| Titel: | Neue Verfahrungsart, um die gelbe Seide zu bleichen, ohne sie vorher zu entschälen, von Hrn. Ozanam. | 
| Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. XL., S. 144 | 
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                        XL.
                        Neue Verfahrungsart, um die gelbe Seide zu
                           bleichen, ohne sie vorher zu entschaͤlen, von Hrn. Ozanam.
                        Aus dem Recueil industriel. August 1829. S.
                              191.
                        Ozanam, neues Verfahren um Seide zu bleichen.
                        
                     
                        
                           Man hat oft in den Fabriken, besonders wo seidene Baͤnder verfertigt werden,
                              rohe, d.h. nicht gekochte weiße Seide noͤthig, um sie entweder geradezu in
                              diesem Zustande verwenden oder kalt faͤrben zu koͤnnen. Von der weißen
                              Seide kostet das Pfund 3 bis 4 Fr. mehr als von der gelben und wenn der Verbrauch
                              stark ist, erhoͤht sich ihr Preis um 6 bis 8 Franken. Man hat verschiedene
                              Mittel ausgedacht, dacht, um der gelben Seide bloß ihre Farbe zu benehmen, ohne ihr von der
                              gummiharzigen Substanz, von welcher sie umhuͤllt wird, etwas zu entziehen, so
                              daß sie durch das Bleichen einen kaum merklichen Gewichtsverlust erleidet. Diese
                              Verfahrungsarten waren jedoch meistens zu kostspielig: Hr. Ozanam gab dazu eine sehr einfache und wenig kostspielige Methode an.
                           Man leitet Chlorgas in eine gewisse Quantitaͤt kalten Wassers, welche sich
                              nach der Menge der zu entfaͤrbenden Seide richtet (diese Quantitaͤt
                              muß 4 Liter auf ein Pfund [zu 16 Unzen] Seide betragen).
                           Man vermischt 2 Liter dieses Chlorwassers mit 10 Liter lauwarmen Wassers und schwenkt
                              darin die Seide schnell so lange, bis der Chlorgeruch verschwunden ist. Sodann nimmt
                              man sie heraus und bringt sie in ein zweites kaltes Bad, bestehend aus 12 Liter
                              Wasser und den 2 anderen Liter Chlorwasser; man schwenkt darin die Seide schnell,
                              wie in dem ersten Bade. Hierauf waͤscht man sie in fließendem Wasser, ringt
                              sie aus und legt sie sodann eine Stunde lang in eine mit fluͤssiger
                              schweflicher Saͤure gefuͤllte Wanne aus weißem Holze; die Seide wird
                              hierauf heraus genommen, ausgewaschen und ausgerungen. Um die fluͤssige
                              schwefliche Saͤure zu bereiten, entwikelt man das Gas aus Vitrioloͤhl
                              und Kohlen oder Saͤgespaͤnen, und leitet es in kaltes Wasser.
                           Es ist wohl zu bemerken, daß man an Statt der einfachen
                              Chlor-Aufloͤsung keineswegs die Chloruͤre des Kalks, Kalis oder
                              Natrons anwenden kann. Man wuͤrde dadurch eine bruͤchige Seide von
                              falber gelber Farbe erhalten.
                           Die HHrn. Ozanam und Tabureau
                              zu Lyon haben ein anderes noch viel vorzuͤglicheres Verfahren ausgemittelt.
                              Sie bleichen selbst die dunkelste gelbe Seide in drei Stunden sehr schoͤn
                              weiß, ohne daß sie von ihrem Gewichte etwas verliert. Sie benuzen aber diese
                              Methode, welche sie sehr geheim halten, und worauf weder der eine noch der andere
                              ein Brevet d'Invention nahm, zu ihrem Vortheil. Diese
                              Herren haben kein gemeinschaftliches Interesse und jeder arbeitet fuͤr
                              sich.