| Titel: | Hrn. Palmer's Lebens- oder Rettungs-Both. | 
| Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. LIV., S. 212 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LIV.
                        Hrn. Palmer's
                           Lebens- oder Rettungs-Both.
                        Palmer's Lebens- oder Rettungs-Both.
                        
                     
                        
                           Das Repertory of Patent-Inventions beschreibt im
                                 September-Hefte I. J. S. 567. die Versuche,
                              welche mit Hrn. Palmer's
                              Both in der Themse vor dem Sommerset-House unter Aufsicht der 
                              Royal-Society angestellt wurden, und aus welchen
                              hervorging, daß dieses Both, auch wenn es ganz mit Wasser und mit 30 Personen
                              gefuͤllt ist, nicht sinken und durchaus durch keine Kraft zum Umschlagen
                              gebracht werden kann; daß es also in jedem Sturme, wie der englische Seemann sagt,
                              zu leben vermag und hoͤchstens nur an Felsen
                              zerschellen kann.
                           
                              „Dieses Both wiegt „nach Hrn. Palmers
                                    Beschreibung“ ohne Ausruͤstung, 7 Ztr. 3/4; Maste, Segel
                                 etc. wiegen 5 Ztr. 3/4; da aber diese lezteren Gegenstaͤnde schwimmen, so
                                 machen sie das Both nur noch leichter, wenn sie niedergelassen werden. Das Both
                                 laͤßt sich also leicht regieren.“
                              
                           
                              „Es ist 26 1/2, Fuß lang, 5 Fuß 10 Zoll breit; fuͤhrt 6 Ruder, zwei
                                 vierekige (Lug-) Segel, und kann, nach Bedarf, mit Ruder oder mit Steuer
                                 gesteuert werden; es hat zu jeder Seite seines Boges Haͤupter (timber-heads) zur Befestigung eines Seiles
                                 (warp), und hohe lose Schuzbretter (wash-boards), damit die See nicht leicht in
                                 dasselbe schlagen kann, wann es vom Lande gelassen wird.“
                              
                           
                              „Es ist wie ein Wallfisch-Both gebaut, an beiden Enden scharf, am
                                 Bog Voͤller, als am Hintertheile, aber flacher auf dem Boden und mit mehr
                                 Balken verhaͤltnißmaͤßig zu seiner Laͤnge versehen, damit
                                 die Mannschaft hinlaͤnglichen Raum zwischen den Luftgehaͤusen in
                                 den Fluͤgeln findet, mit welchen es vor- und
                                 ruͤkwaͤrts ausgeruͤstet ist. Diese Luftgehaͤuse,
                                 deren drei zu jeder Seite sind, nehmen einen Raum von 40 Kubik-Fuß ein,
                                 und haben folglich eine Schwimmkraft von 22 Ztr. auf jeder Seite gleich
                                 vertheilt, wodurch das Both gegen alles Umschlagen gesichert ist. Es hat ferner
                                 noch zwei Luftgehaͤuse, an jedem Ende eines, die 16 Kubik-Fuß Raum
                                 fassen, und 9 Ztr. Schwimmkraft geben. Diese Gehaͤuse, die bei der
                                 starken Biegung des Bothes so hoch gelegen sind, machen es nicht nur
                                 unmoͤglich, daß das Both untersinkt, wenn eine schwere See uͤber
                                 dasselbe hinrollt, sondern tragen auch wesentlich dazu bei, daß es sich wieder
                                 gehoͤrig gerade stellt, im Falle es durch einen ploͤzlichen Druk
                                 der Segel oder einen Wogen-Schlag auf die Seite gedruͤkt
                                 wuͤrde. Da die ganze Schwimmkraft des Bothes 31 Ztr. betraͤgt, so
                                 reicht dieß hin um 22 Personen zu tragen, die ganz uͤber dem Wasser
                                 sizen, oder, wenn sie, wie im Sturme meistens, mit einem betraͤchtlichen
                                 Theile des Koͤrpers in Wasser getaucht sind, jede Anzahl in demselben und
                                 außen an den Seiten desselben, indem bekanntlich eine Schwimmkraft von 10 Pfd.
                                 hinreicht, um irgend einen Menschen mit dem Kopfe und mit den Schultern außer
                                 Wasser zu halten. Da obige Schwimmkraft von 31 Ztrn. in acht verschiedenen
                                 Luft-Gehaͤusen vertheilt ist, so liegt nichts daran, wenn auch
                                 zwei oder drei derselben beschaͤdigt werden.“
                              
                           
                           
                              „Die Fluͤgel-Luftgehaͤuse sind an den Seiten mittelst
                                 starker Hinter- und Vorder-Latten an dem Kielbalken zu jeder Seite
                                 desselben auf dem Gebaͤlke befestigt. An jedem sind vier Platten mit
                                 Augen angeschraubt, in welche Haken passen, die an Brettern befestigt sind,
                                 welche lang genug sind, um die Laͤnge des Hauptgehaͤuses zu
                                 erreichen, und wodurch diese Bretter unter den Querbalken emporsteigen. Diese
                                 Bretter werden dadurch in ihrer senkrechten Lage erhalten, daß sie zwischen den
                                 Querbalken mittelst Fluͤgel befestigt sind, die auf Haken haͤngen,
                                 die an dem aufsteigenden Theile des Bothes angeschraubt sind, und welche
                                 Fluͤgel zu jeder Seite eine ununterbrochene Buͤhne in gleicher
                                 Hoͤhe mit den Querbalken bilden, und so die Gehaͤuse vor jeder
                                 Beschaͤdigung schuͤzen. Sie bilden zugleich zu jeder Seite zwei
                                 Seiten-Faͤcher, in welche man kleine Faͤcher, und
                                 uͤberhaupt Koͤrper, welche leichter sind, als Wasser, bringen
                                 kann, so daß das Both nicht sinken kann, in dem Maße, als diese Theile
                                 specifisch leichter sind, oder Schwimmkraft besizen. Trokenes Holz allein
                                 wuͤrde das Both schon zu einem guten Schwimmer (Catamaran)Catamaran nennt man an der Kuͤste von
                                       Coromandel Bloͤke von leichtem Holze, auf welchen die Eingebornen
                                       bei jeder See mit Sicherheit zu den Schiffen schwimmen.A. d. O. machen, und eine große Anzahl Menschen sicher an das Ufer bringen
                                 koͤnnen.“
                              
                           
                              „Das Both hat zu jeder Seite zwei Schoͤpf-Schaufeln, um das
                                 Wasser auszuschoͤpfen, das durch die einbrechende See in das Schiff
                                 kommt.“
                              
                           Die Luftgehaͤuse, „sagt das Repertory“ bestehen aus starken Rahmen von Fichtenholz,
                              uͤber welchen Canevaß gespannt ist, der mit einer Theer-Composition
                              bestrichen wird, um vollkommen luft- und wasserdicht zu werden.