| Titel: | Verbesserungen an Ruder-Rädern, die auch zu anderen Zweken dienen können, und worauf Ant. Bernhard sich am 15. Dec. 1828 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. XXVII., S. 118 | 
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                        XXVII.
                        Verbesserungen an Ruder-Raͤdern,
                           die auch zu anderen Zweken dienen koͤnnen, und worauf Ant. Bernhard sich am 15. Dec. 1828 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts. Julius 1829. S.
                              198.
                        Mit Abbildung auf Tab.
                              III.
                        Bernhard, Verbesserungen an
                           Ruder-Raͤdern.
                        
                     
                        
                           Der Patent-Traͤger hat an seinem Ruder-Rade die
                              gewoͤhnlichen vier- und rechtekigen Ruder oder Ruder-Brettchen;
                              sie sind aber auf Kurbel-Achsen aufgehaͤngt, damit sie sich umkehren
                              (umschlagen), und mit ihrer Kante in das Wasser ein- und austreten
                              koͤnnen, jedoch so, daß sie, waͤhrend sie den treibenden Schlag oder
                              Stoß fuͤhren, in senkrechter Lage bleiben. Ruder-Raͤder dieser
                              Art, d.h., mit Ruder-Brettchen auf Kurbel-Achsen, hatte man bereits
                              fruͤher (s. Lambert's Patent, London Journal of Arts, B. I. S. 341. Oldham's Patent, B. XIV. S. 1. (Polyt. Journ. Bd. XXVII. S. 341).
                              Das Eigene an dem Rade des gegenwaͤrtigen Patentes ist aber eine Vorrichtung,
                              wodurch die Ruder-Brettchen jede beliebige Lage zwischen der senkrechten und
                              horizontalen annehmen, und waͤhrend der Umdrehung des Rades behalten
                              koͤnnen, wodurch der Patent-Traͤger seinem Rade wesentliche
                              Vorzuͤge vor jedem anderen gegeben zu haben glaubt, indem durch
                              Veraͤnderung der Lage dieser Brettchen er auf der einen Seite
                              Stroͤmungen benuͤzen, auf der anderen alle Ruder außer
                              Thaͤtigkeit sezen kann, was beim Segeln von hoher Wichtigkeit ist.
                           „Meine Verbesserung,“ sagt der Patent-Traͤger,
                              „besteht in einem Leitungs-Rahmen, mit welchem jedes
                                 Ruder-Brettchen mittelst einer Kurbel verbunden ist, und wodurch diese
                                 Brettchen eine von jener Richtung, die sie sonst durch die Bewegung des Rahmens
                                 erhalten wuͤrden, unabhaͤngige Lage annehmen, und nach Belieben
                                 dieselbe wechseln koͤnnen.“
                              
                           Fig. 3. zeigt
                              dieses Rad von meiner Erfindung in einem Seiten-Aufrisse. Die Theile p stellen acht Ruder-Brettchen dar, die sich auf
                              Achsen an ihren Mittelpunkten drehen, und welche Achsen auf Lagern in den Rahmen ff ruhen, von welchen in dieser Figur nur eine
                              dargestellt werden kann, welche aber in der That diejenigen Rahmen sind, die die
                              Ruder um die Haupt-Achse a herum fuͤhren.
                              Die Theile g bilden wieder einen besonderen Rahmen,
                              welchen ich den Leiter oder den Leitungs-Rahmen nenne, der sich gleichfalls
                              um die Haupt-Achse a, aber um einen anderen
                              Mittelpunkt, dreht, welcher Mittelpunkt durch das excentrische Rad e gegeben wird, das sich auf der Haupt-Achse a befindet. Die Theile c
                              sind kleine Kurbeln, die mit einem Ende an Zapfen auf den Enden der Achsen der
                              Ruder-Brettchen, und an dem anderen Ende an den Armen des Gestelles g mittelst Kurbelstifte befestigt sind, die sich in
                              Lagern r drehen, welche zur Aufnahme derselben bereit
                              sind. e ist eine kreisfoͤrmige Platte, die als
                              excentrische Scheibe wirkt, und die ich auch so nenne. Sie ruht in einer
                              feststehenden Platte i, und die Haupt-Achse a geht loker durch dieselbe. Diese excentrische Scheibe
                              kann noͤthigen Falls umgedreht werden, wird aber in ihrer gehoͤrigen
                              Lage fest gehalten, wann die Ruder in Bewegung sind: dieß geschieht mittelst eines
                              Hebels oder Armes an der Seite der excentrischen Scheibe, der aber in dieser Figur
                              nicht gezeichnet ist, weil dieselbe sonst zu undeutlich wuͤrde. Man sieht ihn
                              jedoch als l an der excentrischen Scheibe auf der
                              anderen Seite des Rades befestigt, und an derselben hervorragend.
                           Die Wirkung des Leitungs-Rahmens g, der sich um
                              das excentrische Stuͤk e dreht, ist diese.
                              Waͤhrend das excentrische Stuͤk mittelst des Hebels l in der hier gezeichneten Lage gehalten wird, wird
                              durch die Wirkung der Kurbeln c die senkrechte Stellung
                              der Ruder-Brettchen waͤhrend der ganzen Zeit der Umdrehung des Rahmens
                              f, an welchem sie befestigt sind, unterhalten. Nun
                              ist aber offenbar, daß, wenn der Hebel l gehoben oder
                              gesenkt wird, die excentrische Scheibe sich in der feststehenden Platte drehen und
                              den Leiter oder das
                              leitende Gestell g auf eine oder auf die andere Seite
                              ziehen wird, wie die punktirten Linien andeuten, wodurch eine correspondirende
                              Bewegung in den Kurbeln c entstehen wird, durch welche
                              sie aus der hier angedeuteten senkrechten Lage gebracht, und unter jeden verlangten
                              Winkel gestellt werden, welchen sie dann auch behalten, wenn der Hebel l wieder befestigt wird, und zwar mit derselben
                              Gleichfoͤrmigkeit waͤhrend des Umlaufes des Gestelles f, die unter der vorigen senkrechten Stellung Statt
                              hatte. b ist das Lager, und d der Balken, der die Haupt-Achse a des
                              Ruder-Rades traͤgt.
                           Fig. 2. soll
                              bloß die relative Stellung der Haupt-Achse deutlicher zeigen, die das
                              Ruder-Gestell und die Ruder und den Leiter oder das leitende Gestell, auf
                              welches die Kurbeln wirken, umher fuͤhrt. Ein Theil dieser Figur zeigt das
                              Rad im Aufrisse, und ein Theil im Durchschnitte, je nachdem es die Deutlichkeit der
                              Darstellung forderte. Es sind nur zwei Ruder dargestellt, um die Figur desto
                              deutlicher zu machen.
                           Die Vorrichtung, so wie sie in Fig. 3. im
                              Seiten-Aufrisse dargestellt ist, wiederholt sich auch auf der
                              entgegengesezten Seite; wo es sich jedoch nicht um besondere Staͤrke handelt,
                              reicht offenbar ein Leiter und eine Kurbel auf einer Seite des Ruder-Rades
                              hin.
                           In Fig. 4. ist
                              a die Haupt-Achse. ffff sind zwei Arme des Gestelles, welche die
                              Ruder pp fuͤhren. Die Ruder drehen sich um
                              Achsen, die in den Lagern ss, tt laufen, welche zur Aufnahme derselben auf den
                              Enden der Arme ffff angebracht sind.
                           Ich habe bisher bloß solche Theile eines Ruder-Rades beschrieben, welche
                              bereits gebraucht wurden: ich will aber nun auch meine Verbesserungen an denselben
                              angeben. Diese bestehen in dem Leitungs-Rahmen gggg, der sich um die excentrische Scheibe e
                              dreht, und in den Hebeln ll, welche diese drehen.
                              Man wird sehen, daß die Arme des Leitungs-Rahmens gggg mit den Achsen der Ruder-Brettchen
                              mittelst der Kurbeln cccc verbunden sind, und ich
                              muß hier bemerken, daß die Laͤnge der Kurbeln c,
                              von dem Mittelpunkt des Kurbelstiftes bis zum Mittelpunkte der Ruder-Achse
                              genau mit dem Abstande von dem Mittelpunkte der Haupt-Achse a bis zum Mittelpunkte des Leitungs-Gestelles
                              correspondiren muß. Von den beiden Hebeln ist jeder an einer excentrischen Scheibe
                              befestigt, und beide sind an ihren oberen Enden mittelst einer Querstange verbunden,
                              um die excentrische Scheibe zu drehen, und so den Rudern jede verlangte Stellung zu
                              geben.
                           Die Wirkung dieser Vorrichtung ist nun diese, daß, so wie die Haupt-Achse a mittelst der Dampf-Kraft oder irgend einer
                              anderen Kraft umgetrieben wird, sie auch den Rahmen ffff und die Ruder pp umtreibt,
                              waͤhrend gleichzeitig die Ruder-Brettchen, mittelst der Kurbeln 
                              cccc auf ihren Achsen, den Leitungs-Rahmen
                              gggg herumziehen, welcher
                              Leitungs-Rahmen, da er sich auf der excentrischen Scheibe e dreht, und so einen anderen Mittelpunkt der Bewegung,
                              als die Haupt-Achse a hat, die Ruder veranlassen
                              wird sich um ihre Achsen zu drehen, indem der Rahmen, an welchem diese Ruder
                              angebracht sind, auf eine solche Weise umherlaͤuft, daß er die senkrechte
                              Stellung des Ruders waͤhrend des ganzen Laufes seiner Umdrehung
                              erhaͤlt. Ich sagte hier senkrechte Stellung, weil
                              in dieser Figur die Hebel ll in derselben Lage
                              befestigt angenommen werden, wie sie dargestellt wurden, aber wie vorher angegeben
                              wurdeEs fehlt hier, wie es scheint, in dem einen oder in dem anderen Saze ein nicht.A. d. Ue.. Der Zwek des Leiters, der excentrischen Scheibe und der Kurbeln ist, die
                              Ruder in was immer fuͤr einer erforderlichen Lage zu erhalten, und diese Lage
                              wird durch die Stellung der excentrischen Scheibe auf der feststehenden Scheibe und
                              der Ruder auf ihren respectiven Achsen bestimmt.
                           Fig. 6 und
                              7. sind
                              zwei einzelne Darstellungen der excentrischen Scheibe e
                              und ihres Hebels l. Man wird daselbst eine
                              Woͤlbung v wahrnehmen, die auf der excentrischen
                              Scheibe aufgegossen ist, und die in die feststehende Platte i paßt, in welcher sie sich dreht. In dieser Woͤlbung ist eine
                              Furche zur Aufnahme zweier Halbringe, die die excentrische Scheibe auf der
                              feststehenden Scheibe festhalten.
                           Mein Patent-Recht gruͤndet sich auf den Leitungs-Rahmen g an den Kurbeln c, die sich
                              um die excentrische Scheibe e drehen; und auf den Hebel
                              l an der excentrischen Scheibe, der die
                              Ruder-Brettchen stellt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
