| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. XCIII., S. 398 | 
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                        XCIII.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Patentwesen in England.
                           Das Repertory of Patent-Inventions liefert im November- Hefte S. 675–703. Auszuͤge
                              aus dem Protokolle des Zeugenverhoͤres, welches
                              der Ausschuß des Unterhauses, der waͤhrend der lezten Sizung das Patentwesen
                              zu untersuchen hatte, bei seiner Untersuchung aufgenommen hat. Dieses Protokoll wird
                              ein ewiges Denkmal des niedertraͤchtigen, schaͤndlichen Verfahrens
                              seyn, mit welchem das lezte Parliament die heiligsten Angelegenheiten des Wohles
                              seines Vaterlandes behandelte. Eine aͤhnliche Buͤberei, wie dieses
                              Protokoll, wird man schwerlich in irgend einer Staͤndeverfassung aufzufinden
                              vermoͤgen. Wenn es so in dem englischen Parliamente zugehen darf, so darf man
                              sich nicht wundern, wenn die angesehensten Maͤnner Englands fuͤr immer
                              aus dem Parlamente austraten, und die Moralitaͤt und Industrie Englands mit
                              raschen Schritten ihrem gaͤnzlichen Untergange entgegen eilt. Solcher
                              ministerielle Hocus Pocus war bisher in den Annalen der
                              Menschheit unerhoͤrt. Armes England!
                           
                        
                           Atlee's Patent-Mast- und
                              Bogspriet-Baͤnder.
                           Hr. Thom. Falconer Atlee, Gentleman in Prospect Place,
                              Deptford, Kent, ließ sich am 15. Jaͤner 1828 ein Patent auf Reife und
                              Baͤnder zur Befestigung der Maste, Bogspriete und Rahen ertheilen. Das Repertory of Patent-Inventions theilt im
                              November-Hefte 1829. S. 664. die Beschreibung im Auszuge ohne Abbildung mit,
                              und bemerkt bloß, daß, „wenn diese Baͤnder wirklich so stark sind,
                                 als sie gezeichnet sind, sie nur an den Stellen allein, wo die Schrauben sie
                                 anziehen, die Theile, die sie binden sollen, beruͤhren werden, an den
                                 uͤbrigen Stellen aber aus der Beruͤhrung kommen.“ Dieß
                              ist nun eine uͤble Sache fuͤr ein festes Band.
                           
                        
                           L. Reper Fitzmaurice's
                              Patent-Schiffspumpen.
                           Das Repertory of Patent-Inventions gibt im
                              November-Hefte 1829. S. 666. eine Beschreibung dieses Patentes, und bemerkt
                              in einer Anmerkung, daß Hrn. Fitzmaurice's
                              Patent-Schiffspumpe den Patent – Schiffspumpen des Hrn. Siebe sehr aͤhnlich sind, und daß vor Jahren schon
                              Schiffspumpen verkauft wurden, die Siebe's Pumpen
                              aͤhnlich waren; daß endlich dieser Apparat zum Treiben der Schiffe nach
                              fruͤher angestellten Versuchen nichts taugt.
                           
                        
                           Die Englaͤnder lassen jezt ihre Schiffe haͤufig
                              in fremden Hafen ausbessern,
                           weil sie dabei wohlfeiler wegkommen, als auf ihrer Insel. (Galignani. 4567.)
                           
                        
                           Neues Brennmaterial fuͤr Dampfbothe und
                              Dampfwagen.
                           In den Leuchtgasbereitungsanstalten, in welchen man das Leuchtgas aus Harz und Oehl
                              bereitet, gewinnt man eine bedeutende Menge fluͤssigen Oehles, das sehr gut
                              brennt. Dieses fluͤchtigen Oehles bedient man sich gegenwaͤrtig zu
                              Leeds an den daselbst betriebenen Oehlgaswerken, um vier Retorten zu heizen, welche
                              600 Kubikfuß Gas in jeder Stunde geben. Die hierzu noͤthige Hize wird den
                              ganzen Tag uͤber gleichfoͤrmig, ohne die geringste
                              Veraͤnderung, mit 2 Gallons dieses fluͤchtigen Oehles auf die Stunde
                              unterhatten. Dieses Oehl gibt weder den mindesten Rauch noch den mindesten Geruch.
                              Dieses Brennmaterial scheint daher fuͤr Dampfbothe sowohl, als fuͤr
                              Dampfwagen, von der hoͤchsten Wichtigkeit. Zwei Gallons (1 Gallon
                              haͤlt 10 Pfd. destill. Wassers) wiegen nur 46 Pfd. und geben so viel Hize,
                              als 112 Pfd. Kohlen oder Kohks: eine Verminderung von 7/8 in der Schwere des
                              Brennmateriales! (Leeds Merc. Mech. Mag. 325. S.
                              176.)
                           
                        
                           Was bei Erdbeben an Kettentauen der Schiffe geschehen
                              kann.
                           Ein Schiff, das vor Kurzem aus Suͤdamerika nach Portsmouth
                              zuruͤkkehrte, lag waͤhrend eines Erdbebens an der Kuͤste von
                              Suͤdamerika vor Anker. Derjenige Theil seines Kettenankertaues, welcher im
                              Schlamme im Grunde des Meeres lag, ward zu großen kugelfoͤrmigen Massen
                              zusammen geschmolzen, und theilweise ganz verschlakt, wie Eisenschlaken in einer
                              Schmiede. (Gill's
                              technol. Repos.
                              November 1829.)
                           
                        
                           Hoͤrroͤhren auf Schiffen.
                           Wir haben bereits im Polytechnischen Journale von der
                              Eigenschaft gesprochen, die der Schall besizt, sich durch Roͤhren leicht und
                              unveraͤndert kraͤftig fortzupflanzen. Dieß veranlaßte Hrn. Parsons den Hauptmast des Schiffes Briton mit einer zinnernen Roͤhre zu versehen, um bei
                              stuͤrmischem Wetter von der Cajuͤte aus den Waͤchter im
                              Mastkorbe commandiren zu koͤnnen und von demselben Bericht zu erhalten. Die
                              Roͤhre hat einen Zoll im Durchmesser (Mech., Mag.
                              325. S. 176. – Man muß aber nicht vergessen, daß diese Roͤhre ein
                              Blizableiter ist, und gerade bei Gewitterstuͤrmen es unmoͤglich machen
                              kann, sich derselben ohne Gefahr zu naͤhern. Eine hoͤlzerne
                              Roͤhre wuͤrde besser seyn.
                           A. d. Ue.)
                           
                        
                           Ueber die thermo-elektrische Kraft
                           der Metalle hat Hr. Becquerel in
                              den Annales de Chimie, August, S. 353. einen interessanten Aufsaz
                              mitgetheilt, der nicht bloß die Physiker, sondern auch die Metallarbeiter, die mit
                              Ueberlegung arbeiten wollen, sehr interessiren muß. Wir muͤssen uns
                              begnuͤgen, sie auf denselben aufmerksam gemacht zu haben, da er wohl bald in
                              irgend einer deutschen Zeitschrift fuͤr Physik uͤbersezt erscheinen
                              wird, und wir bei dem beschraͤnkten Raume unserer Blaͤtter denselben
                              nicht aufnehmen koͤnnen.
                           
                        
                           Platinna und Kupfer vermehren die Verbrennbarkeit der
                              Kohle.
                           Hr. Waͤhler hizte geraspelten Kork in
                              verschlossenen Gefaͤßen mit Platinna-Ammonium-Muriat, und auch
                              mit Gruͤnspan. Die hierdurch erhaltene Holzkohle entzuͤndet sich, wenn
                              sie nur leicht gehizt wird, und brennt dann fuͤr sich selbst fort.
                           In Hinsicht auf Platinna hat dasselbe Statt, was Doͤbereiner entdekte, in Hinsicht auf Kupfer aber ist diese
                              Entdekung neu, und erklaͤrt eine andere Erscheinung. Man hat bekanntlich
                              gruͤne Wachskerzen, die mit Gruͤnspan gefaͤrbt sind.
                              Waͤhrend des Brennens dieser Kerzen reducirt sich zuweilen das Kupfer
                              fuͤr einige Zeit am Dochte. Wenn nun eine solche Kerze ausgeblasen wird und
                              der Docht gluͤhend bleibt, so brennt das Wachs langsam fort, Stunden und Tage
                              lang, bis entweder alles Wachs verbrannt, ist, oder irgend ein fremder
                              Koͤrper dem weiteren Verbrennen ein Ende macht. Daher sind gruͤne
                              Wachskerzen gefaͤhrlich. (Royal Institute Journ.
                              Oct. 1829. Philos. Magaz. and Journ. 1829. S. 394).
                           
                        
                           Hrn. Ibbetson's geometrische
                              Drehebank.
                           Hr. Ibbetson, den seine Landsleute so oft wegen
                              Geheimnißkraͤmerei bei seiner unvergleichlichen Drehebank anließen,
                              erklaͤrt im Mech. Mag. N. 326. S. 187. 7. Nov.,
                              daß er, in Folge so vieler Ansuchens die an ihn gestellt wurden, seine ganze
                              Kunstdrehebank den beruͤhmten Drechslern zu London, HHrn. Holtzapffel, Charing-cross, uͤberlassen habe, bei welchen man dieselbe
                              nun haben kann. Unsere Fabrikanten moͤgen nun, wenn sie schoͤnere und
                              wohlfeilere Desseine, als die bisherigen, haben wollen, sich an ihren ehemaligen
                              Landsmann, Hrn. Holtzapffel wenden, bei welchem sie
                              solche Drehebaͤnke, die wahrhaftig das Unglaubliche leisten, haben
                              koͤnnen.
                           
                        
                           Ueber den Widerstand bei Drehung oder Windung der Platten oder
                              steifen Stangen
                           befindet sich in den Annales de
                                 Chimie, August, S. 373. eine Abhandlung des Hrn. Fel. Savart, welche fuͤr Drathzieher, die gute Mathematiker sind, und
                              uͤberhaupt fuͤr Alle, welche die Staͤrke der Koͤrper und
                              den Widerstand, den sie leisten, wenn sie gedreht oder gewunden werden, genau kennen
                              lernen wollen, sehr wichtig ist. Sie sezt indessen so viele mathematische Kenntnisse
                              voraus, daß wir bei dem gegenwaͤrtigen Zustande der Bildung unserer Arbeiter
                              wenig Nuzen fuͤr sie aus derselben erwarten koͤnnen, und sie daher
                              lediglich als einen neuen Beweis betrachten muͤssen, wie nothwendig es ist,
                              daß gruͤndliche mathematische Kenntnisse unter der arbeitenden Classe
                              verbreitet werden. Waͤhrend wir aber in Staͤdten polytechnische
                              Schulen errichten, wird der Unterricht in den Landschulen, aus welchen die Arbeiter
                              in den Staͤdten hervorgehen, von Jahr zu Jahr schlechter, und zwar so
                              schlecht, daß sehr viele Kinder, die die Schule 7 Jahre lang besuchten, nicht lesen
                              und nicht schreiben koͤnnen. Woher dieß kommt, wird jeder wissen, der da
                              weiß, von wem und wie die unteren Schulen gegenwaͤrtig geleitet werden.
                           
                        
                           Tragbare Schraubenpresse.
                           Der Bulletin d. Scienc. technol. Sept. 1829, erwaͤhnt einer tragbaren Schraubenpresse aus dem Industriel belge, April 1829,
                              S. 283. die das Unglaubliche leisten, und beinahe so stark als eine hydraulische
                              Presse wirken soll. Leider ist keine Beschreibung und Abbildung gegeben, und man
                              wird sich unmittelbar an den Industriel wenden
                              muͤssen, wenn man eine solche Presse haben will.
                           
                        
                           
                           Nadelmacherei zu Aachen.
                           Ein Englaͤnder schreibt im Mech. Mag. 326. S. 192.
                              „die Naͤhenadel- und Steknadel-Fabriken um Aachen
                                 stehen noch ein halbes Jahrhundert hinter den englischen, und ein Briefchen
                                 echter englischer Naͤhenadeln ist noch immer ein erwuͤnschtes
                                 Geschenk fuͤr eine niederlaͤndische Dame.“ – Wir
                              koͤnnen aber versichern, daß wir selbst in England Naͤhenadeln fanden,
                              die um 2 Jahrhunderte hinter den Aachenern zuruͤk waren.
                           
                        
                           Die Tuchmanufakturen zu Elboeuf und
                              Louviers
                              
                           verfertigen jezt Tuͤcher, ohne die Wolle zu fetten, wodurch Zeit und Geld
                              gewonnen wird, ohne daß das Tuch an Guͤte verliert. (Mech. Mag. 325. S. 176.)
                           
                        
                           Hrn. Skiakan's Wollenmesser.
                           Das Bullet. d. Sc. technol. Sept. 1829. fuͤhrt S. 57. aus dem Bullet. du
                                 Nord, Moscou 1828, aus der Revue enc. T. 40.
                              Decembr. 1828, S. 768. aus dem Industriel belge, April 1829, ein Instrument zum Messen der Feinheit der
                              Wolle an, welches Hr. Skiakan, Guͤterbesizer im
                              Gouvern. Woronesch, erfunden hat, und das den Namen Eriometer (Eriomètre, also auf Deutsch
                              Wollenmesser) fuͤhrt. Es wird keine
                              Beschreibung dieses merkwuͤrdigen Instrumentes gegeben, sondern bloß gesagt,
                              daß man mittelst desselben den hunderttausendsten Theil eines Zolles messen kann,
                              und daß es genauer ist, als unsere Mikroskope. Hr. Skiakan hat mittelst desselben gefunden, daß der Faden eines
                              Spinnengewebes noch viel diker ist, als fein geschlagenes Gold.
                           Es wird versichert, daß man mittelst dieses Instrumentes sehr leicht und schnell und
                              sicher die Feinheit eines Wollenhaares bestimmen kann, ohne daß man seine Augen
                              anzustrengen brauchte; daß es vor allen aͤhnlichen Instrumenten den Vorzug
                              verdiene, daß es aber nie allgemein eingefuͤhrt werden wird, weil es sehr
                              hoch zu stehen kommt. Fuͤr Heerdenbesizer soll es indessen unentbehrlich
                              seyn.
                           Gelegentlich wird hier des Eriometers des Hrn. P. Dollom
                              zu London vom J. 1811, des Hrn. Nebours zu Paris, der
                              Mikrometer der HHrn. Voigtlaͤnder zu Wien, Schimer zu Donbravine „(?)“ in
                              Mahren und Winckler zu Berlin endlich auch des
                              Instrumentes des Hrn. Koehler zu Zwickau erwaͤhnt,
                              welches Hr. Ternaux nach Paris brachte, und welches, wie
                              es hier heißt, „unter allen das unbequemste ist.“
                              Wo ist eine Beschreibung und Abbildung dieses so nuͤzlichen Instrumentes zu finden?A. d. Ue.
                              
                           
                        
                           Die Hexe in der
                              Baumwollenweberei.
                           Die nothgedraͤngten englischen Weber erfanden mit Huͤlfe einer Hexe (witch – einer
                              neuen Maschine, schnell und leicht gebluͤmte Zeuge zu verfertigen) einen
                              neuen Modeartikel, der einige Stuͤhle beschaͤftigt. Blankets verkauft man jezt in England nach dem Pfunde,
                              das Pfd. um 1 Shill. 4. P. bis 2 Sh. 6 P. (48 kr. bis 1 fl. 30 kr.) (Leeds Mercury. 4549.)
                           
                        
                           Brand der Rochdale Baumwollenfabrik
                              zu Manchester.
                           Zu Manchester brannte gegen Ende Octobers die Rochdale Baumwollenfabrik nieder. Der Schaden wird auf
                              30–50,000 Pfd. Sterl. geschaͤzt (360–600,000 fl.) Nichts war
                              assecurirt. Man weiß nicht, wie das Feuer ausgekommen
                                 ist. (Courier Mercury. 4563.)
                           
                        
                           Papier aus Agave (Maquey).
                           Der Congreß zu Mexico hat allen Regierungskanzelleien befohlen, sich keines anderen
                              Papieres, als desjenigen, welches in der Republik aus der einheimischen Maquey (agave americana) bereitet wird, zu bedienen. Dieses
                              Papier ist sehr gut, und erspart Geld fuͤr europaͤisches Lumpenpapier.
                              (Mech. Mag. 326. S. 192.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Ursachen der Diffraction
                           findet sich ein Auszug aus einer Abhandlung des Hrn. Halbat in den Annales de
                                 Chimie, August, S. 424, auf welche wir einstweilen Physiker' und Optiker
                              aufmerksam machen wollen, bis die Abhandlung selbst irgendwo gedrukt erscheint.
                           
                        
                           Hrn. Maͤlzel's musikalische
                              Maschinen (Automate).
                           Hr. Maͤlzel, Bruder des beruͤhmten
                              Mechanikers und Tonkuͤnstlers Maͤlzel zu
                              Wien, hat zu Boston nicht weniger als 42 musikalische Automate verfertigt, die ein
                              ganzes Orchester bilden. Die hoͤchste Bewunderung erregen die Violinspieler.
                              Eine Gesellschaft in Amerika wollte ihm fuͤr dieses
                              Automaten-Orchester bereits 300,000 Dollars bezahlen; er will aber 500,000,
                              und wird sie vielleicht erhalten. (Mech. Mag. N. 326. 7.
                              Nov. S. 192.)
                           
                        
                           Hr. Brosson Erfinder der Anwendung
                              der Domites zu Werken der schoͤnen
                              Kuͤnste.
                           Hr. Brosson hat in einer eigenen Broschuͤre gegen
                              die HHrn. Ledru und Roger, die sich im J. 1824 ein Patent
                              auf die Anwendung der Domites Steinemail fuͤr
                              Hausnummern, Straßennamen etc. ertheilen ließen, die Prioritaͤt der Erfindung
                              reclamirt. Der Titel dieser Schrift ist: Application dans les
                                 Arts des Domites etc. Réclamation de Mr.
                              Brossom
                              contre un Mémoire de MMs. Mr.
                              Ledru
                              et
                              Roger. 4. Paris. 1824.
                              ch. Pillet.
                              
                           
                        
                           Kuͤnstliche Blutegel.
                           Ein Mechaniker zu Bruͤssel verfertigt ein chirurgisches Instrument, welches
                              vollkommen die Stelle eines Blutegels vertritt, und nur 5 fl. kostet. Du die
                              Blutegel durch das neue Blutegelsystem der Aerzte so theuer geworden und in manchen
                              Gegenden gar nicht mehr zu haben sind, so waͤre es der Muͤhe werth ein
                              solches Instrument nach Deutschland kommen zu lassen, um zu sehen, ob dieser
                              belgische kuͤnstliche Blutegel Vorzuͤge vor den deutschen
                              kuͤnstlichen Blutegeln besizt. (Vergl. Industriel
                                 belge. 1829. p. 455. im Bullet. d. Sc. technol. Septbr. p. 30.)
                           
                        
                           Kuͤnstliche Hefen.
                           Der Industriel belge, Mai
                              1829, S. 395, aus diesem das Journal des Connaiss. usuell.
                                 N. 50. 1829. S. 215, und der Bullet. d. Sc.
                                 technol. S. 215. gibt folgende Bereitungsart kuͤnstlicher Hefen
                              (Germ, in Suͤddeutschland):
                           Wenn man diese Hefen im Großen bereiten will, braut man 75 Kilogramm (150 Pfd.)
                              Wuͤrze aus 50 Kilogramm (100 Pfd.) Malz, welches aus zwei Drittel des besten
                              Gerstenmalzes, einem Drittel Roken, 5 Kilogr. (10 Pfd.) Hopfen besteht. Man sondert
                              sie nach dem Kochen sorgfaͤltig von den Trabern und vom Hopfen ab, und dampft
                              sie bis auf 87 Kilogr. (175 Pfd.) ein.
                           Diese Wuͤrze vertheilt man in mehrere Gefaͤße, damit sie sich so
                              schnell als moͤglich abkuͤhlt, schuͤttet sie hierauf in Ein
                              Gefaͤß zusammen, und sezt 16 Kilogr. (32 Pfd.) Vierhefen zu. Fuͤr die
                              folgenden Suͤde bedient man sich immer der kuͤnstlichen Hefen. Die
                              Masse wird bald in Gaͤhrung gerathen, und nach drei bis fuͤnf Stunden
                              mit einem diken, weißen, den gewoͤhnlichen Hefen aͤhnlichen Schaume
                              bedekt seyn.
                           In dem Augenblike, wo der Schaum sich hebt, mengt man die Masse gehoͤrig
                              durch, und sezt, unter bestaͤndigem Umruͤhren, 50 bis 75 Pfd.
                              (25–37 Kilogr.) Gersten- oder Rokenmalz zu, oder auch feines
                              Roken- oder Gerstenmehl, und stellt die Mischung an einen kuͤhlen
                              Ort.
                           Wenn man diesen kuͤnstlichen Hefen Mehl genug zusezt, um ihnen die Consistenz
                              eines diken Breies zu geben, so halten sie sich im Sommer 10–15 Tage, im
                              Winter 4–6 Wochen. Man kann sich derselben bedienen um Kornbrantwein, Bier,
                              Bieressig, Aepfelmostessig, Weinessig, Brot, Bakwerk, mit einem Worte alles
                              dasjenige in Gaͤhrung zu sezen, wozu man. die besten Bierhefen (Spundhefen,
                              levuro de bondon) nur immer brauchen kann. Um diese Hefen
                              laͤngere Zeit uͤber aufbewahren zu koͤnnen, muß man sie
                              taͤglich ein paar Mal umruͤhren. Man kann sie auch bei maͤßiger
                              Waͤrme troknen und dann puͤlvern. Das Pulver wird in steinernen
                              Kruͤgen aufbewahrt, und wenn man sich desselben bedient, verduͤnnt man
                              es mir 4 Pinten (Liter) Wasser bei 17–19° R. Man erhaͤlt
                              hiervon dieselbe Wirkung, als ob man eben so viel Bierhefen genommen
                              haͤtte.
                           Wenn man solche Hefen im Großen fuͤr Brantweinbrenner, Baͤker etc.
                              bereiten will, darf man sie nur mit der noͤthigen Menge Wassers
                              verduͤnnen, um ihr die gehoͤrige Dike zu geben.
                           
                        
                           Maschine zum Kneten des Teiges zum Brote.
                           Man bedient sich der sogenannten Knetemaschinen nun auch in Holland, wo Oberst Montferrat sie einfuͤhrte. Der Bulletin d. Sc. techn. Septbr. 63. beschreibt sie, nach dem Industriel
                                 belge, Jun. 1829, S. 451. als bestehend aus einem hohlen eisernen Cylinder
                              in einer Kiste aus Eichenholz mit concavem Boden. Der Cylinder, welcher die Kiste
                              gleichsam in zwei Theile theilt, wird von einer Kurbel getrieben. Der Teig kommt an
                              einer Seite der Kiste hinein, und wird durch die Umdrehungen des Cylinders auf die
                              andere Seite geschafft; wenn der Cylinder nach der anderen Seite gedreht wird,
                              schafft er den Teig wieder zuruͤk. In 11 Minuten hat man 30 Pfd. Teig
                              geknetet; man fand den Teig hinlaͤnglich geknetet, und das aus demselben
                              gebakene Brot gut, und laͤnger, wie man sagt, saftig, als Brot, das auf die
                              gewoͤhnliche Weise geknetet wurde.
                           
                        
                           Maschinenbaͤkerei bei der koͤnigl. Flotte in
                              England.
                           Nach dem Courier (Galign.
                              4548.) wird kuͤnftig alles Brot und Zwiebak fuͤr die koͤnigl.
                              engl. Flotte mittelst Maschinen verfertigt. Sogar der koͤnigl.
                              Staͤmpel wird von einer Maschine aufgedruͤkt. Man findet das bei den
                              ersten Versuchen verfertigte Brot und Zwiebak besser, als das bisherige.
                           
                        
                           Preise der Lebensmittel in Neu-Holland.
                           Rindfleisch kostet das Pfd. 4 Pence (12 kr.); Brot, der Laib zu Pfd 4 Shill. 1 P. (39
                              kr.), Mehl das Pfd. 6 Pence (18 kr.); Weizen, das Bushel 14 Shill. (6 fl. 36 kr.);
                              Mais das Bushel 5 Shill. 9 P. (3 fl. 27 kr.); Gerste 3 fl.; Erdaͤpfel der
                              Ztr. 9 Shill. 6 P.; Butter das Pfd. 1 Shill. 10P. (1 fl. 6 kr.); Eier das Duzend, 2
                              Shill. 1 P. (1 fl. 15 kr.); ein Paar Enten 5 Sh.; ein Paar Huͤhner 4 Shill. 3
                              P.; ein Paar Gaͤnse, 12 Sh. 6 P.; ein Paar Indianen 15. Sh.; Heu, die Tonne
                              (20 Ztr.) 12 Pfd. Sterl.; Stroh, die Last 2 Pfd. (Sidney
                                 Gazette. Galignani. N. 4564.)
                           
                        
                           Steinkohlen in Van Diemens Land.
                           Man fand in Van Diemens Land Steinkohlen, die in
                              Guͤte den schottischen Steinkohlen von der Sorte „Elgin's Wall's End,“ die man zur
                              Dampfschifffahrt vorzuͤglich geeignet haͤlt, vollkommen gleich kommen.
                              (Globe Galignani. 4566.)
                           
                        
                           Fortwaͤhrendes Fallen der Eisenpreise in
                              England.
                           Der sicherste Maßstab des Sinkens und Steigens der Industrie in einem Lande ist das
                              Sinken und Steigen der Eisenpreise. In England wichen die Eisenpreise Ende Oktobers
                              wieder um 5 Shill. die Tonne Roheisen und um 10 Shill. die Tonne Stabeisen. (Globe. Galign. 4563.)
                           
                        
                           Gegenwaͤrtiger Zustand der Weber in England.
                           Die fleißigsten und geschiktesten Weber in der Gegend von Carlisle koͤnnen
                              sich gegenwaͤrtig, bei taͤglich 16–18stuͤndiger Arbeit,
                              nicht mehr verdienen als 5 bis 7 Shillings die Woche (d. i., nach unserem
                              eigentlichen Geldwerthe, hoͤchstens 6 kr. des Tages.) (Atlas. Galignani. 4567.)
                           
                        
                           
                           Ueber Erhaltung des Holzes
                           hat Hr. Gossier in der Biblioteque physico-econom. Juli. 1828, S. 9.
                              einen Aufsaz mitgetheilt, der sich, mit zwei Worten, darauf
                              zuruͤkfuͤhren laͤßt, daß man das Holz
                                 gerben soll. Die Redactoren der Bibl. phys.
                              finden diesen Vorschlag nicht ungeeignet, die Ausfuͤhrung aber zu
                              kostspielig. Sie wollen versuchen das Holz erst in kochsalzsauren Kalk, dann in eine
                              Auflosung von schwefelsaurer Soda und schwefelsaurem Eisen einzutauchen, und meinen,
                              daß es gut waͤre, dem kochsalzsauren Kalke auch arseniksaure Soda zuzusezen.
                              (Gegen leztere protestiren wir feierlichst; denn wenn Arsenik im Holze bleibt, so
                              wird ein kleiner Splitter, der in der Haut steten bleibt, schnell den Brand erzeugen
                              und das Individuum, in dessen Haut er gerieth, tobten koͤnnen, abgesehen von
                              den vielen uͤbrigen verderblichen Folgen, die diese Holzvergiftung haben
                              kann, welche man schon fruͤher auch in England vorschlug, und gegen welche
                              wir schon fruͤher warnten. Uebers.) (Vergl. Bullet. d. Sc. technol. Septbr. 1829. S. 4.)
                           
                        
                           Wandernde Dreschmaschine.
                           Man faͤhrt jezt Dreschmaschinen in England umher, die des Tages fuͤr
                              eine Guinea jedem zu Diensten sind. Dabei werden die irlaͤndischen Drescher
                              erspart. (Sheffield Iris. Galignani. 4570.)
                           
                        
                           Amerikanische Methode Aepfel aufzubewahren.
                           Im Massachusett's
                              Agricult. Repos. (Mech. Mag.
                              326. S. 192.) wird empfohlen, die Aepfel, die so spaͤt, als es die Witterung
                              erlaubt, vom Baume genommen werden muͤssen, alsogleich in vollkommen trokenem
                              Sande schichtenweise zu legen, jede Schichte gut mit Sand zu bedeken, und so
                              aufzubewahren. Auf diese Weise bleiben die Aepfel bis Junius des naͤchsten
                              Jahres vollkommen wohl erhalten, und so frisch und schmakhaft, als ob sie erst vom
                              Baume gepfluͤkt worden waͤren. Der Sand muß rein gewaschen und
                              vollkommen gut getroknet seyn. – (Wir haben diese Methode schon vor vielen
                              Jahren von einem ehrwuͤrdigen alten ungrischen Edelmanns preisen
                              hoͤren: wir haͤtten also fuͤr eine gute Theorie im Osten und
                              Westen bestaͤtigende Erfahrung. Es ist unglaublich, wie viel Obst durch
                              schlechte Aufbewahrung jaͤhrlich zu Grunde geht.
                           
                        
                           Schwere Aepfel.
                           Man verkaufte auf dem Londoner Obstmarkte einige Aepfel von einem Apfelbaume, der aus
                              Amerika eingefuͤhrt wurde. Jeder Apfel wog Ein Pfund. (Galign. 4451.)
                           
                        
                           Litteratur.
                           
                              Deutsche.
                              Von dem im polyt. Journal Bd. XXXIII. S.
                                    79. angezeigten Werke:
                              J. Dumas, Handbuch der angewandten
                                    Chemie. Aus dem Franzoͤsischen vonDr. Friedrich Engelhart.
                                    Nuͤrnberg, bei Joh. Leonhard Schraͤg,
                              
                              ist bereits die zweite und dritte Lieferung
                                 erschienen.