| Titel: | Ueber die Biene, ihre Wartung und ihre Producte. | 
| Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. XVI., S. 54 | 
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                        XVI.
                        Ueber die Biene, ihre Wartung und ihre
                           Producte.
                        Aus dem North American Review. October 1828, in Gill's technolog. and micr. Repos.
                              Junius 1829, S. 345.
                        (Im Auszuge.)Obschon Deutschland, und namentlich die Lausiz, die Wiege einer
                                 verstaͤndigen Bienenzucht ist, so ist es doch der Muͤhe
                                 werth, zu sehen, was die excentrischen Amerikaner, die die halbe Welt umkehren,
                                 fuͤr eine Wirthschaft mit den Bienen treiben. Es ist dort Manches anders,
                                 als bei uns; die Leute sind dort auf, waͤhrend wir schlafen. Es scheint,
                                 daß nicht immer etwas darum schlechter ist, weil es anders ist. Man muß Alles
                                 pruͤfen, und das Gute behalten.A. d. Ue.
                           
                        Ueber die Bienen und ihre Wartung.
                        
                     
                        
                           Der ungenannte Hr. Verfasser versichert, daß die Biene in Amerika (die Honigbiene,
                              Apis mellifica L.) dieselbe ist, wie in Europa, und daß kein Unterschied
                              in Hinsicht auf Groͤße und Farbe Statt hat, wie an der Honigbiene in
                              Neu-Suͤdwales.
                           Er macht die Bemerkung, daß die Biene unter allen Thieren, die der Mensch
                              gezaͤhmt hat, das einzige Thier ist, das seine Unabhaͤngigkeit noch
                              immer fort erhalten hat: sie lebt und baut im kuͤnstlichen Bienenstoke eben
                              so, wie im hohlen Baume im Walde. Sie verschmaͤhen sogar oͤfters den
                              Schuz, den eine Hoͤhlung im Baume ihnen gewaͤhrt, und bauen sich unter
                              einem maͤchtigen Aste an, so wie man sie in der Naͤhe von
                              Haͤusern den fuͤr sie hingestellten Bienenkorb verschmaͤhen,
                              und sich unter dem Vorsprunge eines Daches oder in einem Schornsteine anbauen sah.
                              Ihr Instinct geht nicht weiter, als ein festes Dach zu suchen, an welches sie ihre
                              Zellen anbauen, und diese gegen die Sonne und gegen den Regen schuͤzen
                              koͤnnen. Und auch dieser Instinct verlaͤßt sie oͤfters, da man
                              Bienenstoͤke in Husaren-Muͤzen und alten Wachtroͤken
                              fand, die man im Walde uͤber Baͤume hing, und daselbst vergaß.
                           
                              „Wenn dieser Instinct so absolut waͤre, wie einige glauben, so
                                 wuͤrden die Bienen, wenn sie schwaͤrmen, ohne Zweifel sich eine
                                 Wohnung waͤhlen, die derjenigen, welche sie verließen, so nahe kommt als
                                 moͤglich; dieß ist aber selten der Fall. Sie gehen ihrem Futter im Walde
                                 nach, das sie daselbst so reichlich finden, wie in Gaͤrten, und ihr
                                 schneller Blik fuͤhrt sie bald an eine Stelle, die zur Errichtung eines
                                 Stokes taugt. Sie scheinen nicht durch eine lange Gedankenreihe auf den Schluß
                                 zu kommen, daß ein hohler Baum ihnen als Wohnung dienen koͤnnte; sie
                                 finden ihn leer, sie fliegen taͤglich vorbei, und wenn bereits der ganze
                                 Schwarm an einem Aste haͤngt, kommen die fouragirenden Kundschafter, mit
                                 der Meldung, daß dort ein hohler Baum leer steht; es wird das Zeichen zum
                                 Aufbruche gegeben, die Kundschafter dienen nun als Fuͤhrer, und zeigen
                                 der Koͤniginn und dem ganzen Schwarme den Weg zum hohlen
                                 Baume.“
                              
                           
                              „Obschon die Bienen aber selten schwaͤrmen, ohne sich
                                 vorlaͤufig um eine Unterkunft fuͤr den neuen Schwarm umgesehen zu
                                 haben, nehmen sie doch auf der Stelle einen gelegeneren an, wenn sich ihnen ein
                                 solcher darbietet. Und darauf gruͤndet sich das Sammeln der Bienen in
                                 einen Stok von Seite der Menschen. – Wenn sie aber auch Jahre lang in
                                 einem besonderen Bienenstande gelebt haben, so hat ihr Instinct, ihr Verstand
                                 sich nicht veraͤndert. – Ich habe sieben Jahre lang einen kleinen
                                 Bienenstand unter meiner persoͤnlichen Aufsicht gehalten, und weiß alles,
                                 was aͤltere und neuere Theoretiker uͤber die Sitten und Gebrauche
                                 dieser wundervollen Thiere geschrieben haben: sieben Jahre haben meinen Eifer
                                 nicht zu schwachen vermocht; meine Bewunderung dieser Thiere hat nicht
                                 ab-, sondern zugenommen; aber eine Theorie um die andere ist
                                 verschwunden. – Die Natur ist bei den Bienen weniger wandelbar, als in
                                 anderen Faͤllen; denn, obschon Klima und enge Wohnung sie kleiner macht,
                                 und Mangel an Futter die Zahl der Bienen in einem Stoke vermindert, so wird die
                                 Biene doch Honig sammeln, so lang es Blumen gibt, und Zellen bauen, so lang noch
                                 Waͤlder seyn werden. Die Biene bleibt dasselbe Thier in allen
                                 Laͤndern und zu allen Zeiten. Die Arbeits-Bienen haben den
                                 Instinct ihre eigens geformten Zellen zu bauen; Futter fuͤr die Larven
                                 und fuͤr sich selbst zu sammeln und zuzubereiten; fuͤr die junge
                                 Brut zu sorgen; schaͤdliche und fremde Stoffe aus ihrer Wohnung zu
                                 entfernen; sich gegen Feinde ihrer Art zu vertheidigen; die Drohnen, wenn sie
                                 nicht mehr laͤnger im Stoke taugen, auszutreiben. Sie wissen, aus
                                 Instinct, daß sie nicht, wie andere Insekten, fuͤr sich allein bestehen
                                 koͤnnen; sie bauen demnach ihre Zellen auf eine so wunderbare Weise, daß
                                 alles zur Sicherheit und Bequemlichkeit der Mutter ihrer Brut dient. Diese ist,
                                 nach ihrem Gefuͤhle, eben so gut ein Theil ihres Leibes, als ein Auge
                                 oder ein Glied ihres Koͤrpers. Ihre Sorgfalt fuͤr sie ist eine Alt
                                 von Selbsterhaltung, ein Gesez, das die Natur in jedes lebende Wesen
                                 legte.“
                              
                           
                              „Alle phantastischen und wunderbaren Spekulationen der Theoretiker bei
                                 Seite gelegt, bleiben noch mehrere wesentliche Punkte in der Naturgeschichte und
                                 Haushaltung der Biene zu bestimmen; uͤber drei derselben wollen wir hier
                                 einige Bemerkungen mittheilen.“
                              
                           
                              „1) Die neuesten und die verstaͤndigsten Theoretiker sind
                                 uͤber die Richtigkeit der Beobachtungen noch nicht einig, nach welchen
                                 man behauptet, daß die Koͤniginn den Stok auch zu einer anderen Zeit
                                 verlaßt, als wenn sie mit dem neuen Schwarme ausstiegt.“
                              
                           
                              „2) Sind sie uͤber die Moͤglichkeit, ob die Bienen, wenn die
                                 Umstaͤnde es erfordern, eine Koͤniginn aus einer geschlechtslosen
                                 Biene machen koͤnnen, noch nicht einig.“
                              
                           
                              „3) Wissen sie noch immer nicht, ob die Drohnen wirklich die Ammen oder
                                 Waͤrterinnen fuͤr die Larven sind, nachdem diese bereits in die
                                 verschiedenen Zellen abgesezt wurden.“
                              
                           
                              „Was den ersten Punkt betrifft, so wagen wir es ohne Anstand zu
                                 erklaͤren, daß die Koͤniginn ihren Stok nie verlaßt, außer wenn sie einen Schwaͤrm
                                    begleitet. Zehn volle Wochen haben wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf
                                 das Flugloch zweier Bienenstoͤke beschraͤnkt, die dicht neben einander auf einer
                                 Bank standen. Unsere Wache, die wir theils in Person hielten, theils einem
                                 Individuum anvertrauten, das sich fuͤr die Sache eben so sehr
                                 interessirte, wie wir selbst, und eben so aufmerksam war, begann mit dem Grauen
                                 des Morgens und dauerte bis nach Sonnen-Untergang, und nie haben wir
                                 waͤhrend dieser zehn Wochen wahrgenommen, daß die Koͤniginn aus
                                 dem einen oder aus dem anderen Stoke ausgeflogen ist, außer zur Zeit des
                                 Schwaͤrmens, welches waͤhrend unserer Wache an jedem Stoke ein Mal
                                 Statt hatte. Sechs Jahre nach einander hatte ich auf diesen einzelnen Umstand
                                 sorgfaͤltig Acht gegeben; es ist mir zur Gewohnheit geworden, auf jeden
                                 etwas besonderen Umstand am Flugloche zu achten und ihn zu entdeken; nie habe
                                 ich aber die Koͤniginn gesehen. Außerdem aber, daß man sich auf
                                 Beobachtungen dieser Art verlassen kann, kommen hier noch mehrere hohe
                                 Wahrscheinlichkeiten als Bestaͤtigung derselben zu
                                 betrachten.“
                              
                           
                              „Die Zahl der Bienen in einem Stoke oder Schwaͤrme ist zwischen 15
                                 und 20,000. 19,499 derselben sind geschlechtslos, oder Arbeitsbienen; 500
                                 Drohnen; die einzige noch uͤbrige ist die Koͤniginn, die Mutter aller. Alles, was lebt, vom Menschen bis
                                 Zum hinfaͤlligen Insecte, macht Jagd auf die Biene, um des Honiges
                                 willen, den sie im Stoke sammelt, oder im Honigsake bei sich fuͤhrt. Ein
                                 Heer von Voͤgeln und Insecten lauert ihnen auf, waͤhrend sie ihren
                                 Honig sammeln, und eine unglaubliche Menge von Bienen faͤllt
                                 taͤglich als Opfer ihrer Feinde. Stuͤrme, ploͤzliche
                                 Regenguͤsse, heiße Sonnenstrahlen, und eine Menge
                                 Gefaͤhrlichkeiten am Wasser raffen sie dahin.“
                              
                           
                              „Wer wird nun, bei so vielen Gefahren fuͤr die Bienen, vermuthen
                                 wollen, daß ihr Instinct so erbaͤrmlich seyn sollte, einem so wichtigen
                                 Gliede ihrer Gemeinde, ihrer Allmutter, der einzigen in ihrer Art, zu erlauben,
                                 den Stok zu verlassen, und sich der ungeheueren Gefahr auszusezen, mit welcher
                                 ein Ausflug in's Freie verbunden ist? Es ist wohl erwiesene Thatsache, daß eine
                                 Koͤniginn allein alle die Eier im Stoke legt; daß ein Theil der
                                 taͤglichen Arbeit der Arbeits-Bienen in der Ernaͤhrung
                                 derjenigen Brut besteht, die sie nie ernaͤhren koͤnnten, wenn
                                 keine Koͤniginn da waͤre, welche die Eier legt. Wenn die Bienen im
                                 regelmaͤßigen Gange ihrer Geschaͤfte gestoͤrt werden,
                                 werden sie unruhig, und wissen nicht was sie thun sollen. Wenn sie, beladen mit
                                 der gewoͤhnlichen Menge Nektars, nach Hause kommen, eilen sie die Larven
                                 oder jungen Bienen mit dem ersten oder obersten Honige zu versehen, und nachdem
                                 sie diese einfache unverdaute Fluͤssigkeit abgesezt haben, vertheilen sie
                                 diejenige, welche in den Zellen einen gewissen chemischen Proceß erlitten
                                 hat.“
                              
                           
                           
                              „Wenn sie daher, beim Eintritte in ihren Stok, keine Koͤniginn
                                 finden, laufen sie aͤngstlich und betroffen hin und her, lassen den
                                 Blumenstaub fallen, der sich an ihren Schenkeln anhaͤufte, schlagen mit
                                 ihren Fuͤhlhoͤrnern an einander, und sind den ganzen Tag
                                 uͤber in großer Unruhe. Zuweilen gehen ein paar Tage in diesem Zustande
                                 von Unruhe hin, ehe sie Anstalt treffen, ihren Verlust zu ersezen.“
                              
                           
                              „Wenn die Koͤniginn, wie Huber und
                                 andere behaupten, den Stok verließe, so wuͤrde sie große Gefahr laufen,
                                 nimmermehr zu demselben zuruͤkzukehren. Schon um den Bienenstand selbst,
                                 ehe sie noch die gewoͤhnlichen Schwingungen in der Luft gemacht hat, die
                                 alle Bienen machen, ehe sie den Stok verlassen, koͤnnte sie die Beute
                                 eines oder des anderen der vielen Vogel werden, die uͤber dem Bienenstoke
                                 auf die Bienen lauern. Diese Voͤgel schnappen die Bienen nach Duzenden
                                 beim Ausfluͤge weg. Die Koͤniginn waͤre nur um so mehr in
                                 Gefahr dieses Schiksal zu erleben, als sie groͤßer ist, und den
                                 Voͤgeln daher mehr auffallend seyn muß. Sie ist uͤberdieß noch
                                 schwerer und langsamer in allen ihren Bewegungen, da ihre Fluͤgel im
                                 Verhaͤltnisse zum Leibe kuͤrzer sind, als an der
                                 Arbeits-Biene.“
                              
                           
                              „Wir muͤssen demnach aus unseren eigenen Beobachtungen, so wie aus
                                 obigen Bemerkungen, auf den Schluß kommen, daß die Koͤniginn den Stok nie verlaßt, außer wo es sich um einen neuen Schwarm
                                 handelt.“
                              
                           
                              „Der zweite wesentliche Streitpunkt ist der: ob es in der Macht einer
                                 Arbeits-Biene liegt, aus der Larve einer Arbeits-Biene eine
                                 Koͤniginn zu machen, im Falle der Stok durch einen Zufall um dieselbe
                                 gekommen waͤre. Nach den genannten Beobachtungen der Naturforscher ist
                                 die Mutterbiene oder die Koͤniginn ganz anders gebaut, als die
                                 Arbeits-Biene oder die Drohne: die Organisation ist verschieden. Es
                                 scheint uns daher eben so richtig und der Natur gemaͤß, zu vermuthen, daß
                                 eine Koͤniginn in eine geschlechtslose Biene verwandelt werden kann, daß
                                 alle Bienen urspruͤnglich die Form und den organischen Bau der
                                 Koͤniginn hatten, als zu vermuthen, daß eine geschlechtslose oder
                                 Arbeits-Biene neue Organe, neue Instincte, anders geformte Schenkel
                                 erhalten koͤnne.“
                              
                           
                              „Wenn wir, so oft es uns beliebt, in das Innere eines Bienenstokes bliken
                                 koͤnnten, wuͤrden wir uns nicht so sehr in Muthmaßungen verlieren;
                                 die Reizbarkeit dieser kleinen Thiere hindert uns aber an einer staͤten
                                 und genauen Beobachtung ihrer innersten Haushaltung. Es ist ein Theil ihres
                                 Instinctes, durch den sie wissen, daß Licht, Hize,
                                    Kaͤlte und Feuchtigkeit, in irgend
                                 einem hoͤheren und ungewohnten Grade der Bildung des Wachses, der
                                 Consistenz des Honiges und der Gesundheit der Brut schaͤdlich sind. Sie
                                 wenden daher alle
                                 kleinen Kuͤnste und Vortheile, die sie besizen, an, um jeden zu hindern,
                                 daß er sie den schaͤdlichen Einfluͤssen dieser nachtheilig auf sie
                                 einwirkenden Umstaͤnde ausseze.“
                              
                           
                              „Wenn keine Koͤniginn mehr den Stok belebt, so fuͤhlen sie
                                 sehr bald ihren Verlust. Sie durchsuchen den Stok einen Tag oder ein paar Tage
                                 lang; sie untersuchen die koͤniglichen Zellen, die einen besonderen Bau
                                 und eine umgekehrte Lage haben, senkrecht hangen mit ihrer Oeffnung nach unten;
                                 und wenn sie keine Eier oder Larven in diesen Zellen finden, so erweitern sie
                                 mehrere derjenigen Zellen, die fuͤr Eier kuͤnftiger
                                 geschlechtsloser Bienen bestimmt sind, und in welche Eier
                                    Kuͤnftiger Koͤniginnen (Weisel-Eier, queen's eggs) gelegt
                                 wurden. An die vergroͤßerte Oberflaͤche befestigen sie sodann
                                 alsogleich eine koͤnigliche Zelle, und die Larve der kuͤnftigen
                                 Koͤniginn, die nun wachsen kann, schiebt sich nach und nach in die
                                 koͤnigliche Zelle, und tritt endlich, zu großer Freude der Bienen, als
                                 vollkommen ausgebildete Koͤniginn hervor.“
                              
                           
                              „Dieß ist nun allerdings an und fuͤr sich eine sonderbare und
                                 wunderbare Erscheinung. Es ist aber nicht noͤthig, einem Insecte
                                 uͤbermenschliche Kraͤfte zuzuschreiben, wenn einfache Thatsachen
                                 das Daseyn einer so ausgezeichneten Klugheit beurkunden. Die Sache ist diese.
                                 Die Koͤniginn oder die Mutterbiene legt die Eier der geschlechtslosen
                                 oder der Arbeits-Bienen in gewisse Zellen von besonderem Baue, und diese
                                 Eier, oder wenigstens viele derselben, werden gelegt, sobald die Grundlage der
                                 Zelle fertig ist und ehe die Zellen noch ausgebaut sind. Die Bienen wissen, nach
                                 der besonderen Form des Eies, der Zelle die gehoͤrige Weite zu geben.
                                 Nachdem die Eier der Arbeits-Bienen und der Drohnen gelegt wurden, werden
                                 die koͤniglichen Zellen gefuͤllt: es ist durch zahlreiche
                                 Erfahrungen erwiesen, daß die Eier, aus welchen Koͤniginnen werden
                                 sollen, zulezt gelegt werden. Wenn nun die koͤniglichen Zellen nicht
                                 zureichen, alle jene Eier aufzunehmen, aus welchen Koͤniginnen werden, so
                                 werden sie in die gemeinen Zellen gelegt, und im
                                 Verlaufe der gewoͤhnlichen Arbeiten im Stoke werden diese Zellen so, wie
                                 die uͤbrigen, besorgt. Nachdem die Larve so groß geworden ist, daß sie
                                 die Zelle vollkommen ausfuͤllt, wird ein Dekel von Wachs auf dieselbe
                                 gelegt, und das Leben des Embryo einer kuͤnftigen Koͤniginn hat
                                 nun sein Ende erreicht; denn die Larve muß sterben, indem sie sich nicht weiter
                                 mehr auszudehnen vermag. Sobald die Bienen bemerken, daß sie vollkommen todt
                                 ist, schleppen sie sie in Puppenform auf dem Stoke. Wenn aber waͤhrend
                                 der Entwikelung des Eies aus dem Zustande der Larve in jenen der Puppe die
                                 Koͤniginn Mutter stirbt, und keine Eier in den koͤniglichen Zellen
                                 sich finden, dann nehmen die Bienen ihre Zuflucht zu jenen koͤniglichen
                                 Eiern, die sich
                                 in den gemeinen Zellen befinden. Sie erweitern den Eingang, befestigen eine
                                 Zelle daran, die senkrecht haͤngt, und
                                 unterhalten dadurch das Leben der Larve, aus welcher eine Koͤniginn
                                 wird.“
                              
                           
                              „Hier ist also keine Umwandlung, keine Metamorphose noͤthig. Das
                                 Insect ist bereits gebildet, und es bleibt nichts anderes mehr zu thun
                                 uͤbrig, als die bloße mechanische Arbeit des Erbauens einer Wohnung, die
                                 den Beduͤrfnissen entspricht. Vielleicht fordert die eigene Organisation
                                 der Koͤniginn auch ein besonderes Futter, so wie wir sehen, daß sie eine
                                 besondere Wohnung fordert. So viel ist gewiß, daß sie reichlicher und mit mehr
                                 Sorgfalt gefuͤttert werden muß.“
                              
                           
                              „Schon die Lage, die sie nehmen muß, beweist, daß sie eine andere Nahrung
                                 braucht, als die gemeine Biene oder die Drohne. Es ist wunderbar, daß der
                                 Instinct hinreicht, diese Veraͤnderung in der Lage zu veranlassen; es
                                 wuͤrde aber mehr als ein Wunder seyn, wenn die Biene, neben noch die
                                 Kraft besaͤße, auf eben dieselbe Weise neue Organe
                                    zu bauen, wie sie neue Zellen baut, und sich auf diese Weise eine ganz
                                 andere Natur zu verschaffen.“
                              
                           
                              „Der dritte noch unbekannte Punkt, der wahrscheinlich fuͤr immer
                                 ein Geheimniß bleiben wird, ist der, ob die Eier der Koͤniginn bloß wie
                                 der Rogen der Fische ausgebruͤtet werden; ob sie bloß durch
                                 Bebruͤtung, oder durch die Sorgfalt und Nahrung, die man auf sie
                                 verwendet, belebt werden.“
                              
                           
                              „Versuche haben in dieser Hinsicht nichts gelehrt, und es herrscht
                                 hieruͤber die groͤßre Verschiedenheit der Meinungen. Wir haben
                                 mehr als tausend Werke uͤber die Geschichte und die Haushaltung der
                                 Bienen, und nicht zwei Verfasser sind in ihren Beobachtungen und Erfahrungen auf
                                 dasselbe Resultat gekommen. Selbst die zwei ausgezeichnetesten Naturforscher,
                                 die den groͤßten Theil ihres Lebens mit dem Studium der Bienen
                                 hinbrachten, die gleichen Eifer bewiesen und gleiche Gelegenheit hatten
                                 denselben zu befriedigen, sind auf ganz verschiedene Resultate gekommen. Huber ist bei weitem der umstaͤndlichste
                                 Experimentator, der jemals seine Aufmerksamkeit auf die Bienen gerichtet hat.
                                 Sein wahrhaft philosophischer Geist ist aber verhaͤltnißmaͤßig
                                 ganz unnuͤz, und schlechter als unnuͤz geworden, indem sein
                                 Gehuͤlfe, Franz Burnens, entweder ganz unwissend ist, oder das, was er
                                 sieht, absichtlich entstellt. Huber konnte nicht
                                 anders, als uͤber Thatsachen so urtheilen, wie sie ihm taͤglich
                                 vorgelegt wurden. Seine Erklaͤrungen von Erscheinungen, die in der Natur weder vorkommen noch gegruͤndet sind,
                                 sind aͤußerst sinnreich und richtig geschlossen. Wenn sein Augenlicht so
                                 hell waͤre, wie das Licht seines Geistes, so wuͤrde sein Werk ohne
                                 Zweifel das Hoͤchste seyn, was menschlicher Fleiß und Verstand zu leisten
                                 vermochte.“
                              
                           
                           
                              „Die Naturforscher Europens, verfuͤhrt durch Huber's außerordentliches Talent, nahmen das, was dieser Mann
                                 uͤber Bienen sagte, als Wahrheit an, und seine Meinungen galten
                                 fuͤr entscheidend. Das Publikum wurde allgemein mit dem Geiste seiner
                                 Lehre angestekt; wir sehen, daß die geistreichsten und scharfsinnigsten
                                 Maͤnner in der groͤßten Ruhe und Sicherheit die Natur eines
                                 Insectes eroͤrtern, welches in einem Augenblike sich ein anderes Leben zu
                                 verschaffen, andere Instincte in sich zu weken vermag, und in der Folge
                                 Bollwerke und andere Vertheidigungs-Mittel gegen einen Feind aufstellt,
                                 der es nie, außer seit dem Ende des lezten Jahrhundertes, belaͤstigt
                                 hat.“
                              
                           
                              „Die Liebe zum Studium der Biene, die Huber
                                 durch sein interessantes Werk zu erweken wußte, veranlaßte viele Individuen sich
                                 mit demselben zu beschaͤftigen, und gerade die Irrthuͤmer, in
                                 welche Huber gefallen ist, leiteten etwas
                                 naͤher zur Wahrheit. Die Verbesserung, welche die Erziehung
                                 uͤberall erhalten hat, hat den Hang zum Wunderbaren schnell verschwinden
                                 gemacht, und es gibt jezt viele, deren Verstand, wenn sie sich zur Untersuchung
                                 eines Gegenstandes niedersezen, frei von aller Phantasterei geblieben ist, deren
                                 Vernunft also nur nach dem Ausspruche von Thatsachen urtheilt.“
                              
                           
                              „Huish hat, in den neuesten Zeiten, die
                                 vorzuͤglichsten Irrthuͤmer in Huber's
                                 Theorie am gluͤklichsten widerlegt; allein, obschon er einen Grund gelegt
                                 hat, auf welchen man eine verstaͤndige Theorie bauen koͤnnte, so
                                 war es ihm doch weniger um Auffinden der Wahrheit, als um Darstellung der
                                 Irrthuͤmer Huber's zu thun. Lezteres that er
                                 in dem unfreundlichsten und bittersten Tone, wodurch der Genuß gestoͤrt
                                 wird, den sein Werk einem wohlmeinenden Leser gewahren wuͤrde. Ueberdieß
                                 hat er sich des Plagiates oder gelehrten Diebstahles schuldig gemacht. Er mußte
                                 nothwendig den Gegenstand so studirt haben, daß er die verschiedenen Formen der
                                 Bienenstoͤke von dem fruͤhesten Alterthume bis auf seine Zeit
                                 kannte; die sonderbare Form des griechischen Bienenstokes konnte seiner
                                 Aufmerksamkeit nicht entgangen seyn, denn jeder Student kennt Abbildungen und
                                 Beschreibungen desselben, und doch behauptet er mit einer Art von
                                 Kuͤhnheit, ein Blumentopf habe ihm die erste Idee zu dem Plane gegeben,
                                 nach welchem er seinen Bienenstok baute.“
                              
                           Der Verfasser macht nun seine Landsleute auf die Nothwendigkeit der Vermehrung der
                              Bienen in Amerika aufmerksam, und bemerkt, daß ehevor die Bienenzucht in N. Amerika,
                              das dazu so sehr geeignet ist, eifriger betrieben wurde. „In
                                 New-Jersey, wo fruͤher Millionen Bienen gezogen wurden, sieht man
                                 jezt in vielen Gegenden kaum ein Bienchen mehr. Einzelne Landwirthe haben ehevor
                                 15–20 Faͤsser durchgeseihten Honig zu Markte gebracht. Man hat
                                 ehevor aus dem
                                 Wasser, in welchem die Waben ausgewaschen wurden, eine eigene Art Weines
                                 bereitet, den man Metheglin nannte. Dieser Artikel
                                 ist beinahe gaͤnzlich aus dem Handel verschwunden.“ Er findet
                              die Ursache dieses Verfalles der Bienenzucht vorzuͤglich in den Verheerungen
                              eines Nacht-Schmetterlinges, den er den Muͤller nennt, und welcher
                              sich in den lezteren Jahren in den Bienenstoͤken sehr vermehrteEs ist sehr zu bedauern, daß der Hr. Verfasser nicht den entomologischen
                                    Namen dieses Nacht-Schmetterlinges angibt. In Europa haben wir zwei
                                    Nacht-Schmetterlinge oder Nachtfalter, die den Bienenstoͤken
                                    hoͤchst verderblich sind: die Tinea
                                       Mellonella und Cirella. Ist der
                                    amerikanische Nachtfalter einer von diesen beiden, und welcher? Ist er eine
                                    eigene Art? Wenn er eine europaͤische Art ist, so ist er
                                    wahrscheinlich aus Europa durch angestekte Koͤrbe nach Amerika
                                    gekommen.A. d. Ue.. Man hat viele Versuche angestellt, diese Nacht-Schmetterlinge an dem
                              Absezen ihrer Eier zu hindern; allein sie mißlangen, weil es an einer Vorrichtung
                              fehlte, die Stoͤke unter Aufsicht zu halten. Der Hr. Verfasser wird am Ende
                              dieses Aufsazes eine solche Vorrichtung angeben.
                           
                              
                                 (Die Fortsezung folgt.)