͤglichst weit treibt, nimmt man den
                              Stoͤpsel am Ende der Form ab und wird dann den Platinkuchen wegen der
                              konischen Gestalt der Form leicht herausnehmen koͤnnen; da er nun so hart und
                              fest ist, daß er ohne zu brechen gehandhabt werden kann, so legt man ihn auf
                              Kohlenfeuer und sezt ihn der Rothgluͤhhize aus, um die Feuchtigkeit
                              auszutreiben, das Fett abzubrennen, und ihm einen staͤrkeren Zusammenhang zu
                              ertheilen.
                           Der Kuchen wird hierauf in einem Windofen erhizt; zu diesem Ende stellt man ihn auf
                              einer irdenen Unterlage, welche mit einer Schichte reinen Quarzsandes
                              uͤberstreut wurde, ungefaͤhr 2 1/2 Zoll uͤber dem Rost des
                              Ofens, mit einem seiner Enden gerade auf und bedekt ihn sodann mit einem
                              umgestuͤrzten cylindrischen Topfe aus der feuerfestesten Tiegelmasse, so daß
                              dieser mit seinem offenen Ende auf der Sandschichte ruht; hiebei ist darauf zu
                              achten, daß die Seiten des Topfes den Kuchen nicht beruͤhren.
                           Damit das Platin durch Erhizen keine Blasen, bekommt, was der gewoͤhnliche
                              Fehler dieses Metalles in seinem verarbeiteten Zustande ist, ist es
                              unumgaͤnglich noͤthig, daß man den Kuchen der intensivsten Hize,
                              welcher ein Windofen faͤhig ist, aussezt; diese Hize muß intensiver seyn als
                              jede, welcher man das verarbeitete Platin bei irgend einer Behandlung aussezen mag,
                              damit alle Unreinigkeiten, welche sich sonst bei einer niederen Temperatur
                              verfluͤchtigen wuͤrden, gaͤnzlich ausgetrieben werden. Der Ofen
                              muß mit Staffordshire Kohks gespeist und das Feuer ungefaͤhr zwanzig Minuten
                              lang von der Zeit des Anfanges an unterhalten werden, wobei man waͤhrend der
                              lezten vier oder fuͤnf Minuten eine maͤßige Hize gibt.
                           Der Kuchen wird nun aus dem Ofen genommen, aufrecht auf einen Amboß gestellt, und
                              waͤhrend er noch heiß ist, zur moͤglichst kraͤftigen
                              Verdichtung mit einem schweren Hammer auf die Spize geschlagen. Wenn bei dieser
                              Operation der Cylinder gebogen werden sollte, darf man ihn in keinem Falle auf der
                              Seile haͤmmern, indem er durch eine solche Behandlung augenbliklich
                              zerbrochen wuͤrde, sondern man muß ihn durch Schlage, welche geschikt auf die
                              Enden gerichtet werden, so treiben, daß man die hervorragenden Theile wieder in eine
                              gerade Linie bringt.
                           Die Arbeit ist nun so weit vollendet, daß der Platinzain durch Erhizen und Schmieden
                              gleich jedem anderen Metalle in jede erforderliche Form gebracht werden kann. Nach
                              dem Schmieden muß der Klumpen von den eisenhaltigen Schuͤppchen gereinigt
                              werden, welche sich auf seine Oberflaͤche in dem Feuer anlegen, indem man
                              seine Oberflaͤche mit einem befeuchteten Gemenge aus gleichen Maaßtheilen
                              krystallisirtem Borax und gemeinem Weinstein uͤberstreicht (welches wenn es in Fluß kommt, ein
                              wirksames Aufloͤsungsmittel solcher Unreinigkeiten istDem Chemiker leistet dieser Fluß sehr gute Dienste, wenn er von seinem Tiegel
                                    oder anderen Platingefaͤßen den eisenhaltigen Anflug entfernen will,
                                    womit sie sich nach langem Gebrauch und insbesondere nach heftigem Erhizen
                                    in Kohlen- oder Kohksfeuer uͤberziehen. Zur Analyse erdiger
                                    Mineralien bediente ich mich oft eines aͤhnlichen Flusses, welcher
                                    aus einem innigen Gemenge von zwei Gewichtstheilen krystallisirten
                                    kohlensauren Natrons und 1 Gewichtstheil krystallisirtem Borax bestand. Er
                                    hat den Vortheil, daß er nicht so stark wie aͤzendes Kali auf den
                                    Platintiegel wirkt und ist ein kraͤftiges Aufloͤsungsmittel
                                    von Zirkon (Jargon) und vielen anderen
                                    Mineralien, welche von anderen Flußmitteln schwierig aufgeloͤst
                                    werden. Wenn das zu behandelnde Mineral zur Zersezung eine Oxydation
                                    erfordert, so kann man ein wenig Salpeter oder salpetersaures Natron
                                    zusezen.A. d. O. und sie dann auf einer Platinmulde unter einem umgestuͤrzten Topf der
                              Hize eines Windofens aussezt. Wenn der Zain aus dem Ofen genommen wird, muß er
                              sogleich in verduͤnnte Schwefelsaͤure getaucht werden, welche in
                              wenigen Stunden den der Oberflaͤche anhaͤngenden Fluß ganz
                              aufloͤst. Der Zain kann dann zu Blech und Drath verarbeitet, kurz allen
                              Processen unterworfen werden, deren die dehnbarsten Metalle faͤhig sind.
                           Die Vollkommenheit der Verfahrungsweisen, welche ich oben beschrieben habe, um das
                              Platin vollkommen schmiedbar zu machen, kann man am besten dadurch beurtheilen, daß
                              man das erhaltene Metall hinsichtlich seines Eigengewichts mit Platin vergleicht,
                              welches vollkommen geschmolzen worden ist, und in Bezug auf seine Zaͤhigkeit
                              mit anderen Metallen, welche diese Eigenschaft im hoͤchsten Grade
                              besizen.
                           Das Eigengewicht eines von dem verstorbenen Dr. C. D. Clarke vor dem Knallgas-Geblaͤse vollkommen
                              geschmolzenen Platinknopfes fand ich, nachdem er zu feinem Drath gezogen worden war,
                              = 21,16. Das Eigengewicht des Kuchens aus dem Metallbrei, wenn er zuerst in die Form
                              gebraͤcht wild, ist mit Ausschluß der Feuchtigkeit, ungefaͤhr 4,3,
                              nach dem Herausnehmen aus der Form aber ungefaͤhr 10. Der vollkommen
                              zusammengesinterte Kuchen hat, wenn er aus dem Windofen genommen wird, vor dem
                              Schmieden ein Eigengewicht von 17 bis 17,7. Das Eigengewicht des geschmiedeten
                              Platins ist ungefaͤhr 21,25, bei demselben Stuͤke aber, nachdem es zu
                              Drath ausgezogen ist, 21,4; durch Vergleichung des Gewichtes eines feinen
                              Platindrathes von bestimmter Laͤnge mit dem Gewichte eines Golddrathes,
                              welcher durch dasselbe Loch gezogen worden war, fand ich jedoch das Eigengewicht des
                              Platins = 21,5, und dieß ist ohne Zweifel die hoͤchste Dichtigkeit, welche
                              dem Platin ertheilt werden kann.
                           Die mittlere Zaͤhigkeit des Platins, bestimmt nach den Gewichten, welche zum
                              Zerreißen zweier feinen Platindraͤthe erforderlich waren, wovon der eine
                              1/3000 und der andere 1/3850 Zoll im Durchmesser hielt, und reducirt auf einen Normal-Drath von 1/10
                              Zoll Durchmesser, fand ich = 409 Pfund; und die mittlere Zaͤhigkeit von 11
                              Draͤthen, deren dikster 1/4500 und deren duͤnnster 1/2500 Zoll im
                              Durchmesser hielt, reducirt auf das obige Normalmaaß, fand ich = 589 Pfund; das
                              Maximum dieser 11 Faͤlle war 645 Pfund und das Minimum 480 Pfund. Der dikste
                              und der feinste Drath, welche ich pruͤfte, zeigen Ausnahmen, weil ein Drath
                              von 1/1500 Zoll, 290 Pfund und ein Drath von 1/30000 Zoll, 190 Pfund erforderte.
                              Wenn wir 590 Pfund, wie sie durch 11 auf einander folgende Versuche bestimmt wurden,
                              fuͤr die Zaͤhigkeit des nach obigem Verfahren dargestellten Platins
                              annehmen und bedenken, daß die Zaͤhigkeit des Golddrathes, auf dieselbe
                              Laͤnge und Dike reducirt, ungefaͤhr 500 und diejenige des Eisendrathes
                              600 ist, so haben wir allen Grund, mit den in dieser Abhandlung auseinandergesezten
                              Verfahrungsweisen, wodurch das Platin schmiedbar gemacht wurde, zufrieden zu
                              seyn.
                           ––––––––––
                           Ich will bei dieser Gelegenheit noch Einiges uͤber zwei im Platinerz
                              enthaltene Metalle mittheilen.
                           Um schmiedbares Palladium zu erhalten, wird der bei Verbrennung des blausauren
                              Palladiums erhaltene Ruͤkstand mit Schwefel verbunden und nachdem das
                              Schwefelmetall geschmolzen ist, der Kuchen durch Kupellation in einem offenen Tiegel
                              mit Borax und ein wenig Salpeter vollends gereinigt. Das Schwefelmetall wird sodann
                              bei einer niedrigen Rothgluͤhhize auf einem Bakstein geroͤstet und
                              nachdem es eine teigartige Consistenz erhalten hat, zu einem vierseitigen oder
                              ovalen flachen Kuchen gepreßt. Es wird nochmals sehr langsam bei einer niedrigen
                              Rothgluͤhhize geroͤstet, bis es auf der Oberflaͤche schwammig
                              wird. Waͤhrend dieses Processes entweicht der Schwefel als schwefliche
                              Saͤure, besonders in den Augenbliken, wo die Hize zufaͤllig etwas
                              abnimmt. Man laͤßt den Zain sodann erkalten, und wenn er voͤllig kalt
                              ist, wird er mit einem leichten Hammer sanft geklopft, um ihn zu verdichten und die
                              schwammigen Auswuͤchse auf seiner Oberflaͤche fortzuschaffen. Das
                              abwechselnde Rosten und Klopfen (oder sanfte Haͤmmern) erfordert die
                              groͤßte Sorgfalt und Ausdauer, ehe der Kuchen so weit gebracht ist, daß er
                              starke Schlaͤge vertragt; er kann aber durch dieses Verfahren so weit
                              gebracht werden, daß man ihn durch ein Walzwerk laufen und zu jeder beliebigen
                              Duͤnne walzen lassen kann.
                           So bereitetes Palladium ist immer sproͤde, so lange es noch heiß ist; es ist
                              moͤglich, daß es noch ein wenig Schwefel zuruͤkhaͤlt. Ich habe
                              auch etwas Palladium fuͤr sich geschmolzen, ohne Schwefel anzuwenden; aber
                              ich fand es, wenn es auf diese Art behandelt wurde, immer so hart und schwierig zu
                              bearbeiten, daß ich das vorhergehende Verfahren bei weitem vorziehe.
                           ––––––––––
                           Um das Osmiumoxyd in reinem, starrem und krystallisirtem Zustande zu erhalten, reibe
                              ich drei Gewichtstheile des pulverfoͤrmigen Iridiumerzes mit 1 Gewichtstheil
                              Salpeter zusammen und bringe das Gemenge in einen kalten Tiegel. Der Tiegel wird in
                              offenem Feuer gut rothgluͤhend erhalten, bis die Masse eine teigartige
                              Consistenz angenommen hat, wo sich sodann Osmium-Daͤmpfe aus ihr
                              erheben. Die aufloͤslichen Theile der Mischung werden sodann mit
                              moͤglichst wenig Wasser ausgezogen und die so erhaltene Fluͤssigkeit
                              wird in einer Retorte, mit so viel (mit ihrem gleichen Gewichte Wasser
                              verduͤnnter) Schwefelsaͤure gemischt, als dem in dem angewandten
                              Salpeter enthaltenen Kali entspricht; uͤberschuͤssige
                              Schwefelsaͤure bringt jedoch keinen Nachtheil. Wenn man schnell und so lange
                              in eine reine Vorlage destillirt, als noch Osmium-Daͤmpfe
                              uͤbergehen, so wird sich das Oxyd als eine weiße Kruste an die Waͤnde
                              der Vorlage anlegen; und indem es dort schmilzt, in Tropfen unter die
                              waͤsserige Aufloͤsung niederfallen und auf dem Boden ein abgeplattetes
                              fluͤssiges Kuͤgelchen bilden. Wenn die Vorlage ganz erkaltet ist, wird
                              das Oxyd erstarren und krystallisiren. Durch eine solche Operation erhielt ich 30
                              Gran krystallisirtes Oxyd und außerdem eine starke waͤsserige
                              Aufloͤsung desselbenVon dieser Abhandlung wurde bereits eine vorlaͤufige Notiz im polyt.
                                    Journ. Bd. XXXII. S. 149.
                                    mitgetheilt.A. d. O.A. d...
                           
                        
                     
                  
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