| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. LXXXIII., S. 301 | 
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                        LXXXIII.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Verzeichniß der zu London vom 30. September bis zum 15.
                              October im J. 1829 ertheilten Patente.
                           
                              Dem John Moore,
                                 Gentleman, Broad Wier, in der City von Bristol: auf eine neue oder verbesserte
                                 Maschinerie, um Fuhrwerke, Schiffe, Fahrzeuge oder andere schwimmende
                                 Koͤrper vorwaͤrts zu treiben und um Dampfwagen zu lenken, nebst einem
                                 Apparate, um den Dampf zu verdichten, nachdem er den Staͤmpel der
                                 Dampfmaschine gehoben hat. Dd.
                                 30. September 1829.
                              
                           
                              Dem William Rodger,
                                 Lieutenant bei der koͤnigl. Marine, Norfolk Street, Strand, in der
                                 Grafschaft Middlesex: auf gewisse Verbesserungen in der Einrichtung der
                                 Haͤmmer bei Krahnbalken. Dd.
                                 30. Sept. 1829.
                              
                           
                              Dem Thomas Banks,
                                 Mechaniker in Barton-upon-Irwell, in der Grafschaft Lancaster: auf
                                 Verbesserungen an Dampfmaschinen. – Dd.
                                 30. September 1829.
                              
                           
                              Dem Paul Descroizilles, Chemiker in Fenchurch Street, in der City von London: auf
                                 gewisse Verbesserungen an dem Apparate zum Sengen der Kattune und gewisser
                                 anderer Fabrikate. Dd.
                                 7. October 1829.
                              
                           
                              Dem William Church,
                                 Esq. zu Haywood-House, bei Birmingham, in der Grafschaft Warwik: auf
                                 gewisse Verbesserungen an den Maschinen zum Forttreiben der Fuhrwerke und Bothe
                                 vermittelst Dampf, so wie an den Dampfkesseln, welche hiezu und zu anderen
                                 Zweken gebraucht werden. Dd.
                                 15. October 1829.
                              
                           
                              Dem William Church,
                                 Esq. zu Haywood-House, bei BirminghamBirmigham, in du Grafschaft Warwik: auf gewisse Verbesserungen an den
                                 Instrumenten zum Schaͤrfen der Messer und anderer schneidenden Werkzeuge,
                                 so wie an dem Apparate zur Verfertigung derselben. Dd.
                                 15. Oktober 1829. 
                              
                           
                              (Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Nov.
                                 1829, S. 703.)
                              
                           
                        
                           Ueber die Anspruͤche des Hrn. Heinr. Bell von Glasgow auf die erste praktische
                              Einfuͤhrung des Dampfbothes in England, und auf oͤffentliche
                              Belohnung. Ein Beitrag zur Geschichte der Dampfschifffahrt.
                           Am 15. Julius hielten einige Freunde oͤffentlicher Dankbarkeit eine Sizung zu
                              Liverpool unter dem Praͤsidium des Hrn. Gladstone,
                              M. P., um Hrn. Bell, welcher dem Hrn. Fulton das erste Modell zu einem Dampfbothe gab und mit
                              demselben nach Nord-Amerika ging, um es daselbst auszufuͤhren, der,
                              ferner nach seiner Ruͤkkehr nach Europa zu Glasgow, das erste europaͤische Dampfboth erbaute, das auf dem Clyde von Glasgow
                              in die benachbarten Gegenden als Postschiff fuhr, (den Kometen (the Comet)); der endlich, um seine Erfindung
                              durchzusezen, sein ganzes Vermoͤgen aufgeboten hat, und jezt in einem Alter,
                              dessen Schwachen ihm nicht mehr gestatten vom Schweiße seines Angesichtes zu leben,
                              in einem Zustande von Armuth und Elend leben muß, und von der Wohlthaͤtigkeit
                              anderer abhaͤngt, eine ehrenvolle Unterstuͤzung zu
                              gewaͤhren.
                           Hr. Morris sprach fuͤr Hrn. Bell. Er sagte, daß er schon vor vier Jahren den Entschluß gefaßt habe,
                              Bell's Angelegenheit nimmermehr ruhen zu lassen, bis
                              nicht entweder die britische Nation oder die Regierung ihre Schuldigkeit gegen den
                              Mann abgetragen hat, dem nicht bloß England, sondern alle Laͤnder des
                              Erdballes die Einfuͤhrung der Dampfschifffahrt verdanken. Er habe in den
                              angesehensten periodischen Blaͤttern Englands hierauf aufmerksam gemacht, und
                              in Folge seiner Vorstellungen sind 33 Gesuche aus Schottland, und Einer aus
                              Liverpool an die Regierung abgegangen, und fanden auch im Parlamente die
                              Unterstuͤzung mehrerer Mitglieder, namentlich des Hrn. Gladstone: allein sie hatten keinen Erfolg. Hr. Canning trug nur auf ein Geschenk von 200 Pfd. (2400 fl.) fuͤr
                              Bell, „als fuͤr ein verdientes Individuum“ an. Bell's Freunde schaͤmten sich einer solchen
                              Entehrung der Verdienste desjenigen, der zuerst die Dampfschifffahrt im Großen
                              einfuͤhrte; sie riethen ihm diese Summe nicht anzunehmen, und zu warten, bis
                              das Parliament zu seiner eigenen Ehre so klug werden wuͤrde, diese 200 Pfd.
                              wenigstens in eine Jahresrente zu verwandeln. Hr. Morris
                              versuchte nun eine Subscription; Gladstone stellte sich
                              an die Spize; auch diese gelang nicht. Man wendete sich nun allen Ernstes an die
                              Staͤdte Glasgow, Edinburgh, Liverpool und Manchester, und die HHrn. Cleland, der Lord Prevost von Glasgow, Jak. Ewin und M'Gavin erlaubten
                              Herrn Morris in ihrem Namen fuͤr Hrn. Bell zu sprechen. Dadurch wurden nun in drei Monaten 500
                              Pfd. zu Glasgow zusammengebracht, als Zubuße zu einer kleinen Jahres-Rente
                              der Fluß-Casse (River-Trust) zu Glasgow,
                              die Anfangs 50, endlich 100 Pfd. betrug. Die Stadt Glasgow hatte demnach ihre Schuld
                              abgetragen. Hr. Morris ging nun nach London, wo aber die
                              unselige Katholiken-Frage alle Ohren taub machte. Indessen erhielt er einige
                              Unterstuͤzung von den HHrn. A. Campbell, R. Downie, Jos. Hume etc., auch
                              von den Peers Melville und Bucclaugh, und Hr. Knowles empfahl die
                              Angelegenheit dem Navy Board.
                           Hr. Morris las nun einen Auszug aus dem V. Berichte des Ausschusses des Hauses der Gemeinen
                              uͤber Dampfbothe vom Junius 1822, in welchem, nach den Erfindungen Hull's im J. 1736, des Herzogs von Bridgewater, des Hrn.
                              Miller von Dalwinston, des Marquis de Jouffroy im J. 1781, des Lord Stanhope im J. 1795 und des Hrn. Symington auf
                              dem Forth- und Clyde-Canal im J. 1801, bemerkt wird, „daß
                                 alle diese Versuche kein praktisches Resultat gewaͤhrten,“ bis
                              im J. 1807 die Amerikaner anfingen Dampfboͤthe zu bauen. Die Ehre, die ersten
                              Dampfboͤthe gebaut zu haben, bleibt indessen immer fuͤr England
                              aufbehalten: denn Heinr. Bell von Glasgow gab dem Hrn.
                              Fulton das erste Modell und ging mit diesem nach
                              Amerika, um ihm daselbst im Baue zu helfen. Bei seiner Ruͤkkehr nach Europa,
                              im J. 1811, baute Bell das erste brauchbare Dampfboth,
                              den Comet.
                           Hr. Alston, der den Comet seine
                              erste Reise machen sah, unterstuͤzte Hrn. Morris,
                              und bemerkte, daß jezt bereits 50 Dampfboͤthe dort im Gange sind, wo vor 18
                              Jahren der Comet seine erste Fahrt hielt, und daß im
                              Hafen zu Liverpool eben so viele, und noch weit groͤßere Dampfboͤthe,
                              beschaͤftigt sind; daß diese Stadt dadurch an Schiffzoll unendlich gewinnt,
                              und mit ihr zugleich der Handel derselben; daß sie, und das Land und die Welt, alle
                              diese Vortheile, so wie auch diejenigen, welche die Dampfschifffahrt, die jezt noch
                              in ihrer Kindheit ist, ihr einst noch bringen wird, im Grunde Hrn. Bell zu verdanken hat, der also Unterstuͤzung von
                              ihr verdient.
                           Hr. Egerton Smith unterstuͤzte gleichfalls den
                              Antrag, und bemerkte, daß die Summe, die die Regierung Hrn. Bell bewilligte, kaum zehn Mal so viel ist, als was ein einziger
                              Buͤrger von Liverpool, Hr. Fawcett, demselben
                              zugedacht hat. Hr. Smith erzaͤhlte, daß, als er
                              vor 14–15 Jahren die Benuͤzung der Dampfbothe empfahl, als Narr in der
                              Stadt verlacht wurde, indem er doch nur dasjenige empfohlen hat, was in Amerika
                              bereits wirklich eingefuͤhrt und benuͤzt wurde; daß jezt keine Stunde
                              vergeht, wo nicht in derselben Stadt, in welcher er als Narr verlacht wurde, weil er
                              Dampfboͤthe als Zugboͤthe empfahl, Schiffe mittelst derselben in den
                              Hafen oder aus demselben bugsirt werden. Er erzaͤhlte hierbei einen
                              sonderbaren Fall, der die Vortheile dieses Ausbugsirens aus dem Hafen deutlich vor
                              Augen legt. Vor einigen Jahren lagen an hundert Kauffahrteischiffe im Hafen um
                              auszulaufen. Der Wind war beim Auslaufen gut, sprang aber, ehe die Schiffe um den
                              schwarzen Felsen (Black Rock) herumgesegelt waren, nach
                              Nord-West, und die ganze Kauffahrteiflotte mußte wieder zuruͤk, mit
                              Ausnahme eines einzigen Schiffes, das gluͤklich uͤber den Felsen
                              hinausgesegelt hatte. Dieses Schiff segelte nach Barbadoes, und fand, als es von da
                              wieder nach Liverpool zuruͤk kam, alle 99 Schiffe, die mit ihm ausgelaufen
                              sind, noch ruhig im Hafen. Hier war also Verlust eines ganzen Vierteljahres! Wenn
                              nun diese Schiffe sich haͤtten uͤber den schwarzen Felsen durch
                              Dampfboͤthe hinaus bugsiren lassen, waͤre all dieser ungeheuere
                              Schaden fuͤr den Kaufmann und Schiffer beseitigt gewesen. Hr. Smith. bemerkt ferner, daß es schaͤndlich ist,
                              wenn man Hrn. Bell vorwirft, er sey ein Schotte, und kein
                              Englaͤnder, und ihn daher seinen Landsleuten, den Schotten, zur Belohnung
                              zuruͤkweiset. Hr. Bell gehoͤrt eben so
                              wenig Schottland, als England, er gehoͤrt der ganzen Welt an, denn er ist ein
                              Wohlthaͤter der gesammten Menschheit geworden, und sein Dampfboth bringt den
                              Englaͤndern mehr Nuzen als den Schotten; sagte Hr. Alston.
                           Hr. Currie unterstuͤzte Hrn. Morris gleichfalls. Er fuͤgte die Bemerkung bei, daß er sich wohl
                              erinnere, wie Officiere der Flotte sich degradirt
                              glaubten, als sie zum Commando eines Dampfbothes beordert worden, und daß sie jezt
                              auf Dampfboͤthen lieber dienen.
                           Wenn, sagte Hr. Alston, die Flußcasse zu Glasgow von ihrem
                              jaͤhrlichen Einkommen pr. 18,000 Pfd. so billig
                              ist, 100 Pfd. fuͤr Hrn. Bell jaͤhrlich
                              anzuweisen, so koͤnnte die Hafencasse von Liverpool, deren Einnahme 150,000
                              Pfd. jaͤhrlich betraͤgt, Hrn. Bell wohl
                              noch mehr anweisen.
                           Hr. Gladstone meinte, daß alle Besizer von
                              Dampfboͤthen, alle Fabrikanten, die Dampfmaschinen fuͤr dieselben verfertigen, und
                              alle großen Kaufleute, die durch Dampfschifffahrt so viel gewinnen, in ihrem
                              Gewissen schuldig sind, Hrn. Bell zu
                              unterstuͤzen.
                           Aus Gill's
                              technological Repository. Septbr. 1829, S. 152.
                           (Im Auszuge.)
                           
                        
                           Dampfschiffe in England.
                           England hat gegenwaͤrtig 510 Dampfschiffe im Gange. Das groͤßte ist der
                              Soho von London, der 358 Tonnen (Tonne à 20 Ztr.) fuͤhrt; und der United Kingdom
                              zu Glasgow von 335 Tonnen. Das kleinste Dampfboth auf der Themse ist der Rapid von 33 Tonnen, und das kleinste in England das Fortfield-Paket von bloß 4 Tonnen. (Times Galignani Nro. 4500.)
                           
                        
                           Eisernes Schiff.
                           Zu Liverpool wurde Mitte Octobers ein eisernes Schiff vom Stapel gelassen, das den
                              Hrn. Laird und Comp. gehoͤrt. Ein Dampfboth half
                              dasselbe gaͤnzlich in das Wasser ziehen. Man besorgte, daß es tief tauchen
                              wuͤrde; es tauchte aber nur 14 Zoll, weniger also, als wenn es von Holz
                              gewesen waͤre. Das Schiff sieht sehr schoͤn und leicht aus, ist 60 Fuß
                              lang, 13 Fuß breit, 7 1/2 Fuß tief, mißt 54 Tonnen und fuͤhrt 90 todtes
                              Gewicht. Es ist mit einer Composition gegen den Rost von innen und von außen
                              uͤberzogen. (Liverpool-Mercury, Galignan.
                                 Messeng. 4559.)
                           
                        
                           Neue Bekleidung der Schiffe mit Kautschuk.
                           Man baut sezt in Van-Diemen's-Land ein Schiff von 74 Kanonen aus Thek
                              (Tectona Theca) und uͤberzieht es mit
                              Kautschuk Statt mit Kupfer, wodurch es nicht bloß wasserdicht, sondern auch gegen
                              alle Faͤulniß geschuͤzt wird. Mech. Magaz.
                                 N. 323. 17. Oct. S. 144. (Man wird noch einen anderen Vortheil davon haben,
                              naͤmlich diesen, daß Kanonen keine so großen Leke in dem Schiffe bilden.
                              Denn, wenn eine Kugel aus einem gezogenen Rohre auf 30 Schritte auf eine Blase
                              Kautschuk geschossen ein Loch in derselben zuruͤklaͤßt, daß man kaum
                              sieht, so kann auch eine Kanonen-Kugel kein groͤßeres Loch in dem
                              Kautschuk machen, als hoͤchstens von einem Zoll im Durchmesser. Wir haben,
                              als wir diesen Versuch im Polyt. Journ. Bd. XXVIII. S. 423. anfuͤhrten,
                              Kautschuk zur Bekleidung der Schiffe vorgeschlagen. Man hat uns in Europa
                              ausgelacht: im Van-Diemens-Lande befolgt man unseren gut gemeinten
                              Rath).
                           
                        
                           Lihou's Verbesserung beim Einhaͤngen des
                              Steuerruders.
                           Hr. Lihou, Commandant in der k. Flotte, ließ sich am 14. April 1829 ein Patent auf eine Verbesserung zum
                              Einhaͤngen der Nuder ertheilen, welche im Repertory of
                                 Patent-Inventions, October 1829. S. 593, aber ohne Abbildung,
                              beschrieben ist, und worauf wir uns begnuͤgen muͤssen
                              Schiffsbaumeister aufmerksam gemacht zu haben.
                           
                        
                           Maͤnner von Weibern im Rudern
                              uͤbertreffen.
                           Zu Lough-Rie, Westmeath, wurde eine Ruder-Wette zwischen
                              Maͤnnern und Weibern um 20 Guineen angestellt. Die Weiber gewannen die Wette.
                              (Atlas, Galignani. N. 4500.) Eine
                              merkwuͤrdige Erscheinung; indem der Mensch gerade im Rudern seine
                              hoͤchste Kraft zu aͤußern vermag.
                           
                        
                           Hillman's kuͤnstliche Maste,
                           auf welche derselbe am 1. Mai 1828 sich ein Patent ertheilen
                              ließ, werden im Repertory of Patent-Inventions,
                              October, 1829. S. 595. einer Kritik unterzogen, aus welcher hervorgeht, daß sie
                              unbrauchbar sind, und keineswegs den kuͤnstlichen Masten des Sir Rob. Seppings, oder der HHrn. Ferguson und Allee gleich kommen.
                           
                        
                           
                           Capitaͤn Hood's schwimmende
                              Bruͤke.
                           Capitaͤn Hood, Commandant der Fregate Hyperion,
                              mußte drei Jahre lang mit seiner Fregate im Hafen von Newhaven liegen. Es war bei
                              dem ihm aufgetragenen Dienste nothwendig jeden Augenblik mit dem Lande in Verbindung
                              zu seyn. Dieß konnte wohl waͤhrend der Fluth geschehen; allein, obschon diese
                              im Hafen von Newhaven eine Differenz von 22 Fuß in der Wasserhoͤhe gibt,
                              konnte doch waͤhrend der Ebbe Niemand an's Land, da das Ufer tief mit Schlamm
                              bedekt war. Er gerieh demnach auf die Idee, eine schwimmende Bruͤke vom Bord
                              seiner Fregate, die am Vorder- und Hintertheile vor Anker lag, dadurch
                              herzustellen, daß er zwei Taue parallel vom Schiffe an das Ufer spannen, und den
                              Zwischenraum mit leeren Faͤssern ausfuͤllen ließ, die an den Tauen
                              befestigt werden. Diese Faͤsser lagen zur Zeit der Ebbe sicher im Schlamme,
                              und wurden, so wie die Fluch kam, flott, und man konnte auf diese Weise zu jeder
                              Zeit von der Fregate auf das Land und von diesem auf die Fregate. Hr. Hood erhielt fuͤr diese Erfindung die silberne
                              Medaille von der Society of Arts, in deren Transactions fuͤr das J. 1828 der Bau dieser
                              Bruͤke ausfuͤhrlich beschrieben ist. (Register
                                 of Arts. Octbr. 1829. S. 89).
                           
                        
                           Ueber Bernhard's Maschine zum Heben
                              des Wassers,
                           die wir im Polytechn. Journ. B. XXXII. S. 419. beschrieben und abgebildet
                              haben, aͤußert das Repertory of
                                 Patent-Inventions, October, 1829. S. 607. sich, aus hydraulischen
                              Gruͤnden, hoͤchst mißfaͤllig dahin, daß, wenn durch diese
                              Maschine Wasser gehoben werden soll, sie unter allen aͤhnlichen Maschinen die
                              kostbarste seyn, d.h., die geringste Menge Wassers mit dem groͤßten Aufwande
                              heben wird. Indessen hat Hr. Bernhard sich im
                              September-Heft S. 283. des Journal's of Arts
                              erboten, jedem, der sich seiner Maschine bedienen will, dieselbe auf seine eigenen
                              Kosten und Gefahr herzustellen, und allen Schaden zu tragen, wenn sie nicht nach
                              Wunsch arbeitet. Dieß ist Alles, was man fordern kann. Wir muͤssen nun die
                              weiteren Resultate erwarten.
                           
                        
                           Professor's Farish, Methode
                              Wasserrinnsaͤle zu reinigen.
                           Hr. Wilh. Farish, Jacksonian Professor an der
                              Universitaͤt zu Cambridge, ließ sich am 4. Sept. 1828 ein Patent auf eine
                              verbesserte Methode und Methoden zur Reinigung der Wasser-Rinnsaͤle
                              ertheilen. Es scheint, daß der Hr. Professor seine Methode und Methoden nach
                              Versuchen im Cabinette abstrahirte, die alle, sammt und sonders, nach der richtigen
                              Bemerkung im Repertory of Patent-Inventions,
                              Octbr. 1829. S. 598. im Großen nichts taugen. Wie sollten sie auch etwas taugen, da
                              sie auf dem heute zu Tage beliebten Schaukelsysteme beruhen, nach welchem nichts
                              bleibend bestehen kann? Ein Schiff soll mit Wasser gefuͤllt, dann balancirt
                              werden, und endlich – umschnappen, und sein Wasser mit solcher Gewalt
                              ergießen, daß aller Schutt, Sand, Schlamm etc. durch den Fall des Wassers
                              weggeschlaͤmmt wird! Das kann nun mit einer gebrochenen Kaffee-Schale
                              und einem schmuzigen Waschbeken sehr schoͤn aufgefuͤhrt werden: nicht
                              aber an versandeten Fluͤssen und HaͤfenEine weit bessere Methode hat Hr. Bramah in seiner
                                    sonderbaren Patent-Erklaͤrung uͤber Wasserleitungen
                                    angegeben. Siehe Repertory of Arts, XXIII. Bd.
                                    p. 257.. Indessen verdient die Aufmerksamkeit des Hrn. Professors auf den Umstand,
                              daß unsere Fluͤsse und Haͤfen von Jahr zu Jahr unbrauchbarer werden
                              zur Schifffahrt, allen Dank, um so mehr, als man auf dem festen Lande Europens,
                              wenigstens in der noͤrdlichen Haͤlfte desselben, das Unheil gar nicht
                              zu ahnden scheint, das durch das Abtreiben der Waͤlder auf den Berggipfeln
                              und den seit Jahrhunderten exemplarisch schlechten Wasserbau fuͤr die
                              Wohlfahrt des Binnenlandes entsteht. Wie konnte es auch anders kommen! Forstwesen
                              und Wasserbau ist in den Haͤnden von Schreibern seit Jahrhunderten geblieben.
                              Diese ungluͤkseligen Menschen, ohne alle Kenntnisse und voll
                              Schreiberseligkeit, haben Gebirge von Papier und ein ganzes schwarzes Meer von Tinte
                              uͤber Europa aufgehaͤuft und ausgegossen; und das Elend ist dadurch
                              nur noch groͤßer geworden. Wuͤrde man bei uns, wie in den classischen
                              Zeiten, das
                              Forstwesen und den Wasserbau dem Militaͤr zuweisen, so wuͤrde, wie in
                              den classischen Zeiten der alten Roma, wenig geschmiert, aber viel geleistet werden.
                              Nur Armeen koͤnnen heute zu Tage unsere Fluͤsse reinigen und
                              vertiefen, um sie schiffbar zu machen und die Laͤnder an den Ufern derselben
                              gegen Ueberschwemmung zu sichern. Wenn die Nord-Amerikaner, den alten
                              Roͤmern gleich, in wenigen Decennien solche Weltwunder schufen, wie sie in
                              der Mitte ihrer Wuͤsten hervorgerufen haben, so ward dieß nur dadurch
                              moͤglich, daß jeder Nord-Amerikaner Soldat, jeder von
                              militaͤrischem Geiste beseelt, an militaͤrische Ordnung gewohnt ist.
                              Wenn man zu dem Alten zuruͤk kehren will, muß man nicht in der Barbarei des
                              Mittelalters stehen bleiben, sondern bis zum elastischen Alterthume, zur alten Roma
                              zuruͤk, wo wenig geschrieben, und viel gethan wurde.
                           
                        
                           Ueber Hrn. Gurney's
                              Dampfwagen,
                           hat neulich eine deutsche Zeitung das etwas vorlaute Urtheil
                              ausgesprochen, daß, wenn diese Art von Fuhrwerk auch gelaͤnge, sie zu theuer
                              zu stehen kommen wuͤrde. Aus einer Berechnung im Register of Arts, 1. Sept. 1829. S. 62. ergibt sich jedoch, daß, zum
                              Treiben dieses Dampfwagens, ein Bushel Kohks fuͤr zwei engl. Meilen
                              hinreicht, und jede Minute 1 Gallon (10 Pfd.) Wasser verbraucht wird, wenn der Wagen
                              so schnell faͤhrt, als er, von vier Pferden gezogen, fahren
                              wuͤrde.
                           Nun kommen vier Pferde auf einer Streke von Einer Meile auf 2 Shill. (1 fl. 12 kr.),
                              und die Kohkskosten fuͤr diese Streke betragen nur 3 Pence (9 kr.); folglich
                              verhalten sich die Foͤrderungskosten bei dem Dampfwagen zu jenen bei den
                              gewoͤhnlichen Kutschen, wie 9 : 72, oder sie betragen nur den achten Theil
                              der gewoͤhnlichen Foͤrderungskosten. Dieß ist doch wahrlich nicht zu
                              theuer. Die Stelle des Kutschers und Bedienten versieht der Heizer und der
                              Leiter.
                           Wenn diese Foͤrderungsart in England einst so allgemein eingefuͤhrt
                              seyn wird, wie es gegenwaͤrtig bereits die Dampfbothe sind, so werden in
                              Englack nicht weniger als eine Million Pferde erspart und da ein Pferd so viel Feld
                              braucht, als 7 Menschen zu ihrem Unterhalte noͤthig haben, so werden 7
                              Millionen Menschen dort Unterhalt finden, wo man jezt eine Million Pferde zu halten
                              gezwungen ist.
                           Hrn. Gurney's Reise von London nach Bath und zuruͤk
                              in seinem Dampfwagen hat nun die Moͤglichkeit erwiesen, daß man auch auf sehr
                              unebenem Wege mit Dampfwagen weiter kommen und die Kraft dem wechselnden Widerstande
                              anpassen kann: dieß war der schwerste Theil der Aufgabe, der an
                              Unmoͤglichkeit zu grenzen schien, und dieser ist jezt geloͤst.
                           Hrn. Gurney's Maschine ist sehr einfach. Der Dampfkessel
                              ist ein Rost aus Roͤhren, in welchem das Wasser auf jeden Grad von Hize
                              gebracht, und erst dann in Dampf verwandelt wird, wenn es aus demselben heraus und
                              in das Separatorium tritt. Hier ist also kein Bersten zu besorgen. Der Druk des
                              Dampfes ist im Durchschnitte 80 Pfd. auf den □ Zoll. Die Kraft ist an dem
                              Umfange des Rades angebracht. Da bloß Kohks gebrannt werden, so faͤllt alle
                              Ungelegenheit von Rauch und Dampf weg. Die Geschwindigkeit, mit welcher der Wagen im
                              Durchschnitte faͤhrt, ist 6 Meilen in Einer Stunde; auf ganz ebenem Wege
                              koͤnnte er 18 Meilen in Einer Stunde laufen.
                           
                              Ueber Hrn. Gurney's
                                 Dampfwagen.
                              findet sich im Register of Arts
                                    P. XXVII. 1. Octbr. S. 81. ein langer Aufsaz von Hrn. L. Hebert, in welchem derselbe erweiset, daß Hrn. Gurney's Vorrichtungen an seinen Dampfwagen nicht
                                 ihm, sondern anderen angehoͤren. Ein kuͤnftiger
                                 Geschichtsschreiber der Dampfwagen wird in diesem polemischen Aufsaze, der nicht
                                 ohne Leidenschaft geschrieben ist, manches brauchbare Material finden.
                              
                           
                        
                           Neuer Lastwagen.
                           Ende Septembers wurde zu London ein neuer Fuhrwagen, unter dem Namen Non-Descript, versucht, mittelst dessen man
                              schwere Lasten mit der Haͤlfte der gewoͤhnlichen Anzahl Pferde
                              foͤrdern kann. Die Raͤder sind 7 Fuß hoch, und die Bruͤke haͤngt
                              unter der Langwied. Dieser Wagen kann leicht beladen und abgeladen werden, da die
                              Last nicht hoch gehoben werden darf (in 1/4 der gewoͤhnlichen Zeit); er kann
                              nicht umwerfen, und die Pferde nehmen nicht so leicht Schaden, wann sie fallen. (Times. Galignani. N. 4544.) (Dieß ist eine Anwendung von
                              Palmer's richtigem Grundsaze, die Last unter der
                              Eisenbahn anzubringen.)
                           
                        
                           Notizen uͤber englisches Postwesen.
                           Im J. 1635 errichtete Joh. Manley zuerst eine allgemeine
                              Post-Anstalt in England: zahlte dafuͤr 10,000 Pfd. Sterl. (1,200,000
                              fl). Im J. 1665 trug die Post bereits 21,500 Pfd. Sterl. und ward Appanage des
                              Herzogs von York. Unter der Koͤniginn Anna trug sie im Kriege 67,222 Pfd., im
                              Frieden 90,000 Pfd.: in neueren Zeiten trugen die Kriegsjahre der Post mehr ein. Im
                              J. 1710 war der Ertrag der Post bereits 111,461 Pfd.: indessen ging noch vom J.
                              1730–40 die Post nur drei Mal in der Woche zwischen Edinburg und London, und
                              hier ergab sich der beinahe unglaubliche Fall, daß ein Mal nur ein einziger Brief an
                              einem Tage aus London nach Edinburg abging, und dieser Brief war an einen Bankier.
                              Seit Palmer im J. 1784 dem englischen Postwesen die
                              heutige Einrichtung gab, die man auf dem festen Lande gar nicht kenntSie besteht (wie wir bereits schon ein Mal berichteten) darin, daß jeder
                                    Lohnkutscher, der da will, postmaͤßig fahren, d.h. seine Pferde
                                    wechseln kann, wo er will. Die Regierung gibt demjenigen das
                                    Brief-Felleisen mit, der am wohlfeilsten faͤhrt. Er muß
                                    dafuͤr, daß er mit dem Felleisen eine englische Meile in 6 Minuten
                                    faͤhrt, so wie fuͤr das ihm anvertraute Gut schwere Caution
                                    leisten, und uͤberdieß noch hohe Abgaben bezahlen. Auf diese Weise
                                    erhaͤlt der Staat eine ungeheuere Summe baren Geldes durch Caution
                                    und Abgaben, und die Landwirthe, die viele Pferde besizen, gewinnen
                                    reichlich durch Verwendung derselben, so wie das Publicum durch schnelle
                                    Foͤrderung seiner Briefe und Waaren. Bei uns hat nur Ein Mensch, der 4, 6, oder 8 Stunden weit von dem
                                    anderen wohnt, das Recht einen Reisenden langsam weiter zu
                                    befoͤrdern, und dieser Mensch heißt bei uns Postmeister. In England ist der schlechteste Lohnkutscher ein
                                    besserer Postmeister, als der beste auf dem festen Lande; denn auf dem
                                    festen Lande, wo sogar die Post, troz aller Eilwagen, fest ist, faͤhrt kein Postmeister die
                                    Viertel-Meile in 6 Minuten., hob sich der Netto-Ertrag der Post fuͤr
                                 den Staat von 146,400 des Jahres (so viel war er im J. 1783) auf 1,700,000
                              Pfd.: dieß war naͤmlich der Ertrag der Post in England im J. 1823. Die
                              englischen Postfelleisen fahren im Jahre nicht weniger als eine Streke von 40
                              Millionen engl. (10 Millionen deutschen) Meilen auf dieser kleinen Insel. (Globe Galignani. N. 4544.)
                           
                        
                           Postwesen in Spanien.
                           Nach Galignani Messenger N. 4500 ist das
                              Brief-Postwesen in Spanien besser eingerichtet als in Frankreich. Die Briefe
                              werden geritten, und legen 9 engl. Meilen (eine deutsche Post und 1/8) in Einer
                              Stunde, sammt dem Aufenthalte, zuruͤk. Die neue Post-Stafette zwischen
                              Paris und Calais wird auch bloß geritten.
                           
                        
                           Ueber Blizableiter.
                           Hr. Gay-Lussac wurde aufgefordert, uͤber den
                              Blizschlag, der einen Theil des mit einem Wetterableiter versehenen
                              Pulver-Magazines zu Bayonne zerstoͤrte, Bericht zu erstatten. Dieser
                              lehrreiche Bericht, welcher uͤbrigens nur eine Wiederhohlung der von Hrn. Gay-Lussac aufgestellten Grundsaͤze in
                              seiner Abhandlung uͤber Blizableiter (Polyt.
                                 Journal
                              Bd. XVI. S. 147.) ist, findet sich in den
                              Annales de Chimie et de Physique S. 386., und
                              verdient daselbst nachgelesen zu werden. Es ergab sich bei angestellter Untersuchung
                              1) daß die gehoͤrige Verbindung mit der Erde hatte; 2) daß es bei
                              Wetterableitern fuͤr der Wetterableiter auf dem Pulvermagazine schlecht
                              vorgerichtet war, und nicht Pulvermagazine sehr zwekmaͤßig ist, wenn man sie
                              auf Mastbaͤumen an der Seite neben dem Magazine aufstellte, und nicht auf dem
                              Gebaͤude selbst. 3) Daß bei Magazinen, die außen und innen gewoͤlbt
                              sind, wie jenes zu Bayonne, und welche frei von Metall sind, (wo sie troken sind)
                              alle Wetterableiter erspart werden koͤnnen; daß aber nicht gewoͤlbte
                              Magazine mit solchen versehen seyn muͤssen.
                           
                        
                           Urkundlicher Beweis englischer Patent-Thorheit, und
                              schlechter medicinischer Polizei in England, im J. nach Christi Geburt 1828.
                           Ein Esquire Philip Derbyshire, zu London, Ely Place, Holborn, Middlesex, ließ sich
                              nach dem London Journal of Arts, Aug. S. 233. auf seine Erfindung einer gewissen Medicin oder Embrocation,
                                 um der Seekrankheit vorzubeugen, oder dieselbe zu erleichtern, welche Medicin
                                 auch in gewissen anderen Krankheiten nuͤzlich seyn kann, am 4.
                              Decbr. 1828 folgendes Patent ertheilen.
                           
                              „Die Natur meiner besagten Erfindung, und die Art, wie dieselbe bereitet
                                 wird, ist in Folgendem genau beschrieben und dargestellt.“
                              
                           
                              „Sie ist ihrer Natur nach eine Embrocation gegen Seekrankheit; d.h., in
                                 einigen Faͤllen der Seekrankheit vorzubeugen, in anderen das damit
                                 befallene Individuum zu heilen, in anderen die Heftigkeit der Seekrankheit zu
                                 mildern.“
                              
                           
                              „Die Art, wie dieses Mittel bereitet und angewendet wird, ist folgende:
                                 Nimm rohes Opium, vier Loth avoir dupois
                                 Buͤrgerliches, nicht Apotheker-Gewicht; also im
                                       Verhaͤltnisse wie 3 : 4 schwerer, oder mehr als
                                       Apotheker-Gewicht.A. d. Ue.; Bilsenkraut-Extract, zwei Quentchen;
                                 zehn Gran gepuͤlverte Muskatenbluͤthe,
                                 und vier Loth harte Seife Siede Alles in 120 Loth
                                 Wasser eine halbe Stunde lang unter fleißigem Umruͤhren. Nachdem es kalt
                                 geworden ist, seze ein Quart Weingeist, 60°
                                 uͤber der Probe (!) und drei Quentchen Salmiak-Geist(Spirits of Ammonia)
                                 zu.“
                              
                           
                              „Ein Dessert-Loͤffel voll hiervon wird am unteren Ende des
                                 Brustbeines und unter den linken Rippen so kurz zuvor als moͤglich, ehe
                                 man zu Schiffe geht, und auf dem Schiffe selbst, sobald man kann, eingerieben.
                                 Wenn man dessen ungeachtet krank wird, so wende man dieses Mittel wieder an, und
                                 fahre damit fort, so lang die Krankheit
                                    dauert.“
                              
                           Das London-Journal begleitet dieses „Mord-Patent“ noch uͤberdieß
                              mit folgender Einleitung:
                           
                              „Die Seekrankheit, welcher so viele Menschen von der See unterworfen sind,
                                 erzeugt so peinliche Empfindungen waͤhrend der Dauer ihrer
                                 Anfaͤlle, daß jedes anwendbare Mittel aͤußerst willkommen seyn
                                 muß. Wir koͤnnen zwar nicht nach unserer eigenen Erfahrung von der
                                 Wirksamkeit dieses Mittels sprechen, auch scheint uns dasselbe nicht so sicher
                                 zu wirken als die mechanische Vorrichtung des Hrn. Pratt in unserem Journal XIII. Bd. S. 177.
                                 „(Polytechn. Journ.
                                    Bd. XXV. S. 233. wo eine noch weit
                                    bessere Vorrichtung angegeben ist);“
                                 da aber das Mittel einfach ist, und jeder sich dasselbe
                                    verschaffen kann, so ist es wuͤnschenswerth, daß es allgemein bekannt
                                    wird, und wir hoffen, es wird wohlthaͤtig wirkend befunden
                                    werden.“
                              
                           Ist es moͤglich, daß zwei Maͤuner, wie Hr. Newton und Hr. Partington solchen giftvollen
                              Unsinn in die Welt schreiben koͤnnen? Moͤglich ist dieß nur in einem
                              Lande, in welchem die Finanz-Casse jedem erlaubt, fuͤr 1200 fl. die er
                              bezahlt, die treuen Unterthanen Sr. Majestaͤt, (die von diesen 1200 fl.
                              keinen kr. in ihren Schaz bekommen) patent-maͤßig umzubringen, und in welchem die
                              Universitaͤt, die das Land vorzugsweise mit Aerzten versieht, fuͤr
                              baares Geld Roͤsser
                              Ein englischer Lord wettete mit einem Freunde, daß er sein Reitpferd zum Doctor Medicinae machen koͤnne. Die Wette
                                    ward angenommen. Der Lord sandte curriculum
                                       vitae des Hrn. Goodfriend (Guter-Freund; so hieß naͤmlich sein
                                    Pferd) eine Dissertatio und die Taxe fuͤr
                                    das Diplom nach Edinburgh, und erhielt nach wenigen Wochen das Diplom
                                    fuͤr Mr. Goodfriend als Med. und Chir. Doctor. Diese Thatsache ward actenmaͤßig erwiesen. Edinburgh darf sich
                                    darob nicht schaͤmen. Es gibt andere Universitaͤten, die sogar
                                    Esel zu Doctoren machen gegen Gradus-Taxe.zu Doctoren der Medicin creirt; wo endlich das Volk und selbst der hoͤchste
                              Adel in dem tiefsten Koͤhler-Glauben erhalten wurde. Auf dem festen
                              Lande weiß die ganze Welt, wenigstens jeder gut erzogene Mensch, daß Opium und
                              Bilsenkraut Gifte sind. Von diesem Gifte bekommt nun jeder Kranke in Einem
                              Dessert-Loͤffel voll (angenommen, daß von 120 Loth Wasser, das eine
                              halbe Stunde lang siedet, nichts verdampft, und den Dessert-Loͤffel
                              nur zu zwei Quentchen gerechnet) etwas mehr als 3,2 Gran. Wenn man aber annimmt, daß
                              von 120 Loth Wasser durch halbstuͤndiges Sieden und Umruͤhren, nur der
                              zehnte Theil verdampft, so wird man fuͤglich die Dosis auf 3,2 Gran rechnen;
                              diese nur 2 Mal angewendet, gibt 6,4 Gran, und, so lang angewendet, als die
                              Krankheit dauert, die oft Tage lang und noch laͤnger waͤhrt, gibt sie
                              am Ende sicher den Tod. Man hat erst vor Kurzem einen Mann und ein Weib in England
                              gehaͤngt, (s. Galignani), die den Reisenden auf
                              dem Meere mit solchen gluͤklichen Dosen von Opium gegen die Seekrankheit zu
                              Huͤlfe kamen, daß die Seekranken fuͤr immer
                              davon geheilt wurden, und sie sich dann in die Hinterlassenschaft ihrer Patienten
                              theilten. Nun erlaubt man dieß, Patents wegen, wofuͤr man andere jure meritoque haͤngte? Man empfiehlt es sogar!
                              bei der Unwissenheit der gemeinen Classe in England und bei der
                              Leichtglaͤubigkeit derselben wird dieses Patent dem Lande in einem Jahre
                              mehrere Hunderte von Menschenopfern kosten. Moͤchte die
                              Sanitaͤts-Polizei zu Bremen, Hamburg, Luͤbek, wohin dieses
                              Mittel mit englischen Schiffen gewiß bald kommen wird, wenn es nicht schon dort ist,
                              hierauf aufmerksam seyn.
                           
                        
                           Ueber das Umschmelzen der alten Muͤnzen,
                           hat Baron Thénard,
                              Deputirter der Kammer, in der lezten Sizung folgende Bemerkungen mitgetheilt, welche
                              das Recueil industriel im Junius-Hefte S. 299. im Auszuge bekannt macht.
                           
                              „500,000 Franken stehen im Budget fuͤr Umschmelzen alter
                                 Muͤnzen. Mit dieser Summe hat man bisher nur ungefaͤhr 32
                                 Millionen umgeschmolzen. Ich will nicht vorschlagen, daß man diese Summe
                                 fuͤr dieses Jahr vermehren soll; ich will aber zeigen, daß man bei dem
                                 Umschmelzen viel ersparen, und folglich mit 500,000 Franken weit mehr als 32
                                 Millionen umschmelzen koͤnnte.
                              
                           
                              Die 6 Livres-Thaler enthalten ein Tausendtel ihres Gewichtes Gold. Es ist
                                 also in einem Kilogramme, oder in 1000 Gramm solcher Thaler, fuͤr 3
                                 Franken 40 Cent. Gold. Dieses Gold kann durch chemische Processe beim Feinmachen
                                 mit großem Vortheile ausgeschieden werden.
                              
                           
                              Die Feinmacher wuͤrden sich gern dazu verstehen auf 5 Kilogrammen Thaler
                                 alles feine Silber in denselben und noch eine Praͤmie von 3 bis 6 Franken
                                 zuruͤk zu geben. Wenn alle Thaler umgeschmolzen werden sollten, erhielte
                                 man auf diese Weise 3,500,000 Franken.
                              
                           
                              Dieses Verfahren bei dem Feinmachen ist weder ein Geheimnis:, noch eine neue
                                 Entdekung. Man kennt es bereits seit 10 Jahren.
                              
                           
                              Warum wird es von der Muͤnz-Verwaltung nicht angewendet? Warum
                                 laͤßt sie die Millionen an Gold verloren gehen, da man aus den neuen
                                 Thalern ohne Verlust dieses Gold nicht mehr ausscheiden kann? Den Grund hiervon
                                 sehe ich nicht ein. Vielleicht geschah es aus jener Nachlaͤssigkeit, die
                                 dasjenige auf Morgen verschiebt, was gestern schon hatte geschehen sollenDer Staat wird immer weit besser fahren, wenn er dasjenige der
                                       Privat-Industrie uͤberlaͤßt, was er selbst nur mit
                                       Schaden und Nachtheil verwalten kann. Die Geschichte aller Zeiten und
                                       aller Voͤlker liefert die Beweise hieruͤber, so wie die
                                       Geschichte eines jeden Tages in jeder zu großen Haushaltung, in jeder zu
                                       großen Fabrik. Es gibt in allen ein Maximum, quod
                                          ultra citraque nequit consistere rectum. Kein Linienschiff kann
                                       laͤnger gebaut werden, als das Auge des Steuermanns reicht. Als
                                       Private in Holland und zu Venedig Muͤnzen fuͤr große
                                       europaͤische Staaten praͤgten, kamen diese Muͤnzen
                                       den Staaten wohlfeiler, als jezt, wo sie eigene Muͤnzen sich
                                       halten. Ein paar Knopf-Fabrikanten in Birmingham wuͤrden
                                       fuͤr ganz Frankreich den Muͤnzbedarf wohlfeiler, und
                                       die Muͤnzen schoͤner und besser liefern, als die
                                       franzoͤsische Muͤnz-Verwaltung. Schrot und Korn
                                       wuͤrde die Stadt Birmingham garantiren. England hat
                                       laͤngst seine Salinen und seine Posten der
                                       Privat-Industrie uͤberlassen, und gewinnt dadurch an
                                       lezterer allein jaͤhrlich 20 Millionen, das kluge Preußen hat
                                       viele Zweige seiner Finanz-Zweige in Pacht gegeben. Sully's Maxime, daß der Staat jedem Alles
                                       uͤberlassen muͤsse, der ihm so viel dafuͤr gibt,
                                       als es ihm nach Abzug der Verwaltungs-Kosten traͤgt, wird
                                       ewig die einzig wahre Maxime seyn. Jede Einrichtung in irgend einer
                                       Verwaltung, wodurch die Zahl der dienenden Haͤnde vermindert
                                       wird, ist allein schon reiner Ertrag, Und so wie jede Haushaltung desto
                                       besser gefuͤhrt wird, je weniger Dienstleute sie hat, so ist auch
                                       derjenige Staat der gluͤklichste, der die wenigsten Beamten hat.
                                       Natura paucis contenta, und die
                                       Verwaltung eines Staates muß der Natur gemaͤß seyn.A. d. Ue..
                              
                           
                           
                              Ich habe noch eine andere nicht minder wichtige Bemerkung hier vorzutragen. Die
                                 Regierung zahlt 2 Franken 80 Cent, fuͤr jedes Kilogramm Thaler zu 5
                                 Franken. Nun haben aber Muͤnz-Directoren den Handelsleuten
                                 Praͤmien bewilligt, nach welchen diese Kosten wenigstens auf 2 Franken 25
                                 Cent. herabfallen muͤßten. Warum soll die Regierung theurer bezahlen, als
                                 der Privatmann? Sollte sie nicht, zumal beim Umschmelzen, vor dem Privatmanne
                                 vielmehr etwas voraus haben?
                              
                           
                              Es ist also offenbar, daß man, nach obigen Bemerkungen, mit derselben Summe
                                 anderthalb Mal so viel Thaler haͤtte umschmelzen koͤnnen, als man
                                 bisher mit derselben umgeschmolzen hat; daß, wenn die Kammer, Statt der 500,000
                                 Franken, mit Anfange des kuͤnftigen Jahres 1,500,000 Franken bewilligen
                                 wollte, die 700 Millionen Thaler, welche gegenwaͤrtig wirklich im Umlaufe
                                 sind, binnen 5 bis 6 Jahren umgeschmolzen seyn wuͤrden, und daß man aus
                                 diesen 700 Millionen Thalern 11 Millionen Franken in Gold ziehen koͤnnte,
                                 welche bei dem von der Muͤnz-Verwaltung bisher befolgten Verfahren
                                 rein verloren sind.
                              
                           
                              Ich muß hier noch beifuͤgen, daß es um so noͤthiger ist, dieses
                                 Umschmelzen zu beschleunigen, als die Geldwechsler gegenwaͤrtig mit
                                 solchen Thalern Handel treiben, woraus am Ende der Nachtheil hervorgehen muß,
                                 daß man in wenigen Jahren keine anderen alten Thaler mehr im Umlaufe haben wird,
                                 als solche, die im Schrote und im Korne schlecht sind. Diese Wechsler geben jezt
                                 fuͤr 1,200 Livres in Thalern, die 1,160 Franken gelten, eine
                                 Praͤmie von 1–2 Franken, zuweilen 2 Franken 50 Cent. Sie probiren
                                 die Stuͤke, die schlechteren sezen sie wieder in Umlauf und geben sie
                                 Kaufleuten, die sie nach der Bretagne, in den Maine, nach der Touraine bringen,
                                 wo sie noch fuͤr 6 Franken gelten.
                              
                           
                              Die Stuͤke, die vollwichtig sind und hoch im Korne, werden umgeschmolzen,
                                 das Gold wird ausgeschieden, und der Gewinn, den diese Leute dabei machen, ist
                                 mehr oder minder bedeutend, theils wegen des Goldes, welches sie ausscheiden,
                                 theils wegen der Praͤmie, die sie an Fein-Silber gewinnen.
                              
                           
                              Ich unterlege diese Bemerkungen der Kammer, und vorzuͤglich dem Minister
                                 der Finanzen, in der Ueberzeugung, daß die Muͤnz-Verwaltung unter
                                 seinem Ministerium sich beeilen wird, alle Verbesserungen anzunehmen, und nicht
                                 von einzelnen Feinmachern sich wird uͤbertreffen lassen.
                              
                           
                              Ich gestehe uͤbrigens in der vollsten Ueberzeugung und mit dem
                                 groͤßten Vergnuͤgen, daß die Muͤnz-Verwaltung unter
                                 ihren Beamten Maͤnner besizt, die ihr den besten und den sichersten Rath
                                 in dieser Angelegenheit zu ertheilen vermoͤgen.“
                              
                           (Der Minister der Finanzen hat sich beeilt die Kammer zu versichern, daß, seit das
                              Gesez uͤber die Umschmelzung der Muͤnzen durchgegangen ist, die
                              Muͤnz-Verwaltung sich sehr thaͤtig mit Hrn. Thénards Vorschlage beschaͤftigt. De Moléon.)
                           
                        
                           Uhrzeiger zu versilbern.
                           Ein Hr. Karl Dunsford empfiehlt im Mech. Mag. 26. Sept. S. 71. folgendes Verfahren. Man nimmt ein Loth alte
                              Goldborten (vergoldeten Silberdrath) und gießt doppelt gefaͤlltes
                              Scheide-Wasser darauf. Man gibt beides in einen irdenen Topf, und stellt es
                              an ein gelindes Feuer, bis alles aufgeloͤst ist, was in ungefaͤhr 5
                              Minuten geschehen seyn wird. Dann zieht man den Topf zuruͤk und sezt der
                              Aufloͤsung einen Pint (12 Unzen) klares Wasser zu, worauf man sie in ein
                              reines Gefaͤß abgießt, damit aller Bodensaz zuruͤk bleibt. Nun sezt man einen
                              Eßloͤffelvoll Kochsalz zu. Das gruͤne Wasser wird dann augenbliklich
                              das Silber fahren lassen, dessen Theile sich, wie geronnene Milch, zu Boden sezen
                              werden: das daruͤber stehende Wasser wird weggeschuͤttet. Zu dem
                              weißen geronnenen Bodensaze sezt man vier Loth Weinstein, ein Loth Kreide (Whitening) und einen starken Loͤffel voll Salz
                              zu, mehr oder weniger nach der verschiedenen Staͤrke, die man geben will. Man
                              menge Alles gehoͤrig, und es ist zum Gebrauche fertig. Die Anwendung
                              geschieht auf folgende Weise. Man polirt den zu versilbernden Gegenstand mit
                              Ziegelmehl (rotten stone), reibt ihn dann mit Salz, und
                              hierauf mit der Versilberung.
                           
                        
                           Notiz uͤber
                              Weinsteinsaͤure-Gewinnung.
                           In denjenigen Kattundrukereien, wo bunte Merinos (tuͤrkisch rothe Callicos mit
                              Illumination) bereitet werden, wird eine große Menge weinsteinsaurer Kalk, und wo
                              zugleich Chromgelb in diesem Fabrikat hervorgebracht wird, weinsteinsaures Blei in
                              der Entfaͤrbungs-Kuͤpe (Chlorkalk-Kuͤpe) als
                              Nebenprodukt erhalten und weggeworfen. Wuͤrde man in diese Kuͤpen bloß
                              klaren fluͤssigen Chlorkalk bringen, so wuͤrde der ganze Saz aus
                              weinsteinsaurem Kalk und weinsteinsaurem Blei bestehen, und es koͤnnte so
                              fast alle verwendete Weinsteinsaͤure durch Zersezung des Niederschlags
                              mittelst Schwefelsaͤure wieder gewonnen, und das Drukfabrikat dadurch
                              wohlfeiler erzeugt werden.
                           
                        
                           Ueber das sogenannte Reißpapier.
                           Wir haben neulich eine Notiz uͤber Reißpapier aus Gill mitgetheilt. Hr. Prof. Hooker gibt eine
                              ganz andere Nachricht von demselben in seinem Botan.
                                 Miscellany I. S. 89. Er erhielt von Dr. Livingstone ein Stuͤk des Stammes der Pflanze, aus
                              welchem dasselbe geschnitten wird, und dieser ist krautartig, nicht holzig, innen
                              hohl, ungefaͤhr zolldik und in seinem schwammigen Gefuͤge etwas mehr
                              als einen halben Zoll tief. Obschon die Glieder des Staͤngels nur vier Zoll
                              lang sind, so lassen sich doch sehr lange Streifen oder Rollen aus demselben
                              schneiden. Dr. Livingstone
                              war der erste, der solches Papier nach Europa brachte, und vor 25 Jahren der Miß
                              Jack eine große Menge davon schenkte. Eie verfertigte aus demselben Blumen, von
                              welchen ein Strauß ihr von der sel. Prinzessinn Karolina mit 70 Pfd. (840 fl.)
                              bezahlt wurde. Ein Stuͤk solches Papier von 4 Quadrat-Zoll galt 18 kr.
                              (6 Pence): gegenwaͤrtig hat man Stuͤke von der Laͤnge Eines
                              Fußes und 5 Zoll Breite. Man hat weißes und gefaͤrbtes Reißpapier.
                           Dieses Papier kommt, wie General Hardwicke (ein
                              ausgezeichneter Botaniker, von welchem wir naͤchstens einen kostbaren Beitrag
                              zur Flora Indiens zu erwarten haben) an Hr. Hooker
                              schrieb, von der Aeschynomene paludosa, die
                              haͤufig um die Suͤmpfe in Indien waͤchst. Die Inder machen
                              kuͤnstliche Blumen, aus dem Papiere, das sie aus dieser Pflanze schneiden,
                              und auch sehr schoͤne und leichte Huͤte. Die Indischen Fischer
                              bedienen sich der Staͤngel dieser Pflanze als Bojen, und fischen, mit einem
                              Buͤndel derselben unter dem einen Arme, ohne alles Both. Nach Dr. Wallich ist diese Aeschynomene paludosa einerlei mit Aeschymone aspera Linn., und Aeschymone Lagenaria Lour., nach welchem lezteren
                              man sich derselben als Kork-Surrogat zu Pfropfen bedient.
                           
                        
                           Ueber die Hoͤrroͤhren aus Kautschuk.
                           Nach dem Mechan. Mag. N. 320. 26. Sept. S. 80. legt man
                              jezt in England lange Roͤhren aus Kautschuk bei Tafeln uͤber dem
                              Tisch; man gibt der Person, mit welcher man sprechen will, ein Zeichen; diese stekt
                              die Roͤhre in ihr Ohr und man spricht so zu ihr, ohne die uͤbrigen
                              Gaͤste zu stoͤren.
                           
                        
                           Ueber das Erhaͤrten des Gypses. Von Hrn. Gay-Lussac.
                           Man weiß, daß Gyps, nachdem er durch Feuer sein Wasser verloren hat, die Eigenschaft
                              erlangt, mit dieser Fluͤssigkeit einen festen Koͤrper zu bilden. Die
                              Festigkeit, die er hierbei erhaͤlt, ist sehr verschieden, und je reiner der
                              Gyps, desto weniger hart wird er. Man schrieb, wenigstens beim Pariser Gyps, die
                              Ursache hiervon einigen
                              P. C. kohlensaurem Kalk zu: man irrt sich aber offenbar; denn die Hize, die zum
                              sogenannten Brennen des Gypses nothwendig ist, und im Kleinen nicht 150°
                              betraͤgt, ist, im Großen, nie so stark, daß sie den kohlensauren Kalk
                              zersezen koͤnnte. Ueberdieß hat gebrannter Gyps, in der Regel keinen freien
                              Kalk, und wenn man denselben dem Gypse, der nicht gern fest wird, zusezt, so wird er
                              dadurch um nicht viel fester. Es scheint mir, daß die verschiedenen Grade von
                              Festigkeit oder von Erhaͤrtung, welche gebrannter Gyps mit dem Wasser
                              annimmt, von dem Grade der Haͤrte im rohen Zustande abhaͤngen, welche
                              eine Erscheinung ist, die man als Thatsache annehmen muß. Harter Gyps wird also nach
                              dem Brennen mit dem Wasser haͤrter als weicher. Es scheint die
                              Urspruͤngliche Anreihung der lezten Theilchen die Ursache hiervon zu seyn. So
                              gibt guter Gußstahl, dem man seinen Kohlenstoff mittelst Eisenoxyd entzogen hat,
                              durch neue Caͤmentirung immer wieder besseren Stahl, als schlechter oder
                              Eisen. (Annales de Chimie. Avril. S. 436.)
                           
                        
                           Steine zur Lithographie im Jura-Gebirge gefunden voll Hrn. Domet de
                                 Mont, nebst einer neuen Vorrichtung zum Schleifen derselben.
                           Hr. Domet de Mont gibt im Maͤrz-Hefte der
                              Annales de Chimie S. 324 Nachricht von zwei
                              Steinarten, die er im Jura-Gebirge als Surrogat unserer Solenhofer-Tafeln gefunden hat.
                           Von der ersteren gesteht er selbst, daß sie nicht gut zum Gebrauche seyn wird, und
                              erwartet einen besseren Anbruch. Die zweite, die er Calcaire
                                 argileux tabulaire ou schistoide nennt, liegt 960 Meter hoch am Jura, und
                              gibt Tafeln von 1/2–5 Zoll Dike, wovon mehrere 10 Fuß lang und 5–6
                              breit sind.
                           Der Stein ist graulich weiß, sehr gleich, erhaͤrtet an der Luft und widersteht
                              allen Einfluͤssen des rauhen Klima, unter welchem er bricht. Gußstahl greift
                              ihn nur mit Muͤhe an; indessen saugt er doch, ungeachtet seiner
                              groͤßeren Harte und groͤßeren specifischen Schwere als jene der
                              uͤbrigen Kalksteine, weit mehr Wasser ein, als der bayer'sche lithographische
                              Stein, und besizt die Eigenschaft die Farbe der Walze zuruͤkzustoßen,
                              wenigstens in seinen untersten Lagen, in einem weit hoͤheren Grade.
                           So urtheilen wenigstens die Pariser Druker uͤber denselben, und ein sehr
                              geschikter Zeichner versichert, daß er dem Crayon eine Feinheit des Kornes und ein
                              Mark gibt, das man unvergleichlich nennen kann. Ein Lithograph in der Provinz machte
                              sehr schoͤne Abdruͤke mittelst desselben auf Drukpapier, das er
                              weniger, und in einigen Faͤllen gar nicht nezte. Die Abdruͤke kamen
                              etwas feucht aus der Presse, und behielten auch die schwaͤchsten Tinten.
                           Es kam nun noch darauf an, diese Steine mittelst einer Maschine zu schleifen, und das
                              langweilige und kostspielige Schleifen mit der Hand zu ersparen. Hr. Demont ließ eine solche Maschine zu Dole verfertigen, die
                              seine Erwartungen uͤbertraf. Das Hauptstuͤk an derselben ist ein
                              großer horizontaler Reibstein aus einem harten Sandstein, der durch Kieselsand noch
                              eingreifender wirkt, und sich sehr schnell dreht. Ein Schwungbalken haͤlt und
                              fuͤhrt auf diesem Steine, vom Umfange nach dem Mittelpunkte, eine solche
                              Tafel oder mehrere derselben in einem Rahmen hin und her. Acht bis zehn Minuten
                              reichen hin, um eine Flaͤche von 5 bis 6 Schuhen abzuschleifen. Wenn der
                              Stein vorher in Platten gesprengt und etwas zugerichtet wurde, kann ein Mann 100
                              □ Fuß in Einem Tage auf dieser Maschine schleifen, und unter
                              guͤnstigen Umstaͤnden noch mehr.
                           Man kann auf dieser Maschine auch Marmor und Mosaik-Arbeiten schleifen. Zum
                              Poliren derselben wendet Hr. Demont dieselbe Vorrichtung
                              an, deren man sich zum Poliren der Spiegel bedient, und die diesen Platten den
                              herrlichen Glanz gibt.
                           
                        
                           Die große Pyramide zu London, als neuer
                              Begraͤbniß-Plaz.
                           Nirgendwo in der gesitteten Welt ist die Begraͤbniß-Polizei schlechter
                              als zu London; die Todten werden noch in der Stadt begraben. Es ist daher eine sehr
                              gluͤkliche Idee eines englischen Baumeisters, eine Pyramide als
                              Begraͤbniß-Plaz zu bauen, die etwas groͤßer seyn wird, als die
                              groͤßte aͤgyptische Pyramide, und die fuͤglich 5 Millionen Leichen halten kann. Der Plan zu dieser
                              Pyramide ist im Royal Repository, Charring-Croß,
                              ausgestellt. (Sun. Galignani N. 4537.) (Diese Idee
                              verdient Nachahmung in großen Staͤdten, wenn man nicht das Verbrennen der
                              Leichen einfuͤhren will; denn die Leichenaͤker reichen bald nicht mehr
                              zu.)
                           
                        
                           Preise der Calicos im J. 1776.
                           „Im J. 1776 den 15. Septbr. verkaufte Thom. Dixbury zu Rishton bei Blackburn an die HHrn. Puls, Yates und Comp.,
                                 Church Bank, zwei gemein-feine (cammon-fine) Stuͤke Calico fuͤr 5 Pfd. Sterl. 9
                                 Sh. 8 Den. Es waren die ersten Stuͤke Calico, die jemals in England
                                 gemacht wurden.“ Diese Notiz fand man neulich als Memorandum in einem Buche einer Familie zu Rishton.
                              Gegenwaͤrtig kann man dieselbe Waare uͤberall um 5 Shill. 6 Pence
                              haben. Mechan. Mag. N. 323. 17. Oct. (So wahr ist es
                              also, was die stokgelehrten Herren Staatswirthschaftler lehren, daß bei
                              Einfuhrverboth die Fabrikanten Monopol erhalten und die Waaren vertheuert werden,
                              daß derselbe Zeug, der Anfangs 62 fl. kostet, in drei und fuͤnfzig Jahren um
                              3 fl., d. i., um weniger als um den zwanzigsten Theil des fruͤheren Preises
                              zu haben ist. Auf solche Thatsachen achten die
                              Stokgelehrten nicht; denn fuͤr sie gibt es keine Thatsachen.)
                           
                        
                           Ueber Mahagonyholz
                           theilt der beruͤhmte Botaniker Hooker, Prof. zu Glasgow, in seinem botanical
                                 Miscellany J. St. S. 21. nebst einer vollstaͤndigen Beschreibung und
                              guten Abbildung (welche man bisher noch vermißte, wir halten bisher die einzige gute
                              von Prof. Hayne) sehr interessante Notizen mit.
                           Mahagony-Holz macht einen aͤußerst wichtigen Zweig des englischen
                              Handels aus, der schon im J. 1735 aus Jamaika allein nicht weniger als 521,300 Fuß
                              nach England brachte. Wie viel gegenwaͤrtig eingefuͤhrt wird, kann Hr.
                              Prof. Hooker nicht bestimmen: Jamaika ist aber beinahe
                              erschoͤpft, und heute kommt das meiste Mahagony-Holz aus
                              Honduras-Bay.
                           Der gelehrte Kaufmann, Hr. Jak. Ewing zu Glasgow, theilte
                              Hrn. Hooker aus dem Honduras Almanack folgende Notizen
                              uͤber die Gewinnung des Mahagony-Holzes daselbst mit. Dieses
                              schoͤnste und brauchbarste unter allen Hoͤlzern, (aus welchem die
                              Spanier sich ehemals Schiffe bauten, weil die Kugeln dieses Holz nicht leicht
                              spalten, und weil es auch nicht so leicht von Wuͤrmern angefressen wird) ward
                              zuerst von dem Zimmermanne des Schiffes, welches der beruͤhmte Sir Walter Raleigh befehligte, auf Trinidad entdekt im J. 1595. Dr. Gibbons fing an dieses
                              Holz am Ende des 17ten Jahrhundertes in England bekannt zu machen. Man rechnet in
                              Honduras-Bay, daß dieser Baum, der auf den steinigsten Plaͤzen
                              gedeiht, und dessen Holz desto besser wird, je steiniger und unfruchtbarer der Boden
                              ist, an 200 Jahre erreichen muß, ehe er faͤllbar wird.
                           Die Muͤhe, die angewendet werden muß, den gefaͤllten Baum aus den
                              Urwaͤldern bis an die Stelle zu bringen, von welcher er weiter zur See
                              gefoͤrdert werden kann, uͤbersteigt allen Glauben. Mancher Baum gibt,
                              in der Laͤnge aller aus ihm geschnittenen Bloͤke, eine Laͤnge
                              von mehr denn 3000 Fuß. Der groͤßte Blok, der jemals in Honduras-Bay
                              gefaͤllt wurde, war 17 Fuß lang, 57 Zoll breit, und 64 Zoll tief. Seine
                              Oberflaͤche betrug 5168 Fuß. Er wog 15 Tonnen (300 Ztr.). Nach Glasgow wurde
                              ein Mahagony-Blok von 16 Fuß Laͤnge, 5 Fuß 6 Zoll Tiefe, 4 Fuß 9 Zoll
                              Breite gebracht. Er hielt 418 Kubik-Fuß, 5016 Fuß Zoll dike Bretter. Die
                              Saͤgekosten, zu 3 Pence (9 kr.) fuͤr den Fuß betrugen 62 Pfd. Sterl.
                              14 Shill. (750 fl. 44 kr.). Der Werth des Blokes, den Fuß zu 1 Sh. 2 P. (42 kr.) pr. Fuß, war 292 Pfd. 12 Sh. (3511 fl. 12 kr). Er wog 7
                              3/4 Tonnen; der Kubikfuß ungefaͤhr 41 1/2 Pfd.
                           Ein Arbeiter, der Mahagony-Holz faͤllt, kommt jaͤhrlich auf
                              ungefaͤhr 70 Pfd. Sterling. (840 fl.)
                           Das Mahagony-Holz der Honduras-Bay ist, nach der Bemerkung des
                              beruͤhmten Rob. Brown, wahrscheinlich eine eigene
                              Art, verschieden von der Swietenia Mahagoni aus
                              Jamaica.
                           
                        
                           
                           Ozeanholz.
                           Man bedient sich jezt in England einer neuen Holzart zu Fortepianos, die man
                              Ozean-Wood nennt. Es scheint eine Art von Mahagony, und ist
                              gegenwaͤrtig auf englischen Maͤrkten noch so theuer, daß der
                              Clavier-Macher Tomkinson fuͤr einen
                              einzelnen Blok die ungeheuere Summe von 2900 Guineen (34,800 fl.) bezahlte. (Mechan. Magazine. N. 325. 17. Okt.)
                           
                        
                           Waldanlagen.
                           Lord Newborough ließ in den lezten Jahren auf seinen
                              Guͤtern in Caernarvonshire und Denbigshire nicht weniger als 3,738,000
                              Forstbaͤume, großen Theils Eichen, auf Gruͤnden pflanzen, die sonst
                              keinen besseren Ertrag gewaͤhren. Er erhielt dafuͤr die große goldene
                              Medaille von der Society of Arts. (Register of Arts, 1. Sept.)
                           
                        
                           Einige Notizen uͤber Seidenzucht.
                           Die Werke der Italiaͤner haben das Eigene, daß man sehr oft nach ihrem Titel
                              etwas ganz anderes in denselben suchen sollte, als sie wirtlich enthalten. So
                              enthaͤlt eine Sammlung italiaͤnischer Werke, die unter dem Titel:
                              „Opere Scelte di autori
                                    friulani“ zu Udine bei Mattiuzzi herauskommt, im V. und VI. Bande die herrlichen
                              Werke Zanon's, unter dem Titel: – Edizione completa degli scritti di Agricoltural, Arti e
                                 Commerzio di Antonio Zanon. T. I. II. Udine pei fratelli Matiuzzi, in 16.
                              Ital. lir. 6,88. – Die Werke Zanon's sind fuͤr Italien, was die Werke unserer
                              Muͤnchhausen, Moͤser, Moser, Justi etc.
                              fuͤr Deutschland sind, und eine neue Ausgabe derselben war um so mehr
                              Bedurfniß, als die erste (vom J. 1767 zu Venedig) bereits sehr selten geworden
                              ist.
                           Zanon war im J. 1696 geboren, und bemuͤhte sich
                              schon in seinen fruͤhesten Jahren dem Verfalle seines
                              vernachlaͤssigten Vaterlandes, Friaul, durch Anpflanzung von
                              Maulbeerbaͤumen, durch Uebersiedlung piemontesischer Seidenabwinderinnen
                              durch Verbesserung der Organsinirung der Seide, durch Einfuͤhrung des
                              Maysbaues, durch Veredlung der Weingaͤrten, durch Anlage von Sammt-
                              und Tapeten-Fabriken aufzuhelfen. Er lehrte in der ersten Haͤlfte des vorigen Jahrhundertes seine Landsleute die
                              Benuͤzung des Torfes, die Mergel- und Gyps-Duͤngung, den
                              Erdaͤpfelbau, fuͤhrte Thier-Arzneikunde im Friaul ein, und
                              starb, als Wohlthaͤter seines Vaterlandes, im J. 1770 zu Venedig.
                           Zanon hat seinen Aufsaͤzen uͤber die
                              manigfaltigen Gegenstaͤnde, die er in diesen beiden Baͤnden
                              behandelte, die Briefform gegeben, und die meisten Briefe sind eben so schoͤn
                              als lehrreich geschrieben. Zanon war der Erste, der auf
                              eine zwekmaͤßige Bildung des Kaufmannes aufmerksam machte, und unserem Bode um ein halbes Jahrhundert voraus. Er war der Erste,
                              der auf die Nothwendigkeit landwirthschaftlicher Institute,
                              Akerbau-Gesellschaften etc. aufmerksam machte, und manches aͤhnliche
                              Institut, manche aͤhnliche Gesellschaft, die zeither errichtet wurde,
                              wuͤrde vielleicht besser gediehen seyn, oder noch gedeihen, wenn Zanon's Rathschlaͤge bei denselben gehoͤrt
                              und benuͤzt worden waͤren. Er empfahl dringend, den Unterricht in den
                              Landschulen mit dem Unterrichte in denjenigen Zweigen der Landwirthschaft zu
                              verbinden, welche in der Gegend des Dorfes, wo die Schule sich befindet, mit
                              Vortheil getrieben werden, oder getrieben werden koͤnnten, und
                              wuͤnscht in dieser Hinsicht, daß die kuͤnftigen Pfarrer
                              vorlaͤufig waͤhrend ihrer theologischen Studien in Naturgeschichte und
                              Oekonomie gruͤndlich unterrichtet wuͤrden, und dann bei ihrem
                              Schul-Unterrichte die Kinder Landwirtschaft und Religion zu gleich lehren
                              koͤnntenDiese Ansicht des frommen Italiaͤners Zanon
                                    hat Niemand besser gewuͤrdigt, als Joseph II. unsterblichen An enkens
                                    nach dessen weisen Verordnungen alle kuͤnftige Seelsorger die
                                    Vorlesungen uͤber Naturgeschichte und Landwirthschaft besuchen
                                    mußten. Er hat sich von der Nothwendigkeit dieses Unterrichtes auf seinen
                                    Reisen durch das protestantische Deutschland uͤberzeugt, wo der
                                    Seelsorger waͤhrend seiner theologischen Studien auch in
                                    Naturgeschichte und Oekonomie unterrichtet wurde, und so die Kinder seiner
                                    Pfarrgemeinde bei dem Schul-Unterrichte auch in der Landwirtschaft
                                    unterrichten konnte. Diesem Unterrichte schrieb der unsterbliche Kaiser, und
                                    mir Recht, die hoͤhere Cultur des Bodens in protestantischen
                                    Laͤndern, verglichen mit katholischen, und den hoͤheren
                                    Wohlstand der Landbewohner zu. Sein Beispiel wurde in verschiedenen
                                    Laͤndern mit dem besten Erfolge nachgeahmt. In den neueren Zeiten
                                    jedoch hat hier und da ein Geist des Widerstrebens gegen diese
                                    wohlberechneten Anordnungen des Staates sich gezeigt, und gewisse frères ignorantins und obscurantins finden es unter der Wuͤrde
                                    eines Geistlichen, sich mit weltlichen und zeitlichen Dingen zu
                                    beschaͤftigen. Diesen frommen und heiligen Maͤnnern wollen wir
                                    mit einem ihrer Amtsbruͤder, dem hochwuͤrdigen Abte D.
                                    Giacinte Amati
                                    Parroco di St. Maria de' Servi, (der so eben ein
                                    Werk in drei Baͤnden uͤber Entdekungen im Gebiete der
                                    nuͤzlichen Kuͤnste zu Mailand herausgab) die Worte des heil.
                                    Kirchen-Vaters Chrysostomus zu
                                    Gemuͤthe fuͤhren, der den Mystikern seiner Zeit, welche dem
                                    Volke den noͤthigen Unterricht in Kuͤnsten und Gewerben
                                    versagten, so herrlich, und fuͤr wahr mit goldenem Munde, zurief:
                                    „Neque nos pudeat artium, nec
                                          opificium probrum esse ducamus, sedotium et
                                       nulli ocupationi vaccare;“
                                    d.h. auf deutsch: „wir geistliche Herren
                                          duͤrfen uns der Kuͤnste nicht schaͤmen, und ein
                                          Handwerk fuͤr keine Schande halten; aber des gelehrten
                                          Muͤssigganges sollen wir uns schaͤm zu und des
                                          Nichtsthuns.“ Wenn ein heil. Kirchen-Vater
                                    diese Worte ausspricht, so sehen wir nicht ein, warum die Heiligen unserer
                                    Zeit zu diesen goldenen Worten nicht ein lautes herzliches Amen! sprechen sollten.A. d. Ue..
                           
                           Trefflich ist, was er uͤber Verbindung des Akerbaues mit der Viehzucht,
                              vorzuͤglich mit der Schafzucht, nach dem Beispiele der Englaͤnder
                              schreibt.
                           Eben so dasjenige, was er uͤber die Maulbeerbaͤume, staudenartig und
                              als Heke gezogen, saͤgte. Er fuͤhrt bei dieser Gelegenheit die
                              Bittschrift der Staaten der ehemaligen franzoͤsischen Bretagne an ihre
                              Bischoͤfe an, die Moͤnchskloͤster zu verhalten,
                              Maulbeerbaͤume zu pflanzen und Seidenraupen zu ziehen: eine Bitte, die in
                              Frankreich eben so wenig beachtet wurde, als in Italien, obschon Zanon sie in Italien wiederhohlte. Was er uͤber
                              Anzucht der Maulbeerbaͤume sagt, verdient um so mehr Beherzigung in
                              denjenigen Staaten, in welchen Seidenzucht erst eingefuͤhrt werden soll, als
                              Zanon sich zu seiner Zeit in demselben
                              Verhaͤltnisse befand, in welchem sich diese Staaten gegenwaͤrtig
                              befinden, naͤmlich als Schoͤpfer dieses neuen Zweiges der Industrie
                              fuͤr das Land. Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß die Briefe, die
                              Zanon uͤber diesen Gegenstand schrieb, in
                              deutschen Volksblaͤttern in einem gedraͤngten Auszuge mit
                              Ruͤksicht auf Lokalitaͤts-Verhaͤltnisse uͤbersezt
                              wuͤrden. Zanon machte schon auf die
                              Moͤglichkeit und Dienlichkeit einer zweiten Seiden-Ernte aufmerksam,
                              und berichtigt Nollet's Irrthum, der sich von einigen
                              Florentinern in dieser Hinsicht taͤuschen ließ. Sehr lehrreich fuͤr
                              unseren deutschen Landmann und auch fuͤr manchen unserer
                              Buͤcher-Gelehrten, der uͤber Seidenraupen-Zucht schrieb,
                              ohne sich jemals damit selbst beschaͤftigt zu haben, wuͤrde Zanon's Widerlegung der Vorurtheile seyn, die man
                              uͤber die Vermehrung und Wartung dieser Thiere, wie es scheint, absichtlich,
                              verbreitet hat, und die sogar in die Werke Vida's, Gassende's,
                                 Aldrovandi's, Chomel's, und sogar Lemery's
                              uͤbergingen, und die selbst noch im J. 1756 von einem hollaͤndischen
                              Schriftsteller wiederhohlt wurden. Wenn der unsterbliche Zanon einzig und allein die gepfropften Maulbeerbaͤume fuͤr
                              gut und brauchbar erklaͤrt „(non bono, se
                                    non dopo annestato),“ was gegen die Erfahrung mehrerer der
                              ausgezeichnetesten heutigen Seiden-Werke in Italien ist, so kann man ihn
                              damit entschuldigen, daß er dieß einem anderen Landwirthe nachgesprochen hat.
                              „(Sulla fede di altro).“
                              
                           Die 21 Briefe des zweiten Bandes sind groͤßten Theils uͤber Seide. Die
                              Geschichte dieses wichtigen Artikels ist hier genauer, als in vielen anderen Werken,
                              die sich mit derselben beschaͤftigen, abgehandelt. Ruggero I., Koͤnig von Sicilien, war der Erste, der in der Mitte
                              des zwoͤlften Jahrhundertes Seidenzucht im Großen und mit Erfolge zu Palermo
                              einfuͤhrte. Von Palermo kam sie nach Lucca, und
                              spaͤter erst nach Florenz. Ein Luccheser war es, der die ersten
                              Seiden-Spinnmuͤhlen zu Bologna (filatoja),
                              im J. 1272, einfuͤhrte. Die Bologneser hielten die hierzu noͤthigen
                              Maschinen beinahe durch volle drei Jahrhunderte als Staats-Geheimniß geheim,
                              und henkten einen gewissen Bolzini als Staats-Verraͤther
                              beim Fuße auf, weil er dieses Geheimniß außer Land brachteSpaͤter hatte ein gewisser Fardini dasselbe
                                    Schiksal.Im J. 1309 fing die Seidenzucht im Venezianischen an aufzubluͤhen,
                              nachdem sich viele Luccheser, als Guelfen, dahin gefluͤchtet hatten: in
                              Neapel erst unter Ferdinand J. Nach Frankreich kam die Seidenzucht unter Ludwig XI.;
                              oder vielmehr unter Karl VIII. nach dessen Ruͤkkehr aus Italien: erst unter
                              Sully, Heinrich's IV. Minister, fing sie an
                              bluͤhend zu werden. Der Strumpfwirker-Stuhl kam erst im Jahre 1614
                              nach Venedig, und ein Schlosser aus Gemona, der dieses Geheimniß nur ein Mal zu
                              Venedig gesehen hatte, brachte es nach Friaul. Die Piemonteser waren die lezten, die
                              sich um Seidenzucht kuͤmmerten. Victor Amadeus
                              hatte sie in seinen Staaten eingefuͤhrt: die Piemonteser haben aber, in
                              Hinsicht auf Seidenzucht, den Ausspruch der Schrift erfuͤllt: „die
                                 lezten sind die ersten geworden.“
                              
                           Der gute Zanon irrt sich indessen sehr, wenn er seine
                              Landsleute damit troͤstet, daß sie nie besorgen duͤrfen die
                              Reichthuͤmer zu verlieren, die sie durch Seidenbau gewinnen, und daß die
                              Seide uͤber den 46° noͤrdlich nie gedeihen wird. Er
                              fuͤhrt alle die ungluͤklichen Versuche an, die man in Frankreich,
                              schon in der Mitte des 17ten Jahrhundertes in Wuͤrtemberg, unter Jakob J. in
                              England, unter Peter in Rußland im J. 1743 zu Hanau, und spaͤter in
                              Brandenburg und in Sachsen gemacht hat, und schließt hieraus: weil diese Versuche
                              das erste Mal mißlangen, werden sie immer mißlingen. Sind nicht auch in Italien, im
                              suͤdlichen Frankreich, die ersten Versuche mißlungen? Waren nicht selbst in
                              Italien und in Frankreich Jahrhunderte noͤthig, um sie in den heutigen
                              bluͤhenden Zustand zu bringen? Der Grundsaz steht ewig fest in der Natur, daß
                              alle pflanzenfressende Thiere dort gedeihen, wo sie ihre Nahrung reichlich finden.
                              Nun gedeiht aber der Maulbeerbaum und in Brandenburg, und selbst noch in Schweden.
                              Folglich werden auch die Seidenraupen in England und in Brandenburg gedeihen, und um
                              so mehr und besser, als die Seidenraupe in den kuͤhleren Gegenden Italiens
                              besser gedeiht, als in den waͤrmeren, und als man im noͤrdlichen
                              Europa die Luft, wo sie, in selteneren Faͤllen, zu kuͤhl seyn sollte,
                              weit leichter erwaͤrmen, als die heiße Luft in Italien, die an manchem Tage
                              Millionen von Seidenraupen toͤdtet, abkuͤhlen kann. Es kommt nur
                              darauf an, daß Maulbeerbaͤume in gehoͤriger Menge gezogen werden; daß
                              keine Regierung sich mit der Seidenzucht befaßt, indem sie dadurch nur zu ihrem
                              Schaden betrogen werden wuͤrde; daß endlich keine Stuben-Gelehrten
                              sich mit Einfuͤhrung der Seidenzucht befassen, sondern daß
                              verstaͤndige thaͤtige Landwirthe, uͤber den Vortheil
                              unterrichtet, den sie durch Seidenzucht sich verschaffen koͤnnen, sich mit
                              derselben nach den Anleitungen, die Graf Dandolo und Bonafou gegeben haben, ernstlich beschaͤftigen;
                              erst im Kleinen lernen, und dann das Gelernte im Großen ausfuͤhren.
                           Lustig ist die Geschichte des Patrones der Seidenwirthe und Seidenhaͤndler in
                              Italien, das St. Giobbe, d.h. des armen Job zu lesen. Die roͤmischen
                              Geistlichen haben naͤmlich im 13ten Jahrhunderte den Bolognesern weiß zu
                              machen gewußt, daß die Seidenraupen aus den Wuͤrmern entstanden sind, die in
                              den Geschwuͤren des armen Job genagt haben. Auf diese Weise ward der arme Job
                              der Patron der reichen Seidenhaͤndlerzunft in Italien, und ist es noch bis
                              auf den heutigen Tag.
                           
                        
                           Ueber Foͤrderung des Akerbaues und der Industrie, nach
                              Sir John Sinclair, Baronet.
                           Es ist der Muͤhe werth, die Ideen des schottischen Varro, des wirklich (und nicht bloß in der unachtbaren
                              Parliaments-Sprache) achtbaren Sir John Sinclair zu vernehmen, wie man Akerbau und Industrie
                              foͤrdern kann, und soll. Sir John hat uns bei
                              dieser Gelegenheit tiefe Blike in den englischen Colonial-Haushalt thun
                              lassen; er wird dadurch schwerlich seinem so tief gesunkenen Vaterlande mehr
                              nuͤzen konnen; dem Auslande, der Menschheit uͤberhaupt aber, wird er
                              fuͤr ewige Zeiten genuͤzt haben, wenn sie seinen guten Rath vernehmen,
                              nicht auf der alten Bahn der Heuchelei und Juristerei fortfahren, und des Glaubens
                              untergehen will, sie habe Alles zu ihrem Gedeihen gethan, wenn sie
                              froͤmmelnde Missionaͤre, die sich binnen Jahre und Tag in
                              Brantweinbrenner umwandeln, und Schreiber, die alles Recht verkehren und verdrehen,
                              in Colonien schikt.
                           
                           Das Vorgebirge der guten Hoffnung war, unter der hollaͤndischen Regierung,
                              schnell aus einer, urspruͤnglich mit Verbrechern bevoͤlkerten,
                              Wuͤste ein kleiner aufbluͤhender Colonial-Staat geworden Seit
                              es sich, durch ein untoward Ereigniß in den
                              Haͤnden der Englaͤnder befindet, ist es das nicht geworden, was es
                              fuͤr diesen Handlungs-Staat haͤtte werden koͤnnen.
                           „Ich war laͤngst schon,“ sagt Sir JohnIn Gill's
                                    technolog. Reposit. September 1829. S. 161., „der festen Ueberzeugung, daß das Vorgebirge der guten Hoffnung
                                 eine der wichtigsten Colonien werden konnte, die England jemals besaß. Seine
                                 treffliche Lage, Amerika gegenuͤber und auf halbem Wege von Europa nach
                                 Asien, sein herrlicher Boden und sein schoͤnes Klima wuͤrde uns in
                                 den Stand sezen eine Menge von Producten zu erhalten, die wir uns nur aus einem
                                 milderen Klima, als das unsrige, zu verschaffen im Stande sind, wie z.B. Wein,
                                 Seide, Hanf und Tobak u. dergl. und durch Erzeugung dieser Producte, in jener
                                 Menge, in welcher wir derselben beduͤrfen, wuͤrde das
                                 Vorgegebirge, von seiner Seite, eine unschaͤzbare Besizung werden
                                 muͤssen. Nur ein kleiner Theil der Einwohner ist fremder Abkunft; es
                                 koͤnnte folglich sehr bald in eine rein brittische Colonie umgeschaffen
                                 werden.“
                              
                           
                              „Ich habe laͤngst schon gewuͤnscht, die Ursachen auffinden
                                 zu koͤnnen, warum es in einen so wenig ertraͤglichen Zustand
                                 zuruͤkgesunken ist, und die Mittel zu entdeken, durch welche es zu einer
                                 großen Colonie emporgehoben werden koͤnnte; ich war aber nie im Stande
                                 die gehoͤrigen Materialien hieruͤber in die Haͤnde zu
                                 bekommen, um einen Plan hierzu entwerfen zu koͤnnen. Endlich hatte ich
                                 neulich Gelegenheit mit einem sehr verstaͤndigen Reisenden, Hrn. Macadam, Wundarzte auf der Flotte, der einige Zeit
                                 uͤber am Vorgebirge der guten Hoffnung sich aufhielt, uͤber diesen
                                 Gegenstand zu sprechen; dieser wakere Mann beschaͤftigt sich daselbst
                                 vorzuͤglich mit Botanik; gluͤklicher Weise wendete er aber seine
                                 Aufmerksamkeit auch auf andere wichtige Gegenstaͤnde.“
                              
                           
                              „Die folgenden Thatsachen erhielt ich fast ausschließlich durch seine
                                 Mittheilungen.“
                              
                           
                              „Es war ein gluͤklicher Umstand, daß Hr. Macadam auch auf Mauritius (île de
                                    France) gewesen ist, wo durch Ausdehnung der Cultur der Baumwolle noch
                                 ein weites, fuͤr unser Land aͤußerst wichtiges, Feld fuͤr
                                 Verbesserung offen steht. Wir koͤnnten von daher nicht nur eine weit
                                 bessere Baumwolle erhalten, sondern auch ganz unabhaͤngig in einem
                                 Artikel werden, der jezt der wichtigste in unserem ganzen Fabrikwesen geworden
                                 ist.“
                              
                           
                              I. Geographische
                                    Verhaͤltnisse des Vorgebirges der guten Hoffnung.
                              
                                 „Das Klima der britischen Besitzungen im suͤdlichen Afrika ist
                                    eines der schoͤnsten Klimate des Erdballes. Der mittlere
                                    Barometer-Stand ist im Durchschnitte uͤber 30 Zoll, und die
                                    Sommerhize um Mittag im Durchschnitte 78° Fachrenh. (+ 20 1/2 R.). Es
                                    ist dem italiaͤnischen Klima aͤhnlich, aber ehe etwas
                                    waͤrmer und trokener. Es ist so troken, daß man daselbst des
                                    Trokenlegens der Gruͤnde nicht bedarf; vielmehr muß man dafuͤr
                                    sorgen, die Feuchtigkeit so viel moͤglich zu erhalten; selbst
                                    Waͤsserung, vorzuͤglich auf Wiesen, wird hier
                                    wuͤnschswerth. Die Berge haben Ueberfluß an Quellen, aus Mangel an
                                    Thaͤtigkeit und Geschiklichkeit hat man aber wenig, und nicht immer
                                    Wasser. Es fehlt oͤfters so sehr an diesem wesentlichen Artikel, daß
                                    die Herd vor Durst verschmachten, und die Menschen selbst in Gefahr sind,
                                    gleiches Schiksal mit ihnen zu theilen.“
                                 
                              
                           
                              II. Zustand des Akerbaues am
                                    Vorgebirge der guten Hoffnung.
                              
                                 „Der Boden ist, in einem großen Theile dieser weit ausgedehnten
                                    Besizung, uͤberschwenglich fruchtbar, und, in Ganzem genommen, ein
                                    reicher Boden. Baͤume, Gewaͤchse, Fruͤchte und Ernten
                                    der verschiedensten und fruchtbarsten Laͤnder bluͤhen und
                                    reifen hier neben einander. Bei einem so verkehrten Akerbau-Systeme,
                                    daß der unwissendste Landwirth in Europa daruͤber erstaunen
                                    wuͤrde, wird dort ein Weizen gewonnen, der so schwer ist, als der
                                    Weizen in Kent oder Essex. Getreide und Gras kann auf einer weit
                                    groͤßeren und gesegneteren Flaͤche hier gebaut werden, als in
                                    Groß- Britannien. Erdaͤpfel wachsen hier uͤppig: man
                                    kann immer zwei Mal des Jahres Erdaͤpfel ernten, ein Mal erhielt man
                                    sogar bei einem Versuche drei Erdaͤpfel-Ernten in Einem
                                    Jahre.“
                                 
                              
                                 „Wollte man die Weise im Detail beschreiben, wie die Landwirthschaft
                                    am Vorgebirge der guten Hoffnung betrieben wird, so muͤßte man ein
                                    oͤkonomisches Krebsbuͤchlein schreiben. Der Boden wird
                                    vernachlaͤssigt und nie, weder mit Kalk noch mit Duͤnger,
                                    verbessert, obschon beide im Ueberflusse vorhanden sind, indem man sich
                                    einbildet, daß sie den Grund hizen: man laͤßt also ersteren
                                    unberuͤhrt im Steinbruche, und verbrennt den lezteren, oder wirft ihn
                                    als Unrath in die See. Die Felder sind nicht eingeschlossen, und werden
                                    durch ununterbrochen auf einander folgende Ernten so lang ausgesogen, bis
                                    sie endlich erschoͤpft sind, wo man dann neues Land aufbricht. Die
                                    Pfluͤge sind von der plumpsten Art, und wo man selbst leichtes Land
                                    mit denselben umbricht, kann man zehn Ochsen vor dieselben gespannt sehen,
                                    die von zwei Maͤnnern und einem Jungen getrieben werden
                                    muͤssen, denen mehr als ein halb Duzend Hunde nachlaufen. Das
                                    uͤbrige Landwirthschafts-Geraͤthe ist von derselben
                                    erbaͤrmlichen Art, und fordert gleichfalls eine bessere Einrichtung.
                                    Das, auf diese ungeschikte Weise, gewonnene Getreide wird durch Ochsen
                                    ausgetreten, die oͤfters mit gruͤn gemaͤhtem und
                                    getroknetem Hafer, Statt mit Heu, gefuͤttert werden. Daher kam es
                                    nun, daß man in diesem großen und fruchtbaren Lande, das nur 130,000
                                    Menschen zu erhalten hat, mehr denn einmal, bloß wegen verkehrter
                                    Landwirthschaft, Hungersnoth zu erleiden hatte, waͤhrend es zuweilen
                                    die Insel Helena, und neuerlich selbst
                                    New-South-Wales mit dem Ueberflusse des Ertrages seines
                                    fruchtbaren Bodens versehen hat. Wie wuͤnschenswerth waͤre es
                                    nicht, daß die wichtige Insel Mauritius, die
                                    nicht die hinlaͤngliche Menge Getreides fuͤr ihre Einwohner zu
                                    erzeugen vermag, die Wohlthat einer Kornkammer an dem Vorgebirge der guten
                                    Hoffnung besaͤße, das die Natur in seiner naͤchsten
                                    Nachbarschaft hierzu bestimmt zu haben scheint! So sehr dieß aber auch zu
                                    wuͤnschen waͤre, so hat man doch noch im J. 1827 die
                                    Getreide-Ausfuhr verboten, in welchem Jahre dann endlich dieses
                                    unkluge System aufgegeben wurde“
                                 
                              
                                 „Die erste Verbesserung, die sich von selbst darbietet, ist also
                                    Befoͤrderung der Landwirthschaft, wozu die Errichtung einer
                                    Akerbau-Gesellschaft unter dem besonderen Schuze des Gouverneurs
                                    wesentlich beitragen wuͤrde. Die Hauptzweke dieser Gesellschaft
                                    muͤßten seyn: 1) Einfuͤhrung besserer
                                    Akerbau-Geraͤthe; 2) Einschließung der Felder; 3) Erweisung
                                    der Vortheile des Kalk- und Vieh Duͤngers; 4)
                                    Einfuͤhrung einer verstaͤndigen Wechsel-Wirthschaft; 5)
                                    Ausmittelung der Graͤser und Wurzel-Gewaͤchse, welche
                                    fuͤr das Klima des Vorgebirges am besten taugen; Vertheilung der
                                    Samen an fleißige und unternehmende Landwirthe; 6) Belohnung derjenigen, die
                                    den groͤßten Theil ihrer Guͤter bewaͤssert haben. Durch
                                    Einfuͤhrung solcher Maßregeln wuͤrde 1) der Arbeitslohn
                                    niedriger werden: eine wichtige Sache, wo man seine Felder mit Sclaven, die
                                    unter allen Arbeitern die kostbarsten sind, zu bestellen hat; 2) der Weizen
                                    wuͤrde wohlfeiler werden und bald ausgefuͤhrt werden
                                    koͤnnen. Er wuͤrde vor dem Brande gesichert werden, der ihn so
                                    oft fuͤr die Muͤhle untauglich macht, wenn er auch noch als
                                    Saat-Korn gebraucht werden kann. 3) Hafer, Gerste und andere
                                    sogenannte weiße Fruͤchte wuͤrden reichlich gedeihen, und als
                                    Getreide, nicht gruͤn geschnitten als Heu auf den Markt kommen. 4)
                                    Neues Land wuͤrde dann mit Nuzen umgebrochen werden koͤnnen,
                                    wenn das alte Akerland einmal gehoͤrig bebaut und bestellt ist. 5)
                                    Rye-Graß, von welchem man weiß, daß es am Vorgebirge der guten
                                    Hoffnung gut gedeiht, wuͤrde haͤufig gebaut und in solcher
                                    Menge zu Heu gemacht werden koͤnnen, daß Schafe und Rinder in den
                                    westlichen Gegenden sich maͤsten und vermehren, und entweder zu Hause
                                    geschlachtet, oder ausgefuͤhrt werden koͤnnten, Statt daß sie
                                    jezt aus Mangel an Futter daselbst zu Grunde gehen muͤssen. 6) Man
                                    wuͤrde sich von der Thatsache uͤberzeugen, daß
                                    Lucerner-Klee, wie man durch Versuche bereits erwiesen hat, sechs Mal
                                    im Jahre am Vorgebirge der guten Hoffnung gemaͤhet werden kann. 7)
                                    Die Erdaͤpfel, die daselbst bereits naturalisirt und wohlfeiler sind,
                                    wuͤrden noch wohlfeiler werden und allgemeiner gebraucht werden
                                    koͤnnen. Die Runkel-Ruͤben und die rethen
                                    Ruͤben, die gelben Ruͤben, die alle daselbst uͤppiger
                                    als irgendwo gedeihen, wuͤrden reichlichen Beitrag zu Futter
                                    gewaͤhren.“
                                 
                              
                                 „Die Regierung wuͤrde sehr viel ersparen (und durch diese
                                    Ersparung waͤren zugleich die Ausgaben gedekt, die man Anfangs zu
                                    diesem Ende machen muͤßte) wenn sie ihren Bedarf fuͤr die
                                    Flotte von dem Vorgebirge der guten Hoffnung beziehen wollte, Statt daß sie
                                    ihm mit ungeheueren Kosten aus England nach dem Vorgebirge der guten
                                    Hoffnung schifft. Rindfleisch (Poͤkelfleisch) kommt der Regierung am
                                    Vorgebirge der guten Hoffnung mit Fracht etc. jezt auf 1 Shill. (360 kr.)
                                    das Pfund; waͤhrend jezt der Contract-Preis fuͤr
                                    frisches Fleisch fuͤr die Flotte am Vorgebirge der guten Hoffnung 1
                                    1∫4 Pence (1 1∫4 Groschen) ist. Wenn das Pfund aber auch,
                                    eingepoͤkelt, 3 Pence (9 kr.) kosten wuͤrde, wuͤrde die
                                    Regierung selbst dann noch 75 p. C. ersparen. Englisches Zwiebak kann am
                                    Vorgebirge der guten Hoffnung fuͤr nicht weniger als 6 Pence (18 kr.)
                                    gehandelt werden; der Contract fuͤr die Flotte am Vorgebirge der
                                    guten Hoffnung ist 2 1∫4 Pence fuͤr das Pfund: ein
                                    Unterschied, der mehr als die Haͤlfte betraͤgt. Wenn man die
                                    Provisions am Vorgebirge der guten Hoffnung beguͤnstigte, und, bis
                                    man genug daselbst einschiffen koͤnnte, so wenig als moͤglich
                                    aus England dahin braͤchte, so wurden die Landwirthe und Colonisten
                                    zur Landwirthschaft maͤchtig aufgemuntert werden.“
                                 
                              
                           
                              III. Vorgeschlagene Verbesserungen
                                    am Vorgebirge der guten Hoffnung.
                              
                                 „Reichliche Herbeischaffung des Wassers waͤre ein Gegenstand,
                                    der der Fuͤrsorge der englischen Regierung werth seyn wuͤrde:
                                    er waͤre wenigstens fuͤr die Colonisten in dieser
                                    Niederlassung von der hoͤchsten Wichtigkeit. Es wuͤrde auch
                                    hoͤchst nuͤzlich seyn, wenn die Regierung sich um Anlage
                                    besserer Straßen kuͤmmern wuͤrde, indem eine leichte
                                    Communication fuͤr das Wohl aller Laͤnder sowohl der
                                    akerbauenden als der industriellen, so unerlaͤßlich ist.
                                    Gegenwaͤrtig sind auf einer Streke von 700 engl. Meilen Weges nicht
                                    mehr als 50 engl. Meilen Straße; gewisse landwirtschaftliche Producte, z.B.
                                    Butter uͤberwinden indessen auch dieses fuͤrchterliche
                                    Hinderniß, und werden auf unbebahnten Wegen 600 engl. Meilen weit zu Markte
                                    gefahren.“
                                 
                              
                                 „Das Wohl der Colonie wuͤrde wesentlich befoͤrdert
                                    werden, wenn der botanische Garten wieder hergestellt wuͤrde, der
                                    ungluͤkseliger Weise dem Pfluge gaͤnzlich preisgegeben
                                    wurdeMan sieht hieraus, daß die hollaͤndische Regierung, die ehevor
                                          einen herrlichen botanischen Garten errichtete und unterhielt, weit
                                          weiser war, als die englische.A. d. Ue.. Da Grund und Boden hier so wenig Werth hat, und die Regierung
                                    desselben so viel als ihr Eigenthum besizt, so wuͤrde, wenn ein
                                    botanischer Garten in einer fuͤr seine Zweke gehoͤrigen
                                    Groͤße angelegt und unter die Aufsicht eines geschikten und
                                    thaͤtigen Garten-Inspectors gestellt wuͤrde, sowohl der
                                    Feldbau als die Garten-Cultur unendlich gewinnen. Es wuͤrde
                                    hoͤchst vortheilhaft seyn, wenn eine Samen-Schule (a nursery) damit in Verbindung gebracht
                                    wuͤrde, in welcher alle nuͤzliche Pflanzen gezogen, und die
                                    brauchbarsten unentgeldlich im Lande vertheilt werden koͤnnten. Die
                                    ganze westliche Haͤlfte des Vorgebirges ist so arm an Baͤumen,
                                    so nakt, daß die Verbesserung desselben außerordentlich erschwert wird,
                                    waͤhrend die oͤstliche Haͤlfte zeigt, wie leicht und
                                    trefflich die vorzuͤglichsten Pflanzen-Producte des gesammten
                                    Erdballes sich in diesem gluͤklichen Boden und Klima
                                    einbuͤrgern und in der hoͤchsten Ueppigkeit gedeihen. Die
                                    Myrten, Quitten, Granat-Aepfel, verschiedene Arten von Celastrus und
                                    Lycium bluͤhen hier herrlich und vermehren sich leicht durch
                                    Steklinge. Die Datteln, Bananen, Pomeranzen, Guaven, Mangos,
                                    vermaͤhlen ihr asiatisches Laub und ihren Geschmak mit der
                                    europaͤischen Traube, Pfirsiche, Pflaume, Birne, und Aepfelfrucht.
                                    Die Eiche erreicht in einigen Gegenden der Colonie eine große Hoͤhe
                                    und Staͤrke. Die Kastanie, die Wallnuß, die Erle und drei Arten
                                    unseres Nadelholzes sind bereits am Vorgebirge. Die Esche, die Buche, der
                                    Ahorn, die Lerche, die amerikanische Fichte werden hoͤchst
                                    wahrscheinlich in diesem Klima gedeihen, so wie die Cedern des Libanon und
                                    der Bermuda-Inseln. Auch die westindische und brasilische Cassave
                                    wuͤrde wahrscheinlich hier in beiden Haͤlften der Colonie mit
                                    großem Vortheile gezogen werden koͤnnen. Was den botanischen Garten
                                    betrifft, so wuͤrde derselbe auch den Hollaͤndern
                                    hoͤchst angenehm seyn, die Garten-Cultur so sehr, und mit
                                    Recht, zu schaͤzen wissen.“
                                 
                              
                           
                              
                              IV. Ueber den
                                    Cap-Wein.
                              
                                 „Der Haupt-Gegenstand des Handels am Vorgebirge der guten
                                    Hoffnung ist Wein; die Weingaͤrten haben sich, seit diese Colonie
                                    brittisches Eigenthum wurde, um das Zehnfache vervielfaͤltigt.
                                    Ungluͤklicher Weise hat man bisher mehr auf Quantitaͤt, als
                                    auf Qualitaͤt gesehen, außer in jenen Weinbergen, die den Constantia-Wein liefern. Diese sind gegen
                                    Osten gelegen, und gegen den Suͤd-Westwind geschuͤzt,
                                    der der einzige gefaͤhrliche Wind hier ist. Der Grund ist das
                                    Geroͤlle der benachbarten Berge, leicht, aber durch Duͤnger
                                    verbessert. Der Unterboden, der noch wichtiger ist, ist noch leichter, indem
                                    er mit Sand und Steingeroͤlle gemengt ist. Am Drakensteen hingegen,
                                    wo gegenwaͤrtig die vorzuͤglichsten Weingaͤrten sich
                                    befinden, ist der Unterboden Thon, wodurch der Wein einen unangenehmen
                                    Erdgeschmak bekommt, den man schon auf der Zunge fuͤhlt, wenn man nur
                                    den Namen Cap-Wein hoͤrtDieser Geschmak ruͤhrt vielleicht weniger vom Grunde, als von
                                          der Rebe her. Bekanntlich haben die
                                          Hollaͤnder den hoͤchst ungluͤklichen Fehler
                                          begangen, die schlechteste unter allen Reben auf der weiten Erde,
                                          die des Rhein-Weines, nach dem Cap
                                          zu verpflanzen. Haͤtten die guten alten Bataver die edle
                                          ungrische oder Burgunder Rebe nach dem Cap verpflanzt; so
                                          wuͤrde jezt das Cap Villaner, oder
                                          Sexarder, oder Burgunder Statt des nach Erde, Leder, Maͤusen, und
                                          nach allem, nur nicht nach gutem und gesunden Wein, riechenden
                                          Rhein-Weines liefern. Die Reden
                                          muͤssen veredelt werden: das konnte der gute alte schottische
                                          Varro, der die Erdaͤpfel
                                          besser kennt, als die Rebe, nicht wissen.A. d. Ue.. Es ist unnoͤthig, daß ich mich hier in das Detail des
                                    Weinbaues weiter einlasse: wo der Unterboden schlecht ist wird auch der Wein
                                    schlecht. Die Rebe fordert keinen reichen Unterboden. In Italien legt man
                                    Ziegel und flache Steine in die Erde, damit die Reben nicht in den Thon
                                    eindringen, und in England macht man den Unterboden fuͤr die Rebe aus
                                    Schutt, damit er nicht zu reich wird, und mehr Blaͤtter als Trauben
                                    erzeugt. Es wuͤrde gut seyn, Preise fuͤr Wein auszusezen, der
                                    nicht in Thon- sondern in Treillagen gezogen wurdeDieß wuͤrde nur noch schlechteren Wein geben. In Frankreich
                                          gilt bekanntlich, und mit Recht, der vin de
                                             la treille oder vin du treillis
                                          viel weniger, als der andere. Die guten Schotten sollen bei
                                          Erdaͤpfeln und Hafer und Futterkraͤutern bleiben: das
                                          sind ihre Reben.A. d. Ue., da er weniger Arbeit fordert, als die Stokrebe; auf Wein, der rein
                                    und unverdorben bereitet und nicht mit Brantwein und Schwefelsaͤure
                                    verfaͤlscht wird. Indessen wird jezt unter allen diesen
                                    ungluͤklichen Verhaͤltnissen Cap-Wein als Madeira,
                                    Sherry, Teneriffa, Steinwein, Pontac, und vor allem als Hoc
                                    verkauft.“
                                 
                              
                           
                              V. Noch andere
                                    Verbesserungen.
                              
                                 „Man hat Merino-Schafe versucht, und sie gediehen. Ein Paar
                                    Landwirthe halten sie bei Lucern, und ihre Wolle wurde neulich, gewaschen
                                    und in Fließe aufgerollt, das Pfd. zu 1 Shill. 6 Pence (54 kr.) verkauft.
                                    Solche Wolle wird jezt ausgefuͤhrt; sie kommt der saͤchsischen
                                    und New-South-Wales Wolle gleich, und ihre Production sollte
                                    beguͤnstigt werden.“
                                 
                              
                                 „Wahrscheinlich wuͤrde der Oehlbaum in einem Klima gedeihen,
                                    das jenem Spaniens und Italiens nicht bloß aͤhnlich, sondern selbst
                                    besser, als dieses ist. Es waͤre sehr wuͤnschenswerth, daß die
                                    Regierung sich mit Samen versaͤhe, und den Oehlbaum gehoͤrig
                                    versuchen ließe. Die Olea
                                    capensis und Kiggelaria
                                       africana (Kigglario) waren bisher die
                                    einzigen Oehlbaͤume am Vorgebirge.“
                                 
                              
                                 „Der Maulbeerbaum gedeiht uͤppig aus Steklingen, und Muster von
                                    Cap-Seide sind bereits nach England gekommen. Auch die Seidenzucht
                                    verdiente hier Unterstuͤzung.“
                                 
                              
                                 „Tobak gedeiht sehr gut auf der Missions-Anstalt der
                                    Herrenhuter zu Gnadenthal, ungefaͤhr 70 engl. Meilen von der
                                    Cap-Stadt, welche von da aus vorzuͤglich mit Tobak versehen
                                    wird. Wuͤrde man Tobak-Einfuhr vom Vorgebirge der guten
                                    Hoffnung nach England erlauben, so wuͤrde die dortige Colonie in
                                    einigen Jahren ganz England mit Tobak versehen koͤnnen.“
                                 
                              
                                 „Wo der Arbeitslohn so hoch steht, wie am Cap, weil es daselbst an
                                    Haͤnden fehlt, kann Indigo die Bau- und Bereitungskosten nicht
                                    bezahlen, obschon Arten von dieser Pflanze daselbst einheimisch sind, und
                                    indischer und suͤdamerikanischer Indig daselbst bluͤht. Den
                                    Indig muß man beiden Indien lassen.“
                                 
                              
                                 „Aus eben diesem Grunde wuͤrde auch Baumwollenbau nicht lohnend
                                    seyn, obschon die Baumwollen-Pflanze am Cap gut gedeiht.
                                    Baumwollenbau soll bei Mauritius bleiben.“
                                 
                              
                           
                              VI. Ueber die Insel Mauritius
                                 (île de France).
                              
                                 „Diese Insel steht in natuͤrlicher Abhaͤngigkeit von dem
                                    Vorgebirge der guten Hoffnung, als dem naͤchsten Lande, aus welchem
                                    es seine Lebensmittel erhalten kann. Alles, was ihr fehlt, kann es durch die
                                    unermeßliche Fruchtbarkeit dieses reichen Theiles des festen Landes von
                                    Afrika erhalten, waͤhrend sie mehr fuͤr Baumwolle geeignet
                                    ist, als das Vorgebirge. Baumwolle sollte auf dieser Insel vor Allem gebaut
                                    werden: die daselbst gezogene Baumwolle gehoͤrt unter unsere ersten
                                    auf den Baumwollen-Maͤrkten. Ein großer Theil oͤde
                                    liegenden Landes im Inneren dieser Insel ist zu diesem Ende
                                    vorzuͤglich geeignet. Man hat bisher den Bau des Zukerrohres auf
                                    derselben auf Kosten der Baumwolle erzwingen wollen: dadurch entsteht nur
                                    Nachtheil fuͤr West-Indien, das alle Maͤrkte der Erde
                                    mit einem Zuker versehen kann, der mehr Zukerstoff und folglich mehr Werth
                                    enthaͤlt, als der Zuker von Mauritius nie haben wird.“
                                 
                              
                                 „Die Baumwolle von Mauritius gehoͤrt dafuͤr unter die
                                    beste in der Welt, waͤhrend der Zuker dieser Insel, obschon er eine
                                    schoͤne Farbe hat, entschieden von einer schlechteren Sorte ist. Ein
                                    anderer Grund, warum Baumwollenbau dem Baue des Zukerrohres vorzuziehen ist,
                                    ist der, weil sie weniger Arbeit fordert: eine Hauptsache auf einer Insel,
                                    auf welcher Arbeitslohn, und beinahe Alles, theurer ist, als auf irgend
                                    einem Punkte der Erde.“
                                 
                              
                                 „Da die Producte dieser Insel fuͤr fremde Maͤrkte
                                    gezogen werden, so sollen diejenigen Artikel, die am meisten Ertrag geben,
                                    vorzuͤglich gebaut werden.“
                                 
                              
                                 „Sclaven-Arbeit ist, wie wir bereits bemerkten, die theuerste.
                                    Da man dieselbe indessen fuͤr den Augenblik nicht entbehren kann, so
                                    kann in dieser Hinsicht nichts Besseres geschehen, als daß man Ansiedelungen
                                    beguͤnstigt, oͤde Gruͤnde herschenkt, von welchen noch
                                    genug im Lande der Krone uͤbrig bleiben.“
                                 
                              
                           
                              Vorgeschlagene Maßregeln.
                              1) Geschikte Landwirthe aus England und Schottland nach dem Vorgebirge der guten
                                 Hoffnung verpflanzen, um dort eine bessere Landwirthschaft, eiserne
                                 Pfluͤge etc. einzufuͤhren.
                              2) Akerbau-Gesellschaften unter dem unmittelbaren Schuze des Gouverneurs
                                 daselbst errichten.
                              3) Den botanischen Garten am Cap wieder herzustellen, und unter die Aufsicht
                                 eines geschikten Inspectors sezen.
                              4) Brunnenmeister an das Vorgebirge der guten Hoffnung schiken, und Leute, die
                                 Wasserleitungen anzulegen verstehen.
                              5) Den Bau der Baumwoll-Pflanze, Statt des Zukerrohres auf der Insel
                                 Mauritius so viel moͤglich beguͤnstigen, und viele Ansiedler dahin
                                 verpflanzen, daß diese Insel bald eine wahre
                                 britische Colonie wird.
                              6) Diesen Aufsaz an die Gouverneurs des Vorgebirges der guten Hoffnung und der
                                 Insel Mauritius senden, und von denselben ihre Bemerkungen uͤber die hier
                                 gemachten Vorschlage und die besten Mittel zur Ausfuͤhrung derselben
                                 abfordern.
                              
                           
                        
                           Vorsicht die bei dem Genusse der heurigen Erdaͤpfel zu
                              beobachten ist.
                           Wir empfehlen die Erdaͤpfel der heurigen Ernte, die leider alle zu
                              fruͤhe, und in diesem nassen kalten Jahre unreif
                              aus der Erde genommen wurden, ja gut zu kochen oder was besser ist gut, zu
                              daͤmpfen, und den fest und zaͤhe bleibenden Theil in der Mitte
                              wegzuwerfen, der sich dieß Jahr in so vielen Erdaͤpfeln der groͤßeren
                              Gattungen findet, indem uns bereits mehrere Faͤlle in wenigen Wochen sowohl
                              unter der aͤrmeren Classe als unter den Wohlhabenden vorgekommen sind, in
                              welchen Personen, die solche Erdaͤpfel genossen hatten, so zu sagen auf der
                              Stelle erkrankten, und von Schmerzen in dem Magen und in den Eingeweiden befallen
                              wurden. Man darf nie vergessen, daß rohe reife Erdaͤpfel, noch mehr unreife Erdaͤpfel,
                              die durch keine Kochkunst genießbar, das heißt unschaͤdlich gemacht werden
                              koͤnnen, ein starkes Gift sind, das furchtbar auf die Dauungswerkzeuge
                              wirkt.
                           
                        
                           Groͤße einer Melone.
                           Hr. E. King zog eine Melone von 15 Pfd. 4 Loth und 34 1/2
                              Zoll im Umfang (Bristol Merc. Galign. N. 4500). Eine
                              zwei Mal so große, 36 Pfd. schwere, wurde zu Klagenfurt gezogen.
                           
                        
                           Der groͤßte bisher bekannte Hafer-Halm.
                           Zu Sealand, bei Chester, wurde Anfangs Septembers l. J. ein Hafer-Halm aus dem
                              Felde gezogen, der 1 1/8 Zoll im Umfange maß, und 237 Koͤrner trug. (Star. Galignani. N. 4526.)
                           
                        
                           Wuͤstes und noch benuͤzbares Land in
                              England.
                           Eine Gesellschaft zur Foͤrderung der Industrie zu London hat urkundlich, mit Angabe der Grafschaften, nachgewiesen,
                              daß in
                           
                              
                                 Eng and und Wales
                                   2,800,000
                                 
                              
                                 Schottland
                                   5,452,000
                                 
                              
                                 Irland
                                   4,147,790
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 12,399,790 Acres Landes
                                 
                              
                           wuͤste liegen, die, bei besseren Akerbaugesezen bebaut
                              werden koͤnnten. Die Gesellschaft schließt hieraus, daß es aͤußerst
                              thoͤricht ist, auf Colonien zu denken, wenn man bei Hause so viel unbebautes
                              Land liegen hat. (Morning Advertiser. Galignani
                              4543.)
                           
                        
                           Neues Utopia in N. Amerika.
                           Man hat mehrere Satyren in Landkarten-Format in fruͤheren Zeiten in
                              Europa gemacht; sie blieben indessen bloß auf dem Papiere. Der Wiz der Amerikaner
                              verewigt aber seine Satyre auf der Mutter-Erde selbst, und noͤthigt
                              die Nachkommen kuͤnftiger Jahr-Tausende in ihren Landkarten seine eben
                              so schneidenden als richtigen Bemerkungen uͤber seine Zeitgenossen ganz
                              gelassen nachzustechen. So finden wir in Nova Scotia
                              unter 45° 10', in Cumberland County den Advocaten-Fluß (Advocate-River) dicht neben dem Fuchs-Fluß (Fox-River) sich in dem Meerbusen der
                                 Capitalien (Fund's Bay) verlieren. Man
                              vergleiche die Landkarte von Nova Scotia in Silliman's
                              American Journal XIV. Bd.
                           
                        
                           Ehrenrettung der bayer'schen Litteratur.
                           Im Journal de Pharmacie, Juillet, 1829, wird S. 372.
                              Bayern um einen seiner beruͤhmtesten Maͤnner auf eine recht albern
                              gelehrte Weise gebracht. Es heißt daselbst „Leonard
                                    Fuschs (sic) ou
                                    Fuschius, Suédois d'origine, professeur
                                    à Tubingen.“ Offenbar ist hier von dem unsterblichen
                              Leonhard Fuchs die Rede, der ein Bayer, kein Schwede,
                              (Bavarois d'origine, et non pas Suédois)
                              gewesen ist. Dieser große Gelehrte, Arzt und Naturforscher war zu Wemdingen im Ries
                              im Jahr 1501 geboren, und noch als junger Mann, zwei Mal Professor zu Ingolstadt.
                              Das lezte Mal war er in Gefahr von den Moͤnchen an dieser Universitaͤt
                              und ihren Knechten und Goͤnnern verbrannt zu werden, rettete sich nach
                              Wuͤrtemberg, wo der Herzog ihn als Lehrer der Anatomie und Botanik anstellte,
                              und wo er seine herrlichen Werke ungestoͤrt von Wuth und Intrigue vollenden
                              und herausgeben konnte.
                           
                        
                           Italiaͤnische Uebersezung des Vitruvius.
                           Wir haben in unseren Blaͤttern schon einige Mahle unsere deutschen Baumeister
                              auf die Nothwendigkeit des Studiums des classischen Baumeisters des Alterthums, des
                              unsterblichen Vitruvius, aufmerksam gemacht, und, da
                              Gelehrte selbst diesen roͤmischen Klassiker nicht uͤberall leicht und
                              richtig verstehen, eine
                              gute deutsche Uebersezung nach der Ausgabe des Grafen Stratico gewuͤnscht. In Italien wird unser Wunsch einstweilen
                              erfuͤllt. Eine Gesellschaft von Gelehrten und Baumeistern gibt, nach den
                              lezten und besten Ausgaben der Originale Vitruv's, eine
                              italiaͤnische Uebersezung unter folgendem Titel:
                           L'architettura di Vitruvio. tradotta in italiano, giusta la
                                 grande edizione delPolenie delloStratico, illustrata con
                                 note critiche e corredata delle moderne cognizioni scientifiche e prateche,
                                 necessario agli architetti ed agl'ingegneri. 8. Utine. 1829. per fratelli
                                 Mattiuzzi, tipograf. Pecile.
                           Diese Uebersezung wird 10 Fascikeln bilden (so viel als Buͤcher in Vitruv), jeden zu 12 Bogen mit 10 Tafeln. Der Bogen kommt
                              aus 20 Centesimi einer italiaͤn. Lira (= 27 kr.; also auf 5 kr.
                              ungefaͤhr) und auf 40 Cent. fuͤr die Tafel. Man subscribirt zu Udine
                              bei „Fratelli Mattiuzzi“, und wir
                              wuͤnschen herzlich, daß viele deutsche Baumeister bei denselben subscribiren
                              moͤchten, um uns mit besseren Gebaͤuden und mit einer brauchbaren
                              deutschen Uebersezung des großen alten Baumeisters zu versehen.
                           
                        
                           Dr. GrahamsChemical Catechism
                           wird im Philosophical Magazine N.
                              31, S. 47, durch eine Reihe von Beweisen als ein Werk aufgefuͤhrt, vor
                              welchem das Publikum gewarnt werden muß. Wir wollen daher deutsche
                              Buchhaͤndler warnen, keine Uebersezung von demselben zu veranstalten. Die
                              HHrn. Herausgeber des Phil. Mag., Taylor und Philipps, geben dem Hrn. Doctor den
                              guten Rath, sich, wenn er ja doch gelehrten Diebstahl (Plagiat) treiben will, die Lehre des Ritters Heimtuͤk von Buͤcherpluͤnderhausen (alias Sir
                              Fretful Plagiary) nie zu vergessen: „bei
                                 gelehrten Diebstaͤhlen so zu verfahren, wie die Zigeuner beim
                                 Kinderstehlen, d h., die gestohlenen Kinder anderer ehrlichen Leute so zu
                                 entstellen, daß man wirklich glauben muß, es seyen
                                 Zigeuner-Kinder.“
                              
                           Dieser gute Rath des Ritters von Buͤcherpluͤnderhausen wird auch in Deutschland fleißig
                              befolgt. Seit wir die gestohlenen Kinder des Polytechn.
                                 Journals oͤffentlich reclamiren, entstellt man sie so, nachdem man
                              sie uns gestohlen hat, daß wir sie in der That selbst nicht wieder fuͤr
                              unsere Kinder erkennen wuͤrden, wenn nicht manches derselben ein Muttermahl
                              an sich haͤtte, das dem gelehrten Zigeuner bei seiner Umkleidung der Armen
                              entgangen zu seyn scheint, und das nur die Aeltern kennen.
                           
                        
                           Noch eine Blume auf Dr. Wollaston's Grab.
                           Wir sehen aus dem Phil. Mag. N. 31. S. 66, daß der große
                              Chemiker Wollaston, dessen Verdienste um die Verbesserung
                              der Fernroͤhre und der optischen Instrumente uͤberhaupt bekannt genug
                              sind, auch praktischer Astronom war, und uͤber die
                              Intensitaͤt des Lichtes der Gestirne sehr lehrreiche Versuche anstellte. In
                              dem Jahre vor seinem Tode schenkte dieser Mann, den sein geistlicher Biograph als
                              Geizhals schilderte, einen kostbaren Dollond der astronomical
                                 Society unter der Bedingung, daß die Gesellschaft dieses Instrument einem
                              unbemittelten Astronomen zum Behufe anzustellender Beobachtungen lehnen oder
                              schenken soll.
                           
                        
                           Der Schuhmacher Hans Sachs als
                              Poet.
                           Wir haben, als wir neulich von Verbesserung des Schuhmacher-Handwerkes
                              sprachen, bemerkt, daß die Schuster zuweilen sich bis auf den Parnaß versteigen.
                           Hans Sachs, der im J. 1494 geboren wurde, fing mit 14
                              Jahren, wo er bereits den Rappen ritt, auch an, den Pegasus zu besteigen, und machte
                              abwechselnd Schuhe und Lieder, Stiefel und Tragoͤdien. Als er im 77sten Jahre
                              seines Lebens seine unsterblichen poetischen Werke zusammennaͤhte, fand er,
                              daß sie nicht weniger als 32 Folio-Baͤnde in Mscrpt. von seiner Hand
                              geschrieben gaben. Unter diesen waren 4,200 Meister-Lieder; 208
                              Komoͤdien, Tragoͤdien und Possenspiele (mehrere derselben haben VII
                              Akte); 1,700 Fabeln und Erzaͤhlungen; 73 geistliche und militaͤrische
                              und Hochzeits-Lieder: in Summa 6,048 Stuͤke. Drei dike Folianten
                              wurden im J. 1558–61 davon gedrukt, und in einer 2ten Auflage auf 6 Folianten
                              vermehrt. (Vergl. Weber's
                              nor. Anitq. und Mech. Mag.
                                 N. 318, 12. Sept., S. 48.)
                           
                        
                           Amerikanische Pferde.
                           Ein Correspondent aus Philadelphia im Courier, (Galignani N. 4526.) wundert sich, wie man von den
                              amerikanischen Rennern, Rattler und Tom Thumb, so viel Aufhebens in England machen konnte. Sie waͤren
                              zwar gute Pferde, sagt er; er kenne aber zwanzig bessere, wovon jedes den Rattler zu Schanden laͤuft. Eines dieser Pferde,
                              Bull Calf, das aber jezt einen Schaden am Hinterfuße
                              hat, lief im Trotte den Rattler schon in der ersten Meile
                              hin und gewann 1000 Dollars gegen ihn. Als dieser Bull
                                 Calf sechs Jahre alt war, lief er Eine (englische) Meile auf der Rennbahn
                              in 2 1∫2 Minute im Trotte: dieß ist die
                              hoͤchste Geschwindigkeit eines Pferdes im Trotte,
                              die man bisher auf dem Erdballe kennt. Die gewoͤhnliche Geschwindigkeit der
                              besten amerikanischen Trotter ist 2 Minuten 35
                              Sekunden bis 2 Minuten 42 Sekunden auf die Englische Meile; die der Trotter des
                              zweiten Ranges, 2 Minuten 45 Sekunden bis 3 Minuten.
                           In drei Minuten bis 3 Minuten 10 Sek. laͤuft jeder Amerikanische sogenannte
                              Trotter. Ephraim Smooth gewann die lezte Wette zu
                              New-York in folgendem Laufe:
                           
                              
                                 die ersten drei (engl.) Meilen im Geschirre
                                    in 
                                   8 Minuten
                                 21 Sek. im Trotte
                                 
                              
                                      zweiten
                                    drei  –      
                                    –    
                                    –    
                                    –    
                                    –      –
                                   8    –  
                                    –
                                 23   –
                                 
                              
                                      dritten
                                    drei   –      
                                    –    
                                    –    
                                    –    
                                    –      –
                                   8    –  
                                    –
                                 28   –
                                 
                              
                                       ––––––––
                                 –––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                      neun
                                    (engl.) Meilen im Geschirre in
                                 25 Minuten
                                 12 Sekunden im Trotte
                                 
                              
                           Die Sweepstake-Purse gewann Fireaway:
                           
                              
                                 die ersten zwei (engl.) Meilen
                                 in 5 Minuten 20 Sekunden im Trotte
                                 
                              
                                 die zweiten zwei (engl.) Meilen
                                 in 5 Minuten 16 Sekunden.
                                 
                              
                                       ––––––––––––
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                                   vier
                                  10 Minuten 36 Sekunden im Trotte.
                                 
                              
                           In der lezten Woche war ein Rennen zwischen Columbus, Comet,
                                 Spot und Buksin auf drei engl. Meilen und
                              zuruͤk: im ersten Feuer: 8 Min. 12 Sek.; im zweiten: 8 Min. 25 Sek.
                           Amerika hat nicht bloß die besten Trotter, sondern auch die besten Renner: alle
                              Abkoͤmmlinge der zwei Araber: Darley und Godolphin. Eclipse annte gegen Henry um 20,000 Dollars, vier englische (eine deutsche) Meilen in 7. Min.
                              37 Sek., und trug 126 Pfd. Lady Jackson legte auf dem
                              Ellipse Eine (engl.) Meile in Einer Minute 44 Sekunden zuruͤk.
                           
                        
                           Notiz fuͤr Schafwirthe auf dem festen Lande.
                           Nach dem Observer (in Galignani
                                 Messeng. N. 4545.) litten die Schafherden in diesem Jahre in England sehr
                              durch die Leberfaͤule.
                           
                        
                           Alter Esel.
                           Man bedient sich in England, selbst in London, der Esel ohne irgend eine Spur des
                              Vorurtheiles, das man im suͤdl. Deutschland (wo man, wie die
                              Italiaͤner sagen, allein der Esel seyn will) so sehr gegen dieses
                              nuͤzliche Thier naͤhrt. Wie lang ein Esel bei guter Pflege brauchbar
                              ist, beurkundet der alte Esel des Hrn. Rob. Lill zu Tattershall, der 36 Jahre alt
                              ist, und taͤglich seine guten und treuen Dienste leistet. (Star. Galignani. N. 4501e)
                           
                        
                           Alte Gans.
                           Zu Glentham, Lincolnshire, (wo der groͤßte bisher bekannte Ochs erzogen wurde)
                              lebt gegenwaͤrtig eine Gans, die nun bereits uͤber 100 Jahre alt ist.
                              (Atlas. Galign. N. 4502.)