| Titel: | Beschreibung der Dampfwagen, welche auf der Eisenbahn zwischen Liverpool und Manchester den Wettlauf hielten. | 
| Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. XCIV., S. 405 | 
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                        XCIV.
                        Beschreibung der Dampfwagen, welche auf der
                           Eisenbahn zwischen Liverpool und Manchester den Wettlauf hieltenVergleiche das vorhergehende Heft dieses Journales S. 356..
                        Aus dem Mechanics' Magazine N. 323, 324, 325, 17., 24
                              und 31. Oktober.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VIII.
                        Beschreibung mehrerer Dampfwagen.
                        
                     
                        
                           „The Novelty
                                 Auf Deutsch: „die Neuigkeit.“
                                       ;“ Dampfwagen der HHrn. Braithwaite
                              und Ericsson.
                           Wir beschreiben diesen Dampfwagen zuerst, nicht aus Vorliebe fuͤr denselben,
                              sondern weil er zuerst auf der Liste der Wagen stand, welche den Wettlauf halten
                              sollten.
                           Das elegante Aeußere dieses Wagens wird jeden beim ersten Anblike uͤberzeugen,
                              daß das Publicum nicht Unrecht hatte, wenn es demselben in Hinsicht auf seine
                              außerordentliche Leichtigkeit, Zierlichkeit und gedraͤngte Festigkeit
                              allgemeinen Beifall schenkte. Alle Dampfwagen (selbst Gurney's) hatten bisher einen besonderen Schleppwagen, einen
                              Munitionswagen angehaͤngt (a tender), auf welchem
                              das Wasser und das Brennmaterial geladen ist. Der „Novelty“ fuͤhrt alles, was er braucht, auf seinem
                              eigenen Ruͤken, und ist, dessen ungeachtet, leichter als irgend ein
                              Dampfwagen nach dem alten Plane. Der „Rocket
                                 Auf Deutsch: „die Rakete.“
                                       “ des Hrn. Stephenson, welcher noch
                              einen eigenen Munitionswagen braucht, wiegt 4 Tonnen, 3 Ztr. (83 Ztr.),
                              waͤhrend der „Novelty“ nur 2
                              Tonnen 15 Ztr. (55 Ztr.) wiegt, also um 28 Ztr. leichter ist.
                           Einige haben behauptet, daß bei dieser Leichtigkeit nichts gewonnen ist; wir wollen
                              nicht laͤugnen, daß diese Leichtigkeit ihre Graͤnzen hat, außer
                              welcher nichts mehr durch hoͤhere Leichtigkeit gewonnen werden kann; wir sind
                              aber uͤberzeugt, daß der Novelty noch fern von
                              dieser Graͤnze geblieben ist. Ueberdieß hat schon der Ausspruch der Richter,
                              daß jeder Dampfwagen, der um den Preis fahlen will, drei Mal
                                 so viel Last ziehen muß, als er selbst schwer ist, jeden von jeder
                              Taͤuschung in dieser Hinsicht entfernt gehalten.
                           Eine solche Verminderung der Schwere, wie man sie am „Novelty“ sieht, ist nicht unbedeutend.
                              Man hat auf der Stockton
                              und Darlington-Eisenbahn sich uͤber die große
                              Schwere der Dampfwagen, deren manche 12 Tonnen (240 Ztr.) wiegen, sehr beklagt.
                              „Man hat,“ sagt ein Schriftsteller uͤber die
                              EisenbahnenA Treatise on the Utility of a Railway from Leeds to
                                       Selby and Hull etc. By Thom.Hull., „die Schnelligkeit der Dampfwagen auf der Eisenbahn voll
                                 Darlington dadurch vermehrt, daß man Raͤder von 4 Fuß im Durchmesser,
                                 Statt von 3 Fuß, genommen hat; aber diese koͤnnen, wenn sie auf flachen
                                 Stangen laufen, nicht gehoͤrig gehaͤrtet werden, indem man
                                 besorgen muͤßte, daß sie sich schleifen wuͤrden, wo es streng geht. Man
                                 muß sie folglich aus weichem Eisen gießen, welches sich, in Folge der Schwere
                                 der Wagen, Furchen nach der ganzen Breite der
                                 Schienen der Bahn eindruͤkt, und dann bei
                                 schwerer Last in die Schienen einbeißt und diese seitwaͤrts dreht, so daß
                                 immer Arbeiter bei der Hand seyn muͤssen, die sie wieder flach und gerade
                                 klopfen. Wo keine schweren Dampfwagen, sondern bloß die Lastwagen allein
                                 uͤber die Eisenbahn fahren, behalten die Schienen immer ihre Lage, und
                                 beduͤrfen keiner Ausbesserung.“
                              
                           Die Directoren der Liverpool-Eisenbahn, die diese traurigen Resultate vor
                              Augen hatten, erhoben daher die moͤglich hoͤchste Leichtigkeit sehr
                              weislich zu einer der vorzuͤglichsten Eigenschaften „des besten
                                 Dampfwagens,“ der um den Preis werden will. Sie erklaͤrten:
                              „daß die Schwere des Dampfwagens mit dem Wasser in dem Kessel 6 Tonnen (120 Ztr.) nicht
                                    uͤbersteigen darf, und daß ein leichterer Dampfwagen, wenn er
                                 sein verhaͤltnißmaͤßiges Gewicht zu ziehen vermag, den Vorzug
                                 haben soll.“
                              
                           Die Art, wie die Erfinder des „Novelty“ im Stande waren, ihrem Dampfwagen eine so große
                              Leichtigkeit zu gewahren, ohne seine Kraft zu schwachen, wird sich aus der
                              Beschreibung desselben ergeben.
                           Die Zeichnung Fig.
                                 1. zeigt den Aufriß dieses Wagens, F, ist das
                              Wagengestell. E, das Ende des kreisfoͤrmigen
                              Kessels, der unter dem Gestelle gegen die Dampfkammer, A, hinlaͤuft. L, ist ein Rumpf zur Aufnahme
                              des Brennmateriales (welches sich in zwei kleinen Koͤrben auf dem Gestelle
                              befindet). Aus dem Rumpfe faͤllt es durch eine Roͤhre in dem
                              Mittelpunkte der Kampfkammer, A, in den Ofen S. M ist die Aschengrube. D
                              und N sind zwei arbeitende Cylinder mit ihren Schiebern
                              (die Zeichnung kann nur. einen derselben darstellen). B
                              ist der Wasserbehaͤlter. C, ist ein Apparat zum
                              Zusammendruͤken der Luft, welcher auf den Ofen mittelst einer Roͤhre
                              wirkt, die unter dem Gestelle hinlaͤuft und bei K
                              sich endet. Q ist eine Roͤhre zur Entweichung der erhizten Luft.
                              OG sind die Verbindungsstangen, welche die
                              Wirkung der Staͤmpel den Raͤdern mittheilen.
                           Der Kessel enthaͤlt ungefaͤhr 45 Gallons (450 Pfd.) Wasser. Der
                              Durchmesser eines jeden Cylinders ist 6 Zoll, und die Laͤnge eines Stoßes 12
                              Zoll.
                           Die zweite Figur zeigt die schoͤne Vorrichtung mit den Federn, welcher dieser
                              Wagen vorzuͤglich seine sanfte Bewegung und seine Festigkeit im Laufe
                              verdankt Die Achsen sind an der eisernen Stange, A,
                              befestigt, und eine Schlaͤuder, C, wirkt jener
                              Seitenwirkung entgegen, die sonst zwischen der Stange und dem Wagengestelle, B, Statt haben wuͤrde. Damit ferner die Wirkung
                              der Federn das Spiel der Maschine nicht stoͤrt, ist die Verbindungsstange,
                              D, soviel moͤglich in eine horizontale Lage
                              gebracht. Die Verbindungsstangen werden durch Glokenzuͤge (bell-cranks), E,
                              bewegt, die mittelst Schlaͤudern, F, mit der
                              Staͤmpelstange verbunden sind. Die Federn sind herrlich gearbeitet; sie sind
                              von Hrn. Thrupp, und entsprechen ganz dem Rufe, welchen
                              dieser Kuͤnstler sich in diesem besonderen Zweige der Industrie erworben
                              hat.
                           Die Rader sind die trefflichen Patentraͤder der HHrn. Jones und Comp. (Vergl. Polytechn. Journ. B. XXVIII. S. 444. und Mech. Mag. N. 245.). Die Wahl, die die HHrn. Braithwaite und Ericsson an denselben getroffen
                              haben, ist ein Tribut, welchen sie den Verdiensten derselben zollten. Bei dem
                              besonderen Baue derselben wirken sie mit dem moͤglich geringsten Nachtheile
                              von Seite der Schwere des Wagens, und, da sie vollkommen cylindrisch sind, liegen
                              sie mit ihrer ganzen Breite auf den Schienen auf. Die Leichtigkeit, wegen welcher
                              diese Raͤder so beruͤhmt sind, faͤllt hier nicht so sehr auf,
                              da der „Novelty“ selbst in allen seinen Theilen so leicht
                              gebaut ist, daß er alles andere Leichte an ihm verdunkelt. Von dem ganzen Gewichte
                              des Wagens pr. 2 Tonnen 15 Ztr. fallen, wie wir glauben,
                              nur 13 Ztr. auf die Raͤder.
                           Da wir nun das Aeußere dieses Wagens beschrieben und abgebildet haben, wollen wir den
                              inneren Bau desselben nach einer rohen Durchschnittsskizze desselben darstellen, die
                              wir nur nach dem Gedaͤchtnisse entworfen haben, und die nur die
                              wesentlichsten Theile umfaßt.
                           S ist der Ofen, welcher aus dem oben erwaͤhnten
                              Rumpfe, L, (siehe Fig. 1.) mit dem
                              noͤthigen Feuermateriale versehen wird, was durch die senkrechte
                              Roͤhre im Mittelpunkte der Dampfkammer A
                              geschieht. Die erhizte Luft entweicht aus diesem Ofen durch einen Zug, der sich in
                              dem Cylinder EE zwei oder drei Mal auf und nieder
                              windet, und in seinem Durchmesser allmaͤhlich verengt, bis er sich in der Entweichungsrohre,
                              Q, endet. Die Theile, die in dieser Figur schattirt
                              dargestellt sind, sind mit Wasser ausgefuͤllt, welches, wie man bemerken
                              wird, sowohl den Kessel, als den Zug umgibt.
                           Die Ausdehnung der Oberflaͤche, welche auf diese Weise der Eine Wirkung der
                              Hize ausgesezt ist, ist um einen guten Theil kleiner, als an anderen Dampfmaschinen,
                              so daß, wenn man die Hize hier so, wie all anderen Maschinen, circuliren ließe, bloß
                              durch den sogenannten atmosphaͤrischen Zug, wahrscheinlich in Bezug auf die
                              Menge des hier erzeugten Dampfes nichts gewonnen seyn wuͤrde. Statt aber hier
                              von diesem atmosphaͤrischen Zuge abzuhaͤngen, haben die HHrn. Braithwaite und Ericsson ein
                              Geblaͤse vorgerichtet, das man in Fig. 1. bei CK sieht, wodurch die erhizte Luft durch den Zug
                              getrieben wird. Da sie nun auf diese Weise eine groͤßere Menge von
                              Waͤrmestoff waͤhrend eitler gegebenen Zeit einwirken lassen, so
                              erhalten sie genau dieselbe Wirkung, die sie erlangt haben wuͤrden, wenn sie
                              die Oberflaͤche des Ofens und des Zuges verdoppelt oder vervierfacht
                              haͤtten. Dieß ist aber noch nicht genug. Die Menge atmosphaͤrischer
                              Luft, welche durch die Roͤhre, K, unter dem Feuer
                              und durch dasselbe eingefuͤhrt wird, hat nicht bloß die Wirkung, daß die
                              erhizte Luft durch den Zug vorwaͤrts getrieben wird, sondern wird an und
                              fuͤr sich selbst eine Quelle von Hize, die die Anwendung neuer Kohls erspart.
                              In diesen beiden Umstaͤnden, in der Beschleunigung des Zuges und in der
                              Heizung durch die Atmosphaͤre, die das Brennmaterial, wenn wir so sagen
                              duͤrfen, liefert, besteht das Geheimniß, das große Verdienst „des
                                 Novelty.“ Die Schnelligkeit der
                              Einwirkungen ersezt hier den Mangel an Umfang: der geringere Antheil an Kohls, der
                              hier verbraucht wird, wird aus der Luft geborgt, die das Feuer umgibt.
                           Die Schnelligkeit, mit welcher die heiße Luft durch den Zug faͤhrt, macht hier
                              keine Ausnahme von der Wirksamkeit des Verfahrens; denn die kleinen
                              kreisfoͤrmigen Roͤhren, wie diejenigen, die hier angebracht sind, sind
                              so sehr geeignet, die Hize aus jeder Fluͤssigkeit, die durch dieselben
                              geleitet wird, einzusaugen, und dieselbe an die sie umgebenden Koͤrper wieder
                              abzutreten, daß wenig oder gar kein Waͤrmestoff unbenuͤzt verloren
                              gehen kann.
                           Man laͤßt den Zug sich allmaͤhlich verengen, indem die erhizte Luft auf
                              ihrem Durchgange durch denselben abkuͤhlt, und nach und nach weniger Oeffnung
                              zu ihrem Ausgange noͤthig hat. Der Zug hat ferner eine Neigung nach
                              abwaͤrts, wie die Skizze zeigt, so daß, wenn man eine Marmorkugel an dem
                              Ofenende in dieselbe fallen ließe, sie schnell durch alle Windungen desselben
                              durchrollen und bei dem anderen Ende herauskommen wuͤrde. Der Zwek dieser
                              Neigung ist daß, wenn irgend ein Staub aus dem Ofen in den Zug geraͤth, er immer einen Abhang
                              findet, durch welchen er hinausgelangen kann.
                           In der Patenterklaͤrung der HHrn. Braithwaite und
                              Ericsson auf Dampferzeugung wird zweier
                              Luftdrukpumpen erwaͤhnt: einer, wodurch die atmosphaͤrische Luft oben
                              auf das Feuer in dem Ofen, die andere, wodurch sie unten in den Grund des
                              Brennmaterials eingetrieben wird. Wo man bloß Steinfohlen brennt, ist diese doppelte
                              Luftdrukmaschine nothwendig, um die Kohlen kraͤftiger brennen zu machen; wo
                              aber reine Kohks gebrannt werden, wie in dem „Novelty,“ kann die obere Rohre wegbleiben.
                           Es sind Haͤhne angebracht, um den Durchgang der Luft durch die Roͤhre,
                              K, zu reguliren; am Kessel und an der Dampfkammer
                              befinden sich Sicherheitsflappen; diese, so wie die Speisungsrohre, um Wasser aus
                              dem Behaͤlter herbeizufuͤhren, sind aber in der Skizze weggelassen, da
                              sie zur weiteren Beleuchtung des Grundsazes, worauf die Maschine beruht,
                              uͤberfluͤssig sind.
                           Die Ursache des Unfalles, welcher dem „Novelty“ begegnete, und
                              der ein uͤbles Licht auf denselben geworfen hat, ist folgende. Der Wagen
                              wurde in der Eile erbaut: in sechs Wochen; mehr hatte man nicht Zeit bis zu dem zur
                              Fahrt bestimmen Termine. Er wurde vor dieser Fahrt nie probirt. Man konnte also
                              nicht erwarten, daß er in allen seinen Theilen vollendet seyn wuͤrde. Man hat
                              gleich Anfangs bemerkt, daß die Roͤhre der Speisungspumpe ihren Dienst nicht
                              ganz gehoͤrig versieht, und die Folge hiervon war, daß das Wasser, welches
                              durch diese Pumpe immer auf der in unserer Skizze angedeuteten Hoͤhe erhalten
                              werden soll, unter die Hoͤhe des Niveau des Zuges des Ofens sank, so daß der
                              Zug, der dann einer starken trokenen Hize ausgesezt war, an der Stelle, a, nachgab. Um zu diesen beschaͤdigten Theile zu
                              gelangen, war es nothwendig, die Dampfkammer, A,
                              abzuheben, und zu diesem Ende mußten die Gefuͤge, b,
                                 c, d und e weggenommen werden. Einen neuen Zug
                              zu machen, war leicht; nicht so leicht war es aber alle Gefuͤge wieder in den
                              vorigen Zustand herzustellen. Der Kitt halte wenigstens einen Monat gebraucht, um
                              vollkommen troken zu werden: nun waren aber kaum zwoͤlf Stunden
                              voruͤber, als der Wagen seine lezte Fahrt machen sollte, und so gaben die
                              Gefuͤge, wie es sich bei einer Temperatur von 300° F. vermuthen ließ,
                              nach, und der Dampf entwich von allen Seiten. Die Maschine war also, fuͤr
                              diesen Augenblik, außer Stande, ihren Dienst gehoͤrig zu leisten.
                           Der unparteiische Leser wird hieraus entnehmen, daß nicht der Grundsaz, nach welchem
                              diese Maschine erbaut ist, fehlerhaft war, die Maschine arbeitete gut, so lang alles
                              in derselben noch fest war. Waͤre die Maschine vorher probirt worden, so
                              wuͤrde dieses Unheil nicht entstanden seyn. Die Hauptsache, um welche es sich
                              hier handelt, wurde bereits erwiesen; es hat sich gezeigt, daß die Maschine in einer
                              gegebenen Zeit eine groͤßere Menge Dampfes zu erzeugen im Stande ist, als
                              bisher bei keiner anderen Maschine moͤglich war. Es war keine Probe
                              noͤthig, um sich zu uͤberzeugen, daß das, was waͤhrend Einer
                              Stunde geleistet werden konnte, auch mehrere Stunden lang geleistet werden kann. Man
                              hat sich vielleicht hinsichtlich der noͤthigen Menge Kohlen und Wassers
                              tauschen koͤnnen; uͤber die Kraft der Luftdrukpumpen zur
                              Beschleunigung des Zuges der heißen Luft war keine Taͤuschung
                              moͤglich.
                           
                        
                           Der Rocket.
                           Fig. 4. zeigt
                              den Aufriß dieses Dampfwagens mit feinem Munitionswagen, aber nur in halbem
                              Maßstabe, in welchem der „Novelty“
                              dargestellt wurde. Der Ofen, A, ist zwei Fuß weit und
                              drei Fuß hoch. Der Kessel B hat 6 Fuß Lange und drei Fuß
                              im Durchmesser. Der Ofen hat, wie am Novelty, einen
                              aͤußeren Ueberzug, zwischen welchem und dem Feuerherde ein Zwischenraum von
                              drei Zoll bleibt, der mir Wasser ausgefuͤllt ist, und mit dem Kessel in
                              Verbindung steht. Die erhizte Luft des Kessels circulirt durch denselben mittelst 25
                              kupferner Roͤhren von 3 Zoll im Durchmesser, welche sich in dem langen
                              Schornsteine, C, enden. FG sind Sicherheitsklappen, HH ist die
                              Dampfauszugsrohre. D ist einer der zwei Dampfcylinder,
                              welche sich unter einem Winkel gegen die Raͤder hin neigen, und den Kessel
                              zwischen sich, wie zwei Arme umfassen. E, ist eine der
                              Verbindungsstangen, welche den Raͤdern Bewegung mittheilt, a, ist der Schieber des Staͤmpels des Cylinders,
                              den man in der Figur sieht, und o eine der zwei
                              Entweichungsroͤhren. M, ist der Theil des
                              Munitionswagens, welcher fuͤr das Brennmaterial bestimmt ist. N, ist das Wasserfaß.
                           Aus dem, was dieser Wagen leistete, ergibt sich, daß die Maschine reichlich und
                              ununterbrochen Dampf erzeugt; allein, die große Oberflaͤche, die hier der
                              Hize ausgesezt werden mußte, um diese Wirkung zu erhallen, die Groͤße aller
                              Theile, die Menge des Brennmateriales sind Fehler, welche selbst durch eine
                              groͤßere Menge erzeugten Dampfes nicht ersezt werden wuͤrden. Es ist
                              nicht bloß die Schwere eines solchen Wagens, die nachteilig auf die Schienen der
                              Eisenbahn wirkt. Auch der hohe Schornstein, der hier noͤthig ist, um jenen
                              Zug zu erhalten, den der Novelty durch das Geblaͤse gibt, ist ein Nachtheil.
                              Er gibt dem Wagen eine gewisse Schwankung nach der Seite, und die Schienen haben so
                              außer dem Laͤngendruke auch Seitendruk zu erleiden. Anfangs ließ der Schornstein
                              noch etwas Rauch fahren, und erfuͤllte die Bedingung, „seinen Rauch kraͤftig zu
                                    verzehren,“ nicht ganz; spaͤter aber verzehrte er
                              denselben vollkommen: es waren naͤmlich Anfangs noch Kohlen unter den Kohks,
                              woraus dieser Umstand sich hinlaͤnglich erklaͤrt.
                           3) Der Sanspareil von Hrn. Ackworth zu Darlington ist in N. 325,31. Oct. des Mech.
                                 Mag. S. 162 auf folgende Weise beschrieben.
                           Fig. 5. zeigt
                              diesen Dampfwagen mit seinem Munitionswagen von Außen in demselben Maßstabe, wie den
                              „Rocket,“ naͤmlich 1/4 Zoll auf den Fuß. Er ist
                              jenem des Hrn. Stephenson sehr aͤhnlich, nur weil
                              groͤßer; er ist gedraͤngter, und faͤhrt daher auch weit fester.
                              Ofen und Kessel sind nicht, wie am Rocket, an dem
                              vorderen und Hinteren Ende angebracht, sondern bilden einen Koͤrper, A, der auf die in Fig. 6. dargestellte Weist
                              eingerichtet ist. A ist der Ofen, bb, der Zug oder die Roͤhre, durch welche
                              die erhizte Luft nach der Richtung der Pfeile in den Schornstein, C, tritt. Der Kessel, oooo, umgibt den Ofen und den Zug. Die arbeitenden Cylinder, D, und die Verbindungsstangen, E, etc. sind, wie jene am Rocket, nur daß sie
                              senkrecht. Statt diagonal sind. Der unnuͤze Dampf tritt in eine
                              aͤußere Roͤhre, G, die in aufsteigender
                              Richtung nach dem Schornsteine, C, laͤuft, so
                              daß, was immer von demselben verdichtet worden ist, durch die senkrechte
                              Nebenroͤhre an ihrem unteren Ende in die Speisepumpen
                              zuruͤkfaͤllt, von welchen eine in der Figur dargestellt ist.
                           Die An, wie hier der Dampf erzeugt wird, ist dieselbe, deren Trevethik sich schon im J. 1804 bediente, und besizt folglich alle
                              Verdienste, die man derselben allgemein zuerkannt hat, ohne daß jedoch irgend eine
                              Verbesserung gegen die Vorwuͤrfe, die man derselben gemacht hat, angebracht
                              worden waͤre. Der Bau des Ofens und des Kessels ist hoͤchst einfach,
                              und von unbestreitbarer Kraft: die Groͤße aber, so wie die Menge Wassers und
                              Brennmateriales, die sie fordern, machen sie zu einem Dampfwagen wenig geeignet.
                           4) Der Cycloped von Hm, Brandreth zu
                                 Liverpool. Die Triebkraft an dieser Maschine ist dieselbe, die man von den
                              Tretmuͤhlen der Gefaͤngnisse und den Bratenwendern der Hunde her
                              kennt, nur daß hier Pferde Statt Menschen oder Hunde zum Treten verwendet werden.
                              Unsere Eichhornchenkaͤfige sind auf dieselbe Weise gebaut, nur muß man sich
                              dabei vorstellen, daß das Eichhoͤrnchen außen auf seiner Tretwalze
                              laͤuft, wenn man es mit dem Cycloped vergleichen
                              will. Ein gewoͤhnlicher auf Raͤder gestellter Wagen ist der
                              Laͤnge nach in zwei Stalle getheilt, und uͤber den Boden dieser
                              Staͤlle laͤuft eine Tretvorrichtung (eine Laustem oder Kette ohne Ende
                              mit Querbalken, eine
                              convexe Tretscheibe), die in die Achsen des Wagens eingreift, und diese dreht. Die
                              Pferde kommen in diese Stalle, und, indem sie den Boden treten, aus welchem sie
                              stehen, drehen sie die Achsen und treiben den Wagen vorwaͤrts.
                           Dieser Versuch einer neuen Art von Anwendung der Pferdekraft zeigte auf der Eisenbahn
                              weder Gewinn an Kraft noch an Geschwindigkeit; auch war der ganze Apparat nur ein
                              roher Entwurf, so daß der Grundsaz, worauf er beruhte, auch nicht einmal
                              gehoͤrig ausgefuͤhrt werden konnte. Die Stalle waren zu enge und
                              laͤhmten die Kraft des Pferdes. Wir zweifeln nicht, daß in einem
                              gehoͤrig gebauten Wagen dieser Art die Pferde auf einer
                                 Eisenbahn mit besserem Erfolge, oder wenigstens mit gleichem und mit
                              geringerer Kraftanstrengung voll ihrer Seite, verwendet, werden koͤnnenZumal, wenn man eine Vorrichtung anbringt, wodurch, Statt der Achse, der
                                    Umfang des Rades in Bewegung, gesezt wird, was mittelst einer
                                    Zahnvorrichtung an demselben und einem Triebstoke auf einer Achse, welcher
                                    in die Zahne des Umfanges des Rades eingreift, leicht moͤglich ist.
                                    Die Achse dieses Triebstokes, und nicht die Achse des Wagens, ist es, die in
                                    Bewegung gesezt werden sollte. Allerdings wuͤrde man an Zeit, d.h. an
                                    Geschwindigkeit verlieren, was man an Kraft gewinnt, die Kraft wuͤrde
                                    aber so klein werden koͤnnen, daß selbst die Kraft eines einzelnen
                                    Menschen zureichen wuͤrde, ungeheuere Lasten zu bewegen, wie wir so
                                    oft sehen, daß ein Fuhrmann seinen schwer beladenen Wagen vorwaͤrts
                                    schiebt, wenn er steken bleibt, indem er ein Rad bei der Folge ergreift. Es
                                    ist unbegreiflich, daß unsere Wagenbauer die Theorie des Hebels so wenig
                                    benuͤzen, und immer die Kraft am Hypomochlion, am Stuͤzpunkte
                                    (an der Achse oder an der Nabe) Statt am Ende des Hebels, an den Felgen des
                                    Rades anbringen, und dies; sogar selbst dort, wo es sich gar nicht um
                                    Geschwindigkeit handelt.A. d. Ue.. Eines der Hauptelemente der Geschwindigkeit, die man auf Eisenbahnen
                              erreichen kann, ist das Moment der Bewegung, welches ein Koͤrper
                              waͤhrend seiner Bewegung auf einer ebenen Flaͤche oder uͤber
                              eine schiefe Flaͤche hinab erlangt, und dieses Moment muß sehr oft einen
                              Punkt erreichen, auf welchem jede andere Zugkraft nicht nur keinen Nuzen mehr
                              leistet, sondern wirklich die Bewegung in ihrer Schnelligkeit selbst
                              aufhaͤlt.
                           Man seze, dieses Moment sey bis zu einer Kraft gestiegen, welche eine Geschwindigkeit
                              von 13 (engl.) Meilen in Einer Stunde gibt, d.h., bis zu jener Geschwindigkeit, bei
                              welcher ein Pferd, wenn es die aͤußerste Anstrengung machen soll, nichts
                              anderes mehr vermag, als sich selbst fort zu galoppiren, so daß also, wenn es
                              wirklich starker galoppiren koͤnnte, es doch nichts zur Foͤrderung der
                              Last nuͤzen wuͤrde; man seze ferner, daß das Moment der Schwerkraft,
                              oder die Geschwindigkeit der Schwerkraft groͤßer sey, als die Geschwindigkeit
                              dieses Pferdes (was, da nur wenige Pferde 13 (engl. 3 1/4 deutsche) Meilen in Einer
                              Stunde laufen, wohl oft der Fall seyn wird); so wird entweder das Pferd
                              zusammenstuͤrzen muͤssen, oder es wird den Wagen in seiner Bewegung aufhalten.
                              Bringt man nun das Pferd in den Wagen, so kommt es diesem Momente der Bewegung aus
                              dem Wege, (und foͤrdert dasselbe noch gewisser Maßen) waͤhrend es an
                              der Wohlthat desselben Theil nimmt; man erspart ihm das Unheil sich zu Schanden zu
                              laufen, wenn es nicht niedergeworfen werden will, ohne daß darum der Wagen schneller
                              liefe, (oder sich durch Aufhalten zu beschaͤdigen.). Es tritt im Wagen seinen
                              alten Tritt fort.
                           Daß indessen jeder Wagen, der durch eine aͤhnliche Kraft, wie der
                              „Cycloped“ getrieben wird,
                              dem Dampfe sowohl an Kraft, als an Wohlfeilheit nachstehen muß, ist offenbar.
                           5) Der Perseverance von Hrn. Burstall zu Edinburgh. Dieser
                              Nahme (zu Deutsch, „Beharrlichkeit“)
                              erinnert an die Beharrlichkeit, mit welcher der Eigenthuͤmer, Hr. Burstall, seit mehreren Jahren unter unguͤnstigen
                              Verhaͤltnissen seine Idee eines Dampfwagens fuͤr gewoͤhnliche
                              Straßen durchzusezen bemuͤht ist. Der Perseverance
                              weicht in feinem wesentlichen Stuͤke von Hrn. Burstall's gewoͤhnlichem Dampfwagen ab. (Mech. Mag. IV. B. S. 433. Polytechn. Journ.
                              B. XXVII. S. 389. ab.) Nur hat er den
                              Kessel und Ofen sammt der dazu gehoͤrigen Maschinerie auf einen eigenen Wagen
                              gestellt, der hinten angebracht ist, um die Passagiere im Falle einer Explosion mehr
                              sicher zu stellen.
                           Die schaͤzenswertheste Verbesserung, die er hat, ist eine bequemere Art, das
                              Vordergestell zu lenken: Statt eines Rades und Triebstokes bedient er sich hierzu
                              eines Spornes und Laufbandes. Dann hat er auch eine sehr gute Vorrichtung zur
                              Verstaͤrkung der Kraft, wo es bergan geht. (Die Beschreibung und Abbildung
                              der andern Dampfwagen folgt.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
